Papst trifft Religionsführer aus Israel: Hintergründe

Es ist nicht das erste Mal, dass Religionsführer aus Israel in dieser Zusammensetzung mit Benedikt XVI. zusammenkommen. Die Premiere gab es im Mai 2009, erklärt Pater Norbert Hofmann, der im Päpstlichen Einheitsrat verantwortlich zeichnet für das Gespräch mit dem Judentum.

„Man muss sehen, dass der Papst bei seinem Besuch in Nazareth diese Gruppe schon einmal getroffen hat, und das ist gleichsam der Rückbesuch in den Vatikan. Diese Gruppe möchte zeigen, dass Religion nicht Teil des Konflikts in Palästina-Israel ist, sondern Teil der Lösung dort sein soll. Die Religionen und die christlichen Konfessionen wollen beweisen, dass sie friedlich zusammenleben können, um so ein Modell, ein Beispiel abzugeben."

Hier werde „Friedfertigkeit vorexerziert", ergänzt Israels Vatikanbotschafter Mordechai Lewy – und kann sich eine Spitze nicht verkneifen: „Das müsste man auch in den Nachbarregionen nachmachen!" In einem Statement fordern die Religionsführer den ungehinderten Zugang zu Heiligen Stätten im Heiligen Land, ein Punkt, über den sich Pater Hofmann freut:

„Es ist immer Massgabe des Heiligen Stuhls gewesen, die Heiligen Stätten besuchen zu können: Die Freiheit zu diesen Heiligen Stätten ist ein ganz wesentlicher Punkt, den wir immer wieder gefordert haben. Und wie jetzt herauskommt, ist das eigentlich allen Religionen wichtig, dass diese Heiligen Stätten besucht werden können; da wollen sie zusammenarbeiten."

Einer aus der Gruppe der Religionsführer stellte sich den Journalisten nach der Begegnung mit Benedikt als „Widersprüchlichkeit auf zwei Beinen" vor: Elias Chacour ist Palästinenser, aber Christ, aber israelischer Staatsbürger. Und deutsch kann der katholisch-melkitische Erzbischof von Nazareth und Galiläa auch. Er sagte uns:

„Normalerweise kommen die Juden allein, die Moslems allein, die Christen allein zum Heiligen Vater, und jeder sagt, was er will. Wir haben entschieden, alle zusammen zum Heiligen Vater zu kommen, um alle öffentlich in Anwesenheit des Heiligen Vaters unseren Glauben an Frieden und Gerechtigkeit auszudrücken."

Schön und gut – aber kann das dann auch Rückwirkungen auf die jüdisch-muslimisch-christliche Gemengelage in Israel und Palästina selbst haben?

„Warum nicht? Israel ist nicht bloß ein Land – das sind Menschen! Die haben gelitten, und die haben Angst heute, genau wie die Palästinenser. Beide Seiten hoffen auf Frieden und Menschenwürdigkeit. Die Juden sind Menschen wie Sie und ich, die brauchen das, wie wir Palästinenser das brauchen!"

Man könne heute nicht mehr pauschal sagen: Diese Seite ist gut und die andere besteht aus Terroristen, so wie viele das vor siebzig Jahren behauptet hätten:

„Juden waren schmutzige Juden – aber das war nicht wahr, das war falsch! Heute werden die Palästinenser als ein Volk der Terroristen dargestellt… nicht als ein terrorisiertes Volk. Dabei wäre das die Wahrheit."

„Wir werden alles tun, was in unserer Macht steht, um im Heiligen Land für eine gerechtere Gesellschaft zusammenzuarbeiten", verspricht das Statement der Religionsführer von diesem Donnerstag. (rv)

Papst plant Reise nach Mexiko und Kuba

 Papst Benedikt möchte nächstes Jahr wieder nach Lateinamerika reisen. Konkret geht es um Visiten in Mexiko und Kuba im Frühjahr 2012. Vatikansprecher P. Federico Lombardi bestätigte an diesem Donnerstag entsprechende Berichte lateinamerikanischer Medien. In den vergangenen Tagen habe das Staatssekretariat die Nuntien in Mexiko und Kuba angewiesen, den höchsten religiösen und zivilen Autoritäten der beiden Länder mitzuteilen, dass der Papst eine solche Reise erwäge. Benedikt XVI. hatte wiederholt Einladungen aus Mexiko und Kuba erhalten.
Brasilien besuchte er bereits 2007. Die spanischsprachigen Länder des Kontinents wünschten sich nun ebenfalls seit langem eine päpstliche Visite, sagte Lombardi. Johannes Paul II. war 1998 im kommunistischen Kuba gewesen, eine Reise, die viele Beobachter als „historisch" einstuften. Äußerer Anlass einer päpstlichen Reise auf die Zuckerinsel nächstes Jahr wäre das 400. Jubiläum des nationalen Heiligtums „Unsere Frau von der Nächstenliebe von Cobre". Bei Mexiko wäre ein naheliegender Reiseanlass die von der katholischen Kirche ins Leben gerufene großangelegte Kontinentalmission, so Lombardi. Der Papst hätte da die Gelegenheit, die Kirche zu ermutigen, auch mit Blick auf das Jahr das Glaubens, das Benedikt im Herbst nächsten Jahres ausrufen wird.

Es würde sich jedenfalls um eine lange Reise mit wenigen, aber symbolisch und pastoral wichtigen Etappen handeln, erklärte Lombardi. Einen Stopp in Mexiko Stadt schloss er mit dem Hinweis auf die Lage der Metropole aus. Papst Benedikt soll auf ärztlichen Rat nicht in hoch gelegene Orte reisen. Die Frage nach einem alternativen Ziel in Mexiko werde in nächster Zukunft geprüft. (rv)

Stammzellforschung im Vatikan

Der Heilige Stuhl ermuntert zur – ethisch unbedenklichen – Forschung an adulten Stammzellen. Zu diesem Zweck debattieren ab diesem Mittwoch Ärzte, Theologen, Politiker, Unternehmer und auch Patienten im Vatikan über die Perspektiven dieses Forschungszweiges. Das sehr breite Spektrum an Teilnehmern ist Absicht, erklärt Kardinal Gianfranco Ravasi, der Präsident des päpstlichen Kulturrates, an dem auch eine Abteilung „Forschung und Glaube" beheimatet ist.

„Wenn wir über medizinische Phänomene reden, handelt es sich in Wirklichkeit nie um bloß medizinische, bloß biologische, bloß technische Fragen. Es handelt sich vielmehr um symbolische Fragen, die über die einfache Physiologie weit hinausgehen. Die Notwendigkeit einer umfassenderen kulturellen Sichtweise liegt in der Natur der Sache selbst. Die große Wissenschaft schreitet heute voran, indem sie mehrere Stimmen einbezieht und sich nicht auf die Technik beschränkt."

Stammzellforschung gibt es heute in zwei großen Strängen. Die Untersuchungen an embryonalen Stammzellen sind aus kirchlicher Sicht ethisch bedenklich, weil dabei der Embryo als beginnendes menschliches Leben zerstört wird. Anders bei adulten Stammzellen: Diese stammen beispielsweise aus Nabelschnurblut, die Untersuchung an ihnen ist also nicht „verbrauchend", wie es heißt. Überdies
scheinen die Ergebnisse an Forschungen an adulten Stammzellen vielversprechender als jene an embryonalen Stammzellen. Allerdings wird die Studienlage immer komplexer. Der Kongress im Vatikan will nicht zur Vertiefung und Verwirrung beitragen, sondern hat im Gegenteil zum Ziel, die verschiedenen Disziplinen miteinander ins Gespräch zu bringen, sagt Tomasz Trafny, der Verantwortliche für „Forschung und Glaube" am päpstlichen Kulturrat:

„Der Kongress ist ein Versuch, eine derart komplexe Wissenschaft einem Publikum zugänglich zu machen, das den engen Kreis der Fachleute übersteigt. Das ist ein schwieriges Unterfangen. Ziel ist es, einen Kommunikationskanal zwischen den verschiedenen wissenschaftlichen Fachkreisen und dem großen Publikum zu öffnen."

Als Mitveranstalter hat sich der Vatikan die Unterstützung eines US-amerikanischen biopharmazeutischen Konzerns gesichert, NeoStem. Geschäftsführerin ist Robin Smith, sie sagte bei der Vorstellung des Kongresses:

„Heute gibt es mehr als zwölf Millionen Krebskranke auf der Welt, 346 Millionen Diabetiker und 583 Millionen Menschen mit Immunschwächen. Hinter diesen Statistiken sind reale Menschen und viele Hoffnungen. In einer nicht zu fernen Zukunft werden wir dazu in der Lage sein, mit adulten Stammzellen menschliche Gewebe herzustellen, um beschädigte Organe zu reparieren. Und das, ohne einen Embryo zu zerstören."

Dass der Vatikan für den Kongress mit einem kommerziellen Unternehmen zusammenarbeitet, erläuterte Trafny mit dem Hinweis, dass beide Seiten an der ethisch einwandfreien adulten Stammzellenforschung interessiert sind. Die meisten Universitäten und Institute schieden als Kooperationspartner aus, weil sie auch mit embryonalen Stammzellen arbeiten, hieß es. (rv)

Papst wird Ehrenbürger in Südtirol

Benedikt XVI. hat am Mittwoch eine Ehrendelegation von Natz-Schabs, dem Südtiroler Heimatort seiner Großmutter, empfangen. Der Bürgermeister der Gemeinde, Peter Gasser, überreichte dabei dem Papst die Ehrenbürgerurkunde. Unter den 250 Gästen war auch der Generalvikar des Bistums Bozen-Brixen, Josef Matzneller. Bereits bei der Generalaudienz am Mittwochvormittag auf dem Petersplatz begrüßte Benedikt XVI. die Delegation und bekundete seine Freude und seinen Dank. Die Großmutter des Papstes, Maria Tauber-Peintner, war am 29. Juni 1855 im zu Natz-Schabs gehörenden Ortsteil Raas geboren worden, auch seine Urgroßmutter, Elisabeth Maria Tauber, stammt aus Raas. Der Papst ist unter anderem schon Ehrenbürger von Brixen, Traunstein, Freising, seinem Geburtsort Marktl am Inn, sowie von Introd im Aostatal. (rv)