Wird die USA Schritte unternehmen, um die Opfer des IS-Völkermords zu schützen?

cna_DawosijaWASHINGTON – Nachdem die USA den Völkermord an Christen und anderen Minderheiten durch den Islamischen Staat (IS) anerkannt haben, werden sie etwas dagegen unternehmen?

Das war die Frage einer Anhörung des US-Kongresses vor einer Menschenrechtskommission in Washington. Die Anhörung könnte indirekt auch Druck auf Verantwortliche in Deutschland ausüben, konkrete Maßnahmen gegen den andauernden Genozid zu ergreifen.

„Diese Verbrechen beim Namen zu nennen heißt nicht auch gleich, dass Gerechtigkeit die Oberhand behält“, sagte Frank Wolf, einer ehemaliger Kongress-Abgeordneter, in seiner Aussage.

Das Außenministerium der USA erklärte am 17. März die Verbrechen des IS — auch bekannt als ISIL oder Daesh — in Syrian und Irak zum Völkermord an Christen, Jesiden und Schiiten. Diese Anerkennung folgte ähnlichen Anerkennungen der Europäischen Union, des US Kongresses und weiterer Institutionen.

Carl Anderson, Oberster Ritter der Knights of Columbus, der größten Laienvereinigung katholischer Männer, sagte aus, es gebe zwei Arten von Völkermord: Physischen und spirituellen. Den religiösen Minderheiten im Irak drohe beides. Sie „fühlten sich total verlassen“, als der Islamische Staat begann, sein Territorium durch Eroberungen auszudehnen. Mit der Anerkennung des Genozids zeige die USA den Menschen, dass „sie nicht die Hoffnung verlieren sollten“, sagte das Oberhaupt der Kolumbusritter.

Auf die schieren Zahlen verwies in seiner Aussage der Vorsitzende der US Kommission über Internationale Religionsfreiheit, Robert George. Etwa 3,4 Millionen Menschen sind Binnenflüchtlinge im Irak und Syrien; weitere 4.8 Millionen Flüchtlinge halten sich in Nachbarländern auf.

Die geographische Ausweitung des Islamischen Staates, so Dr. George, stelle eine Bedrohung der religiösen Minderheiten in der gesamten Region dar. Wo auch immer der Islamische Staat an Boden gewinne, „werden alle Freiheitsrechte ausgelöscht“.

Was also kann ein Land tun, um Minderheiten vor der Verfolgung und Ermordung besser zu schützen?

Zum einen müsse die USA Pläne für die Befreiung von Städten und Gemeinden im Norden des Irak erstellen, so Kolumbusritter Anderson. Dabei sei wichtig, dass die Truppen nicht als den IS nur austauschende Besatzer wahrgenommen würden, sondern integriert seien.

Zweitens könne die USA auch sicherstellen, dass Hilfsmittel, die an die Kurdische Regionalregierung gesendet werden, „auch tatsächlich“ die Vertriebenen erreiche. Die Opfer des Völkermords, die nach Kurdistan entkommen sind, bräuchten zudem Zugang zu Schulen und Arbeit.

Nur drei Prozent der Flüchtlinge Opfer des Genozids

Überlebende des Völkermords dürften auch nicht „in der Schlange hinten anstehen“ müssen, wenn es darum gehe, Flüchtlinge aufzunehmen. Anderson wies darauf hin, dass von den 1.366 Flüchtlingen, welche die USA im Finanzjahr 2016 aus Syrien aufnehme, nur drei Prozent Überlebendes des IS-Völkermords seien.

Auch unter den Migranten und Flüchtlingen, die in Millionenhöhe nach Europa strömen, sind die wenigsten vom IS verfolgte Christen. Die Mehrzahl, über 70 Prozent sogar, sind muslimische Männer.

Die USA müsse Christen helfen, sich in sicheren Ländern niederzulassen. Aber sie müsse auch jene unterstützen, die bleiben wollen, so Anderson. Es sei auch im Interesse der USA, die christlichen Gemeinschaften im Nahen Osten intakt zu halten. Der religiöse Pluralismus werde vernichtet, wenn sie alle fliehen sollten.

Der Mangel an Religionsfreiheit und Pluralismus seien „genozidale Vorboten“ des Islamischen Staates, fuhr Anderson fort. Die USA könne den IS nicht schlagen, ohne diese Probleme zu lösen. Religiöse Minderheiten könnten nicht Menschen „zweiter Klasse“ sein. Das Heilmittel dagegen seien „volle Gleichberechtigung in Gesetz und Praxis“.

Widerstand gegen Erklärung zu „Countries of Particular Concern“

Carl Anderson forderte, dass das Außenministerium Syrien und den Irak zu „Ländern die besondere Besorgnis erregen“ deklariert. Dieser Status von „Countries of Particular Concern“ ist wichtig, denn er kann zu politischen Konsequenzen führen, etwa wirtschaftlichen Sanktionen. Er wird für Länder verwendet, in denen „systematische, andauernde, und schwere Verstöße gegen die Religionsfreiheit“ verübt oder von der Regierung toleriert werden.

Doch wenige Momente vor der Anhörung hatte Rabbi David Saperstein verteidigt, dass dies bislang nicht der Fall ist. Saperstein ist Ambassador-at-Large für Internationale Religionsfreiheit. Seine Begründung: Das Gesetz „spricht nicht über nicht-staatliche Akteure“, welche solche Verbrechen begingen, sondern nur über Regierungen, so der Botschafter. Die irakische Regierung habe „klar sich bemüht, Daesch [den Islamischen Staat] aufzuhalten“. Die Agentur werde jedoch diese Situation neu prüfen.

Robert George betonte, die US-Regierung könnte sich zum Ziel setzen, 100.000 syrische Flüchtlinge aufzunehmen. Doch diese müssten „strengstens geprüft“ und „nach Verwundbarkeit priorisiert“ werden, so Dr. George. Die Öffentlichkeit müsse zudem einen solchen Schritt unterstützen. Dies sei nicht der Fall, wenn die nationale Sicherheit nicht gewährleistet sei. Die Öffentlichkeit sei nicht grausam, und ihr fehle es auch nicht an Mitleid. Sie haben gerechtfertigte Sorgen über die Sicherheit, räumte George ein. Doch diese könnten durch entsprechende Vorsichtsmaßnahmen ausgeräumt werden. (CNA Deutsch)

Synodenrat tagte mit dem Papst zusammen

Kardinal SchönbornWorüber wird die nächste Bischofssynode im Vatikan beraten? Eine erste Tagung des neu gewählten Synodenrats zusammen mit dem Papst hat am Dienstag und Mittwoch schon ein paar Themenvorschläge gemacht, hält sie aber noch geheim. Das geht aus einer Mitteilung von diesem Mittwoch hervor. In die Suche nach dem nächsten Synodenthema waren die Dikasterien der Römischen Kurie, die Bischofskonferenzen, die Ostkirchen und der Verband von Generaloberen involviert, soviel wurde immerhin mitgeteilt. Über das Thema entscheiden wird der Papst.

Es war die erste Tagung des 14. Ordentlichen Rats des Generalsekretariats der Bischofssynode; zu den gewählten Mitgliedern gehört auch der Wiener Kardinal Christoph Schönborn. Zu den Gesprächsthemen gehörte auch eine Revision des „Ordo Synody Episcoporum“, also des Regelwerks für den Ablauf von Synoden. Auch in diesem Fall wurde nicht bekannt, welche konkreten Neuerungen besprochen wurden. (rv)

Vereinte Nationen mahnen: Radikalisierung und Extremismus vorbeugen

UN GenfGENF – Anfang diesen Monats veranstalteten die Vereinten Nationen in Genf zusammen mit der Regierung der Schweiz eine Spitzenkonferenz zur „Prävention extremistischer Gewalt“.

Die Konferenz stand unter dem Motto „Vorangehen“. Zentraler Tenor der Veranstaltung war, wie wichtig Präventionsmaßnahmen seien auf allen Ebenen seien; angefangen in der Familie.

Erste Konferenz mit neuem Nuntius

„Frieden innerhalb der Familie bringt nicht leicht radikale Extremisten hervor“, brachte es Botschafterin Marie Thérèse Pictet-Althann auf den Punkt. Sie vertritt den Malteser-Orden bei den Vereinten Nationen in Genf.

Die Konferenz war auch die erste, an welcher Erzbischof Ivan Jurkovič, der von Papst Franziskus neu berufene Nuntius des Heiligen Stuhls, teilnahm. Er hatte Anfang April sein neues Amt in Genf angetreten. Die Amtszeit seines Vorgängers, Erzbischof Silvano M. Tomasi, endete im Februar diesen Jahres.

Erzbischof Ivan Jurkovič sagte: „Es überrascht mich, meine Aufgabe in Genf mit dem Thema extremistischer Gewalt zu beginnen. Diese Konferenz hier ist für mich ein Zeichen dafür, dass die Menschheit zunehmend besorgt ist. Immer neue Probleme werden sichtbar und wir sind nicht in der Lage, sie im gleichen Tempo zu lösen wie sie auftauchen.“

Der Direktor des Arbeitsausschusses der Vereinten Nationen zur Bekämpfung von Terrorismus (CTITF) und des UN-Zentrums für Terrorismusbekämpfung (UNCCT), Jehangir Khan, äußerte seine Empörung darüber, dass sogar Kinder rekrutiert werden, um, wie er sagte, „sich später in die Luft zu sprengen.“

Während einer Pressekonferenz zog er ein Mobil-Telefon aus seinem Jacket und meinte: „Das ist, was ich als den neuen Molotow-Cocktail bezeichne. Dies ist auf Jugendliche ausgerichtet. Es ist der neue Molotow-Cocktail, den die Terroristen benutzen, um besonders junge Leute zu radikalisieren, zu rekrutieren, zu mobilisieren um schockierende rohe, terroristische Menschenrechtsverletzungen zu begehen.“

Der Vorsteher des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA), Didier Burkhalter, sprach über Präventions-Strategien: „Wir konzentrieren uns darauf, Jugendliche, junge Menschen und auch Frauen dafür zu gewinnen, als Gegner des gewalttätigen Extremismus tätig zu werden.“

„Wir zeigen nicht mit dem Finger auf jemanden“

Auch wenn diplomatisch vermieden wurde, den Islam speziell beim Namen zu nennen: Die Radikalisierung und aggressive Werbung; vor allem aber die rasante Zunahme islamistischen Terrors, bis hin zum andauernden Völkermord an Christen und anderen Minderheiten durch den Islamischen Staat, hat die internationale Gemeinschaft während der letzten Jahre stark beunruhigt.

Doch nicht nur extremistische muslimische Gruppen weigern sich, die Charta der Vereinten Nationen und die Menschenrechte anzuerkennen. Auch andere ideologische Strömungen unterlaufen die Bemühungen der Vereinten Nationen, Frieden und Sicherheit zu erhalten, nachhaltige Entwicklung zu fördern, die Achtung der Menschenrechte einzufordern und dringend notwendige humanitäre Hilfe zu leisten. In seiner Rede meinte U.N. Chef Ban Ki-moon, dass „extremistisches Mitläufertum als Wegbereiter für Terrorismus nicht auf eine bestimmte Religion, Vision, Nationalität oder ethnische Gruppe begrenzt“ sei. Die Vereinten Nationen betonten auch in Genf erneut, dieser ernsthaften Herausforderung könnten nur mit vereinten Kräften begegnet werden.

„Wir zeigen nicht mit dem Finger auf jemanden“, so Jehangir Khan. „Unsere Botschaft ist, dass sich alle Länder zusammenfinden müssen. Das haben wir hier auf eindrucksvolle Weise gesehen. So viele Länder waren versammelt, so viele Länder haben gesprochen. Kein Land kann dieses Problem im Alleingang lösen.“

Dieser Bericht wurde von unserem Genfer Korrespondenten Christian Peschken, Pax Press Agency, verfasst. Der Bericht wird auch bei EWTN – Katholisches Fernsehen zu sehen sein im Rahmen des Magazins ‚Vatikano‘. (CNA Deutsch)

Benedikt bedankt sich für Glückwünsche

Papst (Emeritus) Benedikt XVI.Der emeritierte Papst Benedikt XVI. hat sich für die zahlreichen Glückwünsche zu seinem 89. Geburtstag bedankt. Er gebe die guten Wünsche zurück und begleite die Menschen im Heiligen Jahr mit seinen Gebeten, hieß es am Dienstag in einer kurzen Botschaft auf der Seite der Joseph Ratzinger Stiftung. An diesem Dienstag ist auch der 11. Jahrestag seiner Wahl zum Papst. Der jetzige Papst Franziskus hatte Benedikt am vergangenen Samstag, 16. April, sowohl auf seinem Flug nach Lesbos als auch auf Twitter herzlich zum Geburtstag gratuliert. In dem Tweet sprach Franziskus Gott seinen Dank aus, dass er Benedikt der Kirche und der Welt geschenkt habe. (rv)

„Ich kann sagen, Ja“: Papst Franziskus über Kommunion für geschiedene Wiederverheiratete

cna_Fliegende_PressekonferenzEigentliches Problem seien aber Familien in der Krise – Medien hätten sich zu sehr auf Umgang mit geschiedenen Wiederverheirateten fixiert – Die sinkende Geburtenrate in Europa ist „zum Weinen“ – Fragen auch zu muslimischer Migration und Bernie Sanders.

ROM – Papst Franziskus hat bestätigt, dass er in seinem Lehrschreiben Amoris Laetitia („die Freude der Liebe“) eine Kommunion für geschiedene Wiederverheiratete zulässt.

Der Heilige Vater beantwortete auf dem Rückflug von Lesbos nach Rom auch kritische Fragen über seinen Umgang mit dem Thema der Masseneinwanderung nach Europa und die Schwierigkeiten der Integration von Muslimen.

Zentrales Thema freilich war die Frage, ob er mit seinem Lehrschreiben Amoris Laetitia eine Zulassung geschiedener Wiederverheirateter zur Kommunion ermögliche.

Ich kann sagen, Ja.“ — So die Antwort des Papstes an einen Journalisten des „Wall Street Journal“. Dieser hatte ihn mit Verweis auf „die vielen Diskussionen“ und zum Teil widersprüchlichen Interpretationen des Schreibens gefragt, ob es denn, so wörtlich, nun „neue, konkrete Möglichkeiten gibt, die es vor der Veröffentlichung nicht gab“.

Im gleichen Atemzug zu seinem „Ja“ fügte der Papst hinzu: „Doch dies wäre eine Antwort, die zu klein ist.“ Die Antwort sei in der Vorstellung von Amoris Laetitia durch Kardinal Christoph Schönborn zu finden, so der Papst weiter.

Der Wiener Kardinal hatte am 8. April auf Einladung von Franziskus im Vatikan das Lehrschreiben vorgestellt. Dabei hatte der Erzbischof von Wien inhaltlich unter anderem gesagt, Amoris Laetita müsse aus der Perspektive der Armen gelesen werden.

Frage nach Fußnote 351

Diese Aussage des Papstes warf weitere Fragen auf. Ein Journalist wollte wissen, was viele der Kritiker von Amoris Laetitia fragen: Warum Franziskus überhaupt eine so wichtige Frage in einer Fußnote beantworte. Tatsächlich ist die Möglichkeit einer Zulassung von geschiedenen Wiederverheirateten in Fußnote 351 des achten Kapitels des 190 Seiten umfassenden Lehrschreibens zu finden. „Haben Sie nicht den Widerstand vorhergesehen oder wollten Sie damit sagen, dass dieser Punkt nicht so wichtig sei?“, fragte der Journalist von „Le Figaro“ wörtlich.

Franziskus antwortete, die Medien hätten sich auf diese Frage der geschiedenen Wiederverheirateten zu sehr fixiert. „Das hat mich traurig gemacht„, so der Papst.

Krise von Ehe und Familie das eigentliche Problem

Das eigentliche Problem seien Familien in der Krise: „Versteht ihr nicht, dass die Familie weltweit in der Krise steckt? Realisieren wir nicht, dass die sinkende Geburtenrate in Europa zum Weinen ist? Und die Familie ist die Basis der Gesellschaft“, betonte Franziskus. „Dies sind die großen Probleme. Ich kann mich nicht an die Fußnote erinnern, aber bestimmt, wenn es etwas Generelles ist in einer Fußnote, dann weil ich darüber gesprochen habe, ich glaube, in Evangelii Gaudium“. Damit beendete der Papst die Pressekonferenz, die insgesamt 25 Minuten gedauert hatte.

Fragen zu muslimischer Migration und Integration

Weitere Fragen der Journalisten drehten sich um seine spektakuläre Geste, drei syrische Familien von Lesbos nach Rom mitzunehmen. Die Aktion hatte für Begeisterung, aber auch Kritik gesorgt. „Sie sprechen viel über das Willkommen heißen, aber vielleicht sprechen Sie zu wenig über Integration“, sagte eine Journalistin von „Il Messaggero“. Sie sagte wörtlich: „In Anbetracht dessen, was gerade in Europa passiert, wo es eine große Welle von Einwanderern gibt, wo wir sehen, wie sich in Städten Ghettos bilden…In all diesem zeigt sich, dass muslimische Einwanderer die größten Schwierigkeiten haben, sich mit unseren Werten, den Werten des Westens, zu integrieren. Wäre es das nicht nützlicher, christliche Einwanderer zu bevorzugen? Und warum haben Sie drei ausschließlich muslimische Familien mitgenommen?“Der Papst antwortete, er habe „keine religiöse Entscheidung zwischen Christen und Muslimen“ gefällt. „Diese drei Familien hatten die richtigen Papiere“. Es habe auch zwei christliche Familien gegeben, die aber nicht die richtigen Paper hatten, so Franziskus. „Dies ist kein Privileg. Alle 12 sind Kinder Gottes. Es ist ein Privileg, ein Kind Gottes zu sein“, so Franziskus wörtlich.

„Was die Frage der Integration betrifft: Sie haben ein Wort verwendet, dass in der heutigen Kultur vergessen scheint, aber das weiter existiert: Die Ghettos. Und manche der Terroristen sind Kinder und Enkel der Menschen, die in Europa geboren sind, und was ist geschehen? Es gab keine Politik der Integration“, antwortete der Papst.

Die Integration sei auch Thema von Amoris Laetitia, betonte er, und zwar im Sinne, dass die Integration von Familien in der heutigen Gesellschaft eine pastorale Herausforderung sei. Franziskus weiter: „Mit der Integration wird Europas Kultur bereichert. Ich glaube, wir brauchen eine Erziehung, eine Lektion, über eine Kultur der Integration“.

Was er bei seinem Besuch in Lesbos gesehen habe, habe ihn fast zum Weinen gebracht, sagte Franziskus: Er zeigte den Journalisten Bilder, die ihm Kinder geschenkt hatten. Auf einem war eine weinende Sonne zu sehen, die über eine Darstellung von Flüchtlingen in einem sinkenden Boot gemalt war. Vor diesem Hintergrund erinnerte er an Mutter Teresas Aussage, dass ein Tropfen, der ins Meer falle, das Meer verändere. So sei auch seine Reise nach Lesbos und die Mitnahme der 12 Flüchtlinge zu verstehen.

Begrüßung mit Bernie Sanders

Eine amerikanische Journalistin fragte Franziskus über sein Treffen mit Bernie Sanders, dass in den USA großes Aufsehen erregt hatte. Dieses stelle keine Einmischung in die Politik dar, sagte dazu Franziskus. Es sei nur eine Geste der Höflichkeit gewesen. Der Papst hatte Sanders zu einer Konferenz in den Vatikan eingeladen. (CNA Deutsch)

Papst nimmt 12 Flüchtlinge mit nach Rom

cna_LesbosVATIKANSTADT – Es ist eine spektakuläre Aktion: 12 Flüchtlinge werden nach Abschluss des Besuchs von Papst Franziskus auf Lesbos mit ihm nach Rom fliegen. In Abstimmung mit griechischen und italienischen Behörden hat dies das Staatssekretariat des Vatikans offenbar auf Anregung des Papstes organisiert.

Wie Vatikansprecher Federico Lombardi bestätigte, handelt es sich dabei um drei muslimische Familien aus Syrien. Die Flüchtlinge, davon sechs Kinder, seien bereits vor Inkraftreten des Abkommens zwischen der EU und der Türkei nach Lesbos gekommen. Dem zufolge werden illegal eingereiste Migranten zurück in die Türkei gebracht.

Die Aktion wurde während der Tagesreise des Papstes auf der Insel bekanntgegeben. Dabei traf Franziskus auch mit führenden Vertretern der Orthodoxie zusammen, darunter Patriarch Bartholomäus I. von Konstantinopel und Erzbischof Hieronymos von Athen.

Die Gemeinschaft von Sant’Egidio werde sich um die drei arabischen Familien erst einmal kümmern, hieß es. (CNA Deutsch)

„Wer glaubt, ist nie allein“: Zum 89. Geburtstag von Papst em. Benedikt

Papst (Emer.) Benedikt XVI.VATIKAN – „Wer glaubt, ist nie allein“: Dies waren die unvergessenen Worte von Papst Benedikt XVI., gesprochen am 24. April 2005, in der Predigt der Messe zu seiner Einführung als Papst. In seinem langen und intensiven Leben hat Joseph Ratzinger stets daran festgehalten, in Wort und Tat den Glauben zu leben. So ist er niemals allein gewesen – und wird es auch weiterhin nicht sein.

Heute feiert Papst emeritus Benedikt XVI. seinen 89. Geburtstag. Und mit dem Heiligen Paul kann Benedikt sagen, dass er bis heute den guten Kampf gekämpft hat, und den Glauben gehalten (vgl. 2 Tim 4) – doch sein Lauf ist noch nicht vollendet, sondern in seiner vielleicht wichtigsten Phase angekommen.

Gesegnet sind die, die beten: So sagte es Papst Benedikt wenige Tage vor seinem monumentalen Rücktritt selber. Seit diesem 28. Februar lebt er den Brüdern und Schwestern im Glauben vor, was dies bedeutet.

Seinen Glauben, den er mit dem gesamten Volk Gottes geteilt hat, besonders als Papst, teilt er nun vor allem im Gebet und der Stille, seit er vor nunmehr drei Jahren sich ins Kloster Mater Ecclesiae zurückgezogen hat.

„Wer glaubt, ist nie allein“. Und wer glaubt, drückt seinen Glauben im Gebet aus, in der Einheit mit den Geschwistern im Glauben. Wie sagte er doch selber: „Das wahre Gebet ist der Motor, die Triebkraft der Welt, denn es hält sie für Gott offen“.

Die geistige Nähe, welche so viele Gläubige mit ihm verspüren, und die Dankbarkeit, die noch viel mehr Menschen für ihn hegen, drückt sich auf vielfache Weise aus. Wer ihn persönlich kennengelernt hat, weiß, dass seine Persönlichkeit in einer tiefen, echten Bescheidenheit ausdrückt, welche die Spiritualität und brilliante Intelligenz dieses „weisen Großvaters“, wie ihn Papst Franziskus liebevoll nennt, komplimentiert.

Herzlichen Glückwunsch, Papst Benedikt. Ad multos annos! (CNA Deutsch)

Papst auf Lesbos: Rede am Hafen

LesbosBei seiner apostolischen Reise nach Lesbos hat sich Papst Franziskus am Hafen der Insel an die Bewohner und an die Öffentlichkeit gewandt. Hier die Rede des Papstes im Wortlaut:

„Sehr geehrte Vertreter des öffentlichen Lebens, liebe Brüder und Schwestern,

Seit Lesbos ein Anlegeplatz für viele Migranten auf der Suche nach Frieden und Würde geworden ist, spüre ich den Wunsch hierherzukommen. Heute danke ich Gott, der es mir gewährt hat. Und ich danke Herrn Präsidenten Paulopoulos, dass er mich gemeinsam mit Patriarch Bartholomäus und Erzbischof Hieronymos eingeladen hat.

Ich möchte dem griechischen Volk meine Bewunderung ausdrücken: Trotz der großen Schwierigkeiten, mit denen sie sich auseinandersetzen müssen, haben sie es verstanden, ihre Herzen und ihre Türen offen zu halten. Viele einfache Leute haben das Wenige, das sie hatten, zur Verfügung gestellt, um es mit denen zu teilen, denen es an allem fehlte. Gott wird diese Großzügigkeit wie auch die anderer umliegender Nationen, die von Anfang an viele zur Migration Gezwungene mit großer Bereitschaft aufgenommen haben, zu belohnen wissen.

Segensreich ist auch die großherzige Präsenz so vieler Freiwilliger und zahlreicher Vereinigungen, die gemeinsam mit den verschiedenen öffentlichen Einrichtungen ihre Hilfe beigesteuert haben und weiterhin beisteuern. Sie bringen damit im Konkreten eine brüderliche Nähe zum Ausdruck.

Heute möchte ich aus bekümmertem Herzen erneut an die Verantwortung und die Solidarität appellieren angesichts einer so dramatischen Situation. Viele Flüchtlinge, die sich auf dieser Insel und in verschiedenen Gegenden Griechenlands befinden, leben in bedenklichen Situationen, in einem Klima der Beklemmung, der Angst und zuweilen auch der Verzweiflung aufgrund der materiellen Schwierigkeiten und der Unsicherheit der Zukunft.

Die Sorgen der Institutionen und der Menschen hier in Griechenland wie auch in anderen Ländern Europas sind verständlich und berechtigt. Und doch darf man nie vergessen, dass die Migranten an erster Stelle nicht Nummern, sondern Personen sind, Gesichter, Namen und Geschichten. Europa ist die Heimat der Menschenrechte, und wer auch immer seinen Fuß auf europäischen Boden setzt, müsste das spüren können; so wird es ihm selbst deutlicher bewusst werden, dass er sie respektieren und verteidigen muss. Leider ist es einigen – darunter vielen Kindern – nicht einmal gelungen, anzukommen: Sie haben ihr Leben im Meer verloren als Opfer unmenschlicher Reisen unter den Schikanen niederträchtiger Peiniger.

Ihr Bewohner von Lesbos beweist, dass in diesen Landstrichen, der Wiege der Zivilisation, noch das Herz einer Menschheit schlägt, die im anderen vor allem den Bruder oder die Schwester zu erkennen weiß; einer Menschheit, die Brücken bauen will und vor der Illusion zurückschreckt, Zäune aufzurichten, um sich sicherer zu fühlen. Tatsächlich schaffen die Barrieren Spaltungen, anstatt dem wahren Fortschritt der Völker zu dienen; und Spaltungen führen früher oder später zu Auseinandersetzungen.

Um wirklich solidarisch zu sein mit denen, die gezwungen sind, aus ihrem Land zu fliehen, muss man sich engagieren, um die Ursachen dieser dramatischen Realität zu beseitigen: Es genügt nicht, sich darauf zu beschränken, dem augenblicklichen Notfall zu begegnen, sondern es müssen weitreichende und nicht einseitige politische Pläne entwickelt werden. Vor allem ist es notwendig, dort, wo der Krieg Zerstörung und Tod verursacht hat, Frieden aufzubauen und zu verhindern, dass dieses Krebsgeschwür sich anderswo ausbreitet. Darum muss man standhaft der Verbreitung und dem Handel von Waffen und den damit verbundenen oft dunklen Machenschaften entgegenwirken. Wer Pläne des Hasses und der Gewalt verfolgt, dem muss jede Unterstützung entzogen werden. Dagegen muss die Zusammenarbeit zwischen den Ländern, den internationalen Organisationen und den humanitären Einrichtungen unermüdlich gefördert werden und diejenigen, welche den Notlagen entgegentreten, dürfen nicht isoliert, sondern müssen unterstützt werden. In diesem Sinn bringe ich erneut meine Hoffnung zum Ausdruck, dass der erste Weltgipfel für humanitäre Hilfe (World Humanitarian Summit), der im nächsten Monat in Istanbul stattfindet, Erfolg hat.

All das kann man nur gemeinsam tun: Gemeinsam können und müssen menschenwürdige Lösungen für die komplexe Flüchtlingsfrage gesucht werden. Und dabei ist auch der Beitrag der Kirchen und der Religionsgemeinschaften unverzichtbar. Meine Präsenz hier zusammen mit Patriarch Bartholomäus und Erzbischof Hieronymos bezeugt unseren Willen, weiter dafür zusammenzuarbeiten, dass diese epochale Herausforderung nicht Anlass zu Auseinandersetzungen wird, sondern eine Gelegenheit zum Wachsen der Kultur der Liebe.

Liebe Brüder und Schwestern, angesichts der Tragödien, welche die Menschheit verwunden, ist Gott nicht gleichgültig, bleibt er nicht fern. Er ist unser Vater, der uns beim Aufbau des Guten und bei der Zurückweisung des Bösen unterstützt – nicht nur unterstützt, sondern in Jesus hat er uns den Weg des Friedens aufgezeigt. Angesichts des Bösen in der Welt hat er sich zu unserem Diener gemacht, und mit seinem Dienst der Liebe hat er die Welt gerettet. Das ist die wahre Macht, die Frieden hervorbringt. Nur wer in Liebe dient, baut den Frieden auf. Der Dienst lässt aus sich herausgehen und nimmt sich der anderen an, er lässt nicht zu, dass die Menschen und die Dinge zugrunde gehen, sondern weiß sie zu behüten, indem er die dichte Decke der Gleichgültigkeit überwindet, die Herz und Geist umnebelt.

Ich danke euch, dass ihr Hüter der Menschlichkeit seid, dass ihr euch liebevoll um den Leib Christi kümmert, der im geringsten hungrigen und fremden Mitmenschen leidet und den ihr aufgenommen habt. (vgl. Mt 25,35).“ (rv)

Befragung von Gianluigi Nuzzi im Vatileaks 2-Prozess

Uffici GiudiziariVATIKANSTADT – Im Vatikan geht der Prozess Vatileaks 2.0 weiter. Nun fand im Gerichtssaal des Vatikanstaates eine Verhandlung statt, die der Befragung des angeklagten Gianluigi Nuzzi gewidmet war.

Im Saal anwesend waren – außer Nuzzi – auch die anderen vier Angeklagten, Monsignore Lucio Ángel Vallejo Balda, Francesca Immacolata Chaouqui, Nicola Maio und Emiliano Fittipaldi.

Laut Angaben von Pater Federico Lombardi – Leiter des Vatikanischen Presseamtes – hat das Gericht den Antrag einiger Strafverteidiger abgelehnt, neue Zeugen im Prozess zuzulassen, zusätzlich zu den bereits aufgenommenen.

Nuzzi, der beschuldigt wird, zusammen mit den anderen Angeklagten vertrauliche Dokumente und Informationen verbreitet zu haben, verteidigte sich, indem er sagte, keine Staatsgeheimnisse verletzt und nur Informationen veröffentlicht zu haben, die eine gesellschaftliche Relevanz besitzen und für das öffentliche Interesse von Wert sind. Nuzzi erklärte, die Dokumente von Monsignore Vallejo Balda – definiert als einflussreiche institutionelle Persönlichkeit, die wichtige Ämter innehatte und innehat – ohne Druck und Drohungen erhalten zu haben.

Nuzzi fügte hinzu, vom selben Vallejo Balda das Password zu seinem persönlichen Email-Account erhalten zu haben.

Das Gericht hat die Verhandlung auf Dienstag, den 26. April um 15.30 Uhr vertagt. Dann wird die Anhörung der zugelassenen Zeugen stattfinden. (CNA Deutsch)

Turkson: Suche nach langfristigen, nicht kurzfristigen Lösungen

Kardinal TurksonWenn Papst Franziskus nach Lesbos reist, ist das eine starke Geste, die an das Gewissen der Europäer und der internationalen Gemeinschaft rühren will. Das sagt Kardinal Peter Turkson, Präsident des päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden, im Interview mit Radio Vatikan zur anstehenden Lesbos-Reise von Papst Franziskus.

Papst Franziskus wolle mit diesem Besuch nochmals gegen die von ihm oft angeprangerte Gleichgültigkeit der Menschen angehen. Doch Turkson meint auch, dass man nach den Ursachen dieser Gleichgültigkeit fragen müsse. „Griechenland kann sicher nicht gleichgültig sein, schließlich ist es das Land, wo die Leute jetzt sind. Aber die Maßnahmen, die von Europa umgesetzt werden… der Türkei eine riesige Summe an Geld zu geben, damit sie den Fluss an Migranten aufhält – ich weiß nicht – welchem Interesse dienen sie? Vielleicht wird es in Europa nun ein wenig ruhiger, aber wie lange wird diese Ruhe andauern? Denn wenn die Menschen auf dem Seeweg scheitern, werden sie andere Wege finden. Um eine langfristige Lösung zu finden, müssen wir alles tun, dass der Frieden in diesen Gebieten wiederhergestellt wird.“ Für Turkson sei der sogenannte IS nur scheinbar mächtig- doch vielmehr seien es das Geld und die Waffen, die ihm nach wie vor zugespielt würden, die ihn unterstützten. Dieser Fluss müsse zuallererst unterbrochen werden.

Während der Papst auf Lesbos ist, werden ihn die Kameras dieser Welt begleiten. Doch das Ziel sollte nicht nur sein, dass die leidenden Menschen von den Kameras eingefangen werden, sondern dass diese Bilder uns auch darüber nachdenken lassen, wie man diese Situation beenden und eine Lösung des Problems finden könne, betont Turkson.

Dieser Besuch erinnere Turkson an die erste Reise von Papst Franziskus, die ihn auf die Insel Lampedusa geführt habe. Auch diesmal sei es eine Insel, auf der Menschen, die zur Flucht gezwungen sind, stranden. „Deswegen wird dieser Besuch ein neuer Versuch sein, auf die globale Abschottung vor der Situation dieser Menschen sowie zugleich auf ihre Ursachen hinzuweisen und an die Welt und das globale Bewusstsein zu appellieren, hier etwas zu tun, um diese Situation zu verhindern. Es ist eine Situation der Gewalt, in diesem Fall durch den IS, aber zuvor auch schon durch den Krieg in Syrien. Es ist aber notwendig, dass Frieden herrscht. Doch dieser Frieden darf nicht nur eine Frucht der Diplomatie sein, sondern sollte auch weitgehend auf der Freundschaft, Liebe und Brüderlichkeit beruhen, die man diesen Menschen gegenüber zeigen kann.“ (rv)