D: Bischof Tebartz-van Elst wehrt sich gegen Vorwürfe

L_LimburgBischof Franz-Peter Tebartz-van Elst sei Kostenfragen bewusst ausgewichen, habe Kontrollen umgangen und kostspielige Eigenwünsche in das Projekt des Bischofshauses eingebracht. Das sind nur einige der Vorwürfe, die der Bericht der Prüfungskommission der Bischofskonferenz vorlegt. Auf der Grundlage dieses Berichts hat der Papst entschieden, den Rücktritt des Limburger Bischofs anzunehmen. Bischof Tebartz-van Elst hatte im Vorfeld Gelegenheit, seinen eigenen Kommentar zu dem Bericht abzugeben, er versucht in seiner jetzt bekannt gewordenen Stellungnahme, einige der Hauptvorwürfe richtig zu stellen.

Tebartz-van Elst besteht darauf, dass er Kardinal Giovanni Lajolo, dem vom Papst gesandten Beauftragten, anders als im Prüfbericht dargelegt die ihm damals bekannten Zahlen genannt habe. Wörtlich heißt es im Bericht: „Gegenüber dem Gesandten des Heiligen Stuhls, Giovanni Kardinal Lajolo, wurden Anfang September 2013 durch den Bischof nicht die ihm bereits bekannten Zahlen angegeben.“ Der Bischof besteht darauf, erst am Tag nach der Begegnung mit Kardinal Lajolo die Gelegenheit gehabt zu haben, die Details zu studieren.

Der im Bericht ebenfalls mit Kritik bedachte, mittlerweile emeritierte Generalvikar Franz Kaspar wird vom Bischof für viele Versäumnisse in den Verwaltungsabläufen wie das Unterlassen der Schriftform verantwortlich gemacht. Er betont, dass die Letztverantwortung des Bischofs für sein Bistum nicht in einer „verwaltungsmäßigen All- und Detailzuständigkeit“ liegen könne. Er verstehe den Dienst vielmehr als „Zeuge der Wahrheit“ in der Nachfolge der Apostel.

In Übereinstimmung mit dem Prüfbericht betont Tebartz-van Elst das Durcheinander in der Verwaltung bei seiner Amtsübernahme. Generalvikar Kaspar habe sein volles Vertrauen gehabt. Doch habe dieser immer mehr finanzielle Kompetenzen für sich beansprucht und auch in Eigeninitiative gehandelt.

Der Text des bisherigen Bischofs von Limburg, der ohne Anrede und Unterschrift veröffentlicht wurde, enthält ferner Angaben zu den Gesamtkosten und zum Georgswerk – also dem Fonds, dem Geld entnommen wurde. Bischof Tebartz-van Elst wiederholt seine Sicht, dass er sich in den Fachfragen auf die jeweiligen Verantwortlichen verlassen habe.

Die gesamte Stellungnahme des Bischofs können Sie bei unseren Kollegen vom Domradio einsehen, http://www.domradio.de/sites/default/files/pdf/stellungnahme_bischof_dr._tebartz-van_elst.pdf (rv)

Franziskus nimmt Rücktritt von Bischof Tebartz-van Elst an

B_Tebartz_van_ElstPapst Franziskus hat seine Entscheidung zur Causa Limburg getroffen: Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst kehrt nicht in seine Diözese zurück. Das gab der vatikanische Pressesaal an diesem Mittwoch bekannt. Franziskus nahm ein Rücktrittsgesuch des Bischofs an. Zugleich entsandte der Papst den Paderborner Weihbischof Manfred Grothe als Apostolischen Administrator nach Limburg. Zur Begründung hieß es, in der Diözese sei es zu einer Situation gekommen, die „eine fruchtbare Ausübung des bischöflichen Amtes“ durch Bischof Tebartz-van Elst verhindere. Aus den Vatikanangaben geht hervor, dass der Limburger Bischof sein Rücktrittsgesuch bereits im Oktober eingereicht hat, drei Tage vor der Entscheidung des Papstes, ihm eine Auszeit vom Bistum zu gewähren. Laut Kirchenrecht ist ein Bischof gehalten, dem Papst seinen Rücktritt anzubieten, wenn „schwerwiegende Gründe“ ihn an der Ausführung seines Amtes hindern.

Franziskus traf seinen Entschluss nach eingehenden Beratungen mit der Bischofskongregation und der Lektüre des Prüfberichtes einer Kommission der Deutschen Bischofskonferenz. Die Erstellung dieses Berichtes hatte Weihbischof Grothe geleitet. Er präsentiert das Dokument an diesem Nachmittag in Limburg. Erzbischof Robert Zollitsch, der damalige Vorsitzende der Bischofskonferenz, hatte das Papier Anfang März im Vatikan überreicht. Der neue Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx von München, hat die römische Entscheidung am Mittwochmittag in einem Statement in Berlin mit Erleichterung aufgenommen.

Mit Beginn der Sedisvakanz – der Zeit, in der der Bischofsstuhl von Limburg nach Rücktritt unbesetzt ist – erlischt auch das Amt von Generalvikar Wolfgang Rösch, der in der Abwesenheit von Bischof Tebartz-van Elst die Geschäfte geführt hatte. Diözesanadministrator Grothe hingegen bleibt auch während seiner neuen Aufgabe Weihbischof im Bistum Paderborn.

Hier die Pressemitteilung des Heiligen Stuhls zur Entscheidung von diesem Mittwoch in vollem Wortlaut:

Im Hinblick auf die Verwaltung der Diözese Limburg, in Deutschland, hat die Kongregation für die Bischöfe eingehend den Bericht jener Kommission studiert, die nach dem Willen des Bischofs und des Domkapitels eingesetzt wurde, um eingehende Untersuchungen im Hinblick auf die beteiligten Verantwortlichkeiten beim Bau des Diözesanen Zentrums „St. Nikolaus“ vorzunehmen.

Angesichts der Tatsache, dass es in der Diözese Limburg zu einer Situation gekommen ist, die eine fruchtbare Ausübung des bischöflichen Amtes durch S.E. Mons. Franz-Peter Tebartz-van Elst verhindert, hat der Heilige Stuhl den mit Datum vom 20. Oktober 2013 durch den Bischof angebotenen Amtsverzicht angenommen und hat einen Apostolischen Administrator ernannt in der Person von S.E. Mons. Manfred Grothe.

Der scheidende Bischof, S.E. Mons. Tebartz-van Elst, wird zu gegebener Zeit mit einer anderen Aufgabe betraut werden.

Der Heilige Vater bittet den Klerus und die Gläubigen des Bistums Limburg, die Entscheidung des Heiligen Stuhls bereitwillig anzunehmen und sich darum zu mühen, in ein Klima der Barmherzigkeit und Versöhnung zurückzufinden.

Aus dem Vatikan, 26. März 2014 (rv)

Spanien: Neuer Vorsitz in der Bischofskonferenz

rouco-varelaAuch die spanische Bischofskonferenz hat einen neuen Präsidenten. Auf Kardinal Antonio Maria Rouco Varela folgt Erzbischof Ricardo Blázquez Pérez, der bisherige Vizepräsident der spanischen Bischofskonferenz. Blázquez, der Erzbischof von Valladolid, ist 72 Jahre alt und stammt aus der Nähe von Avila. Die spanischen Bischöfe wählten ihn mit großer Mehrheit zum neuen Vorsitzenden. Auf Blázquez Pérez entfielen 60 der 79 Stimmen. (rv)

D: Kardinal Marx neuer Vorsitzender der Bischofskonferenz

Kardinal MarxKardinal Reinhard Marx ist der neue Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. Die in Münster versammelten Bischöfe wählten ihn an diesem Mittwoch ins Amt. Damit wird der 60 Jahre alte Marx Nachfolger von Erzbischof Robert Zollitsch, dem emeritierten Erzbischof von Freiburg. Aus Altersgründen konnte Zollitsch nicht wieder zur Wahl antreten.

Kardinal Marx ist Erzbischof von München und Freising, daneben übt er mehrere Funktionen beim Heiligen Stuhl aus. So ist er Mitglied des Kardinalsrates des Papstes zur Kurienreform und seit einigen Tagen auch Koordinator des Rates des neuen vatikanischen Wirtschaftssekretariates. Ferner übt er den Vorsitz des Rates der europäischen Bischofskonferenzen COMECE in Brüssel aus. In einer ersten Stellungnahme nach seiner Wahl äußerte Marx, er werde künftig nicht alles selbst machen, sondern auch delegieren. Der Vorsitz der Deutschen Bischofskonferenz sei für ihn eine „neue große Herausforderung“, sagte er der versammelten Presse.

„Ich weiß, manche von Ihnen haben geschrieben: Wann soll der das alles noch machen, was er sich auf die Schultern legt? Aber es gibt gute Formen der Organisation, und man kann auch einige Aufgaben abgeben, man muss nicht alles behalten, man muss kein Sammler und Jäger sein von Posten und Aufgaben, man kann auch andere mit einbeziehen, und das werde ich in den nächsten Tagen gründlich überlegen.“

„Kein Sammler und Jäger von Posten“

Reinhard Marx stammt aus Westfalen. Nach seiner Zeit als Weihbischof in Paderborn und Bischof von Trier wurde er 2007 Erzbischof von München, im November 2010 erhob der Papst ihn in den Kardinalsstand. Dass die katholische Kirche Deutschlands in der Weltkirche und auch im Vatikan ihren Beitrag leistet, findet Kardinal Marx „richtig“.

„Wir haben einen Aufbruch durch Papst Franziskus, der muss sich auch bestätigen, denn vieles wird auf uns zukommen, was wieder zu neuen Problemen und Krisen führt. Das kann gar nicht anders sein in der Verkündigung des Evangeliums, in dem Weg der Kirche durch die Geschichte gibt es immer Turbulenzen, Neuaufbrüche, Korrekturen, Umkehr. Aber das, was Papst Franziskus in seinem Schreiben „Evangelii Gaudium“ gesagt hat, hat viele angesprochen, und das ist auch ein guter Orientierungsrahmen für das, was die katholische Kirche in Deutschland betrifft. Insofern ist es vielleicht ganz hilfreich, dass ich in engerer Verbindung stehe mit dem, was in Rom passiert. Ich will das eine nicht mit dem anderen vermischen, jedes Amt hat seine eigene Herausforderung und Aufgabe, aber es kann sich gut ergänzen.“

Den Prüfbericht der Bischofskonferenz über die Vorgänge in Limburg kennt Marx eigenen Angaben zufolge nicht. Er werde sich in die Sache einarbeiten. Was die Kirche in Deutschland derzeit brauche, sei Einheit, gerade angesichts einer vielfältigen Umgebung. Kardinal Marx:

„Wir sind vielfältig“

„Wir sind vielfältig. Wir werden nicht in überschaubare Lebensverhältnisse zurückkommen, aber in dieser Pluralität brauchen wir eine starke Stimme des Evangeliums. Alle Untersuchungen zeigen, dass ohne die konkrete sichtbare Gemeinschaft der Kirche der Glaube und die Stimme der Kirche in diesem Land schwächer werden. Deshalb müssen wir uns bemühen, glaubwürdig und authentisch auch diese konkrete, sichtbare katholische Kirche zu einer Stimme zu machen, die in diesem Land gehört wird.“

Die Wahl des Vorsitzenden war im fünften Wahlgang erfolgreich. Dazu war eine absolute Mehrheit erforderlich. Die ersten beiden Wahlgänge hätten hingegen zumindest eine Zweidrittelmehrheit erfordert. Es habe „viele“ geeignete Kandidaten gegeben, verriet der scheidende Vorsitzende Erzbischof Robert Zollitsch.
Nach der Wahl des Vorsitzenden wurde der Sekretär der Konferenz, Jesuitenpater Hans Langendörfer, von den Bischöfen in seinem Amt bestätigt. Auch Pressesprecher Matthias Kopp bleibt im Amt. (rv)

D/Vatikan: Kardinal Lehmann spricht mit Papst Franziskus über Limburg

Gudrun SailerDer Fall Limburg braucht eine rasche Klärung. Das hat der Mainzer Kardinal Karl Lehmann an diesem Samstag bei einer Audienz Papst Franziskus anvertraut. Ende des Monats sei mit dem Abschlussbericht der Kommission zu rechnen, die von der Bischofskonferenz eingesetzt worden war, um zu den Fakten des Limburger Bauvorhabens und anderer Vorgänge im Bistum an der Lahn vorzudringen. Radio Vatikan bat den Kardinal nach der Unterredung mit dem Papst zu einem Interview. Dabei ging es auch um die Frage der Familienseelsorge. Gudrun Sailer führte das Gespräch.

„Zunächst habe ich mich einmal sehr herzlich bedankt für den großen Aufbruch, den er nach der Wahl geschaffen hat. Es sind schon zehn Monate vergangen. Wir sind beide gleich alt – also im selben Jahr geboren. Wir sind miteinander 2001 Kardinäle geworden. Ich habe dann ihm ein paar Sätze gesagt zur Kurienreform, weil ich ja während der 30 Jahren, die ich als Bischof verbracht habe und davon 21 Jahre als Vorsitzender der Bischofskonferenz, das Funktionieren und Nicht-Funktionieren der Kurie kenne. Die Auswahl der Leute ist sehr viel wichtiger als manche Strukturfragen oder rechtlichen Änderungen der Zuständigkeiten. Das ist ihm sehr bewusst.“

Sie haben mit dem Papst auch über Limburg gesprochen. Was hatten Sie dem Heiligen Vater mitzuteilen?

„Ich bin ja sozusagen seit 30 Jahren ein Nachbar Limburgs. Ich habe Franz-Peter Tebartz-van Elst schon vorher als Theologen gekannt und in den beiden Male, in denen ich mich öffentlich über ihn geäußert habe, habe ich gesagt, dass er ein hochintelligenter, höflicher und kommunikativer Mensch sei. Ich kann also nicht feststellen von Protz und Verschwenderischem. Da war doch eine üble Kampagne in Medien festzustellen. Aber es hatte seine Gründe gehabt: ich glaube, es ist nicht nur das viele Geld, das verbraucht wurde, das Problem sondern auch diese Geheimhaltungspolitik, die gemacht worden ist. Dazu kommt noch, dass er selber nie eine Zahl der Kosten genannt hat. Das ist schon sehr problematisch.“

Hat sich denn Papst Franziskus selbst geäußert zum Fall Limburg? Wie gut meinen Sie war er darüber informiert?

„Ich habe den Eindruck, dass er sehr authentisch informiert ist und auch verschiedene Quellen hat. Da habe ich den Eindruck, dass er sich ein eigenes Urteil bildet. Ich habe ihm gesagt, dass wir abwarten sollten bis die entsprechende Kommission den Bericht abliefert. Das sollte angeblich Ende des Monats der Fall sein. Auf jeden Fall darf es nicht mehr solange gehen, weil es die Limburger auch physisch und nervlich schon sehr verwundet sind. Ich habe auf jeden Fall den Eindruck, dass der Papst gut informiert und behutsam, schonungsvoll gegenüber den beteiligten Menschen wissend umgeht. Er betrachtet das Ganze mit relativer Gelassenheit. Ich habe dem Papst auch klar gesagt, dass ich Sorge habe, wenn wir das nicht bald klären. Dass die Aufbruchsstimmung, die der Papst hervorgerufen hat, so auch wieder in Spannung und Widerspruch zurückversetzt werden kann. Ich habe den Eindruck, dass er das sehr klar sieht.“

Was braucht denn die deutsche Kirche vor diesem Hintergrund besonders an Input vom Papst? Welche Stellungnahmen und Wortmeldungen sind da gefragt?

„Ich denke, dass der Papst durch die Umfrage zur Familienpastoral und die Ergebnisse auch weiß, was die Themen sind, die er mit Ernsthaftigkeit angeht. Da setzt er sehr auf die Bischofssynoden – sei es außerordentlichen als auch die ordentlichen Synoden.“

Erwarten Sie, dass es inhaltliche Änderungen in dem Thema geben wird wie beispielsweise die Sakramente für wiederverheiratete Geschiedene?

„Die Frage kann man nicht umgehen, aber die darf man nicht zuerst angehen. Ich kämpfe seit 1971 zu dem Thema und es war mir immer klar, dass die Sache wiederkommen wird. Das ist nicht etwas, das mit einem schnellen Verbot regelt. Ich habe dem Papst auch gesagt, dass es äußerste Zeit ist, darüber zu befinden. Die Praxis in den Gemeinden ist sehr unterschiedlich. Ich denke, dass das Erste, was gesagt werden muss, lautet: Menschen aus zerstörten oder gestörten Beziehungen und wiederverheiratete Geschiedene haben in der Kirche einen Platz. Das sagt ja schon ,Familiaris consortio´ sehr deutlich. Das ist aber längst nicht überall bekannt. Die Leute meinen immer noch, jeder sei automatisch exkommuniziert. Es ist aber auch klar, dass die Situationen klar unterschieden werden müssen. Ich kann nicht einfach grundsätzlich von Barmherzigkeit überall predigen, es gibt auch Situationen, wo Leute böswillig verlassen werden. Zur Barmherzigkeit gehört auch die Gerechtigkeit. Ich kann nicht von Barmherzigkeit reden, ohne das Verhältnis zur Gerechtigkeit zu klären. Deswegen ist vieles im Augenblick weniger tief reflektiert als das eigentlich schon der Fall gewesen ist. Ich denke, die Chance liegt darin und das habe ich dem Papst auch gesagt. Wir werden ein Jahr lang Zeit haben, um darüber nachzudenken. Mir scheint, der Papst ist sehr fest entschlossen, weil er weiß, dass dies auch ein Stück weit ein Test ist.“

Papst Franziskus hat in seinem Schreiben „Evangelii gaudium“ unter vielen anderen Dingen davon gesprochen, dass er sich vorstellen kann, den Bischofskonferenzen eine wirkliche Teilhabe an dem ordentlichen Lehramt einzuräumen. Was bedeutet das?

„Man sieht in ,Evangelii gaudium´, wie viel ortskirchliche und kontinentale Aussagen von Bischofskonferenzen zitiert werden. Er realisiert bereits eine Ernstnahme der relativ existierenden Lehrautoritäten der Bischofskonferenzen. Wenn aber bis vor einiger Zeit noch gesagt wurde, dass Bischofskonferenzen überhaupt keine Lehrautorität ausüben und nur der Papst und der Bischof sind göttlichen Rechts und alles was dazwischen ist, ist im Grunde genommen auch entbehrlich, dann ist das jetzt schon eine wichtige Aussage. Da muss man sehr klug und vorsichtig damit umgehen. Bischofskonferenzen sind genauso wenig unfehlbar wie jedes andere Organ in der Kirche.“ (rv)

Bischöfe zwischen Schock und Respekt

 Kardinal DziwiszUngläubiges Staunen, Respekt, Betroffenheit: Die Entscheidung des Papstes zum Rücktritt hat viele in der Kirche in ein Wechselbad der Gefühle gestürzt. „Ich bin im wahrsten Sinne des Wortes schockiert!“ Das sagt der Kölner Erzbischof, Kardinal Joachim Meisner, enger Vertrauter des scheidenden Papstes. „Das habe ich mir gar nicht vorstellen können. Damit muss man sich jetzt auseinandersetzen. Jetzt muss ich an einer weiteren Papstwahl teilnehmen, das Kardinalskollegium muss jetzt die Kirche regieren. Da muss ich nach Rom anreisen, da sind die täglichen Sitzungen zur Vorbereitung des Konklaves. Das gab es ja seit 700 Jahren nicht. Da gibt es die Fragen: Gibt es eine Abschiedsfeier? Wo wird er wohnen? Wie wird er dann angesprochen?“

Dziwisz: „Benedikt XVI. ist groß“

Er sei „traurig“, „überrascht“, „tief berührt“, sagt Meisner. Italienische Zeitungen behaupten, der Krakauer Kardinal Stanislaw Dziwisz habe eine böse Bemerkung gemacht: Christus sei nicht vom Kreuz herabgestiegen. Dzwisz war Privatsekretär von Papst Johannes Paul II., der trotz seinem Leiden bis zum Tod 2005 im Papstamt durchhielt. Uns gegenüber sagt er: „Ich habe diese Nachricht mit großem Schmerz und Überraschung aufgenommen! Denn ich schätze und liebe den Heiligen Vater, Benedikt XVI. Er war Johannes Paul II. immer so eng verbunden, diesem großen Papst dieses Jahrhunderts. Wir können uns wirklich glücklich schätzen, dass wir einen nach dem anderen Päpste von solch großer Tragweite haben. Man kann die beiden nicht direkt vergleichen, denn jeder hat sein eigenes Charisma.“ Es stimme nicht, dass er zu verstehen gebe, Benedikt XVI. flüchte aus der Verantwortung, so Dziwisz: „Absolut nicht, denn Benedikt XVI. ist groß! So wie Johannes Paul II. groß war und auch Papst Paul VI., dessen Pontifikat von einer großen Öffnung gekennzeichnet war.“

„Er wird uns fehlen“: So reagiert der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch. „Aber es wird viel von ihm bleiben, denn Theologie und Kirche hat er nachhaltig geprägt, als Brückenbauer, als Hirte seiner Herde, als Wissenschaftler und Lehrer.“ Der Freiburger Erzbischof scheint nicht an den völligen Rückzug Benedikts XVI. ins Unsichtbare zu glauben: „Wir wissen, dass er seine Lebenskraft weiterhin in den Dienst der Menschen stellen wird. Wir wünschen ihm dazu die nötigen Kräfte…“

Vingt-Trois: „Papst ist nicht Bischof der ganzen Welt“

Der Pariser Kardinal André Vingt-Trois glaubt, dass die Entscheidung des Papstes zum Rücktritt „wohlüberlegt“ war. „Zunächst einmal bin ich natürlich überrascht, aber mein zweiter Gedanke war gleich große Dankbarkeit für diese acht Jahre als Papst, eine echte Bewunderung für den Mut, den er hatte, um wohlüberlegt diese Entscheidung zu treffen.“ So der Vorsitzende der Französischen Bischofskonferenz im Interview mit Radio Vatikan. „Es ist immer mutig, wenn jemand anerkennt, dass er nicht mehr die Kraft zu seiner Aufgabe hat. Dass wir jetzt alle im Durchschnitt länger leben, führt dazu, dass man jetzt mehr zu entscheiden hat, als einfach auf den Tod zu warten. Dank Benedikt XVI. wissen jetzt auch seine Nachfolger, dass sie sich bis aufs Äußerste einsetzen können, ohne aber bis zum Schluss im Amt bleiben zu müssen.“

Vingt-Trois wird in Paris genau zur Stunde des Rücktritts von Benedikt eine öffentliche Dankmesse für das Pontifikat zelebrieren. Dass die Katholiken in aller Welt sich jetzt als Waisen fühlen müssen, findet der Hausherr der Pariser Notre-Dame-Kathedrale ganz und gar nicht. „Ich habe es bisher immer so gesehen, dass die Bischöfe die Hirten ihrer Herden sind. Ich verstehe nicht ganz, warum die Leute sich verwaist fühlen sollten, weil der Papst zurücktritt – dann sollen sie sich eben im Gebet an Gott wenden. Wenn die Römer sehen, dass ihr Bischof geht, dann verstehe ich, wenn sie sich fragen: Wer kommt denn als Nächstes? Aber der Papst ist nicht der Bischof der ganzen Welt! Man muss nun mal verstehen, dass die Kirche sich keineswegs auf die Person des Papstes reduziert.“

Das sagt Kardinal Meisner noch sporadischer: „Ich weiß nur: Päpste kommen und gehen, die Kirche bleibt. Da bin ich selber gespannt, wie der neue Papst aussehen wird.“ Die Belastungen für einen Pontifex Maximus seien heutzutage enorm, gibt Meisner zu bedenken – das sei „eine Aufgabe, die einen hoffnungslos überfordern kann“. „Vielleicht war die Aussage der Ärzte, dass er wegen seines Herzens nicht mehr zum Weltjugendtag nach Rio de Janeiro fahren kann, ausschlaggebend. An vielen Ecken und Enden spürt er, dass die Kräfte nicht mehr aussreichten, um die täglichen Dinge zu bewältigen.“ Das lange und qualvolle Sterben von Johannes Paul II. im Amt habe dem Nachfolger sicher auch vor Augen gestanden, sinniert Kardinal Meisner. „Das wollte er mal nicht ähnlich erleben, dass Ponitikat weiterzuführen ohne die Kräfte, selber zu entscheiden und angewiesen zu sein auf die Hilfe anderer. Da will er lieber die Verantwortung in andere Hände übergehen lassen. Eine nachvollziehbare Erklärung!“

„Einer der großen Kirchenväter ist wiederauferstanden“

„Es ist eine große menschliche und religiöse Geste.“ Das sagt wiederum Erzbischof Zollitsch. Er würdigt den scheidenden Papst als „großen Lehrer der Kirche“. „Ja, Papst Benedikt ist in vielerlei Hinsicht ein Pontifex: Er wollte Brücken bauen zwischen Glaube und Vernunft, Brücken hin zu Gott, Brücken zwischen Konfessionen und Religionen, um so dem Frieden der Welt den Weg zu bereiten und dem Reich Gottes Wachstum zu schenken.“ Noch einmal Meisner, der ins selbe Horn stößt: „Wir haben einen gesegneten Theologen auf dem Stuhle Petri gehabt. Die orthodoxen Bischöfe haben mir gesagt, mit Benedikt XVI. sei einer der großen Kirchenväter des klassischen Christentums wiederauferstanden. Die haben alle seine Worte übersetzt für ihre Studenten! Es war ein großes Pontifikat, weniger quantitativ, aber qualitativ!“

„Wir sind voll des Dankes für sein segensreiches Wirken“. Das sagt der Münchner Erzbischof, Kardinal Reinhard Marx. „Benedikt XVI. hat die Weltkirche nun acht Jahre lang mit höchstem Einsatz geführt und entscheidend mit seiner klaren Theologie geprägt. Wir als seine bayerische Heimatdiözese fühlen uns ihm als Priester und vormaligem Erzbischof des Erzbistums München und Freising auch in dieser Stunde eng verbunden. Wir sind voll des Dankes für sein segensreiches Wirken als Oberhaupt der katholischen Kirche… Wir wollen uns für die Zukunft unserer Kirche weiter von der bedeutenden Theologie Benedikt XVI. inspirieren lassen.“ Der neue Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer erklärt, er mache sich große Sorgen um die Gesundheit des Papstes.
(rv)

Schweiz: „Piusbrüder zutiefst unverantwortlich“

SchweizDer Bischof von Lausanne, Genf und Fribourg, Charles Morerod, bekräftigt seine skeptische Haltung gegenüber der Priesterbruderschaft Pius X. In einem Interview mit Radio Vatikan äußerte sich Morerod, der vor seiner Bischofsweihe einer vatikanischen Dialogkommission mit den Piusbrüdern angehörte, am Mittwoch Abend zu einem Dekret, das der Bruderschaft die Nutzung kirchlicher Räume in seinem Bistum verbietet.

„Mich wundert, dass man davon jetzt spricht, weil ich dieses Dekret veröffentlicht habe. Dabei wurde das Dekret doch im September 2011 von der Bischofskonferenz beschlossen, als ich ihr noch gar nicht angehörte! Ich fand es also schon auf meinem Schreibtisch vorbereitet, als ich Bischof wurde, und erfuhr, dass die Bischofskonferenz es jedem ihrer Mitglieder freistellte, ob sie es veröffentlichen wollten oder nicht. Der Bischof von Sion und der Abt von Saint-Maurice haben also das Dekret im Januar 2012 veröffentlicht, die Bischöfe von Basel und von St. Gallen dann im Februar 2012. Wenn man bedenkt, dass sich der Sitz der Piusbruderschaft auf dem Gelände des Bistums Basel und das Priesterseminar auf dem Gelände des Bistums Sion befinden, bin ich doch erstaunt, dass sie keinerlei Reaktion gezeigt hat, vor mehr als einem Jahr.“

Im übrigen sage das Dekret auch in Bezug auf die Piusbrüder überhaupt nichts Neues im Vergleich zu bischöflichen Richtlinien aus dem Jahr 1999. „Es gibt in dieser Hinsicht wirklich nichts Neues – überhaupt nichts Neues. Außer, dass an einer Stelle eine Aktualisierung da ist, weil man einen Text von Benedikt XVI. aus dem Jahr 2009 zitiert. Ich habe also vor der Publikation des Dekrets ein Jahr lang gewartet, weil ich erst einmal sehen wollte, wie sich der Dialog entwickelt. Und ich muss sagen: Ich war enttäuscht darüber, wie sich der Dialog entwickelte!“

Diese Enttäuschung hing vor allem mit einem Buch eines der Bischöfe der Piusbruderschaft zusammen: Es untersucht die Theologie Benedikts XVI. und wirft dem Papst mehrfach „ohne Drumherumreden“ vor, häretisch zu sein. Das sei doch „schwerwiegend“, urteilt Bischof Morerod. „Aber ich sagte mir dann: Immerhin ist das ja nicht der Generalsuperior der Piusbruderschaft, der das schreibt. Dieser – also Bischof Fellay – hatte doch die anderen Bischöfe gebeten, sich etwas versöhnlicher zu äußern. Also gab es vielleicht doch Hoffnung? Doch dann sehe ich im November 2011 den Text einer Predigt von Bischof Fellay, der u.a. erklärte: Wir können die sogenannte neue Messe nicht als erlaubt anerkennen. Da sagte ich mir: Also wirklich – das zeigt doch, dass unser Dialog nicht viel gebracht hat. Und dann meinte Fellay in derselben Predigt: Wir sind im Dialog jetzt wieder am gleichen Punkt angelangt, an dem wir um 1975 schon einmal waren. Damit behauptete er praktisch: Was wir gemacht haben, hat nichts gebracht, außer dass es womöglich die Lage sogar verschlechtert hat!“

„Ernsthafte Schwierigkeiten für die Einheit“

„Zutiefst unverantwortlich“: So findet es Bischof Morerod, was der Leiter der Piusbrüder dann im Dezember bei einem Besuch in Kanada erklärte. Es seien, so Fellay, die „Feinde der Kirche“, nämlich „Juden und Freimaurer“, die die Gespräche des Vatikans mit der Bruderschaft hintertrieben und bremsten. „Das ist zutiefst unverantwortlich, weil es eine sehr harte Kritik am Vatikan ist, sondern weil uns die Geschichte eigentlich hätte lehren müssen, dass man sich einer solchen Redeweise über die Juden besser enthalten sollte. Die Lehre des Konzils und die Besuche von Johannes Paul II. und Benedikt XVI. in der römischen Synagoge, die die Piusbrüder übrigens immer kritisiert haben, zeigen ein anderes Gesicht der katholischen Kirche! Und ich möchte nicht, dass Priester, die sich als katholisch ausgeben, die katholische Messe als „schlecht“ einstufen oder die Juden Feinde der Kirche nennen, denn ich halte das für schwerwiegend.“

Und dennoch scheut sich der Westschweizer Bischof, die Priesterbruderschaft Pius X. rundweg als „schismatisch“ einzustufen. Ihre Einstufung durch die römisch-katholische Kirche sei derzeit nun einmal „nicht klar“. „Das ist nicht klar, weil die Kirche sich in ihrem Wohlwollen um ihre Annäherung bemüht. Aber wenn ein Bischof der Bruderschaft, ohne dass diese ihn dementiert, den Papst als Häretiker beschuldigt, der Generalsuperior die Eucharistie, die u.a. der Papst feiert, als „schlecht“ einstuft und erklärt, sie bringe „den Verlust des Glaubens mit sich“, dann würde ich sagen: Das schafft für die Einheit zumindest ernsthafte Schwierigkeiten!“

Morerod gibt an, er habe in seinem Bistum noch nicht mit Mitgliedern der Piusbruderschaft gesprochen. Zwar sei er zu einem Treffen bereit, aber es gebe in der Westschweiz auch gar nicht so viele Piusbrüder. Dass Gespräche mit der Bruderschaft letztlich zu ihrer Einigung mit dem Vatikan führen könnten, sieht der Bischof ausgesprochen skeptisch. Schließlich habe sich die Haltung Fellays „seit letztem Herbst noch weiter verhärtet“. „Aber wenn ich da jetzt zu pessimistisch bin – umso besser! Schließlich wäre ich der erste, der sich freuen würde, wenn sich die Dinge doch einrenken sollten. Ein Dekret wie das, was wir – ich betone: nicht nur ich, sondern wir Bischöfe – unterzeichnet haben, lässt sich ja auch wieder ändern, wenn sich die Lage ändert. Das wäre umso besser.“ (rv)

D: Prof. Dr. Rudolf Voderholzer neuer Bischof von Regensburg

Wie das Bistum Regensburg heute bekannt gab, hat Papst Benedikt XVI. den Trierer Dogmatikprofessor Dr. Rudolf Voderholzer (53) zum Nachfolger von Gerhard Ludwig Müller ernannt. Müller war am 02.07.2012 zum Pro-Präfekten der Kongregation für die Glaubenslehre nach Rom berufen worden. Seither ist das Bistum Regensburg vakant. Der neue Regensburger Bischof ist ein Ziehsohn Müllers. Rudolf Voderholzer war von 1992 bis 2001 Assistent am Lehrstuhl für Dogmatik an der Ludwig-Maximilians-Universität  (LMU) in München.

Voderholzer ist am 09.10.1959 in München geboren und absolvierte sein Abitur am Münchner Dante-Gymnasium. In seiner Heimatstadt studierte er in den 80er Jahren Theologie und Philosophie. Seine Priesterweihe empfing er im Jahr 1987 in Freising (Erzbistum München und Freising) und wirkte anschließend als Kaplan in Traunreut, Haar und Zorneding. 1997 promovierte er bei Professor Gerhard Ludwig Müller mit einer Arbeit über Henri de Lubac zum Doktor der Theologie. 2004 habilitierte er sich an der Katholisch-Theologischen Fakultät München. Im selben Jahr weschelte er an das Departement für Glaubens- und Religionswissenschaften und Philosophie an die Schweizer Universität Fribourg. Hier war er zwischen 2004 und 2005 Präsident des Departements. 2005 wurde Voderholzer ordentlicher Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte an der Theologischen Fakultät Trier. Nebenher war er als Seelsorger in der Pfarrei St. Nikolaus in Kasel an der Ruwer tätig. Seit dem Jahr 2008 ist er Gründungsdirektor des "Institut Papst Benedikt XVI." in Regensburg und seit 2010 Ordentliches Mitglied der Sudetendeutschen Akademie der Wissenschaften.

Der Termin seiner Bischofsweihe und Amtseinführung wird in den nächsten Tagen bekannt gegeben.(vh)

 

Deutschland: Weihbischof Wehrle zurückgetreten

Der Papst hat den Rücktritt des Freiburger Weihbischofs Paul Friedrich Wehrle angenommen. Das gab der vatikanische Pressesaal an diesem Montag bekannt. Seine Bitte um Entpflichtung hatte Weihbischof Wehrle mit Gesundheitsproblemen begründet – zudem wies er auf seine nach mehr als dreißig Amtsjahren nachlassende Belastbarkeit hin. Vor seiner Bischofsweihe war Wehrle zuerst Zeitsoldat, nach seiner Priesterweihe erst als Dozent und dann als Professor für Pastoraltheologie in Eichstätt. Wehrle werde künftig als Subsidiar in der Seelsorgeeinheit Radolfzell und im Rahmen der Möglichkeiten auch in bischöflichen Diensten in der Erzdiözese tätig sein, so das Erzbistum Freiburg in einer Pressemeldung. Am 16. September 2012 wird Wehrle feierlich verabschiedet werden. Erzbischof Robert Zollitsch werde nun die nötigen Schritte für eine Nachbesetzung des Weihbischofs einleiten. (rv)

Vatikan/China: Weihbischof Thaddeus Ma Daquin verschwunden

Der Heilige Stuhl ist besorgt über die Lage des neuen Weihbischofs von Shanghai. Thaddeus Ma Daquin wurde am Samstag mit Zustimmung des Vatikan und der chinesischen Behörden zum Weihbischof geweiht. Thaddeus Ma Daquin war am Samstag kurz nach seiner Weihe verschwunden. Nach Informationen örtlicher Katholiken soll er in einem Priesterseminar unter Hausarrest gestellt worden sein. Der Weihbischof befinde sich in einer „nicht normalen" Situation, kommentierte Vatikansprecher Federico Lombardi an diesem Donnerstag. Der Heilige Stuhl habe allerdings keinerlei Kontakt mit Ma; auch gebe es keine Informationen zum Stand der Dinge von Seiten der chinesischen Behörden. Anlass für das angebliche staatliche Eingreifen soll eine Predigt von Ma während des Weihegottesdienstes gewesen sein, in der sich der Geistliche von der regimetreuen „Patriotischen Vereinigung" lossagte. (rv)