Australien: Vorwürfe eines Chormitglieds gegen Kardinal Pell

Die Staatsanwaltschaft in Melbourne beabsichtigt laut Meldungen verschiedener australischer Medien sechs Anklagepunkte gegen den Kurienkardinal George Pell fallen zu lassen.

Wie viele Anklagepunkte letztendlich zur Einleitung eines Gerichtsverfahrens gegen Kardinal Pell führen könnten, ist derzeit immer noch unklar.

Laut Staatsanwaltschaft sollen sechs Anklagepunkte fallen gelassen werden, da einer der Zeugen aus „medizinischen Gründen“ nicht aussagen könne. Der Anwalt Pells, Herr Richter QC bat das Gericht die Anklage formell zu widerrufen, was offenbar am Dienstag geschehen soll.

Die Mutter eines anderen mutmaßlichen Opfers von Pell, hat ihre Vorwürfe, die sie 2016 in einem Interview gegenüber ABC TV gegeben hatte, zurückgezogen. Das Interview hatte mit der Journalistin Louise Milligan stattgefunden, die ein Buch über Kardinal Pell geschrieben hatte. Milligan ist in der nächsten Woche zur Anhörung vorgeladen.

Pell soll in den 1990er Jahren ein Chormitglied missbraucht haben. Dieser Vorwurf stammt von der Schwester des mutmaßlichen Opfers, vorgetragen vor der Richterin Belinda Wallington in der Voruntersuchung. Die Straftat hatte in der St. Patricks Cathedrale stattgefunden und ihr Bruder habe klar George Pell beschuldigt.

Kardinal Pell war 1987 Weihbischof von Melbourne und ab 1996 Erzbischof des Bistums. Richter QC warf der Frau vor „eine Geschichte zu erzählen“, die von ihr erfunden sei. Die Frau sagte, ihr Bruder beharrte darauf, dass Kardinal Pell der mutmaßliche Täter gewesen war. Richter QC warf ihr vor, besagte Unterhaltung habe in einem Auto stattgefunden und die Insassen seien betrunken gewesen.

Die Anhörungen im Fall Kardinal Pell laufen seit Anfang März. Ein Teil dieser Anhörungen hatte unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattgefunden. Ob und wie viele Anklagepunkt Pell zur Last gelegt werden können ist noch unklar. Ebenso ungewiss ist es, ob Richterin Belinda Wallington ein Gerichtsverfahren gegen Kardinal Pell eröffnen wird. Pell hatte schon im Vorfeld der Anhörungen alle Vorwürfe der Beschwerdeführer energisch zurückgewiesen und seine Unschuld beteuert. (vh – mm)

China: Viele Herausforderungen für das Christentum

Unter dem Titel „Christentum in China – Aufprall, Miteinander und Interkulturalität“ haben sich in den letzten Tagen bei einem Kongress an der Universität Greogoriana Forscher und China-Experten aus aller Welt über die aktuellen Herausforderungen ausgetauscht, mit denen sich das Christentum in China konfrontiert sieht.

Johanna Gremme – Vatikanstadt.

Professor Johannes Ehrat von der Päpstlichen Universität Gregoriana, spricht in Bezug auf den Katholizismus in China nicht von einer strikten schwarz-weiß-Trennung, sondern von einer großen Grauzone:

„Es gibt einen Kollegen, der hat den Begriff des „Grauen Marktes“ geprägt, des religiösen Marktes“, der weiß ist, das sind die von der Regierung kontrollierten Kirchen, aber die ganz große Fläche ist grau, wenn nicht gar schwarz, die ist dann ganz im Untergrund. Aber die meiste Adaption geschieht im Anpassen an die Gegebenheiten, die zwar nicht richtig verboten sind, aber auch nicht richtig erlaubt. Diese Zweideutigkeiten prägen das religiöse Leben. Da kann die Regierung auch nicht eingreifen.“

Neben dem Problem der „Grauzonen“, das alle Christen betrifft, die ihren Glauben unter großen Einschränkungen leben müssen, gibt es in China auch eine große Herausforderung für den Katholizismus, auf die Benoît Vermander, Professor an der Universität in Shanghai, aufmerksam macht:

„In China gibt es den ländlichen Katholizismus, der sich seit dem 17. Jahrhundert solide in der Gesellschaft etabliert hat. Er hat seine Traditionen und fest definierten Lebensweisen. Diesem Katholizismus steht aber seit ungefähr 15 Jahren eine neue Art des Katholizismus gegenüber. Die Verstädterung sorgt für eine Auflösung der ländlichen Gemeinschaft und die Herausbildung eines neuen, urbanen Katholizismus.“

Während auf dem Land Gewohnheiten und Traditionen also fest verankert sind, fehlen diese Strukturen in der Stadt und es bildet sich keine starke religiöse Gemeinschaft heraus.

Vermander hebt hervor, dass unter allen Aspekten, die den Katholizismus in China betreffen, derjenige des urbanen Katholizismus als kultur-gesellschaftliches Phänomen im Augenblick besondere Aufmerksamkeit erfordere. Denn der urbane Katholizismus habe zur Folge, dass die Zahl der Katholiken im Land abnimmt und das stetig. Gleichzeitig nimmt die Zahl der Christen in China immer weiter zu, sogar sehr stark. Es gibt viele Gruppierungen, vor allen Dingen protestantische Gemeinschaften, die eine offene, entdeckerfreudige Religion leben.

„Das Problem ist, dass die katholische Kirche starken hierarchischen Strukturen unterliegt, in Gewohnheiten und Traditionen festgefahren. Die Herausforderung in China besteht darin, diese Kluft zwischen den Religionsgemeinschaften zu überwinden und alle Menschen in der Religion anzunehmen.“

Nur so könne der Spagat zwischen authentisch katholischer und authentisch chinesischer Kirche gelingen. Dass der Vatikan bisher noch keine offiziellen diplomatischen Beziehungen mit der Chinesischen Volksrepublik hat, sei für die praktizierenden Christen in China kein sehr großes Problem.

„Das, was die christliche Gemeinschaft in China betrifft, ist ihr inneres Leben. Wie zum Beispiel die Integration neuer Gemeindemitglieder abläuft oder wie sie mit Taufbewerbern umgehen, ein reiches liturgisches Leben führen Die Christen in China sind sehr mit ihrer Innensicht und dem Leben innerhalb der Gemeinschaft beschäftigt.“

Die wirklich große Herausforderung für die Zukunft sei es also, die Kluft innerhalb der Christen in China zu verringern. (vatican news)