Dialogprozess in Mannheim: „Ein neuer Stil, eine neue Sprachfähigkeit“

Der Dialogprozess in der deutschen Kirche hat begonnen: Anderthalb Tage lang saßen in Mannheim 300 Katholiken hinter verschlossenen Türen zusammen, um ins Gespräch zu kommen. Direkter Auslöser der Initiative waren die Missbrauchs-Skandale im letzten Jahr, die zu einem massiven Vertrauenverlust der Kirche gegenüber geführt haben. Die deutschen Bischöfe zogen ein positives Fazit des Auftaktes von Mannheim: Erzbischof Robert Zollitsch sprach von einer „neuen Kommunikations- und Sprachfähigkeit" in der deutschen Kirche. Er werde die Ergebnisse des Treffens in den kommenden Wochen auswerten, so der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz.

Nach zwei Tagen intensiver Diskussion, des Gebets und des gemeinsamen Gottesdienstes traten einige der Vertreter vor die Presse und zogen am Samstag Mittag Bilanz. So zeigte sich Bischof Fanz-Josef Bode, in der Bischofskonferenz zuständig für pastorale Grundfragen, von Beginn an zufrieden, nicht zuletzt auch auf Grund des Aufbaus der Gespräche,

„denn wir haben nicht einfach damit angefangen, dass auf der einen Seite Bischöfe sitzen, auf der anderen Seite alle anderen, und jetzt werden die Dinge und Probleme und Fragen vorgertragen, sondern in dieser einzigartigen Mischung, in der wir hier zusammen waren, haben wir erst einmal danach gefragt, was wir gemeinsam an Befürchtungen haben, was an gemeinsamen Hoffnungen da ist, wo unsere gemeinsamen Quellen liegen und wo wir unsere Bilder von Kirche und unsere Erwartungen an Kirche haben."

Für den Prozess sollen nicht jede Menge neuer Veranstaltungen erfunden werden, er soll sich in bereits geplanten Treffen abspielen, bei Katholikentagen und anderem. Dazu gehört auch der Papstbesuch in Deutschland. Darauf wies der Sekretär der Bischofskonferenz, Jesuitenpater Hans Langendörfer, hin:

„Besonders schön finde ich, dass Erzbischof Zollitsch heute sagte, dass der Papst daran interessiert ist, zu erfahren, was ein Gesprächs- und Dialogprozess in der Deutschen Bischofskonferenz ist, und zwar im Vorfeld seiner Deutschlandreise. Das Gespräch wird im Sommer stattfinden. Und diejenigen, die hier waren, sind ihrerseits eingeladen, wenn sie es ermöglichen können und wollen, an der programmatischen Abschlussrede des Papstes in Freiburg teilzunehmen. Das ist das Korrespondenzstück zu der Bundestagsrede. Wenn eine ganze Reihe von Anwesenden von hier auch da wäre, dann mag das symbolisch sein, aber es schafft eine Verknüpfung."

Eine Verknüpfung, die die Einzelereignisse in dem Prozess zusammenbringt. Bischof Bode wies auf die ersten Früchte hin, die sich schon jetzt, nach dem Auftakt zeigen:

„Natürlich ist es ein Anfang, aber es hat einen Stil gebildet, den wir nicht unterschätzen dürfen. Deshalb bin ich davon überzeugt, dass das nicht fruchtlos bleibt. Ich habe gestern gesagt, der Grundwasserspiegel des Vertrauens und des Miteinanders hat sich gehoben, und auf einem solchen Grundwasserspiegel lässt sich dann auch weiter auch über schwierigere Fragen nachdenken."

Und diese Themen werden den Prozess in der nächsten Zeit sicherlich begleiten. Alle Teilnehmer an der Pressekonferenz in Mannheim waren sich einig, dass das Rufen von Schlagworten und nach schnellen Änderungen zunächst nicht weiter führt. Bischof Bode:

„Wie gestalten wir Kirche überhaupt im Miteinander von Männern und Frauen, in Partizipazion, im Umgang mit Scheitern, mit schwierigen Lebenssituationen, wie werden wir kommunikationsfähig in einer Gesellschaft, die so viele Krisen durchlebt – auch das ist ja in den letzten Jahren dazu gekommen, dass wir erhebliche Krisen bis in die Tiefe der Gesellschaft erleben; was machen wir in diesem Heute eigentlich mit Kirche? Dann werden manche Fragen etwas relativiert, weil es noch um viel herausforderndere Dinge geht als um die, die manchmal als erste genannt werden." (rv)