Kardinalsrat, Tag 2: Das IOR

IORNoch keine Entscheidung zum vatikanischen Geldinstitut IOR – das ist laut Vatikansprecher Federico Lombardi die Zwischenbilanz zu den Kardinalsberatungen von diesem Dienstag. Am zweiten Tag der dritten Beratungsrunde habe das Gremium an diesem Dienstagmorgen wie vorgesehen die Kommission angehört, die sich mit dem „Istituto per le Opere di Religione“ beschäftigt, gab Lombardi auf einer Pressekonferenz an. Vor allem sei es um den Auftrag und den Dienst gegangen, den das IOR für die Kirche leisten solle, so der Sprecher.

Seit Montag tagt zum dritten Mal der Kardinalsrat, eine Institution, die Papst Franziskus bereits im April, kurz nach seiner Wahl, gegründet hatte und die er im September per Dekret formalisierte. Das Gremium soll bei der Regierung der Weltkirche helfen und sich ganz besonders um die Revision der Arbeitsweise der vatikanischen Kurie kümmern, so lautet der Auftrag.  (rv)

Italien: Renzi-kritische Töne von der Kirche

Avvenire„Eine Reform pro Monat“ verspricht der künftige italienische Ministerpräsident Matteo Renzi. Der Jungstar von der „Demokratischen Partei“ verdrängte seinen Parteifreund Enrico Letta aus dem Amt des Regierungschefs; an diesem Montag hat er vom Staatspräsidenten den Auftrag zur Regierungsbildung erhalten. Doch von der italienischen Kirche kommen einige Renzi-kritische Töne.

Vor allem die entschlossene Art und Weise, mit der Parteichef Renzi nach der Macht gegriffen hat, missfällt den Machern des „Avvenire“, der katholischen Tageszeitung, die der Bischofskonferenz gehört. „Renzi sollte sich im Klaren sein, dass sein Bruch mit dem derzeitigen Rahmen der Politik, wie er sich aus der Parlamentswahl vor einem Jahr ergab, und mit dem Koalitionsgleichgewicht, das Letta 2013 geschickt hergestellt hatte, wie eine Fortsetzung der „politica di palazzo“ mit anderen Mitteln wirkt.“ Das schreibt „Avvenire“-Direktor Marco Tarquinio in einem Artikel. „Politica di palazzo“ meint ins Deutsche übertragen „Hinterzimmer-Politik“ oder „Kungelei“ – etwas, wogegen der selbsternannte „Verschrotter“ Renzi nach eigener Darstellung eigentlich angetreten war.

Das sei doch ein „auffallendes Paradox“, so die Bischofszeitung weiter: Was sich da als „Diskontinuität“ in der Regierungsführung bezeichne, wirke in Wirklichkeit auf viele als „hässliche und kleinliche Kontinuität mit den enttäuschenden politischen Riten und Mythen der Vergangenheit“. Immerhin geht „Avvenire“ nicht so weit, Renzi – wie viele das tun – den „jungen Silvio“ zu nennen, also eine frischere Ausgabe des früheren rechten Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi. Nur wenn „Italiens Tony Blair“ (so ein weiterer Vergleich, den man in diesen Tagen öfters hört) jetzt einen „fulminanten Start“ hinlege, die „Trümmer“ beiseite räume und namentlich „konkrete und effiziente Maßnahmen für die Familien“ ergreife, könne Renzi die unschönen Umstände seines Weges an die Macht vergessen machen.

Auch die Vatikanzeitung „L´Osservatore Romano“ kritisiert die Art und Weise, in der Renzi Letta beiseitegeschoben hat. Die Regierung Renzi sei, wenn sie denn zustandekomme, „mit einer Art Erbsünde behaftet“, so der „Osservatore“; sie werde „zeigen müssen, dass sie imstande sei, sich davon zu erholen“. Italien brauche keine Wiederbelebung „altbackener Rituale“ und Machtspiele, vielmehr müsse endlich „eine neue Seite aufgeschlagen“ werden. Der künftige Premier, bisher Bürgermeister von Florenz, spiele „mit hohem Einsatz“, und damit „steht und fällt zu einem guten Teil auch die nähere Zukunft Italiens“, so die Vatikanzeitung. Renzi solle Struktur- und institutionelle Reformen anpacken, sonst habe sich der Wechsel im Palazzo Chigi (dem römischen Amtssitz des Ministerpräsidenten) nicht gelohnt. Die Frage sei, ob Renzi „zu einem Programm mit so ehrgeizigen Zielen“ auch wirklich in der Lage sei.

Ausgesprochen positiv bewertet der „L´Osservatore Romano“ den scheidenden Ministerpräsidenten Letta: Dieser habe „dem Land wieder ein seriöses und halbwegs vertrauenswürdiges Image verschafft“. Ähnlich urteilt in Radio Vatikan auch Alberto Lo Presti, Leiter des katholischen Studienzentrums Igino Giordani. „Die Strenge, mit der man jetzt die Regierung Letta beurteilt, ist nicht immer gerechtfertigt.“  (rv)

Vatikan: Reden über die Reform

KardinalsratPapst Franziskus hat an diesem Montagvormittag die dritte Begegnungsrunde mit den Kardinälen eröffnet, die ihn bei seiner Kurienreform beraten. Bei dem dreitägigen Treffen stehen diesmal Fragen wirtschaftlich-administrativer Art im Vordergrund, informierte Vatikansprecher Federico Lombardi in der Mittagspause der Sitzungen. Der Papst und die Kardinäle des „K8“ genannten Beratungsgremiums hörten an Montagvormittag einen Zwischenbericht der so genannten „COSEA“, der Kommission für die Organisation der wirtschaftlich-administrativen Struktur des Heiligen Stuhles. Bei dem Treffen war auch der vatikanische Staatssekretär Erzbischof Pietro Parolin anwesend.

Franziskus hatte die „COSEA“ am 18. Juli gegründet. Nach Lombardis Angaben steckt die Kommission, die mehrere Prüfungsarbeiten an externe Fachfirmen vergab, noch mitten in ihrer Erhebungsarbeit. Neben dem Präsidenten und dem Vizepräsidenten war am Montagvormittag auch der deutsche Versicherungsfachmann Jochen Messemer als Angehöriger der Kommission anwesend, um dem Papst und den acht Kardinälen über die laufenden Arbeiten der „COSEA“ zu berichten.

Dienstagvormittag hingegen erwarten die acht Kardinäle und der Papst den Zwischenbericht einer weiteren Kommission, nämlich jener, die sich mit dem vatikanischen Geldinstitut IOR beschäftigt. Franziskus werden bei den auf drei Tage anberaumten Sitzungen Vollzeit dabei sein, mit Ausnahme des Mittwochvormittags, an dem die Generalaudienz stattfindet, sagte Lombardi.

Der „K8“ setzt sich aus Kardinälen aus allen Erdteilen zusammen. Geleitet wird er von Kardinal Maradiaga aus Honduras. Der einzige Repräsentant aus Europa ist – abgesehen vom Vatikan-Kardinal Giuseppe Bertello – der Münchner Erzbischof Reinhard Marx.

Am Donnerstag tritt das gesamte Kardinalskollegium zu einer Vollversammlung zusammen. Dabei will Franziskus eine Art Bilanz des ersten Jahres seines Pontifikats ziehen und Vorschläge für Reformen und Änderungen an der Kurie und in der Weltkirche besprechen. Das Konsistorium ist Lombardis Angaben grundsätzlich dem Thema Familienpastoral gewidmet. Das Einführungsreferat hält der emeritierte deutsche Kurienkardinal Walter Kasper. Die genaue Zahl der teilnehmenden Kardinäle konnte Lombardi noch nicht angeben.

Am Samstag, 22. Februar, hält der Papst sein erstes Konsistorium zur Schaffung neuer Kardinäle. Dabei setzt er 19 Kirchenmännern, unter ihnen dem Deutschen Gerhard Ludwig Müller, den Roten Hut auf.

Am Sonntag schließlich feiert Franziskus mit seinen neuen Kardinälen eine feierliche Messe. Nächste Woche tagt im Vatikan der Rat für Bischofssynoden. Er wird sich mit den Ergebnissen einer weltweiten Umfrage zum Thema Ehe und Familie beschäftigen und zwei Bischofssynoden zu diesem Thema vorbereiten. Die erste dieser Synoden tritt im Herbst 2014 im Vatikan zusammen, die zweite im Herbst des nächsten Jahres. Auch die Kommissionen zur vatikanischen Finanzkontrolle treffen sich in der Woche ab dem 23. Februar im Vatikan zu neuen Beratungen.
(rv)