Papst belässt zwei irische Bischöfe im Amt

Sie hatten dem Papst ihren Rücktritt angeboten, weil sie an der Vertuschung von Missbrauchsskandalen beteiligt gewesen sein sollen: die zwei Weihbischöfe der irischen Hauptstadt Dublin, Eamonn Walsh und Raymond Field. Doch Benedikt XVI. hat offenbar beschlossen, die Rücktritte nicht anzunehmen. Die zwei „auxiliary bishops" bleiben auf ihrem Posten.
 Es ist der Dubliner Erzbischof Diarmuid Martin, der die Entscheidung aus Rom in einem Brief seinem Klerus mitgeteilt hat. Das vertrauliche Schreiben wurde vom Erzbistum nicht veröffentlicht, doch die Nachrichtenagentur ap zitiert daraus. Danach habe der Vatikan beschlossen, die Aufgaben zu überprüfen, die die zwei Weihbischöfe künftig im Erzbistum wahrnehmen werden. Papstsprecher Federico Lombardi erklärte der Nachrichtenagentur, der Vatikan gehe nur dann an die Öffentlichkeit, wenn der Rücktritt eines Bischofs angenommen, nicht wenn er zurückgewiesen werde.
Diarmuid Martin ist seit 2004 Erzbischof von Dublin. Angesichts des Missbrauchsskandals, der der irischen Kirche wie kaum einer anderen zu schaffen macht, ist der frühere Vatikan-Diplomat Martin immer deutlich für schonungslose Offenheit eingetreten. Eine unabhängige Kommission zum Erzbistum Dublin hat Ende November mehr als zehn Bischöfen, darunter auch mehreren noch aktiven, vorgeworfen, binnen zwanzig Jahren mehr als 170 Missbrauchs- oder Gewalttäter aus dem Klerus gedeckt zu haben. Erzbischof Martin hatte die Kommission unterstützt, indem er tausende von vertraulichen Dokumenten veröffentlichte.
Im Zusammenhang mit den Missbrauchsskandalen hatte Papst Benedikt in den letzten Monaten den Rücktritt von zwei Bischöfen angenommen: Beide, Donal Murray von Limerick und James Moriarty von Kildare, waren frühere Weihbischöfe von Dublin, und beide waren im Kommissionsbericht kritisiert worden. Die jetzigen Weihbischöfe Walsh und Field hatten Vertuschungsvorwürfe zurückgewiesen; an Weihnachten allerdings erklärten sie in einem gemeinsamen Statement, dass sie den Papst um ihren Rücktritt gebeten hätten. Damit wollten sie „dazu beitragen, den Opfern und Überlebenden von sexuellem Missbrauch den Frieden und die Versöhnung Jesu Christi zu bringen". Weiter hieß es in dem Text: „Wir entschuldigen uns erneut bei ihnen."
Im Vatikan traf sich Papst Benedikt im Februar 2010 mit den irischen Bischöfen zu einem Krisengipfel zum Thema sexueller Missbrauch. Einen Monat später veröffentlichte er einen Hirtenbrief zu diesem Thema. (rv)

Italien: Streit um Einwanderung

Mitten im Sommerloch streiten sich die italienische Caritas und die Regierung über das Thema illegale Einwanderer. Das Innenministerium behauptet, die Landung von Bootsflüchtlingen an Italiens Küsten sei im letzten Jahr um 88 Prozent zurückgegangen – dank einem Abkommen zwischen Regierungschef Silvio Berlusconi mit Libyens Machthaber Muammer al-Gaddafi. Die Caritas widerspricht dieser Zahl heftig: Nach ihren Erkenntnissen haben die Schlepper einfach nur die Routen geändert, die Zahl der Bootsflüchtlinge nehme längst wieder zu. An diesem Wochenende sind fast vierzig „Illegale" in Sizilien gelandet, weitere zwölf in Sardinien.
„Wir müssen diese Brüder im Geist der Solidarität aufnehmen", mahnt der Erzbischof von Catanzaro in Kalabrien, Antonio Ciliberti. „Unser Vaterland ist die Welt, und jeder Mensch ist unser Bruder. Keiner kann für sich alleine glücklich sein – unser Glück besteht darin, andere glücklich zu machen."
Das sind in der aufgeheizten innenpolitischen Debatte Italiens, die derzeit noch durch eine Regierungskrise angereichert wird, ungewohnt pastorale Töne.
„Jeder Mensch hat das Recht zu emigrieren – das Recht, dahin zu gehen, wo er seine Identität voll realisieren kann. Diese Menschen kommen mit ihrer Armut und mit ihren Bedürfnissen – man darf sie nicht zurückstoßen. Welches Delikt haben sie denn begangen? Nur, dass sie in einem anderen Land geboren sind als in dem Land, auf das sich ihre Hoffnung richtet? Das ist doch nicht gerecht!
Vielleicht nicht gerecht, aber doch Rechtslage: Illegale Einwanderung ist nämlich in Italien – wie in vielen anderen europäischen Ländern auch – durchaus ein Delikt. Erzbischof Ciliberti fordert denn auch ein neues Einwanderergesetz:
„Wir müssen uns für ein Gesetz engagieren, dass die Menschenwürde bewahrt!"
Doch die Mahnungen des Erzbischofs werden wohl auf taube Ohren stossen – Berlusconi hat nämlich in diesen Wochen alle Hände voll zu tun, um seine Regierungsmehrheit zu retten. Seinen immigrantenfeindlichen Koalitionspartner, die Regionalpartei Lega Nord, die auch den Innenminister stellt, kann er in seiner heiklen Lage nicht vor den Kopf stossen. (rv)