Nachgefragt: Wie geht es Benedikt XVI.?

Papst (Emeritus) Benedikt XVI.Es ist tatsächlich still geworden um Benedikt XVI. – so wie er das vor seinem Rückzug Anfang 2013 ja angekündigt hatte. Wie geht es dem emeritierten Papst? Das fragte Stefan Kempis bei einer Begegnung zwischen Tür und Angel Benedikts Sekretär, Kurienerzbischof Georg Gänswein.

„Papst Benedikt ist ein alter, wacher Herr, dessen Gehwerkzeuge ein bisschen schwach geworden sind, darum benutzt er auch einen Rollator. Aber es geht ihm geistig sehr gut, er ist hellwach! Und mit seiner Wachsamkeit verfolgt er sowohl vatikanisches Terrain als auch deutsche Politik.“

Deutsche Politik?

„Ja natürlich! Er ist in seinem Herzen ein Bayer, er ist ein Bayer geblieben, und es ist ganz klar, dass auch mit bayerischem Herzen das Heimatland wach verfolgt wird in Bezug auf politische Entwicklungen.“

Schreibt Benedikt auch noch?

„Er hat eine große, persönliche Korrespondenz, aber wissenschaftlich will er nichts mehr schreiben.“ (rv)

Vatileaks II: Fragen an Kurienerzbischof Becciu

Vatileaks II.Mit Ärger nehmen im Vatikan viele die Nachricht vom Dokumentendiebstahl, vom sogenannten Vatileaks II, auf. Aber mit einer Palastrevolte habe das alles nichts zu tun, Franziskus könne sich des Rückhalts seiner Mitarbeiter sicher sein, sagt Erzbischof Angelo Becciu, Substitut im Staatssekretariat – wenn man so will, der Innenminister des Heiligen Stuhls.

Das italienische katholische Fernsehen TV2000 fragte Becciu, wie der Papst und sein engster Stab auf die Veröffentlichung sensibler Dokumente aus dem Finanz- und Wirtschaftsbereich reagieren. Seine Antwort: „Ganz eindeutig mit Schmerz, mit Bitterkeit und Befremden. Es ist vor allem schwer zu ertragen, dass ausgerechnet ein Priester sich eines solchen Delikts schuldig machen kann. Der Papst hat darunter gelitten, das kann ich nicht leugnen. Aber der Papst ist auch robust, er hat moralische Ressourcen, die für uns wirklich beispielhaft sind. Wir dürfen uns jetzt nicht blockieren lassen, sondern müssen weitergehen.“

Er sei einigermaßen zuversichtlich, dass sich der Kreis der Verdächtigen nicht erweitern werde, sondern es bei „den zwei Verdächtigen“ bleibe, einem spanischen Monsignore also und einer italienischen PR-Fachfrau. „Wir haben hart reagiert, auch als Lektion für diejenigen, denen es mal in den Sinn kommen könnte, eine ähnliche Dummheit zu begehen!“ Schwer zu verstehen sei, dass die Täter behaupteten, sie wollten mit ihrem Geheimnisverrat dem Papst helfen. „Danke, aber der Papst hat gesagt: So eine Hilfe kann ich nicht gebrauchen! Ich brauche Mitarbeiter, die loyal sind und auch mal ein Geheimnis für sich behalten können. Die beiden Täter hatten eine Erklärung unterzeichnet, dass sie die Dokumente und den Inhalt der Besprechungen in ihrer Kommission vertraulich behandeln würden. Das ist also auch in rechtlicher Hinsicht ein schwerwiegender Fall von Illoyalität. Unsere Anwälte prüfen die rechtlichen Schritte auch außerhalb des Heiligen Stuhls.“

Nun ergeben sich aus den bekanntgewordenen Dokumenten tatsächlich einige Punkte, wo an der Kurie Geld verschwendet wurde oder jedenfalls nicht korrekt damit umgegangen worden ist. Fehlverhalten muss korrigiert werden, sagt Erzbischof Becciu dazu, und daran arbeite Papst Franziskus ja schon seit seinem Amtsantritt. „Das, was in den zwei neuen Büchern steht, belegt eigentlich die auf Wunsch des Papstes hin geleistete Arbeit, um die ganze Verwaltung des Heiligen Stuhls funktioneller – wenn Sie so wollen, transparenter – zu machen. Das sind also Dinge, die wir schon wussten. Sie belegen den Willen des Papstes, das ganze Finanzsystem des Heiligen Stuhls neu zu organisieren. Es ist doch klar, dass beim Erstellen der Analyse des Status quo verschiedene Fehlfunktionen herauskommen – das ist es, was die beiden Bücher publiziert haben. Aber das alles war ja schon bekannt! Zwar nur intern – aber jede Familie, jeder Staat hat doch auch seine vertraulichen Dinge. Ich finde es richtig, dass man einiges geheim hält – nicht, damit die Leute das nicht erfahren, sondern weil sich der Papst ausdrücklich einen Überblick über alles, was nicht funktionierte, verschaffen wollte, um da dann mit Änderungen anzusetzen.“

Und wie steht es mit dem großen Immobilienvermögen, über das der Heilige Stuhl nach Angaben der bekanntgewordenen Dokumente verfügt? Das sind wertvolle Gebäude nicht nur in Rom, sondern z.B. auch in London und Paris. Becciu weist darauf hin, dass sie sozusagen ein Erbe vergangener Jahrhunderte darstellen: „Wir sollten da nicht populistisch sein. Das sind häufig Dienstwohnungen, in denen ein Kurienmitarbeiter so lange wohnt, wie er sein Amt an der Kurie hat; danach gehen sie in der Regel auf einen anderen über. Was sollen wir denn mit ihnen machen – sie zerstören? Oder uns ganz aus Rom zurückziehen? Das wäre aber das Gegenteil von Armut, dann würden wir noch mehr Geld ausgeben müssen!“

Was den Peterspfennig betrifft, also die jährliche Kollekte in der Weltkirche für die Arbeit des Papstes und seine Caritas, bekräftigt der Kurienerzbischof, dass hier keineswegs Spendengelder zweckentfremdet würden. „Diese Gelder sind für die Caritas des Papstes eingesetzt worden, und andere wurden für die Organisation des päpstlichen Dienstes verwendet. All das ist längst veröffentlicht worden: Die haben offenbar das warme Wasser wiederentdeckt. Jedes Jahr wird doch der Haushalt des Heiligen Stuhls publiziert, und da heißt es klar: für den Unterhalt der Kurie, für den Osservatore Romano, für Radio Vatikan, für die Nuntiaturen. Ich will darauf bestehen: Die Gläubigen geben ihre Spende im Wissen darum, dass diese Gelder eingesetzt werden, um dem Papst zu helfen. Ich erlebe übrigens immer wieder, wie unsere einfachen Leute uns etwas Geld geben – dann sagen sie: Hier, mach damit, was du willst! Wer gibt, der hat auch Vertrauen zu dem, dem er spendet; es sind die, die nichts geben, die dann Spekulationen machen und Urteile abgeben!“

Nein, Intrigen sehe er keine im Vatikan, versichert der Kurienerzbischof: „Diese Zeiten sind vorbei. Es wird diskutiert, das schon. Reformen werden besprochen, und viele geben ihre Einschätzung dazu ab. Das ist kein Widerstand, sondern der Wille, die Dinge richtig zu machen. Der eine sieht diesen Aspekt, der andere jenen – und dann will man Klarheit über den einzuschlagenden Weg bei den Reformen. Denn wenn man in diesen Bereichen improvisiert, dann bricht natürlich alles zusammen. Aber das hat doch mit Intrigen und Seilschaften nichts zu tun! Es gibt verschiedene Meinungen, und die werden offen ausgetauscht – der Papst hat zu dieser Offenheit ausdrücklich eingeladen. Man wirft der Kurie manchmal vor, hier gebe es nur ältere Leute, „Mumien“; aber wir sind alle in der Lage, unsere Meinung offen zu sagen, und das ist dann gleich eine Intrige? Das ist doch Unsinn.“ Papst Franziskus habe keineswegs die Kurie gegen sich: „Es berührt mich oft, zu sehen, wie ältere Menschen, die bisher nach einem bestimmten Stil gelebt haben, sich umorientieren und der Entscheidung des Papstes beugen. Wenn der Papst entscheidet, nehmen sie das sofort an.“ (rv)

Neuer Primas von Belgien: Jozef De Kesel

Kardinal Martinez SistachPapst Franziskus hat neue Erzbischöfe für zwei wichtige europäische Diözesen ernannt. Jozef De Kesel tritt an die Spitze des Erzbistums Mecheln-Brüssel, und Juan José Omella Omella wird Erzbischof von Barcelona. Beide Ernennungen wurden an diesem Freitag im Vatikan bekannt. De Kesel, der bisherige Bischof von Brügge, folgt in der belgischen Hauptstadt-Erzdiözese auf den 75-jährigen Erzbischof André Léonard, dessen Rücktritt aus Altersgründen Franziskus zugleich annahm. Traditionsgemäß ist der Erzbischof von Brüssel zugleich Primas von Belgien und Vorsitzender der Belgischen Bischofskonferenz. Erzbischof Léonard war seit 2010 im Amt, wurde aber nicht zum Kardinal erhoben. Jozef De Kesel, Jahrgang 1947, stammt aus Gent und promovierte an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom über die Theologie Rudolf Bultmanns. Von 2002 bis 2010 wirkte er als Weihbischof und Generalvikar in Brüssel.

Als Erzbischof von Barcelona löst Juan José Omella Omella löst den 78-jährigen Kardinal Lluís Martínez Sistach ab. Der aus Saragossa stammende Omella war seit 2004 Bischof von Calahorra-La Calzada-Logroño in der Region La Rioja gewesen. – Mit Erreichen des 75. Lebensjahres ist jeder Bischof der Weltkirche dazu verpflichtet, dem Papst seinen Rücktritt anzubieten. (rv)

Geldverschwendung: Kardinal Pell verteidigt sich

Kardinal PellDas vatikanische Sekretariat für Wirtschaft verteidigt sich gegen Vorwürfe der Geldverschwendung, die in zwei jüngst veröffentlichten Skandalbüchern erhoben werden. Dort verbreitete Darstellungen beinhalteten „falsche und irreführende Aussagen“ über die Verwendung vatikanischer Gelder durch Kardinal George Pell, den Leiter des Sekretariats, heißt es in einer Aussendung am Freitag. Von den 500.000 Euro, die das von Papst Franziskus geschaffene Wirtschaftssekretariat 2014 angesetzt habe, seien 292.000 Euro für Gehälter und Nebenkosten ausgegeben worden. 16.000 Euro waren Reise- und Hotelspesen für auswärtige Berater, nur 4.000 Euro habe das Wirtschaftssekretariat 2014 für Flugtickets ausgegeben, „deutlicher weniger“ als ähnliche Einrichtungen des Heiligen Stuhles.

Eine Vatikan-Wohnung sei für hochrangige Mitarbeiter aus dem Ausland hergerichtet worden, weil das mittelfristig günstiger käme als Hotels, heißt es in der Erklärung weiter. 2.500 Euro gingen in den Erwerb von Altartüchern und liturgischem Gerät für die Kapelle des Büros. Überdies sei das Budget für 2014 nicht ausgeschöpft worden. Das Wirtschaftssekretariat sei „eine der wenigen Einheiten“ im Vatikan, die für 2015 ein niedrigeres Budget als im Vorjahr veranschlagt hätten.

Kardinal Pell war am Donnerstag in Audienz von Papst Franziskus empfangen worden. Am Mittwoch waren die Bücher zweier italienischer Journalisten erschienen, die mittels gestohlener Vatikan-Dokumente und den Transkripten abgehörter vertraulicher Gespräche eine Reihe von Missständen und Intransparenz im Papststaat aufdeckten. Franziskus hatte das Sekretariat für Wirtschaft eigens gegründet, um finanzielle Misswirtschaft im Vatikan zu bekämpfen. Der australische Kardinal Pell, der frühere Erzbisc

Vatileaks II: Ein Kommentar

Bernd HagenkordDer Schaden ist erheblich. Nicht, weil neue Dinge an die Öffentlichkeit kommen. Sondern eher, weil niemand wirklich überrascht ist. Von Pater Bernd Hagenkord.

Die Kommentatoren sind sich einig: es sind eigentlich zwei Geschichten, die sich in diesen Tage um die Peterskuppel abspielen. Zum einen sind es Finanzgeschichten um vermietete Wohnungen zum Nulltarif, zu Millionen ohne Abrechnung, zu Vergünstigungen und so weiter, die ein Bild des Vatikan als Selbstbedienungsladen zeichnen. Die zweite Geschichte ist die von den Vertrauensbrüchen, dass Dokumente und Audio-Aufzeichnungen geklaut und weiter gegeben werden.

Der Schaden ist erheblich. Nicht, weil neue Dinge an die Öffentlichkeit kommen. Sondern eher, weil niemand wirklich überrascht ist. Es klingt alles so plausibel. Luxus-Kleriker, fehlende Transparenz, und so weiter. Und dann ist da der Vertrauensbruch. Dahinter stecken aber diejenigen, die offensichtlich Dokumente weiter geben, um ihre eigenen Spielchen zu spielen. Dass sie ehrenvoll handeln und dem Papst eigentlich helfen wollen, glaubt wohl niemand. Also auch hier: ein Selbstbedienungsladen für die eigenen Zwecke.

Aber erinnern wir uns an den vergangenen Dezember, die Ansprache des Papstes an seine Kuriermitarbeiter über die berühmten fünfzehn Krankheiten. Der Kern des Problems liegt – ich verkürze den Papst – in der inneren Haltung. Das hat der Papst erkannt und benannt. Und wie wir jetzt sehen und lesen können: er handelt danach. So schlimm das alles ist, Papst Franziskus steht für einen anderen Vatikan, einen Vatikan der keinen Widerspruch zu seiner Botschaft von Jesus und seiner Barmherzigkeit bildet. Und dass diese Dinge ans Licht kommen ist ein Zeichen dafür, so paradox das klingt, dass er Erfolge hat. Da wehrt man sich gegen die Transparenz. Es ist schmerzhaft, das alles zu lesen. Aber es sind Heilungsschmerzen. (rv)

Lombardi zu Vatikanleaks: Keine weiteren Verdächtigen

Vatileaks II.Der Papst ist verärgert, aber nicht entmutigt über Vatileaks II: Das erklärt Vatikansprecher Pater Federico Lombardi zu zwei neuen Büchern, die aus dem Vatikan gestohlene Dokumente präsentieren. Franziskus treffe keine Entscheidungen auf der Grundlage der zwei Bücher, und er wisse schon sehr gut über die Realität Bescheid, so der Jesuit. Weitere Verdächtige außer den zwei bisher Genannten gibt es nach seinen Angaben nicht. Der Papst sei weiterhin entschlossen, den Finanz- und Wirtschaftsbereich des Heiligen Stuhls transparent zu machen. Die in den Enthüllungsbüchern aufgeführten Dokumente sind nach Lombardis Angaben zu einem guten Teil überholt, schließlich stammten sie vor allem aus dem Archiv einer zu Beginn letzten Jahres aufgelösten Kommission; die Reformen im Vatikan seien jetzt auf einem deutlich anderen Stand als damals.

Lombardi betont, die Dokumente seien ursprünglich auf Initiative des Papstes zusammengetragen worden, also keineswegs hinter seinem Rücken oder gar entgegen seinen Absichten. „Natürlich muss eine solche Menge an Informationen sorgfältig und aufmerksam studiert, verstanden und eingeordnet werden. Oft sind, von denselben Daten ausgehend, ganz verschiedene Lesarten möglich.“ Ein Beispiel dafür sei der vatikanische Pensionsfonds, der je nach Deutung mal gedeckt erscheine und mal von einem „Loch“ bedroht.

Am Wochenende waren im Vatikan zwei Mitarbeiter festgenommen worden. Sie stehen im Verdacht, vertrauliche Dokumente aus dem Finanzbereich gestohlen und an Journalisten weitergegeben zu haben. Der spanische Priester Lucio Angel Vallejo Balda und die italienisch-marokkanische PR-Fachfrau Francesca Chaouqui, die inzwischen wieder auf freiem Fuss ist, wirkten früher in einer inzwischen aufgelösten Kommission (COSEA) für die Reform der wirtschaftlich-administrativen Strukturen des Heiligen Stuhles. (rv)

Datendiebstahl: Papst ermutigt zu Zuversicht und Entschlossenheit

Papst FranziskusKeine offizielle Stellungnahme aus dem Vatikan gibt es zum Inhalt zweier Skandalbücher über die Vatikanfinanzen, die an diesem Mittwoch veröffentlicht werden. Ein hoher Beamter des Staatssekretariates allerdings setzte eine ermutigende Twitterbotschaft ab: „Ich habe soeben den Papst gesehen. Er sagte mir wörtlich: Gehen wir voran mit Zuversicht und Entschlossenheit“, schrieb der Substitut Erzbischof Angelo Becciu. Zum Fall der Veröffentlichung vertraulicher Akten des Vatikans und zweier Festnahmen im Papststaat wegen Datendiebstahls spricht auch der Generalsekretär der Italienischen Bischofskonferenz (CEI), Bischof Nunzio Galantino, von einer „Attacke auf die Kirche“. „Sicher“, so sagte er im katholischen Fernsehen TV 2000, „macht manchen der Erneuerungsprozess von Papst Franziskus Angst. Manche haben Angst vor einer glaubwürdigen Kirche.“ (rv)

D: „Gutes Gleichgewicht zwischen Rom und Ortskirchen“

Erzbischof SchickDer Bamberger Erzbischof Ludwig Schick befürwortet den Versuch von Papst Franziskus, den Ortskirchen mehr Lehr- und Entscheidungsautorität anzuvertrauen. An sich habe die Kirche das Prinzip der Subsidiarität schon immer praktiziert, sagte Schick im Gespräch mit Radio Vatikan, mitunter habe aber „die obere Autorität mehr getan und mehr an sich gezogen und damit die untere beschnitten. Papst Franziskus versucht jetzt ein gutes Gleichgewicht zu schaffen zwischen der Gesamtkirche, in der der Papst zuständig ist, und den Ortskirchen, für die die Bischöfe zuständig sind.“ Die Autorität und der Dienst der Einheit des Papstes seien aber wichtig, „damit wir katholische Kirche bleiben, die auch eine gemeinsame Identität weltweit hat“.

Die pastorale und karitative Arbeit müsse dann aber vor Ort getan werden. Das könne durchaus auch sehr gut funktionieren, so Erzbischof Schick, der im deutschen Episkopat für die Weltkirche zuständig ist. Voraussetzung sei freilich auch, dass die Ortskirchen selbst ihre Verantwortung wahrnähmen.

„Papst Franziskus will mehr Verantwortung den einzelnen Kirchen anvertrauen, wobei er den Kirchen auch sagt: Jetzt macht aber auch voran und nehmt eure Verantwortung wahr! Denn es war im Laufe der Geschichte auch öfter so, dass man gern von unten nach oben delegiert hat, um nicht Verantwortung zu übernehmen. Es muss ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Gesamtkirche und den Diözesen bestehen, und jeder muss tun, was dem Evangelium und unserem Glauben entspricht. Ich meine, der Papst sieht das klar und richtig und jetzt ist es wichtig, dass wir vor Ort mit ihm vereint unsere Aufgaben erfüllen.“

Erzbischof Schick äußerte sich in einem längeren Interview zum Konzilsdekret „Christus Dominus“ über die Hirtenaufgabe der Bischöfe in der Kirche, dessen Verabschiedung durch das Konzil sich am 28. Oktober zum 50. Mal jährte. Das gesamte Interview ist Teil der 16-teiligen „Radioakademie“ von Radio Vatikan zu den 16 Konzilsdokumenten. CDs dieser Sendereihe verschickt Radio Vatikan gegen eine Spende. (rv)

Vatileaks II: Neuer Dokumentendiebstahl

VatikanfahneDas Vatikan-Tribunal hat zwei Mitarbeiter festgenommen, die im Verdacht stehen, vertrauliche Dokumente gestohlen zu haben. Das hat der vatikanische Pressesaal an diesem Montag bestätigt. Am Samstag und Sonntag seien die beiden vernommen und danach verhaftet worden, hießt es in einer Mitteilung. Es handelt sich um den spanischen Priester Lucio Angel Vallejo Balda und die italienisch-marokkanische PR-Fachfrau Francesca Chaouqui. Beide wirkten früher in einer inzwischen aufgelösten Kommission (COSEA) für die Reform der wirtschaftlich-administrativen Strukturen des Heiligen Stuhles. Vallejo ist amtierender Sekretär der Präfektur für die wirtschaftlichen Angelegenheiten des Heiligen Stuhles. Chaouqui war mit der Auflösung der Kommission aus dem päpstlichen Dienst ausgeschieden. Sie ist der Vatikan-Mitteilung zufolge inzwischen wieder auf freiem Fuß, weil sich keine Notwendigkeit zu weiterem Arrest ergeben hatte und sie sich bei den Vernehmungen zur Zusammenarbeit bereit zeigte.

Die Mitteilung erinnert daran, dass die Verbreitung vertraulicher Nachrichten und Dokumente ein Vergehen nach den vatikanischen Gesetzen ist. Italienische Medien hatten am Allerheiligen-Wochenende berichtet, ein Priester habe interne Dokumente für zwei Bücher über die vatikanischen Finanzen weitergegeben, die in den nächsten Tagen in Italien erscheinen. Ein solcher Vorgang sei „Frucht eines schwerwiegenden Verrats des Vertrauens“, das der Papst gewährt habe, heißt es dazu aus dem Vatikan. Mit Blick auf die beiden Bücher behalte sich die vatikanische Justiz weitere Ermittlungen auch außerhalb des Vatikanstaates vor, hieß es. Solche Publikationen trügen auf keinen Fall dazu bei, Klarheit und Wahrheit zu schaffen.

Italienische Medien vergleichen den Fall mit der Vatileaks-Affäre gegen Ende des Pontifikates von Benedikt XVI. Dabei ging es um den Diebstahl von Dokumenten vom Schreibtisch des Papstes, die ein italienischer Journalist namens Gianluigi Nuzzi in einem Buch publizierte. Nuzzi ist der Autor eines der beiden Skandalbücher, die in wenigen Tagen die neu gestohlenen Papstdokumente veröffentlichen sollen. (rv)

Heiliges Jahr: „Vorpremiere“ in Afrika

Zentralafrikanische RepublikDas Heilige Jahr der Barmherzigkeit startet in Zentralafrika etwas früher als im Rest der Weltkirche – das hat sich beim Angelusgebet des Papstes an diesem Sonntag herausgestellt. Franziskus sprach mit einiger Sorge über die jüngsten Gewaltausbrüche in der Zentralafrikanischen Republik; er machte deutlich, dass er an seiner Visite in der Hauptstadt Bangui Ende November festhalten will. Und dann sagte er überraschend:

„Ich will die betende Nähe der ganzen Kirche zu dieser so leidgeprüften, gequälten Nation zeigen und alle Zentralafrikaner dazu aufrufen, immer mehr Zeugen der Barmherzigkeit und der Versöhnung zu sein. Darum plane ich, am Sonntag, 29. November, die Heilige Pforte der Kathedrale von Bangui zu öffnen – während der Apostolischen Reise, die ich hoffe, durchführen zu können.“

Offiziell startet das von Franziskus ausgerufene Heilige Jahr der Barmherzigkeit erst am 8. Dezember in Rom; der Papst wird dazu feierlich die Heilige Pforte des Petersdoms öffnen. Eine afrikanische „Vorpremiere“ zum Heiligen Jahr ist ein absolutes Novum in der Kirchengeschichte. Franziskus will während seiner ersten großen Afrikareise außer der Zentralafrikanischen Republik auch Kenia und Uganda besuchen. (rv)