Rabbiner Rosen wünscht mehr theologischen Dialog

American Jewish CommitteeDer Dialog zwischen Juden und Katholiken soll sich künftig mehr auf die theologische Ebene verlagern. Das wünscht sich der Rabbiner David Rosen vom „American Jewish Committee“. Er traf am Donnerstag den Papst im Vatikan. Seine Haltung sei freilich auch innerhalb des Judentums umstritten, räumte Rosen bei der Pressekonferenz im vatikanischen Pressesaal ein.

„Kennen Sie diesen Witz über Juden? Zwei Juden, drei Meinungen. Doch dieser Punkt ist sehr wichtig. Es gibt viele Ansichten, wie ein Dialog geführt werden sollte, und das ist gut so. Ein weiterer wichtiger Punkt, den ich festhalten möchte, ist die Tatsache, dass das ,American Jewish Committee´ keine theologische Organisation ist. Wir vertreten die verschiedenen Seiten des Judentums. Wir vertreten beispielsweise auch atheistische Juden… Ja, das gibt es in der Tat. Als Rabbiner muss ich aber sagen, dass der theologische Dialog mit Katholiken zumindest für das orthodoxe Judentum sehr wichtig ist.“

Es gebe aber unter orthodoxen jüdischen Rabbinern auch die Haltung, dass man theologische Haltungen „ebenso wie „Ehefrauen“ nicht teilen könne, so Rabbi Rosen.

„Diese Haltung besagt, dass der Glaube etwas ganz Persönliches ist. Auch diese Haltung respektieren wir. Doch ich glaube, dass dies mehr ein Ausdruck von Unsicherheit ist. Sicherlich gibt es auch historische Gründe hierfür, misstrauisch zu sein. Ich danke Gott dafür, dass ich mich persönlich nie mit Antisemitismus auseinandersetzen musste. Erst als ich in Südafrika war, wurde ich mit antisemitischen Attacken angegriffen, aber dies nicht aus religiösen, sondern politischen Gründen, weil ich gegen die Apartheid war.“

Man dürfe auch nicht unterschlagen, dass es immer theologische Differenzen zwischen Judentum und Christentum geben werde, so Rosen weiter. Theologische Diskussionen seien kein Zeichen der Untreue gegenüber dem eigenen Glauben. Er stehe dazu, dass der Dialog „auch eine religiöse Aufgabe unseres Glaubens ist.“ (rv)

Papst: Juden und Christen sollen gemeinsam handeln

LeuchterJuden und Christen können sich gemeinsam ganz konkret für eine bessere Welt stark machen. Denn neben Dialog geht es auch um gemeinsames Tun. Das hat Papst Franziskus an diesem Donnerstag vor Vertretern des Amerikanisch-Jüdischen Komitees (AJC) im Vatikan unterstrichen. Die 1906 gegründete US-Organisation verschreibt sich „dem Wohl und der Sicherheit der Juden in den USA, in Israel und der ganzen Welt“. Begegnungen der Päpste mit Vertretern des Komitees haben Tradition. Franziskus hob vor der Delegation hervor:

„Neben dem Dialog ist auch wichtig festzuhalten, wie Juden und Christen zusammen für den Aufbau einer gerechteren und geschwisterlicheren Welt wirken können. Und diesbezüglich möchte ich nachdrücklich an den gemeinsamen Dienst zugunsten der Armen, der Ausgegrenzten, der Leidenden erinnern. Dieser unser Einsatz ist in dem verankert, was die Schriften bezüglich des Schutzes des Armen, der Witwe, des Waisen, des Ausländers offenbaren. Es ist eine Aufgabe, die uns von Gott anvertraut ist, die seinen Willen und seine Gerechtigkeit wiederspiegelt, eine authentische religiöse Pflicht.“

Im kommenden Jahr begehen Christen und Juden das 50-Jahr-Jubiläum des Konzilsdokumentes „Nostra Aetate“. Das Dokument sei seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil „unabdingbarer Bezugspunkt“ im Verhältnis zwischen Christen und Juden, so Franziskus:

„Ausgehend von diesem Dokument hat sich mit erneuertem Eifer eine Reflektion über das spirituelle Erbe entwickelt, das uns vereint und das das Fundament unseres Dialoges ist. Dieses Fundament ist theologisch und nicht einfach Ausdruck unseres Wunsches nach gegenseitigem Respekt und Wertschätzung. Deshalb ist es wichtig, dass unser Dialog immer tief durch das Bewusstsein um unsere Beziehung zu Gott gekennzeichnet ist.“

Das AJC habe seinen Beitrag zur Konsolidierung des Verhältnisses zwischen Christen und Juden geleistet, lobte der Papst. Und er ermutigte die Vertreter des Amerikanisch-Jüdischen Komitees dazu, dieses Erbe auch den jungen Generationen zu vermitteln. So sei etwa ein wachsendes Interesse für das interreligiöse Verhältnis sowohl auf christlicher wie auch auf jüdischer Seite wünschenswert. Unter diesem Stern steht für Franziskus auch die Papstreise ins Heilige Land Ende Mai:

„In wenigen Monaten habe ich die Freude, nach Jerusalem zu kommen, wo wir laut den Psalmen alle geboren sind und wo alle Völker eines Tages zusammenkommen. Begleitet mich, so bitte ich euch, mit eurem Gebet, damit diese Pilgerreise Früchte der Einheit, Hoffnung und des Friedens bringe. Schalom!“ (rv)