Vatikan: Fisichella leitet Neuevangelisierung

Die Errichtung des Rates für die Neuevangelisation geht voran: Zum Fest Peter und Paul hatte Papst Benedikt XVI. die Gründung angekündigt, an diesem Mittwoch gab der Vatikan den ersten Leiter dieser neuen Vatikanbehörde bekannt. Es ist Erzbischof Salvatore Fisichella, bisher Leiter der Päpstlichen Akademie für das Leben. In dieser Aufgabe folgt ihm der bisherige Kanzler der Akademie, Ignacio Carrasco de Paula, nach. Erzbischof Fisichella war ebenfalls Rektor der Päpstlichen Lateran-Universität, in diesem Amt folgt ihm der Professor für christlich-griechische Literatur, Salesianerpater Enrico dal Covolo, nach. (rv) 

Vatikan: Neuer Leiter der Bischofskongregation

Papst Benedikt XVI. hat den altersbedingten Rücktritt von Kardinal Giovanni Battista Re als Leiter der Bischofskongregation angekommen. Das teilte der Vatikan an diesem Mittwoch mit. Er gibt ebenfalls das Amt des Präsidenten der päpstlichen Lateinamerikakommission auf. Als Nachfolger für die Bischofskongregation benannte der Papst den bisherigen Erzbischof von Québec, Kardinal Marc Oullet.
Die Bischofskongregation behandelt alles, was die Errichtung und Besetzung der Teilkirchen, sowie die Ausübung des bischöflichen Dienstes angeht. Dazu gehört die Errichtung oder Teilung von Bistümern und besonders auch die Ernennung von Bischöfen. (rv)

Vatikan/Schweiz: Bischof Koch wird Präsident des Einheitsrates

Der Basler Bischof Kurt Koch ist von Papst Benedikt XVI. zum Präsidenten des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen ernannt worden. Dies teilte der Bischof in einem persönlichen Schreiben an die Seelsorgerinnen und Seelsorger seiner Diözese mit Datum vom 29. Juni mit. Bereits im Februar habe ihn der Papst nach seiner Bereitschaft zur Übernahme dieser Aufgabe gefragt, schreibt Koch. Der Basler Bischof tritt sein neues Amt am Donnerstag, 1. Juli, an. Der Vatikan hat Kochs Ernennung deshalb noch nicht bekannt gegeben. Gemäß seinem Brief hat ihn Papst Benedikt XVI. mit Dekret vom 29. Juni zum Apostolischen Administrator des Bistums Basel ernannt. Diese Verantwortung übernimmt er ab 30. Juni bis zum Amtsantritt des neuen Bischofs.
 Das Kirchenoberhaupt habe dabei betont, dass es ihm ein wichtiges Anliegen sei, dass diese Aufgabe von jemandem wahrgenommen werde, der die aus der Reformation hervorgegangenen Kirchen nicht nur aus der Literatur, sondern „aus der unmittelbaren Erfahrung" kenne. Damit habe der Papst erneut gezeigt, dass ihm nicht nur die Ökumene mit den Orthodoxen, sondern auch diejenige mit den Protestanten am Herzen liege, so Koch. Koch freut sich, der Ökumene, einem seit dem Zweiten Vatikanum wichtig gewordenen Anliegen, dienen zu können. Dennoch sei es ihm keineswegs leicht gefallen, das Bistum Basel zu verlassen, schreibt Koch, der seinen Weihbischöfen und allen Mitarbeitenden im bischöflichen Ordinariat und den Regionalen Bischofsvikariaten seinen Dank für ihre Mitarbeit ausspricht. Auch seinen Mitbrüdern im bischöflichen Dienst weiß er sich zur Dankbarkeit für die „langjährige und kollegiale Zusammenarbeit" in der Schweizer Bischofskonferenz verpflichtet.

Ermüdende Bedingungen im Bistum Basel
Koch spricht aber auch von den „zeitraubenden innerkirchlichen Auseinandersetzungen und Polarisierungen", die zugenommen hätten. Angesichts der Bedingungen, unter denen der Bischof von Basel seine Aufgaben wahrnehmen müsse, habe er sich die Frage stellen müssen, ob ihm dies noch weitere 15 Jahre „ohne Ermüdungserscheinungen" möglich wäre. Er erachte es deshalb als einen günstigen Augenblick, das ein neuer Bischof „mit noch frischen Kräften diese große Verantwortung" übernehmen könne.

Papst will nicht hinters Konzil zurück
Koch hofft, in seinem neuen Amt, auch einen Beitrag zu einer besseren Beziehung zwischen den Ortskirchen in der Schweiz und der universalkirchlichen Verantwortung des Papstes leisten zu können. In seinem Schreiben beklagt er eine „zunehmende antirömische Stimmung" und auch eine „gravierende Entfremdung" gegenüber Benedikt XVI. Koch weist den „heute in der Öffentlichkeit weit verbreiteten" Vorwurf zurück, der Papst wolle hinter das Zweite Vatikanische Konzil zurückgehen: Der Papst wolle keineswegs zurück, sondern wolle die Kirche „vielmehr in die Tiefe führen". Es gehe ihm nicht um einzelne Reformen, sondern darum, dass „Grund und Mitte von Glaube und Kirche wieder zum Leuchten gebracht werden". (rv)

Vatikan: Papst verleiht Pallium an 38 Erzbischöfe

Während der 29. Juni in weiten Teilen der deutschsprachigen Länder sang- und klanglos vorüberzieht, hat Rom den beiden Heiligen Peter und Paul große Ehre erwiesen. Am Montagabend ließ die Stadt über der Engelsburg ein gigantisches Feuerwerk für die beiden Stadtpatrone krachen. Höhepunkt war aber der große Gottesdienst am Dienstag im Petersdom, der es in Dauer und Pracht fast schon mit der Weihnachtsmesse aufnehmen konnte. Die berühmte Statue des Apostels Petrus war zum Feiertag nicht nur festlich gekleidet, sondern sogar mit der funkelnden Papst-Tiara gekrönt.
 Während der feierlichen Messe verlieh Benedikt XVI. an 38 Erzbischöfe das Pallium. Der Papst hatte die Männer im vergangenen Jahr zu Metropoliten-Erzbischöfen ernannt. Unter ihnen waren zum Beispiel der neue Prager Erzbischof Dominik Duka und aus Brüssel André-Mutien Léonard.
„Die Freiheit der Kirche, die Petrus durch Christus garantiert wurde, steht auch in einem besonderen Zusammenhang mit der Vergabe des Pallium. Heute erneuern wir diese Vergabe für 38 Metropoliten-Erzbischöfe. Damit beziehen wir auch all diejenigen liebevoll mit ein, die die Erzbischöfe auf ihrer Pilgerreise begleiten."
Das Pallium ist ein besonderes Zeichen der Verbundenheit mit dem Bischof von Rom. Es ist eine Art Stola, die über dem Messgewand getragen wird. In das Pallium sind sechs schwarze Kreuze eingestickt. Zu seinem Amtsantritt hatte Benedikt XVI. den Symbolgehalt erklärt. Das Pallium sei Zeichen des „Joches Christi". Es stelle das „verirrte Lamm oder auch das kranke und schwache Lamm" dar, „das der Hirte auf seine Schultern nimmt und zu den Wassern des Lebens trägt".
„Dass die neuen Metropoliten jedes Jahr nach Rom kommen, um aus den Händen des Papstes das Pallium zu empfangen, ist eine Geste der Gemeinschaft. Das Thema der Freiheit der Kirche liefert uns einen wichtigen Schlüssel zum Verständnis des Pallium. Das wird nicht nur im Fall von verfolgten oder politisch bedrängten Kirchen deutlich, sondern gilt auch im Fall von Gemeinden, die unter einer fehlgeleiteten Glaubenslehre oder einer Ideologie leiden, die nicht dem Evangelium entspricht. Das Pallium ist das Unterpfand der Freiheit, das Jesus uns einlädt, genau wie Sein „Joch" auf unsere Schultern zu nehmen. Christi Gebote sind fordernd, und dennoch lasten sie nicht auf den Schultern ihres Trägers, sondern erleichtern ihn. Genau so ist die Bindung zum Apostolischen Stuhl fordernd, aber trägt dennoch den Hirten, macht ihn freier und stärker."
Wie bereits am Vorabend bei der Vesper in St. Paul vor den Mauern, war auch am Dienstagmorgen wieder die hochrangige Delegation des ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomaios I., gekommen. Es ist ein Gegenbesuch der Delegation. Zum Andreasfest war bereits eine Vatikan-Delegation nach Istanbul gereist.
„In Hoffnung und voller Vertrauen grüße ich die Delegation des Patriarchats von Konstantinopel, die der schönen Tradition gegenseitiger Besuche folgt und an der Feier der heiligen Stadtpatrone Roms teilnimmt. Gemeinsam danken wir Gott für die Fortschritten in den ökumenischen Beziehungen zwischen Katholiken und Orthodoxen. Wir erneuern die Anstrengungen, um Gottes Gnade zu entsprechen, der uns zur vollständigen Einheit führt." (rv)

Vatikan: Papst Benedikt XVI. will neues Dikasterium errichten

Papst Benedikt XVI. wird eine neue vatikanische Institution errichten: den Päpstlichen Rat für die Verkündigung des Evangeliums. Das kündigte er während der Predigt bei der ersten Vesper des Festes Peter und Paul an diesem Montag in der Basilika Sankt Paul vor den Mauern an. Dieser Rat soll sich besonders um eine erneuerte Evangelisierung in den Ländern kümmern, in denen der Glaube zwar schon alt, aber durch die fortschreitende Säkularisierung schwach geworden sei. Die Neuevangelisierung, die auf das Zweite Vatikanische Konzil zurückgehe, sei dabei nicht inhaltlich zu verstehen, sondern durch einen erneuerten inneren Antrieb geprägt, so Papst Benedikt weiter. Er solle neue Wege der Verkündigung suchen, die der Zeit angemessen seien. (rv)

Siehe hierzu auch unseren Artikel vom 25.04.2010: >>>Vatikan: Neues Dikasterium “Neuevangelisierung” geplant?<<< (vh)

Kruzifixurteil: „Kreuz darf nicht zu kulturellem Symbol verkommen“

Die italienische Regierung will alles Mögliche unternehmen, um als Siegerin aus dem Gerichtsprozess zum Kruzifixurteil hervorzugehen. Der Europäische Menschenrechtsgerichtshof wird an diesem Mittwoch über das umstrittene Urteil verhandeln. Eine aus sieben Richtern bestehende Kammer des Menschenrechtsgerichtshofs hatte im November einer Klägerin aus Italien Recht gegeben, die sich gegen Kreuze in der öffentlichen Schule ihrer Kinder gewandt hatte. Ihrer Klage war vom Staatsrat, dem obersten italienischen Verwaltungsgericht, nicht stattgegeben worden. Dieser hatte 2006 entschieden, das Kreuz sei zu einem Symbol für die Werte Italiens geworden. Das ist auch die Meinung des Juristen und Professors für internationales Recht Joseph Weiler. Gegenüber unseren italienischen Kollegen erläutert er:
 „Was die Haltung des italienischen Staates betrifft, so bin ich von ihrem Rekurs enttäuscht worden. Italien hatte nämlich behauptet, dass das Kreuz ein nationales und kulturelles Symbol sei. Es war nicht die Rede davon, dass das Kreuz ein religiöses Symbol ist. Eine solche Haltung ist falsch. Denn es geht bei dieser Gerichtsverhandlung nicht einfach darum, als Sieger herauszutreten. Es geht vielmehr um die Art und Weise des Urteilsspruchs."
Das gegenläufige Urteil des Menschenrechtsgerichtshofs löste nicht nur in Italien und nicht nur innerhalb der katholischen Kirche erhebliche Kritik aus. Weiler ist Professor für Völker- und Europarecht an der New York University School of Law und am Europakolleg in Brügge und – er ist Jude. Zusammen mit Kollegen aus verschiedenen Ländern hat er ebenfalls Einspruch gegen den Urteilsspruch von 2006 eingelegt.
„Ich möchte unbedingt verhindern, dass der Grundsatz gelten wird: „Religiöse Symbole sind unzulässig". Denn wenn Kruzifixe nur aus kulturellen Gründen in öffentlichen Gebäuden hängen, dann ist das ein Eigentor. Viele denken noch so, wie die USA vor 200 Jahren. Damals galt, dass nur eine leere Wand ohne Symbole die neutrale Haltung des Staates wiedergebe. Damals waren auch alle US-Bürger religiös. Unsere heutige westliche Gesellschaft hingegen ist zweigeteilt in religiöse und nicht religiöse Menschen. Und da gilt der Leitgedanke, dass wir unseren Kindern die Pluralität und somit die Toleranz beibringen sollen. Und das geschieht sicher nicht, indem wir die Kruzifixe von den Wänden niederreißen."
Wann das Urteil der Großen Kammer ergeht, ist offen. Im Regelfall vergehen zwischen der mündlichen Verhandlung, wie sie jetzt für Ende Juni angesetzt ist, und der Urteilsverkündung mehrere Monate.
Vor der Neuverhandlung des Kruzifixurteils vor dem Europäischen Menschenrechtsgerichtshof hatte vor wenigen Tagen die Italienische Bischofskonferenz (CEI) Kreuze in Schulen abermals verteidigt. Die Gegenwart religiöser Symbole, insbesondere des Kreuzes, stelle keinen Zwang dar und schließe niemanden aus, hieß es in einer Erklärung der CEI in Rom. Das Kruzifix sei Zeichen für die Dialogbereitschaft mit allen Menschen guten Willens. Zudem stehe es für die Hilfe für Notleidende und Bedürftige unabhängig von deren Religion, Ethnie oder Nationalität. Die Bischöfe riefen die Richter auf, die religiöse Befindlichkeit der Gläubigen in der Urteilsfindung zu berücksichtigen. (rv)

Vatikan: Propaganda Fide wehrt sich gegen Korruptionsverdacht

Nach schweren Korruptionsvorwürfen aus den Medien hat der Vatikan an diesem Montag die päpstliche Kongregation für die Evangelisierung der Völker in Schutz genommen. „Es erscheint notwendig, einige objektive Daten in Erinnerung zu rufen. Zum Schutz des guten Rufes dieses wichtigen Organs des Vatikans und der katholischen Kirche", heißt es in dem Vatikan-Schreiben. Die Kongregation sei das Organ, in dem weltweit alle Evangelisierungs- und Missionsdienste zusammenlaufen und koordiniert werden. Ihre Hauptaufgabe ist es, junge Kirchen zu unterstützen. Hauptverantwortlich mit den Aufgaben betreut sind die Kongregationsmitglieder, hauptsächlich Kardinäle. Die Kongregation „Propaganda Fide" unterhalte in Rom eine umfangreiche Struktur zum Bildungsdienst, deren Einrichtungen von Seminaristen, Priestern und Laien aus allen fünf Kontinenten besucht werden. Dieser Teil, für den nicht unterschätzbare Finanzaufwendung anfallen, ist nur eine Aufgabe der Kongregation, heißt es in dem Schreiben. Außerdem unterstütze die Kongregation zahlreiche Hilfsprojekte zum Aufbau junger Gemeinden, pastorale Einrichtungen, aber auch Schulen, sanitäre Strukturen würden meist in den ärmsten Ländern der Welt geschaffen. Die Kongregation zur Evangelisierung der Völker erhält ihre Gelder vor allem aus der Kollekte zum Weltmissionstag und erst an zweiter Stelle aus Erträgen eigener Finanz- oder Immobilienvermögen. Dieses Vermögen stammt aus zahlreichen Schenkungen der vergangenen Jahrzehnte. Die Vermögensbewertung sei „natürlich eine aufwendige und komplexe Aufgabe." Sie könne wie alle finanziellen Vornehmungen, auch Bewertungsfehlern und der Fluktuation der Märkte unterworfen sein. Anstrengung müsse auf einer korrekten Verwaltung liegen, heißt es in dem Schreiben. (rv)

Papst: „Durchbruch beim Dialog mit Orthodoxen erreicht“

Es geht vorwärts in den ökumenischen Beziehungen zwischen Katholiken und Orthodoxen. Daran erinnerte der Papst an diesem Montag im Vatikan. Er bezog sich dabei auf die aktuelle Diskussion in der gemeinsamen internationalen Theologenkommission über die Rolle des Bischofs von Rom im ersten Jahrtausend. Der Papst empfing eine hohe orthodoxe Delegation. Anlass für den Besuch der Abgeordneten vom Sitz des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. ist das römische Patronatsfest Peter und Paul, das an diesem Dienstag begangen wird. Den Besuchern aus dem Orient sagte Benedikt XVI.:
 „Es gibt die begründete Hoffnung, dass der Dialog der Kirchen des Westens und des Ostens weiter bedeutende Fortschritte macht. Es ist ermutigend, dass auch das Ehrenoberhaupt der Orthodoxie, Patriarch Bartholomaios von Konstantinopel, hinter den theologischen Beratungen steht. Schon jetzt ist das Verhältnis der beiden christlichen Traditionen von gegenseitigem Vertrauen, Wertschätzung und Brüderlichkeit geprägt."
Die ökumenische Zusammenarbeit werde auch eine große Rolle bei der kommenden Nahostsynode im Vatikan spielen. Zur Begründung sagte der Papst, die Schwierigkeiten, mit denen die christlichen Minderheiten in der Region lebten, seien weithin allen Konfessionen gemeinsam.
„Der Dialog zwischen Katholiken und Orthodoxen ist an einem entscheidenden Punkt angelangt. … Die Schwierigkeiten, mit denen sich die Christen im Nahen Osten auseinandersetzen müssen, sind bei allen Gläubigen in jener Region insofern gleich, weil es darum geht, als Minderheit zu überleben und für den Glauben Zeugnis abzulegen. Deshalb ist auch ein Dialog mit Muslimen und Juden notwendig."
Die katholischen Bischöfe sowie orthodoxe Vertreter aus Ländern des Nahen und Mittleren Ostens kommen vom 10. bis 24. Oktober in Rom zu Beratungen zusammen.
Das Patronatsfest Peter und Paul zählt zu den ältesten liturgischen Festen und wird auch in den orthodoxen Kirchen begangen. Zu der orthodoxen Gesandtschaft zählen Metropolit Gennadios, der sowohl in der gemeinsamen Theologenkommission, als auch im Weltkirchenrat in Genf mitarbeitet, und Bischof Bartholomaios Kessidis als Assistent der orthodoxen Metropolie in Deutschland. (rv)

Belgien: Chef von Missbrauchskommission zurückgetreten

Der belgische Psychiater Peter Adriaenssens ist als Präsident der unabhängigen Untersuchungskommission von Missbrauchsfällen zurückgetreten. Die Kommission wolle nun darüber entscheiden, ob sie ihre Arbeit überhaupt fortführt. Das berichten belgische Medien an diesem Montag. Der Rücktritts Adriaenssens steht im Zusammenhang mit dem Vorgehen der staatlichen Justiz am vergangenen Donnerstag. Im Zuge der Ermittlungen zu Missbrauchsfällen in der Kirche hatte die Polizei die in Brüssel versammelten Bischöfe für neun Stunden festgesetzt. Adriaenssens bezeichnete dieses Vorgehen als „eklatanten Akt des Misstrauens". Unter diesen Umständen sei eine Fortsetzung seiner Arbeit weder sinnvoll noch möglich.
Der Vorsitzende der Belgischen Bischofskonferenz, Erzbischof André-Joseph Léonard, ist auch Tage nach der Polizeiaktion der belgischen Behörden entsetzt. Gegenüber Radio Vatikan sagt er:
„Hier in Belgien scheint es so, als ob das polizeiliche Vorgehen normal gewesen sei. In einem anderen Land hätten solche Ermittlungsmaßnahmen einen großen Aufschrei ausgelöst. Doch in Belgien hat das zu keinem nennenswerten Aufsehen geführt. Nicht einmal der Aufbruch der Gräber zweier Kardinäle gilt als Schande. Sicher, wir Bischöfe respektieren die Arbeit der Justizbehörden. Wir kritisieren aber scharf, wie vorgegangen wurde."
Am Sonntag hatte der Papst den belgischen Bischöfen seine Solidarität angesichts des „verwunderlichen und beklagenswerten" Vorgehens der staatlichen Justiz bekundet. In einer Botschaft an den Brüsseler Erzbischof André-Joseph Léonard vom Sonntag bezeichnete er die Untersuchungen in der Kathedrale von Mechelen und am Sitz der zur Vollversammlung zusammengetreten Bischofskonferenz als „traurigen Moment". Zugleich stellte er klar, dass die Kirche mit aller Entschiedenheit für eine Aufklärung aller Missbrauchsvergehen eintrete. (rv)

Lesen Sie hier den Papst-Brief im Wortlaut
Dem hochgeschätzten Mitbruder
Mons. Mgr André-Joseph Léonard
Erzbischof von Mechelen-Brüssel
Vorsitzender der Belgischen Bischofskonferenz

In diesem traurigen Moment möchte ich meine besondere Nähe und Solidarität mit Ihnen, lieber Bruder im Episkopat, sowie allen Bischöfen der Kirche in Belgien bekunden für die verwunderlichen und beklagenswerten Vorgehen, wie die Ermittlungen in der Kathedrale von Mechelen und beim Sitz der Belgischen Bischofskonferenz durchgeführt wurden. An jenem Ort, wo die Bischöfe gerade ihre Vollversammlung abhielten, bei der es u.a. auch um Aspekte im Zusammenhang mit Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche ging. Viele Male habe ich selbst unterstrichen, dass solche schweren Vorfälle von der zivilen und von der kirchlichen Ordnung behandelt werden müssen – im Respekt der gegenseitigen Besonderheiten und der Autonomie. In dem Sinne erwarte ich, dass die Gerechtigkeit ihren Lauf nimmt, in Garantie der fundamentalen Rechte der Personen und Institutionen, im Respekt gegenüber den Opfern, und in einer vorurteilsfreien Anerkennung aller, die hier zusammenarbeiten. Und unter Verzicht auf alles, was die ihnen zugewiesenen ehrenwerten Aufgaben verdunkelt.

Ich versichere mein tägliches Gebet für den Weg euerer Kirche und gerne sende ich Ihnen meinen herzlichen Apostolischen Segen.

Vatikanstadt, 27. Juni 2010

BENEDICTUS PP. XVI

Vatikan: Wiener Kardinal Schönborn beim Papst

Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn ist am Montag zu einem Gespräch mit Papst Benedikt XVI. zusammengetroffen. Schönborn habe mit dem Papst über seine jüngsten Äußerungen in den Medien sowie über den Fall Groer gesprochen. Das gab das vatikanische Presseamt an diesem Montag bekannt. In einem zweiten Teil des Treffens waren auch der Dekan des Kardinalskollegiums Angelo Sodano sowie Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone anwesend. Schönborn habe sein Bedauern gegenüber den beiden Kardinälen und den Papst bekundet. In den Medien waren Äußerungen Schönborns als Angriff besonders auf Sonado gewertet worden.
Weiter betont der Pressesaal, dass das Wort „Geschwätz" falsch interpretiert wurde. Kardinal Angelo Sodano habe dieses Wort an Ostern nicht aus Mangel an Respekt Missbrauchsopfern gegenüber verwendet, er habe damit eine Predigt des Papstes vom Palmsonntag zitiert. (rv)