Kardinal Ruini über Johannes Paul II.: „Er hat die Welt verändert“

Die Planungen für die Seligsprechung Johannes Pauls II. am 1. Mai hier in Rom gehen voran, es werden immer mehr Würdigungen dieses Papstes veröffentlicht. Wer ihn gut kannte, war sein langjähriger Mitarbeiter Kardinal Camillo Ruini, ehemals Kardinalpräfekt für das Bistum Rom und Vorsitzender der italienischen Bischofskonferen, sozusagen der Vertreter des Papstes, was das Bistum Rom angeht. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagte er:
„Was mich am meisten beeindruckte, war die Heiligkeit, Tiefe und zugleich Spontaneität seiner Beziehung zu Gott – seine Art zu beten, sein Gebet und seine Fähigkeit, sich in das Gebet zu vertiefen. Und dann sein konstantes Verhalten – alle Dinge, um die er sich kümmerte, über die er sprach, die er immer hinsichtlich seines Verhältnisses zu Gott begann."
Das Besondere an diesem Pontifikat war…
„…die Art und Weise der Evangelisierung. Wir erinnern uns an seine Worte: habt keine Angst, öffnet Gott die Türen. Er war selbst ein großer Missionar – von Rom aus bis in die Länder der Welt – und er war ein Förderer der missionarischen Kräfte der Kirche. Sein anderer berühmter Satz war ja: Der Mensch ist der Weg der Kirche, und auf dem Weg der Kirche kann die Kirche von niemandem aufgehalten werden. In dem Sinne hat Johannes Paul II. in die Geschichte eingegriffen und die Welt verändert." (rv)

Italien: Papst weiht Titelkirche von Kardinal Marx

Papst Benedikt XVI. wird am 20. März die römische Titelkirche von Kardinal Reinhard Marx weihen. Das teilte der Vatikan an diesem Montag mit. San Corbiniano wird das erste mal an einen Kardinal vergeben, die Kirche ist frisch errichtet und mit Hilfe des Erzbistums München und Freising gebaut worden. Sie steht am Rand von Rom im Stadtteil Infernetto (wörtlich: kleine Hölle). (rv)

Vatikan: Neuer Vize-Camerlengo ernannt

Der Spanier Santos Abril y Castello ist neuer Vize-Camerlengo der Kirche. Der Papst ernannte den 75-jährigen Erzbischof an diesem Samstag. Santos Abril y Castello wird Nachfolger des Italieners Paolo Sardi, der zum Patron des Malteser-Ordens und in den Kardinalsstand erhoben wurde. Der spanische Erzbischof war bis zu seiner Pensionierung vergangenen Herbst Vatikan-Botschafter in Slowenien und Mazedonien. Der Vize-Camerlengo übernimmt insbesondere während der Zeit der Sedisvakanz nach einem Papsttod besondere Aufgaben. Außerdem ist er für die Vorbereitung der Beisetzung zuständig. – Camerlengo ist derzeit Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone. (rv)

Vatikan: Was steckt hinter der Absage aus Ägypten?

Einen Tag nach der Absage aus Kairo ist das Schweigen im Vatikan geradezu ohrenbetäubend. Niemand will sich beim Heiligen Stuhl zu der Entscheidung der Kairoer al-Azhar-Universität äußern. Die wichtigste Lehrautorität im sunnitischen Islam hatte am Donnerstag ihren Dialog mit dem Vatikan „auf Eis gelegt".
 Ein Mitglied des al-Azhar-Rates äußerte sich gegenüber der Nachrichtenagentur adn-kronos zu den Gründen der Krise. Aus Abdel Muti al-Bayoumis Äußerungen wird deutlich, dass al-Azhar nicht nur über die Rufe Benedikts XVI. nach mehr Schutz für koptische Christen aufgebracht ist. Diese wiederholten Appelle des Papstes hatten in den letzten Tagen auch schon den Zorn der ägyptischen Regierung auf sich gezogen, die deswegen ihre Vatikanbotschafterin „zu Konsultationen" nach Kairo zurückrief. Einige Beobachter sehen im Schritt von al-Azhar denn auch einfach einen Gefallen, den die Uni dem Regime von Hosni Mubarak macht.
Allerdings spricht al-Bayoumi bei der Begründung der gelben Karte aus Kairo genereller von „den Positionen Benedikts XVI. gegenüber dem Islam", etwa in seiner Regensburger Rede vom September 2006. Er verlangt vom Papst, zur Linie seines Vorgängers Johannes Paul zurückzukehren: Schließlich sei Johannes Paul II. „sehr interessiert gewesen an unserer Arbeit", und der Dialog zwischen dem Heiligen Stuhl und al-Azhar sei „damals sehr aktiv gewesen". Wer will, kann aus diesen Worten Verärgerung herauslesen über die Tatsache, dass der Dialog zwischen Kairo und Rom mittlerweile Konkurrenz bekommen hat. Schließlich hat sich in den letzten Jahren, nach einem Brief islamischer Gelehrter an den Papst, ein weiterer intensiver Dialogprozess zwischen dem Päpstlichen Dialograt und der islamischen Welt entwickelt. Wie fruchtbar dieser Dialog binnen kurzer Zeit geworden ist, führte der Papstbesuch in einer jordanischen Moschee im Frühjahr 2009 vor. al-Azhar muss also damit leben, dass es nicht mehr die einzige große Stimme des Islam dem Vatikan gegenüber ist. Der Bedeutungsverlust der Kairoer Uni läuft parallel zum Bedeutungsverlust Ägyptens innerhalb der arabischen (und islamischen) Welt.
Einige Stimmen im Islam haben die Entscheidung der al-Azhar kritisiert – etwa der schillernde ägyptische Gelehrte Tariq Ramadan, der in der Schweiz lehrt. Wenn der Papst sich für angegriffene Kopten einsetze, dann sei das doch „normal"; es sei ein Fehler, den Gesprächskanal zwischen Nil und Tiber dichtzumachen. Auch die al-Azhar-Universität habe doch das blutige Attentat auf Kopten in der Neujahrsnacht verurteilt. Vielleicht müsse Benedikt XVI. noch deutlicher machen, dass er sich nicht nur für angegriffene Christen, sondern in gleichem Mass auch für verfolgte oder diskriminierte Muslime einsetze, so Ramadan bei einem Besuch in Rom. Der evangelische Pfarrer von Kairo, Axel Matyba, meldet sich hingegen mit sehr besonnenen Überlegungen zu Wort: Einmischungen von außen seien weder bei der Regierung noch bei den Christen willkommen. Die Christen fürchteten „zu Recht, dass auf diese Art ein Keil zwischen sie und ihre muslimischen Landsleute getrieben wird". Statt „strammer Worte" sei „hier eher praktische Solidarität gefragt".
Wie aufgebracht die ägyptische Regierung über die jüngsten Stellungnahmen des Vatikans ist, wurde übrigens auch auf dem Wirtschaftsgipfel arabischer Staaten im ägyptischen Badeort Sharm el-Sheik deutlich: Dort sorgte die Regierung Mubarak dafür, dass Einmischungen von außen zugunsten von Minderheiten in arabischen Ländern ausdrücklich verurteilt wurden. Übrigens: In der ägyptischen Presse spielte dieser Wirtschaftsgipfel eine viel größere Rolle als das Aussetzen des Dialogs zwischen al-Azhar und dem Vatikan. Wer zum letzten Thema etwa in der führenden Kairoer Tageszeitung „al-Ahram" Infos sucht, der muss lange blättern.
Die italienische Tageszeitung „Il Foglio" weist an diesem Freitag darauf hin, dass al-Azhar letztes Jahr ein Pamphlet mit dem Titel „Gegen die Christen" zur Veröffentlichung zugelassen habe. Autor sei ein Mitglied des wissenschaftlichen Komitees der al-Azhar-Universität. Der Vatikan hatte am Donnerstag in einer ersten Reaktion auf die Nachricht aus Kairo seine weiterhin bestehende Offenheit und Bereitschaft zum Gespräch betont. (rv)

EU: Parlament fordert Begnadigung von Asia Bibi

Das EU-Parlament in Straßburg fordert eine Begnadigung von Asia Bibi. Die Christin sitzt in Pakistan wegen angeblicher Beleidigung des Propheten Mohammed im Gefängnis; ihr droht die Hinrichtung, ein Berufungsprozess läuft. Die EU-Parlamentarier forderten am Donnerstagabend den pakistanischen Präsidenten Asif Ali Zardari auf, seine Macht zu nutzen, damit Asia Bibi wieder auf freien Fuss kommt. Außerdem solle er sich für eine „Überarbeitung" des Anti-Blasphemie-Gesetzes in der pakistanischen Verfassung einsetzen. Für einen ähnlichen Appell war Papst Benedikt vor zehn Tagen von der pakistanischen Regierung heftig kritisiert worden.
 Das EU-Parlament hatte bereits am Donnerstag Morgen eine Resolution gegen Christenverfolgung und für Religionsfreiheit verabschiedet – und zwar fast einstimmig. „Der Resolution müssen jetzt Überlegungen der EU-Kommission und des EU-Rates folgen, ob man nicht auf Staaten mit Christenverfolgung wirtschaftlichen Druck ausüben sollte", sagt der Abgeordnete Carlo Casini, der die Verfassungskommission des EU-Parlaments leitet. „Schließlich steht in allen Entwicklungshilfe-Verträgen, dass die Empfängerländer die fundamentalen Menschenrechte achten müssen. Das Problem ist, dass die Hohe Repräsentantin für Außenpolitik, Catherine Ashton, in dieser Hinsicht gegenüber Ländern wie Nigeria, Ägypten, Irak oder auch Philippinen nicht aktiv genug geworden ist." (rv)

Ägypten: Dialog wird „eingefroren“

Die islamische Universität al-Azhar in Kairo hat ihren Dialog mit dem Vatikan „eingefroren". Das teilt ein Statement der Universität an diesem Donnerstag mit. Der Generalsekretär der wichtigsten Lehrautorität im sunnitischen Islam, Ali Abdel Dayem, erklärt, die Maßnahme habe etwas „mit den islamkritischen Äußerungen von Papst Benedikt XVI. in jüngster Zeit" zu tun. Al-Azhar wehrt sich gegen den Eindruck, als ob Moslems im Nahen Osten die Gläubige anderer Religionen unterdrückten. Papst Benedikt XVI. hatte nach dem blutigen Anschlag auf christliche Kopten in Alexandria zu Jahresbeginn wiederholt deutlich zu Religionsfreiheit aufgerufen. Das hatte al-Azhar und die ägyptische Regierung verstimmt; die Führung in Kairo rief ihre Vatikanbotschafterin kürzlich „zu Konsultationen" zurück. Normalerweise treffen sich Vertreter des Vatikans und der al-Azhar-Universität zweimal im Jahr zu einem Dialog. Der Vatikan wurde von der Absage aus Kairo offenbar überrascht: Der Päpstliche Dialograt „sammelt derzeit noch Informationen", erklärte Papstsprecher Federico Lombardi am frühen Nachmittag. Man bemühe sich „um ein adäquates Verständnis der Situation". Lombardi wörtlich: „Auf jeden Fall bleibt es bei der Linie der Offenheit und der Gesprächsbereitschaft." Die letzte größere Verstimmung im Dialog des Vatikans mit der islamischen Welt hatte es nach der so genannten „Regensburger Rede" von Papst Benedikt im September 2006 gegeben. Danach kam es allerdings zu einer Art Blüte im Dialog, was u.a. auf der Jordanienreise des Papstes im Mai 2009 sichtbar wurde. (rv) 

VH: Neu bei Vaticanhistory – Beatifikation (Seligsprechung)

VH bietet zwei neue Seiten zum Thema Seligsprechungsverfahren. Hier erfährt man grundsätzliche Dinge zum Seligsprechungsprozess und dem zuständigen Dikasterium, der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse im Vatikan. Im besonderen ist dass Verfahren zur bevorstehenden Seligsprechung von Papst Johannes Paul II. dargestellt. Rechtsgrundlagen, Bestimmungen und ein Kalender zur Postulation runden das Thema ab. (vh)

Zu den neuen Seiten: >>Beatifikation

D: Emer. Bischof Walter Mixa mit neuem Aufgabenfeld?

Der frühere Augsburger Bischof Walter Mixa macht wieder von sich reden. Zusammen mit dem Leiter einer Selbstverteidigungs-Sportschule aus dem baden-württembergischen Bopfingen plant Mixa eine Vortragsreihe, „um Menschen im ganzen deutschsprachigen Raum von Gott zu begeistern". Das steht in einer Presseerklärung, die uns an diesem Mittwoch erreichte. Mit dem früheren Bodyguard Michael Stahl habe Mixa auch ein Buch mit dem Titel „Nie allein – Und ob wir schon wanderten im finsteren Tal" geschrieben, das „in Kürze" erscheinen werde. Mixa war letztes Jahr von Papst Benedikt nach Gewaltvorwürfen als Bischof von Augsburg abgesetzt worden. Dem Vernehmen nach bemühte sich Mixa kürzlich bei vatikanischen Behörden um eine neue Verwendung. (pm/rv)

Vatikan: Kardinal Nicora Leiter der vatikanischen Finanzaufsichtsbehörde

Der italienische Kardinal Attilio Nicora tritt an die Spitze der neuen vatikanischen Finanzaufsichtsbehörde. Das hat Papst Benedikt XVI. an diesem Mittwoch entschieden. Nicora ist bisher schon Leiter der vatikanischen Güterverwaltung Apsa. In das Direktorium der neuen Behörde, die Benedikt Ende Dezember geschaffen hat, beruft er die römischen Finanzexperten Claudio Bianchi, Marcello Condemi, Giuseppe Dalla Torre und Cesare Testa. Dem Papst geht es darum, die Arbeit der Vatikanbank (IOR) den internationalen Standards anzugleichen. Vor allem soll der Kampf gegen Geldwäsche über IOR-Konten verstärkt werden. Benedikt hat alle Finanzgeschäfte des Vatikans den international gängigen Transparenz-Normen verpflichtet. (rv)

D: Delegation der EKD in Rom auf den Spuren von Martin Luther

Im Rahmen der Gebetswoche für die Einheit der Christen begibt sich eine Delegation der Evangelischen Kirche Deutschlands in Rom auf die Spuren Martin Luthers. Sie erinnert damit an das 500. Jubiläum des Besuchs des Reformators, der Rom im Winter 1510/11 besuchte. Die neunzehnköpfige Delegation wird angeführt vom lutherischen Bischof von Bayern, Johannes Friedrich, und vom lutherischen Bischof von Braunschweig, Friedrich Weber, der für die Beziehungen zur katholischen Kirche zuständig ist. Am Abend des 23. Januars findet in der Basilika Paul vor den Mauern eine Zeremonie statt, an der auch der neue Ökumene-Verantwortliche des Vatikans, Kardinal Kurt Koch, teilnimmt. Als Zeichen der Bruderschaft mit der lutherischen Wirkungsstätte Wittenberg soll bei dieser Gelegenheit soll ein Baum gepflanzt werden. Danach folgt ein Wortgottesdienst in der Basilika. Für den 24. Januar ist eine Audienz bei Papst Benedikt XVI. vorgesehen. (rv)