Neue Enthüllungen erwartet

Es werden wohl noch weitere interne Dokumente aus dem Vatikan veröffentlicht. Das sagte Vatikansprecher Federico Lombardi in Mailand vor Journalisten. Er denke nicht, dass die Vatileaks-Affäre zu Ende sei, obwohl bereits eine Person in Untersuchungshaft sitzt. Derjenige, der die Dokumente besitzt, habe eine klare Strategie, so Lombardi. Diese Person, so Lombardi wörtlich, werde den Medien nur vereinzelt Dokumente weiterreichen. Lombardi geht davon aus, dass die Person bereits alle Dokumente bei sich habe und nicht alles gleichzeitig weiterreichen werde. Der Jesuitenpater sei deshalb nicht mehr überrascht, auch an diesem Wochenende von weiteren Veröffentlichungen zu hören. In der Sonntagsausgabe veröffentlichte die römische Zeitung „La Rebubblica" neue Enthüllungen. Es handelt sich um interne Briefe, die gegen Kardinalstaatsekretär Tarcisio Bertone und dem Papstsekretär Georg Gänswein gerichtet sind. (rv)

Glaubenskongregation beanstandet Buch über Sexualmoral

Die vatikanische Glaubenskongregation hat schwere Mängel an einem Buch über Sexualmoral aus der Hand einer US-amerikanischen Ordensfrau festgestellt. Die Autorin ignoriere „die beständigen Äußerungen des Lehramtes", ihr Werk beinhalte irrige Auffassungen, deren Verbreitung den Gläubigen „schweren Schaden zuzufügen droht", heißt es in einer fünf Seite langen Note der Glaubenskongregation, die der vatikanische Pressesaal an diesem Montag veröffentlichte.

Das Buch „Just Love. A Framework for Christian Sexual Ethics" von Schwester Margaret A. Farley, die der Kongregation der Schwestern der Barmherzigkeit von Amerika angehört, enthalte „viele Irrtümer und Zweideutigkeiten", etwa über Masturbation, homosexuelle Handlungen bzw. Lebensgemeinschaften, die Unauflöslichkeit der Ehe sowie Scheidung und Wiederverheiratung. Die Glaubenskongregation bringt in der Note ihr „tiefes Bedauern" darüber zum Ausdruck, dass eine Ordensfrau Positionen vertritt, die „in direktem Widerspruch zur katholischen Lehre" stehen. Das Buch könne keinesfalls als „zulässige Darlegung der katholischen Lehre verwendet" werden. Über Konsequenzen für die Autorin macht die Note keine Angaben.

Das 2006 im englischen Original erschienene Buch ist nicht in deutscher Übersetzung erhältlich. Die Schwester, eine emeritierte Sozialethik-Professorin, vertritt darin unter anderem die Auffassung, dass gleichgeschlechtliche Beziehungen und Handlungen „aufgrund der selben Sexualethik wie heterosexuelle Beziehungen und Handlungen gerechtfertigt sein können". Die Einführung der Ehe zwischen Homosexuellen bezeichnet sie als „eine der dringendsten Angelegenheiten in der Öffentlichkeit der Vereinigten Staaten". Zudem stellt Schwester Farley die Unauflöslichkeit der christlichen Ehe in Frage und tritt für die Möglichkeit zu einer weiteren Ehe nach einer Scheidung ein.

Sie macht diese Ansichten im Buch jeweils als „persönliche Ansichten" kenntlich. Im Gespräch mit dem US-amerikanischen Nachrichtenportal „National Catholic Reporter" betonte Schwester Farley, ihr Werk sei nicht „als Ausdruck des offiziellen katholischen Lehramtes" gedacht. Augenscheinlich ist, dass die Aussagen der Autorin im klaren Gegensatz zum Katechismus stehen, auf den die Note der Glaubenskongregation jeweils verweist.

Aus der Mittelung geht hervor, dass der Heilige Stuhl erstmals im März 2010 in einem Schreiben an die Oberin auf die lehrmäßigen Probleme des Buches verwies. Papst Benedikt XVI. – der bis zu seiner Papstwahl im April 2005 selbst Präfekt der Glaubenskongregation war – habe die Note im März 2012 gutgeheißen und ihre Veröffentlichung angeordnet. (rv)

Hier:  Note der Glaubenskongregation im Volltext

Benedikt XVI. in Mailand: Kirche und Stadt für das Gemeinwohl

Papst Benedikt XVI. ist auf dem VII. Welttreffen der Familien im italienischen Mailand eingetroffen. Am Flughafen wurde er vom Mailänder Kardinal Angelo Scola und dem italienischen Integrationsminister Andrea Riccardi begrüßt. Höhepunkt des dreitägigen Besuches ist eine große Abschlussmesse zum Familientreffen mit dem Papst am Sonntag. Rund 50.000 Dauergäste sind laut ersten Schätzungen in diesen Tagen in Mailand, zur Papstmesse am Sonntag werden eine Million Teilnehmer erwartet.
In einer Ansprache am Mailänder Dom, der ersten Papstansprache auf dem VII. Weltfamilientreffen, grüßte Benedikt XVI. am frühen Freitagabend die versammelten Kirchenvertreter und Familien aus aller Welt. In seiner Rede vor rund 60.000 Menschen gedachte der Papst der Bedürftigen, besonders der vom Erdbeben getroffenen Bürger in der Region Emilia Romagna:

„Einen zuneigungsvollen Gruß richte ich an Menschen, die Hilfe und Trost brauchen: Menschen, die allein oder in Schwierigkeiten sind, Arbeitslose, Kranke, Häftlinge, Obdachlose und Personen, denen das Notwendigste für ein Leben in Würde fehlt. Möge keinem dieser unser Brüder und Schwestern das solidarische und beständige Interesse der Gemeinschaft fehlen. In diesem Kontext begrüße ich den Einsatz, mit dem die Diözese Mailand konkret der Bedürftigkeit der durch die Wirtschafts- und Finanzkrise am stärksten getroffenen Familien begegnet ist und dies weiter tut. Das Gleiche trifft für die Nothilfe der Diözese Mailand und der ganzen Kirche für die vom Erdbeben getroffenen Menschen der Region Emilia-Romagna zu: Diese Menschen sind in unserem Herzen und Gebet. Ich bitte nochmals für sie um Solidarität."

Unter dem Applaus seiner Zuhörer ging der Papst weiter auf die besondere Rolle der norditalienischen Metropole ein: Die Stadt Mailand sei bis heute für ganz Italien ein Zentrum des Fortschritts und Friedens, so der Papst mit einer Würdigung der berühmten Söhne und Töchter der Stadt. Mehrere Erzbischöfe Mailands wurden in der Vergangenheit Papst; mit Blick auf das Zweite Vatikanische Konzil, dessen Eröffnung sich im Jahr 2012 zum 50. Mal jährt, würdigte Benedikt XVI. an dieser Stelle Papst Paul VI..

Aufruf zur Neuevangelisierung
Das Familientreffen biete Gelegenheit, die tiefe Verbindung zwischen Mailands Kirche und dem Stuhl Petri aufs Neue zu bekräftigen, so Benedikt XVI., der weiter zum Einsatz für eine Erneuerung des Glaubens aufrief:

„Ihr wisst gut, wie dringend im aktuellen kulturellen Kontext der ,Sauerteig' des Evangeliums vonnöten ist. Der Glaube an Jesus Christus, der für uns gestorben und auferstanden ist, lebendig unter uns ist, muss alle Lebensbereiche entfachen, persönliche und gemeinschaftliche, damit ein stabiles und authentisches Wohlsein – Gemeinwohl – , angefangen bei der Familie, möglich wird."

Die Familie müsse hier als grundlegendes Erbe der Menschheit wiederentdeckt werden, so der Papst, als Zeichen einer echten und starken Kultur, die dem Menschen zuträglich sei. Mailands Kirche und die politischen Autoritäten der Stadt sollten hier gemeinsam für das Gemeinwohl ihrer Bürger arbeiten, appellierte der Papst. (rv)

Vatikan: Keine Spaltung zwischen Aufsichtsrat und Vatikanbank

Der Aufsichtsrat, der die Vatikanbank IOR kontrolliert und aus Kardinälen besteht, ist nicht gespalten oder zerstritten. Das sagte Vatikansprecher Federico Lombardi an diesem Samstag in Mailand bei einer Pressekonferenz. Er dementierte somit Medienberichte, die von angeblichen Meinungsunterschiede des Kardinalsrat zum Rücktritt von Ettore Gotti Tedeschi als IOR-Chef schreiben. Solche Berichte seien „komplett falsch", so Lombardi wörtlich vor Journalisten. Der Aufsichtsrat unterstütze vollumfänglich die Haltung des Expertenrates, der aus Laien besteht und von Gotti Tedeschi geleitet wurde. Derzeit hat der Vize-Präsident des Expertenrates die Leitung übernommen. Es handelt sich um den Deutschen Ronaldo Hermann Schmitz. (rv)