Kardinal Koch: „Papstbesuch ist Zeichen der Ermutigung“

Aus Sicht des ökumenischen Dialogs wird der Papstbesuch in Deutschland viel bringen. Davon ist der vatikanische Ökumene-Verantwortliche, der Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch, überzeugt. Die Erwartungen an den Papstbesuch sind groß. Die Erwartungen an den Papstbesuch sind groß, das Treffen in Erfurt wird als wichtig eingeschätzt, aber gleichzeitig wird von vielen Seiten auch vor einer Überforderung gewarnt. Diese Meinung teilt auch Kardinal Koch.

„Wir können uns sicher erwarten, dass der Papst ein Zeichen der Ermutigung und der Vertiefung setzen wird. Wir können uns aber nicht erwarten, dass dasjenige, was gleichzeitig gelöst werden muss, nun einseitig vom Papst gelöst werden soll. Beispielsweise ist in der Erklärung über die Rechtfertigungslehre von Augsburg 1999 ganz klar ausgesagt, welche Fragen noch offen sind. Diese Fragen müssen im ökumenischen Dialog geklärt werden. Es wäre eigentlich nicht ganz fair, vom Papst zu erwarten, er würde nun einseitig diese Lösung bringen."

Beim Treffen des Papstes mit den Protestanten sei sowohl das Gespräch als auch das Gebet wichtig, so Kardinal Koch. Die Gespräche mit der Evangelischen Kirche Deutschlands werden im Erfurter Augustinerkloster, wo der Reformator Martin Luther lebte, stattfinden.

„Es hat eine sehr wichtige Bedeutung, weil Deutschland das zentrale Reformationsland ist. Der Papst selber ist Deutscher und kennt sich im ökumenischen Dialog sehr gut aus. Er hat sehr viel dazu beigetragen. Deshalb wird er sicher der katholischen Kirche in Erinnerung rufen, dass der Weg der Ökumene unhintergehbar ist. Es gibt kein zurück. Wir müssen mit Zuversicht auf den zukünftigen Weg gehen."

Hintergrund
Im Rahmen seiner Deutschlandreise wird Papst Benedikt XVI. am 23. September das evangelische Augustinerkloster in Erfurt besuchen. Dort wird der Papst mit einer evangelischen Delegation, die vom Vorsitzenden des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Nikolaus Schneider, geleitet wird, zu einem Gespräch zusammenkommen. Nach der etwa halbstündigen Begegnung im Kapitelsaal wird in der Kirche des Augustinerklosters mit einer Gemeinde aus etwa 300 geladenen Gästen ein ökumenischer Wortgottesdienst gefeiert.
Im Folgenden finden Sie die Namen der Personen, die am ökumenischen Gespräch im Kapitelsaal teilnehmen werden.
Evangelische Kirche:
1. Präses Nikolaus Schneider, Vorsitzender des Rates der EKD
2. Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt, Präses der Synode der EKD
3. Landesbischof Jochen Bohl, stellvertretender Vorsitzender des Rates der EKD
4. Dr. Hans Ulrich Anke, Präsident des Kirchenamtes der EKD
5. Prof. Dr. Michael Beintker, stellvertretender Vorsitzender der Kammer für Theologie der EKD
6. Tabea Dölker, Mitglied des Rates der EKD
7. Dr. Elke Eisenschmidt, Mitglied des Rates der EKD
8. Landesbischof Dr. Ulrich Fischer, Mitglied des Rates der EKD und Vorsitzender der Vollkonferenz der Union Evangelischer Kirchen in der Evangelischen Kirche in Deutschland (UEK)
9. Landesbischof Dr. Johannes Friedrich, Mitglied des Rates der EKD und Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD)
10. Dr. Thies Gundlach, Vizepräsident des Kirchenamtes der EKD
11. Dr. Friedrich Hauschildt, Vizepräsident des Kirchenamtes der EKD
12. Bischöfin Ilse Junkermann, Evangelische Kirche in Mitteldeutschland
13. Prof. Dr. Christoph Markschies, Vorsitzender der Kammer für Theologie der EKD
14. Bischof Martin Schindehütte, Vizepräsident des Kirchenamtes der EKD
15. Kirchenpräsident Jann Schmidt, Mitglied des Rates der EKD
16. Marlehn Thieme, Mitglied des Rates der EKD
17. Prof. Dr. Christiane Tietz, Mitglied des Rates der EKD
18. Landesbischof Prof. Dr. Friedrich Weber, Vorstandsvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) und Catholica-Beauftragter der VELKD
19. Prof. Gesine Weinmiller, Mitglied des Rates der EKD
20. Bischöfin Rosemarie Wenner, Präsidentin der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF)

Römisch-katholische Kirche:
1. S. H. Papst Benedikt XVI.
2. Kardinal Tarcisio Bertone, Kardinalstaatssekretär S. Heiligkeit
3. Kardinal Kurt Koch, Präsident des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen
4. Kardinal Walter Kasper, Präsident em. des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen
5. Kardinal Paul Josef Cordes, Präsident em. des Päpstlichen Rates Cor unum
6. Kardinal Walter Brandmüller, Präsident em. der Historikerkommission des Vatikans
7. Kardinal Karl Lehmann, Bischof von Mainz
8. Erzbischof Giovanni Angelo Becciu, Substitut des Staatssekretariats
9. Erzbischof Dr. Jean-Claude Périsset, Nuntius in Deutschland
10. Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz
11. Erzbischof Dr. Erwin Josef Ender, ehemaliger Nuntius in Deutschland
12. Bischof Dr. Josef Clemens, Sekretär des Päpstlichen Rates für die Laien
13. Bischof Dr. Gerhard Ludwig Müller, Bischof von Regensburg
14. Bischof Dr. Joachim Wanke, Bischof von Erfurt
15. Prälat Dr. Georg Gänswein, Sekretär S. Heiligkeit
16. Msgr. Alfred Xuereb, Zweiter Sekretär S. Heiligkeit
17. Msgr. Dr. Winfried König, Leiter der deutschsprachigen Abteilung im Staatssekretariat
18. P. Dr. Hans Langendörfer SJ, Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz
19. Msgr. Prof. DDr. Rüdiger Feulner, Apostolische Nuntiatur Berlin
20. Msgr. Dr. Tuomo Vimpari, Apostolische Nuntiatur Berlin (rv)

Vatikan: Was Bischöfe lernen können

Es ist mittlerweile eine gute Tradition geworden: Neu ernannte Bischöfe aus aller Welt kommen nach Rom, um zu lernen, um Erfahrungen auszutauschen und nicht zuletzt auch um mit „älteren" Amtsbrüdern zu sprechen. Unter den zum diesjährigen Kurs als Refernt Eingeladenen ist der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx. Sein Thema an diesem Donnerstag war die Leitungsaufgabe des Bischofs. Dabei geht es zwar auch um die Theorie, so Marx im Interview mit Radio Vatikan. Ihm geht es aber vor allem um Berichte aus der persönlichen Praxis.

„Ich finde, dass es sehr wichtig ist, dass man bei aller guten Theorie auch davon erzählt, wie man es selber macht und wie man von dem, was vielleicht nicht gelungen ist, lernen kann. Ich möchte jedenfalls den Bischöfen auch sagen, dass man als Bischof noch viel zu lernen hat."

Viele Neubischöfe kommen mit Leitungserfahrungen in ihr Amt, die eine Pfarrei betreffen, keine größeren Einheiten. Marx weist aber darauf hin, dass der Kern ähnlich ist: Es ist der Umgang mit Menschen. Man müsse mit vielen Menschen zusammen arbeiten können, mit Konflikten umgehen können und sie auf ein Ziel hin orientieren. Gleichzeitig bringe das Amt aber tatsächlich auch völlig neue Elemente mit sich …

„weil ein Bischof viel stärker in der Gesamtöffentlichkeit des Bistums steht und auch in der Öffentlichkeit der Gesellschaft. Da braucht es eine Zeit, sich einzuarbeiten, erst recht, wenn man als Fremder in eine Diözese kommt. Ich selber habe das ja zweimal erlebt und weiß, was es heißt, in einer großen Diözese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden, die miteinander auch den Weg gehen, mit dem Bischof zusammen. Denn alleine kann man ein Bistum nicht leiten."

Es brauche immer die Mitarbeit anderer, vor allem der Priester. Insgesamt sei viel Engagement des Gespräches, des Zuhörens und des gemeinsamen Suchens nach Zielen nötig. Was das Bischofsamt im letzten Jahr vor allem geprägt hat, war die Diskussion und der Umgang mit dem Missbrauch. Auch hieraus hat Kardinal Marx einiges an Erfahrungen gezogen, Dinge, die er auch den neuen Bischöfen weitergeben will:

„Auf jeden Fall aktiv zu handeln, authentisch und deutlich die klare Linie der Aufklärung zu fahren; ein offenes Verhältnis zu den Medien haben, die sehr aufmerksam sind, manchmal natürlich auch nicht wohlwollend, das ist klar, aber das muss man eben wissen. Da ist einiges, was man auch den Bischöfen weitergeben kann, denn natürlich wird es immer Konflikte und Probleme mit Priestern geben – nicht nur in der Frage des Missbrauchs –, da sollte man im Gespräch und in der Vereinbarung, was man von einem Priester erwartet, sehr deutlich und konsequent handeln und nicht diffus." (rv)