Kardinal Woelki Mitglied in zwei Vatikanbehörden

Kardinal Rainer Maria Woelki ist von Papst Benedikt zum Mitglied in der Bildungskongregation und im päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen ernannt worden. Das teilte der Vatikan an diesem Samstag mit. In der Bildungskongregation wird Woelki nun gemeinsam mit Kardinal Reinhard Marx arbeiten. Das Presseamt gab eine ganze Reihe von Ernennungen bekannt, insgesamt bekamen alle beim vergangenen Konsistorium zum Kardinal erhobenen Bischöfe ihre Stellen als Mitarbeiter in den Vatikanbehörden. So wurden etwa auch die Erzbischöfe von Mailand und Washington, Kardinal Angelo Scola und Kardinal Donald Wuerl, von Papst Benedikt XVI. zu Mitgliedern der Glaubenskongregation ernannt.
Die vollständigen Listen aller Mitglieder und Berater finden sich auf den Websites der Kongregationen unter www . vatican . va. (rv)

Zur Auflistung aller Ernennungen   >>>  HIER

Syrien: Jesuiten stemmen sich gegen das Flüchtlingsdrama

Eine halbe Million Menschen sind in Syrien derzeit auf der Flucht, zwischen 90.000 und 100.000 Syrer, darunter zahlreiche Familien mit kleinen Kindern, sind in das benachbarte Jordanien geflohen. Das geht aus Schätzungen des UNHCR und Berichten des Internationalen Jesuitenflüchtlingsdienstes hervor.

„Ein großes Problem ist, dass die Hilfsorganisationen keine ausländischen Mitarbeiter ins Land bringen können, weil sie keine Visa bekommen. Das heißt, dass ihre Bewegungsfreiheit extrem eingeschränkt ist. Es gibt im Land ein Paar Hilfsorganisationen, doch sind zivilgesellschaftliche Strukturen, zu denen ja auch Nichtregierungsorganisationen und Hilfsorganisationen gehören, aufgrund des politischen Systems nicht stark ausgeprägt."

Judith Behnen von der deutschen Jesuitenmission ist in den vergangenen Tagen mit dem Leiter des Internationalen Jesuitenflüchtlingsdienstes, Pater Peter Balleis SJ, durch Syrien und Jordanien gereist. Während große internationale Hilfsorganisationen immer noch enorme Schwierigkeiten haben, in Syrien humanitäre Hilfe zu leisten, setzt der Jesuitenflüchtlingsdienst auf lokale Netzwerke und Nachbarschaftshilfe, die von Jesuiten vor Ort koordiniert werden, erzählt sie im Interview mit Radio Vatikan:

„Die Jesuiten können in Homs, Aleppo und Damaskus zusammen mit der Caritas und der lokalen Kirche auf einem bestimmten Level Hilfe leisten, zum einen weil die Strukturen für die irakischen Flüchtlinge schon bestehen und zum anderen, weil es viele freiwillige junge Leute gibt, Christen und Muslime, die Nachbarschaftshilfe leisten. Das Ganze funktioniert aber nur über persönliche Kontakte und die lokale Kirche vor Ort, es gibt keine großangelegten Hilfsapparate. Das ist im Moment wirklich nicht möglich."

Der Internationale Jesuitenflüchtlingsdienst kümmert sich seit 2008 in Syrien und Jordanien um irakische Flüchtlinge. Diese bestehenden Hilfsstrukturen würden jetzt für die syrischen Flüchtlinge genutzt, darunter Christen wie Muslime. Ob Lebensmittel, Kochutensilien, Matratzen oder Miethilfen, mit schon ein Paar Euro könne den Menschen geholfen werden, berichtet Behnen. Dabei profitierten die Flüchtlinge auch von der Unterstützung der irakischen Flüchtlinge, die bisher nicht in ihr Land zurückkehren konnten. Ein Prinzip jesuitischer Hilfsarbeit: die Mobilisierung von Flüchtlingen für Flüchtlinge. Dazu Behnen:

„Dieses Prinzip hat große Solidarität zur Folge und schafft Vertrauen. Ich war mit einer älteren Frau aus dem Irak in Jordanien unterwegs, die sagte: ,Das ist genau das, was wir damals erlebten, als wir 2003 oder 2007 aus dem Irak gekommen sind. Seht zu, dass ihr nicht zu lange im Provisorium lebt, schickt eure Kinder sofort in dies Schule, gebt den Traum auf, nach zwei Wochen sofort wieder nach Hause zu kommen, das ist nicht realistisch.’"

Viele der Flüchtlinge haben schon eine regelrechte Odyssee quer durch das Land hinter sich. Neben Unsicherheit, Obdachlosigkeit und Verarmung hätten zahlreiche Menschen, vor allem Kinder, mit psychischen Folgen der Gewalt zu kämpfen.

„Die kommen aus Städten wie Homs, also Orten, die bombardiert werden und wo Familie fliehen vor der Gewalt. Wir haben viele getroffen, die schon mehrfach weitergezogen sind. Eine Familie aus Homs war erst in einem Dorf in Zelten untergebracht, sie hatten nur noch ihr Auto, sind dann weiter nach Damaskus gezogen. Es gibt Flüchtlinge, die schon die zweite, dritte Station hinter sich haben, weil sie Schutz gesucht haben an Orten, die dann zu Schauplätzen kämpferischer Handlungen wurden. Viele der Kinder sind traumatisiert und haben Alpträume, die Eltern lassen sie nicht mehr aus dem Haus."
Was wünscht sich die syrische Bevölkerung mit Blick auf die politische Zukunft ihres Landes? Der Friedensplan der Vereinten Nationen steht auf wackeligen Füßen, ebenso scheint die vereinbarte Waffenruhe immer wieder gebrochen zu werden. Nach zahlreichen Gesprächen mit Kirchenleuten, Christen und Muslimen in Syrien – Behnen war in Aleppo, in Damaskus und in den jordanischen Grenzgebieten unterwegs – kommt sie zu folgendem Schluss:

„Also es ist ganz klar: Es gibt auf christlicher Seite beide politische Positionen und es ist eindeutig kein Religionskonflikt, das geht quer durch. Ich glaube, dass es in dem Konflikt ganz unterschiedliche Interessen gibt, auch politische, dass es eigentlich schon ein regionaler Konflikt ist, weil die Nachbarländer und die Internationale Gemeinschaft mit unterschiedlichen Interessen darauf einwirken. Für die Jesuiten vor Ort ist völlig klar, dass es ihnen selbst nicht um Politik, sondern um humanitäre Hilfe geht. Das Leiden jedes Einzelnen zählt, egal auf welcher Seite er steht."

Das Problem sei freilich, dass die Grenze der Gewalt „von beiden Seiten" überschritten worden sei:

„Beide Seiten haben Grenzen überschritten, wenn man sich anhört, welche Gräueltaten verübt wurden. Dadurch ist eine politische und friedliche Lösung zu finden, man hat das Gefühl, so viele Erinnerungen, so viel Wut, Frustration und Anspannung ist aufgeladen, an der Oberfläche – vor allem in den Zentren der großen Städte – scheint das Leben normal weiterzugehen, doch es droht immer die Gefahr, dass es doch eskaliert. Viele haben uns gesagt: ,Wir glauben nicht, dass Kofi Annans Friedensplan aufgeht, sondern denken, es wird weiter eskalieren." (rv)

Vatikan/USA: Reform für US-amerikanische Frauenorden

Die vatikanische Glaubenskongregation hat eine Reform des Dachverbandes der US-amerikanischen Frauenorden eingeleitet. Als Verantwortlicher wurde Erzbischof Peter Sartain von Seattle eingesetzt. Seine Aufgabe ist es, die Arbeit des Dachverbandes LCWR „wo es nötig ist" zu erneuern und zu leiten, heißt es in einer Mitteilung aus dem Vatikan. Gleichzeitig lobte die Glaubenskongregation die Arbeit US-amerikanischer Schwestern. Der Heilige Stuhl nehme „mit Dankbarkeit den großen Beitrag von Ordensfrauen für die Kirche in den Vereinigten Staaten zur Kenntnis", der sich in vielen Schulen, Krankenhäusern und Sozialeinrichtungen niederschlüge. Die Glaubenskongregation beabsichtige nicht, „über den Glauben und das Leben von Ordensfrauen in den Mitgliederkongregationen zu urteilen". (rv)

Ökumene, Spiritualität, Ökologie: Würdigungen des Pontifikats Benedikt XVI.

Bei seinem Geburtstag waren viele Prominente in Rom, um den Papst zu feiern. Pater Bernd Hagenkord hat sich unter ihnen umgehört und gefragt, wie dieses Pontifikat – bis jetzt – eingeschätzt wird. Würdigungen von Alois Glück, dem Vorsitzenden des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, von Heinrich Bedford-Strohm, dem Landesbischof der lutherischen Kirche Bayerns, von Charlotte Knobloch, der Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und ehemaligen Vorsitzenden des Zentralrats der Juden, als Vertreter einer ganz anderen Generation: vom bayrischen Finanzminister Söder, und mit der Perspektive eines etwas versteckten Themas des Papstes, der Ökologie, von Gregor Maria Hanke, dem Bischof von Eichstätt. (rv)

Vatikan bestätigt Eingang einer Antwort der Piusbrüder

Der Vatikan hat am Dienstag eine Antwort des Generaloberen der traditionalistischen Priesterbruderschaft St. Pius X., Bernard Fellay, erhalten. Das bestätigte Vatikansprecher Federico Lombardi auf Anfragen von Journalisten. Der Text werde nun von den zuständigen Stellen im Vatikan überprüft und dann dem Papst zur Entscheidung vorgelegt, heißt es in einem Communiqué der Päpstlichen Kommission „Ecclesia Dei" vom Mittwoch. Die der Glaubenskongregation angegliederte Behörde ist für den Kontakt zu den Traditionalisten zuständig. Über den Inhalt von Fellays Schreiben verlautete bislang nichts. Vor Journalisten sagte Lombardi:

„In den nächsten Tagen bzw. Wochen wird sich die Glaubenskongregation konkret mit der Antwort der Piusbruderschaft beschäftigen und erst dann wird sich auch der Papst dazu äußern. Was man bereits sagen kann ist aber, dass der Vatikan eine Antwort erhalten hat, die anders lautet, als die, die vom Vatikan als nicht ausreichend bemängelt wurde. Da gibt es also Fortschritte.
Es hatte ja ein Treffen zwischen Kardinal William Levada und Fellay gegeben und damals hieß es auf Seiten der Lefebvrianer, dass die Vorschläge des Vatikan ungenügend seien. Diese Haltung der Piusbrüder war sehr schwierig für die Kirche."

Der Vatikan hatte Fellay bei einer Begegnung am 16. März aufgefordert, binnen eines Monats eine „lehrmäßige Präambel" zu unterzeichnen und darin das kirchliche Lehramt anzuerkennen. Eine positive Antwort wäre Voraussetzung für eine Aussöhnung mit der seit 1988 getrennten Leitungsspitze der Piusbrüder.

„Es gibt aber auch Vorschläge und Wünsche von Seiten der Piusbrüder, die sie für die Präambel stellen. Selbstverständlich muss dies nun überprüft werden. Dies ist also der nächste Schritt, die nun die Glaubenskongregation machen wird. Es gibt also zum heutigen Zeitpunkt keine Antwort des Papstes auf diese Antwort, weil es noch kein abschließendes positives Resultat gibt."

Papst Benedikt XVI. hatte im Januar 2009 die Exkommunikation der vier Bischöfe zurückgenommen. Im Anschluss hatten Experten der Vatikan-Kommission „Ecclesia Die" sowie der Piusbrüder in einer eineinhalbjährigen Dialogrunde bestehende theologische Differenzen ausgelotet. Streitpunkte waren dabei Aussagen des Zweiten Vatikanischen Konzils zur Ökumene, zur Religionsfreiheit und zum interreligiösen Dialog, die bislang von den Piusbrüdern abgelehnt werden. Der Vatikan hatte eine Annahme dieser Konzilsaussagen zur Bedingung für eine Reintegration in die katholische Kirche gemacht. (rv)

Italien/D: Kardinal Becker nimmt Titelkirche in Besitz

Der deutsche Kardinal Karl Josef Becker nimmt am 22. April seine römische Titelkirche in Besitz. Das gab das Vatikanische Presseamt am Montag bekannt. Beim Konsistorium am 18. Februar hatte Benedikt XVI. dem 83-jährigen früheren Theologieprofessor und Vatikanberater die Kirche „San Giuliano Martire" als römische Diakonie zugewiesen. Der Kardinalssitz erinnert an den früheren Brauch, dass die Päpste vom römischen Klerus gewählt wurden. Die Kirche San Giuliano liegt an der nach Norden führenden Ausfallstraße Via Cassia. Die Pfarrei wurde 1980 gegründet, die Kirche 1995 eingeweiht. 1997 stattete Papst Johannes Paul II. ihr einen Besuch ab. (rv)

Italien: „Ein lauwarmer, müder Glaube ist nicht imstande, die moderne Welt aufzuwärmen“

Das meinte der Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz am Sonntagnachmittag in der Basilika von Aquileia. Kardinal Angelo Bagnasco beendete dort mit einer Festmesse den Zukunftskongress der fünfzehn nordostitalienischen Bistümer. Die Delegierten hatten sich auf dem Kongress am Wochenende u.a. für eine ärmere, ehrlichere Kirche sowie für mehr Hilfen für Familien angesichts der Wirtschaftskrise ausgesprochen. Außerdem forderten sie die Bischöfe auf, sich der Politik gegenüber stärker auf die Seite der Einwanderer zu stellen. Der neue Patriarch von Venedig, Francesco Moraglia, lobte zum Abschluss des Kongresses „den reifen kirchlichen Sinn" der Teilnehmer. Das sei für ihn „eine positive Überraschung" gewesen. Eines der wichtigsten aufgeworfenen Probleme sei es aus seiner Sicht, die Jugendlichen wieder für das Evangelium zu interessieren. (rv)

Papst Benedikt XVI.: Weitergehen im Vertrauen auf Gott

Papst Benedikt XVI. hat am Montagmorgen mit engen Mitarbeitern und Besuchern aus Deutschland die Messfeier gehalten. Der Papst deutete in seiner Predigt, die er auf deutsch hielt, seinen Geburtstag von der Liturgie des Tages her:

„Die Liturgie der Kirche hat am 16. April, meinem Geburts- und Tauftag, drei Wegweiser aufgestellt, die mir zeigen, wohin der Weg führt, und die mir helfen ihn zu finden. Da ist zuerst das Gedächtnis der heiligen Bernadette Soubirous, der Seherin von Lourdes, da ist einer der seltsamsten Heiligen der Kirchengeschichte, Benedikt Joseph Labre, und da ist vor allen Dingen die Tatsache, dass dieser Tag immer eingetaucht ist in das Ostergeheimnis, das Geheimnis von Kreuz und Auferstehung, das sich in meinem (Geburts-)Jahr in besonderer Weise ausdrückte: der Karsamstag, der Tag des Schweigens Gottes, der scheinbaren Abwesenheit, des Todes Gottes – und doch der Tag, an dem die Auferstehung sich ankündigte."

Die Menschheit möge sich in all ihrer Aufgeklärtheit ein Beispiel nehmen an der kleinen heiligen Bernadette, die mit nichts als dem rudimentären, im Katechimusunterricht erworbenen Schulwissen und ihrem reinen Herzen in der Lage war, der Mutter Gottes zu begegnen und ihre Botschaft in die Welt zu tragen. Maria weise Bernadette den Weg zu einer reinen Quelle, deren Bedeutung für uns nicht hoch genug eingeschätzt werden könne:

„Ich denke, wir dürfen dieses Wasser als Bild ansehen für die Wahrheit, die unserem Glauben zukommt, die unverstellte und unverschmutzte Wahrheit, deren wir bedürfen, um leben zu können und rein zu werden. Das ist in uns die Sehnsucht nach dem reinen Leben, nach der unverfälschten Wahrheit, nach dem unverschmutzten und von Korruption nicht befleckten Menschsein."

Die Quelle sei in dieser Hinsicht ein Vorbild für uns alle:

„Das Wasser, das uns reinigt und Leben gibt, ist ein Zeichen dafür, wie wir sein müssen: dass wir bei allem Wissen und Können, das notwendig ist, das einfache Herz, den einfachen Blick des Herzens nicht verlieren dürfen, der das Wesentliche zu sehen vermag, und den Herren immer bitten müssen, dass wir die Demut behalten – damit das Herz hellsichtig beibt, das Einfache und Wesentliche sehen kann, die Schönheit und die Güte Gottes."

Der europäische Gedanke kommt hingegen im Leben des heiligen Benedikt Labre zum Ausdruck, dessen selbstgenügsames Leben bereits im 18. Jahrhundert eine radikale Absage an den Konsumgedanken, wie er heute immer mehr überhand nimmt, darstellte. Benedikt XVI. erinnerte folgendermaßen an ihn:

„Der fromme Bettlerpilger des 18. Jahrhunderts, der nach verschiedenen Anläufen, die vergeblich waren, als seine Berufung findet, als Bettler mit nichts und auf nichts gestellt und auch nichts behaltend von dem, was er bekam und nicht direkt brauchte, durch ganz Europa zu pilgern, zu allen Heiligtümern Europas von Spanien bis Polen und von Deutschland bis Sizilien – ein wahrhaft europäischer Heiliger. Man kann auch ruhig sagen, ein sonderbarer Heiliger, der nur bettelnd herumzieht von Heiligtum zu Heiligtum, nichts tun will als beten und damit Zeugnis geben, worauf es ankommt in diesem Leben: auf Gott."

Der Papst machte deutlich, dass er sich selbst bemüht, sein Leben in Gott zu verankern.

„Das biologische Leben allein ist eine Gabe, aber von einer großen Frage umgeben. Zu einer wirklichen Gabe wird es erst dann, wenn mit ihm eine Verheißung mitgegeben werden kann, die stärker ist als alles Unheil, das drohen mag. Wenn es eingetaucht wird in eine Kraft, die gewährleistet, dass es gut ist, ein Mensch zu sein, dass für diesen Mensch gut ist, was immer die Zukunft bringen mag."

Das Leben ohne Gott, ohne die ständige Erneurerung des Taufversprechens, reduziert sich – so der Papst – auf eine biologische Gabe ohne tieferen Sinn.

„Dies ist der Sinn der Wiedergeburt aus Wasser und Geist, eingetaucht zu werden in die Verheißung, die nur Gott selbst geben kann: Es ist gut, dass du bist, du darfst dessen gewiss sein, was immer kommen mag. Aus dieser Gewissheit durfte ich leben, wiedergeboren aus Wasser und Geist… Die Wiedergeburt ist uns in der Taufe geschenkt worden, aber wir müssen immer wieder neu in sie hineinwachsen, uns immer neu von Gott in seine Verheißung eintauchen lassen, damit wir wahrhaft wiedergeboren seien in die große, neue Familie Gottes hinein, die stärker ist als all die Ohnmächte und Unmächte, die uns bedrohen."

Benedikt XVI. drückte schließlich seine Hoffnung aus, dass das Licht Gottes ihn auch auf seinem letzten Lebensabschnitt immer begleiten wird.

„Ich stehe vor der letzten Wegstrecke meines Lebens und weiß nicht, was mir verhängt sein wird, aber ich weiß, dass das Licht Gottes da ist, dass er auferstanden ist und dass sein Licht stärker ist als alles Dunkel, dass Gottes Güte stärker ist als alles Böse dieser Welt. Das läßt mich in Gewissheit weitergehen, das lässt uns alle weitergehen. Allen, die dieses „JA" Gottes immer wieder durch ihren Glauben auch mir immer wieder gewiss machen, danke ich in dieser Stunde von ganzen Herzen." (rv)

„Ein Papst auf der Höhe der Zeit“

Am Montag wird Joseph Ratzinger 85 Jahre alt. Zu denjenigen, die ihn schon lange kennen, gehört Kardinal Walter Kasper. Radio Vatikan hat ein Interview mit dem langjährigen, inzwischen emeritierten Präsidenten des Päpstlichen Einheitsrates geführt und wollte zunächst von ihm wissen, wann er dem heutigen Papst eigentlich das erste Mal begegnet ist.

„Genauer kennengelernt habe ich ihn 1964, als ich Professor in Münster in Westfalen wurde. Er war damals auch Professor in derselben katholischen Logenfakultät. Begegnet ist er mir allerdings schon ein Jahr vorher, bei einer Akademieveranstaltung der Diözesanakademie in Stuttgart. So ist es fast eine halbes Jahrhundert, das wir uns kennengelernt haben und uns zunächst als Theologen begegnet sind."

Erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Eindruck?

„Der erste Eindruck war derselbe, wie wir Joseph Ratzinger, jetzt Benedikt XVI. heute kennen. Ein sehr stiller gesammelter Mensch, der sehr bescheiden auftritt, hochbelesen und grundgescheit ist, aber in seinen Aussagen sehr bestimmt ist. Er spricht eine sehr schöne Sprache, verständlich und ansprechend. Und so ist er auch geblieben, bis heute."

Sie kennen ihn als Theologen, als Erzbischof von München und Freising, als Präfekten in Rom, als Sie selbst Bischof in Deutschland waren. Dann als Präfekten, als Sie hier in Rom gearbeitet haben, nun als Papst. Wie ist es, den Papst schon so lange und in so verschiedenen Rollen zu kennen?

„Gut, es war zunächst natürlich eine Schwierigkeit schon innerhalb des Konklaves, wenn jeder Kardinal zum Papst vorgeht, ihn begrüßt, man gibt ihm die Hand und verspricht den Gehorsam. Und da war es für mich die Schwierigkeit, wie soll ich ihn denn überhaupt anreden, denn wir waren per „Du" und man kennt sich schon sehr lange als Kollegen, dann als Bischöfe hier in Rom. Aber er hat es mir dann sehr leicht gemacht. Seine ersten Worte, die er zu mir gesagt hat, damals noch im Konklave, waren: Nun müssen wir den Weg der Einheit gemeinsam gehen!

Und als ich ihn dann später im Vatikan zu einem persönlichen Gespräch getroffen habe, sagte er „wir belassen es bei dem Du". Nun, man ist in diesem Moment sehr zurückhaltend, man darf beim Papst nicht indiskret sein. Ich versuche dies möglichst wenig zu gebrauchen, aber es ist immer ein sehr persönliches und herzliches Gespräch und eine angenehme Begegnung.

Wir schätzen uns gegenseitig, ich auf jeden Fall schätze ihn sehr als Theologen. Wenngleich ich hier und da gelegentlich andere theologische Akzente gesetzt habe. Aber das ist in der Theologie durchaus etwas Normales, da braucht es gelegentlich Disputationen. Das gehört sozusagen zum Geschäft der Theologie. Mit einem Papst führt man selbstverständlich keine öffentliche Disputation. Das tut man nicht, und es würde dem Amt auch schaden. Das Amt ist zu wichtig, um es zu beschädigen."

Sie haben es angesprochen: Diskussion unter Theologen ist normal, sogar wissenschaftlich gewünscht. Sie haben mit ihm gestritten. Die Frage etwa des Primates der Verschiedenheit und des Petrus, ich erinnere mich an meine eigenes Theologiestudium. Wie ist das, mit dem Theologen Joseph Ratzinger zu streiten? Was für eine Art akademische Auseinandersetzung führt man mit Joseph Ratzinger?

„Zunächst einmal, man führt eine sehr respektvolle Auseinandersetzung, denn an seiner theologischen Qualität besteht kein Zweifel, ich selber habe großen Respekt vor seiner theologischen Leistung. Zum anderen führt man eine Auseinandersetzung auf dem gemeinsamen Boden des katholischen Glaubens, wir sind beide katholisch, also auf einer gemeinsamen Grundlage. Hier ist eine Auseinandersetzung etwas Wünschenswertes. Und dann geht es schon zur Sache. Er spricht ja auch eine sehr deutliche Sprache, und das darf man dann auch wieder unter allem Respekt tun. Es war aber nie eine Feindseligkeit oder dergleichen zwischen uns. Als Papst ist es eine völlig andere Sache, zumal als Kardinal hier in Rom ist es einfach unsere Aufgabe, dem Papst zu helfen, ihn unter Umständen auch einmal aus Situationen herauszuhauen, das muss man auch tun. Er kann sich ja nicht immer in der gleichen Weise wehren, wie man das sonst tun kann, da muss man ihm helfen, ihn unterstützen und vielleicht einen echten Wadenbeißer für ihn machen."

Nun hat er ja auch als Papst selber zu Diskussionen eingeladen. Sein Jesus-Buch will er nicht als lehramtliches Dokument verstanden wissen. Haben Sie mit ihm schon einmal über dieses Buch gesprochen, oder wissen Sie von Diskussionen, die er selber über dieses Jesus-Buch beziehungsweise Jesus-Bücher geführt hat?

„Ich habe nie selber mit ihm über dieses Buch gesprochen. Es hat sehr viel Anerkennung gefunden. Es ist schließlich auch ein Buch, das auch für Nicht-Fachtheologen lesbar ist, was sehr wichtig ist. Es gibt natürlich unter den Fachtheologen hier und da unterschiedliche Meinungen, das ist das normalste der Welt. Im Großen und Ganzen werden die aber sehr sachlich und zurückhaltend geäußert. Man will einem Papst nicht zu nahe treten, aber auf der anderen Seite schätzt man, dass er sich überhaupt so auf die Exegese eingelassen hat.

Es ja auch nicht selbstverständlich, dass sich ein Papst auf die heutige, moderne Exegese einlässt, sie zitiert und sich damit auseinandersetzt und Position bezieht. Das Buch hat in sofern schon auch etwas bewirkt, als es eine hypertrophe, überzogene, kritische Einstellung zurückstutzt. Man kann ja auch die Kritik überziehen.

Gelegentlich braucht es auch eine Kritik an der Kritik. Das hat er ja auch getan. Vor allem hat er auch versucht, sich nicht so auf den historischen Jesus zu fixieren, sondern Jesus aus dem Ganzen des neuen Testaments heraus zu interpretieren. Das ist eine neue Form der Exegese, eine ganzheitliche, kanonische Exegese innerhalb des Kanons des neuen Testaments, wie sie vor allem in Amerika entwickelt worden ist. Und in sofern ist er hier auch schon auf der Höhe der Zeit."

Das wahrscheinlich prägendste Merkmal an Joseph Ratzinger, Benedikt XVI. ist das Theologe sein, das kommt immer wieder, auch ein Theologe der verständlich ist, vor allem mittwochs bei den Generalaudienzen immer wieder hervorkommt. Wie würden Sie sein Denken beschreiben?

„Es ist ein Denken, das von der Bibel und den Kirchenvätern herkommt. Es ist entscheidend für ihn, dass aus der ganz großen weiten Tradition heraus schöpft, sie aber auch zu aktualisieren versteht. Vor allem geht es ihm, das ist mein Eindruck, um eine spirituelle Vertiefung des Glaubens und das ist etwas, was mir viele Hörer der Audienz oder der Predigten, der Katechesen sagen, dass sie diese spirituellen Akzente und diese Tiefe und den Reichtum sehr schätzen. Also für ihr eigenes religiöses Leben sehr viel mitnehmen. Mir scheint das eines der Hauptanliegen seines Pontifikats zu sein. Die Vertiefung des Glaubens selber, denn nur aus einem vertieften Glauben können dann auch sinnvolle Reformen kommen und nicht der umgekehrte Weg ist möglich."

Hat sich das in den letzten 50, 55 Jahren als Theologe bei ihm geändert, oder war das immer schon da?

„Ich denke das war mehr oder weniger immer schon da. Er war schon immer ein spiritueller, frommer Mensch. Als Papst kommt natürlich das Pastorale, das Spirituale noch viel mehr zum Tragen, das Wissenschaftliche tritt in diesem Moment etwas zurück. Das liegt einfach an der neuen Aufgabe, wo er große Menschenmassen ansprechen muss. Da kann er nicht als Fachtheologe reden. Aber diese spirituelle Sprache, die auch eine Sprache des Herzens ist, die versteht er zu sprechen. Er hat auch eine sehr schöne Sprache, übrigens nicht nur wenn er deutsch spricht, auch das Italiensche ist er sehr reich und vor allem das Französische, das sagen auch Franzosen zu mir. Er könne viel besser französisch als manche Franzosen es können. Er ist sehr ausdrucksfähig und das spricht dann schon sehr an."

Er ist jetzt 85 Jahre alt, er hat jahrzehntelang Theologen geprägt. Was meinen Sie, was für theologische und geistige Elemente werden über die nächsten Jahrzehnte bleiben von Benedikt XVI.?

„Ich denke, dass die Elemente sehr lange überdauern, ausgehend vom Konzil, wo er einer der einflussreichen theologischen Berater war, über kirchlich geäußerte Fragen und dass er die Liebe zur Kirche, eine tiefe Einsicht in das Wesen der Kirche, nicht nur eine soziologische Sicht der Kirche, als Leib Christi, als Braut Christi, Tempel des Heiligen Geistes. All das hat die Theologie geprägt und das wird sicher auch weiter wirken. Er hat das dann sehr vertieft von Augustinus her, der ein besonders beliebter Kirchenvater ist, und bei Augustinus in den Psalmkommentaren etwa, kann man wunderbare Aussagen über die Kirche finden.

Zum Zweiten spielt bei ihm die Geschichtstheologie eine große Rolle. Mit der hat er sich vor allem im Zusammenhang mit Bonaventura befasst, einem ganz großen Vertreter der scholastischen Theologie. Aber auch schon bei Augustinus über den Gottesstaat, das ist ja auch eine Art Geschichtstheologie, das spielt ebenfalls eine Rolle. Und von dort her hat er auch Zugänge gefunden, etwas später, als er schon Kardinal war, zu politischen Problemen der Gegenwart, Religionsfreiheit, die Situation der Kirche in der modernen Gesellschaft. Das spielt jetzt natürlich notwendigerweise eine wichtige Rolle: Diese Warnung vor dem Relativismus der Postmoderne, wo es darauf ankommt, die Wahrheitsfrage in den Vordergrund zu stellen. Die Freiheit ist nur dann frei, wenn sie auf die Wahrheit bezogen ist. Wenn sie das nicht mehr ist, wird sie abhängig von Eigeninteressen, Stimmungen und Mehrheitsmeinungen. Das ist ein ganz wichtiger Punkt, die Wahrheitsfrage so in den Vordergrund zu stellen.

Da besteht sehr viel Tradition des Platon, des Augustinus, auch des hohen Mittelalters. Ich denke, das ist ein besonderer Akzent bei ihm. Das ist ein zeitkritischer Akzent, aber wie ich meine ein notwendiger, weil eine gewisse Gleichgültigkeit besteht über die Wahrheit beziehungsweise man die Wahrheitsfrage abzuwerten versucht: „was ist denn das, Wahrheit", wie Pilatus fragte. Davor kann man nur warnen. Das wäre dann auch das Ende der europäischen Kultur. Und dagegen ist er auch ein Wächter oder einer, der aus der reichen europäischen Tradition und Kultur kommt. Es geht ihm auch um die Zukunft Europas, um die es nicht ganz so gut bestellt ist, wenn man auf das kulturelle, geistige Leben schaut."

Herr Kardinal, ganz herzlichen Dank. Vielleicht abschließend, wenn Sie möchten, noch ein Geburtstagsgruß: was wünschen Sie dem Heiligen Vater für seine nächsten Lebensjahre Ad multos annos?

„Man wünscht ihm natürlich mit 85 Jahren die nötige physische Kraft, aber vor allem auch die nötige geistige Durchhaltekraft gegenüber manchen Anfechtungen, denen er ausgesetzt ist. Vor allem Freude an seiner Aufgabe! Freude an der Kirche und Hoffnung für die Kirche und für sein eigenes ewiges Leben." (rv)

Benedikt XVI.: „Betet für mich zum Pontifikatsjubiläum“

Um Gebet für das Jubiläum zum siebenjährigen Pontifikat, das Benedikt XVI. am kommenden Donnerstag begeht, bat der Papst die Gläubigen in seinen französischen Grußworten:

„Ich bitte euch, für mich anlässlich der siebten Jahrestages meiner Wahl auf den Stuhl Petri am kommenden Donnerstag zu beten, damit Gott mir die Kraft gibt, die mir anvertraute Mission zu erfüllen!"

Die Barmherzigkeit des Herrn ist Quelle der Freude – das gab der Papst den deutschsprachigen Pilgern mit auf den Weg:

„Nach seiner Auferstehung gibt Christus den Aposteln die Vollmacht zur Sündenvergebung. Und den heiligen Thomas lässt er nicht im Dunkel des Unglaubens allein, sondern heilt ihn durch die Kraft seiner verklärten Wunden. So wird die Barmherzigkeit des Herrn für die Apostel zur unerschöpflichen Quelle österlicher Freude. Euch allen wünsche ich eine gnadenreiche Osterzeit!"

Der Papst war am späten Freitagnachmittag von seinem Sommersitz Castel Gandolfo in den Vatikan zurückgekehrt. Nach den umfangreichen Kar- und Osterliturgien hatte sich Benedikt XVI., der am Montag seinen 85. Geburtstag begeht, am vergangenen Sonntag zu einem kurzen Erholungsaufenthalt an seinen Amtssitz oberhalb des Albaner Sees begeben. Seinen Geburtstag begeht der Papst am Montag als normalen Arbeitstag. Am Morgen feiert er gemeinsam mit den bayerischen Bischöfen sowie dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, in der Capella Paolina des Apostolischen Palastes einen Gottesdienst. Am Mittag empfängt er Bayerns Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU) zusammen mit einer hochrangigen Politikerdelegation in Audienz. (rv)