Vatikan/Spanien: Ablass für Weltjugendtagsbesucher

Teilnehmer des Weltjugendtags können einen vollkommenen Ablass ihrer zeitlichen Sündenstrafen erhalten. Das teilte der Vatikan mit. Laut einem veröffentlichten Dekret sind die Voraussetzungen dafür wahre Reue, der Empfang des Bußsakraments und der Kommunion sowie die Gebete nach der Intention des Papstes. Dem Dekret zufolge können auch alle anderen Gläubigen, egal wo sie sich während des Weltjugendtages aufhalten, einen teilweisen Ablass empfangen. Dies geschehe, wenn sie während des Treffens dafür beteten, dass der Heilige Geist in den Jugendlichen die Nächstenliebe erwecke und ihnen Kraft zur Glaubensverkündigung schenke. Das Schreiben fordert die beim Weltjugendtag anwesenden Priester auf, „bereitwillig und großzügig" auf die Anliegen der jungen Menschen einzugehen. (rv)

Lombardi: „Wir haben keine Angst vor Protesten“

Der Papst und seine Begleiter bereiten sich intensiv auf den Weltjugendtag vor – das sagte Vatikansprecher Federico Lombardi an diesem Freitag. Nächste Woche ist es soweit: mehrere hunderttausend Jugendliche werden zusammen mit dem Papst in Madrid beten, singen und Messe feiern. Man wolle dabei auch an Jugendliche denken, die große Sorgen haben, sagte Lombardi.

„An der Kreuzweg-Andacht am Freitagabend werden deshalb auch junge Arbeitslose teilnehmen. Das ist ein Zeichen, das die Organisatoren des Weltjugendtages geben wollten. Aber auch jungen Behinderten wird ein besonderer Platz beim Weltjugendtag eingeräumt."

Nicht alle sind freilich glücklich mit der Papstreise in das krisengeschüttelte Spanien. In der Redaktion von Radio Vatikan trafen an diesem Freitag Hunderte Ketten-E-Mails ein, in denen Kritiker ihrem Protest Ausdruck verliehen. Auch Demonstrationen in Madrid sind angekündigt. Lombardi versichert: Der Vatikan nimmt das gelassen.

„Es ist selbstverständlich, dass jeder eine andere Meinung hat. Das respektieren wir und wir haben keine Angst vor Protesten. Mir scheint aber eines wichtig zu sein: der Papst geht nach Spanien, um eine positive Botschaft an die Jugend zu übermitteln. Der Weltjugendtag soll ein fröhliches Fest für alle sein." (rv)

Vatikan/D: Papst informiert sich über den Dialogprozess in der kath. Kirche

Mehrere deutsche Bischöfe werden den Papst am Samstag über den Stand des Dialogprozesses in der katholischen Kirche informieren. Nach Castelgandolfo reisen der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, der Münchner Kardinal Reinhard Marx sowie die Bischöfe von Osnabrück und Essen, Franz-Josef Bode und Franz-Josef Overbeck. Nach der Begegnung will die Bischofskonferenz eine Erklärung abgeben. Das Gespräch mit Papst Benedikt hatte Zollitsch kurz vor dem ersten Dialog-Kongress am 8. und 9. Juli in Mannheim angekündigt. Zu dieser Auftaktveranstaltung waren 300 Vertreter aus Diözesen, Orden, Hochschulen und Verbänden zusammengekommen, um über die Lage und die Zukunft der Kirche zu debattieren. (rv)

Vatikan-Bankdirektor über Finanzkrise: „Politischer Bezugspunkt fehlt“

Der vatikanische „Chefbanker" macht eine falsche Geldpolitik in den USA für die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise verantwortlich. Das Instrument Wirtschaft habe sich heutzutage nur noch selbst im Blick, statt dem Menschen zu dienen, sagte Ettore Gotti Tedeschi, der Präsident des vatikanischen Geldinstitutes IOR, im Interview mit Radio Vatikan.

„Die Politik, übrigens nicht die europäische, hat diesen Prozess ausgelöst. Besonders die US-amerikanische Politik, aber nicht nur sie, wollte um jeden Preis das Wachstum der eigenen Wirtschaft auf hohem Niveau halten. Das trieb die Familien in die Verschuldung. Die Politik hielt die Menschen zum Konsum an, um Wachstum zu erreichen."

Heute ist der Politik die Kontrolle über die Wirtschaft entglitten, merkt Gotti Tedeschi kritisch an.

„Wo gibt es heute auf der Welt einen starken politischen Bezugspunkt? In den letzten 40 Jahren dachten wir, die USA seien der Bezugspunkt. Aber leiten die USA heute die globale Wirtschaft? Nein, denn die Welt hat sich globalisiert. Was früher einmal ein Bezugspunkt für große Entscheidungen und weitreichende politische Eingriffe war, hat sich heute selbst zurückgestutzt."

Von einer höheren Besteuerung von Eigentum, inklusive Besitz und Erbschaften, hält der vatikanische Finanzexperte wenig. Eine solche Steuer auf Eigentum würde fast nur die Familien treffen und dementsprechend verunsichern, die gespart haben, glaubt Gotti Tedeschi.

„Wenn wir wirklich auf die Ressourcen der Familien zurückgreifen müssen, warum leiten wir diese Mittel nicht direkt dem Wirtschaftswachstum zu? Nicht eine Steuer auf Eigentum stopft das Schuldenloch der öffentlichen Haushalte, sondern das Wirtschaftswachstum. Wenn ich also so seltene, wertvolle Ressourcen habe wie das Ersparte beispielsweise der Italiener, ist es viel besser, sie dem Wirtschaftswachstum zuzuführen, als damit zeitweilig eine öffentliche Verschuldung auszugleichen, die doch nur weiter wachsen würde, solange wie die Probleme fortbestehen." (rv)

Pakistan: „Christen verlieren Fürsprecher im Kabinett“

Der Präsident der Bischofskonferenz des Landes sieht die Interessenvertretung von Christen in Pakistan in Gefahr. Im Interview mit dem internationalen Hilfswerk „Kirche in Not" äußerte sich Joseph Coutts enttäuscht über die Ernennung von Akram Masih Gill zum Minister für nationale Harmonie. Gill gehöre im Unterschied zu dessen Vorgänger nicht mehr dem Kabinett an, was eine Abwertung von Christen und religiösen Minderheiten darstelle, sagte dazu der Bischof von Faisalabad. Darüber hinaus richte der neue Minister den Blick nicht auf die dringlichen Belange religiöser Minderheiten, sondern auf allgemeinere soziale Fragen, bedauerte Bischof Coutts weiter.

Gills folgt dem Anfang März ermordeten Katholiken Shahbaz Bhatti im Amt nach. Nach dessen Tod war das Amt des für Minderheiten zuständigen Ministers umbenannt und das dazugehörige Ministerium dezentralisiert worden. Der Bruder des Ermordeten, Paul Bhatti, wurde zum Berater des pakistanischen Premierministers in Minderheitenfragen ernannt. Auch diese Ernennung könne den Verlust eines Kabinettsmitgliedes als Fürsprecher der Christen nicht kompensieren, kommentierte Bischof Coutts die Entscheidung im Gespräch mit „Kirche in Not".

Shahbaz Bhatti war in Islamabad von radikalen Islamisten erschossen worden, weil er sich gegen das umstrittene Blasphemie-Gesetz stark gemacht hatte, mit dem zahlreiche Christen unter Vorwand der Gotteslästerung diskriminiert werden. Die christliche Minderheit in Pakistan stellt etwa drei Millionen Gläubige. (rv)

D: Rainer Woelki verabschiedet sich von Köln

In Köln wurde gestern Abend Rainer Woelki als Weihbischof verabschiedet. Der 54jährige wird bekanntlich Erzbischof von Berlin. Der Kölner Kardinal Joachim Meisner sagte über seinen Weihbischof während des Festgottesdienst im Kölner Dom:

„Wir erleben heute eine solche Stunde des Aufbruchs und des Abschieds, in dem der ernannte Erzbischof von Berlin den Ruf Gottes durch die Berufung des Heiligen Vaters angenommen hat und als Konsequenz nun aufbrechen wird, um dorthin zu gehen, wohin ihn der Herr gestellt hat und wo er jetzt schon auf ihn wartet. Wir haben allen Grund, in dieser Stunde dankbar zu sein, Gott zu danken, dass wir in unserem bisherigen Weihbischof einen glaubwürdigen Zeugen Jesu Christi in unserer Mitte und auf den Wegen unserer Erzdiözese als Weggefährten haben durften. Überall hat Rainer Woelki Spuren des Segens hinterlassen. Und überall kann er wieder zurück kommen und würde freudig erwartet, weil er sich überall bewährt hatte."

Die Lebenswege von Kardinal Meisner und seinem Schüler Rainer Woelki haben große Ähnlichkeit. Während Meisner 1989 von Berlin nach Köln wechselte, geht nun Woelki in umgekehrter Richtung von Köln nach Berlin. Rainer Woelki:

„Das kann ich aus ganzem Herzen und mit tiefster Ehrlichkeit sagen: Diesen Weg habe ich mir nicht ausgesucht. Ich habe ihn mir auch nicht erdenken oder erträumen können."

Woelki, der vor seiner Ernennung zum Weihbischof Direktor des Collegiums Albertinum in Bonn war, dankte seiner Heimatdiözese und versprach, seine neue Aufgaben im Vertrauen auf Gott anzunehmen.

„Heute an dem Abend, wo wir von einander Abschied nehmen dürfen, ich von Ihnen und Sie von mir, von meiner Heimatdiözese, da dürfen wir versuchen, mit dem Blick auf die Kirche und unser eigenes Leben, von den Jüngern damals zu lernen, der Aufforderung des Herrn zu entsprechend. Ich bin es, habt Vertrauen, habt keine Angst, er trägt. Hier in Köln, in Berlin, überall."

In Berlin wird Rainer Woelki am 27. August in sein Amt als Erzbischof der Stadt eingeführt. (rv)

USA: Die Bischöfe sind gegen die neue Gesundheitsfinanzierung

Die Bischofskonferenz kritisierte den Plan der US-Regierung, die Kostenübernahme für Schwangerschaftsverhütung auszuweiten. Darunter fallen die chirurgische Sterilisation, die Anti-Baby-Pille und Medikamente, die einen Schwangerschaftsabbruch verursachen. Die Schwangerschaftsverhütung werde damit auf die gleiche Stufe gestellt wie die Prävention von Diabetes, Gebärmutterkrebs und HIV, so die Bischöfe. Kardinal Daniel N. DiNardo, Erzbischof von Galveston-Houston, will die massiven Bedenken der Kirche dem US-Kongress vortragen. (rv)

Somalia: „Das Grundproblem ist das Chaos“

Es ist die derzeit schlimmste Tragödie auf dem Erdball: Mehr als zehn Millionen Menschen riskieren in Ostafrika das Leben, sie sind von einer Hungersnot bedroht. Hilfswerke, auch christliche, haben seit Monaten auf die drohende Dürre hingewiesen. Aber die Weltgemeinschaft hat die Katastrophe erst zur Kenntnis genommen, als massenhaft Hungernde aus Somalia nach Kenia flüchteten. Dorothee Klüppel ist Leiterin der Abteilung Afrika und Naher Osten bei dem katholischen Hilfswerk Misereor. Sie sagte gegenüber Radio Vatikan, die Flüchtlingsströme bedeuten für die Region eine massiv verstärkte Bevölkerung in einer ökologisch und klimatisch ohnehin fragilen Region.

„Das heißt die Übernutzung der natürlichen Lebensgrundlagen, was Wasser, Weidegrund für Vieh, vorhandene Nahrungsmittel angeht. Das sieht man auch daran, dass es Konflikte gibt auf der einen Seite mit der lokalen Bevölkerung, aber auch mit jenen Flüchtlingen aus Somalia, die schon lange Zeit in Kenia leben. Da wird einfach der Kampf um das bisschen, was da ist an Lebensgrundlage größer."

Andererseits hätten sowohl Kenia als auch Äthiopien massive Angst vor islamistischem Terror, der auf diese Art in ihr Land einsickern kann.

„Das ist der Grund, dass etwas Kenia versucht hat die Grenze zu schließen und vorhandene Flüchtlingscamps nicht geöffnet hat, weil sie Angst hatten, dass mit den Flüchtlingen, die vor der Hungerkatastrophe flüchten, auch islamistische Terrorkräfte einsickern können."

Somalia galt weltweit schon vor der Dürrekatastrophe als Inbegriff für Chaos, eine staatliche Ordnung gibt es nur stellenweise, radikalislamische Milizen verbreiten Terror. Jetzt kommt noch diese Jahrhundert-Dürre dazu. Wenn die akute Phase vorüber ist, was muss in Somalia geschehen, damit sich das Land mittelfristig wieder selber helfen kann?

„Was das Land braucht, ist Frieden. Frieden ist die Grundlage für jede Form der Entwicklung. Ob es die Landwirtschaft ist, die die Ernährung sicherstellt, ob es die Möglichkeit ist für junge Menschen, sich nicht den Milizen anzuschließen oder Pirat zu werden, sondern einen Beruf zu erlernen, der ihnen auch ein Einkommen sichert. Selbst die Nothilfe braucht ein Mindestmaß an staatlicher Ordnung, und das ist in Somalia nicht vorhanden. Die Dürre ist ein klimatisches und ökologisches Problem, das die Region massiv trifft. Aber das Chaos, das Fehlen staatlicher Ordnung in Somalia, ist das, was die aktuelle Situation tatsächlich zur humanitären Katastrophe macht. Das heißt, die Friedensbemühungen der internationalen Gemeinschaft mit Somalia müssen massiv verstärkt werden. Die Afrikanische Union versucht mit Friedenstruppen den friedlichen Prozess in Somalia in Gang zu bringen und die Übergangsregierung zu stärken. Das sind aber alles Maßnahmen, die bisher nicht annähernd ausreichen. Was das Land braucht, ist Frieden." (rv)

Irak: Neue Gewalt gegen Christen

Neue Gewalt gegen Christen im Irak: Bei einem Anschlag auf eine syrisch-orthodoxen Kirche in der nordirakischen Stadt Kirkuk am frühen Dienstagmorgen wurden bis zu 23 Personen verletzt, darunter viele Frauen und Kinder. Bis zu 30 umstehende Häuser wurden beschädigt. Die Polizei habe weitere zwei Sprengsätze in Autos entdeckt, die vor der anglikanischen und der Mar-Gourgis-Kirche geparkt waren, berichteten Medien vor Ort weiter. Immer wieder kommt es im Irak zu Anschlägen auf christliche Einrichtungen und Übergriffen auf Christen. Nach dem Anschlag im Irak erreichte Radio Vatikan telefonisch den chaldäischen Erzbischof von Kirkuk, Louis Sako:

„Diese syrisch-orthodoxe Kirche befindet sich in einem sehr armen Viertel. Heute Morgen um 5.30 Uhr explodierte die Autobombe neben der Kirchenmauer, doch zwischen Kirche und Häusern ist nicht viel Platz. So wurden viele Häuser zerstört, und viele Autos gingen in Flammen auf. Ich habe mir die Kirche angeschaut und habe die Verletzten in den Krankenhäusern besucht, darunter waren Christen und Muslime. Es ist schrecklich."

Erst am Tag zuvor hatte Sako der Zivilverwaltung eine umfangreiche Medikamentenspende für die Krankenhäuser der Stadt übergeben – als Geste der Solidarität der christlichen Gemeinde zum Beginn des islamischen Fastenmonats. Der Ramadan hatte im Irak wie in vielen arabischen Ländern am Montag begonnen:

„Der Ramadan ist für unsere Brüder ein Heiliger Monat. Es ist umso mehr eine Sünde, während dieser Zeit Unschuldige zu töten. Warum geschieht so etwas? Man weiß es nicht. Es gibt doch andere Möglichkeiten als Bomben und Gewalt, Rechte einzufordern oder etwas zu verlangen!"

Anlässlich des Ramadan hatte der Sekretär des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog, Erzbischof Pier Luigi Celata, Muslimen weltweit christliche Solidarität und Nähe versichert. „Wir wissen, dass die christlichen Gemeinschaften in der arabischen Welt voll und ganz die Wünsche, Sorgen und den Einsatz der Bürger dieser Länder teilen", sagte der Erzbischof gegenüber Radio Vatikan. Zugleich hofften die Christen in arabischen Ländern auf Religionsfreiheit, so der vatikanische Erzbischof weiter. (rv)