Kleines „Wer ist Wer“ im Vatikan

VatikanDie Umgestaltung der römischen Kurie ist ein knappes Jahr nach dem Amtsantritt von Papst Franziskus weit fortgeschritten. Nach dem Konsistorium mit der Schaffung von 19 neuen Kardinälen hier eine Auflistung der wichtigsten Ämter des Heiligen Stuhles und der Vatikanstadt von Gudrun Sailer und Hartmut Benz, Römisches Institut der Görres-Gesellschaft.


Staatssekretariat
Staatssekretär: Kardinal Pietro Parolin (1955), Italien
Allgemeine Angelegenheiten: Erzbischof Giovanni Angelo Becciu (1948), Italien
Beziehungen zu den Staaten: Erzbischof Dominique Mamberti (1952), Frankreich

Kongregationen
Glaubenslehre: Kardinal Gerhard Ludwig Müller (1947), Deutschland
Orientalische Kirchen: Kardinal Leonardo Sandri (1943), Argentinien
Gottesdienst und Sakramente: Kardinal Antonio Cañizares Llovera (1945), Spanien
Selig- und Heiligsprechungen: Kardinal Angelo Amato SDB (1938), Italien
Bischöfe: Kardinal Marc Ouellet PSS (1944), Kanada
Mission: Kardinal Fernando Filoni (1946), Italien
Klerus: Kardinal Beniamino Stella (1941), Italien
Orden: Kardinal João Braz de Aviz (1947), Brasilien
Bildungswesen: Kardinal Zenon Grocholewski (1939), Polen

Räte
Laien: Kardinal Stanisław Ryłko (1945), Polen
Einheit der Christen: Kardinal Kurt Koch (1950), Schweiz
Familie: Erzbischof Vincenzo Paglia (1945), Italien
Justitia et Pax: Kardinal Peter Kodwo Appiah Turkson (1948), Ghana
Cor Unum: Kardinal Robert Sarah (1945), Guinea
Migranten: Kardinal Antonio Maria Vegliò (1938), Italien
Krankenpastoral: Erzbischof Zygmunt Zimowski (1949), Polen
Gesetzestexte: Kardinal Francesco Coccopalmerio (1938), Italien
Interreligiöser Dialog: Kardinal Jean Louis Tauran (1943), Frankreich
Kultur: Kardinal Gianfranco Ravasi (1942), Italien
Medien: Erzbischof Claudio Maria Celli (1941), Italien
Neuevangelisierung: Erzbischof Rino Salvatore Fisichella (1951), Italien

Gerichtshöfe
Poenitentiarie: Kardinal Mauro Piacenza (1944), Italien
Apostolische Signatur: Kardinal Raymond Leo Burke (1948), USA
Rota Romana: Prälat Pio Vito Pinto (1941), Italien

Sonstige Ämter
Bischofsvikar für den Vatikanstaat: Kardinal Angelo Comastri (1943), Italien
Bischofsvikar für das Bistum Rom: Kardinal Agostino Vallini (1949), Italien
Bischofssynode: Kardinal Lorenzo Baldisseri (1940), Italien
Wirtschaftssekretariat: Kardinal George Pell (1941), Australien
Wirtschaftspräfektur: Kardinal Giuseppe Versaldi (1943), Italien
Güterverwaltung: Kardinal Domenico Calcagno (1943), Italien
Archivar und Bibliothekar: Erzbischof Jean-Louis Bruguès OP (1943), Frankreich
Präfektur des Päpstlichen Hauses: Erzbischof Georg Gänswein (1956), Deutschland
Zeremonienmeister: Prälat Guido Marini (1965), Italien
Almosenamt: Erzbischof Konrad Krajewski (1963), Polen
Kämmerer: Kardinal Tarcisio Bertone SDB (1934), Italien
Pressesaal: P. Federico Lombardi SJ (1942), Italien
Schweizergarde: Oberst Daniel Anrig (1972), Schweiz
Päpstliche Gendarmerie: Generalinspektor Domenico Giani (1962), Italien

Vatikanstaat
Präsident: Kardinal Giuseppe Bertello (1942), Italien
Generalsekretär: Bischof Fernando Vérgez Alzaga LC (1945), Spanien

IOR (Vatikanbank)
Präsident: Ernst von Freyberg (1958), Deutschland
Generaldirektor: Rolando Marranci (1953), Italien

Stand: 24. Februar 2014 (rv)

Kardinal Müller: „Kardinalswürde ist Zeichen des Vertrauens“

Kardinal MüllerKardinal zu werden ist nicht etwas Schmeichelndes, sondern ein Zeichen des Vertrauens. Das sagte der Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, an diesem Montagvormittag bei einem Dankesgottesdienst im Petersdom anlässlich seiner Erhebung zum Kardinal durch Franziskus am Samstag. An dem Gottesdienst nahmen die Mitarbeiter der Glaubenskongregation sowie eine Delegation aus dem Bistum Regensburg teil, wo Müller vor seinem Amt im Vatikan Bischof war. Bei der Eucharistiefeier an der Kathedra Petri konzelebrierten auch der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer sowie u.a. die deutschen Bischöfe Walter Mixa und Franz-Peter Tebartz-van Elst. (rv)
 

Papst Franziskus gründet Wirtschaftssekretariat für den Vatikan

Kardinal PellDer Vatikan bekommt eine zentrale Aufsichtsbehörde für alle wirtschaftlichen Angelegenheiten. An diesem Montag hat Papst Franziskus durch ein Motu Proprio mit dem Titel Fidelis Dispensator et prudens (übers: der treue und kluge Verwalter) die ‚Segreteria di Economia’ gegründet, eine Institution mit Autorität über alle wirtschaftlichen und finanziellen Belange sowohl des Vatikanstaates als auch des Heiligen Stuhles. Diese Errichtung ist die erste institutionelle Entscheidung in der Reform der Kurie, die vom Papst mit der Gründung des Kardinalsrates angekündigt worden war.

Leiter der neuen Behörde wird der australische Kardinal George Pell, einer der acht Mitglieder des Kardinalsrates. Die Institution löst den bis dahin bestehenden Wirtschaftsrat der Kardinäle ab. Mit der Errichtung sollen die Finanzangelegenheiten und deren Verwaltung vereinfacht und zusammengefasst werden, so der Vatikan. Die Änderungen sollen auch die Beteiligung von externen erfahrenen Finanzexperten ermöglichen, ferner sollen international gültige Standards in Buchhaltung und Verwaltung umgesetzt werden.

Zusätzlich zum Sekretariat wird es einen Rat geben, der aus acht Klerikern und sieben professionellen Wirtschaftsexperten bestehen wird. Dieser Rat wird regelmäßig tagen und die Vorgaben für die Arbeit des Sekretariates entwickeln.

Diese Änderungen bestätigen laut Pressemitteilung die Rolle der vatikanischen Güterverwaltung APSA als Zentralbank des Vatikans mit allen international üblichen Verantwortungen. Auch werde die Finanzaufsichtsbehörde AIF ihre wichtige Rolle weiterhin erfüllen.

Neben dem Präfekten als Leiter und dem Sekretär für das Tagesgeschäft wird es außerdem einen Auditor bzw. Revisor geben, der das Recht und die Aufgabe hat, jederzeit jede Institution des Heiligen Stuhles oder des Vatikanstaates zu kontrollieren. Das Sekretariat und sein Präfekt sollen die Arbeit so bald wie möglich beginnen, schließt die Pressemitteilung des Vatikan. Als erstes sollen die Statuten für die neue Vatikaninstitution erarbeitet werden. (rv)

Vatikanische Archivöffnungen befeuern die Forschung

Papst Pius XI.Wie stellte sich der Vatikan in den 1930er Jahre zur Rassendebatte der damaligen Zeit? Mit dieser Frage setzte sich ein internationaler Kongress auseinander, der am Freitag im Camposanto Teutonico im Vatikan zu Ende ging. Ziel der von der Görres-Gesellschaft organisierten Tagung war es auch, acht Jahre nach der Öffnung der Bestände zum Pontifikat Papst Pius XI. an den vatikanischen Archiven eine Zwischenbilanz zu ziehen. Einer der Organisatoren, der Potsdamer Kirchenhistoriker Thomas Brechenmacher, sagte im Gespräch mit Radio Vatikan:

„Wir haben wie bei allen diesen Archivöffnungen einen viel detaillierteren Einblick in die Diskussions- und Entscheidungsvorgänge bekommen. Zum Beispiel die Initiativen des Heiligen Offiziums in den 1930er Jahren, die sich auseinandersetzen mit den totalitären Ideologien, zu denen auch der Rassismus gezählt wird. Die Verästelungen und Verzweigungen der verschiedenen Positionen im Heiligen Offizium und im Jesuitenorden, beim Papst, im Staatssekretariat, wir sehen auch auf diesem Feld, was wir auf anderen Feldern schon oft festgestellt haben: Die Kirche ist kein monolithischer Block, sondern es gibt die unterschiedlichsten Einrichtungen, Positionen und Strömungen, die alle an Entscheidungen beteiligt sind. Hier findet man eine Vielfalt von höchst unterschiedlichen Haltungen, zum Beispiel innerhalb des Jesuitenordens, von starrem Antijudaismus bis hin zu sehr avancierten modernen theologischen Positionen zum Judentum. Zu dieser Ausdifferenzierung tragen die Archivöffnungen bei.”

Mit besonderer Spannung warten Historiker nun auf die Öffnung der Bestände aus dem Pontifikat Pius XII. Vatikanische Verantwortliche haben sie verschiedentlich für 2015 in Aussicht gestellt.

Brechenmacher selbst sprach bei der Tagung über die „Rassenenzyklika“, die Papst Pius XI. im Jahr 1938 in Auftrag gab. Das Lehrschreiben sollte nie erscheinen. Pius XI. starb am 10. Februar 1939, sein Nachfolger Pius XII. – der bisherige Kardinalstaatssekretär Eugenio Pacelli – verfolgte das Vorhaben nicht weiter. Bisher war die Forschung davon ausgegangen, die Kurie bzw. Pacelli selbst habe das Erscheinen der Enzyklika verschleppt, weil darin die Ablehnung des Rassismus durch Pius XI. allzu harsch in Erscheinung getreten wäre. Brechenmacher zufolge sind die Gründe für das Nichterscheinen der Enzyklika differenzierter zu sehen. Jedenfalls seien die drei Entwürfe für das Lehrschreiben im Februar 1939 noch unreif gewesen.

„Meine Überlegung war: Zum einen wäre sie in der Situation vom März 1939 tatsächlich zu deutlich gewesen, weil Pacelli in dieser Situation der gespannten europäischen Lage vor dem Kriegsausbruch für den Frieden plädieren wollte. Er hat sich bewusst dafür entschieden, Friedensworte zu sprechen und erst einmal kein weiteres Öl ins Feuer zu gießen. Das ist die eine Seite. Die andere mögliche Seite ist, dass die Enzyklika Aussagen über das Judentum beinhaltete, die kontraproduktiv hätten verwendet werden können. Zwar wurde der rassistische Antisemitismus in der Enzyklika abgelehnt, auf der anderen Seite plädierten die Entwürfe aber für einen religiösen Antijudaismus. Meine Überlegung ist: Dieses als Enzyklika veröffentlicht, hätte der nationalsozialistischen Propaganda die Möglichkeit gegeben, durch verzerrte Darstellung und Zitierung diese Enzyklika zu ihren Gunsten kontraproduktiv auszulegen.“  (rv)

Kardinal Müller, der Brückenbauer

Kardinal MüllerDie Deutsche Bischofskonferenz freut sich über die Kardinalserhebung von Erzbischof Gerhard Ludwig Müller. Der stellvertretende Vorsitzende der Bischofskonferenz, Bischof Norbert Trelle, nannte Müller am Samstag einen Brückenbauer. Diese Qualität sei in seinem Amt als Präfekt der  vatikanischen Glaubenskongregation besonders wichtig, so Trelle auf einem Empfang nach dem Konsistorium. Und wörtlich: „Wir zählen dabei sehr auf Dich, auch und gerade die Kirche in Deutschland.“ Ausdrücklich würdigte Trelle auch Kardinal Müllers „Beitrag zum theologischen Gespräch mit den Kirchen der Reformation und mit der Orthodoxie in Deutschland“ während seiner früheren Zeit als Bischof von Regensburg. An dem Empfang nahmen auch die deutschen Kardinäle Joachim Meisner und Paul Josef Cordes, der Schriftsteller Martin Mosebach, der frühere Augsburger Bischof Walter Mixa und der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst teil. Der Letztgenannte nimmt derzeit auf Anweisung des Papstes eine Auszeit, bis Vorwürfe gegen ihn geklärt sind. (rv)