Weißrussland: Kardinal Kazimierz Swiatek ist tot

Er war der zweitälteste Kardinal. Papst Benedikt XVI. hat seine Trauer über den Tod des weißrussischen Kardinals Swiatek zum Ausdruck gebracht. Swiatek starb am Donnerstagmorgen im Alter von 96 Jahren in einem Krankenhaus im weißrussischen Pinsk. Swiatek habe in „besonders schweren Zeiten" in Weißrussland „mutig Zeugnis von Christus abgelegt" und die spirituelle Entwicklung des Landes „mit Begeisterung" begleitet, schreibt Benedikt XVI. in einem Beileidstelegramm, das an den Vorsitzenden der weißrussischen Bischofskonferenz, Aleksander Kaskiewiecz, gerichtet ist. (rv)

Der Papst in Deutschland: Kleine, aber feine Änderungen

Das Programm für den Papstbesuch in Deutschland steht. Der Vatikan hat an diesem Mittwoch die Eckpunkte der für September geplanten Reise veröffentlicht. Darin werden die bereits bekannten großen Auftritte vom 22. bis 25. September bestätigt: Benedikt XVI. spricht vor dem Reichstag, feiert Messe im Berliner Olympiastadion, besucht Erfurt und Freiburg. Neu sind einzelne Gespräche – auf politischer, interreligiöser und innerkirchlicher Ebene.

Das Kirchenoberhaupt wird auf seiner Pastoralreise nach Deutschland nicht nur dem Bundespräsidenten einen Höflichkeitsbesuch abstatten, sondern bereits am ersten Tag noch vor der Rede im Reichstag sich mit Bundeskanzlerin Angela Merkel treffen. „Offizielle Begegnung" nennt das Vatikanprotokoll dieses Gespräch in den Räumen der Katholischen Akademie in Berlin. Kurz vor der Messe am frühen Abend im Olympiastadion sieht das Programm eine Begegnung mit dem Regierenden Bürgermeister von Berlin vor, der sich am Sonntag zuvor zur Wahl stellen wird. Bei der Ankunft in Erfurt und Freiburg trifft Benedikt XVI. entsprechend mit den Ministerpräsidenten Thüringens und Baden-Württembergs zusammen. Zwei Termine kamen zum Abschluss des Besuchs in Freiburg hinzu: ein Treffen mit Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl und eine Begegnung mit den Bundesverfassungsrichtern.

Die ökumenische Ausrichtung der Reise wurde im Vorfeld betont, Begegnungen mit der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Orthodoxen Kirche waren bereits fest eingeplant. Benedikt XVI. setzt im offiziellen Programm nun auch zwei interreligiöse Akzente: Er trifft sich im Reichstag mit Vertretern des Judentums und an seinem vorübergehenden Wohnsitz in der Nuntiatur mit Vertretern der Muslime in Deutschland.

Besondere Anerkennung erhält das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK). 45 Minuten und eine Ansprache des Papstes sind in Freiburg für ein eigenes Treffen mit einer 16-köpfigen Delegation des Laiengremiums vorgesehen. Zum Abschluss des Deutschlandbesuches spricht Benedikt XVI. dann am Sonntag im Freiburger Konzerthaus vor in Kirche und Gesellschaft engagierten Katholiken. (rv)

Vatikan/USA: Neuer Erzbischof für Philadelphia

Der Kapuziner Charles J. Chaput wird Erzbischof von Philadelphia. Dazu ernannte ihn Papst Benedikt XVI. an diesem Dienstag. Chaput folgt auf Kardinal Justin F. Rigali, der zurückgetreten ist. Chaput war bisher Erzbischof von Denver. Die Erzdiözese Philadelphia hatte vor fünf Monaten 21 Priester wegen Missbrauchsvorwürfen vorläufig suspendiert. (rv)

Italien: Kirche und Wirtschaft kritisieren Sparpaket

Scharf haben italienische Kirchenvertreter und Sozialverbände die Sparpolitik der Regierung kritisiert. Unisono mit Wirtschaftsexperten. Unter dem Druck der Lage auf den Finanzmärkten in der Eurozone und anhaltender innenpolitischer Probleme hatte die Koalition unter Silvio Berlusconi vergangene Woche ein Reformpaket durchgedrückt. Bis 2014 sollen siebzig Milliarden Euro eingespart werden.

Das Gros der Maßnahmen greift erst in der nächsten Legislaturperiode ab 2013. Doch einige Normen treten bereits an diesem Montag in Kraft, darunter höhere Gebühren für Arztbesuche. Die Gehälter der Parlamentarier sollten gekürzt und auf ein europäisches Mittelmaß gedrosselt werden. Dieser Vorschlag wurde nach hitzigen Debatten jedoch wieder aus der Gesetzesvorlage gestrichen. Beschlossen ist die Reduzierung von Steuererleichterungen für Familien mit Kindern, unklar ist einzig ab wann.

Familien müssen zahlen…
Zu schnell, zu wenig durchdacht, zu sehr auf Kosten der Familien. So lautet das Urteil von Edoardo Patriarca, Sekretär des Organisationskomitees der auch von Politikern beachteten „Sozialwochen italienischer Katholiken". „So zu Lasten der Familien zu entscheiden, ist überstürzt, ist gewissenlos." Wirtschaftsaufschwung sei so kaum möglich, das Problem könne auf Dauer nicht gelöst werden. Patriarca liegt mit seiner Kritik auf einer Linie mit europäischen Wirtschaftsexperten. Auch sie glauben nicht, dass Italiens Zukunft und das Vertrauen der Märkte nachhaltig gesichert sind.

Das Sparpaket soll in erster Linie dazu dienen, die Schulden in Höhe von 120 Prozent des Bruttoinlandsprodukts abzubauen. Zum Vergleich: Nach Euro-Regeln sind sechzig Prozent zulässig. Deutschland liegt bei rund achtzig Prozent, profitiert aber von einem deutlich höheren Wirtschaftswachstum. In Europa sitze Italien inzwischen nur noch auf der Ersatzbank, sagte Ex-Premierminister und Wirtschaftsprofessor Romano Prodi am Wochenende einem österreichischen Magazin. Ausgabenkürzungen alleine reichten nicht aus, schrieb er in einer konservativen römischen Tageszeitung. Vielmehr müssten Geldverschwendung vermieden, Ungerechtigkeiten und Strukturfehler ausgemerzt werden. Hauptproblem: Die großen Sparmaßnahmen greifen erst ab 2013 – zu unsicher für Analysten verschiedener Couleur.

Stoff für Spekulanten
„Das Signal ist negativ", schlussfolgert Professor Antonio Maria Baggio, Dozent für politische Ethik am Institut Sophia der Neokatechumenalen, im Gespräch mit Radio Vatikan. „Im Grund sagt man damit: Wir wollen jetzt nicht entscheiden. Die Kartoffeln – nichts anderes ist diese Finanzreform – lassen wir die aus dem Feuer holen, die nach uns kommen. Und das heißt: Wir treffen zwei Jahre lang keine wichtigen strategischen Entscheidungen. Das bietet natürlich den Spekulanten Stoff. Das verbreitet Unsicherheit. Mathematisch betrachtet bedeutet das buchstäblich nichts anderes als Armut. Wir werden alle mehr bezahlen. Diese Armut entsteht durch fehlende oder falsche politische Entscheidungen."

…Politiker kassieren weiter
Falsch auch die Entscheidung, die Abgeordnetengehälter nicht anzutasten. Den Lebensstil der Politiker zu verändern, wäre ein symbolischer Akt gewesen. Ebenso die Abschaffung der Provinzen und andere Einsparungen auf Verwaltungsebene. „Aber sie haben es nicht gemacht." Für den Politikethiker Baggio stehen politische Ränkespiele, wahltechnische Überlegungen im Vordergrund. Die Regierung handle am Volk vorbei: „Sie hätten auch die Gehälter wichtiger Berufsgruppen angehen können: Anwälte, Notare zum Beispiel. Dass man aber nicht einmal die Debatte anstoßen wollte, zeigt, welche Gruppe für die Regierung wirklich wichtig ist: nicht die Familien – denn bei denen wurde gekürzt; nicht der produzierende Sektor – denn dem wurde nicht geholfen. Die Bezugsgruppe scheint sich aus den Schichten zusammenzusetzen, die eine bestimmte gesellschaftliche und soziale Position einnehmen, und das ist mit Sicherheit kein positives Signal."

Armutsrate steigt
Der Sozialwochen-Mann Patriarca klagt an: „Wie soll man in Zukunft von Entwicklung sprechen, von Wachstum? Einmal mehr betrachtet man die Familien nur als hilfsbedürftiges Objekt – und damit basta. Dabei sind sie wirklich der Motor für wirtschaftlichen Aufschwung." Der Vorsitzende von Italiens Bischofskonferenz, Kardinal Angelo Bagnasco, kritisierte die Finanzreform schon, als sie noch debattiert wurde. Die Familie muss „um jeden Preis" verteidigt und gestärkt werden, sagte Bagnasco vor Journalisten. Doch dafür müssten vor allem Arbeitsplätze geschaffen werden. „Ohne Arbeit, oder mit einem sehr unsicheren Arbeitsplatz, gibt es ja nicht einmal die Möglichkeit, eine Familie zu gründen. Ich denke da vor allem an die jungen Leute."

Die Jugendarbeitslosigkeit liegt in Italien derzeit bei rund 30 Prozent. Dreizehn Prozent der Gesamtbevölkerung leben in Armut, jede fünfte Familie ist von Armut zumindest bedroht. Die Medien veröffentlichten just am Samstag Daten der nationalen Statistikbehörde. Entlarvend vor allem die Zahlen für den Süden des Landes: Fast jede zweite Familie mit mehr als drei Kindern, 47 Prozent, lebt in prekären Verhältnissen. Das sind zehn Prozent mehr als im Jahr 2009.

„Die Politik hat in den vergangenen Jahren nicht dazu beigetragen, die Armutsrate zu senken." Der zweite Mann der Caritas Italien, Francesco Marsico, ist ernüchtert: „Die Lohn- und Steuerpolitik hat vielmehr die Familien noch zusätzlich geschwächt. Jetzt muss man sehen, ob denn der politische Wille und die Fähigkeit dazu da sind."

„Oligarchie" – wider „öffentliches Gewissen"
Edoardo Patriarca, der Mitorganisator der katholischen Sozialwochen, sieht den politischen Willen derzeit nicht. Für ihn gibt die Politik ein schlechtes Bild ab. „Das Bild einer Oligarchie, die die eigenen Privilegien verteidigt und in keinster Weise daran denkt, davon abzulassen. Wir befinden uns im Stillstand. Und der hilft natürlich nicht, eine wahrhaftige und ernsthafte Politik anzukurbeln. Ich hoffe, dass die Katholiken in dieser so schwierigen Phase den Kompass finden, den Aufschwung dieses Landes voranzutreiben – nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht, sondern auch in moralischer."

Mit technischen Korrekturen alleine könnten die Probleme der Finanzmärkte nicht gelöst werden. So äußerte sich am Sonntag der Patriarch von Venedig und designierte Erzbischof in der Finanzmetropole Mailand, Kardinal Angelo Scola. Der Markt sei ein Produkt der jeweiligen Kultur, humane und ethische Aspekte gehörten folglich zu seinem Wesen. Das „öffentliche Gewissen" in Italien müsse sich endlich zu Wort melden, so Scola.

Ethiker Antonio Baggio lässt keinen Zweifel: Eine neue politische Klasse braucht das Land. „Private Gruppen entscheiden über öffentliche Organismen, und diese wiederum bestimmen das Schicksal des Landes. Die politische Klasse muss ausgetauscht werden, doch die Gesellschaft muss auch bereit sein, diesen Wechsel herbeizuführen." (rv)

Vatikan/Malaysia: Papst und Premierminister vereinbaren diplomatische Beziehungen

Papst Benedikt XVI. hat an diesem Montag – ganz gegen seine sommerlichen Gewohnheiten – einen Staatsgast empfangen: Der Premierminister Malaysias, Dato’ Sri Mohd Najib Tun Abdul Razak, war zu Besuch in Castelgandolfo. Wie der Vatikan in einer Presseerklärung bekannt gab, wurde bei diesem Besuch die Vereinbarung getroffen, diplomatische Beziehungen zwischen Malaysia und dem Heiligen Stuhl aufzunehmen. Des weiteren habe man sich über die politische Situation, besonders über die Beziehungen zwischen den Religionen in Asien, unterhalten. Pater Lawrence Andrew, Herausgeber der malaiischen katholischen Wochenzeitung Herald, sieht die Bedeutung des Besuches vor allem darin, dass damit die Christen in Malaysia anerkannt und aufgewertet würden.

„In diesem Vielvölkerstaat gab es immer Zweifel daran, ob man uns als eine Gruppe anerkennt. Die Anerkennung des Vatikan durch den Besuch ist eine Anerkennung der Christen, und deswegen ist das ein wichtiger Schritt vorwärts."

Die Beziehungen der Regierung zu den christlichen Kirchen sind nicht spannungsfrei. Im Mai dieses Jahres waren Gerüchte um eine angebliche Verschwörung von Christen ausgerechnet in der Zeitung der Regierungspartei – eben der von Premier Najib – ausgebreitet worden. Schon länger zurück der Beginn des Streites, ob Christen für ihre Bibelübersetzung das Wort Allah für Gott verwenden dürfen oder ob dies dem Islam vorbehalten sei. Für Aufsehen sorgte vor einem halben Jahr ebenfalls die – in letzter Minute zurückgenommene – Anweisung von Mitarbeitern des Ministerpräsidenten an die Erzdiözese Kuala Lumpur, während Najibs Anwesenheit beim Weihnachtsempfang des Erzbischofs alle Kreuze abzuhängen. Pater Lawrence sieht in der Papstaudienz für Najib aber weniger den Versuch, aktuelle Missverständnisse auszuräumen, als vielmehr einen Ausdruck für das langjährige Bemühen beider Seiten, diplomatische Beziehungen zu beginnen.

„Im Augenblick braucht auch der Premierminister Unterstützung durch andere, es gibt also eine Gelegenheit für uns. Wir werden als Gruppe im Land anerkannt, und er bekommt Anerkennung für seinen politisch moderaten Kurs. Seine Förderung der moderaten islamischen Gruppen wird zusammen gesehen werden mit dem Treffen heute. Außerdem hoffen wir auf weitere Entwicklungen im interreligiösen Dialog. Unter dem vorherigen Ministerpräsidenten wollten wir eine Kommission errichten, die ist aber am Widerstand einiger muslimischen Gruppen gescheitert. Weil in der Begleitung beim Papstbesuch jetzt aber auch der für Islamfragen zuständige Minister dabei ist, hoffen wir, dass es eine neue Öffnung für den Dialog und neue Wege geben wird, den interreligiösen Dialog unter den Menschen in unserem Land zu ermutigen."

Hintergrund
Etwa 40 Prozent der 28 Millionen Malaysier sind Ureinwohner sowie Nachfahren indischer und chinesischer Einwanderer. Unter den 9 Prozent christlichen Malaysiern sind rund 850.000 Katholiken – also rund 3,3 Prozent der Gesamtbevölkerung. Najib ist der zweite Premier des Landes, der vom Papst empfangen wird, 2002 besuchte sein Vorgänger Mohamad Mahathir Johannes Paul II. (rv)

Botschafter Schmid zum Papstbesuch: „Ein ökumenischer Besuch“

Der kommende Papstbesuch in Deutschland ist nicht nur für viele Katholiken ein besonderes Ereignis, er markiert auch einen „Höhepunkt" in den Beziehungen zwischen Deutschland und dem Heiligen Stuhl. Papst Benedikt XVI. ist der erste deutsche Papst seit fast 500 Jahren, und in diesem Amt besuchte er Deutschland schon zwei Mal: 2005 beim Weltjugendtag in Köln und 2006, als er ein paar Tage in seiner bayrischen Heimat verbrachte. Sein erster offizieller Besuch in Deutschland im September 2011 stößt schon jetzt auf enormes Interesse in der Bevölkerung und den Medien. Für den deutschen Botschafter am Heiligen Stuhl, Walter Jürgen Schmid, wird beim Papstbesuch im September die Ökumene im Vordergrund stehen. Radio Vatikan hat den Diplomaten zu den einzelnen Stationen der Papstreise befragt.

„Das ist ein äußerst wichtiges Ereignis. Mit dem Papst kommt das Oberhaupt der katholischen Kirche nach Deutschland. Diese steht in Deutschland in einer ganz besonderen Position, nämlich in der Position der Ökumene. Ich glaube, dass der Papstbesuch – nach den Akzenten, die er bisher gesetzt hat – ein ökumenischer Besuch werden wird. Er wird dann im politischen Bereich auch die Positionen auf den Tisch bringen, die der Papst und die katholische Kirche vertreten hat. Das werden eher grundsätzliche Erwägungen sein zur Rolle der Kirchen, der Religionsgemeinschaften im öffentlichen Leben – wir haben da in Deutschland ja eine sehr lange Tradition. Und deshalb werden wir mit Interesse darauf schauen und darauf warten, was der Papst in dieser seiner Rolle als Führer einer Weltkirche in Deutschland sagen wird."

Ein wichtiger Programmpunkt der Reise ist ja die Rede des Papstes vor dem Deutschen Bundestag am 22. September – was ist das für ein Zeichen an die deutsche Politik?

„Ich glaube, das ist in dem Zusammenhang zu sehen, den ich zuvor angesprochen habe: dass die Kirchen in Deutschland ja eine Rolle im öffentlichen Leben haben. Es ist das dritte Mal, dass ein Papst vor einem Parlament spricht. Benedikts Vorgänger, Papst Johannes Paul II., hat einmal vor dem polnischen Parlament gesprochen, weil es das Parlament seines Heimatlandes ist. Das ist auch das Präjudiz für die Rede Benedikts XVI. vor dem deutschen Bundestag. Und dann hat er ja auch einmal gesprochen im römischen Parlament, weil der Papst ja der Bischof von Rom ist. Diese Rede ist ein herausragendes Element der Reise nach Deutschland. Und die vielen Gespräche darüber und Spekulationen, was er sagen könnte – das weiß er wohl bisher nur ganz allein – zeigen, dass die Erwartungshaltung dazu sehr groß ist!"

Was könnte und sollte der Papst der deutschen Politik denn aktuell mit auf den Weg geben? Die letzten Monate waren ja geprägt durch nicht unwichtige innen- und außenpolitische Entscheidungen: zum Libyeneinsatz, zur Präimplantationsdiagnostik, zur Atompolitik…

„Ich glaube, das ist sehr schwer zu sagen. Und ich glaube, wir sollten hier dem Papst die Möglichkeit geben, die Punkte und Grundlinien zu nennen, die er für wichtig hält."

Besonderer Schwerpunkt der Reise ist die Ökumene und das Gespräch mit der evangelischen Kirche in Deutschland, im „Land der Reformation". Dazu wird der Papst unter anderem im Erfurter Augustinerkloster einkehren, dem Luther vor 1517 angehörte. Welche Wirkung kann den der Papstbesuch in dieser Hinsicht haben, vor allem für die neuen Bundesländer?

„Zunächst einmal zur Ökumene allgemein: Ich glaube, dass die Kirchen in Deutschland stärker sein werden, wenn sie zusammenwirken! Das ist ein Anliegen auf allen Seiten. Und ich glaube auch, es ist erfreulich, dass der Papst bei der Vorbereitung des Besuches ganz deutlich gemacht hat, dass er hier einen starken Akzent setzen möchte. Zweitens zu Ostdeutschland: Benedikt XVI. steht auch hier in der Tradition seines Vorgängers, der ja dazu beigetragen hat, dass die Teilung Europas und die Mauer überwunden werden konnten. Und ich glaube, dass der Besuch in Ostdeutschland auch als Geste des Papstes zu sehen ist, die Anerkennung bringt für die Christen in der ehemaligen DDR, die ja eine Minderheit waren, große Nachteile hinzunehmen hatten und dennoch zu ihrem Glauben standen."

Der Papstbesuch in Deutschland stößt schon jetzt auf enormes Interesse in der Bevölkerung und den Medien. Die katholische Kirche ist nach Bekanntwerden des Missbrauchsskandals in den letzten Monaten allerdings stark in die Kritik geraten. Inwiefern kann der Papstbesuch die Wahrnehmung der katholischen Kirche in der Bevölkerung beeinflussen?

„Ich glaube, dass der Papst Positionen der katholischen Kirche deutlich machen wird, dass er für Verständnis werben wird. Und was die Situation der katholischen Kirche in Deutschland betrifft: die hängt davon ab, wie sich die katholische Kirche in Deutschland selber bewegt. Beides zusammen wird die Situation der katholischen Kirche in Deutschland beeinflussen."

Die Fragen stellte Anne Preckel. (rv)

Spanien: Letzte Vorbereitungen zum Weltjugendtag

Das Weltjugendtagskreuz ist in Madrid angekommen. Das meldet die Erzdiözese der spanischen Hauptstadt am Freitag. Am Montag will der Erzbischof von Madrid, Kardinal Antonio Maria Rouco Varela in der Kathedrale von La Almudena in Madrid einen Gottesdienst feiern. Rund 16.500 deutsche Jugendliche werden zum XXIII. Weltjugendtag nach Madrid reisen. Insgesamt haben sich 440.000 junge Menschen für das kirchliche Großereignis angemeldet, zu dem Papst Benedikt XVI. Jugendliche aus der ganzen Welt einlädt. (rv)

„Cor Unum“ wird vierzig

Das Päpstliche Hilfswerk Cor Unum wird vierzig: Am 15. Juli 1971 wurde der neue Päpstliche Rat, der für die Auslandshilfen des Vatikans zuständig ist, von Papst Paul VI. gegründet. Daran erinnert der jetzige Leiter des Rates, Kardinal Robert Sarah, an diesem Freitag mit einem großen Artikel in der Vatikanzeitung „Osservatore Romano". Nach seiner Schilderung „fiel die Gründung von Cor Unum in eine Phase, in der sich viele Gedanken machten über die Art und Weise des christlichen Zeugnisses in der Welt". Cor Unum wolle auch in nächster Zeit seiner christlichen Inspiration treu bleiben, so Kardinal Sarah: „Es gibt viele menschenfreundliche Initiativen, aber die katholischen Einrichtungen haben in diesem Bereich einen Pluspunkt: Sie weisen auf Gott hin, der uns die wahre Liebe gelehrt hat, nämlich die Selbsthingabe." Von 1995 an bis zum Oktober letzten Jahres wurde der Rat vom aus dem Erzbistum Paderborn stammenden heutigen Kardinal Paul Josef Cordes geleitet. (rv)

Nach illegaler Weihe in China: Papst bedauert Lage der Kirche

Der Vatikan hat seine Haltung zu Bischofsweihen in China bekräftigt. Die Weihe vom vergangenen Donnerstag in der südchinesischen Diözese Shantou sei „ohne päpstlichen Auftrag erfolgt und daher nicht rechtmäßig", heißt es in einer an diesem Samstag veröffentlichten Erklärung des Heiligen Stuhls. Der Papst bedaure zutiefst, wie die Kirche in China behandelt werde.

Papsttreue zur Teilnahme gezwungen
Einige papsttreue Bischöfe hätten sich gegenüber den zivilen Autoritäten geweigert, an einer illegalen Weihehandlung teilzunehmen – „ihren Willen zum Ausdruck gebracht und dabei auch Formen des Widerstands geleistet", so die Erklärung wörtlich. Der Vatikan sei darüber aus „verschiedenen Quellen" informiert gewesen. „Dessen ungeachtet sind die Oberhirten verpflichtet worden, an der Weihe teilzunehmen." Der Widerstand dieser Bischöfe werde von Gott belohnt werden und in der ganzen Kirche hoch geschätzt. Gleiches gelte für Priester und Gläubige, die diesen Bischöfen beigestanden und sie verteidigt hätten.

Exkommunikation
Den ohne päpstlichen Auftrag geweihten Joseph Huang Bingzhang erkenne der Vatikan nicht als Bischof an. Die Diözese Shantou habe einen rechtmäßigen Oberhirten. Bingzhang sei seit langem informiert gewesen, dass der Heilige Stuhl ihn deshalb nicht als Bischof akzeptieren könne. Mehrmals sei Bingzhang gebeten worden, die Weihe abzulehnen. Ihn träfen die in Canon 1382 des Kirchenrechts festgeschriebenen Sanktionen – die Exkommunikation als sogenannte „Tatstrafe", also eine automatisch zugezogene Strafe.

Aktuelle Probleme überwinden
Die illegale Weihe vergangenen Donnerstag war die dritte in acht Monaten. Die letzte fand am 29. Juni in der zentralchinesischen Provinz Sichuan statt. Der Sekretär der vatikanischen Missionskongregation, Erzbischof Savio Hon Tai Fai aus China, hatte nach Medienberichten über Verhaftungen und den Zwang der Behörden in diesen Tagen beklagt, die Beziehungen zwischen Vatikan und China seien auf den Stand der 50er Jahre zurückgefallen. Die chinesische Regierung sei offenbar davon überzeugt, dass sie die Kirche regieren müsste, so Hon Tai Fai in einem Online-Interview.
Der Heilige Stuhl erinnert in seiner Erklärung von diesem Samstag an die Einheit der Weltkirche und das Recht der chinesischen Katholiken, frei zu handeln, „und dabei dem eigenen Gewissen zu folgen". Der Papst hoffe, „dass die derzeitigen Schwierigkeiten baldmöglichst überwunden werden können". – Rund 13 Millionen der 1,3 Milliarden Chinesen sind Katholiken. In der chinesischen Verfassung ist Religionsfreiheit festgeschrieben. (rv)

Vatikan: Neuer Sekretär im Päpstl. Gesundheitsrat

Ein Afrikaner wird die neue Nummer Zwei im Päpstlichen Gesundheitsrat. Papst Benedikt ernannte an diesem Donnerstag Jean-Marie Mate Musivi Mupendawatu zum Sekretär der Behörde. Mupendawatu stammt aus dem Kongo; er hat u.a. in einem kanadischen Altenheim gearbeitet, spricht vier Sprachen und hat mehrere Aufsätze zu bioethischen Themen veröffentlicht. Seit 1991 schon gehört er zum Päpstlichen Gesundheitsrat. (rv)