Italien: Tettamanzi warnt vor Ausländerfeindlichkeit

Der Mailänder Erzbischof, Kardinal Dionigi Tettamanzi, hat angesichts wachsender Ausländerfeindlichkeit in Italien davor gewarnt, Zuwanderer mit Kriminellen gleichzusetzen. Zuletzt hatten Bewohner einer norditalienischen Kleinstadt nach dem Verschwinden einer 13-Jährigen die Ausweisung von Immigranten gefordert. Tettamanzi forderte bei seiner Predigt am Tag des Mailänder Schutzpatrons, des Heiligen Ambrosius, zur Überwindung von Vorurteilen gegen Fremde auf:

„Man sollte Einwanderer nicht allgemein in die Kategorie der Verbrecher stecken. Jeder einzelne, ob Italiener oder ausländischer Nationalität, muss immer für sich beurteilt werden. Dabei darf nicht übersehen werden, dass das eigentliche Urteil allein Gott zukommt. Auf allen Böden muss ausgesät werden, das heißt jedem Gesellschaftsbereich gebührt zunächst Vertrauen, das dazu anregt, die eigenen Möglichkeiten auszuschöpfen. Eine solche Haltung ist vor allem bei Persönlichkeiten in öffentlichen und kirchlichen Ämtern nötig, um jede Art Boden fruchtbar zu machen." (rv)

Vatikan: Deutscher Friedhof hat neuen Rektor

In Rom ist an diesem Mittwoch eine Ära zu Ende gegangen: Die Ära Gatz. 35 Jahre lang war der Aachener Priester Erwin Gatz Rektor des Camposanto Teutonico, des Deutschen Friedhofs, im Vatikan. Zu Maria Empfängnis, dem Patronatsfest der dazugehörigen Erzbruderschaft der Schmerzhaften Muttergottes, hat er am Vormittag die Agenden an seinen Nachfolger Hans-Peter Fischer übergeben, der bisher Stadtpfarrer in Donaueschingen war. Fischer sagte im Gespräch mit Radio Vatikan, er freue sich auf die große Gemeinschaft, in die er hier im Begriff sei hineinzuwachsen.

„Mit Gott zu gehen ist immer ein großes Abenteuer. Ich habe damals schon bei meiner Primiz gesagt, „auf Dein Wort hin". Und „Auf Dein Wort hin" habe ich auch jetzt ja gesagt. Ich weiß, dass ich nicht allein bin. Gott ist bei mir. In diesem Vertrauen weiß ich mich mitgetragen von einer großen Gemeinschaft, der Erzbruderschaft, den Priestern im Priesterkolleg, und viele Frauen und Männer, die mich im Gebet mittragen." (rv)

China/Vatikan: „Es hat doch Fortschritte gegeben“

In China sind mehrere katholische Bischöfe von Sicherheitskräften verschleppt worden. Das berichtet der römische Pressedienst Asianews. Der offizielle Bischof von Hengchow, Feng Xinmao, sei von der Polizei an einen isolierten Ort verbracht worden, so Asianews unter Berufung auf nicht näher bezeichnete Quellen. Nach Agenturangaben gingen die Sicherheitskräfte gegen Priester und weitere Gläubige vor, die um das Haus des Bischofs eine Mauer gebildet hätten, um diesen vor dem Zugriff der Polizei zu schützen. Auch andere Bischöfe seien verschleppt worden, so Asianews weiter. Kontext der Vorfälle sei die Vollversammlung der offiziellen staatstreuen katholischen Kirche in China, die an diesem Dienstag in Beijing beginnt.
Erst vor gut zwei Wochen waren Bischöfe in der Provinz Hebei gezwungen worden, an einer von Rom nicht genehmigten Bischofsweihe teilzunehmen; der Vatikan reagierte darauf deutlich verstimmt. Dabei hatte sich das Verhältnis zwischen dem Heiligen Stuhl und den chinesischen Behörden in den letzten Jahrzehnten doch enorm verbessert, und die chinesische Religionspolitik sei insgesamt offener geworden, erinnert der China-Experte Roman Malek im Gespräch mit uns. Wir hatten den Steyler Missionar vor den letzten Spannungen ausführlich zum Thema befragt.
„Wenn ich die Situation allein am Beispiel der katholischen Kirche in den letzten dreißig Jahren betrachte, dann kann ich doch sagen, das sind enorme Fortschritte. Wir haben jetzt in Europa Dutzende, Hunderte chinesische Studenten, Priester, Seminaristen, Schwestern. Ich sehe vor allem Zeichen der Pluralisierung. Und seitdem es die Theorie der harmonischen Gesellschaft gibt von Hu Jintao und wo man alle Kräfte, auch christliche Kirchen, für den Aufbau dieser harmonischen Gesellschaft nutzen möchte, seitdem gibt es eine Pluralisierung. Ich würde nicht sagen Lockerung, denn das war im traditionellen China auch nicht so locker, nein, die Religion bleibt im Rahmen des Staates und wird sich immer anlehnen müssen – egal, ob China kommunistisch ist oder nicht, meine ich."
Auch die zahlreichen beiderseitig – vom Vatikan und dem chinesischen Religionsbüro – abgesegneten Bischofsweihen der letzten Jahre seien Zeichen eines Weges der „Normalisierung", so Malek weiter. Grundlage der chinesischen Religionspolitik ist die Verfassung von 1982, in der dem Katholizismus – neben Protestantismus, Islam, Buddhismus und Daoismus – Religionsfreiheit in staatlich festgesetzten Grenzen zugesprochen wird.
„Und im selben Jahre hat die kommunistische Partei ein sog. Dokument Nr. 19 veröffentlicht, in dem die Partei ihre Sicht der Religion dargelegt hat. Diese beiden Dokumente gelten bis heute, d.h. die fünf anerkannten Religionen dürfen in China existieren unter bestimmten Bedingungen: dass sie sich auf eigene Räume beschränken, keine Missionierung betreiben, von keiner ausländischen Macht beherrscht werden."
Malek würde die letzten Verstimmungen rund um die unerlaubte Bischofsweihe in Chengdé wohl in einen größeren Rahmen einordnen: So wertet er zum Beispiel die Spannungen des Jahres 2000, als zart geknüpfte Fäden zwischen Vatikan und chinesischer Regierung zerrissen, nachdem Johannes Paul II. chinesische Märtyrer selig sprach, auch nicht als absoluten „Rückschlag" für die Christen im Reich der Mitte.
„Nein, das ist kein Rückschlag in der Religionspolitik, es ist ein Rückschlag gewesen im Bereich der sino-vatikanischen Beziehungen, auf die Religionspolitik hat sich das nicht ausgewirkt. … Das Jahr 2000 war eine Zäsur im Hinblick auf die sino-vatikanischen Beziehungen, und mir ist bis heute nicht verständlich, warum es so gekommen ist. Weil das einzige Problem war schließlich nur der Tag der Heiligsprechung am 1. Oktober 2000, dem chinesischen Nationalfeiertag, der Gründung der VR China. Das war eine Kollision, ein Missverständnis. … Andererseits war die Heiligsprechung auch eine Antwort auf die zehn Monate vorher in Beijing erfolgte Weihe von sechs Bischöfen am 6.1.2000. Das war eine Weihe ohne Papstmandat. So gab es ein Pingpong zwischen Peking und Vatikan und es ist schade, dass es dazu gekommen ist." (rv)

Ägypten/EU: „Menschenhandel blüht vor Europas Türen“

Die Lage von rund achtzig eritreischen Geiseln auf der Sinai-Halbinsel verschärft sich. Seit etwa einem Monat werden die Flüchtlinge, die meisten von ihnen aus Eritrea, von ägyptischen Menschenhändlern unter unmenschlichen Bedingungen festgehalten; sechs von ihnen wurden in den letzten Tagen von ihren Bewachern ermordet. Der Papst hatte am letzten Sonntag an die Rechte der Flüchtlinge erinnert und zur Solidarität mit ihnen aufgerufen. Don Mussie Zerai ist Präsident der eritreischen Agentur und Hilfsplattform „Habeshia" für Zusammenarbeit und Entwicklung. Er hatte an diesem Montag Kontakt mit den Flüchtlingen.
„Die Gefangenen erleben schreckliche Bedingungen, sowohl was Hygiene und Gesundheit betrifft, als auch Misshandlungen, denen sie ausgesetzt sind. Einige von ihnen bräuchten medizinische Hilfe. Es sind schwangere Frauen darunter, die zum Arzt müssten, sie leiden Hunger und Durst. Sie tragen Ketten an den Füßen, sind seit Tagen ohne Essen, leiden unter ständigen Misshandlungen. Die Geiselnehmer wollen von jedem 8.000 Dollar. Das Ultimatum ging am Sonntag zu Ende, und jeder hat über Verwandte bereits 500 Dollar zahlen müssen, um das eigene Leben zu retten. Wir wissen, dass sechs der Flüchtlinge getötet wurden. Den anderen kann dasselbe passieren."
Insgesamt 250 Flüchtlinge – 80 davon offenbar aus Libyen – hatten versucht, über Ägypten nach Israel einzureisen, und waren fünfzig km vor der israelischen Grenze gekidnappt worden. Eigentlich hatten sie nach Europa gewollt, so Don Mussie Zerai. Das sei aber nicht möglich gewesen, so der Menschenrechtler mit Blick auf das jüngste Abkommen zwischen Libyen und Italien, nach dem Flüchtlinge in Richtung Italien noch auf dem Mittelmeer abgeblockt und wieder nach Libyen umgeleitet werden können. Die verschärfte Einwanderungspolitik der EU setze solche Flüchtlinge zunehmend unter Druck, meint Christopher Hein, Direktor des italienischen Flüchtlingsdienstes „Cir":
„Schon seit ein paar Jahren erschweren die verschärften Maßnahmen der EU die Situation der afrikanischen Flüchtlinge, die bisher über die Meerenge von Gibraltar nach Europa einreisten. Spanien hat diesen Weg militärisch abgeriegelt. Und schließlich hat Italien mit Libyen dieses Abkommen geschlossen, das jedoch keine Lösung ist für Eritreer, die nicht in ihre Heimat zurückkehren können. Je mehr man die Türen Europas verschließt, desto mehr Aufwind erhalten Menschenhändler und illegale Organisationen, die sich am Leid der anderen bereichern."
Nach Hein müsste Europa die Flüchtlinge, die in ihren Ländern verfolgt und unterdrückt werden, als politische Flüchtlinge aufnehmen. In Eritrea fliehen viele junge Menschen zum Beispiel vor Armut und einer zunehmenden Militarisierung der Gesellschaft. Fahnenflüchtlinge fürchten um ihr Leben. Im Fall der eritreischen Geiseln hofft auch Don Mussie Zerai auf schnelles Eingreifen der internationalen Gemeinschaft:
„Der Papst hat einen Appell lanciert, dass die Rechte dieser Menschen respektiert werden. Wir hoffen, dass dieser Aufruf die internationale Gemeinschaft und insbesondere die ägyptischen Autoritäten dazu bringt, die Flüchtlinge aus den Händen der Menschenhändler zu retten. Der Schutz und die Rechte dieser Flüchtlinge müssen durch das internationale Recht anerkannt und garantiert werden!" (rv)

VH: Modifiziertes Sidebargadget für den Desktop

Vaticanhistory bietet ein modifiziertes Sidebargadget – RSS-Feed-VH-News (plus) Version 1.6 – für den eigenen Desktop an.

Gegenüber der vorhergehenden Version  wurde das Layout leicht verändert und durch das Menü "Optionen" ergänzt. Die wesentlichste Änderung ist jedoch eine beschleunigte Ladezeit (Intervall) der News. In der vorhergehenden Version 1.5 betrug diese Intervallzeitspanne 5 Minuten, in der neuen Version 1.6 nur noch 1 Minute. Somit erscheinen im Gadget die aktuellen Nachrichten noch schneller als bisher.

Viel Spaß mit der neuen Version 1.6.

Gleich neue Version 1.6 bei Microsoft-Live-Gallery >> Downloaden

D: Rheinischer Merkur und Zeit – die Zukunft des Zeitungmachens

Der vergangene Donnerstag war der erste Tag einer neuen Zeitrechnung für die katholische Wochenzeitung ‚Rheinischer Merkur’. Sie hat aufgehört, als eigenständige Publikation zu existieren, es gibt sie nur noch als Beilage der Wochenzeitung ‚Die Zeit’, das erste Mal eben seit vergangenem Donnerstag. Seitdem haben die Leserinnen und Leser ihre Erfahrungen machen können: das Layout sei noch klar eigenständig erkennbar, heißt es in Medienkritiken, der ‚Merkur’ sei inhaltlich und optisch ansprechend. Frage an Patrik Schwarz, Redakteur der ‚Zeit’ und verantwortlich für die Zusammenarbeit mit dem Merkur: Ein katholisches Blatt innerhalb der liberalen ‚Zeit’, ist das gutgegangen?
 „Ich glaube, dass wir ein Angebot haben, das eine Menge Leute interessiert – Katholiken, aber auch Protestanten. Eine Formulierung eines Kollegen von mir: Wir sind ein Blatt für Katholiken und auch für Protestanten, in dieser Abstufung ist das eine ganz treffende Beschreibung."
Soll der ‚Merkur’ eine eigenständige Größe bleiben, oder ist er als Ergänzung zur ‚Zeit’ geplant?
„Der ‚Merkur’ lebt von seiner Eigenständigkeit. Giovanni di Lorenzo, der Chefredakteur der ‚Zeit’, hat sehr früh in dieser Kooperation gesagt, dass es uns darum geht, den Geist des ‚Merkur’ zu erhalten. Wir haben jetzt zwei Monate einer sehr intensiven Entwicklungsarbeit hinter uns, und da ging es ganz am Anfang immer um die Frage, wie das zusammen geht, die ‚Zeit’ und der ‚Merkur’. Ich glaube, dass wir am Anfang eine wichtige Weiche gestellt haben: Es geht nicht darum, den ‚Merkur’ umzufrisieren auf ‚Zeit’. Das würde auch gar keinen Sinn machen, nicht für ‚Zeit’-Leser, die sich interessieren für dieses Angebot einer Wochenzeitung für Glaube – Geist – Gesellschaft, wie wir in der Unterzeile schreiben, und es würde auch keinen Sinn machen für die ‚Merkur’-Leser.
Angenommen, ich würde für den ‚Merkur’ schreiben und sehr deutlich die Berichterstattung in der ‚Zeit’ zu einem bestimmten Thema kritisieren – dürfte ich das?
„Ein beliebtes Beispiel, was uns Leser, aber auch andere Journalisten genannt haben, ist die PID, die Präimplantationsdiagnostik. Da gibt es im Spektrum der ‚Zeit’-Kollegen eine ganze Reihe unterschiedlicher Positionen. Die Frage ist also, was passiert, wenn vorne auf der Seite eins der ‚Zeit’ der Leitartikler sagt, bei der PID müsse man vor allem die Chancen sehen. Können dann die Kollegen des ‚Rheinischen Merkur’ hinten auf ihren sechs Seiten sagen, warum sie PID kritisch sehen oder sogar für falsch halten? Natürlich! Von dieser Spannbreite lebt das ganze Unterfangen.
Nun ist die ‚Zeit’ nicht unbedingt eine Wohltätigkeitsorganisation. Was verspricht sich die ‚Zeit’ von diesem Huckepack-Verfahren?
„Die Zeit ist, wie Sie gesagt haben, keine karitative Veranstaltung, die ist ein Verlag wie andere auch, aber die ‚Zeit’ ist nicht mit der Vorstellung in dieser Kooperation drin, dass damit Millionen zu machen sind. Auch die Idee für diese Kooperation kam von unserer Seite aus der Redaktion. Wir hatten das Gefühl, dass es ein Spektrum von Meinungen gibt, die wir im Hauptblatt nicht jede Woche in dem Umfang aufgreifen, abbilden und kommentieren können, wie wir das in einer solchen Zeitung in der ‚Zeit’ machen können."
Ihre Erfahrung nach der ersten Ausgabe? Ist das ein Zukunftsprojekt?
„Ich glaube, dass das ein Zukunftsprojekt ist, weil das Echo mich überzeugt. Und ich glaube auch, dass ein Quentchen eines Modells in dieser Kooperation liegt, was das Zeitungmachen betrifft. Die Idee, dass Sie eine Zeitung haben wie die ‚Zeit’, die eine Volkszeitung ist, denn die muss ja jeden ansprechen – und dann gibt es aber auch noch Interessen, die vielleicht nicht für 500.000 Auflage reichen, die aber intellektuell reizvoll sind, die journalistisch reizvoll sind und für die Sie besondere Angebote machen können. Ein Beispiel für ein solches Angebot ist ‚Christ und Welt’."
Der neue Rheinische Merkur ist nicht am Kiosk erhältlich, sondern geht ausschließlich an bisherige ‚Rheinischer Merkur’-Abonnenten. (rv)

ÖRK-Chef: „Wir leben im ökumenischen Winter“

Der Papst ist ein enger Verbündeter der Ökumene-Bewegung. Das betont der neue Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), Olav Fykse Tveit, im Exklusiv-Interview mit Radio Vatikan. Olav Fykse Tveit ist am Wochenende erstmals seit seinem Amtsantritt vor knapp einem Jahr mit Papst Benedikt XVI. im Vatikan zusammengetroffen. Der norwegische Lutheraner sprach nach der Privataudienz von einem „offenen und freundlichen Gespräch" mit dem Papst. Beide Seiten hätten dabei die Notwendigkeit betont, sich gemeinsam für „die sichtbare Einheit" der Kirche einzusetzen. Nach dem Treffen im Apostolischen Palast hat ihn Mario Galgano in unserem Radio-Studio empfangen.Der Papst ist ein enger Verbündeter der Ökumene-Bewegung. Das betont der neue Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), Olav Fykse Tveit, im Exklusiv-Interview mit Radio Vatikan. Olav Fykse Tveit ist am Wochenende erstmals seit seinem Amtsantritt vor knapp einem Jahr mit Papst Benedikt XVI. im Vatikan zusammengetroffen. Der norwegische Lutheraner sprach nach der Privataudienz von einem „offenen und freundlichen Gespräch" mit dem Papst. Beide Seiten hätten dabei die Notwendigkeit betont, sich gemeinsam für „die sichtbare Einheit" der Kirche einzusetzen. Nach dem Treffen im Apostolischen Palast hat ihn Mario Galgano in unserem Radio-Studio empfangen.
 Sie waren an diesem Samstag beim Papst im Vatikan. Darf ich zuerst einmal fragen, wer alles dabei war. Waren Sie alleine dort?
„Im Gespräch war ich alleine, ja."
Und was haben Sie dem Papst gesagt, wenn wir fragen dürfen?
„Ja, wir haben über unsere gemeinsame Aufgabe gesprochen. Wir haben ganz viel darüber geredet, wie wichtig die ökumenische Aufgabe ist, auch wenn gemeinsame Herausforderungen hier sehen und auch, wenn wir Tendenzen sehen, dass das ökumenische Bewusstsein vielleicht nicht so stark ist wie es war. Ich habe als Vertreter des ökumenischen Rates ganz stark unterstrichen, dass wir nicht eine westliche protestantische Organisation sind, sondern eine weltweite ökumenische Gemeinschaft der Kirchen. Und deshalb haben wir auch des Privileg, die Vielfalt dieser Kirchen zusammen zu bringen und, dass wir in dieser Kommission sowohl theologisch als auch in der Mission sehr eng mit der katholischen Kirche zusammenarbeiten. Aber auch, dass wir in vielen Ländern in sehr lokalen Kontexten überall eine große und wichtige Zusammenarbeit zwischen unseren Kirchen und der römisch-katholischen Kirche erleben."
Eine große Herausforderung für die Christen weltweit ist die Situation zum Beispiel im Nahen Osten, im Heiligen Land, wo Jesus ja auf die Welt kam und auch gestorben ist. War das auch ein Thema – die Lage der Christen im Nahen Osten?
„Ja, das haben wir auch ganz stark unterstrichen, wie wichtig diese Situation im Nahen Osten als eine gemeinsame Verpflichtung und Aufgabe für uns ist. Wie können wir die Kirchen dort stärken, wie können wir auch zum Dialog ermutigen, wie können wir auch gemeinsam interreligiös arbeiten, sodass wir ein höheres Niveau von Zuversicht und einen neuen Willen, Lösungen zu finden, stärken können.
Und was hat der Papst Ihnen vorgeschlagen oder vielleicht mitgegeben?
„Wir haben darüber gesprochen, dass seine Reise in das Heilige Land im Jahr 2008 und die Synode in diesem Jahr auch sehr wichtig waren und dass die Botschaft von dieser Synode sehr wichtig war: es muss einen neuen Weg geben, bei dem die Rechte und die Friedensbewegung, die von beiden Seiten gebraucht werden, ernst genommen werden. Man muss einen neuen Willen zeigen, um Lösungen zu finden.
Zurück zum Stichwort Ökumene. Wo steht die Ökumene heute?
„Ich möchte ein Bild benutzen: man sagt, dass wir jetzt vielleicht einen ökumenischen Winter haben. Und als Norweger frage ich dann zurück: was ist denn so schrecklich am Winter? Wir wissen, dass Winter auch schön sein können, aber auch, dass Winter nur eine vier verschiedenen Jahreszeiten ist. Im Winter haben wir eine Zeit zum Überlegen, zum Nachdenken über das, was wir schon erlebt haben und was wir auch von der Zukunft erwarten und vorbereiten können. Deshalb denke ich, dass man sich nicht so stark auf das konzentrieren muss, was nicht so gut ist wie es war, sondern welche neuen Möglichkeiten, welche neuen Türen wir öffnen können. Wir sehen zum Beispiel das bei den Pfingstkirchen und den evangelikalen Kirchen jetzt eine neue Offenheit für ökumenische Arbeit wächst. Wir sehen auch, dass die jüngere Generation einen natürlicheren Zugang zum ökumenischen Prozess hat. Sie verstehen gar nicht, warum wir nicht mehr eins sein können, warum wir nicht mehr zusammenarbeiten können. Daher habe ich auch die Hoffnung. Das gehört auch zum Winter. Man schaut in Richtung Frühling und Sommer und weiß, dass sie kommen."
Wie ist denn der Beitrag der katholischen Kirche, wie ist die Zusammenarbeit des ÖRK mit der katholischen Kirche?
„Ich finde sie gut, ganz offen, ehrlich und konstruktiv. Wir haben zum Beispiel in unserem ökumenischen Seminar in Bossey (Schweiz) einen katholischen Professor, in unserer Missionsabteilung haben wir einen katholischen Professor. Wir haben auch zwischen diesen Sekretariaten ganz gute Beziehungen und das wollen wir stärken. Ich denke, dass die katholische Kirche eine Institution ist, in der auch eine Bewegung ist. Und wir sind mehr eine Bewegung als eine Institution. Aber ich denke, wir haben gemeinsam die Aufgabe, wirklich etwas Neues zu bringen und auch die Tradition mitzunehmen. Wir brauchen die Stabilität der römisch-katholischen Kirche, aber wir brauchen auch diesen starken theologischen und auch starken institutionellen Beitrag zum Ökumenismus."
Ihr Besuch hier in Rom beim Papst war der Antrittsbesuch. Können Sie sich vorstellen, dass Papst Benedikt XVI. auch einmal in Genf vorbeikommt bzw. haben Sie den Papst auch eingeladen?
Es gibt eine ständige Einladung, die auch schon meine Vorgänger ausgesprochen haben. Ich habe mit Kardinal Koch besprochen, dass wir weiter prüfen sollen, ob ein Besuch möglich ist. Es wäre sehr schön, wenn es möglich würde.
Was hätte das für eine Bedeutung, was wäre es für ein Zeichen, wenn der Papst bei Ihnen in Genf vorbeischaut?
„Wenn der Papst als Besucher zum Ökumenischen Rat käme, dann wäre das ein sehr starkes Zeichen für das Beurteilung der Wichtigkeit unserer Arbeit – auch unserer gemeinsamen Arbeit. Seine Anwesenheit in Genf wäre auch sehr wichtig, weil er damit auch die Bedeutung dieser UN-Organisation bestätigen würde und diese natürlich auch besuchen würde, um zu zeigen, dass diese multilaterale Arbeit für Frieden und Gerechtigkeit in der Welt, für Menschenrechte eine wichtige Sache für den Papst und die römisch-katholische Kirche ist.
Sie haben eingangs gesagt, dass der ÖRK nicht nur die westliche Kirche bzw. das westliche Christentum vertritt. Es gibt auch die Ostkirchen. Wie ist bei Ihnen intern zurzeit das Verhältnis zwischen den Kirchen des Westens und des Ostens?
„Es ist eine große Gabe und eine große Aufgabe des Ökumenischen Rates. Wir haben eine sehr wichtige Kommission gehabt, die diesen Beitrag und die Beteiligung von der orthodoxen Kirche im Ökumenischen Kirchenrat untersucht und diskutiert. Wir haben zwei wichtige Schlussfolgerungen daraus gezogen: Die eine ist, dass wir auf einen Konsens einigen, wenn wir Entscheidungen treffen, d.h. die Orthodoxen wie auch die anderen müssen gehört und ernst genommen werden. Das bedeutet auch, dass wir wichtige Fragen nicht nur bei irgendwelchen Abstimmungen lösen. Zweitens: wir brauchen eine Klärung, wie wir gemeinsam beten können. Es war schwierig, diese Frage zu bearbeiten, denn einige sagten, dass die Orthodoxen das anders gestalten wollen als wir es in der ökumenischen Bewegung gemacht haben. Wir haben jetzt – denke ich – eine größere Klarheit darüber, wie wir gemeinsam beten können und wir haben auch die Ermutigung: wir sollen gemeinsam beten.
Herzlichen Dank für das Gespräch. (rv)

Vatikan: Als nächstes im Visier

Die Internetseite Wikileaks will als nächstes fast neunhundert vertrauliche Dokumente zum Thema Vatikan veröffentlichen. Das wurde am Samstag bekannt. Die Texte stammen aus der Feder von US-Diplomaten und betreffen die Jahre 2001-2010. In den meisten Geheimberichten gehe es um die Haltung des Vatikans zu Menschenrechten und Religionsfreiheit. Die Vatikanzeitung „Osservatore Romano" hat die Wikileaks-Veröffentlichungen der letzten Tage verurteilt; der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick meint, die Wikileaks-Aktionen verstießen gegen das siebte Gebot „Du sollst nicht stehlen". (rv) 

Italien: Papst würdigt verstorbenen Kardinal

Kardinal Michele Giordano, der emeritierte Erzbischof von Neapel, ist im Alter von 80 Jahren am 02.12.2010 verstorben. In einem Beileidstelegramm an die Familie des Kardinals würdigte Papst Benedikt XVI. das pastorale Wirken Giordanos. Der Erzbischof von Neapel habe großzügig dem Evangelium und der Kirche gedient. Michele Giordano stammte aus der süditalienischen Provinz Basilicata. Er wurde in politische Ränke verstrickt und 2002 wegen einer nicht genehmigten Baumaßnahme zu einer Bewährungssprache verurteilt. Mehrere andere Prozesse gegen den Erzbischof wegen des Vorwurfs illegaler Absprachen endeten mit Freisprüchen. (rv)

Zur Kurzbiografievon von  >> Kardinal Giordano

Pakistan: Behörden überprüfen umstrittenes Religionsgesetz

Der pakistanische Präsident Asif Ali Zardari lässt das umstrittene Blasphemie-Gesetz seines Landes überprüfen. Zardari kündigte bei einer Begegnung mit dem Präsidenten des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog, Kardinal Jean-Louis Tauran, an, dass er eine Kommission unter Leitung des für Minderheiten zuständigen Ministers mit einer Prüfung des entsprechenden Paragraphen im Strafgesetzbuch betraut habe. Die Christin Asia Bibi war Anfang November aufgrund des Blasphemie-Gesetzes von einem Gericht im ostpakistanischen Bundesstaat Punjab wegen angeblicher Lästerung des Propheten Mohammed zum Tode verurteilt worden. Tauran forderte während seiner viertägigen Reise nach Pakistan eine zügige Freilassung der Christin. (rv)