Vatikan: Konferenz über Medien-Missverständnisse

Kirchenleute und Journalisten haben sich am Donnerstag bei einer Konferenz im Vatikan mit Medien-Missverständnissen über die Kirche beschäftigt. Unter den Zuhörern war zeitweise auch Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone, der nicht immer die beste Presse hat. Der vatikanische „Kulturminister", Kardinal Gianfranco Ravasi, meinte zum Abschluss des Studientages, die meisten journalistischen „Übel", die zur Sprache gekommen seien, ließen sich auch ins Positive drehen: „Die Vereinfachung kann in Beschränkung aufs Wesentliche verwandelt werden; das Suchen nach grellen Effekten erinnert daran, dass auch Jesus immer vom Konkreten ausging; die Versuchung des Skandalösen ist eine Herausforderung an die Kirche, auch ihre Botschaft zuzuspitzen; und die Verzerrungen und Entstellungen werfen ein Licht darauf, dass die Kirche ihre Botschaft erklären muss." Eine Nachrichtenagentur nannte Ravasis Worte eine Fast-Absolution für Journalisten. (rv)

D: EKD-Schneider glättet die Wogen

Sogar vom „Tod der Ökumene" war in den letzten Tagen die Rede: Dass auf der Synode der Evangelischen Kirche eine durchwachsene Bilanz des Erfurter Treffens mit dem Papst gezogen wurde, hat den katholischen Ökumenebischof Gerhard Ludwig Müller verstimmt. Der Ratsvorsitzende der evangelischen Kirche, Präses Nikolaus Schneider, versucht nun im Interview mit dem Kölner Domradio, die Wogen zu glätten. Er hatte auf der Synode in Magdeburg geäußert, konkrete ökumenische Impulse seien von der Begegnung mit Benedikt im September nicht ausgegangen.

„Ich habe gesagt, dass es einige Punkte gab, die wir gerne gehört hätten. Nicht im Sinne von materiellen Fortschritten, aber Anstöße, in welche Richtung man denken kann. Wenn man die Texte genauer liest, dann kann man durchaus auch auf theologische Hinweise kommen, das ist aber dann schon die höhere theologische Kunst. Aber der Ort war natürlich stark, und ich habe den Papstbesuch aus einem positiven Blickwinkel wahrgenommen und beschrieben. Es waren sehr positive Dinge, was er zu Martin Luther sagte und zur Reformation, dazu, wie die Kirchen sich gegenseitig stützen sollen auf ihrem Weg durch die Welt. Das habe ich auf der Synode auch gesagt. Bei allen mir nachvollziehbaren, verständlichen kritischen Äußerungen: Wir müssen das Ganze insgesamt wirklich unter einem positiven Blickwinkel betrachten, und das habe ich auf der Synode auch stark gemacht, und dem ist die Synode auch so gefolgt."

Die Presse hatte allerdings von einer Art Abrechnung der evangelischen Kirche mit dem Papst gesprochen, und Bischof Müller reagierte mit dem Hinweis, es gäbe einen Aufschrei, wenn Katholiken solche Töne über evangelische Repräsentanten anstimmen würden. Schneider dazu:

„Die Presse hat an dieser Stelle überzogen. Es gab natürlich kritische Töne, die gab es auch im Vorfeld von einzelnen Bischöfen. Aber das Umgekehrte hören wir uns ja auch häufiger an. Das gibt es ab und zu mal, aber daraus würde ich jetzt keinen allgemeinen Trend ableiten. Wir sind alle darauf eingestellt, dass unser Weg in die Zukunft weiter ökumenisch ist. Das kann auch gar nicht anders sein."

Auf die Kritik des katholischen Bischofs Müller hatte auch der evangelische Bischof von Berlin Markus Dröge noch einmal reagiert. Spinnt sich da jetzt eine verbale Auseinandersetzung immer weiter?

„Das will ich nicht hoffen. Ich denke, dass es nun auch gut ist, nachdem die zwei sich mal so ausgetauscht haben. In der Ökumene müssen wir eben auch damit leben, dass es vereinzelt solche Stimmen gibt, aber das ist nicht kennzeichnend für den Weg der beiden Kirchen miteinander."

Von der Synode von Magdeburg geht nach Einschätzung von Präses Schneider ein „starker Impuls" aus, den Glauben „den Menschen nahe zu bringen".

„Das ist ja auch ein ökumenisches Unternehmen. Der Papst selber hat in Erfurt darauf aufmerksam gemacht, dass wir auf Christus konzentriert der Welt begegnen sollen und uns nicht einfach an die Themen der Welt anpassen dürfen. Sondern mit unserem Glauben die Welt gestalten sollen."

Und genau das hätten die Delegierten in Magdeburg getan. Dazu ließen sie sich auch auf ein, wie Schneider formuliert, „ganz interessantes Experiment" ein:

„Wir haben Menschen eingeladen, die erzählt haben, warum Glaube für sie gar keine Rolle spielt. Worin das biographisch begründet sein soll, wie das in ihrem Alltag aussieht und wie sie das selber persönlich empfinden. Das war ganz spannend und wir haben uns auch noch mal klar gemacht, dass das erste, was passieren muss ist, das Leute interessiert sind und aufmerksam werden. Und dass wir aus diesem Grunde verpflichtet sind, dafür zu sorgen, dass es viele Begegnungs- und Berührungspunkte mit dem Evangelium in dieser Gesellschaft gibt. Damit die Menschen damit konfrontiert werden und für sich darüber nachdenken können, ob unser Weg des Lebens für sie auch der richtige sein kann." (rv)