Eurokrise: Schelte für Politiker aus dem Vatikan

Klare Worte aus dem Vatikan zur Eurokrise: Ursache für die Haushaltskrise, die ausgehend von Griechenland mehreren Mitgliedsstaaten der Eurozone zusetzt, sind ein Mangel an Leitung und Verantwortung in der Politik. Das unterstreicht Ettore Gotti Tedeschi, Präsident der Vatikanbank IOR. Im Interview mit Radio Vatikan wirft er der europäischen politischen Liga Versagen vor:

„Diese Krise ist das Ergebnis dürftiger Vorstellungen vom Leben, die Entscheidungsträger im öffentlichen Leben in der letzten Zeit an den Tag gelegt haben. Hier liegt der wirkliche Grund für die Krise: Die wichtigen Entscheider haben vollständig den Sinn für die Realität, für das Gemeinwohl und für notwendige Leitung verloren. Wie es der Papst bei seiner Reise nach Aquileia ausgedrückt hat: Jemand im Leitungsamt ist eine Person, die weiß, dass Leitung ein Instrument ist, um ein Ziel zu erreichen, in diesem Fall das Gemeinwohl. Die Personen, die diese tiefe Krise provoziert haben, haben diesen Sinn verloren."

So hätten Politiker niemals die horrenden Schulden zulassen dürfen, die die Staaten, allen voran die USA angehäuft hätten, um ihre Wirtschaft anzukurbeln. Man habe das Wachstum der Schulden geradezu gefördert. Die USA hätten dieses System des dramatischen Anstiegs der Schulden erst geschaffen, um den Haushalt zu stützen, der von alleine nicht wuchs. Dieses sein ein rein künstliches und nur auf Konsum ausgerichtetes Wachstum gewesen.
Im „Leadership", also in Führungsqualitäten, sieht Gotti Tedeschi aber auch einen möglichen Lösungsweg aus der Krise:

„Wenn Europa eine zentrale Regierung hätte, die ich ökonomisch verantwortlich wüsste für ganz Europa, dann könnten wir heute angemessen entscheiden und die Konsequenzen gut einplanen. Dazu braucht man aber eine zentrale Regierung, nicht nur eine Zentralbank, die die politischen Entscheidungen den einzelnen Ländern in ihren verschiedenen Umständen überlässt." (rv)

Vatikan plant Mission in elf Städten Europas

Die Leiter wichtiger Bistümer aus Europa waren am Montag zu Beratungen hinter verschlossener Tür im Vatikan. Eingeladen hatte sie der neue Päpstliche Rat für die Förderung der Neuevangelisierung, geleitet von dem italienischen Erzbischof Rino Fisichella. Und es kam auch gleich etwas Konkretes dabei heraus: „Missione metropoli", eine Großstadt-Mission. Fisichella:

„Das ist eine der Initiativen, die sich der Päpstliche Rat für die Neuevangelisierung für die nächsten Monate vorgenommen hat. Wir haben sie Großstadt-Mission genannt. Sie soll eine Antwort sein auf die Herausforderung der Neuevangelisierung in einem Augenblick, in dem Europa sich in der Krise befindet."

Mit Europa will der neue Vatikan-Rat zunächst einmal anfangen, schließlich geht es beim Projekt der Neuevangelisierung vor allem um den alten Kontinent:

„Es hat schon zwei Bischofssynoden zum Thema Europa gegeben: die eine 1991 und die zweite 1999. Vergessen wir auch nicht, dass der selige Johannes Paul II. 2003 seinen grundlegenden Text „Ecclesia in Europa" geschrieben hat: Unsere Initiative liegt auf der gleichen Linie."

Die Großstadt-Mission ist sozusagen zweigleisig geplant: Auf der einen Seite sollen die Bistümer ihr Engagement in Schulen und in der Ausbildung verstärken.

„Außerdem soll es dann in der Fastenzeit 2012 in diesen elf großen europäischen Städten gleichzeitig untereinander abgestimmte Initiativen geben."

Die elf großen Städte sind die, deren Erzbischöfe am Montag im Vatikan waren oder zumindest einen Vertreter dorthin geschickt hatten: Köln, Wien, Paris, Budapest, Dublin, Lissabon, Brüssel, Liverpool, Warschau, Turin, Barcelona. In einigen von ihnen, etwa in Wien, gab`s schon vor ein paar Jahren eine große Stadtmission. Doch Fisichella sagt:

„Ich finde, das hier ist etwas Neues: ein gleichzeitiges, gemeinsames Zeichen. Kurz gesagt – das ist eine erste Antwort auf das, worum der Papst auf unserer ersten Vollversammlung gebeten hat: die Fragmentierung überwinden und Zeichen der Einheit geben."

Der Erzbischof von Liverpool, Patrick Kelly, war von dem Projekt Stadtmission überrascht. Er hatte mit nichts Besonderem gerechnet, als er am Montag im Vatikan eintraf:

„Man muss ja sehen, dass das überhaupt die ersten Tage dieses Päpstlichen Rates sind: Er hat zwar schon ein Statut, aber das war`s dann auch. Als ich die Teilnehmerliste des Treffens vom Montag sah, habe ich mich gefragt: Warum stehe ich denn auch auf dieser Liste?"

Aber im Vatikan begriff Erzbischof Kelly dann: Es geht ja gar nicht nur um diese Mission in den Großstädten.

„Offenbar sollen diese Erzbistümer auch eine Art Pilotgruppe bei der Evangelisierung bilden und sich untereinander eng vernetzen, weil sie ja vor ähnlichen Herausforderungen stehen."

Allerdings findet der Erzbischof, dass seine Stadt Liverpool eine Art Betlehem unter diesen elf Großstädten ist:

„Liverpool ist bei weitem die kleinste dieser Städte, wenn es um die Zahl der Katholiken dort geht. Wir halten in dieser Hinsicht kaum den Vergleich mit Barcelona, Paris oder Dublin aus. Außerdem sind wir – anders als die anderen – eine demographisch stark schrumpfende Stadt. Allenfalls passen wir doch auf die Liste dieser Großstädte, weil die Wirtschaftskrise, die ja zu unserem heutigen Kontext gehört, Liverpool äußerst hart trifft."

Die Großstadt-Mission, die sich der Vatikan da ausgedacht hat (und für die es offenbar noch kein gemeinsames Leitwort gibt), schweißt also sehr unterschiedliche Metropolen aneinander. Aber das könnte auch zu einer Stärke werden, glaubt Kelly:

„Es kann etwas sehr Starkes entstehen, wenn diese unterschiedlichen Erfahrungen auf eine einheitliche Vision hinweisen. Das erinnert mich an die Schilderung der Kirche als Leib Christi, die der heilige Paulus gibt. Er geht so weit zu sagen: Da sind die schwächsten Glieder die unentbehrlichsten!"

Und so könnte die Stadtmission nicht nur zu einer Parade der Glaubensstarken werden, sondern auch die ermutigen, deren Glaube ziemlich schwach ist. „Das gehört", so Erzbischof Kelly, „zum Zeichen, das wir geben wollen."

„Mir ist aufgefallen, wie der Papst beim Angelus gesagt hat: Gott zwingt uns nicht, zu lieben. Er lädt uns dazu ein… Das ist es."

Natürlich ist die 11-Städte-Mission auch eine Vorlage für die Bischofssynode zum Thema Neuevangelisierung, die im Herbst 2012 im Vatikan stattfinden soll. Erzbischof Fisichella vom Päpstlichen Rat für die Neuevangelisierung:

„Die „Großstadt-Mission" will ein konkretes Zeichen sein, das große Städte und Bistümer Europas gemeinsam der Bischofssynode vorstellen, als ein gemeinsames Projekt, an dem sich auch andere dann inspirieren können." (rv)

Dialogprozess in Mannheim: „Ein neuer Stil, eine neue Sprachfähigkeit“

Der Dialogprozess in der deutschen Kirche hat begonnen: Anderthalb Tage lang saßen in Mannheim 300 Katholiken hinter verschlossenen Türen zusammen, um ins Gespräch zu kommen. Direkter Auslöser der Initiative waren die Missbrauchs-Skandale im letzten Jahr, die zu einem massiven Vertrauenverlust der Kirche gegenüber geführt haben. Die deutschen Bischöfe zogen ein positives Fazit des Auftaktes von Mannheim: Erzbischof Robert Zollitsch sprach von einer „neuen Kommunikations- und Sprachfähigkeit" in der deutschen Kirche. Er werde die Ergebnisse des Treffens in den kommenden Wochen auswerten, so der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz.

Nach zwei Tagen intensiver Diskussion, des Gebets und des gemeinsamen Gottesdienstes traten einige der Vertreter vor die Presse und zogen am Samstag Mittag Bilanz. So zeigte sich Bischof Fanz-Josef Bode, in der Bischofskonferenz zuständig für pastorale Grundfragen, von Beginn an zufrieden, nicht zuletzt auch auf Grund des Aufbaus der Gespräche,

„denn wir haben nicht einfach damit angefangen, dass auf der einen Seite Bischöfe sitzen, auf der anderen Seite alle anderen, und jetzt werden die Dinge und Probleme und Fragen vorgertragen, sondern in dieser einzigartigen Mischung, in der wir hier zusammen waren, haben wir erst einmal danach gefragt, was wir gemeinsam an Befürchtungen haben, was an gemeinsamen Hoffnungen da ist, wo unsere gemeinsamen Quellen liegen und wo wir unsere Bilder von Kirche und unsere Erwartungen an Kirche haben."

Für den Prozess sollen nicht jede Menge neuer Veranstaltungen erfunden werden, er soll sich in bereits geplanten Treffen abspielen, bei Katholikentagen und anderem. Dazu gehört auch der Papstbesuch in Deutschland. Darauf wies der Sekretär der Bischofskonferenz, Jesuitenpater Hans Langendörfer, hin:

„Besonders schön finde ich, dass Erzbischof Zollitsch heute sagte, dass der Papst daran interessiert ist, zu erfahren, was ein Gesprächs- und Dialogprozess in der Deutschen Bischofskonferenz ist, und zwar im Vorfeld seiner Deutschlandreise. Das Gespräch wird im Sommer stattfinden. Und diejenigen, die hier waren, sind ihrerseits eingeladen, wenn sie es ermöglichen können und wollen, an der programmatischen Abschlussrede des Papstes in Freiburg teilzunehmen. Das ist das Korrespondenzstück zu der Bundestagsrede. Wenn eine ganze Reihe von Anwesenden von hier auch da wäre, dann mag das symbolisch sein, aber es schafft eine Verknüpfung."

Eine Verknüpfung, die die Einzelereignisse in dem Prozess zusammenbringt. Bischof Bode wies auf die ersten Früchte hin, die sich schon jetzt, nach dem Auftakt zeigen:

„Natürlich ist es ein Anfang, aber es hat einen Stil gebildet, den wir nicht unterschätzen dürfen. Deshalb bin ich davon überzeugt, dass das nicht fruchtlos bleibt. Ich habe gestern gesagt, der Grundwasserspiegel des Vertrauens und des Miteinanders hat sich gehoben, und auf einem solchen Grundwasserspiegel lässt sich dann auch weiter auch über schwierigere Fragen nachdenken."

Und diese Themen werden den Prozess in der nächsten Zeit sicherlich begleiten. Alle Teilnehmer an der Pressekonferenz in Mannheim waren sich einig, dass das Rufen von Schlagworten und nach schnellen Änderungen zunächst nicht weiter führt. Bischof Bode:

„Wie gestalten wir Kirche überhaupt im Miteinander von Männern und Frauen, in Partizipazion, im Umgang mit Scheitern, mit schwierigen Lebenssituationen, wie werden wir kommunikationsfähig in einer Gesellschaft, die so viele Krisen durchlebt – auch das ist ja in den letzten Jahren dazu gekommen, dass wir erhebliche Krisen bis in die Tiefe der Gesellschaft erleben; was machen wir in diesem Heute eigentlich mit Kirche? Dann werden manche Fragen etwas relativiert, weil es noch um viel herausforderndere Dinge geht als um die, die manchmal als erste genannt werden." (rv)

Der Vatikan lädt fünf nicht-gläubige Intellektuelle nach Assisi ein

Kardinal Gianfranco Ravasi, der den Päpstlichen Kulturrat leitet, will Persönlichkeiten „aus dem Bereich der Kultur, der Wissenschaft und der Philosophie einladen, die zu keiner verfassten Religion gehören und die stellvertretend für all jene stehen, die kein Credo bekennen, aber dennoch eine ethisch-humanistische Sicht des Seins und der Existenz haben". Das schreibt er in einem Artikel für den Osservatore Romano. Man dürfe zwar die „Diskordanz" zwischen Glaubenden und Nichtglaubenden nicht unterschätzen, doch bei dem Thema Gerechtigkeit und Frieden sei das Gespräch möglich. (rv)

D: „PID-Gesetz wirft neue Fragen auf“

Katholische Bischöfe und Verbände sind enttäuscht über die Zulassung von PID in Deutschland. Der Deutsche Bundestag hat die umstrittene Methode am Donnerstag mit einer Mehrheit von 326 Stimmen unter Auflagen erlaubt. „Wir deutschen Bischöfe hatten uns intensiv für ein klares Verbot der PID eingesetzt", sagt dazu Robert Zollitsch, der Erzbischof von Freiburg, der auch an der Spitze der deutschen Bischofskonferenz steht.
„In Übereinstimmung mit den Ergebnissen der embryonalen Forschung geht die katholische Kirche davon aus, dass mit der Vereinigung von menschlicher Ei- und Samenzelle ein neues menschliches Leben entsteht."

Die Kirche verstehe zwar die „Nöte von Eltern" und den „Wunsch nach einem gesunden Kind". Doch die „Selektion von menschlichen Embryonen" sei ein Verstoß gegen „das Achtungsgebot der Menschenwürde".

„Jeder Mensch ist einmalig als Person und Träger seiner unverfügbaren Würde, unabhängig von seinem Entwicklungsstand, seinen aktuellen Fähigkeiten, seinen Begabungen, Stärken, Schwächen oder seiner sozialen Stellung und zwar in allen Phasen seines Daseins!"

Die Bischöfe wollen nun „mit Nachdruck" darauf drängen, die im Gesetz erwähnten Ausnahmefälle, in denen die PID nicht rechtswidrig sein wird, „eng zu umgrenzen", so der Erzbischof. Eine „immer weitere Ausdehnung der Anwendungsfälle von PID" müsse verhindert werden.

„Das nun beschlossene Gesetz wirft neue Fragen auf. Beispielsweise ist nicht geklärt, ob den Eltern die bei der Untersuchung durch Zufall miterhobenen sogenannten Nebenbefunde (zum Beispiel das Geschlecht) mitgeteilt werden."

Auch Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse ist beunruhigt über die beschlossene Zulassung der Präimplantationsdiagnostik. Im Interview mit dem Kölner Domradio fordert der SPD-Politiker, der zum Zentralkomitee der deutschen Katholiken gehört, Christen sollten künftig noch stärker für die Menschenwürde eintreten.
„Bisher galt der Schutz des menschlichen Lebens von Anfang an. Nun wird dieser Schutz des menschlichen Lebens abgestuft. Die Präimplantationsdiagnostik besteht doch darin, dass eine Mehrzahl von Embryonen erzeugt werden muss, um einen zu verwenden. Diejenigen, die genetisch schlechte Eigenschaften haben, werden verworfen – also dem Tode übergeben. Das ist wirklich ein Einstieg in einen Prozess, der mich beunruhigt, weil Menschenwürde sozusagen am Anfang des Lebens geringer geschätzt wird als bisher."
Wie schon in der Bundestagsdebatte findet Thierse auch im Interview nach dem Votum scharfe Worte zur PID.
„PID ist Auswahl, ist Selektion – und das ist beunruhigend. Das war unserer Rechtsordnung bisher gänzlich fremd."
Er wolle „nicht wie Kassandra reden", so der Politiker, aber „es ist nicht auszuschließen, dass der Druck größer wird, sich genetisch untersuchen zu lassen":
„Wenn eine junge Frau ein Kind mit Behinderung gebärt, wird dann der Vorwurf kommen: Warum hast Du Dich nicht genetisch untersuchen lassen? Warum hast Du das nicht ausgeschlossen? Es ist durchaus zu befürchten, dass die gesellschaftliche Atmosphäre in dieser Hinsicht sich verändert."
(rv)

Vatikan: Papst macht Urlaub

Papst Benedikt macht Urlaub: Am Donnerstag Abend ist er per Hubschrauber in seiner Sommerresidenz am Albaner See angekommen. 25 km außerhalb von Rom will er bis September Kräfte tanken, unterbrochen nur vom Weltjugendtag von Madrid Mitte August. Öffentliche Auftritte wird es, außer in Madrid, in nächster Zeit nur wenige von ihm geben. Die Einwohner von Castelgandolfo kamen immerhin schon mal in den Genuss eines Grußwortes ihres prominenten Urlaubsgastes:

„Ich komme gerade, um meine Ferien zu starten, und finde hier einfach alles: Berg, See, Meer, eine schöne Kirche mit einer restaurierten Fassade und freundliche Leute. Ich bin glücklich, hier zu sein! Hoffen wir, dass der Herr uns schöne Ferien gibt!" (rv)

Vatikan: Der Leiter der päpstlichen Güterverwaltung gibt sein Amt ab

Kardinal Attilio Nicora will sich künftig ausschließlich seiner Aufgabe als Präsident der neu geschaffenen vatikanischen Finanzaufsichtsbehörde AIF widmen. Das teilte der Vatikan am Donnerstag mit. Nachfolger wird Nicoras bisheriger Stellvertreter, Erzbischof Domenico Calcagno. Nicora stand seit 2002 an der Spitze der Güterverwaltung. Im Januar 2011 hatte der Papst ihm zusätzlich die Leitung der AIF übertragen. Die Aufgabe dieser Einrichtung ist die Kontrolle aller Geldflüsse im Vatikan. (rv)

D: Neuer Bischof organisiert Erfurt-Übernachtung des Papstes

Papst Benedikt XVI. hat bei seinem Thüringenbesuch am 23. und 24. September einen neuen Bischof als Quartiermacher. Als eine seiner letzten Amtshandlungen werde er Übernachtung und Mahlzeiten des Kirchenoberhaupts im Erfurter Priesterseminar organisieren, sagte der scheidende Seminarleiter Wolfgang Ipolt am Mittwoch vor Journalisten in Görlitz. Dabei werde er erstmals mit dem Papst persönlich zusammentreffen. Benedikt XVI. hatte Ipolt am 18. Juni als Nachfolger des nach Augsburg gewechselten Konrad Zdarsa zum Bischof des Bistums Görlitz ernannt. Am 28. August wird Ipolt in Görlitz zum Bischof geweiht. Auch für den Berlin-Besuch Papst Benedikts ist höchstwahrscheinlich ebenfalls ein neuer Bischof zuständig, der vergangene Woche ernannte Rainer Maria Woelki. Vorerst ist ungewiss, wann der neue Berliner Erzbischof seine Weihe empfängt. Beobachter gehen aber davon aus, dass es vor dem Papstbesuch in Deutschland dazu kommen wird.
(rv)

Vatikan/Italien: Das Geheimarchiv der Päpste öffnet sich

Geheim, geheimer, Geheimarchiv im Vatikan: Die Dokumentensammlung der Päpste inspiriert Filmemacher und Romanciers gern zu allerlei Phantasien. Das vatikanische Geheimarchiv, das heutzutage allen Forschern – aber eben nur Forschern – auf Anfrage offen steht, wird demnächst 400 Jahre alt. Das gehört gefeiert. Deshalb schickt nun zum ersten Mal in seiner Geschichte das Geheimarchiv eine Auswahl seiner gut gehüteten Dokumente zu einer Ausstellung außerhalb der Vatikanmauern, nämlich auf das römische Kapitol.

„Lux in Arcana", Licht auf die Archive, nennt sich die Ausstellung in den kapitolinischen Museen, die im Februar 2012 eröffnet werden wird. Untertitel: Das Geheimarchiv öffnet sich. Kardinalbibliothekar Raffaele Farina:

„Es ist eine gewollte und wohlüberlegte Öffnung, ohne Bedenken oder Ängste. Wir sind stolz darauf, seit 400 Jahren im Dienst der Kirche und der Kultur zu stehen mit unermüdlicher Arbeit im Verwahren, Registrieren und Pflegen dieser Dokumente."

Im Geheimarchiv lagert, soweit sie erhalten ist, die gesamte Korrespondenz und alle amtlichen und vertraulichen Dokumente der Päpste und ihres jeweiligen Apparates. Briefe, Bullen, Pergamente, Kodizes, Manuskripte, Notizen. Nach welchen Kriterien hat Archivpräfekt Bischof Sergio Pagano die Stücke für die Ausstellung zusammengestellt?

„Wir haben aus Millionen von Dokumenten, die im Geheimarchiv lagern, ungefähr 100 ausgewählt. Ziel war es, die thematische Vielschichtigkeit der Archiv-Inhalte so umfassend wie möglich zu illustrieren."

So werden in der Ausstellung unter anderem zu sehen sein: Akten aus dem Galileo-Galilei-Prozess von Anfang des 17. Jahrhunderts, die Absetzungs-Bulle Kaiser Friedrichs II. von 1245 und der Brief aus England an Papst Clemens VII. mit der Bitte um die Annullierung der ersten Ehe von Heinrich VIII. Das älteste in der Schau vertretene Dokument stammt von Papst Gregor VII. aus dem 11. Jahrhundert. Die jüngsten aus dem Pontifikat des Weltkriegs-Papstes Pius XII. Übrigens, fügte Pagano an: In drei bis vier Jahren sind die Dokumente des Pacelli-Pontifikates so weit geordnet und katalogisiert, dass der Papst sie für die Forschung öffnen kann. Ganz große neue Erkenntnisse werden die zusätzlichen Akten nicht bringen, sagte der Präfekt, sie werden aber historische Fakten vervollständigen. (rv)

Vatikan: Weihen der Piusbrüder „illegal“

Die von der schismatisch orientierten Bruderschaft Pius X. durchgeführten Weihen sind in Augen des Vatikans „illegal". Daran hat Vatikansprecher Federico Lombardi an diesem Dienstag erinnert; er reagiert damit auf Anfragen an den Vatikan bezüglich der letzten Priesterweihen der Piusbruderschaft. Der Vatikansprecher verwies auf das Schreiben des Papstes an die katholischen Bischöfe vom 10. März 2009. Darin schrieb Benedikt XVI. wörtlich: „Solange die doktrinellen Fragen nicht geklärt sind, hat die Bruderschaft keinen kanonischen Status in der Kirche und solange üben ihre Amtsträger, auch wenn sie von der Kirchenstrafe frei sind, keine Ämter rechtmäßig in der Kirche aus." Vor dem Regensburger Landgericht hat derweil der Berufungsprozess gegen den der Bruderschaft zugehörigen Bischof Richard Williamson begonnen. Der Bischof der Bruderschaft hatte in einem Interview den Massenmord an sechs Millionen Juden durch die Nazis abgestritten; ihm wird Volksverhetzung vorgeworfen. Die Staatsanwaltschaft forderte am Montag eine Geldstrafe von 12.000 Euro. Die Verteidigung des 71-Jährigen, der selbst nicht vor Gericht erschien, plädierte vor dem Regensburger Landgericht auf Freispruch. Das Gericht will das Urteil am 11. Juli verkünden. (rv)