Vatikan: Neuer Vize-Camerlengo ernannt

Der Spanier Santos Abril y Castello ist neuer Vize-Camerlengo der Kirche. Der Papst ernannte den 75-jährigen Erzbischof an diesem Samstag. Santos Abril y Castello wird Nachfolger des Italieners Paolo Sardi, der zum Patron des Malteser-Ordens und in den Kardinalsstand erhoben wurde. Der spanische Erzbischof war bis zu seiner Pensionierung vergangenen Herbst Vatikan-Botschafter in Slowenien und Mazedonien. Der Vize-Camerlengo übernimmt insbesondere während der Zeit der Sedisvakanz nach einem Papsttod besondere Aufgaben. Außerdem ist er für die Vorbereitung der Beisetzung zuständig. – Camerlengo ist derzeit Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone. (rv)

Vatikan: Was steckt hinter der Absage aus Ägypten?

Einen Tag nach der Absage aus Kairo ist das Schweigen im Vatikan geradezu ohrenbetäubend. Niemand will sich beim Heiligen Stuhl zu der Entscheidung der Kairoer al-Azhar-Universität äußern. Die wichtigste Lehrautorität im sunnitischen Islam hatte am Donnerstag ihren Dialog mit dem Vatikan „auf Eis gelegt".
 Ein Mitglied des al-Azhar-Rates äußerte sich gegenüber der Nachrichtenagentur adn-kronos zu den Gründen der Krise. Aus Abdel Muti al-Bayoumis Äußerungen wird deutlich, dass al-Azhar nicht nur über die Rufe Benedikts XVI. nach mehr Schutz für koptische Christen aufgebracht ist. Diese wiederholten Appelle des Papstes hatten in den letzten Tagen auch schon den Zorn der ägyptischen Regierung auf sich gezogen, die deswegen ihre Vatikanbotschafterin „zu Konsultationen" nach Kairo zurückrief. Einige Beobachter sehen im Schritt von al-Azhar denn auch einfach einen Gefallen, den die Uni dem Regime von Hosni Mubarak macht.
Allerdings spricht al-Bayoumi bei der Begründung der gelben Karte aus Kairo genereller von „den Positionen Benedikts XVI. gegenüber dem Islam", etwa in seiner Regensburger Rede vom September 2006. Er verlangt vom Papst, zur Linie seines Vorgängers Johannes Paul zurückzukehren: Schließlich sei Johannes Paul II. „sehr interessiert gewesen an unserer Arbeit", und der Dialog zwischen dem Heiligen Stuhl und al-Azhar sei „damals sehr aktiv gewesen". Wer will, kann aus diesen Worten Verärgerung herauslesen über die Tatsache, dass der Dialog zwischen Kairo und Rom mittlerweile Konkurrenz bekommen hat. Schließlich hat sich in den letzten Jahren, nach einem Brief islamischer Gelehrter an den Papst, ein weiterer intensiver Dialogprozess zwischen dem Päpstlichen Dialograt und der islamischen Welt entwickelt. Wie fruchtbar dieser Dialog binnen kurzer Zeit geworden ist, führte der Papstbesuch in einer jordanischen Moschee im Frühjahr 2009 vor. al-Azhar muss also damit leben, dass es nicht mehr die einzige große Stimme des Islam dem Vatikan gegenüber ist. Der Bedeutungsverlust der Kairoer Uni läuft parallel zum Bedeutungsverlust Ägyptens innerhalb der arabischen (und islamischen) Welt.
Einige Stimmen im Islam haben die Entscheidung der al-Azhar kritisiert – etwa der schillernde ägyptische Gelehrte Tariq Ramadan, der in der Schweiz lehrt. Wenn der Papst sich für angegriffene Kopten einsetze, dann sei das doch „normal"; es sei ein Fehler, den Gesprächskanal zwischen Nil und Tiber dichtzumachen. Auch die al-Azhar-Universität habe doch das blutige Attentat auf Kopten in der Neujahrsnacht verurteilt. Vielleicht müsse Benedikt XVI. noch deutlicher machen, dass er sich nicht nur für angegriffene Christen, sondern in gleichem Mass auch für verfolgte oder diskriminierte Muslime einsetze, so Ramadan bei einem Besuch in Rom. Der evangelische Pfarrer von Kairo, Axel Matyba, meldet sich hingegen mit sehr besonnenen Überlegungen zu Wort: Einmischungen von außen seien weder bei der Regierung noch bei den Christen willkommen. Die Christen fürchteten „zu Recht, dass auf diese Art ein Keil zwischen sie und ihre muslimischen Landsleute getrieben wird". Statt „strammer Worte" sei „hier eher praktische Solidarität gefragt".
Wie aufgebracht die ägyptische Regierung über die jüngsten Stellungnahmen des Vatikans ist, wurde übrigens auch auf dem Wirtschaftsgipfel arabischer Staaten im ägyptischen Badeort Sharm el-Sheik deutlich: Dort sorgte die Regierung Mubarak dafür, dass Einmischungen von außen zugunsten von Minderheiten in arabischen Ländern ausdrücklich verurteilt wurden. Übrigens: In der ägyptischen Presse spielte dieser Wirtschaftsgipfel eine viel größere Rolle als das Aussetzen des Dialogs zwischen al-Azhar und dem Vatikan. Wer zum letzten Thema etwa in der führenden Kairoer Tageszeitung „al-Ahram" Infos sucht, der muss lange blättern.
Die italienische Tageszeitung „Il Foglio" weist an diesem Freitag darauf hin, dass al-Azhar letztes Jahr ein Pamphlet mit dem Titel „Gegen die Christen" zur Veröffentlichung zugelassen habe. Autor sei ein Mitglied des wissenschaftlichen Komitees der al-Azhar-Universität. Der Vatikan hatte am Donnerstag in einer ersten Reaktion auf die Nachricht aus Kairo seine weiterhin bestehende Offenheit und Bereitschaft zum Gespräch betont. (rv)

EU: Parlament fordert Begnadigung von Asia Bibi

Das EU-Parlament in Straßburg fordert eine Begnadigung von Asia Bibi. Die Christin sitzt in Pakistan wegen angeblicher Beleidigung des Propheten Mohammed im Gefängnis; ihr droht die Hinrichtung, ein Berufungsprozess läuft. Die EU-Parlamentarier forderten am Donnerstagabend den pakistanischen Präsidenten Asif Ali Zardari auf, seine Macht zu nutzen, damit Asia Bibi wieder auf freien Fuss kommt. Außerdem solle er sich für eine „Überarbeitung" des Anti-Blasphemie-Gesetzes in der pakistanischen Verfassung einsetzen. Für einen ähnlichen Appell war Papst Benedikt vor zehn Tagen von der pakistanischen Regierung heftig kritisiert worden.
 Das EU-Parlament hatte bereits am Donnerstag Morgen eine Resolution gegen Christenverfolgung und für Religionsfreiheit verabschiedet – und zwar fast einstimmig. „Der Resolution müssen jetzt Überlegungen der EU-Kommission und des EU-Rates folgen, ob man nicht auf Staaten mit Christenverfolgung wirtschaftlichen Druck ausüben sollte", sagt der Abgeordnete Carlo Casini, der die Verfassungskommission des EU-Parlaments leitet. „Schließlich steht in allen Entwicklungshilfe-Verträgen, dass die Empfängerländer die fundamentalen Menschenrechte achten müssen. Das Problem ist, dass die Hohe Repräsentantin für Außenpolitik, Catherine Ashton, in dieser Hinsicht gegenüber Ländern wie Nigeria, Ägypten, Irak oder auch Philippinen nicht aktiv genug geworden ist." (rv)