D: Merkel will Wahrheit und Klarheit zu Missbrauch

Die Bundesregierung hat sich offenbar darauf geeinigt, nur einen einzelnen Runden Tisch zu den Missbrauchsfällen ins Leben zu rufen – und nicht mehrere aus verschiedenen Ministerien. Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger betonte gegenüber der „Neuen Osnabrücker Zeitung", dass sie es für gut halte, nur eine Institution zu haben, die aufkläre. Bundeskanzlerin Angela Merkel erklärte in ihrer Regierungserklärung am Mittwoch im Bundestag, dass sich die mit der Aufarbeitung betrauten Ministerinnen – neben der Justizministerin die Familienministerin Kristina Köhler und die Bildungsministerin Annette Schavan – auf diesen einen Runden Tisch verständigt hätten. Merkel verurteilte Missbrauch in eindeutigen Worten:
„Sexueller Missbrauch an Kindern und an Schutzbefohlenen ist ein verabscheuungswürdiges Verbrechen und es gibt nur eine Möglichkeit, dass unsere Gesellschaft mit diesen Fällen klar kommt, und das heißt Wahrheit und Klarheit über alles, was passiert".
Die Kanzlerin zeigte sich offen, über neue Verjährungsfristen und auch über Entschädigungen zu sprechen und wandte sich dagegen, die Diskussion zu verengen:
„Völlige Wiedergutmacheung wird und kann es nicht geben. Und ich sage auch, dass es jetzt keinen Sinn hat, auch wenn die ersten Fälle uns aus dem katholischen Bereich zu Ohren gekommen sind, es auf eine Gruppe zu beschränken. Es ist etwas, was in vielen Bereichen der Gesellschaft sich ereignet hat und es ist vor allem auch etwas, was sich heute, teilweise in anderer Form, aber mit gleichen Folgen, weiter ereignet." (rv)

Vatikan: Glaubenskongregation untersucht Medjugorje

In der Glaubenskongregation ist unter dem Vorsitz von Kardinal Camillo Ruini eine internationale Kommission zur Untersuchung des Phänomens Medjugorje eingerichtet worden. Das teilte der vatikanische Pressesaal an diesem Mittwoch mit. Die Kommission wird vertraulich arbeiten und die Ergebnisse ihrer Studien der Kongregation unterbreiten. Über Zeitrahmen oder Zielsetzung gab der Pressesaal nichts bekannt.
In dem Ort soll es seit dem 24. Juni 1981 zu Marienerscheinungen gekommen sein. Die Erscheinungen dauern nach Angaben der inzwischen erwachsenen Seherinnen und Seher mit großer Häufigkeit weiter an. Sie sind verbunden mit präzisen Aussagen der "Gospa" (Herrin) zu kirchlichen und sonstigen Themen.
1991 formulierte die damalige Jugoslawische Bischofskonferenz Leitlinien zu dem Phänomen. Darin heißt es, es stehe nicht fest, dass die Vorgänge übernatürlich seien. Daraus ergebe sich, dass offizielle Wallfahrten nach Medjugorje nicht möglich seien. (rv)

Vatikan/ Großbritannien: Besuch des Papstes nimmt Form an

Königin Elisabeth II. wird Papst Benedikt XVI. am 16. September dieses Jahres im königlichen Palast in Edinburgh empfangen. Dies wird der Auftakt des Staatsbesuches sein, den der Papst in diesem Spätsommer in England und Schottland machen wird. Es wird der erste Staatsbesuch sein, den ein Papst in Großbritannien machen wird. Papst Johannes Paul II. hatte das Land zwar 1982 besucht, dies war aber ein pastoraler Besuch, der die Etablierung voller diplomatischer Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und Großbritannien feiern sollte. Der Besuch von Benedikt XVI. erfolgt auf Einladung der britischen Regierung und der katholischen Kirche. Damit wird es ein Ereignis, dass nicht nur katholisch ist. Der Erzbischof von Westminster und Vorsitzende der Bischofskonferenz von England und Wales, Vincent Nichols, betont:
„Die Einladung, bei diesem Besuch dabei zu sein, gilt für jeden ohne Ausnahme. Es ist eine Einladung an alle Menschen in diesem Land, Papst Benedikt zu treffen und ihm zuzuhören, denn er ist ein zutiefst feinfühliger und intelligenter Verkündiger der Botschaft Christi.“
Eines der wichtigsten Ereignisse bei diesem Besuch wird die Seligsprechung des englischen Kardinals und Theologen John Henry Newman sein. Um die Besonderheit dieses Seligen hervorzuheben, wird der Papst die Seligsprechung selbst vornehmen und nicht einen Beauftragten delegieren, was bisher Praxis im Pontifikat Benedikt XVI. war. Erzbischof Nichols hebt in seiner Würdigung aber nicht den Gelehrten hervor, der die Theologie geprägt habe:
„Kardinal Newman war dreißig Jahre lang ein Gemeindepfarrer. Und es ist wunderbar, dass seine Seligsprechung sozusagen zum Abschluss des Priesterjahres stattfindet. Das wird eine große Ermutigung für jeden Priester hier sein, der seine Pflicht treu und still ausübt. Das ist genau das, was Kardinal Newman dreißig Jahre lang tat.“
Die Seligsprechung wird wohl am 19. September in Coventry stattfinden, wie der Postulator im Seligsprechungsverfahren, Andrea Ambrosi, auf Anfrage einer Nachrichtenagentur mitteilte. Der Papst wird bei seinem Besuch auch das Haupt der anglikanischen Kirche, den Erzbischof von Canterbury Rowan Williams, besuchen und sich mit Kirchenvertretern und Vertretern anderer Religionen treffen.
Neben diesem kirchlichen Ereignis hebt die britische Regierung in ihrer Stellungnahme zum Besuch die politischen Übereinstimmungen hervor. Die Millennium-Entwicklungsziele, der Umweltschutz und die Gesundheit in Entwicklungsländern sind nur einige der Punkte, in denen der heilige Stuhl und die britische Politik an einem Strang ziehen. (rv)

Papstbrief zu Missbrauch wird Freitag unterschrieben

Die Kirche feiert heute den heiligen Patrick, den Schutzpatron Irlands. Ein Grund für den Papst, in seiner Generalaudienz noch einmal auf die schwere Krise einzugehen, in die die Kirche des Landes durch die Missbrauchsfälle gestürzt ist. Er nutzte die Gelegenheit, um den englischsprachigen Pilgern seinen Brief an die Kirche Irlands offiziell anzukündigen:
„Als ein Zeichen meiner tiefen Besorgnis habe ich einen Pastoralbrief geschrieben, der sich mit dieser schmerzvollen Situation befasst. Ich werde ihn am Hochfest des heiligen Joseph, dem Beschützer der Familien und Patron der ganzen Kirche, unterschreiben und bald danach abschicken. Ich bitte Euch alle, ihn selbst und mit offenem Herzen und im Geist des Glaubens zu lesen. Meine Hoffnung ist, dass er helfen wird im Prozess der Reue, der Heilung und der Erneuerung.“
Das Fest des heiligen Josef ist an diesem Freitag, die Kirche Irlands und die Kirchen anderer Länder, die von der Krise betroffen sind, werden den Brief also Anfang der nächsten Woche erwarten. (rv)