Vatikan/Weißrussland: Ökumene-Minister in Minsk

An die Unabdingbarkeit der Rechtssprechung hat der vatikanische „Ökumene-Minister" Kardinal Kurt Koch am Sonntag im weißrussischen Minsk erinnert. Der Präsident des päpstlichen Rates für die Einheit der Christen nimmt dort an einer Konferenz der orthodoxen Kirche zum Dialog mit den Katholiken teil. Gerade für Menschen in politischen Diktaturen böten weltliche Gerichte, die sich an Gott orientieren, Trost und Hoffung sind, unterstrich der Kurienkardinal in seiner Predigt in der katholischen Kathedrale von Minsk: „Menschen, die in politischen Diktaturen am eigenen Leib haben erfahren müssen, was es bedeutet, keinen Richter zu haben, werden sich wehren, wenn sich die Welt aus ihrer richterlichen Verantwortung verabschieden sollte." In der weltlichen Gerichtsbarkeit müsse sich die Orientierung an Gott als „letztem Richter" zeigen, so Koch weiter: „Wenn der Mensch und seine Welt am Ende von Gott nicht beurteilt und gerichtet würde, dies wäre die Erfahrung einer schrecklichen Abwesenheit und Interesselosigkeit Gottes dem Menschen gegenüber. Denn dann bliebe alles im Dunkeln oder – wohl besser, beziehungsweise schlimmer – im Zwielicht der Lüge." (rv)

Vatikan: Konferenz über Medien-Missverständnisse

Kirchenleute und Journalisten haben sich am Donnerstag bei einer Konferenz im Vatikan mit Medien-Missverständnissen über die Kirche beschäftigt. Unter den Zuhörern war zeitweise auch Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone, der nicht immer die beste Presse hat. Der vatikanische „Kulturminister", Kardinal Gianfranco Ravasi, meinte zum Abschluss des Studientages, die meisten journalistischen „Übel", die zur Sprache gekommen seien, ließen sich auch ins Positive drehen: „Die Vereinfachung kann in Beschränkung aufs Wesentliche verwandelt werden; das Suchen nach grellen Effekten erinnert daran, dass auch Jesus immer vom Konkreten ausging; die Versuchung des Skandalösen ist eine Herausforderung an die Kirche, auch ihre Botschaft zuzuspitzen; und die Verzerrungen und Entstellungen werfen ein Licht darauf, dass die Kirche ihre Botschaft erklären muss." Eine Nachrichtenagentur nannte Ravasis Worte eine Fast-Absolution für Journalisten. (rv)

D: EKD-Schneider glättet die Wogen

Sogar vom „Tod der Ökumene" war in den letzten Tagen die Rede: Dass auf der Synode der Evangelischen Kirche eine durchwachsene Bilanz des Erfurter Treffens mit dem Papst gezogen wurde, hat den katholischen Ökumenebischof Gerhard Ludwig Müller verstimmt. Der Ratsvorsitzende der evangelischen Kirche, Präses Nikolaus Schneider, versucht nun im Interview mit dem Kölner Domradio, die Wogen zu glätten. Er hatte auf der Synode in Magdeburg geäußert, konkrete ökumenische Impulse seien von der Begegnung mit Benedikt im September nicht ausgegangen.

„Ich habe gesagt, dass es einige Punkte gab, die wir gerne gehört hätten. Nicht im Sinne von materiellen Fortschritten, aber Anstöße, in welche Richtung man denken kann. Wenn man die Texte genauer liest, dann kann man durchaus auch auf theologische Hinweise kommen, das ist aber dann schon die höhere theologische Kunst. Aber der Ort war natürlich stark, und ich habe den Papstbesuch aus einem positiven Blickwinkel wahrgenommen und beschrieben. Es waren sehr positive Dinge, was er zu Martin Luther sagte und zur Reformation, dazu, wie die Kirchen sich gegenseitig stützen sollen auf ihrem Weg durch die Welt. Das habe ich auf der Synode auch gesagt. Bei allen mir nachvollziehbaren, verständlichen kritischen Äußerungen: Wir müssen das Ganze insgesamt wirklich unter einem positiven Blickwinkel betrachten, und das habe ich auf der Synode auch stark gemacht, und dem ist die Synode auch so gefolgt."

Die Presse hatte allerdings von einer Art Abrechnung der evangelischen Kirche mit dem Papst gesprochen, und Bischof Müller reagierte mit dem Hinweis, es gäbe einen Aufschrei, wenn Katholiken solche Töne über evangelische Repräsentanten anstimmen würden. Schneider dazu:

„Die Presse hat an dieser Stelle überzogen. Es gab natürlich kritische Töne, die gab es auch im Vorfeld von einzelnen Bischöfen. Aber das Umgekehrte hören wir uns ja auch häufiger an. Das gibt es ab und zu mal, aber daraus würde ich jetzt keinen allgemeinen Trend ableiten. Wir sind alle darauf eingestellt, dass unser Weg in die Zukunft weiter ökumenisch ist. Das kann auch gar nicht anders sein."

Auf die Kritik des katholischen Bischofs Müller hatte auch der evangelische Bischof von Berlin Markus Dröge noch einmal reagiert. Spinnt sich da jetzt eine verbale Auseinandersetzung immer weiter?

„Das will ich nicht hoffen. Ich denke, dass es nun auch gut ist, nachdem die zwei sich mal so ausgetauscht haben. In der Ökumene müssen wir eben auch damit leben, dass es vereinzelt solche Stimmen gibt, aber das ist nicht kennzeichnend für den Weg der beiden Kirchen miteinander."

Von der Synode von Magdeburg geht nach Einschätzung von Präses Schneider ein „starker Impuls" aus, den Glauben „den Menschen nahe zu bringen".

„Das ist ja auch ein ökumenisches Unternehmen. Der Papst selber hat in Erfurt darauf aufmerksam gemacht, dass wir auf Christus konzentriert der Welt begegnen sollen und uns nicht einfach an die Themen der Welt anpassen dürfen. Sondern mit unserem Glauben die Welt gestalten sollen."

Und genau das hätten die Delegierten in Magdeburg getan. Dazu ließen sie sich auch auf ein, wie Schneider formuliert, „ganz interessantes Experiment" ein:

„Wir haben Menschen eingeladen, die erzählt haben, warum Glaube für sie gar keine Rolle spielt. Worin das biographisch begründet sein soll, wie das in ihrem Alltag aussieht und wie sie das selber persönlich empfinden. Das war ganz spannend und wir haben uns auch noch mal klar gemacht, dass das erste, was passieren muss ist, das Leute interessiert sind und aufmerksam werden. Und dass wir aus diesem Grunde verpflichtet sind, dafür zu sorgen, dass es viele Begegnungs- und Berührungspunkte mit dem Evangelium in dieser Gesellschaft gibt. Damit die Menschen damit konfrontiert werden und für sich darüber nachdenken können, ob unser Weg des Lebens für sie auch der richtige sein kann." (rv)

Papst trifft Religionsführer aus Israel: Hintergründe

Es ist nicht das erste Mal, dass Religionsführer aus Israel in dieser Zusammensetzung mit Benedikt XVI. zusammenkommen. Die Premiere gab es im Mai 2009, erklärt Pater Norbert Hofmann, der im Päpstlichen Einheitsrat verantwortlich zeichnet für das Gespräch mit dem Judentum.

„Man muss sehen, dass der Papst bei seinem Besuch in Nazareth diese Gruppe schon einmal getroffen hat, und das ist gleichsam der Rückbesuch in den Vatikan. Diese Gruppe möchte zeigen, dass Religion nicht Teil des Konflikts in Palästina-Israel ist, sondern Teil der Lösung dort sein soll. Die Religionen und die christlichen Konfessionen wollen beweisen, dass sie friedlich zusammenleben können, um so ein Modell, ein Beispiel abzugeben."

Hier werde „Friedfertigkeit vorexerziert", ergänzt Israels Vatikanbotschafter Mordechai Lewy – und kann sich eine Spitze nicht verkneifen: „Das müsste man auch in den Nachbarregionen nachmachen!" In einem Statement fordern die Religionsführer den ungehinderten Zugang zu Heiligen Stätten im Heiligen Land, ein Punkt, über den sich Pater Hofmann freut:

„Es ist immer Massgabe des Heiligen Stuhls gewesen, die Heiligen Stätten besuchen zu können: Die Freiheit zu diesen Heiligen Stätten ist ein ganz wesentlicher Punkt, den wir immer wieder gefordert haben. Und wie jetzt herauskommt, ist das eigentlich allen Religionen wichtig, dass diese Heiligen Stätten besucht werden können; da wollen sie zusammenarbeiten."

Einer aus der Gruppe der Religionsführer stellte sich den Journalisten nach der Begegnung mit Benedikt als „Widersprüchlichkeit auf zwei Beinen" vor: Elias Chacour ist Palästinenser, aber Christ, aber israelischer Staatsbürger. Und deutsch kann der katholisch-melkitische Erzbischof von Nazareth und Galiläa auch. Er sagte uns:

„Normalerweise kommen die Juden allein, die Moslems allein, die Christen allein zum Heiligen Vater, und jeder sagt, was er will. Wir haben entschieden, alle zusammen zum Heiligen Vater zu kommen, um alle öffentlich in Anwesenheit des Heiligen Vaters unseren Glauben an Frieden und Gerechtigkeit auszudrücken."

Schön und gut – aber kann das dann auch Rückwirkungen auf die jüdisch-muslimisch-christliche Gemengelage in Israel und Palästina selbst haben?

„Warum nicht? Israel ist nicht bloß ein Land – das sind Menschen! Die haben gelitten, und die haben Angst heute, genau wie die Palästinenser. Beide Seiten hoffen auf Frieden und Menschenwürdigkeit. Die Juden sind Menschen wie Sie und ich, die brauchen das, wie wir Palästinenser das brauchen!"

Man könne heute nicht mehr pauschal sagen: Diese Seite ist gut und die andere besteht aus Terroristen, so wie viele das vor siebzig Jahren behauptet hätten:

„Juden waren schmutzige Juden – aber das war nicht wahr, das war falsch! Heute werden die Palästinenser als ein Volk der Terroristen dargestellt… nicht als ein terrorisiertes Volk. Dabei wäre das die Wahrheit."

„Wir werden alles tun, was in unserer Macht steht, um im Heiligen Land für eine gerechtere Gesellschaft zusammenzuarbeiten", verspricht das Statement der Religionsführer von diesem Donnerstag. (rv)

Papst plant Reise nach Mexiko und Kuba

 Papst Benedikt möchte nächstes Jahr wieder nach Lateinamerika reisen. Konkret geht es um Visiten in Mexiko und Kuba im Frühjahr 2012. Vatikansprecher P. Federico Lombardi bestätigte an diesem Donnerstag entsprechende Berichte lateinamerikanischer Medien. In den vergangenen Tagen habe das Staatssekretariat die Nuntien in Mexiko und Kuba angewiesen, den höchsten religiösen und zivilen Autoritäten der beiden Länder mitzuteilen, dass der Papst eine solche Reise erwäge. Benedikt XVI. hatte wiederholt Einladungen aus Mexiko und Kuba erhalten.
Brasilien besuchte er bereits 2007. Die spanischsprachigen Länder des Kontinents wünschten sich nun ebenfalls seit langem eine päpstliche Visite, sagte Lombardi. Johannes Paul II. war 1998 im kommunistischen Kuba gewesen, eine Reise, die viele Beobachter als „historisch" einstuften. Äußerer Anlass einer päpstlichen Reise auf die Zuckerinsel nächstes Jahr wäre das 400. Jubiläum des nationalen Heiligtums „Unsere Frau von der Nächstenliebe von Cobre". Bei Mexiko wäre ein naheliegender Reiseanlass die von der katholischen Kirche ins Leben gerufene großangelegte Kontinentalmission, so Lombardi. Der Papst hätte da die Gelegenheit, die Kirche zu ermutigen, auch mit Blick auf das Jahr das Glaubens, das Benedikt im Herbst nächsten Jahres ausrufen wird.

Es würde sich jedenfalls um eine lange Reise mit wenigen, aber symbolisch und pastoral wichtigen Etappen handeln, erklärte Lombardi. Einen Stopp in Mexiko Stadt schloss er mit dem Hinweis auf die Lage der Metropole aus. Papst Benedikt soll auf ärztlichen Rat nicht in hoch gelegene Orte reisen. Die Frage nach einem alternativen Ziel in Mexiko werde in nächster Zukunft geprüft. (rv)

Stammzellforschung im Vatikan

Der Heilige Stuhl ermuntert zur – ethisch unbedenklichen – Forschung an adulten Stammzellen. Zu diesem Zweck debattieren ab diesem Mittwoch Ärzte, Theologen, Politiker, Unternehmer und auch Patienten im Vatikan über die Perspektiven dieses Forschungszweiges. Das sehr breite Spektrum an Teilnehmern ist Absicht, erklärt Kardinal Gianfranco Ravasi, der Präsident des päpstlichen Kulturrates, an dem auch eine Abteilung „Forschung und Glaube" beheimatet ist.

„Wenn wir über medizinische Phänomene reden, handelt es sich in Wirklichkeit nie um bloß medizinische, bloß biologische, bloß technische Fragen. Es handelt sich vielmehr um symbolische Fragen, die über die einfache Physiologie weit hinausgehen. Die Notwendigkeit einer umfassenderen kulturellen Sichtweise liegt in der Natur der Sache selbst. Die große Wissenschaft schreitet heute voran, indem sie mehrere Stimmen einbezieht und sich nicht auf die Technik beschränkt."

Stammzellforschung gibt es heute in zwei großen Strängen. Die Untersuchungen an embryonalen Stammzellen sind aus kirchlicher Sicht ethisch bedenklich, weil dabei der Embryo als beginnendes menschliches Leben zerstört wird. Anders bei adulten Stammzellen: Diese stammen beispielsweise aus Nabelschnurblut, die Untersuchung an ihnen ist also nicht „verbrauchend", wie es heißt. Überdies
scheinen die Ergebnisse an Forschungen an adulten Stammzellen vielversprechender als jene an embryonalen Stammzellen. Allerdings wird die Studienlage immer komplexer. Der Kongress im Vatikan will nicht zur Vertiefung und Verwirrung beitragen, sondern hat im Gegenteil zum Ziel, die verschiedenen Disziplinen miteinander ins Gespräch zu bringen, sagt Tomasz Trafny, der Verantwortliche für „Forschung und Glaube" am päpstlichen Kulturrat:

„Der Kongress ist ein Versuch, eine derart komplexe Wissenschaft einem Publikum zugänglich zu machen, das den engen Kreis der Fachleute übersteigt. Das ist ein schwieriges Unterfangen. Ziel ist es, einen Kommunikationskanal zwischen den verschiedenen wissenschaftlichen Fachkreisen und dem großen Publikum zu öffnen."

Als Mitveranstalter hat sich der Vatikan die Unterstützung eines US-amerikanischen biopharmazeutischen Konzerns gesichert, NeoStem. Geschäftsführerin ist Robin Smith, sie sagte bei der Vorstellung des Kongresses:

„Heute gibt es mehr als zwölf Millionen Krebskranke auf der Welt, 346 Millionen Diabetiker und 583 Millionen Menschen mit Immunschwächen. Hinter diesen Statistiken sind reale Menschen und viele Hoffnungen. In einer nicht zu fernen Zukunft werden wir dazu in der Lage sein, mit adulten Stammzellen menschliche Gewebe herzustellen, um beschädigte Organe zu reparieren. Und das, ohne einen Embryo zu zerstören."

Dass der Vatikan für den Kongress mit einem kommerziellen Unternehmen zusammenarbeitet, erläuterte Trafny mit dem Hinweis, dass beide Seiten an der ethisch einwandfreien adulten Stammzellenforschung interessiert sind. Die meisten Universitäten und Institute schieden als Kooperationspartner aus, weil sie auch mit embryonalen Stammzellen arbeiten, hieß es. (rv)

Papst wird Ehrenbürger in Südtirol

Benedikt XVI. hat am Mittwoch eine Ehrendelegation von Natz-Schabs, dem Südtiroler Heimatort seiner Großmutter, empfangen. Der Bürgermeister der Gemeinde, Peter Gasser, überreichte dabei dem Papst die Ehrenbürgerurkunde. Unter den 250 Gästen war auch der Generalvikar des Bistums Bozen-Brixen, Josef Matzneller. Bereits bei der Generalaudienz am Mittwochvormittag auf dem Petersplatz begrüßte Benedikt XVI. die Delegation und bekundete seine Freude und seinen Dank. Die Großmutter des Papstes, Maria Tauber-Peintner, war am 29. Juni 1855 im zu Natz-Schabs gehörenden Ortsteil Raas geboren worden, auch seine Urgroßmutter, Elisabeth Maria Tauber, stammt aus Raas. Der Papst ist unter anderem schon Ehrenbürger von Brixen, Traunstein, Freising, seinem Geburtsort Marktl am Inn, sowie von Introd im Aostatal. (rv)

Somalia: Religionsübergreifend gegen Dürre und Hunger

Trotz widriger Umstände findet die kirchliche Hilfsarbeit ihren Weg nach Somalia. Das berichtet Giorgio Bertin, Bischof von Dschibuti und Apostolischer Administrator von Mogadischu, im Gespräch mit Radio Vatikan. Gerade weil die politische Lage in dem Land am Horn von Afrika so unsicher ist, hat die Jahrhundertdürre dort besonders verheerende Folgen: Zu Hunger und Armut kommen Unruhen und Gewalt, was viele Menschen in die Flucht treibt. Und während Hilfsorganisationen in den Nachbarländern Äthiopien und Kenia vor Ort das Schlimmste zu verhindern suchen, wäre ihr Einsatz in Somalia tödlich. Dazu Bischof Bertin:

„In Somalia können wir leider nicht so direkt arbeiten wie in Äthiopien oder Dschibuti. Denn die am meisten betroffene Region ist Zentral- und Südsomalia. Und da gibt es keinen Staat. Wenn wir dort physisch arbeiten, gehen wir große Risiken ein, getötet oder entführt zu werden. Deshalb helfen wir durch lokale somalische Partner. Das sind Muslime, mit denen wir seit 20, 30 Jahren Kontakte pflegen und ein Vertrauensverhältnis aufgebaut haben. Normalerweise präsentieren sie eine Art Projekt, wir prüfen das, senden ihnen das Geld und sie kaufen vor Ort die wichtigsten Dinge: Essen und derzeit vor allem Plastikplanen, denn in den letzten Monaten gab es viel Regen hier."

Zum Hunger als Folge der Dürre kämen seit etwa drei Monaten starke Regenfälle hinzu, berichtet der Bischof weiter. Diese setzten auch den zahlreichen Flüchtlingen zu, die nach Kenia und Äthiopien geflohen sind. In einigen Regionen kann der Regen zwar Erleichterung bringen, der Hunger kann damit aber nicht so schnell beendet werden. Denn nur unter besseren Sicherheitsbedingungen kann wieder richtig Landwirtschaft betrieben werden:

„Wir sehen in Somalia die perversen Effekte der Abwesenheit des Staates. Die Situation betrifft das gesamte Horn von Afrika, aber sie ist besonders dramatisch in Zentral- und Südsomalia, denn es kommen die Kämpfe hinzu, die in den letzten 20 Jahren in Somalia zwischen verschiedenen Gruppen an der Tagesordnung sind."

Dass den Menschen in Somalia erst langfristig geholfen werden kann, wenn die Sicherheitslage dort stabiler ist – darüber sind sich Kirchenvertreter, Hilfsorganisationen und westliche Politiker einig. Die Bundesrepublik Deutschland machte ihre Entwicklungszuschüsse für das Land in den vergangenen Jahren von der politischen Stabilität des Landes abhängig. Wegen der aktuellen verheerenden Notsituation hat der deutsche Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Dirk Niebel, in diesen Tagen diese eingefrorenen Geldmittel für Somalia freigegeben. Niebel äußerte sich zur Frage in Berlin bei einem Treffen mit einem Vertreter der somalischen Übergangsregierung, Vizepremier Ibrahim. Die zehn Millionen Euro sollen unter anderem zum Erhalt und zur Wiederaufstockung von Viehbeständen verwendet werden.
Für Bischof Bertin heißt langfristige Hilfe auch Vorbeugung weiterer Dürre- und Hungerkatastrophen. So hat er großes Interesse daran, den Ursachen der Krise auf den Grund zu gehen:

„Catholic Relieve Services hatte ein Team geschickt, um sich das Dürreproblem näher anzusehen und eine Studie durchzuführen. Ich habe sie nach Dschibuti eingeladen und gebeten, bei uns eine ähnliche Untersuchung zu machen. Denn es gibt da ähnliche Erfahrungen: Die Dürre hat hier wie dort Bauern und Nomaden zugesetzt, die mit Kamelen, Ziegen und Kühen in der Landschaft leben. Die brauchen Regen und Wasser. Obwohl Dschibuti nicht hauptsächlich von Viehwirtschaft lebt, sondern von Handel, leben dennoch immerhin ein Fünftel der Bevölkerung so." (rv)

„Weltjugendtag von Rio hat längst angefangen“

Bei der Deutschen und bei einigen weiteren Bischofskonferenzen hat es sich längst eingebürgert, dass nach ihren Vollversammlungen der Vorsitzende nach Rom fliegt und dort Bericht erstattet. Das machen die Brasilianer jetzt genauso: Der im Mai gewählte Vorsitzende der Bischofskonferenz aus dem größten katholischen Land des Planeten zieht gerade in der Ewigen Stadt von einer Kongregation zur anderen, auch den Papst wird er treffen. Uns sagte Kardinal Raymundo Damasceno Assis, Erzbischof des Wallfahrtsortes Aparecida:

„Ja, das ist das erste Mal, dass die Führungsspitze der Brasilianischen Bischofskonferenz nach Rom kommt und die vatikanischen Dikasterien aufsucht. Uns liegt sehr an einem engeren Kontakt zum Heiligen Stuhl; diese Reise ist sehr wichtig für uns. Wir wollen vom Heiligen Vater eine Bestätigung für das, was wir in der Bischofskonferenz und in unseren Ortskirchen tun, und wir wollen, dass die Organismen des Heiligen Stuhls Bescheid wissen über alles, was wir in Brasilien tun, welche Programme und Projekte die Kirche hat."

In knapp zwei Jahren wird Benedikt XVI. wohl den Besuch erwidern: Dann findet nämlich in Rio de Janeiro der kirchliche Weltjugendtag statt. Ein Ereignis, das schon intensiv vorbereitet wird:

„Ja, der Weltjugendtag hat längst angefangen – ab dem Moment, in dem wir letzten September in Rio das Kreuz und die Marienikone der Weltjugendtage in Empfang genommen haben. Als die beiden ankamen, haben wir etwa 100.000 Jugendliche zusammengebracht: Das zeigt doch, dass zum Weltjugendtag nach Rio sehr viele kommen werden, vielleicht sogar mehr als zum Weltjugendtag von Madrid, also mehr als zwei Millionen. Wir hoffen in Rio de Janeiro auf drei Millionen Jugendliche oder noch mehr. Also, der Weltjugendtag hat angefangen – gut angefangen."
(rv)

Vatikan/Irland: Irland ernennt keinen neuen Botschafter für den Heiligen Stuhl

Die Regierung der Republik Irland hat entschieden, ihre Botschaft beim Heiligen Stuhl zu schließen. Das wurde an diesem Donnerstag Abend gleichzeitig in Dublin und im Vatikan bekannt gegeben. Es sei eine bedauerliche Entscheidung, so habe der Außenminister Irlands, Eamon Gilmore, dem Erzbischof von Armagh, Kardinal Séan Brady, mitgeteilt; leider lasse die ökonomische Situation keine andere Entscheidung zu. Kardinal Brady sagte, ihm sei versichert worden, dass die Schließung nichts mit den jüngsten diplomatischen Schwierigkeiten zwischen dem Vatikan und Irland im Zug des Missbrauchsskandals zu tun habe. Außenminister Gilmore habe ihn angerufen und ihm die Entscheidung mitgeteilt, so Brady.
Wichtig seien die diplomatischen Beziehungen zwischen Irland und dem Heiligen Stuhl an sich, und diese seien nicht zur Disposition gestellt. So kommentiert Vatikansprecher Pater Federico Lombardi die Entscheidung Irlands. Jeder Staat sei selbstverständlich frei, nach seinen Möglichkeiten und Interessen zu handeln.
Kardinal Brady hingegen äußerte seine Enttäuschung darüber, dass es keinen in Rom residierenden Botschafter geben werde, das erste Mal seit dem ersten Austauschen von gegenseitigen Vertretern im Jahr 1929. Bei der Gründung der Republik habe die Anerkennung durch den Vatikan eine große Rolle gespielt, die aktuelle Entscheidung scheine das zu verkennen. Er hoffe, dass trotz der bedauerlichen Entwicklung die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Gerechtigkeit und des Friedens weiter gehen werde.
Von den Sparbeschlüssen der Regierung in Dublin ebenfalls betroffen sind die Botschaften im Iran und in Osttimor. Auch sie werden geschlossen. Man müsse diese Schnitte machen, um die Vorgaben des Internationalen Währungsfonds und der EU zu erfüllen, so eine Stellungnahme des Außenministeriums. (rv)