Polen: Schweigen im Vatikan zu „Polonia Semper Fidelis“

In Polen rumort es und der Vatikan verfolgt eine Politik des Schweigens und der Ignoranz. Der polnische Petitionsaufruf „Polonia Semper Fidelis“ (Polen immer treu!) verzeichnet derzeit über 145.000 Unterschriften gegen das umstrittene Dokument „Amoris laetitia“. Die Petition soll dem Erzbischof Stanisław Gądecki, dem Präsidenten der polnischen Bischofskonferenz vorgelegt werden. Hier heißt es:

„Die Aktion „Polonia Semper Fidelis“ ist eine Reaktion auf beunruhigende Interpretationen der apostolischen Ermahnung von Papst Franziskus Amoris laetitia über die Liebe in der Familie in einigen Ländern. Es hat sich gezeigt, dass die Kirche den Geschiedenen, die in neuen nicht-sakramentalen Beziehungen leben, erlaubt hat, die heilige Kommunion zu empfangen.
In dieser Situation haben wir uns entschieden, eine Kampagne zu organisieren, die – auf der einen Seite – eine laute Stimme der Gläubigen sein soll, und auf der anderen – eine kindliche Anfrage an die polnischen Bischöfe, die traditionelle Lehre der Kirche über die Unauflöslichkeit der Ehe zu bestätigen. Wir denken, dass die sogenannte liberale Interpretation der päpstlichen Ermahnung zur wachsenden Verwirrung in den Seelen der Gläubigen beiträgt“.

Neben der offenkundigen Kritik gegen das Dokument wird das deutsche Episkopat wegen seiner Haltung und seinem Hirtenbrief schwer angegriffen:

„Hinter der westlichen Grenze Polens können wir eine große Glaubenskrise beobachten, die durch doktrinäre Verwirrung verstärkt wird. Die deutschen Bischöfe gaben einen Hirtenbrief heraus, in dem sie offiziell den in der Wiedervereinigung lebenden Geschiedenen die Möglichkeit gab, die Heilige Kommunion zu empfangen“.

Ferner erinnert die Petition an das Zeugnis des heiligen Papstes Johannes Paul II. und ruft die polnischen Bischöfe ausdrücklich dazu auf, die Unauflöslichkeit der sakramentalen Ehe zu bestätigen und klarzustellen, dass zivilrechtlich wiederverheiratete geschiedene Katholiken nicht zur Kommunion zugelassen werden dürfen.

Obwohl diese polnische Initiative seit einiger Zeit öffentlich ist, hüllen sich der Papst und die Kurie in Rom in Schweigen. Von hier kam bisher keine einzige Stellungnahme. Auch das offizielle Organ Vatican News hat sich zu diesem leidlichen Thema bisher nicht geäußert.

Stattdessen veröffentlichte Vatican News gestern einen Artikel mit dem Titel „Polen: Gebetskette für Papst Franziskus“. Hier organisiert eine Gruppe polnischer Laien eine Gebetskette für Papst Franziskus zum fünften Jahrestag seiner Wahl. Die polnische Bischofskonferenz ermuntert, sich daran zu beteiligen. Aber kein einziges Wort über die Petition in Polen.

Papst und Vatikan schweigen zu diesem polnischen Aufschrei der Gläubigen und ignorieren „Polonia Semper Fidelis“ einfach. (vh)

Kardinal Marx: „Wünsche mir lange Amtszeit von Franziskus“

ROSENHEIM – Kardinal Reinhard Marx wünscht sich nach eigener Aussage, dass das Pontifikat von Papst Franziskus noch lange anhalten möge: „Ich hoffe, dass wir in diesen Jahren einen Weg gehen können, mit dem die ganze Kirche sich auf das 21. Jahrhundert hin entfaltet“.

Der Erzbischof von München und Freising sprach bei der Vollversammlung des Diözesanrats am heutigen Samstag, 10. März, in Rosenheim.

Man könne nicht erwarten, „dass in fünf Jahren alles so läuft, wie ich es mir vorgestellt habe“, sagte Kardinal Marx weiter.

„Die Kirche ist eine komplexe, große Gemeinschaft, verstreut und vereint zugleich. Es ist nicht immer einfach, alle mitzunehmen.“ Dabei gelte es zu beachten, „dass wir nicht allein sind auf der Erde, wir Deutschen mit unseren Vorstellungen“. Päpstliche Dokumente seien „Leitplanken und Ermutigung, auf der Ebene der Bischofskonferenz voranzugehen“.

Mit Blick auf das Ende seiner Amtszeit als Präsident der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Union (COMECE) zeigte sich Marx sorgenvoll über die Zukunft der Europäischen Union und des Friedens zwischen den Völkern.

„Europa steht neu zur Debatte, es ist nicht ausgemacht, dass die EU bleibt.“ Er nehme wahr, „dass eine Atmosphäre des Misstrauens der Völker untereinander, auch in Europa, zugenommen hat“, so der Münchner Erzbischof.

Aufgabe der Kirche sei es, wachsam zu sein und als „Sakrament der Einheit der Menschen untereinander in der EU und in der Welt“ zu wirken. „Die Kirche steht auf der Seite der Hoffnung und der Ermöglichung, nicht des Misstrauens und der Angst“.

Ein Herausforderung für Kirche seien „zunehmend flexiblere Lebensformen“, behauptete der Erzbischof. Das „Feld der Pastoral“ werde „differenzierter“, Kirche müsse darauf achten, sich nicht auf bestimmte Milieus „zu verengen“, so Marx.

„Weiterhin bleibt für uns die starke Präsenz in den Pfarreien und Pfarrverbänden wichtig, wir brauchen motivierte Mitarbeiter und Priester“.

In der Aussprache mit dem Diözesanrat erinnerte Marx auf Nachfrage daran, dass die katholische Kirche eine Aufweichung oder Abschaffung des Verbots der Werbung für Schwangerschaftsabbruch klar ablehnt.

„Abtreibung ist rechtswidrig, Werbung kann nicht in Frage kommen.“

Themen der Diskussion waren auch die weiter hohe Zahl von Kirchenaustritten sowie die geringe Zahl der Priesterberufungen im Erzbistum. „Wir können diesen Themen nicht ausweichen, wir müssen sie angehen“, sagte der Erzbischof. Als eine Ursache nannte er öffentliche kirchliche Skandale: „Bei jedem Skandal, der bei uns passiert, haben wir die entsprechenden Zahlen.“ Diesem Sachverhalt müsse er, aber auch die Deutsche Bischofskonferenz sich stellen. (CNA Deutsch)

Kardinal Karl Lehmann verstorben

Der 81-jährige emeritierte Bischof von Mainz und langjährige Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz starb an diesem Sonntagmorgen, wie das Bistum auf seiner Webseite bekannt gab.

P Bernd Hagenkord SJ – Vatikanstadt.

Mit Karl Lehmann stirbt eine der profiliertesten Gestalten der Kirche, nicht nur in Deutschland. Als Theologe und Bischof prägte er Kirche und Gesellschaft in Deutschland mit, als Kardinal war er an zwei Papstwahlen beteiligt. Bereits am 5. März hatte Lehmanns Nachfolger, Peter Kohlgraf, das Bistum in einem Brief darauf vorbereitet, dass sich Lehmann „auf den Weg macht – das letzte Stück seiner irdischen Pilgerreise“. Lehmann litt seit September vergangenen Jahres an den Folgen eines Schlaganfalls und einer Hirnblutung, so das Bistum.

An der Seite von Karl Rahner

Lehmann stammte aus Sigmaringen, er begann 1955 seine Ausbildung zum Priestertum, welche er unter anderem am Collegium Germanicum in Rom verbrachte.

Die erste Phase seines prägenden kirchlichen Wirkens arbeitete Lehmann an der Seite des Theologen und Jesuiten Karl Rahner, er war sein Mitarbeiter zuerst während des Zweiten Vatikanischen Konzils und danach an den Universitäten München und Münster. Lehmann war sowohl in Philosophie als auch in Theologie promoviert.

Professor und Bischof

1968 wurde Lehmann dann selber Theologieprofessor, nur ein Jahr nach seiner theologischen Dissertation. Hilfreich für die Ernennung war damals ein externes Gutachten das der Theologe Joseph Ratzinger verfasst hatte. Lehmann lehrte zunächst in Mainz und dann in Freiburg, wo unter anderem Kardinal Gerhard-Ludwig Müller sein Schüler war.

Die Wertschätzung des Theologen zeigt sich unter anderem in zahlreichen Ehrendoktorwürden, Gastprofessuren auch noch während seiner Bischofszeit und weiteren Auszeichnungen. Auch als Bischof publizierte er weite theologische Artikel und war auch Vorsitzender der Glaubenskommission der deutschen Bischöfe.

Vorsitzender der Bischofskonferenz

Die zweite Phase seines kirchlichen Wirkens begann mit seiner Wahl zum Bischof von Mainz 1983, ein Amt das er bis zu seiner Emeritierung im Mai 2016 innehatte. Besonders prägend für die Kirche in Deutschland und darüber hinaus war seine Zeit als Vorsitzender der deutschen Bischofskonferenz. Von 1987 bis 2008 übte er dieses Amt aus und stand in vielen Konflikten im Zentrum des Geschehens.

In der Debatte um die Schwangerenkonfliktberatung scheute er nicht den Konflikt mit Rom, in der Frage nach Kirchenasyl und anderen Fragen nicht den Konflikt mit dem Staat. Berühmt wurde auch sein Brief, den er gemeinsam mit den damaligen Bischöfen von Freiburg, Oskar Saier, und von Stuttgart, Walter Kasper, in Bezug auf den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen schrieb. Dem Anliegen der drei, in begründeten Einzelfällen wiederverheirateten Geschiedenen den Kommunionempfang zu ermöglichen, widersprach der damalige Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Joseph Ratzinger.

Wähler zweier Päpste

Gesprächspartner – in der Ökumene, innerhalb der Kirche, aber auch aus den Konflikten – lobten immer wieder den integrierenden Führungsstil Lehmanns.

Im Vatikan war Lehmann Mitglied der Glaubenskongregation (1988 bis 1998) und des Dikasteriums für die Ostkirchen sowie der Räte für die Einheit der Christen sowie für Kommunikation. 1991 übte er bei der Versammlung der Bischofssynode zum Thema Europa das Amt des Sondersekretärs aus.

2001 wurde Lehmann im Februar durch Papst Johannes Paul II. zum Kardinal erhoben, gemeinsam mit 41 weiteren, darunter Walter Kasper und Jorge Mario Bergoglio. Als Papstwähler war er 2005 bei der Wahl von Papst Benedikt XVI. und 2013 bei der Wahl von Papst Franziskus beteiligt. (vatican news)