Papstreise nach Mexiko: Treffen mit Missbrauchsopfern

MexikoPapst Franziskus wird im Rahmen seiner Mexikoreise im Februar Opfer von sexuellem Missbrauch durch katholische Priester treffen. Die Begegnung werde von der für die Priesterausbildung zuständigen Abteilung der mexikanischen Bischofskonferenz koordiniert, wobei Zeitpunkt und Ort bisher noch offen seien, erklärte der Erzbischof von San Luis Potosi, Jesus Carlos Cabrero Romero, laut Angaben des katholischen Nachrichtenportals „ACI Prensa". Mit einer eigenen Botschaft werde sich der Papst an die Opfer von Missbrauch wenden und der Ortskirche eine „Richtschnur" geben, um auf die Geschehnisse zu reagieren, erklärte Cabrero. Die katholische Kirche in Mexiko, deren Zahl geistlicher Berufungen weiterhin vergleichsweise hoch ist, war in den vergangenen Jahren von mehreren Missbrauchsfällen erschüttert worden, wobei nur wenige Fälle bislang offiziell bestätigt wurden.

Messe auf Ch'ol, Tzoltsil und Tzeltal

Bei der Reise wird außerdem eine Messe in der Sprache der Ureinwohner gefeiert werden. Wie der Ortsbischof Felipe Arizmendi Esquivel an diesem Donnerstag bekannt gab, werden bei der Messfeier in San Cristobal de las Casas in der Provinz Chiapas das Evangelium, die Fürbitten und das Vaterunser in den Sprachen Ch’ol, Tzoltsil beziehungsweise Tzeltal gesprochen werden. Direkt nach der Kommunionfeier werde es außerdem einen traditionellen Lob- und Danktanz geben. Die Liturgie werde aber nicht extra für den Papstbesuch erfunden, es seien alles Elemente, die bereits in Gebrauch seien, so der Bischof. Mit dem Vatikan sei auch bereits abgesprochen, dass Papst Franziskus ebenfalls die Menschen in diesen Sprachen grüßen werde.

Papst Franziskus wird am 12. Februar 2016 nach Mexiko aufbrechen, ein detailliertes Programm des Besuches liegt noch nicht vor. (rv)

Deutsche Kirchen: Stopp der Waffenlieferung an Saudi-Arabien

Saudi_ArabienWer von Frieden spricht, aber gleichzeitig Waffen verkauft, handelt heuchlerisch – ein Zitat des Papstes, der sich in seinen Ansprachen und Predigten immer wieder gegen den Waffenhandel einsetzt. Deutschland könnte sich davon durchaus angesprochen fühlen, wenn es um mögliche Waffenlieferungen nach Saudi-Arabien geht. Das sagt die GKKE, die Gemeinsame Konferenz Kirche und Entwicklung. Sie fordert die deutsche Regierung auf, Genehmigungen für Rüstungsexporte in den Nahen Osten zurückzunehmen.

Anlass dieser Forderung ist beileibe nicht nur der Ausbruch der aktuellen Konflikte zwischen Saudi-Arabien und dem Iran, so die Leiterin der katholischen Geschäftsstelle der von beiden großen Kirchen getragenen Organisation, Gertrud Casel. Schon seit ungefähr zehn Jahren sieht der Verband keine Grundlage für deutsche Rüstungsexporte an die Saudis; sie liefen den Richtlinien der Bundesregierung zuwider. Schließlich hielten diese Richtlinien fest, dass Waffenexporte in sogenannte Drittstaaten – außerhalb von Nato und EU – nur im Ausnahmefall genehmigt würden. Doch nach Angaben des GKKE-Rüstungsberichts erhielten im letzten Jahr 62 Länder Zusagen für Rüstungsgüter, deren Menschenrechtssituation als „sehr bedenklich“ eingestuft wird. Eines davon: Saudi-Arabien.

„Von daher haben wir immer gesagt: Bitte, Saudi-Arabien ist die Spitze des Eisbergs, weil die Menschenrechtssituation abgründig ist. Es ist gerade in den Konflikten rund um den Golf eines der Länder, die immer in der Gefahr stehen, die Gewaltdynamik und die Konfliktdynamik anzuheizen. Und die Argumentation der Bundesregierung, dass es ein sogenannter Stabilitätspartner sei, leuchtet überhaupt nicht ein, wenn man die Verbindungen mit dem Salafismus und auch – mindestens indirekt – zur Finanzierung des Islamischen Staats betrachtet. Von daher haben wir Lieferungen an Saudi-Arabien schon immer kritisiert, aber auch die Bundesregierung aufgefordert, generell keine Waffenexporte in Konfliktregionen – und dazu zählt der Nahe Osten insgesamt – zuzulassen.“

Aus dem Zwischenbericht der Bundesregierung geht laut GKKE hervor, dass allein in der ersten Hälfte des vergangenen Jahres die Lieferung von Rüstungsgütern an Saudi-Arabien im Wert von rund 178,7 Millionen Euro genehmigt wurde. Die Regierung in Riad war damit nach Großbritannien und Israel auf den dritten Platz der Bestimmungsländer vorgerückt.

Kampf um Vorherrschaft in der Golfregion neu angeheizt

Die aktuellen Spannungen, die Hinrichtungen eines schiitischen Predigers und 46 weiterer Menschen zeigten deutlich die angespannte Lage, so Casel. „Und damit zeigt sich nach meiner Auffassung wie in einem Brennglas die Kritik, die wir schon seit Jahren jetzt auch gegenüber den Lieferungen nach Saudi-Arabien vorbringen. Es handelt sich um ein Land, das immer weniger geneigt sein wird, nach friedlichen Lösungen von Konflikten und von Machtbalance zu suchen, wenn wir es immer weiter mit Waffen ausstatten und in eine Überlegenheitssituation bringen. Wir wissen von der Friedens- und Konfliktforschung, dass da, wo die Waffenmengen ansteigen, die Gefahr der gewaltsamen Eskalation von Konflikten sehr hoch ist. Es ist im südchinesischen Meer nicht anders als hier im Nahen Osten.“

Deutschland habe unter anderem den Export von Geländefahrzeugen und Teilen für gepanzerte Fahrzeuge sowie von Teilen für Kampfflugzeuge und Übungsdrohnen für das Training von Kampfpiloten genehmigt. Insgesamt hatte die Bundesregierung im ersten Halbjahr 2015 Waffenexporte im Wert von 3,5 Milliarden Euro gestattet und damit fast so viele wie im gesamten Jahr 2014. Deutsche Waffen seien bereits im Jemen aufgetaucht, sagt Casel. Das zeige doch, dass man keine Kontrolle habe und diese Waffen in einem Stellvertreterkrieg eingesetzt würden.

Den einzigen Fortschritt, den Casel sieht, ist, dass die Bundesregierung derzeit eine größere Transparenz bezüglich der Rüstungsdaten zeigt – der halbjährliche Bericht helfe, eine Übersicht zu schaffen und den GKKE-Rüstungsexportbericht zu erstellen. Jährlich gibt es zu diesem Thema auch ein parlamentarisches Fachgespräch. Die Opposition zeige sich an diesem Thema immer besonders interessiert, erklärt Casel. Die an der Regierung beteiligten Parteien hielten sich diesbezüglich jedoch bedeckt, denn sie seien die Verantwortlichen für diese Exportgenehmigungen: „Trotzdem kann man sagen, dass wir bei den Grünen und bei der Partei Die Linken auf Unterstützung stoßen. Bundesminister Gabriel von der SPD und die CDU/CSU sind da eher ein problematischer Gesprächspartner.“

Immerhin lädt, wie die GKKE-Verantwortliche lobend vermerkt, Wirtschaftsminister Gabriel die wichtigen Rüstungsexport-Akteure und eben auch den Kirchenverband zum runden Diskussionstisch.

„Wir wissen aber aus einem anderen Fall, dass Gabriel damals nach der Eskalation des Ukraine-Konfliktes für die Lieferung eines Gefechtsübungszentrums nach Russland die Genehmigung widerrufen und dann die Auslieferung gestoppt hat. Von daher – und durchaus in dem Wissen, dass es Kompensationsforderungen gegeben hat – meinen wir: Wo ein politischer Wille ist, da ist ein Weg, und wenn der Wille stark genug ist, muss es möglich sein, jetzt auch die Lieferungen an Saudi-Arabien zurückzuziehen. Ich glaube, dass wäre ein Zeichen, das durchaus auch bei der Regierung in Saudi-Arabien Wirkungen hinterlassen würde.“

Hintergrund: GKKE – Zwei Kirchen, eine Stimme

Die Gemeinsame Konferenz Kirche und Entwicklung (GKKE) ist ein ökumenischer, evangelisch-katholischer Arbeitsverbund zur Entwicklungspolitik und gilt als gemeinsame Stimme der beiden großen Kirchen in Deutschland. Sie führt Dialoge mit Parlament, Regierung und gesellschaftlichen Interessengruppen zu Fragen der Nord-Süd-Politik und der Entwicklungszusammenarbeit. Auf der protestantischen Seite stehen Brot für die Welt und Evangelischer Entwicklungsdienst, auf katholischer Seite die deutsche Kommission Justitia und Pax.

Die Fachgruppe der GKKE zum Thema der Rüstungsexporte besteht aus Wissenschaftlern aus Friedens- und Konfliktforschung, Mitarbeitern aus der kirchlichen Entwicklungszusammenarbeit oder auch Mitgliedern aus Antirüstungskampagnen. (rv)

Patriarch Raï sieht andere „Interessen“ in Nahost-Krise

Patriarch RaiDie diplomatische Krise zwischen dem vorwiegend sunnitischen Saudi-Arabien und dem schiitischen Iran zieht weitere Kreise. Nach den 47 Hinrichtung, unter ihnen die des iranischen Geistlichen Al-Nimr und dem darauffolgenden Angriff auf die saudische Botschaft in Teheran herrscht nun diplomatisch Eiszeit. Gleichzeitig werden die internationalen Stimmen lauter, man fordert eine Deeskalation, man bittet um Dialog, denn der diplomatische Stillstand könnte die Friedensbemühungen für Syrien schädigen. Der UN-Sicherheitsrat schaltete sich bereits ein, verurteilte den Angriff auf die saudische Botschaft in Teheran. Saudi-Arabien verteidigt sich unterdessen bei den UN für die 47 Hinrichtungen. Der amerikanische Außenminister John Kerry habe bereits Telefonate in die jeweiligen Staaten getätigt. Es geht nicht nur um den religiösen Konflikt, das betont auch der maronitische Patriarch von Antiochien, Béchra Boutros Raï, im Gespräch mit Radio Vatikan. „Seit mehr als 1.300 Jahren gibt es diesen Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten. Es gibt leider regionale aber auch internationale Interessen. Die regionalen Interessen sind Saudi-Arabien und der Iran, zwei Mächte die ihre eigene politische und wirtschaftliche Strategie durchziehen wollen um das Mittelmeer zu erreichen. Der politische Kontrast hat sich in einen Krieg verwandelt.“

Wegen der Krise zwischen Saudi-Arabien und dem Iran wird befürchtet, dass die jüngsten Friedensbemühungen für Syrien und den Jemen zum Stillstand kommen könnten. Auch der libanesische Patriarch sieht hier andere Interessen. „Ich kann sagen, dass in diesen Kriegen in Syrien, im Iran, im Jemen – und Gott bewahre jetzt auch noch in Saudi Arabien – andere internationale und lokale Interessen eine große Rolle spielen. Wirtschaftliche, politische und strategische. Leider ist die Quelle all dieser Konflikte der unlösbare Konflikt von Israel und Palästina. So lange die internationale Gemeinde nicht diesen Konflikt löst wird es nie Frieden im Nahen Osten geben“.

Patriarch Raï stellt im Gespräch klar, dass das gemeinsame Miteinander von Muslimen und Christen im Nahen Osten eine Notwendigkeit ist. Die Konflikte würden nun zu einer „Zerstörung der Kultur, der Identität und der Menschen führen.“ Die Wahrheit sei, dass alle terroristischen und fundamentalistischen Organisationen von Ländern unterstützt werden – mit Geld, mit Waffen – nur um ihre Interessen zu fördern.

„Der Heilige Vater Franziskus sagte von Anfang an, es handle sich hier um Waffenhandel. Es stimmt! All diese Kriege….die Stimme des UN-Sicherheitsrates muss lauter werden und diesen Kriegen ein Ende setzen. Es ist unnötig, der Krieg löst nichts. Krieg führt nur zu weiteren Kriegen, weiteren Hass in der Welt. Und das ist es worum wir bitten: Wir müssen die Stimmen erheben. Leider hören wir nur eine Stimme – und das ist die Papstes. Kein Land spricht von Frieden, kein Land spricht davon den Krieg zu beenden.“ (rv)

Neuer Gardekaplan erhält Ziegelstein der Heiligen Pforte

SchweizergardeDer neue Kaplan der Schweizer Garde, Thomas Widmer, hat vom Kommandanten der Garde einen Ziegelstein erhalten, den bei der Heiligen Pforte im Petersdom stand. Mit diesem „besonderen Geschenk“ wolle Kommandant Christoph Graf dem neuen Seelsorger der Gardisten willkommen heißen. Die Übergabe fand am Sonntag im Ehrenhof der Kaserne der Päpstlichen Garde im Vatikan statt. Bei der Feier überreichte der bisherige Kaplan Markus Heinz seinem Nachfolger Widmer offiziell das Amt. Heinz hatte die Aufgabe interimistisch übernommen. Es sei eine „gütige Zeit“ für all jene, die die Möglichkeit hätten, die Heiligen Pforten zu durschreiten, erinnerte Kommandant Graf bei der Geschenkübergabe und bat dem neuen Kaplan der Garde, die Mitglieder des Korps daran zu erinnern „wie man als Christ im Alltag leben sollte“. (rv)

20. Tag des Dialogs zwischen Katholiken und Juden

LeuchterHeute vor 62 Jahren reiste Papst Paul VI. ins Heilige Land. Es war die erste Auslandsreise eines modernen Papstes und damit sollte eine neue Ära der Papstreisen beginnen. Johannes Paul II. sollte die ganze Welt bereisen, wie die nach ihm folgenden Päpste auch. Die Reise ins Geburtsland Jesu war kein Zufall: Paul VI. wollte in jenes Land reisen, das sein Amtsvorgänger Apostel Petrus 20 Jahrhunderte zuvor verlassen hatte. Am 17. Januar setzt der heutige Papst Franziskus ein weiteres wichtiges Zeichen für den interreligiösen Dialog: Er besucht erstmals die Synagoge von Rom. Am gleichen Tag findet der 20. Tag für die Vertiefung und Entwicklung des Dialogs zwischen Katholiken und Juden statt.

Anlässlich des Tages hat die italienische Bischofskonferenz gemeinsam mit der Versammlung der Rabbiner Italiens eine Erklärung veröffentlicht. Darin bedankten sich beide Seiten für die Zusammenarbeit der letzten Jahre und betonten, dass der Weg des Dialogs weiter fortgesetzt werde.

„Der Weg hält noch viele Möglichkeiten der Begegnung, des Austauschs und des Zusammenwachsens bereit: Dass wir den Anderen so gut wie möglich begreifen und wertschätzen“, heißt es in dem an diesem Montag veröffentlichten Schreiben. Die Reflexionen der vergangenen zehn Jahre drehten sich um die zehn Gebote. Am 20. Tag der Reflexionen sollen das 9. Und 10. Gebot reflektiert werden, womit sich der Dialog-Zyklus zunächst schließt: „Du sollst nicht nach dem Haus deines Nächsten verlangen. Du sollst nicht nach der Frau deines Nächsten verlangen, nach seinem Sklaven oder seiner Sklavin, seinem Rind oder seinem Esel oder nach irgend etwas, das deinem Nächsten gehört.“

Durch ihren Glauben erkennten beide Religionsgemeinschaften das Gute in der Welt an und erlebten mit Angst die Ereignisse der Gegenwart, die geprägt seien von Leid und beunruhigenden Zukunftsperspektiven, heißt es in dem Schreiben weiter. Mit Sorge fasse man die Zeichen einer immer verirrteren Menschheit auf, die von vielen falschen Götzen getäuscht werde. Der Präsident der Rabbiner-Versammlung Italiens, Giuseppe Momigliano, der das Schreiben mit unterzeichnet hat, erklärt:

„Dieser Dialog ist nicht nur für die jüdisch-christlichen Beziehungen wichtig, sondern ist ein Gewissensaufruf an alle, eine Beziehung mit dem Ewigen aufzunehmen, ein Schlüssel für Antworten in einer dramatischen Zeit, in der moralische Themen eine wichtige Rolle spielen.“

Viele Menschen hätten Mühe, Projekte für die Zukunft zu entwickeln, Verantwortung zu übernehmen für die Schöpfung. „Wir fühlen die dringende Notwendigkeit, das Vertrauen zu bekräftigen, das durch unseren fruchtbaren Dialog entsteht, durch die Suche nach moralischen und spirituellen Werten.“ Dieser Weg sei eine konkrete Verwirklichung des „brüderlichen Dialogs“, von dem das Dekret Nostra Aetate sprach, das 1965 im Rahmen des Zweiten Vatikanischen Konzils veröffentlicht wurde.

Am 17. Januar wird Papst Franziskus zudem erstmals die Synagoge Roms besuchen. Rabbiner Momigliano:

„Wie bereits der Besuch von Johannes Paul II. in der Synagoge von Rom wird auch dieser Besuch eine wichtige Rolle spielen, um die Aufmerksamkeit auf die wichtigsten Themen des Dialogs zu richten.“ (rv)

Vatikan: Theologen sind am Arbeitsmarkt gefragt

Radio VaticanaTheologen braucht es in allen Bereichen. Sogar dort, wo es niemand vermuten würde. Das sagte der Untersekretär der Bildungskongregation, Pater Friedrich Bechina im Gespräch mit Radio Vatikan über die Bedeutung der Geisteswissenschaften und vor allem der Theologie an den Universitäten. Papst Franziskus ist das Thema Bildung ein großes Anliegen. Das hat er einmal mehr bei einem Bildungskongress unterstrichen, den der Vatikan im Dezember veranstaltet hat. Bechina führt diesen Fokus des Papstes vor allem auf seine jesuitische Spiritualität und Identität zurück. Eine fundierte geisteswissenschaftliche Ausbildung, wie es auch die Theologie bieten kann, sei heute sehr gefragt, betonte Bechina: „Wir brauchen Menschen, die bildungsfähig sind, die kritisches Denken, Teamfähigkeit und andere dieser Kompetenzen entwickelt haben, und die bekommt man sicher mehr gerade in der „liberal arts education“, deswegen sind wir durchaus mit unseren kirchlichen und katholischen Universitäten, die normalerweise großen Schwerpunkt auf diese Bereiche legen, im Trend.“

Ein theologisches Studium kann an staatlichen oder kirchlichen Universitäten absolviert werden. Für Bechina braucht es dabei ein gutes Gleichgewicht: „Es hat einen Wert, wenn die Kirche an den staatlichen Universitäten präsent ist, aber es braucht auch immer wieder das Gegengewicht. Wenn die Kirche ganz isoliert ist, dann ist die Gefahr, dass sie privatisiert oder in fundamentalistische/einseitige Sichtweisen gerät. Dadurch ist auch Herausforderung für die Kirche, in einer staatlichen Universität zu sein, sehr wichtig, um auch immer wieder kritische Selbstreflexion zu pflegen. Auf der anderen Seite wäre es schlimm, wenn man ganz abhängig würde. Ich glaube, das System, wie wir es in Deutschland und Österreich haben, dass es beides gibt, ist gegenseitig bereichernd und wertvoll und ist auch ein Schutz für beide. Ich denke, dass auch staatliche theologische Fakultäten langfristig besser bestehen, wenn es auch kirchliche gibt, und umgekehrt, weil dadurch auch eine natürliche Konkurrenz entsteht, die durchaus fruchtbar sein kann.“

Bechina warf auch einen Blick in die Praxis: In den Vereinigten Staaten haben Wirtschaftsexperten ihr Bachelorstudium häufig in einem geisteswissenschaftlichen Fach abgeschlossen. Sie haben dann bessere Chancen am Arbeitsmarkt und werden von den Arbeitgebern als insgesamt kompetenter wahrgenommen. Bechina berichtete von einem Gespräch im Vorfeld der Bologna-Ministerkonferenz, wo es um die Weiterentwicklung eines gemeinsamen Europäischen Hochschulraums ging: „Die Vertreter der Industriellenvereinigungen von Europa, Arbeitgeberverbände, in dem Fall eine Vertreterin aus Deutschland hat gemeint, die großen und führenden Unternehmen sagen, dass ihnen mehr und mehr breit Gebildete, oft auch humanistisch Gebildete, langfristig lieber sind. Diese sind langfristig besser einsetzbar, besser entwickelbar als jemand, der ganz spezifisch auf einen Beruf technisch ausgebildet ist.“

Geisteswissenschaftler sind also umfassender einsetzbar, weil sie in ihren Studien Kompetenzen erwerben, die in allen Bereichen nützlich sind. Bechina weiß auch, warum gerade ein Theologe am Arbeitsmarkt sehr gefragt ist: „In interdisziplinären Forschungsgruppen ist es nicht nur moderner Trend, einen Theologen dazu zu nehmen, weil, wie man auf Englisch sagt, „he thinks out of the box“. Der Theologe geht oft Probleme von einem ganz anderen Blickwinkel an, mit einer anderen Methode. Theologie ist ja auch eine interdisziplinäre Fächerkombination, wenn man denkt von Exegese über Kirchenrecht bis hin zu philosophischen oder systematischen Fächern, oder auch praktisch Fächern, das heißt das Theologiestudium selber erzieht zu Interdisziplinarität und qualifiziert demnach auch zu interdisziplinärer Forschung.“ (rv)