Vatikan: Ordensgemeinschaften gegen Menschenhandel

Talitha KumIn Rom tagt derzeit zum zweiten Mal das internationale Ordens-Netzwerk gegen Menschenhandel, „Talitha Kum“. Es will Synergieeffekte bei der weltweiten Prävention und Bekämpfung von Menschenhandel nutzen. Das Treffen begann am Montag und geht bis Sonntag. Im Gespräch mit Experten wollen die Verantwortlichen praktische Wege erörtern. Der Name des Netzwerks „Talitha Kum“ geht auf das Markusevangelium zurück und bedeutet übersetzt: „Mädchen, ich sage dir, steh auf!“ Es sind die Worte Jesu bei der Auferweckung einer Verstorbenen. (rv)

 

Vatikan-Vizepressesprecher geht nach 20 Jahren

PressesaalAm 31. Januar kann Pater Ciro Benedettini, Vatikan-Vizesprecher, auf zwanzig Jahre Arbeit – das heißt Kommunikationsarbeit für drei Päpste – zurückblicken. Er verlässt seinen Arbeitsplatz am Heiligen Stuhl und geht in den Ruhestand. Der amerikanische Journalist Greg Burke wird in seine Fußstapfen treten. Mit einem lachenden und weinenden Auge blickt Benedettini zurück auf die letzten zwanzig Jahre. Drei Pontifikate mitzuerleben und mitzugestalten, sei schon etwas Besonderes; vor allem spüre man die Veränderungen und die Zeichen der Zeit am eigenen Leibe.

„Radikale Veränderungen! Als ich gekommen bin, gab es noch alle Informationen in Papierform. Ich erinnere mich noch, Weihnachten 1995: Gemeinsam mit Navarro-Valls (d.h. dem damaligen Leiter des Pressesaals) haben wir es geschafft, das Internet einzurichten. Ich denke, das war einer der ehrwürdigsten Momente und Punkte meiner Arbeit, dieses wichtige Kommunikationsinstrument in den Vatikan gebracht zu haben. Langsam ist es mit der Digitalisierung weitergegangen und hat das Papier total verdrängt: Heute gibt es eine „Informationsexplosion“. Vor nur zwanzig Jahren war die Presseschau einfach: Zwanzig Zeitungen und Zeitschriften, fertig. Heute mit den Blogs und den Social Media gibt es eine Informationsexplosion, die realistischerweise kaum überschaubar ist.“

Padre Ciro sieht die schnelle Verbreitung sowie die Möglichkeit der Journalisten, von überall arbeiten zu können, als riesigen Vorteil. Der verlorengegangene persönliche Kontakt mit den Journalisten sei hingegen ein großer Verlust, bedauert der langjährige Presseverantwortliche im Vatikan. Die kirchlichen Medien haben für ihn auch heute noch die Aufgabe, Nachrichten mit „Menschenwürde, mit Vorsicht und großem Respekt“ zu behandeln. Er sieht die Problematik in der schnellen Bearbeitung der Information, so werde vieles nur oberflächlich weitergegeben. In seinen zwanzig Jahren Dienst im Vatikan blieben ihm vor allem viele schöne Erinnerungen mit dem heiligen Papst Johannes Paul II. Bis hin zu dessen Sterben im April 2005:

„Wahrscheinlich ist das für einige sehr traurig; ich nenne es ein ‚Nationalepos‘. Die letzten Tage von Johannes Paul II. und seine Beerdigung. Wir waren wie in Trance; die Menschen im Pressesaal, verstummten alle mit dem Beginn der Gebete. Und dann erinnere ich mich an die Ankündigung des Todes, die Journalisten sprachen uns ihr Beileid aus, und auch alle Menschen, die vor dem Pressesaal standen, wollten dies tun. Jeder verstand, dass wir selbst einen uns sehr lieben Menschen verloren hatten.

Ich nenne das ein „Nationalepos“. Denn der Moment war wie eine Osmose – zwischen uns und der Menschenmenge: Die Gefühle der Menschenmassen waren gleich den unseren. Unsere Gefühle waren die der Masse. Wir haben einerseits den traurigen Schmerz des Verlustes des Papstes gefühlt – aber zusammen den Triumph der Einheit mit dem Heiligen Vater. Das war auch ein Triumph des Glaubens und des ewigen Lebens.“ (rv)

Erzbischof Tomasi fordert zuerst Waffenstillstand in Syrien

Erzbischof Silvano TomasiAn diesem Freitag wollen die Vereinten Nationen in Genf endlich die „Syrien-Gespräche“ starten lassen: Doch immer noch herrscht Streit über die genaue Teilnehmerliste. Der Ständige Beobachter des Heiligen Stuhls in Genf, Erzbischof Silvano Maria Tomasi, fordert im Gespräch mit Radio Vatikan, dass noch vor den Gesprächen ein schneller Waffenstillstand notwendig wäre.

„Man legt nun alle möglichen Karten auf den Tisch, um zu einem spezifischen Ziel zu gelangen, und dieses müsste lauten: Waffenstillstand. Damit die Zivilbevölkerung zur Ruhe kommt, vor allem einen Moment durchatmen kann, und damit in ganz Syrien auch die humanitäre Hilfe arbeiten kann. Es gibt also auch ein wenig Vertrauen. Die Einladungen wurden auch an die internen Gruppen Syriens versandt – also Regierung und Opposition; sie sollen an dieser ersten Phase der Dialogfindung teilnehmen. Also besteht Grund zur Hoffnung, dass hier am 29. Januar in Genf der Dialog starten kann, auch wenn die Parteien zunächst nicht direkt miteinander reden werden, sondern über Sondergesandte des Vereinten Nationen. Auf diese Art und Weise kann zwischen den Parteien vermittelt werden, um wenigstens zu einer ersten, kleinen Übereinkunft zu kommen – zumindest zu einer kurzen Pause der Gewalt, die seit Jahren in Syrien und im Nahen Osten dominiert.“

Die Syrien-Gespräche in Genf sollen den Weg für eine Übergangsregierung ebnen. Doch angesichts der widerstreitenden Interessen der Dialogpartner, unter ihnen auch Saudi-Arabien und Iran, wird das alles andere als leicht sein. Tomasi hofft also zunächst mal auf einen kleinen, aber aus seiner Sicht wichtigen Schritt, die Waffenpause.

In dem Konflikt sind bisher mehr als 250.000 Menschen ums Leben gekommen. Über elf Millionen Menschen wurden vertrieben. Die Genfer Gespräche kranken daran, dass längst nicht alle Machtfaktoren aus Syrien mit am Tisch sitzen; Islamisten bleiben außen vor, und das, obwohl Deutschland mittlerweile vorsichtig dafür plädiert, sie miteinzubeziehen. Tomasi: „Diese neue Phase einer Waffenstillstands-Vermittlung wird natürlich von durch die Tatsache erschwert, dass die Gewalt der Gruppen, die von den Vereinten Nationen als Extremisten eingestuft werden, weitergeht. Praktisch gesehen, bleibt dadurch eine Dimension der Unsicherheit bestehen, und somit auch die Schwierigkeit, sich dem Ziel des Friedens anzunähern.“ (rv)