Zwei Frauen, zwei Wunder

Die Journalisten, die zu den Heiligsprechungen in Rom sind, werden in diesen Tagen vom Vatikan mit Pressekonferenzen geradezu überschwemmt. Ein Auftritt durfte aber auf die besondere Aufmerksamkeit der Pressemeute zählen: als es nämlich um die zwei „Wunder“ ging. Um die zwei Frauen also, die auf die Fürsprache von Johannes XXIII. bzw. Johannes Paul II. auf medizinisch unerklärliche Weise geheilt worden sind. Im Fall von Johannes Paul hat das entsprechende Wunder seine schnelle Heiligsprechung neun Jahre nach seinem Tod ermöglicht; bei Johannes hingegen hat Papst Franziskus für die Heiligsprechung vom Nachweis des Wunders dispensiert. Sein Wunder, von dem hier die Rede ist, machte also im Jahr 2000 seine Seligsprechung möglich.

Tränen und Emotionen auf einer Pressekonferenz des Heiligen Stuhls – ein nicht gerade übliches Bild. Das Wort hat zunächst Schwester Adele Labianca aus Neapel, sie hat zusammen mit Schwester Caterina Capitani lange in einem Kinderkrankenhaus dort gearbeitet. Schwester Caterina nun mußte 1966 ein Teil ihres Magens entfernt werden, da war sie erst 23 Jahre alt; nach der OP gab es Komplikationen, die Ärzte fürchteten das Schlimmste. Caterina und ihre Mitschwestern riefen Johannes XXIII. im Gebet an – der war drei Jahre zuvor gestorben.

„Auf einmal spürte sie eine Hand auf ihrer Magengegend, und eine Stimme rief sie an: ‚Schwester Caterina!’ Sie erschrak und sah auf einmal Papst Johannes neben ihrem Bett stehen, der sie lächelnd ansah. Er sagte zu ihr: ‚Schwester Caterina, du hast viel zu mir gebetet und auch viele deiner Mitschwestern, vor allem eine von ihnen’ – ich muss in aller Bescheidenheit sagen, diese eine Mitschwester war ich! ‚Ihr habt mir wirklich ein Wunder vom Herzen gerissen! Jetzt ist alles vorüber: Dir geht es gut, du hast nichts mehr!’“

Schwester Caterina konnte sofort wieder essen, ihre Ärzte vermochten sich ihre plötzliche Besserung nicht zu erklären. Ihre Mitschwester Adele sagt:

„Schwester Caterina hat für den ganzen Rest ihres Lebens eine starke Verehrung für Papst Johannes empfunden und verbreitet. Wir wissen nicht, aus welcher Ecke des Paradieses sie uns heute zuschaut – sie starb im April 2010 –, aber sie hat uns ein geistliches Testament hinterlassen, das von ihrem Vertrauen zu Gott und zu seinem Willen zeugt.“

„Ich hörte eine Stimme: Steh auf, hab keine Angst!“

Den Journalisten im Vatikanischen Pressesaal wurde aber auch noch ein Wunder sozusagen aus erster Hand geboten: Das Wunder der 51-jährigen Hausfrau Floribeth Mora Diaz aus San José in Costa Rica. Die Ehefrau eines Polizisten, Mutter von vier Kindern, wurde im April 2011 aus dem Krankenhaus nach Hause geschickt: Man könne nichts mehr für sie tun, so die Ärzte, ihr Aneurisma sei nicht zu heilen, sie habe nur noch einen Monat zu leben.

„Ich betete daraufhin um die Fürsprache von Johannes Paul II., ich sagte ihm immer: ‚Johannes Paul, du bist so nahe bei Gott, sag doch dem Herrn, dass ich nicht sterben will!’ Ich hatte Angst vor dem Sterben… ‚Sag ihm bitte: Wenn ich sterbe, wer kümmert sich denn dann um meine Kinder? Die sind, zusammen mit meinem Mann, das, was ich am meisten liebe…’ Ich bat ihn immer wieder, sie zu beschützen und nicht alleinzulassen, wenn ich tot wäre. Ich betete, weil ich nicht sterben wollte.“

Am 1. Mai 2011 wurde Johannes Paul II. in Rom von seinem Nachfolger Benedikt XVI. selig gesprochen. Die todkranke Frau Mora Diaz sah sich das im Fernsehen an.

„Nach dieser Übertragung – das war um zwei Uhr nachts in Costa Rica – habe ich etwas Unglaubliches gespürt. Ich wachte morgens gegen acht Uhr auf, aber irgendetwas war anders. Ich hörte eine Stimme in meinem Zimmer, die mir sagte: ‚Steh auf!’ Ich war sehr überrascht, sah mich um und dachte: ‚Aber ich bin doch alleine hier?’ Und immer noch hörte ich diese Stimme: ‚Steh auf! Hab keine Angst!’ Mein Blick ging zu einer Zeitschrift, die auf dem Fernseher lag, eine Sondernummer zur Seligsprechung von Johannes Paul II., man sah darauf den Papst mit erhobenen Händen – und ich sah, dass die Hände auf diesem Bild zu mir hinwinkten, als wollte er sagen, nun mach schon! Ich antwortete: ‚Ja, Herr!’ Und seit diesem Tag stehe ich wieder auf meinen Füßen! Der Herr hat mir an diesem Tag die Angst genommen und den Todeskampf, und er hat mir einen Frieden gegeben – einen Frieden, der mir die Sicherheit gab, dass ich geheilt war…“ (rv)