Zollitsch: Ultimatum an Leutheusser-Schnarrenberg

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, hat Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) falsche Tatsachenbehauptungen vorgeworfen. Zugleich stellte er der Ministerin ein Ultimatum, ihre Interviewäußerungen von Montagabend zum kirchlichen Missbrauchsskandal zu korrigieren. Niemals zuvor habe ein Mitglied der Bundesregierung eine „ähnlich schwerwiegende Attacke“ gegen die katholische Kirche geführt, sagte Zollitsch am Dienstag vor Journalisten in Freiburg. Er wolle seinen Protest am Dienstag auch in einem Telefonat mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ausdrücken. (rv)

DBK: Offen für Veränderung

Unter das Stichwort Veränderung stellte der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Erbischof Robert Zollitsch, den Beginn der Frühjahrsvollversammlung der deutschen Bischöfe in Freiburg.
„Wo Gemeinschaft ist, liebe Schwestern, liebe Brüder, da ist Beziehung. Wo Beziehung ist, da ist Leben. Und Leben ist nicht statisch, sondern dynamisch. Wir sind als Kirche unterwegs auf den staubigen Straßen der Geschichte. Wir sind unterwegs als pilgerndes Gottesvolk, als eine Kirche, die immer wieder der Erneuerung bedarf, eine Kirche, die nicht in der Routine aufgeht und keine Angst hat vor dem Neuen. (…) Ecclesia semper reformanda, eine Kirche, die stets der Erneuerung bedarf und zu Veränderungen bereit sein muss.“
In seiner Eröffnungspredigt schlug Robert Zollitsch einen realistischen Ton an: Ein kluger und ehrlicher Blick auf die Wirklichkeit sei nötig, um nächste Schritte machen zu können, so der Freiburger Erzbischof. Zu den zuletzt bekannt gewordenen Missbrauchsfällen in kirchlichen Einrichtungen in Deutschland sagte Zollitsch:
„Wir haben den dumpfen Nachhall auch von Jahrzehnten zurückliegenden Verfehlungen, die menschliche und dunkle Seite der Kirche und der Gesellschaft in den vergangenen Tagen und Wochen schmerzlich erfahren müssen. Vertrauen wurde auf abscheuliche Weise missbrauch und zerstört. Wir sind erschüttert über das Verhalten von Kirchenvertretern und Erziehern. Wir leiden mit den Opfern, die wir um Verzeihung bitten.“
Mit Gästen und Fachreferenten wird die Konferenz auch über Hilfen für die Erdbebenopfer in Haiti und über den deutschen Einsatz in Afghanistan sprechen. Ein weiteres Thema ist das Thema Alter in der Gesellschaft. Zollitsch:
„Wir werden in diesen Tagen auf unserer Frühjahrsvollversammlung nüchtern auf die Gegenwart schauen, aber auch realistisch in die Zukunft blicken. (…) Wir tun dies unter dem Thema ‚Die alternde Gesellschaft als Herausforderung für die Kirche’. Wer sich sein Leben lang in unsere Gesellschaft eingebracht hat, muss sich auch im Alter willkommen und geachtet wissen. Er verdient es, dass er gefragt ist und sich und seine Erfahrungen einbringen darf und soll – und auch, dass er sozial abgesichert ist.“
Neben inhaltlichen Fragen wollen die deutschen Bischöfe auch die Frage nach der Aufgabe der Kirche neu stellen. Es geht um ein Nachdenken über das eigene Selbstverständnis und die gesellschaftliche Rolle der katholischen Kirche – auch vor Hintergrund aktueller Debatten. Zollitsch:
„Wir Bischöfe werden bei diesem Treffen auch unseren Dienst an der Gesellschaft in den Blick nehmen und überlegen, wie wir in nächster Zeit und längerfristig unsere christlichen Werte und Anliegen verstärkt in unsere Gesellschaft einbringen können. Unser Land und unsere Gesellschaft fragen mit Recht nach dem Beitrag der Kirchen – gerade auch im Blick auf die Zukunft.“ (rv)

Ägypten: Synagogenattentat politisch motiviert?

Gegen die größte Synagoge in Kairo ist an diesem Sonntag ein Anschlagsversuch unternommen worden. Ein Mann hatte einen Koffer mit Brandsätzen in Richtung des jüdischen Gotteshauses geworfen, verfehlte es aber. Der Angriff habe vor allem eine politische Dimension, erläutert Joachim Schroedel, katholischer Pfarrer in Kairo, im Gespräch mit Radio Vatikan. Der immer wieder anschwelende Hass der ägyptischen Bevölkerung gegen Israel stehe hinter dem Attentat:
„Die arabisch-muslimisch-israelischen Beziehungen sind seit Jahren total abgekühlt. Der israelische Botschafter in Ägypten hat eine Residenz, die weiträumig abgesperrt worden ist. Die Botschaft des Staates Israel liegt im 15. Stock eines Hochhauses, damit man auf keinen Fall drankommt. Es ist also so, dass die Israelis, wenn sie hier arbeiten – und es sind nur ganz wenige, meist Diplomaten – natürlich nicht eingeladen werden. Es wird ein weiter Bogen um sie gemacht. Die Verhältnisse verbessern sich natürlich auch nicht, wenn Israel in Raffah jetzt die Mauer bauen möchte.“
Ein Zusammenhang mit den Anschlägen auf koptischen Christen in Nag Hammadi im Januar diesen Jahres gibt es nicht, vermutet Schroedel. Wohl aber werfe der Angriff ein Schlaglicht auf die Juden im Land. Schroedel zu deren Situation:
„Die Vorsitzende der jüdischen Gemeinde erzählt uns, dass es ab und zu mal einen Gottesdienst gibt, der aber unterstützt wird von den amerikanischen Juden, die hier im diplomatischen Dienst arbeiten. Es gibt in Kairo zurzeit etwa vier oder fünf Synagogen, die auch benutzbar sind. Aber es finden keine regelmäßigen Gottesdienste statt. Das war natürlich vor den Jahren 1952-55 ganz anders. In dieser Zeit, als Nasser an die Regierung gekommen ist, hat die Judenheit hier etwa 22.000 bis 25.000 Menschen betragen. Die sind dann meist nach Israel ausgewandert. Wir haben jetzt also eine Gruppe von nur noch 50-60 Juden in Kairo.“ (rv)

DBK: Startschuss in Freiburg

Mit einem Gottesdienst im Freiburger Münster wird die Vollversammlung der deutschen Bischöfe an diesem Montagabend eröffnet. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, ist als Freiburger Erzbischof Gastgeber der Konferenz und erklärt, dass er sich trotz der heiklen Aufgabe, die auf ihn und sein Kollegium wartet, über das Treffen, das die Gemeinschaft unter den Bischöfen widerspiegele, freue:
„Es ist natürlich schön, dass die deutschen Bischöfe nach Freiburg kommen. Besonders, weil das das erste Mal in der Geschichte der Bischofskonferenz, die es seit 1848 gibt, der Fall ist. Diese Entscheidung ist schon gefallen, bevor ich Vorsitzender der Bischofskonferenz war. Das heißt, die Bischöfe selbst haben das angefragt und kommen wirklich gerne nach Freiburg. Das freut mich. Ich hoffe, dass auch die Freiburger bei den Gottesdiensten gut mitfeiern, dass wir gute Gastgeber sind. Und wenn das rüber kommt, ist das für mich eine wichtige Sache."
Wichtiger ist freilich die Frage nach den in den vergangenen Wochen bekannt gewordenen Fällen von sexuellem Missbrauch an katholischen Schulen. An diesem Wochenende hatte bereits der Hamburger Erzbischof Werner Thissen Versäumnisse der Kirche im Umgang mit dem Thema in der Vergangenheit eingeräumt: „Man hätte sehr viel mehr tun müssen und tun können, um diese Fälle zu verhindern", so Thissen im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur.
Auch die deutsche Politik drängt auf eine geschlossene Stellungnahme der Bischöfe und die lückenlose Aufklärung der Vorwürfe. So hatte beispielsweise Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger diesbezüglich einen Runden Tisch aus Staats-, Kirchen- und Opfervertretern vorgeschlagen. Ob dieser Vorschlag Gehör finden wird? Bis Donnerstag werden die Bischöfe tagen. Robert Zollitsch hofft, dass sich der Tagungsort Freiburg für die Versammlung der 65 Bischöfe aus allen 27 deutschen Bistümern bewährt:
„Ich hoffe, dass sie spüren, Freiburg ist eine gastfreundliche Stadt, Freiburg ist eine katholisch geprägte Stadt, die etwas ausstrahlt. Und sie dürfen dann auch etwas über die Spezialitäten unserer Gegend erfahren. Und ich denke, dass sie auch unser Münster, das ja innen neu renoviert worden ist, mit Freude werden aufnehmen können."
Auf der Tagesordnung der Vollversammlung stehen auch Beratungen über die Folgen des demographischen Wandels in Deutschland sowie eine Bewertung des Afghanistan-Einsatzes der Deutschen Bundeswehr. (rv)

Deutsche Bischofskonferenz: Jetzt geht´s los

Der Missbrauchs-Skandal in der katholischen Kirche zieht immer größere Kreise. Mit besonderer Spannung wird vor diesem Hintergrund die diesjährige Frühjahrsvollversammlung der deutschen Bischofskonferenz erwartet – nicht allein die deutsche Öffentlichkeit setzt hohe Erwartungen in die offizielle Stellungnahme der Bischöfe aus Freiburg. Mit einem Gottesdienst im Freiburger Münster wird die Versammlung an diesem Montagabend eröffnet. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, ist als Freiburger Erzbischof Gastgeber der Konferenz und erklärt, dass er sich trotz der heiklen Aufgabe, die auf ihn und sein Kollegium wartet, über das Treffen, das die Gemeinschaft unter den Bischöfen widerspiegele, freue:
„Es ist natürlich schön, dass die deutschen Bischöfe nach Freiburg kommen. Besonders, weil das das erste Mal in der Geschichte der Bischofskonferenz, die es seit 1848 gibt, der Fall ist. Diese Entscheidung ist schon gefallen, bevor ich Vorsitzender der Bischofskonferenz war. Das heißt, die Bischöfe selbst haben das angefragt und kommen wirklich gerne nach Freiburg. Das freut mich. Ich hoffe, dass auch die Freiburger bei den Gottesdiensten gut mitfeiern, dass wir gute Gastgeber sind. Und wenn das rüber kommt, ist das für mich eine wichtige Sache."
Wichtiger ist freilich die Frage nach den in den vergangenen Wochen bekannt gewordenen Fällen von sexuellem Missbrauch an katholischen Schulen. An diesem Wochenende hatte der Hamburger Erzbischof Werner Thissen Versäumnisse der Kirche im Umgang mit dem Thema in der Vergangenheit eingeräumt: „Man hätte sehr viel mehr tun müssen und tun können, um diese Fälle zu verhindern", so Thissen im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur.
Dass sich Erzbischof Zollitsch schon an diesem ersten Versammlungstag zu den Missbrauchsfällen äußern wird, ist unwahrscheinlich. Der vertiefte Austausch mit seinen Kollegen im Hirtenamt während der kommenden Tage wird einer Stellungnahme der geschlossenen Bischofskonferenz wohl vorausgehen müssen. Auch die deutsche Politik drängt auf eine solche Stellungnahme und die lückenlose Aufklärung der Vorwürfe. So hatte beispielsweise Bundesjustizministerin Leutheusser-Schnarrenberger diesbezüglich einen Runden Tisch aus Staats-, Kirchen- und Opfervertretern vorgeschlagen. Ob dieser Vorschlag Gehör finden wird? Bis Donnerstag werden die Bischöfe Tagen. Robert Zollitsch hofft, dass sich der Rahmen für die Versammlung der 65 Bischöfe aus allen 27 deutschen Bistümern mit dem Tagungsort Freiburg bewährt:
„Ich hoffe, dass sie spüren, Freiburg ist eine gastfreundliche Stadt, Freiburg ist eine katholisch geprägte Stadt, die etwas ausstrahlt. Und sie dürfen dann auch etwas über die Spezialitäten unserer Gegend erfahren. Und ich denke, dass sie auch unser Münster, das ja innen neu renoviert worden ist, mit Freude werden aufnehmen können." (rv)

Irland: In Sachen Missbrauch schon etwas weiter…

Vielleicht ist Irland in Sachen Missbrauch durch Priester schon ein wenig weiter als Deutschland. Die Welle der Empörung schwappte schon vor einigen Jahren über die Insel, und ausführlich haben sich inzwischen kirchliche wie staatliche Kommissionen mit dem Phänomen beschäftigt. Vergangene Woche waren Irlands Bischöfe beim Papst. Dominik Skala hat mit unserer irischen Kollegin Emer Mc Carthy gesprochen, wie sie die Gespräche in Rom einschätzt, aber auch über die Rolle der Kirche im Land und die notwendige Schritte, die jetzt folgen müssen.
„Ich glaube, kein irischer Katholik kann über die gegenwärtige Situation froh sein. Wir sprechen von einer Situation, die man nur als Tragödie bezeichnen kann. Und ich glaube, dass man als irischer Katholik sagen kann, dass der Umgang der Kirche mit den Missbrauchsfällen, besonders seitens der Bischöfe, sehr unverständlich war. Beim Treffen mit Papst Benedikt haben die Bischöfe zum ersten Mal gemeinsam bekannt, dass sie im Zusammenhang mit den Missbrauchsfällen hätten besser agieren müssen und dass sie in der Vergangenheit Vieles nicht ernst genug genommen haben. Das ist sicherlich als positiver Aspekt des Treffens zu betrachten. Es gilt wohl auch das, was Bischof Duffy gesagt hat: Zu lange hat es in der irischen Kirche eine Kultur der Geheimhaltung gegeben. Und genau das ist dafür mit verantwortlich, warum es soviel Leid in der irischen Kirche gegeben hat.“
Das Treffen der Bischöfe mit dem Papst also als Wendepunkt?
Es gab schon einen Wendepunkt, und zwar vor 17 Jahren. Damals haben die Bischöfe Leitlinien zum Umgang mit sexuellem Missbrauch in der Kirche verabschiedet, und diese Leitlinien sind deutlich strikter als jene im staatlichen Bereich. Es wurde eine unabhängige Expertenkommission eingesetzt, die sicherstellen sollte, dass der sexuelle Missbrauch von Kindern in Irland nie wieder passiert. Was ich mir von dieser Woche erhoffe, ist die Tatsache, dass die Bischöfe verstehen, wie wichtig es ist, miteinander zu sprechen und mit einer gemeinsamen Vision zu arbeiten. Sie sind nun einmal die Führer der irischen Kirche, und bisher haben sie ihre bischöfliche Verantwortung im Umgang mit dem Kindesmissbrauch nur sehr unzureichend wahrgenommen.
Wie hat die irische Öffentlichkeit die Gespräche beim Papst aufgenommen? Was beurteilen die Medien die Ergebnisse des Krisengipfels?
Das ist ein schwieriger Punkt. Die Bischöfe haben den größten Teil der letzten zehn Jahre damit verbracht, sich für ihre Fehler zu entschuldigen. Das Problem ist, dass das nicht immer sehr glücklich gegenüber der irischen Öffentlichkeit kommuniziert worden ist. In Irland ist die Presse zurzeit ziemlich antikirchlich eingestellt. Vielleicht auch zu recht. Wer die entsprechenden Untersuchungen gelesen hat, der muss betroffen sein. Und die Tatsache, dass die Bischöfe eben nicht alles in ihrer Macht stehende getan haben, hat eine große Wut in der irischen Öffentlichkeit heraufbeschworen. Und eine große Verzweiflung und Demütigung unter den irischen Katholiken.
Was kann die Kirche denn tun in dieser Situation? Was sind Schritte, um verlorenes Vertrauen innerhalb der Kirche wieder herzustellen?
Die derzeitigen Bischöfe tun gerade sicherlich ihr Bestes, der Öffentlichkeit zu erklären, dass sie Abbitte leisten und zu den Wurzeln des Glaubens zurückkehren wollen – nämlich zu predigen und mit den Leuten zu beten. Es besteht die große Hoffnung, dass auch in Irland die Laien mehr auch in die Kirchenleitung zumindest eingebunden werden. Kardinal Sean Brady hat gesagt, man wolle endlich Pfarrgemeinderäte einführen – bisher gibt es die in Irland gar nicht. Also, ich denke, wir können nach vorne blicken, aber es wird sehr lange dauern.
Was muss passieren, dass die Kirche in der irischen Gesellschaft auch zukünftig noch eine Rolle spielen kann?
„Ich persönlich glaube, dass die Zukunft der irischen Kirche von einer Sache abhängt: Erziehung, Erziehung, Erziehung. Das mag gerade jetzt seltsam klingen, aber genau das ist der Knackpunkt. Zwar nennen sich beispielsweise neunzig Prozent der irischen Grundschulen ‚katholisch’, aber faktisch ist das Niveau der religiösen Erziehung ziemlich niedrig. Das schwächt den Glauben – und erschüttert ihn natürlich bei einem Skandal wie dem aktuellen. Was die Bischöfe also tun müssen, ist: die Laien weiterzubilden über den Glauben. Wissen bestärkt die Menschen und trägt dazu bei, dass sie ihre Stimme erheben: in der Kirche und in der Gesellschaft. Und das andere ist: Die Kirche muss sich ein bisschen aus der öffentlichen Verantwortung zurückziehen. Über Jahrhunderte war nicht nur das Schul-, sondern auch das Gesundheitswesen ganz in kirchlicher Hand. Was wir tun müssen ist, mehr auf Qualität als auf Quantität zu setzen und gleichzeitig immer wieder herausstellen, was die Mitte unseres Glaubens ist.“ (rv)

Der Europarat scheint im Kreuzstreit ein wenig zurückzurudern

In einer Erklärung des im schweizerischen Interlaken tagenden Rats vom vergangenen Freitag heißt es, dass der Gerichtshof (der dem Europarat zugeordnet ist) keine Vollmacht habe über Dinge zu entscheiden, die die Bewahrung der kulturellen Traditionen betreffen und somit Sache der einzelnen Staaten sind. Dieser Punkt war von der italienischen, lettischen und maltesischen Regierung eingebracht worden. – Die italienische Regierung hatte Einspruch gegen das Urteil des Menschenrechtsgerichtshofs eingelegt, das einer Klage auf Abhängung von Kreuzen in Schulen stattgegeben hatte. Nun wird die Frage von einem „Paneel“ von fünf Richtern bewertet. Sollte diese zu dem Schluss kommen, dass die europäische Menschenrechtskonvention berührt ist, wird die „Große Kammer“ eingeschaltet, die endgültig entscheiden muss. (rv)

Berlinale: Ökumenische Jury hat entschieden

Die Berlinale ist fast vorbei, heute Abend werden auf dem internationalen Festival feierlich die Preise verliehen. Auch die ökumenische Jury hat schon entschieden und gab heute Mittag ihre Entscheidungen bekannt. Anne Preckel berichtet.
Was könnte wohl besser die gelungene Liaison von Mensch und Natur zum Ausdruck bringen: Der Film „Bal“, zu deutsch „Honig“, bekommt von der ökumenischen Jury den ersten Preis. In dem türkischen Werk des Regisseurs Semih Kaplanoglu verwebt sich das Leben von Honigbauern im ländlichen Anatolien aufs Engste mit dem der Bienen. Ein poetisches Werk, voll von Symbolik, in dem es um Schöpfungsverantwortuung und eine liebevolle Vater-Sohn-Beziehung geht. Der Jurypräsident Pfarrer Werner Schneider-Quindeau:
„Für uns ist einfach sehr wichtig, dass es hier um mehr geht als materielle Zusammenhänge, es geht um ein geistliches, spirituelles Verhältnis zur Natur und zur Schöpfung.“
In der Sektion Panorama hat die Ökumene-Jury einen tschechischen Film prämiert, der nach der japanischen Falttechnik Origami benannt ist: In „Kawasaki-Rose“ von Jan Hrebejk entfaltet sich die dunkle Vergangenheit eines scheinbar vorbildlichen Psychologen und Gedächtnisforschers, der zur Zeit des Kommunismus in Tschechien einen Freund verriet. Es geht um Erinnerung, Schuld und Vergebung, und zwar in der Optik einer für den Zuschauer zunächst verborgenen Geschichte.
„Kawasaki-Rose macht deutlich, was es heißt, heute in posttotalitären Gesellschaften sich wahrhaftig und ernsthaft mit dieser Vergangenheit, mit Schuld und Vergebung auseinanderzusetzen. Und dann auch die Frage: Wie kann oder kann diese Schuld überhaupt verziehen werden?“
Gaza – und wir denken an Krieg, fanatisierte Hamas-Anhänger und bittere Not. Doch dort gibt es auch so etwas wie alltägliches Leben. Das zeigt der Dokumentarfilm „Aisheen – Still Alive in Gaza“ von Nicolas Wadimoff, in dem junge Rapper gegen Gewalt ansingen. Der Film zeige, so Schneider-Quindeau, „Möglichkeiten des Lebens in einer Welt des Todes“ auf.
„Da wird ein Spielplatz repariert, da werden Theaterklassen für Kinder angeboten… Also gegen den Tod setzt der Film so etwas wie das Insitieren darauf, dass Leben auch noch anders möglich ist.“
Vom Honig in der Wildnis, über das Wiederfinden der Geschichte bis hin zum Leben im Tode – die ökumenische Jury der Berlinale 2010 hat entschieden. (rv)

Vatikan-Jahrbuch: Priestermangel europäisches Problem

Das Christentum ist weltweit in den Jahren 2007 bis 2008 um 1,7 Prozent auf 1 Milliarde und 166 Millionen Christen angestiegen. Das geht aus den im Päpstlichen Jahrbuch 2010 gesammelten Statistiken hervor, die Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone an diesem Samstag im Vatikan vorgestellt hat. Im Abgleich mit dem globalen Bevölkerungswachstum bedeutet das einen Anstieg von 17,33 auf 17,40 Prozent der Weltbevölkerung. Zwischen 2000 und 2008 habe es auch eine positive Entwicklung hinsichtlich der Priesterzahlen gegeben. Diese seien weltweit um 1 Prozent angestiegen. In Australien seien die Zahlen beständig gleich geblieben, während sie in Afrika, Asien und Amerika angewachsen seien. In Europa seien die Zahlen hingegen gesunken. Auch die Anzahl der Priesteramtsanwärter sei in Europa von 2007 bis 2008 abgefallen, um 4,3 Prozent. In Amerika sei die Zahl gleich geblieben, während sie auf den übrigen Kontinenten angestiegen sei. (rv)

Vatikan: Heiße Luft um Fisichella

Der Vatikan hat die Polemik um den Chef der Päpstlichen Akademie für bioethische Fragen, Erzbischof Rino Fisichella, entschärft. Italienische Medien hatten zuvor ein Schreiben veröffentlicht, in dem fünf Akademiemitglieder die Absetzung des Präsidenten fordern. Das Schreiben sei weder beim Papst noch beim Kardinalstaatssekretär eingetroffen, so Vatikansprecher Federico Lombardi am Freitag in einer Erklärung. Lombardi zeigte sich erstaunt darüber, dass Inhalte eines angeblich vertraulichen Schreibens verbreitet würden, ohne dass den dafür zuständigen Stellen Informationen vorlägen. Der angemessene Ort für eine Auseinandersetzung sei die Vollversammlung der Akademie, so Lombardi weiter. Ein Kirchenvertreter, der nicht begreife, was absoluter Respekt gegenüber unschuldigem menschlichen Leben bedeute, könne nicht Akademie-Präsident sein, hatten Medien das fragliche Schreiben zitiert. Hintergrund war ein Kommentar Fisichellas zu einer Abtreibungsdebatte in Brasilien um eine Neunjährige, die durch eine Vergewaltigung schwanger geworden war. Im März 2009 hatte Fisichella in der Vatikanzeitung „L’Osservatore Romano“ Kritik an der öffentlichen Exkommunikation der durchführenden Ärzte durch Erzbischof Jose Cardoso Sobrinho von Recife geübt. Ohne die prinzipielle Ablehnung von Abtreibungen aufweichen zu wollen, wäre in jenem Fall ein Ausdruck der Solidarität mit den Opfern wichtiger gewesen, so der römische Bischof. Diese Äußerung war von Sobrinho zurückgewiesen worden. Mitte Juli hatte der „Osservatore“ eine Klarstellung veröffentlicht, in der die Glaubenskongregation das Nein der katholischen Kirche zur Abtreibung bekräftigte. Zugleich hieß es, Fisichellas Kommentar sei instrumentalisiert und falsch gedeutet worden. (rv)