Frankreich: Vikar, „Roma haben ein Aufenthaltsrecht“

Der französische Präsident Nicolas Sarkozy will Wohnsiedlungen von Roma räumen und die Menschen zu Hunderten abschieben. Sarkozy reagiert damit auf eine Welle von Straßenkrawallen im Juli. In Städten wie Bordeaux gibt es Reaktionen von Seiten betroffener Roma: 240 Wohnwagen blockierten am Sonntag eine vielbefahrene Brücke aus Protest gegen das asphaltierte Gelände, das die Stadt ihnen zugewiesen hatte. Der Bischofsvikar von Bordeaux, Francis Bakeris, kennt die Lage des sogenannten „fahrenden Volkes".
 „Die Roma haben ein Aufenthaltsrecht: Sie kommen ursprünglich aus Bulgarien oder Rumänien, haben aber kein Recht zu arbeiten. Und sie wohnen in äußerst armseligen sanitären Umständen."
An die 15.000 Roma leben derzeit in Frankreich. Nach dem EU-Beitritt von Rumänien und Bulgarien hat Frankreich sich eine Übergangsregelung zu eigen gemacht: Erst ab 2014 dürfen die Roma – wie andere Rumänen und Bulgaren – dauerhaft in Frankreich bleiben und arbeiten. Das könnten zwei weitere Jahre voller Unruhen werden. Die Haltung der katholischen Kirche zu dieser Minderheit skizziert der Bischofsvikar so:
„Die Kirche beharrt darauf, dass man diesen Menschen Wohnräume schafft und sie so wenig wie möglich von den anderen unterscheidet. Die meisten ‚Fahrenden’ sind ganz und gar Franzosen. Sie haben Rechte, aber auch Pflichten."
Die Frage, wie und ob sich die Roma an Gesetze halten, betrifft vor allem die französische Bevölkerung. Nämlich dann, wenn die Kriminalität steigt oder die Roma unbefugt Grundstücke besiedeln. Allerdings macht die Politik in Frankreich ihr eigenes Chaos auf der Straße, mit Großrazzien und Straßenschlachten zwischen den Polizisten und den Roma. Die Mehrheit der Franzosen hat eine eigene Ansicht zu dem Vorgehen ihres Präsidenten. Francis Bakeris:
„Ich bin nicht sicher, ob die Aussagen von Sarkozy die Bevölkerung so sehr schockiert haben. Denn im Grunde denken sie ähnlich – nämlich ablehnend gegenüber den Roma. Die Kirche will sich dieser Meinung widersetzen. Es gibt eine spezielle Seelsorge für die Roma. Aber das Verhältnis ist nicht einfach. Die Mehrheit der 240 Wohnwagen in Bordeaux haben Probleme mit dem Bürgeramt. Aber die Seelsorge ist in Kontakt mit den Roma." (rv)

D: Keine Rede von „Durchregieren“ der Bischöfe

Eine „handstreichartige Übernahme" der katholischen Journalistenschule ifp in München durch die deutschen Bischöfe befürchtet der Deutsche Journalistenverband laut seinem Sprecher Hendrik Zörner. Am vergangenen Freitag ist der geistliche Rektor des ifp, Pfarrer Michael Broch, von seinem Amt zurück getreten. Er zog damit die Konsequenzen aus seinen kritischen Äußerungen zu Papst Benedikt und den deutschen Bischöfen. Seitdem wird die Befürchtung laut, kritischer Journalismus sei in der Kirche nicht erwünscht. Elvira Steppacher ist journalistische Direktorin des ifp. Ihr haben wir die Frage gestellt, ob es sich wirklich um eine „handstreichartige Übernahme" handelt.
 „Ich halte diese Aussage für zugespitzt, obwohl ich die Lage sehr ernst einschätze. Man muss klar unterscheiden zwischen zwei Dingen: zum einen dem, was der geistliche Direktor durch eine wirkliche Ungeschicklichkeit an Folgen aushält – daraus hat er ja auch für sich Konsequenzen gezogen. Ich bedaure das und wünschte mir, dass es für ihn einen Weg zurück geben könnte. Das andere ist, dass der Vertrauensentzug genau auf diese Profilierungsfunktion zielt, die dem geistlichen Direktor zugebilligt wurde. Diese Funktion hat eine Erschütterung erfahren. Daraus aber abzuleiten, dass die Bischöfe hier nun unmittelbar durchregieren würden, halte ich für völlig an der Realität vorbei. Ich habe in meinen acht Jahren hier noch nicht einmal erlebt, dass ein Bischof sich zu einem Kurrikulum geäußert hätte."
Das ifp sei bestürzt, so Steppacher, auch wenn die Ausbildung der Nachwuchsjournalisten weitergehe. Die Schule lege großen Wert auf die Einbindung des geistlichen Direktors in die Ausbildung. Man sei zwar eine Ausbildungsstätte für Journalisten,
„gleichzeitig aber – und das ist das Proprium des ifp – kann man das nicht trennen von dem besonderen katholischen Geist, der hier herrscht. Der geistliche Direktors ist deshalb eigens eingeführt worden, nicht nur um Seelsorger für Mitarbeiter und Auszubildende zu sein, sondern er sollte darüber hinaus deutlich die Vermittlung des katholischen Profils in die kirchliche und säkulare Öffentlichkeitsarbeit leisten."
Das ifp wurde 1968 von der Deutschen Bischofskonferenz gegründet, es ist – wenn man so will – die katholische Journalistenschule. Dort wird Nachwuchs für alle Medienbereiche ausgebildet, nicht nur für konfessionelle Medien.
„Zunächst steht das ifp für eine handwerklich solide Ausbildung. Weiters ist es eine Besonderheit des ifp, dass wir in erster Linie katholische Studierende ausbilden beziehungsweise Volontäre, die in der konfessionellen Presse arbeiten. Insofern ist es eine Versammlung von Christen, die sich hier treffen. Und das hat Einfluss auf die Arbeit. Nicht zuletzt deswegen, weil der Journalismus als Beruf für Christen auch eine Berufungsdimension hat. Das merkt man auch in der Art und Weise, wie Leute, auch Anfänger, ihre Arbeit hier ausüben, wie sie sich einlassen auf die Themen, die ihnen wichtig sind." (rv)

Australien: Keine Wahlempfehlung der Bischöfe

Am kommenden Samstag wird in Australien ein neues Parlament gewählt, traditionell auch ein Termin, zu dem sich die Bischöfe des Landes zu Wort melden. Was haben sie den australischen Wählern zu sagen? Das erklärt im Gespräch mit uns der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Philip Wilson von Adelaide:
 „Wir haben zuerst festgestellt, dass katholische Bischöfe den Menschen nicht vorschreiben, wen sie zu wählen haben. Aber während des Wahlkampfes schauen viele auf die Kirche auf der Suche nach einem Wegweiser bei wichtigen Themen. Wir ermutigen die Menschen in Australien ernsthaft, genau darüber nachzudenken, wem sie ihre Stimme geben."
Die Bischöfe nennen eine ganze Reihe von Punkten, die Australiens Katholiken für ihre Wahlentscheidung prüfen sollten. Da gehe es etwa um Fragen der Gesundheits- und Umweltpolitik, der sozialen Gerechtigkeit, der Flüchtlinge und der Erziehung. Eines dieser vielen Anliegen findet Wilson besonders wichtig:
„Einer der Punkte, den viele Menschen in den letzten Tagen so kurz vor den Wahlen angemerkt haben, ist das Schweigen der Politiker in den Debatten und im Wahlkampf über die Ureinwohner Australiens. Wir Bischöfe haben in unserem Statement betont, dass solange die am meisten benachteiligten unserer Ureinwohner aus dem Dritte-Welt-Lebensbedingungen herauskommen, in denen sie im Augenblick leben müssen, so lange sollten wir Australier beschämt sein. Wir müssen zusammenarbeiten, um die Lebensbedingungen dieser Menschen zu verbessern."
Nach jüngsten Umfragen könnte die konservative Opposition unter Tony Abbott am Samstag genügend Sitze erringen, um die sozialdemokratische Premierministerin Julia Gillard aus dem Amt zu drängen. Abbott tritt als Katholik auf, während die Premierministerin sich als Atheistin bezeichnet. Die umstrittensten Wahlkampfthemen waren Flüchtlingspolitik und generell Einwanderung. Abbott tritt dafür ein, die in Australien landenden Bootsflüchtlinge, meist aus Afghanistan und Sri Lanka, zurückzuschicken. Gillard will sie unter Aufsicht der UNO in einem Lager in Osttimor unterbringen, das nördlich von Australien liegt. Dieser Vorschlag war mit dem wirtschaftlich armen Nachbarland kaum abgesprochen und wurde von dessen Parlament bereits abgelehnt. Generell wünschen Australiens Wähler keinen großen Bevölkerungszuwachs, obwohl ihr Land zu den am dünnsten besiedelten Ländern der Welt gehört und seit Jahren ein umfassendes Einwanderungsprogramm betreibt.
In Australien herrscht Wahlpflicht. 14 Millionen Menschen sind am Samstag zum Urnengang aufgerufen. Dabei kommt den christlichen Stimmen ein besonderes Gewicht zu, glaubt Bischof Wilson.
„Ich denke, dass die Stimmen der Christen und der Katholiken wichtig sind, zum einen weil ein bedeutender Teil der Bevölkerung, nämlich 27 Prozent, Katholiken sind. Es ist wichtig, dass sie und die anderen Christen genau überlegen, wem sie ihre Stimme geben wollen. Und dann natürlich auch intelligent zu wählen, bestimmt nicht nur durch normale politische Überlegungen, sondern auch durch die Vision ihres Glaubens, die uns sagt, wie wir in dieser Welt leben wollen." (rv)

Papstmesse in Castel Gandolfo

Tausende von Menschen haben am Sonntag Morgen in Castel Gandolfo mit dem Papst das Fest Mariä Himmelfahrt gefeiert. Wegen der Hitze zelebrierte Benedikt schon in den frühen Morgenstunden die Messe in der Pfarrkirche, die nur wenige Schritte von seiner Sommerresidenz entfernt liegt. In seiner Predigt erinnerte er daran, dass Pius XII. das Dogma von der Aufnahme Mariens in den Himmel im November vor genau sechzig Jahren verkündet hat; der Papst las – „auch wenn er ein bißchen kompliziert ist" – den genauen Wortlaut des Dogmas vor.
 „Das ist also der Kern unseres Glaubens an die Aufnahme Mariens: Wir glauben, dass Maria – wie ihr Sohn Christus – schon den Tod besiegt hat und schon in der himmlischen Glorie triumphiert, und zwar in der Ganzheit ihres Wesens, in Seele und Leib."
Die Mutter Jesu sei „zutiefst eingeschrieben ins Geheimnis Christi", und zwar wegen ihres gehorsamen Glaubens. Wenn das Dogma von ihrer Aufnahme „in den Himmel" spricht, sei damit „nicht irgendein Ort im Universum, ein Stern oder sowas" gemeint:
„Wir verstehen unter dem Himmel etwas viel Größeres und mit unseren begrenzten menschlichen Begriffen schwieriger zu Definierendes. Mit dem Wort „Himmel" wollen wir sagen, dass Gott uns auch im Tod oder jenseits des Todes nicht alleinläßt, sondern einen Platz für uns hat – dass in Gott ein Platz für uns ist. Um das zu verstehen, schauen wir mal auf unser eigenes Leben: Wir alle erleben ja, dass eine tote Person in gewisser Weise weiterlebt – im Gedächtnis und Herzen derer, die sie gekannt und geliebt haben. Ein Teil dieser Person lebt gewissermassen noch eine Weile in anderen weiter…"
Aber dieses Weiterleben sei „wie ein Schatten" und gehe einmal zu Ende. „Gott hingegen", so der Papst, „vergeht nicht, und wir alle existieren kraft seiner Liebe."
„Wir existieren in den Gedanken und der Liebe Gottes. Wir existieren dort in unserer ganzen Realität, nicht nur als Schatten. In Gott, seinen Gedanken und seiner Liebe, überlebt nicht nur ein Schatten von uns, sondern wir sind in seiner schöpferischen Liebe aufgehoben und geborgen mit unserem ganzen Leben und unserem ganzen Sein. Es ist seine Liebe, die den Tod besiegt und die uns die Ewigkeit schenkt; und es ist seine Liebe, die wir Himmel nennen!" (rv)

Großbritannien: BBC-Streiks während Papstreise befürchtet

Während der Reise von Papst Benedikt XVI. nach Großbritannien im September könnte es laut Medienberichten zu Streiks beim britischen Rundfunksender BBC kommen. Weil das Unternehmen Veränderungen bei den Unternehmensrenten plane, hätten fünf Gewerkschaften zur Arbeitsniederlegung aufgerufen. Als frühestes Datum für einen Beginn der Arbeitsniederlegung sei der 9. September im Gespräch, hieß es. Allerdings wäre dies nicht der einzige befürchtete Streik: Eine Arbeitsniederlegung seitens Mitarbeiter der Agentur „Glasgow Life“, die jene Sporthallen und Museen betreut, die auch zur Papstmesse am 16. September genutzt werden sollen, war laut schottischen Medienberichten vor rund einer Woche ebenfalls bereits im Raum gestanden. (rv)

USA: Obama für Moschee an Ground Zero

Präsident Barack Obama hat sich für den Bau einer Moschee in der Nähe des „Ground Zero" ausgesprochen. Damit bezieht er eine klare Position in einem Moscheestreit, der längst über New York hinausgeht. Das geplante islamische Gemeindezentrum soll nur hundert Meter von der Stelle entstehen, wo islamistische Attentäter am 11. September 2001 das „World Trade Center" zerstörten; dabei rissen sie etwa zweitausend Menschen in den Tod.
 „Natürlich müssen wir alle die Sensibilitäten wahrnehmen und respektieren, die die Entwicklung an der Südspitze von Manhattan betreffen". Das sagte Obama am Freitag in Washington bei einem abendlichen Fastenbrechen im Weißen Haus anlässlich des islamischen Fastenmonats Ramadan. „Die Angriffe vom 11. September waren zutiefst traumatisch für unser Land; die Angst und das Leiden derer, die damals nahestehende Menschen verloren haben, sind kaum vorstellbar. Ich verstehe also die Emotionen, die dieses Thema weckt."
„In der Tat ist der Ground Zero ein heiliger Boden", so der Präsident weiter. „Aber lassen Sie mich klar sein, als Bürger und als Präsident: Ich glaube, Moslems haben das gleiche Recht wie alle anderen in diesem Land, ihren Glauben zu praktizieren – und dazu gehört das Recht auf einen Gebetsort und ein Gemeindezentrum auf einem privaten Grundstück in Lower Manhattan, dem örtlichen Baurecht entsprechend. Das ist Amerika – unser Einsatz für Religionsfreiheit muss unerschütterlich sein. Menschen aller Religionen sind in diesem Land willkommen und werden von der Regierung alle gleich behandelt – das gehört zu unserem Wesen!"
Obama verwies auf den ersten Zusatz zur US-Verfassung, der die Religionsfreiheit garantiert und eine Diskriminierung aus religiösen Motiven verbietet, und bemühte auch die Gründungsväter, die die USA klar auf dem Prinzip der Religionsfreiheit begründet hätten. „Unsere Gründer verstanden, wie zentral die Freiheit der Glaubenspraxis war. Thomas Jefferson schrieb, dass alle ihre Meinung in religiösen Dingen frei heraussagen können." Genau das haben in den letzten Wochen allerdings auch die Gegner des New Yorker Moscheeprojekts getan, darunter die konservative Politikerin Sarah Palin. Die New Yorker Behörden haben den Bau, der 15 Stockwerke hoch sein soll, allerdings vor ein paar Tagen genehmigt.
„Gesegneten Ramadan", wünschte Obama am Freitagabend. Das Ende des Ramadan fällt dieses Jahr ausgerechnet auf den 11. September; US-Moslemverbände bitten deshalb um besondere Aufmerksamkeit der Polizei, damit es an diesem Jahrestag der Terroranschläge nicht zu anti-islamischen Gefühlsaufwallungen kommt. (rv)

Papst belässt zwei irische Bischöfe im Amt

Sie hatten dem Papst ihren Rücktritt angeboten, weil sie an der Vertuschung von Missbrauchsskandalen beteiligt gewesen sein sollen: die zwei Weihbischöfe der irischen Hauptstadt Dublin, Eamonn Walsh und Raymond Field. Doch Benedikt XVI. hat offenbar beschlossen, die Rücktritte nicht anzunehmen. Die zwei „auxiliary bishops" bleiben auf ihrem Posten.
 Es ist der Dubliner Erzbischof Diarmuid Martin, der die Entscheidung aus Rom in einem Brief seinem Klerus mitgeteilt hat. Das vertrauliche Schreiben wurde vom Erzbistum nicht veröffentlicht, doch die Nachrichtenagentur ap zitiert daraus. Danach habe der Vatikan beschlossen, die Aufgaben zu überprüfen, die die zwei Weihbischöfe künftig im Erzbistum wahrnehmen werden. Papstsprecher Federico Lombardi erklärte der Nachrichtenagentur, der Vatikan gehe nur dann an die Öffentlichkeit, wenn der Rücktritt eines Bischofs angenommen, nicht wenn er zurückgewiesen werde.
Diarmuid Martin ist seit 2004 Erzbischof von Dublin. Angesichts des Missbrauchsskandals, der der irischen Kirche wie kaum einer anderen zu schaffen macht, ist der frühere Vatikan-Diplomat Martin immer deutlich für schonungslose Offenheit eingetreten. Eine unabhängige Kommission zum Erzbistum Dublin hat Ende November mehr als zehn Bischöfen, darunter auch mehreren noch aktiven, vorgeworfen, binnen zwanzig Jahren mehr als 170 Missbrauchs- oder Gewalttäter aus dem Klerus gedeckt zu haben. Erzbischof Martin hatte die Kommission unterstützt, indem er tausende von vertraulichen Dokumenten veröffentlichte.
Im Zusammenhang mit den Missbrauchsskandalen hatte Papst Benedikt in den letzten Monaten den Rücktritt von zwei Bischöfen angenommen: Beide, Donal Murray von Limerick und James Moriarty von Kildare, waren frühere Weihbischöfe von Dublin, und beide waren im Kommissionsbericht kritisiert worden. Die jetzigen Weihbischöfe Walsh und Field hatten Vertuschungsvorwürfe zurückgewiesen; an Weihnachten allerdings erklärten sie in einem gemeinsamen Statement, dass sie den Papst um ihren Rücktritt gebeten hätten. Damit wollten sie „dazu beitragen, den Opfern und Überlebenden von sexuellem Missbrauch den Frieden und die Versöhnung Jesu Christi zu bringen". Weiter hieß es in dem Text: „Wir entschuldigen uns erneut bei ihnen."
Im Vatikan traf sich Papst Benedikt im Februar 2010 mit den irischen Bischöfen zu einem Krisengipfel zum Thema sexueller Missbrauch. Einen Monat später veröffentlichte er einen Hirtenbrief zu diesem Thema. (rv)

Italien: Streit um Einwanderung

Mitten im Sommerloch streiten sich die italienische Caritas und die Regierung über das Thema illegale Einwanderer. Das Innenministerium behauptet, die Landung von Bootsflüchtlingen an Italiens Küsten sei im letzten Jahr um 88 Prozent zurückgegangen – dank einem Abkommen zwischen Regierungschef Silvio Berlusconi mit Libyens Machthaber Muammer al-Gaddafi. Die Caritas widerspricht dieser Zahl heftig: Nach ihren Erkenntnissen haben die Schlepper einfach nur die Routen geändert, die Zahl der Bootsflüchtlinge nehme längst wieder zu. An diesem Wochenende sind fast vierzig „Illegale" in Sizilien gelandet, weitere zwölf in Sardinien.
„Wir müssen diese Brüder im Geist der Solidarität aufnehmen", mahnt der Erzbischof von Catanzaro in Kalabrien, Antonio Ciliberti. „Unser Vaterland ist die Welt, und jeder Mensch ist unser Bruder. Keiner kann für sich alleine glücklich sein – unser Glück besteht darin, andere glücklich zu machen."
Das sind in der aufgeheizten innenpolitischen Debatte Italiens, die derzeit noch durch eine Regierungskrise angereichert wird, ungewohnt pastorale Töne.
„Jeder Mensch hat das Recht zu emigrieren – das Recht, dahin zu gehen, wo er seine Identität voll realisieren kann. Diese Menschen kommen mit ihrer Armut und mit ihren Bedürfnissen – man darf sie nicht zurückstoßen. Welches Delikt haben sie denn begangen? Nur, dass sie in einem anderen Land geboren sind als in dem Land, auf das sich ihre Hoffnung richtet? Das ist doch nicht gerecht!
Vielleicht nicht gerecht, aber doch Rechtslage: Illegale Einwanderung ist nämlich in Italien – wie in vielen anderen europäischen Ländern auch – durchaus ein Delikt. Erzbischof Ciliberti fordert denn auch ein neues Einwanderergesetz:
„Wir müssen uns für ein Gesetz engagieren, dass die Menschenwürde bewahrt!"
Doch die Mahnungen des Erzbischofs werden wohl auf taube Ohren stossen – Berlusconi hat nämlich in diesen Wochen alle Hände voll zu tun, um seine Regierungsmehrheit zu retten. Seinen immigrantenfeindlichen Koalitionspartner, die Regionalpartei Lega Nord, die auch den Innenminister stellt, kann er in seiner heiklen Lage nicht vor den Kopf stossen. (rv)

Mexiko: „Unmoralische Verirrung“

Der Erzbischof von Mexiko-Stadt, Norberto Rivera, nennt die Ehe zwischen zwei Partnern gleichen Geschlechts eine „unmoralische Verirrung". Mit diesen Worten reagiert der Primas der mexikanischen Kirche auf ein Urteil des Obersten Gerichts. Dieses hatte Ende letzter Woche entschieden, dass die Gleichgeschlechtlichen-Ehe nicht gegen die mexikanische Verfassung verstoße. Trotz dieses Richterspruchs werde „die Kirche nicht aufhören, das Schlechte schlecht zu nennen", so der Kardinal in einer Erklärung vom Sonntag. Gesetzgeber sprängen mit Ehe und Familie um, „als ob sie es darauf anlegten, sie zu zerstören und damit das Land, das ohnehin schon durch Gewalt und soziale Verwerfungen verwundet ist, in den Ruin zu treiben". Die Gleichgeschlechtlichen-Ehe verstoße gegen „den göttlichen Plan" und verfälsche die „Natur der Ehe", die Jesus zum Sakrament erhoben habe. Kardinal Rivera betonte allerdings, dass die Christen „die Gesetze respektieren" und dass Homosexuelle nicht diskriminiert werden dürften. Doch sei das „keine Rechtfertigung dafür, falsche Rechte zuzugestehen". – Die Regierung von Präsident Felipe Calderón hatte gegen die Legalisierung der Gleichgeschlechtlichen-Ehe Klage eingereicht. Zuvor war diese in der Hauptstadt erlaubt worden. Seit März sind daraufhin in Mexiko-Stadt mehr als dreihundert solcher Ehen geschlossen worden. Mit dem Bescheid der Obersten Richter ist aber der Streit in Mexikos Gesellschaft über dieses Thema noch nicht beendet. So steht eine Entscheidung der Richter zur Frage, ob ein gleichgeschlechtliches Paar auch Kinder adoptieren darf, noch aus. Im Juli hat Argentinien als erstes Land in Lateinamerika die Ehe von Partnern gleichen Geschlechts legalisiert. Damit setzte sich die konservative Regierung von Präsidentin Cristina Kirchner auch gegen heftigen Protest der argentinischen Kirche durch. (rv)  

Papstreise nach England: Keine Tickets, sondern Beiträge

Die Papstreise nach Großbritannien rückt näher: Noch einen guten Monat, und Benedikt XVI. wird sich aufmachen, um der Einladung von Königin Elisabeth II. ins Vereinigte Königreich zu folgen. Der Besuch beginnt am 16. September in Schottland: In Edinburgh wird der Papst von der Queen als offizieller Staatsgast begrüßt. In Schottland leben auch die meisten Katholiken der Britischen Inseln. So ist es kein Zufall, dass Papst Benedikt die erste Messe in der mittlerweile größten Stadt Schottlands, nämlich in Glasgow, unter freiem Himmel feiern wird. In den Medien sorgte im Vorfeld der Papstvisite aber vor allem ein Thema für Aufmerksamkeit und Polemik: sogenannte Eintrittskarten für die Veranstaltungen mit dem Papst – und zwar nicht kostenlos. Der Koordinator des Papstbesuches, Pater Andrew Summersgill, erklärt, worum es bei den „Tickets für die Papst-Gigs“ eigentlich geht: „Es ist ein Beitrag und nicht, wie ich teilweise gelesen habe, eine Eintrittskarte zur Messe. Die Absicht dahinter ist, die Transportkosten zu decken… Es handelt sich ja um eine große Zahl an Personen, es geht auch um die Ausgaben für die Sicherheitsleute, die den Pilgern Zugang gewähren. Man denke an das, was bei anderen Veranstaltungen mit dem Papst gemacht wurde, vor allem beim Weltjugendtag. Beim Weltjugendtag waren alle eingeladen, sich online zu registrieren, und diese Registrierung umfasst auch einen Beitrag. Es ist also nichts anderes als das, was wir schon in anderen Teilen der Welt gemacht haben.“ Die beiden anderen Höhepunkte der Reise werden die Papstmesse in der Westminster Cathedral in London und die Messe zur Seligsprechung von Kardinal John Henry Newman in Birmingham sein – Veranstaltungen, zu denen Zigtausende erwartet werden. „Zwei Dinge müssen gesagt werden: Erstens ist der Beitrag für alle derselbe und somit ein Akt der Solidarität – jeder, der an der Seligsprechungsmesse oder der Messe in Glasgow teilnimmt, gibt denselben Betrag, unabhängig von seiner Herkunft. Das andere ist, dass wir den Betrag nicht direkt von den einzelnen Personen erbeten haben.“ Es wird also keine langen Schlangen von Gläubigen vor Ticketschaltern für die Papstveranstaltungen geben, erläutert Pater Summersgill. Die Teilnahme an den Messen und das Aufbringen des Beitrags wird in den einzelnen Diözesen organisiert. „In England und in Wales werden die Beiträge über die Diözesen gesammelt; es liegt dann bei ihnen, wie sie die Beiträge innerhalb der Diözesen einsammeln. Die Diözese kann selber den Beitrag abgeben, der dann an die Pfarren weitergegeben werden kann; es kann Gruppen innerhalb der Pfarren geben, die Beiträge sammeln und dann andere Personen unterstützen, die an den Veranstaltungen mit dem Papst teilnehmen. Es sind also die Pfarren, die komplett selber entscheiden, wie sie ihren Beitrag leisten. Ich glaube, es ist wichtig, dass wir so deutlich wie möglich machen, warum solche Beiträge verlangt werden.“ Nach britischen Medienberichten belaufen sich die Beiträge, die von den Teilnehmern an Papstmessen in Großbritannien erbeten werden, auf Summen zwischen 23 und 30 Euro. Insgesamt kostet die Papstreise nach Medienspekulationen etwa 8,3 Millionen. (rv)