Papst in Deutschland: Sicherheitsstufe eins

Hubschrauber am Freiburger Himmel, Polizisten und viele „unsichtbare" Sicherheitskräfte, die alle Schauplätze des Papstbesuches bis auf den letzten Millimeter absichern: Wenn Papst Benedikt XVI. in der kleinen Stadt im Breisgau eintrifft, ist jedes verdächtige Objekt schon längst beiseite geschafft. Die Sicherheitsstufe eins gilt weltweit nur für fünf Menschen: Die Präsidenten Amerikas, Russlands, Israels, Afghanistans und eben für den Papst. Insgesamt 15.000 Helfer und Helferinnen sind allein am kommenden Sonntag zur Absicherung der Eucharistiefeier auf dem Flughafengelände bei Freiburg im Einsatz, davon 4.000 Beamte von der Landes- und 1.000 von der Bundespolizei. Einen Tag vor Ankunft des Papstes wird jeder Raum des Freiburger Priesterseminars, wo der Papst nächtigt und wo die Begegnungen mit dem ZdK, den Ortodoxen und auch Helmut Kohl stattfinden, noch einmal gründlich durchsucht. Dabei seien auch ein Paar Gegenstände der Seminaristen wieder aufgetaucht, die diese lange verloren glaubten, schmunzelt Johannes Heinzen, Leiter der technischen Einsatzhundertschaft Sankt Augustin, die für die Sicherung der Papstunterkunft zuständig ist. Unsere Kollegin Anne Preckel hat an diesem Freitag mit ihm vor dem Priesterseminar gesprochen. (rv)

Vatikan: Boykotte einiger Bundestagsabgeordneter

Der Vatikan reagiert gelassen auf die geplanten Boykotte einiger Bundestagsabgeordneter, die der Rede des Papstes im Bundestag nicht beiwohnen wollen. Vatikansprecher Federico Lombardi erinnerte daran, dass der Papst von Bundestagspräsident Norbert Lammert zur Rede eingeladen worden sei. Jesuitenpater Lombardi kommentierte, bei einer Rede zuzuhören bedeute nicht, allem Gesagten zuzustimmen. Diejenigen, die anderer Meinung als der Papst seien, könnten diese Meinung im Anschluss durchaus kundtun. (rv)

Der Papst in Deutschland: Kleine, aber feine Änderungen

Das Programm für den Papstbesuch in Deutschland steht. Der Vatikan hat an diesem Mittwoch die Eckpunkte der für September geplanten Reise veröffentlicht. Darin werden die bereits bekannten großen Auftritte vom 22. bis 25. September bestätigt: Benedikt XVI. spricht vor dem Reichstag, feiert Messe im Berliner Olympiastadion, besucht Erfurt und Freiburg. Neu sind einzelne Gespräche – auf politischer, interreligiöser und innerkirchlicher Ebene.

Das Kirchenoberhaupt wird auf seiner Pastoralreise nach Deutschland nicht nur dem Bundespräsidenten einen Höflichkeitsbesuch abstatten, sondern bereits am ersten Tag noch vor der Rede im Reichstag sich mit Bundeskanzlerin Angela Merkel treffen. „Offizielle Begegnung" nennt das Vatikanprotokoll dieses Gespräch in den Räumen der Katholischen Akademie in Berlin. Kurz vor der Messe am frühen Abend im Olympiastadion sieht das Programm eine Begegnung mit dem Regierenden Bürgermeister von Berlin vor, der sich am Sonntag zuvor zur Wahl stellen wird. Bei der Ankunft in Erfurt und Freiburg trifft Benedikt XVI. entsprechend mit den Ministerpräsidenten Thüringens und Baden-Württembergs zusammen. Zwei Termine kamen zum Abschluss des Besuchs in Freiburg hinzu: ein Treffen mit Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl und eine Begegnung mit den Bundesverfassungsrichtern.

Die ökumenische Ausrichtung der Reise wurde im Vorfeld betont, Begegnungen mit der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Orthodoxen Kirche waren bereits fest eingeplant. Benedikt XVI. setzt im offiziellen Programm nun auch zwei interreligiöse Akzente: Er trifft sich im Reichstag mit Vertretern des Judentums und an seinem vorübergehenden Wohnsitz in der Nuntiatur mit Vertretern der Muslime in Deutschland.

Besondere Anerkennung erhält das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK). 45 Minuten und eine Ansprache des Papstes sind in Freiburg für ein eigenes Treffen mit einer 16-köpfigen Delegation des Laiengremiums vorgesehen. Zum Abschluss des Deutschlandbesuches spricht Benedikt XVI. dann am Sonntag im Freiburger Konzerthaus vor in Kirche und Gesellschaft engagierten Katholiken. (rv)

Erzbischof Sterzinsky zum Papstbesuch: „Ich würde mir wünschen, dass er vor dem Bundestag reden darf“

Der Papst wird im September 2011 Deutschland besuchen. Während des Konsistoriums am vergangenen Wochenende hielt sich auch der Erzbischof von Berlin in Rom auf: Kardinal Georg Sterzinsky. Pater Bernd Hagenkord hat ihn im Interview gefragt, wie es zu diesem Papstbesuch gekommen ist:
„Ich habe den Papst anlässlich meines Besuches 2007 hier in Rom in aller Form eingeladen, nach Deutschland zu kommen. Das schien nicht nicht zu beeindrucken, weil er schon zwei mal in Deutschland gewesen ist. Später lies er wissen: ‚Wie soll ich der Öffentlichkeit klar machen, ein drittes mal nach Deutschland zu reisen, wenn ich schon zwei mal dort war?’ Wie das wird, weiß ich nicht, denn ich bin auch ein wenig überrascht, dass das jetzt kommt, denn bisher war von Rom aus eher Zurückhaltung zu spüren, wenn ich auf den Besuch zu sprechen kam. Der Papst habe so viel vor, Deutschland ist noch nicht dran und Berlin ist noch nicht dran. Deswegen ist die Freude sehr groß."
Es ist also noch nichts geplant, etwa ein Besuch am Brandenburger Tor oder etwas in der Art?
„Nein, gar nichts."
Berlin ist ja nicht unbedingt eine katholilsche Stadt, vielleicht noch nicht einmal mehr eine christliche Stadt. Was für ein Katholizismus erwartet den Papst, der ja ein bayrischer Katholik ist?
„Berlin ist ganz anders. Berlin ist keine christliche Stadt, es ist eine sehr säkularistische Stadt. Man ist da nicht unreligiös, aber nicht christlich. Und wenn christlich, dann will man das nicht in der kirchlichen Form haben und schon gar nicht katholisch. Deswegen wird er ein ganz anderes Milieu vorfinden. Aber man merkt natürlich auch, dass in Berlin sehr viel an Kräften zusammen kommt. Wenn wir das im nächsten Jahr gut vorbereiten können – ich weiß nicht, ob ich selber noch im Amt bin, ich werde im Februar 75 Jahre alt – dann wird das sicherlich seine positive Wirkung bekommen."
Wenn Sie einen perslönlichen Wunsch äußern dürften, was würden Sie dem Papst in Berlin gerne zeigen?
„Ich würde ihm wünschen, dass er vor dem Bundestag reden darf. Ob das gelingt, weiß ich nicht. Aber was ich ihm zeigen möchte? Vielleicht die eine oder andere Schule. Aber wie gesagt, ich bin überrascht, dass dieser Besuch zu Stande kommt und der Papst wird ja wahrscheinlich auch nicht lange in Berlin bleiben, da wird nicht viel Zeit sein."
Sie haben also in diesen Tagen in Rom auch noch nicht mit ihm darüber sprechen können?
„Nein, ich habe einige Worte gewechselt und auch davon gesprochen, ‚Im nächsten Jahr werden Sie ja zu uns kommen’, aber bei dieser Gelegenheit wollte er offensichtlich nicht über den Besuch sprechen." (rv)