Beratungsrunden im Vatikan: Kurienreform, Wirtschaft, Kinderschutz

Kardinal BaldisseriDie Kardinalskommission für die Kurienreform hat einen ersten Bericht über die Päpstlichen Räte erarbeitet. Das gab der Vatikan am letzten Tag der Beratungen an diesem Mittwoch bekannt, ohne auf Inhalte einzugehen. Am Morgen habe die Kardinalsgruppe außerdem Kardinal Lorenzo Baldisseri, den Sekretär der Bischofssynode, getroffen, der über die Vorbereitung der kommenden Synode zum Thema Familie berichtete. Weiter habe man die Arbeit für die nächste Beratungsrunde koordiniert, die Anfang Juli stattfinden wird.

Wirtschaftsrat
Der neue Wirtschaftsrat werde am 2. Mai seine Arbeit aufnehmen, geht aus der Vatikannote weiter hervor. Der Papst werde das Treffen am kommenden Freitag im Apostolischen Palast eröffnen. Hauptthema der Beratungen seien die Statuten des neuen Gremiums, das von Franziskus im Februar gegründet worden war. Auch wolle man die weitere Arbeit des von Kardinal Reinhard Marx koordinierten Rates planen. Außer Marx gehören dem Gremium sieben weitere Kardinäle und sieben nichtgeistliche Finanzexperten an, unter ihnen der deutsche Betriebswirt und Versicherungsfachmann Jochen Messemer. Das Treffen werde den ganzen Tag dauern und im Bologna Saal des Apostolischen Palastes stattfinden, gab der Vatikan an.

Kinderschutz
Auch die neue Kinderschutzkommission tritt in diesen Tagen zum ersten Mal zusammen:. Bei den Beratungen vom 1.-3. Mai in der Casa Santa Marta im Vatikan wolle man das Ziel und Profil der Kommission definieren und über die Aufnahme weiterer Mitglieder aus aller Welt beraten, heißt es in der Vatikannote. Auch bei dieser Gelegenheit werde der Papst ein Grußwort sprechen. (rv)

Kardinal Capovilla: „Wir sind keine Museumswärter“

Kardinal CapovillaEs stimmt schon, allein durch die zeitliche Nähe, die wir noch zu Johannes Paul II. haben, rückt die Heiligsprechung von Johannes XXIII. etwas in den Hintergrund. Das ist noch ein Papst aus der Zeit der Schwarzweiß-Photographie, etwas entfernter vom Heute. Aber Franziskus wollte unbedingt auch Angelo Giuseppe Roncalli ins Buch der Heiligen schreiben, zeitgleich mit Johannes Paul – dafür hat er sogar auf den eigentlich nötigen Nachweis eines weiteren Wunders auf die Fürsprache von Johannes XXIII. verzichtet. Warum? Das fragten wir den Sekretär des neuen Heiligen, Loris Francesco Capovilla, schon weit über neunzig Jahre alt, und seit Februar Kardinal.

„Ich kann die Absicht des Heiligen Vaters nicht entschlüsseln. Ich weiß allerdings, dass der Heilige Vater an die Inspiration – nicht so sehr an die Worte, finde ich, aber an die Inspiration von Papst Johannes anknüpfen will, die dieser von oben bekam: alle Bischöfe, alle Ortskirchen der ganzen Welt zusammenzubringen, um sich gegenseitig zuzuhören, zu beten und nachzudenken, was wir für die Menschen unserer Zeit tun sollten. Benedikt XVI. hat das Zweite Vatikanische Konzil den „Polarstern des 21. Jahrhunderts“ genannt; er hat nicht gesagt: ‚Polarstern dieses Jahres oder des nächsten’, sondern ‚des 21. Jahrhunderts’. Das ist nicht nur ein – vergangenes – Ereignis, sondern ein Weg, und so sieht das auch Papst Franziskus, hier liegt der tiefste Berührungspunkt zu Papst Johannes. Die Kirche als Mutter, die dem Menschen von heute, Mann oder Frau, gute Ratschläge gibt, ihn aber zu nichts zwingt. Die überzeugen will, nicht drohen. Papst Franziskus kommt, wie einst Papst Johannes, im Namen Jesu – und spricht nur von Jesus.“

Capovilla, der ein gutes Dutzend Jahre an der Seite von Angelo Giuseppe Roncalli stand, nervt es noch Jahrzehnte später, wenn man Johannes XXIII. vor allem als den „papa buono“, als Papst der Güte, bezeichnet. Es gehe in Sachen Papst Johannes nicht um Nostalgie, sondern ums Vorwärtskommen.

„Ich will damit sagen: Wir sind doch nicht Wärter in einem Wallfahrtsort oder einem Museum! Das hat Papst Johannes übrigens selbst schon so gesehen. Wir sollen stattdessen einen Garten pflegen und das Anbrechen eines neuen Pfingsten vorbereiten, eines neuen Ostern, eines neuen Frühlings! Und nicht nur für unsere private Freude, sondern für die ganze Menschheit! Wir sind auf einem Weg und haben das Ziel noch lange nicht erreicht. Die Straße, die wir zurückzulegen haben, ist noch lang! Uns ist klar, dass wir einen Schatz haben – aber nicht, um ihn für uns zu behalten, sondern um ihn der ganzen Welt anzubieten. Evangelii Gaudium: das Evangelium ist eine Frohe Botschaft! Und was ist das Frohe daran? Dass ich ein Kind Gottes bin und Gott mich nicht alleinläßt.“

Wir versuchen, Kardinal Capovilla nochmal vorsichtig auf unser eigentliches Thema, nämlich auf Johannes XXIII., hinzulenken, und fragen: Wie würden Sie denn die zehn Jahre beschreiben, in denen Sie Mitarbeiter von Papst Johannes waren?

„Nein, ich war kein Mitarbeiter von Papst Johannes! Ich war nur ein kleines Rädchen, wie viele andere. Aber ich habe ihn ihm einen Mann erkannt, der von Gott gesandt war. Ich habe mich nie zu seinem Mitarbeiter aufgeworfen, erst recht nicht ihm irgendwas eingeflüstert, das wäre für mich skandalös gewesen! Ich freue mich einfach, an der Seite eines Mannes gestanden zu haben, der mit Sicherheit von Gott geführt worden ist. Das ist es. Er hat den guten Samen gesät. Er konnte nicht alles vollenden, was er in der Seele trug, aber er hat den Samen ausgestreut.“

Wie ist das für Sie, dass „Ihr“ Papst jetzt als Heiliger anerkannt ist? Was bedeutet Ihnen dieser Sonntag, 27. April?

„Das ist ein Tag im Kalender. Alle Tage im christlichen Kalender sind Feiertage. Wer glaubt, für den ist immer Feiertag, ist immer Ostern, ist immer Auferstehung. Einfach die Augen zum Himmel heben, oder sich an die Brust schlagen, nachdem man die heilige Kommunion empfangen hat, das ist schon ein großes Geschenk, ein Schatz, ein Geheimnis aus Gnade und Licht. Für uns ist immer Feiertag!“ (rv)

Tag Zwei der Kardinalsberatungen: Es geht um die Päpstlichen Räte

Kardinal ParolinDie Beratungen der Kardinalskommission für die Reform der Kurie gehen in den zweiten Tag, zur Zeit befassen sich die acht Mitglieder gemeinsam mit Papst Franziskus und Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin mit den Päpstlichen Räten. Das teilte der Vatikan an diesem Dienstag mit. Bei den vergangenen Treffen war es bereits um die Kongregationen des Vatikan gegangen, also um die Institutionen mit eigenem Weisungsrecht.

Zu Beginn der Versammlung am Montag hatte der Vorsitzende der päpstlichen Prüfungskommission für wirtschaftliche und administrative Angelegenheiten, Joseph Zahra, über einige bereits begutachtete Bereiche der vatikanischen Verwaltung berichtet. Insgesamt ging es um die künftige Ordnung der wirtschaftlichen Belange des Vatikan. Insgesamt sei davon auszugehen, dass bei der Menge an noch zu erledigender Arbeit die Beratungen und die Erstellung einer neuen Ordnung für den Vatikan – die Reform des Dokumentes Pastor Bonus – sich bis ins kommende Jahr hinziehen würden.

Das nächste Mal werde man sich für vier Tage im Juli treffen, so der Vatikan abschließend. (rv)

Kardinalsrat des IOR tagt

IORDrei Mal jährlich will sich künftig die Kardinalskommission zur Kontrolle des vatikanischen Finanzinstitutes IOR treffen. Das gab der Vatikan an diesem Montag bekannt. Die Kardinäle hatten sich am Morgen zu einer Sitzung getroffen und über das weitere Vorgehen gesprochen, dabei sei diese Absprache getroffen worden. Ausnahmen wolle man allerdings machen, wenn besondere Umstände einträten, so die Mitteilung.

Mitglieder sind neben dem vom Rat gewählten Vorsitzenden Kardinal Santos Abril y Castelló außerdem Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, Kardinal Christoph Schönborn, Kardinal Jean-Louis Tauran und der Bischof von Toronto, Kardinal Christopher Collins. Papst Franziskus hatte im Januar dieses Jahres die Ernennungen ausgesprochen. (rv)

Kardinal Bertone verteidigt sich

Kardinal BertoneDer frühere Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone verteidigt sich gegen Vorwürfe, er beziehe ein Luxus-Appartement im Vatikan, während der Papst im Vatikan-Gästehaus in einem viel kleineren Appartement wohne. In einem Brief an zwei Kirchenzeitungen spricht Bertone von „übelwollender“ Berichterstattung. Um die Stimmung gegen ihn anzuheizen, habe der „Informant die Quadratmeterzahl seiner Wohnung verdoppelt“. Er sei „dankbar und bewegt“ darüber, dass der Papst ihn am 23. April angerufen habe, „um mir seine Solidarität und seinen Ärger über die Angriffe auf mich auszudrücken“. Wörtlich schreibt Kardinal Bertone: „Das Appartement hat die übliche Größe solcher Wohnstätten in den alten Vatikanhäusern und wurde von mir auf meine Kosten instandgesetzt. Es ist mir nur auf Zeit zugewiesen und nach mir wird jemand anders dort wohnen.“ Er bücke sich nicht, um die Steine aufzuheben, die man auf ihn werfe, fährt der Kardinal mit einem Zitat von Johannes XXIII. fort. (rv)

Kardinalsrat berät zum vierten Mal

KardinalsratZum vierten Mal tagt seit diesem Montag der Kardinalsrat, den Papst Franziskus zu seiner Unterstützung und für die Kurienreform ins Leben gerufen hat. Unter den acht Mitgliedern des Rates ist auch der Münchner Erzbischof, Kardinal Reinhard Marx. Der Papst selber nimmt regelmäßig an den Sitzungen teil. Erste Ergebnisse der Beratungen waren in der Vergangenheit die Einrichtung des Wirtschaftssekretariates und des Wirtschaftsrates im Vatikan, ferner die Einrichtung einer Institution für den Kinderschutz.

Mit der Einrichtung des Rates direkt nach der Papstwahl und seiner formalen Bestätigung ein halbes Jahr danach reagierte der Papst auf die Wünsche der zum Konklave versammelten Kardinäle, die vatikanischen Strukturen zu erneuern und die Weltkirche in die Beratungen und Entscheidungen in Rom stärker einzubeziehen. (rv)

Dank an alle Pilger – Würdigung des Friedensbeitrages der Päpste

VatikanplatzVor dem Regina caeli, dem traditionellen Mittagsgebet zur Osterzeit, dankte Papst Franziskus allen Gläubigen, die zur Heiligsprechung der beiden Päpste gekommen waren und daran beteiligt waren. Und er würdigte den Beitrag der Päpste für die Entwicklung der Völker und den Frieden. Hier die Worte des Papstes beim Mittagsgebet an diesem Sonntag:

„Liebe Brüder und Schwestern!
Bevor wir dieses Glaubensfest beenden, möchte ich noch einen Abschiedsgruß an alle richten und mich bei allen bedanken. Ich bedanke mich bei meinen Mitbrüdern, den Kardinälen und zahlreichen Bischöfen und Priestern aus allen Teilen der Welt. Mein Dank geht an die vielen offiziellen Delegationen aus den verschiedenen Ländern, die den beiden Päpsten ihre Ehrerbietung erweisen wollten. Den Päpsten, die auf unvergessliche Art und Weise ihren Beitrag zur Entwicklung der Völker und des Friedens geleistet haben.

Ein besonderer Dank geht an die italienischen Behörden für ihre bedeutsame Mitarbeit. Mit besonderer Zuneigung grüße ich die Pilger der Diözese Bergamo und der Diözese Krakau. Meine Liebsten ehrt das Gedächtnis der beiden heiligen Päpste, indem ihr treu deren Lehren befolgt. Ich bin all denen dankbar, die mit besonderer Großzügigkeit diese denkwürdigen Tage vorbereitet haben. (…) Ein Dank an alle!

Ich grüße alle Pilger, die hier am Petersplatz, in den Nebenstraßen und in allen Teilen Roms dabei sind. Wie auch die, die über Rundfunk und Fernsehen mit dabei sind. Ein Dankeschön alle Medienmitarbeiter, die es so vielen Personen ermöglicht haben, an der Feier teilzunehmen. Ein besonderer Gruß an die Kranken und alten Menschen, denen die neuen Heiligen besonders verbunden waren.
Und nun wenden wir uns in Gebeten an die Jungfrau Maria, die für den heiligen Johannes XXIII. und den heiligen Johannes Paul II. wie eine Mutter war.“
Nach dem Gebet sprach er seinen Segen aus und verabschiedete sich mit einer Umarmung von Papst emeritus Benedikt XVI. Er schüttelte die Hände der vielen Staatsgäste, bevor er mit seinem „Papamobil“ eine großzügige Runde auf den Petersplatz drehte. Zur Freude der rund 500.000 Pilger fuhr er zusätzlich an der Via della Conciliazione entlang. Freundlich winkte er den vielen Gläubigen. Laut Pressesprecher des Vatikans sind 800.000 Pilger an diesemTag nach Rom gekommen.
Der Petersdom wird von 14 bis 22 Uhr geöffnet sein. Man wolle den Pilgern die Möglichkeit geben, an den Gräbern der nun heiligen Päpste Johannes XXIII. und Johannes Paul II. zu beten. (rv)

Zwei neue heilige Päpste: „Mitarbeiter des Heiligen Geistes“

Papst Johannes Paul II.  Papst Johannes XXIII.Die Weltkirche hat zwei neue heilige Päpste: Franziskus hat an diesem Sonntag seine Vorgänger Papst Johannes Paul II. und Johannes XXIII. zur höchsten Ehre der Altäre erhoben. Rund 800.000 Pilger aus aller Welt feierten die feierliche Heiligsprechung in Rom mit dem argentinischen Papst, davon befanden sich allein 500.000 auf und um den Petersplatz. Auch Benedikt XVI. nahm an der Zeremonie teil.

Heiligsprechung „mit vier Päpsten“
Begleitet vom Gesang der Heiligenlitanei zieht Papst Franziskus mit den Konzelebranten auf den Petersplatz ein. An der Fassade des Petersdomes hängen bereits die Bildnisse der beiden Päpste Johannes Paul II. und Johannes XXIII., trotz des Nieselregens haben sich hunderttausende Pilger auf dem Petersplatz und der Via della Conciliazione versammelt. Papst Franziskus lässt es sich nicht nehmen, vor dem Akt der Heiligsprechung seinen Vorgänger Benedikt XVI. herzlich zu umarmen; kurz nach Auszug aus dem Petersdom hatte er Benedikt schon die Hand geschüttelt. Der argentinische Papst ist ernst und still, Benedikt lächelt.

Zwei neue Heilige für die Weltkirche
Lange müssen die Gläubigen ab diesem Zeitpunkt nicht mehr auf „ihre Heiligen“ warten; der Akt der Kanonisation, mit dem Franziskus Johannes Paul II. und Johannes XXIII. zur höchsten Ehre der Altäre erhebt, findet direkt zu Beginn der Heiligsprechungsfeierlichkeiten statt. Drei Mal ersucht Kardinal Angelo Amato, Präfekt der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungen, den Papst um die Heiligsprechung der beiden Päpste. Franziskus verliest die Heiligsprechungsformel auf Latein und schreibt seine beiden seligen Vorgänger damit gleichsam in das Verzeichnis der Heiligen ein. Die Pilger jubeln, es ist vollbracht, Johannes Paul II. und Johannes XXIII. können fortan als Heilige der Weltkirche verehrt werden. Es ist das erste Mal in der Kirchengeschichte, dass zwei Päpste gleichzeitig ins Heiligenregister eingeschrieben werden. In der Causa Johannes XXIII. hatte Papst Franziskus von dem für eine Heiligsprechung eigentlich notwendigen Wunder dispensiert. Das Heiligsprechungsverfahren von Johannes Paul II. durchlief alle sonst üblichen Etappen, es gilt jedoch als das kürzeste der Neuzeit.

Nach der offiziellen Erklärung durch Papst Franziskus werden Reliquiare der beiden heiligen Päpste vor den Altar gestellt. Getragen wird die Blutampulle von Johannes Paul II. durch die Costaricanerin Floribeth Mora Diaz, die auf dessen Fürbitte von einem unheilbaren Hirn-Aneurysma genesen war. Der Reliquienbehälter von Johannes XXIII. mit Hautpartikeln des neuen Heiligen wird von vier Neffen des Roncalli-Papstes gebracht.

Papstpredigt: Mitarbeiter des Heiligen Geistes
In seiner Predigt würdigt Franziskus die beiden neuen heiligen Päpste als mutige Glaubenszeugen des 20. Jahrhunderts und Erneuerer der Kirche. Johannes Paul II. und Johannes XXIII. hätten den Herausforderungen ihrer Zeit ins Auge gesehen und dabei die Kraft des christlichen Glaubens bezeugt. Franziskus:

„Sie waren Priester, Bischöfe und Päpste des 20. Jahrhunderts. Dessen Tragödien haben sie erfahren, sind davon aber nicht überwältigt worden. Stärker war in ihnen Gott; stärker war der Glaube an Jesus Christus, den Erlöser des Menschen und Herrn der Geschichte; stärker war in ihnen die Barmherzigkeit Gottes, die sich in diesen fünf Wunden offenbart; stärker war die mütterliche Liebe Marias.“

Johannes Paul II. und Johannes XXIII. hätten den Mut gehabt, „die Wundmale Jesu anzuschauen, seine verwundeten Hände und seine durchbohrte Seite zu berühren“, formuliert Franziskus. Er geht dabei von der Begegnung des ungläubigen Thomas mit Jesus aus, von der das Johannesevangelium erzählt.

„Sie haben sich der Leiblichkeit Christi nicht geschämt, haben an ihm, an seinem Kreuz keinen Anstoß genommen; sie haben die Leiblichkeit des Mitmenschen nicht gescheut (vgl. Jes 58,7), denn in jedem leidenden Menschen sahen sie Jesus. Sie waren zwei mutige Männer, erfüllt vom Freimut des Heiligen Geistes, und haben der Kirche und der Welt Zeugnis gegeben von der Güte Gottes und von seiner Barmherzigkeit.“

Die Wunden Jesu seien „Ärgernis für den Glauben“ und zugleich dessen „Nachweis“, fährt Franziskus fort. Für den Glauben an Gott seien sie „unerlässlich“, zeigten sie doch Gottes Liebe zum Menschen auf:

„Nicht um zu glauben, dass Gott existiert, sondern um zu glauben, dass Gott Liebe, Barmherzigkeit und Treue ist. Der heilige Petrus nimmt die Worte des Propheten Jesaja auf und schreibt an die Christen: ,Durch seine Wunden seid ihr geheilt (1 Petr 2,24; vgl. Jes 53,5).“

Johannes Paul II. und Johannes XXIII. stünden für die Kraft der christlichen Urgemeinde, in der „das Wesentliche des Evangeliums gelebt“ wird, nämlich „die Liebe und die Barmherzigkeit in Einfachheit und Brüderlichkeit“, führt Franziskus aus. Dieses Bild einer Kirche, die sich aus der Kraft der Urgemeinde speist, habe das Zweite Vatikanische Konzil geleitet, so der Papst, der den polnischen Papst und den Konzilspapst an dieser Stelle als Erneuerer der Kirche würdigt:

„Johannes XXIII. und Johannes Paul II. haben mit dem Heiligen Geist zusammengearbeitet, um die Kirche entsprechend ihrer ursprünglichen Gestalt wiederherzustellen und zu aktualisieren, entsprechend der Gestalt, die ihr im Laufe der Jahrhunderte die Heiligen verliehen haben. Vergessen wir nicht, dass es gerade die Heiligen sind, die die Kirche voranbringen und wachsen lassen. In der Einberufung des Konzils hat Johannes XXIII. eine feinfühlige Folgsamkeit gegenüber dem Heiligen Geist bewiesen, hat sich führen lassen und war für die Kirche ein Hirte, ein geführter Führer. Das war sein großer Dienst an der Kirche; er war der Papst der Folgsamkeit gegenüber dem Geist.“

Johannes Paul II. bezeichnet Franziskus als „Papst der Familie“ – so habe der polnische Papst erinnert werden wollen. Franziskus erbittet hier seine Fürsprache der beiden neuen Heiligen für die bevorstehende Weltbischofssynode zur Familienpastoral, die im Oktober im Vatikan stattfindet:

„Mögen diese beiden neuen heiligen Hirten des Gottesvolkes mit ihrer Fürsprache für die Kirche eintreten, damit sie in diesen zwei Jahren des Synodenweges fügsam sei gegenüber dem Heiligen Geist in ihrem pastoralen Dienst an der Familie. Mögen beide uns lehren, keinen Anstoß zu nehmen an den Wunden Christi und in das Geheimnis der göttlichen Barmherzigkeit einzudringen, die immer hofft und immer verzeiht, weil sie immer liebt.“ (rv)

 

Zwei Frauen, zwei Wunder

Die Journalisten, die zu den Heiligsprechungen in Rom sind, werden in diesen Tagen vom Vatikan mit Pressekonferenzen geradezu überschwemmt. Ein Auftritt durfte aber auf die besondere Aufmerksamkeit der Pressemeute zählen: als es nämlich um die zwei „Wunder“ ging. Um die zwei Frauen also, die auf die Fürsprache von Johannes XXIII. bzw. Johannes Paul II. auf medizinisch unerklärliche Weise geheilt worden sind. Im Fall von Johannes Paul hat das entsprechende Wunder seine schnelle Heiligsprechung neun Jahre nach seinem Tod ermöglicht; bei Johannes hingegen hat Papst Franziskus für die Heiligsprechung vom Nachweis des Wunders dispensiert. Sein Wunder, von dem hier die Rede ist, machte also im Jahr 2000 seine Seligsprechung möglich.

Tränen und Emotionen auf einer Pressekonferenz des Heiligen Stuhls – ein nicht gerade übliches Bild. Das Wort hat zunächst Schwester Adele Labianca aus Neapel, sie hat zusammen mit Schwester Caterina Capitani lange in einem Kinderkrankenhaus dort gearbeitet. Schwester Caterina nun mußte 1966 ein Teil ihres Magens entfernt werden, da war sie erst 23 Jahre alt; nach der OP gab es Komplikationen, die Ärzte fürchteten das Schlimmste. Caterina und ihre Mitschwestern riefen Johannes XXIII. im Gebet an – der war drei Jahre zuvor gestorben.

„Auf einmal spürte sie eine Hand auf ihrer Magengegend, und eine Stimme rief sie an: ‚Schwester Caterina!’ Sie erschrak und sah auf einmal Papst Johannes neben ihrem Bett stehen, der sie lächelnd ansah. Er sagte zu ihr: ‚Schwester Caterina, du hast viel zu mir gebetet und auch viele deiner Mitschwestern, vor allem eine von ihnen’ – ich muss in aller Bescheidenheit sagen, diese eine Mitschwester war ich! ‚Ihr habt mir wirklich ein Wunder vom Herzen gerissen! Jetzt ist alles vorüber: Dir geht es gut, du hast nichts mehr!’“

Schwester Caterina konnte sofort wieder essen, ihre Ärzte vermochten sich ihre plötzliche Besserung nicht zu erklären. Ihre Mitschwester Adele sagt:

„Schwester Caterina hat für den ganzen Rest ihres Lebens eine starke Verehrung für Papst Johannes empfunden und verbreitet. Wir wissen nicht, aus welcher Ecke des Paradieses sie uns heute zuschaut – sie starb im April 2010 –, aber sie hat uns ein geistliches Testament hinterlassen, das von ihrem Vertrauen zu Gott und zu seinem Willen zeugt.“

„Ich hörte eine Stimme: Steh auf, hab keine Angst!“

Den Journalisten im Vatikanischen Pressesaal wurde aber auch noch ein Wunder sozusagen aus erster Hand geboten: Das Wunder der 51-jährigen Hausfrau Floribeth Mora Diaz aus San José in Costa Rica. Die Ehefrau eines Polizisten, Mutter von vier Kindern, wurde im April 2011 aus dem Krankenhaus nach Hause geschickt: Man könne nichts mehr für sie tun, so die Ärzte, ihr Aneurisma sei nicht zu heilen, sie habe nur noch einen Monat zu leben.

„Ich betete daraufhin um die Fürsprache von Johannes Paul II., ich sagte ihm immer: ‚Johannes Paul, du bist so nahe bei Gott, sag doch dem Herrn, dass ich nicht sterben will!’ Ich hatte Angst vor dem Sterben… ‚Sag ihm bitte: Wenn ich sterbe, wer kümmert sich denn dann um meine Kinder? Die sind, zusammen mit meinem Mann, das, was ich am meisten liebe…’ Ich bat ihn immer wieder, sie zu beschützen und nicht alleinzulassen, wenn ich tot wäre. Ich betete, weil ich nicht sterben wollte.“

Am 1. Mai 2011 wurde Johannes Paul II. in Rom von seinem Nachfolger Benedikt XVI. selig gesprochen. Die todkranke Frau Mora Diaz sah sich das im Fernsehen an.

„Nach dieser Übertragung – das war um zwei Uhr nachts in Costa Rica – habe ich etwas Unglaubliches gespürt. Ich wachte morgens gegen acht Uhr auf, aber irgendetwas war anders. Ich hörte eine Stimme in meinem Zimmer, die mir sagte: ‚Steh auf!’ Ich war sehr überrascht, sah mich um und dachte: ‚Aber ich bin doch alleine hier?’ Und immer noch hörte ich diese Stimme: ‚Steh auf! Hab keine Angst!’ Mein Blick ging zu einer Zeitschrift, die auf dem Fernseher lag, eine Sondernummer zur Seligsprechung von Johannes Paul II., man sah darauf den Papst mit erhobenen Händen – und ich sah, dass die Hände auf diesem Bild zu mir hinwinkten, als wollte er sagen, nun mach schon! Ich antwortete: ‚Ja, Herr!’ Und seit diesem Tag stehe ich wieder auf meinen Füßen! Der Herr hat mir an diesem Tag die Angst genommen und den Todeskampf, und er hat mir einen Frieden gegeben – einen Frieden, der mir die Sicherheit gab, dass ich geheilt war…“ (rv)

Papst emeritus Benedikt kommt zu Heiligsprechungen

Papst emer. Benedikt XVI.Nun ist es offiziell: Papst emeritus Benedikt XVI. wird bei der Messe zur Heiligsprechung seiner Vorgänger Johannes XXIII. und Johannes Paul II. auf dem Petersplatz dabei sein. Das teilte Pater Federico Lombardi beim Pressebriefing an diesem Samstag den versammelten Journalisten mit. Benedikt habe die Einladung angenommen und Papst Franziskus mitgeteilt, dass er kommen werde, so Lombardi. Der emeritierte Papst wird unter den Konzelebranten sein, allerdings nicht am Altar, sondern bei den Kardinälen. (rv)