Tausende katholische Männer bitten Papst Franziskus, sein Schweigen zu brechen

DENVER – Eine Woche nachdem knapp 30.000 Frauen einen Brief unterzeichnet haben, in dem sie Papst Franziskus auffordern, Fragen zur systematischen Vertuschung sexuellen Missbrauchs zu beantworten, hat eine Gruppe katholischer Männer ihren eigenen Brief an den Papst und amerikanische Oberhirten geschrieben.

Sie fordern eine Untersuchung, mit der die Wahrheit über Vertuschung und Missbrauch ans Licht kommt.

Der Brief ist auf der Website „Catholic Men United for Christ“ zu finden, wird aber nicht von einer Gruppe oder Organisation gesponsert. Die Unterzeichner des Briefes verpflichten sich, jeden Freitag ab dem 7. September eine Form des Fastens durchzuführen und bis 2018 fortzusetzen.

Zu den Unterzeichnern gehören der in den USA populäre katholische Autor Scott Hahn, Radiomoderator Al Kresta und andere prominente Katholiken.

„Heiliger Vater, wir kommen zu dir, um Antworten zu erhalten. Gegen Dich persönlich wurden Vorwürfe erhoben. Diese stammen von einem hochrangigen Kirchenbeamten, Erzbischof Viganò. Darüber hinaus haben viele Bischöfe in den Vereinigten Staaten öffentlich erklärt, dass sie glauben, dass diese Vorwürfe untersucht werden müssen. Wir flehen dich an, dich dazu zu äußern“.

Weiter heißt es in dem Brief: „Unabhängig von der Wahrhaftigkeit der Anschuldigungen von Erzbischof Viganò bleiben unsere Bedenken bezüglich der Verdorbenheit.“

„Eure Heiligkeit, Eure Eminenzen und Eure Exzellenzen. Was tut ihr, und was werdet ihr tun, um das Volk Gottes angesichts weit verbreiteten, weltweiten Missbrauchs, Vertuschungen und hierarchischem Versagens? Wir bitten Euch, diese einfache Frage zu beantworten, denn die Kosten der bischöflichen Verdorbenheit sind katastrophal.“

Das Schreiben fordert, dass eine Untersuchung der Kirchenhierarchie von „treuen Laien“ durchgeführt wird.

Die Unterzeichner „bestätigen und unterstützen“ den Brief katholischer Frauen, so Unterzeichner Mark DeYoung gegenüber CNA. „Darüber hinaus werfen wir auch einen Blick darauf, was in verschiedenen Ländern passiert ist […], und wir weisen einfach darauf hin, dass es eine über jeden Zweifel erhabene Tatsache ist, dass es ein Problem mit Missbrauch gibt“.

Wenn es nicht gelingt, diese Verdorbenheit und diesen Missbrauch zu bekämpfen, dann könnte dies auch zu einem größeren Priestermangel führen, warnte DeYoung dem CNA.

Angesichts der Krise würden sich viele Väter es zweimal überlegen, ob sie einen Sohn auf ein Priesterseminar gehen lassen würden.

Er wisse von Familien, die ihre Kinder nicht mehr ministrieren lassen, aus Sorge um das Risiko sexuellen Missbrauchs.

DeYoung sagte auch, dass es „herzzerreißend“ sei, Zeugnisse von einigen der Opfer des Missbrauchs im Pennsylvania-Bericht zu lesen, die aussagen, dass ihr Missbrauch sie veranlasst habe, ihren religiösen Glauben völlig zu verlieren.

„Wir kämpfen wirklich für diese Menschen, (und) wir sagen auch, dass wir als katholische Männer auch die Verantwortung für unser eigenes Leben übernehmen werden“. Nicht jeder Katholik stehe schließlich treu zur Kirche und halte sich an deren Lehre.

DeYoung sagte gegenüber CNA, dass der Brief zustande kam, weil einfach viele katholische Männer „wütend, erschüttert und wirklich schockiert sind über den Zustand der Kirche im Moment“.

Dabei gehe es nicht nur um den Missbrauch Minderjähriger, sondern auch um das Fehlverhalten von Geistlichen, die ihren Gelübden und ihrer Berufung untreu sind, und gegen den Ruf zu Keuschheit und Reinheit verstoßen haben, so DeYoung.

Bischöfe müssten zudem nicht nur den Missbrauch und das Fehlverhalten untersuchen lassen, sagte DeYoung.

Die Unterzeichner erwarteten auch von den Bischöfen geistliche Führung in dieser chaotischen Zeit.

„Wir sind Menschen, die die Kirche lieben, wir lieben unsere Bischöfe, wir unterstützen unseren Heiligen Vater, und wir wollen die Wahrheit hier herauskommen sehen“, sagte er.

Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung hatten bereits über 5.000 Personen den Brief unterzeichnet. (CNA Deutsch)

Während gegen ihn wegen Missbrauchs ermittelt wurde, dienten Seminaristen bei McCarrick

WASHINGTON, D.C. – Die Erzdiözese Washington hat bestätigt, dass Seminaristen als persönliche Assistenten von Erzbischof Theodore McCarrick dienten, während gegen den Erzbischof wegen des Verdachtes auf sexuellen Missbrauchs eines Teenagers ermittelt wurde.

Im Jahr 2011 zog McCarrick aus einem Pfarrhaus in ein Haus neben dem Priesterseminar des Institute of the Incarnate Word (IVE), einem religiösen Orden, in Chillum (Maryland), innerhalb der Erzdiözese Washington.

Nach Angaben zweier ehemaliger Seminaristen, die zu diesem Zeitpunkt auf dem Campus lebten, McCarrick in einem separaten Haus auf dem Gelände. Dieses hat McCarrick offenbar selber bezahlt, oder zumindest einen Kauf für seine Person arrangiert.

Das IVE wies McCarrick zunächst einen Priester zu, der ihm als Sekretär dienen sollte, sobald er auf dem Grundstück lebte.

Quellen bestätigen, dass der Priester beauftragt wurde, mit McCarrick im Haus zu leben.

Unterlagen der Erzdiözese Washington bestätigen, dass Priester diese Aufgabe erhalten haben, und ein Sprecher sagte gegenüber CNA, die Erzdiözese habe diese Rolle finanziell unterstützt habe.

Ehemalige IVE-Seminaristen erklärten gegenüber CNA, dass McCarrick erhebliche Anforderungen an das Personal und Lehrer stellte. So wurde CNA gegenüber geschildert, wie McCarrick sich nicht um den strengen Lebensstil des Ordens bemühte, sondern sein eigenes VIP-Menü im Refektorium serviert bekam, unabhängig davon, was die Priester und Seminaristen aßen.

Das Lehrpersonal und Verantwortliche des IVE waren, so CNAs Quellen innerhalb des Ordens, unzufrieden mit dem Arrangement. Sie realisierten aber, dass der liberal gesinnte McCarrick als eine Art informeller Schirmherr für den Orden fungierte, obwohl das Institut eher traditionell orientiert ist. McCarrick weihte häufig die Priester des Ordens, in Washington wie im Ausland, und half ihnen im Management der Kritik durch südamerikanische Bischöfe, darunter die von Erzbischof Jorge Bergoglio, dem späteren Papst Franziskus.

Das „Institut des Fleischgewordenen Wortes“ wurde 1984 in Argentinien von Pater Carlos Miguel Buela gegründet. Buela ist 2010 wegen des Verdachts auf sexuelles Fehlverhalten in den Ruhestand getreten. Im Jahr 2016 bestätigte der Vatikan, dass Buela jahrzehntelanger sexueller Übergriffe gegenüber volljährigen Seminaristen seiner Gemeinschaft schuldig war. Dem Priester wurde vom Vatikan verboten, mit Mitgliedern des IVE in Kontakt zu treten und öffentlich aufzutreten.

McCarricks Hilfe war für den Orden besonders wichtig, heißt es, als die Anschuldigungen gegen Buela ans Licht kamen. Doch wie Quellen gegenüber CNA betonen, hatte dessen Hilfe einen Preis, nach dem Motto: „Wer dankbar ist, hält die Klappe.“

Nach einiger Zeit zog der Orden den Priestersekretär, der McCarrick zugeteilt war, wieder ab mit der Begründung, dass geweihte Priester aktiven Dienst versehen sollten. McCarrick arrangierte, dass an seiner Statt zwei IVE-Seminaristen ihm als Assistenten dienen sollten: Diese Seminaristen lebten mit McCarrick in seinem Haus auf dem Campus und waren unter anderem dafür verantwortlich, ihn mit dem Auto zu chauffieren und auf Reisen zu begleiten.

Begehrt war der Job des Assistenten für McCarrick nicht, so ehemalige Seminaristen gegenüber CNA. In der Regel wurden jedes Jahr zwei neue Seminaristen damit beauftragt.

Ein ehemaliger IVE-Seminarist sagte gegenüber CNA, dass es zu Beschwerden über die Anforderungen McCarricks kam – auch wenn diese nicht sexueller Art gewesen seien – und dass der Rektor die Seminaristen warnte, sich nicht von McCarricks „weltlichen“ Vorlieben anstecken zu lassen.

Einige der Seminaristen, so die Quellen weiter, begleiteten McCarrick auf Reisen zu Freunden, darunter zu einem Strandhaus, obwohl nicht klar ist, ob es sich dabei um das Haus in New Jersey handelte, in dem ehemaligen Opfern zufolge der ehemalige Kardinal wiederholt sexueller Übergriffe begangen haben soll.

Bei mindestens einer Gelegenheit zwang McCarrick seine Assistenten, ihn in ein Kasino zu begleiten. Der Vorfall löste scharfe Beschwerden seitens der Seminaristen selber wie ihrer Lehrer aus. Auch die Ordensleitung in Rom wurde darüber informiert.

Die Erzdiözese von Washington erklärte gegenüber CNA, man habe nicht regelmäßig McCarricks Reisevorbereitungen überwacht. Auch der Umfang, zu dem Seminaristen des IVE am Leben McCarricks beteiligt worden, sei nicht bekannt gewesen.

McCarrick zog schließlich vom Campus des Seminars in ein von Ordensschwestern geführtes Altersheim.

Bistumsprecher Ed McFadden sagte CNA, dass McCarrick vom Campus des IVE Anfang 2017 „aus gesundheitlichen Gründen“ weggezogen sei. Ein ehemaliger Leiter des IVE sagte gegenüber CNA jedoch, dass Kardinal Donald Wuerl im Sommer von 2016 dem IVE mitgeteilt habe, dass er wünsche, dass McCarrick sein Haus auf dem Campus verlasse. Diese habe die Erzdiözese Washington dem Seminarrektor und dem Provinzial des Ordens mitgeteilt, so die Quelle weiter, die selber Zeuge des Vorgehens war.

Bis zum Sommer 2016 habe Wuerl sich mit dem Wohn-Arrangement seines Vorgängers nur wenig befasst, so die Quelle. Doch dann sei das IVE informiert worden, Wuerl wünsche, dass McCarrick weniger Aufsehen erregen sollte, und eher pensioniert denn aktiv auftreten.

Die Erzdiözese von Washington bestätigte diese Darstellung nicht. Vielmehr hieß es, dass Gespräche im Sommer 2016 zwischen dem IVE und der Erzdiözese eher McCarricks schlechte Gesundheit zum Thema gehabt haben würden.

Eine Quelle, die mit dem Fall vertraut ist, erklärte gegenüber CNA am 25. August, dass Wuerl im Sommer 2017 informiert worden sei, dass gegen McCarrick in New York wegen des Vorwurfs sexuellen Missbrauchs ermittelt werde. Die Quelle sagte weiter, dass Wuerl damals direkt mit McCarrick kommunizierte und ihn ermutigte, sich aus dem öffentlichen Dienst zurückzuziehen. Wie McCarricks Reise-Unterlagen und öffentlichen Auftritte zeigen, wurde diese Bitte ignoriert.

Selbst nach dieser Information waren zwei IVE-Seminaristen McCarrick als Assistenten zugeteilt, mit Wissen der Erzdiözese Washington –bis Ende Juni 2018 die Erzdiözese New York öffentlich mitteilte, dass es „glaubwürdige“ Aussagen und Beweise gebe, dass McCarrick in den 1970er Jahren einen Teenager sexuell missbraucht hat. In der Folge tauchten weitere Berichte auf, dass McCarrick angeblich jahrzehntelang Seminaristen und Priester sexuell genötigt haben soll.

Während die IVE-Seminaristen nach seinem Umzug nicht mehr bei McCarrick lebten, waren sie immer noch dafür verantwortlich, seinen täglichen Personalbedarf zu decken und mit ihm zu reisen.

Die Erzdiözese von Washington erklärte CNA, dass das IVE über die Anschuldigung gegen McCarrick informiert worden sei, sobald diese für glaubwürdig gehalten wurde: im Juni 2018.

McCarricks Arrangement mit dem IVE, einschließlich der Zuweisung von zwei Seminaristen, die bei ihm im Haus lebten und als sein persönlicher Stab fungierten, erscheint angesichts der Sanktionen, die laut Erzbischof Carlo Vigano von Papst Benedikt XVI. verhängt wurden, höchst unregelmäßig.

Wie CNA berichtete, war McCarrick offenbar vom päpstlichen Nuntius Erzbischof Pietro Sambi bereits früher angewiesen worden, ein anderes Seminar zu verlassen, in dem er gelebt hatte. McCarrick zog anschließend in ein Pfarrhaus, und von dort zog er dann auf das Grundstück des IVE.

Trotz der Beweise, dass die Erzdiözese die Renovierung des Pfarrhauses für McCarrick genehmigte, und der Angaben seitens des IVE, dass Wuerl eingriff, um McCarrick von diesem Grundstück zu verlegen, wurde CNA wiederholt von der Erzdiözese Washington gesagt, dass „Erzbischof McCarrick in der Regel seine eigenen Wohnvorkehrungen getroffen und die Erzdiözese von Washington nicht direkt einbezogen hat“.

Kardinal Wuerl hat auch bestritten, über die Sanktionen informiert worden zu sein, die Papst Benedikt XVI. auferlegt haben soll; und noch im Juli 2018 hat Wuerl ebenfalls bestritten, dass von Gerüchten über McCarricks sexuelles Verhalten gewusst zu haben, bis die Erzdiözese New York ihre Ermittlungen aufnahm. (CNA Deutsch)

Analyse: Bischöfe fordern Prüfung der Vorwürfe Viganos

WASHINGTON, D.C. ,- Patricia Heaton ist außer sich. Die Schauspielerin ist eine von vielen Katholiken in den USA, die mit Erstaunen, Empörung und zunehmend Zorn auf das reagieren, was sie als Scheinheiligkeit, Lügen und Doppelmoral von Kardinälen und Bischöfen wahrnehmen. Letztlich gerinnt es im Schweigen, die von mehreren Kommentatoren als „Omertà“ verurteilte, systematische Vertuschung inakzeptablen Verhaltens, bis hin zu Verbrechen und Missbrauch. Im Zeitalter von Twitter hat das Konsequenzen: Katholikin Heaton, vierfache Mutter, hat knapp 370.000 Follower. Wenn sie – haltlos, ja, unverschämt im Ton – den Papst auffordert, endlich den Rücktritt von Kardinal Donald Wuerl anzunehmen, unterstützen dies tausende Menschen:
Nun gut, werden einige sagen, das ist halt die Filterblase von Twitter. Doch das greift zu kurz. Die Krise spielt sich nicht nur in den sozialen Medien ab. Vor Kardinal Wuerls Residenz in Washington haben aufgebrachte Katholiken demonstriert, die auf Plakaten Aufklärung fordern. Auch sie verlangen, dass der Papst endlich den Rücktritt des – im Pennsylvania-Bericht schwer belasteten – Erzbischofs annimmt.
Öffentliche Termine nimmt Wuerl derzeit nur wenige wahr. Manche spekulieren gar, er verlasse das Land. Am Schild der nach dem Kardinal benannten High School haben erboste Menschen seinen Namen übersprüht– mittlerweile hat die Erzdiözese mitgeteilt, der Erzbischof wolle diesen auch dort nicht mehr haben. Über der Graffiti ist mittlerweile ein Blech geschraubt worden, dass den Namen verdeckt.
Mit Brettern und Schweigen wird diese Krise aber nicht gelöst. In den sozialen Medien schreiben entrüstete Beobachter: Wie lange will, wie lange kann das noch weitergehen? Wie viele Gläubige wenden sich enttäuscht und angeekelt von der Kirche ab?
Wuerls Verhalten als Nachfolger von Erzbischof Theodore McCarrick wirft weitere Fragen auf, und sie werden laut gestellt – sei es auf der Straße oder im Internet: Warum hat Papst Franziskus den Rücktritt Wuerls trotzdem immer noch nicht angenommen? Sollte Wuerl gehen, folgen dann weitere? Etwa die von Vigano genannten? Wie konnte McCarrick sogar Seminaristen als Assistenten haben, nachdem bereits gegen ihn ermittelt wurde?
Die für viele wohl wichtigste, zu klärende Frage ist diese: Was ist dran an den Vorwürfen des ehemaligen Nuntius in den USA?
Diese Frage ist wichtiger als die Motivation Viganos, so sehr diese zu analysieren ist, wie auch die Agenda mancher verbohrter Papst-Kritiker und -Unterstützer, die nun irrlichtern und Nebelkerzen werfen.
Jeder Journalist weiss: Natürlich spielt die Motivation eines Whistleblowers eine Rolle. Aber auch der Wahrheitsgehalt seiner Vorwürfe ist dringend zu prüfen, und das nicht nur, weil mehrere hochrangige Kirchenvertreter Vigano in Schutz genommen haben, darunter der Erzbischof von San Francisco, während mittlerweile sechs Bischöfe allein in den USA öffentlich fordern, dass Viganòs Behauptungen wirklich geprüft werden.
Nicht nur diese Bischöfe und die aufgebrachten Laien wissen: Den Opfern – wie auch den einfachen Katholiken – steht es zu, die Wahrheit zu erfahren. Und der Kirche steht es zu, sie vom „Schmutz“ – Franziskus benutzte in Dublin dafür ein anderes Wort – zu befreien.
Nun hat der Papst die Anschuldigungen bislang aber weder von sich gewiesen noch bestätigt, wie CNA Deutsch berichtete.
Diese Haltung mag man für nachvollziehbar halten. Ob sie sich durchziehen lässt, wird sich zeigen müssen: Der Vorsitzende der US-Bischofskonferenz, Kardinal Daniel DiNardo von Galveston-Houston, hat betont, dass die Vorwürfe Viganòs „prompt und gründlich“ geprüft werden müssen.
Viganòs Brief werfe ein Schlaglicht der „Aufmerksamkeit und Dringlichkeit“ darauf, „wie die schwerwiegenden moralischen Mängel eines Bischofsbruders so lange geduldet werden konnten und sich als kein Hindernis für seinen Aufstieg erwiesen haben“, so DiNardo in seiner Erklärung.
Der Vorsitzende der Bischofskonferenz weiter: Er wiederhole die Einladung der US-Bischöfe an den Vatikan, mittels einer Apostolischen Visite in den Vereinigten Staaten der „Wahrheit auf den Grund zu gehen“.
DiNardo weiß, was man im Vatikan bislang ignoriert: Katholiken wie Patricia Heaton werden nicht locker lassen. Diesmal nicht. Zumal Reporter in den USA jetzt schon an der Residenz von Erzbischof McCarrick klingeln, und italienische Journalisten mit dem – aus Angst um seine Sicherheit – verreisten Viganò, der alle Vorwürfe gegen seine Person von sich weist, weitere Interviews führen.
In seiner Erklärung schreibt DiNardo denn auch, dass er „sehnsüchtig“ auf eine Audienz bei Papst Franziskus warte, um „seine Unterstützung für die Pläne der US-Bischöfe zu gewinnen“. Demnächst wird wieder Besuch aus den USA in Rom eintreffen.
(Letztes Update am 31. August mit jüngsten Informationen zum Fall McCarrick)
(CNA Deutsch)

Kardinal Wuerl bestreitet, von Sanktionen gegen McCarrick gewusst zu haben

WASHINGTON -Kardinal Donald Wuerl hat einen Bericht dementiert, dass er über Sanktionen informiert war, die der Vatikan offenbar gegen seinen Vorgänger, Erzbischof Theodore McCarrick, verhängt hatte.

„Kardinal Wuerl erhielt keine Unterlagen oder Informationen vom Heiligen Stuhl, die sich auf das Verhalten von Kardinal McCarrick oder eines der von Erzbischof Vigano vorgeschlagenen Verbote seines Lebens und Dienstes beziehen“, sagte der Sprecher des Kardinals, Ed McFadden, gegenüber CNA.

Am 25. August (Ortszeit) veröffentlichte Erzbischof Carlo Vigano, von 2011 bis 2016 Apostolischer Nuntius in den Vereinigten Staaten, eine schriftliche Erklärung, in der er behauptet, dass Papst Benedikt XVI. im Jahr 2009 oder 2010, nachdem er Berichte über fortwährendes sexuelles Fehlverhalten von McCarrick erhalten hatte, folgende Sanktionen angeordnet habe: Der Kardinal müsse das Priesterseminar, in dem er lebte, verlassen, ihm sei verboten, öffentlich die Messe zu feiern, an öffentlichen Versammlungen teilzunehmen, Vorträge zu halten, zu reisen, und er sei verpflichtet, ein zurückgezogenes Leben des Gebets und der Buße zu führen.

Vigano schreibt, es sei „absolut undenkbar“, dass Erzbischof Pietro Sambi, Nuntius zum Zeitpunkt der Verhängung der Sanktionen, Wuerl nicht über die Sanktionen gegen McCarrick informiert habe; McCarrick, lebte, wie Quellen vor Ort bestätigten, damals in Washington im Priesterseminar Redemptoris Mater.

„Ich selbst habe das Thema mehrmals gegenüber Kardinal Wuerl angesprochen, und ich brauchte gar nicht ins Detail zu gehen, denn es war mir sofort klar, dass er völlig Bescheid wusste“, schreibt Viganò weiter.

Der Erzbischof erwähnt auch einen spezifischen Vorfall: Er habe Wuerl gegenüber eine Anzeige angesprochen, in der um Berufungen geworben wurde. In dieser wurden junge Männer eingeladen, sich mit McCarrick zu treffen. Wuerl habe sofort gesagt, wer werde die Anzeige stornieren.

Wuerl bestreitet nicht, dass er mit dem Erzbischof über eine Berufsanzeige gesprochen hat. Allerdings, so McFadden, „vermutete Erzbischof Vigano, dass Wuerl spezifische Informationen hatte, die Wuerl nicht hatte.“

Auch wenn McCarrick aus dem Seminar Redemptoris Mater ausgezogen sein soll: McFadden teilte mit, dass „Kardinal Wuerl kategorisch bestreitet, dass er jemals Informationen über die Gründe für Kardinal McCarricks Auszug aus dem Priesterseminar Redemptoris Mater erhalten hat“.

Eine Quelle aus dem unmittelbaren Umfeld des Kardinals sagte gegenüber CNA, dass Wuerl den Eindruck gehabt habe, irgendetwas sei geschehen, weshalb McCarrick das Seminar verlassen habe. Doch weder McCarrick noch der Nuntius hätten mit ihm darüber gesprochen.

Vigano schildert dies anders: „Kardinal Wuerl, der sich der ständigen Misshandlungen durch Kardinal McCarrick und der Sanktionen, die ihm von Papst Benedikt auferlegt wurden, bewusst war, erlaubte ihm auch, in einem Priesterseminar in Washington D.C. zu wohnen, wodurch er andere Seminaristen einem Risiko aussetzte“.

McCarrick wurde am 20. Juni 2018 mit mehreren Sanktionen belegt, nachdem die Erzdiözese von New York eine Behauptung für glaubwürdig hielt, er habe in den 70er Jahren einen Teenager sexuell missbraucht. Seitdem wird behauptet, dass McCarrick während seiner jahrzehntelangen priesterlichen und bischöflichen Tätigkeit mindestens einen weiteren Teenager sexuell missbraucht hat und dass er junge Priester und Seminaristen sexuell gezwungen und angegriffen hat. Am 28. Juli wurde McCarrick’s Rücktritt vom Kardinalskollegium angenommen, und er erwartet einen Prozess im Vatikan.

Am 20. Juni 2018 suspendierte Kardinal Pietro Parolin auf Anweisung von Papst Franziskus den ehemaligen Kardinal McCarrick, nachdem eine Untersuchung der New Yorker Erzdiözese einen Vorwurf des sexuellen Missbrauchs eines Minderjährigen als „glaubwürdig und begründet“ beurteilte. Seitdem sind mehrere weitere Vorwürfe bekannt geworden, wie CNA Deutsch berichtete.

Eine Quelle, die mit der Causa McCarrick eng vertraut ist, sagte gegenüber CNA, dass Wuerl, als er darüber informiert wurde, dass gegen McCarrick wegen des Verdachts auf sexuellen Missbrauch ermittelt wurde, darum bat, dass McCarrick sich aus der Öffentlichkeit zurückziehe. McCarrick habe sich jedoch geweigert. Die Quelle sagte weiter, dass es Wuerl kirchenrechtlich nicht erlaubt sei, McCarrick die Ausübung des Dienstes in der Erzdiözese Washington zu verbieten, und dass McCarrick auch Aufforderungen anderer Verantwortlicher abgelehnt habe, Reisen oder öffentliche Auftritte in ihren Diözesen zu vermeiden.

Die „Zeugenaussage“ von Erzbischof Vigano besagt, dass Wuerls „jüngste Äußerungen, er wisse nichts davon, obwohl er anfangs schlauerweise auf die Entschädigung der beiden Opfer verwies, absolut lächerlich sind. Der Kardinal lügt schamlos.“

Viganos Erklärung zufolge hat McCarrick jahrzehntelang Einfluss auf Persönlichkeiten im Vatikan ausgeübt, und besonderen Einfluss auf Papst Franziskus gehabt. Weiter behauptet der ehemalige Nuntius, McCarrick habe einige der jüngsten Bischofernennungen des Papstes eingefädelt, darunter die von Kardinal Blase Cupich zur Erzdiözese Chicago 2014 und die von Kardinal Joseph Tobin zur Erzdiözese Newark 2016.

Der Brief des Erzbischofs fordert Franziskus auf, „seine Fehler einzuräumen“ und „den Kardinälen und Bischöfen ein gutes Beispiel zu geben, die McCarricks Missbrauch vertuschten, und mit ihnen allen gemeinsam zurückzutreten“.

Der Vatikan hat bislang nicht auf Viganos Behauptungen reagiert. (CNA Deutsch)

Ehemaliger Nuntius erhebt schwere Vorwürfe gegen Papst im Fall McCarrick

Erzbischof Carlo Maria Viganò fordert Franziskus zum Rücktritt auf, behauptet: Der Papst habe Benedikts Sanktionen aufgehoben und McCarrick gedeckt, zum Berater gemacht.

VATIKAN – In einer elfseitigen schriftlichen Zeugenaussage hat ein ehemaliger Apostolischer Nuntius in den Vereinigten Staaten mehrere hochrangige Prälaten der Mittäterschaft bei der Vertuschung der Vorwürfe sexuellen Missbrauchs gegen Erzbischof Theodore McCarrick beschuldigt und behauptet, dass Papst Franziskus von den Sanktionen wusste, die Papst Benedikt XVI. gegen den damaligen Kardinal McCarrick verhängt hatte. Franziskus habe diese aber aufgehoben.

Erzbischof Carlo Maria Viganò, 77, der von 2011 bis 2016 als Apostolischer Nuntius in Washington D.C. diente, schrieb, dass Benedikt in den späten 2000er Jahren gegen „Kardinal McCarrick ähnliche Sanktionen verhängt hatte, wie sie ihm jetzt von Papst Franziskus auferlegt wurden“ und dass Viganò persönlich Papst Franziskus von diesen Sanktionen im Jahr 2013 erzählt habe.

Erzbischof Viganò behauptet in seiner schriftlichen Erklärung zudem, dass Papst Franziskus „weiterhin McCarrick gedeckt“ habe und nicht nur „die Sanktionen, die Papst Benedikt gegen ihn verhängt hatte, nicht berücksichtigte“, sondern McCarrick auch zu „seinem vertrauten Berater“ machte: Der ehemalige Erzbischof von Washington habe den Papst dabei beraten, eine Reihe von Bischöfen in den Vereinigten Staaten zu ernennen, darunter die Kardinäle Blase Cupich von Chicago und Joseph Tobin von Newark.

Erzbischof Viganò teilt in seiner Zeugenaussage mit, sein „Gewissen gebiete“ ihm, die Wahrheit bekannt zu machen, da „die Korruption die Spitze der Hierarchie der Kirche erreicht hat“. Zum Abschluss seiner Erklärung fordert er Papst Franziskus und all jene, die an der Vertuschung von Erzbischof McCarricks Missbrauch beteiligt waren, zum Rücktritt auf.

Am 20. Juni 2018 suspendierte Kardinal Pietro Parolin auf Anweisung von Papst Franziskus den ehemaligen Kardinal McCarrick, nachdem eine Untersuchung der New Yorker Erzdiözese einen Vorwurf des sexuellen Missbrauchs eines Minderjährigen als „glaubwürdig und begründet“ beurteilte. Am selben Tag erfuhr die Öffentlichkeit, dass die Erzdiözese Newark und die Diözese Metuchen in New Jersey drei Anschuldigungen wegen sexuellen Fehlverhaltens McCarricks gegenüber erwachsenen Männern erhalten hatten. Seitdem haben Medien über Jahrzehnte langes Fehlverhalten und wiederholten Missbrauch berichtet. Unter den Opfern: Ein Jugendlicher, drei junge Priester oder Seminaristen und ein Mann, den McCarrick ab dem Alter von 11 Jahren missbraucht haben soll, wie CNA Deutsch berichtete.

Laut Viganò hatte Papst Benedikt XVI. bereits früher Sanktionen gegen McCarrick verhängt, die denen von Kardinal Parolin ähneln. „Der Kardinal sollte das Seminar, in dem er lebte, verlassen“, so Viganò, „es war ihm auch verboten, öffentlich die Messe zu feiern, an öffentlichen Versammlungen teilzunehmen, Vorträge zu halten, zu reisen, mit der Verpflichtung, sich einem Leben des Gebets und der Buße zu widmen“. Viganò dokumentierte nicht das genaue Datum, sondern erinnerte sich, dass die Sanktionen bereits 2009 oder 2010 verhängt worden seien.

Bereits Jahre vor den Maßnahmen Benedikts gegen McCarrick hatten die Vorgänger von Erzbischof Viganò in der Nuntiatur – die Erzbischöfe Gabriel Montalvo und Pietro Sambi – den Heiligen Stuhl „sofort“ darüber informiert, als sie von Erzbischof McCarricks „schwerwiegend unmoralischen Verhalten gegenüber Seminaristen und Priestern“ erfahren hatten, so der pensionierte italienische Vatikan-Diplomat.

Viganò zufolge hat Erzbischof Montalvo den Vatikan erstmals im Jahr 2000 alarmiert und darum gebeten, dass der Dominikaner-Pater Boniface Ramsey die Vorwürfe in einem Brief an Rom bestätigt. Im Jahr 2006, so Viganò, habe er persönlich, als Delegierter für päpstliche Vertretungen im Staatssekretariat, ein Memo an seinen Vorgesetzten, Kardinal Leonardo Sandri, geschrieben und vorgeschlagen, gegen McCarrick „ein Exempel zu statuieren“, das eine „medizinische Funktion“ haben könnte, um zukünftigen Missbrauch zu verhindern und eine „sehr ernsthafte Skandalisierung der Gläubigen“ zu minimieren.

Er stützte sich dabei auf eine Anklageschrift, die Erzbischof Pietro Sambi dem Staatssekretär Kardinal Tarcisio Bertone übermittelt hatte, in der ein des Missbrauchs schuldiger Priester Vorwürfe gegen McCarrick von „großer Heftigkeit und Abscheulichkeit“ erhoben hatte, einschließlich „verderblicher Verhaltensweisen“ und der „frevelhaften Feier der Eucharistie“

Doch laut Viganò wurde sein Memo ignoriert und bis Ende der 2000er Jahre wurde nichts unternommen – eine Verzögerung, von der Erzbischof Viganò behauptet, dass sie auf das Konto der Komplizenschaft der Staatssekretäre unter Johannes Paul II. und Benedikt XVI., geht: der Kardinäle Angelo Sodano und Tarcisio Bertone.

Erzbischof Viganò erklärt weiter, dass er im Jahr 2008 ein zweites Memo geschrieben habe, diesmal an Kardinal Sandris Nachfolger als Sostituto im Staatssekretariat, Kardinal Fernando Filoni. Dieses enthielt eine Zusammenfassung der Untersuchungen von Richard Sipe, einem Psychotherapeuten und Spezialisten für klerikalen sexuellen Missbrauch, welches Sipe selber Benedikt in Form einer Erklärung geschickt habe. Viganò sagte, dass er das Memo beendete, indem er gegenüber seinen Vorgesetzten „wiederholte, dass ich es für notwendig hielt, so schnell wie möglich einzugreifen, indem man McCarrick den Kardinalshut abnimmt“.

Wiederum, so der Viganò, stieß seine Bitte auf taube Ohren und er schreibt, er sei „sehr bestürzt“ gewesen, dass beide Memoranden ignoriert wurden, bis Sipes „mutige und verdienstvolle“ Aussage „das gewünschte Ergebnis“ habe.

„Benedikt tat, was er tun musste“, sagte Erzbischof Viganò gegenüber dem „National Catholic Register“ vom 25. August, „aber seine Mitarbeiter – der Staatssekretär und alle anderen – haben es nicht so umgesetzt, wie sie es hätten tun sollen, was zu der Verzögerung führte.“

„Sicher ist,“ schreibt Viganò in seinem Zeugnis, „dass Papst Benedikt gegen McCarrick die oben genannten kirchenrechtlichen Sanktionen verhängte und dass sie ihm vom Apostolischen Nuntius in den Vereinigten Staaten, Pietro Sambi, mitgeteilt wurden“.

Der „National Catholic Register“ hat von unabhängiger Seite bestätigt bekommen, dass Benedikt die Vorwürfe gegen McCarrick auf jeden Fall bekannt waren: Der emeritierte Papst erinnere sich daran, Kardinal Bertone angewiesen zu haben, Maßnahmen zu ergreifen, auch wenn er sich nicht mehr an die genauen Einzelheiten erinnere.

Im Jahr 2011, kurz nach seiner Ankunft in Washington D.C., habe er persönlich die Sanktionen gegen McCarrick diesem noch einmal mitgeteilt, so Erzbischof Viganò. „Der Kardinal, der kaum verständlich murmelte, gab zu, dass er vielleicht den Fehler gemacht hatte, mit einigen Seminaristen in seinem Strandhaus im selben Bett zu schlafen, aber er sagte dies, als ob es keine Bedeutung hätte“, erinnert sich Viganò in seiner Zeugnisaussage

In seiner schriftlichen Erklärung schildert Viganò dann seine Einschätzung, wie McCarrick trotz der gegen ihn erhobenen Anschuldigungen im Jahr 2000 zum Erzbischof von Washington D.C. ernannt werden konnte und wie seine Vergehen vertuscht wurden. Seine Aussage beschuldigt die Kardinäle Sodano, Bertone und Parolin und er besteht darauf, dass mehrere weitere Kardinäle und Bischöfe sehr wohl Bescheid wussten, darunter Kardinal Donald Wuerl, McCarricks Nachfolger als Erzbischof von Washington D.C.

„Ich selbst habe das Thema mehrmals gegenüber Kardinal Wuerl angesprochen, und ich brauchte gar nicht ins Detail zu gehen, denn es war mir sofort klar, dass er völlig Bescheid wusste“, schreibt Viganò.

Ed McFadden, ein Sprecher der Erzdiözese Washington, sagte gegenüber CNA, dass Wuerl kategorisch abstreitet, dass McCarrick vom Vatikan in seinem öffentlichen Wirken sanktioniert worden sei.

In der zweiten Hälfte von Viganòs Zeugenaussage geht es vor allem darum, was Papst Franziskus über McCarrick wusste, und wie der Pontifex handelte.

Erzbischof Viganò beschreibt ein Treffen mit Kardinal McCarrick im Juni 2013 in Sanctae Marthae, der Residenz des Papstes, bei der McCarrick ihm gegenüber „in einem Ton irgendwo zwischen zweideutig und triumphierend: ‚Gestern hat mich der Papst empfangen, morgen fliege ich nach China'“. Mit anderen Worten: Franziskus habe das von Benedikt verhängte Reiseverbot aufgehoben (ein weiterer Beweis hierfür ist ein Interview, das McCarrick dem – mit dem Register nicht zu verwechselnden – „National Catholic Reporter“ im Jahr 2014 gab).

Bei einem privaten Treffen einige Tage später, so Erzbischof Viganò, habe Papst Franziskus ihn gefragt: „Wie ist Kardinal McCarrick so?“, worauf Viganò antwortete: „Er verdarb Generationen von Seminaristen und Priestern und Papst Benedikt befahl ihm, sich zu einem Leben des Gebets und der Buße zurückzuziehen.“ Viganò fährt fort: Er glaube, dass der Zweck der Frage des Papstes gewesen sei „herauszufinden, ob ich ein Verbündeter von McCarrick war oder nicht“.

Es sei „klar“, dass seit der Wahl von Papst Franziskus McCarrick, jetzt befreit von allen Sanktionen, sich frei genug gefühlt habe, ständig zu reisen, Vorträge und Interviews zu geben, so Viganò.

Darüber hinaus fügt der Erzbischof hinzu, McCarrick sei „Königsmacher für Ernennungen in der Kurie und den Vereinigten Staaten“ geworden, „und der meistgehörte Berater im Vatikan für die Beziehungen zur Obama-Regierung“.

Viganò behauptet weiter, dass die Ernennungen von Kardinal Cupich nach Chicago und Kardinal Joseph Tobin nach Newark „unter anderem von McCarrick eingefädelt wurden“. Er sagte, dass keiner der Namen von der Nuntiatur vorgelegt wurde, deren Aufgabe traditionell darin besteht, der Kongregation für die Bischöfe eine Namensliste oder Terna vorzulegen. Er fügte hinzu, dass auch die Ernennung von Bischof Robert McElroy nach San Diego „von oben“ eingefädelt und nicht durch den Nuntius vorgeschlagen worden sei.

Der pensionierte italienische Diplomat bestätigt auch die Berichte des „National Catholic Registers“ über Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga und dessen Vertuschungsgebaren in Honduras und sagte, der Papst „verteidigt seinen Mann“ bis zum „bitteren Ende“, trotz der Anschuldigungen gegen ihn. Dasselbe gelte für McCarrick, so Viganò.

„Er [Papst Franziskus] wusste spätestens seit dem 23. Juni 2013, dass McCarrick ein Serientäter war“, sagte Erzbischof Viganò, aber obwohl Franziskus dies wusste, „deckte er ihn bis zum bitteren Ende“.

„Erst als er durch den Artikel über den Missbrauch eines Minderjährigen gezwungen wurde, wieder aufgrund der Berichterstattung der Medien, ergriff er Maßnahmen [gegen McCarrick], um sein eigenes Image in den Medien zu retten“, betont Viganò.

Der ehemalige amerikanische Nuntius wirft Papst Franziskus vor, „auf das Mandat verzichtet, das Christus Petrus gegeben hat, um die Brüder zu bestätigen“, und fordert ihn auf, „seine Fehler einzuräumen“ und „den Kardinälen und Bischöfen ein gutes Beispiel zu geben, die McCarricks Missbrauch vertuschten, und mit ihnen allen gemeinsam zurückzutreten“.

Gegenüber Journalisten sagte Erzbischof am 26. August, seine Hauptmotivation dafür, nun seine schriftliche Aussage zu machen sei, „das Leiden der Opfer zu beenden, neue Opfer zu verhindern und die Kirche zu schützen: Nur die Wahrheit kann sie frei machen“.

Er sagte auch, er wolle „mein Gewissen vor Gott von meiner Verantwortung als Bischof der Weltkirche befreien“ und fügte hinzu, dass er ein „alter Mann“ sei, der Gott „mit einem reinem Gewissen“ gegenüberstehen wolle.

„Das Volk Gottes hat das Recht, die volle Wahrheit auch über seine Hirten zu erfahren“, sagte er. „Sie haben das Recht, sich von guten Hirten führen zu lassen. Um ihnen vertrauen und sie lieben zu können, müssen sie sie offen, in Transparenz und Wahrheit kennen, wie sie wirklich sind. Ein Priester sollte immer ein Licht auf einer Kerze sein, überall und für alle.“

Dieser Artikel wurde aus dem englischen Original übersetzt und redigiert. Die Erstfassung erschien ursprünglich in der CNA-Schwesterzeitung „National Catholic Register„. (CNA Deutsch)

Der Papstbrief ist eine gutgemeinter Anfang

Ein Gastkommentar zum Brief des Pontifex über die Missbrauch- und Vertuschungskrise der Kirche.

Mit einem Brief an alle Katholiken hat Papst Franziskus auf die Krise reagiert, die Missbrauch- und Vertuschungsskandale sowie weiteres Fehlverhalten von Priestern, Bischöfen und Kardinälen ausgelöst haben.

CNA Deutsch veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung des Portals „kath.net“ den Kommentar von Petra Lorleberg.

Das Wort „Bischof“ kommt im „Schreiben von Papst Franziskus an das Volk Gottes“ zum Thema innerkirchlicher Missbrauch vom 20.8.2018 nicht vor. Das Wort „Kardinal“ kommt zweimal vor (einmal wird „Kardinal Ratzinger“ mit der Karfreitagsmeditation 2005 erwähnt, ein weiteres Mal wird in einer Fußnote ein Schreiben an einen Kardinal als Quelle genannt). Das Wort „Priester“ kommt viermal vor. Das zentrale Wort zur Beschreibung von Tätern und von stärker Tatverdächtigen ist „Kleriker“.

Eine suboptimale Terminologie, denn es handelt sich nicht zuletzt um einen Bischofs- und Kardinalsskandal. In Chile sind bisher fünf Ortsbischöfe wegen des kirchlichen Missbrauchsskandals zurückgetreten, weitere Rücktritte scheinen nicht unwahrscheinlich. Gegen zwei chilenische Kardinäle laufen starke polizeiliche Ermittlungen. Die Büros der chilenischen Bischofskonferenz wurden in einer Razzia durchsucht. Im US-Bundesstaat Pennsylvania stehen in sechs von acht Diözesen rund 300 Kleriker und Ordensleute namentlich unter Verdacht, außerdem sind klare Vertuschungsstrukturen zu erkennen. Kardinal Theodore Kardinal McCarrick, emeritierter Erzbischof von Washington D.C., wurde vom Vatikan Mitte Juni 2018 gemaßregelt und darf sein Amt nicht länger öffentlich ausüben. Gegen ihn liegen Behauptungen vor, dass er in größerem Umfang Seminaristen in sein Bett geholt habe und ihnen dann leichteren Zugang zu kirchlichen Karrieremöglichkeiten verschafft habe. Ein Aufbau eines entsprechenden Netzwerkes durch Opfer, die dann Nutznießer wurden, ist nicht völlig auszuschließen.

Auch bezüglich der Missbrauchsopfer ist die Terminologie suboptimal. Schon der zweite Satz des Papstschreibens greift zu kurz, da hier nur Missbrauch an „Minderjährigen“ beschrieben wird: „das Leiden …, das viele Minderjährige wegen sexuellem wie Macht- und Gewissensmissbrauch seitens einer beträchtlichen Zahl von Klerikern und Ordensleuten erfahren haben“. Wir wissen aber von vielen Angriffen auf die Keuschheit von Priesteramtskandidaten in den Priesterseminaren – hier handelt es sich keineswegs um „Minderjährige“. Auch wird nicht nach heterosexuellen und homosexuellen Missbrauchstaten unterschieden, im Gegenteil wird dieses Thema komplett vermieden.

Der allererste Fokus unserer Kirche muss natürlich auf den Missbrauchsopfern und ihrem Leiden liegen. Sie haben schwerste Schäden davongetragen, viele von ihnen bleiben ein Leben lang von ihren Missbrauchserfahrungen gezeichnet und entstellt, manche haben infolge der Vorgänge sogar ihr Leben verloren.

Der zweite Fokus muss aber auf der Entfernung aller Missbrauchstäter sowie Missbrauchs- und Vertuschungsstrukturen aus unserer Kirche liegen. Wenn ein Kleriker unter den begründeten Verdacht gerät, Missbrauch begangen oder vertuscht zu haben, muss er von seinem Dienst völlig suspendiert werden, solange, bis seine Schuld oder Unschuld auch rechtsstaatlich geklärt ist. Das gilt auch für Bischöfe und Kardinäle. Dass dem allerdings nicht so ist, mag der Fall von Kardinal Ricardo Ezzati Andrello, Erzbischof von Santiago de Chile, belegen. Trotz starker staatlicher Ermittlungen ist er uneingeschränkt als Erzbischof und Kardinal im Amt. Weder ist er bisher suspendiert noch hat er für sein Erzbistum einen Koadjutor an die Seite gestellt bekommen. Weitere Namen von Kardinälen könnte man hier nennen, deren Suspendierung überfällig wäre. Die katholische Kirche ist hierarchisch strukturiert, es ist Aufgabe der Leitung, Suspendierung, Maßregelung und Amtsenthebungen durchzuführen. Sprich: das genau ist Aufgabe des Papstes und der Vatikanbehörden. Bisher geschah hier deutlich zu wenig. Und wenn überhaupt etwas geschah, dann musste vorher ein unglaublich starker Aufschrei durch die Medien gehen.

Angesichts der skandalösen Vergehen katholischer Geistlicher ruft Papst Franziskus zu Fasten, Buße und Gebet auf, tatsächlich ein altbewährtes spirituelles Heilmittel der Kirche. Doch mag sich der eine oder die andere fragen: Wer genau wird fasten, büßen, beten? Jene Geistlichen, die ins Kreuzfeuer von Missbrauchs- und Vertuschungsvorwürfen geraten sind? Werden wir echt zerknirschte, womöglich öffentliche Buße von ihnen erleben, werden wir am Bildmaterial sehen, dass sie tatsächlich auch körperlich fasten? Oder werden manche der Täter weiterhin wie Maden im Speck in ihren kirchlichen Privilegien leben und die kleinen Gläubigen werden für sie fasten und büßen? Wäre dies aber nicht genau jener „Klerikalismus“, den Papst Franziskus in seinem Schreiben eigentlich anprangert?

Wir hatten in den letzten Jahrzehnten in unserer Kirche einen Graben zwischen konservativen und progressiven Katholiken, unter dem gläubige Katholiken beiderseits dieses Grabens sehr gelitten haben, wie mir Freunde und Vertraute aus beiden Lagern immer wieder erzählt haben. Wir müssen in der Kirche nun aufpassen, dass wir nicht einen noch weitaus schmerzhafteren und gefährlicheren Graben eröffnen: jenen zwischen den Klerikern und den Laienchristen. Denn derzeit sind Laienkatholiken aus beiden kirchlichen Lagern in großer Gefahr, das grundsätzliche Vertrauen in die kirchliche Leitung zu verlieren. Was aber DIES für unsere Kirche bedeuten würde, möge sich jeder selbst beantworten.

Für das Papstschreiben insgesamt möchte ich positiv sagen: Es ist immerhin ein guter Anfang, Heiliger Vater. Nun müssen Taten folgen, unbedingt auch von Ihnen! Denn wir sind bekanntermaßen keine demokratisch organisierte Gemeinschaft, sondern hierarchisch organisiert – das Gesetz des Handelns liegt also beim Vatikan. Bitte suspendieren Sie schnell, wo Kardinäle und Bischöfe unter ernstzunehmenden Missbrauchs- oder Vertuschungsverdacht geraten sind. Zuallererst zugunsten der Opfer – aber Sie haben Verantwortung auch gegenüber uns Laienchristen, denen sonst das Vertrauen in die kirchliche Hierarchie verloren geht. (CNA Deutsch)

Kardinal Wuerl sagt Teilnahme am Weltfamilientreffen ab

DUBLIN – Der Erzbischof von Washington hat seine geplante Teilnahme am Weltfamilientreffen in Irland abgesagt.

Wuerl wird seit einer Woche durch massive Vorwürfe belastet, was die Art und Weise betrifft, wie er mit Priester umging, die während seiner Amtszeit als Bischof von Pittsburgh von 1988 bis 2006 beschuldigt wurden, sexuellen Missbrauch verübt zu haben.

Am 14. August veröffentlichte eine Grand Jury aus Pennsylvania ihren Bericht über eine 18-monatige Untersuchung von sieben Jahrzehnten in sechs Diözesen in Pennsylvania, einschließlich Pittsburgh. Der Bericht dokumentiert tausendfachen Missbrauch durch rund 300 Kleriker, aber auch systematische Vertuschung durch Bischöfe. Unter anderem wirft der Untersuchungsbericht ernste Fragen über Wuerls Umgang mit Missbrauchsfällen auf, darunter einen, in dem Wuerl die Versetzung und weiteren Dienst eines Priesters genehmigte, der Jahre zuvor des sexuellen Missbrauchs beschuldigt worden war.

Kardinal Wuerl hat bestritten, von den Vorwürfen zum Zeitpunkt der Genehmigung der Verlegung Kenntnis gehabt zu haben, aber es bleiben noch Fragen offen, die sein Management dieses Falles und weiterer betreffen.

Der Kardinal hat sich auch vor kurzem Fragen gestellt, die sich auf das beziehen, was er über das Verhalten seines Vorgängers als Erzbischof von Washington wusste, des ehemaligen Kardinals Theodore McCarrick. Diesem wird unter anderem vorgeworfen, Buben und junge Männer, darunter Seminaristen und junge Priester über Jahrzehnte sexuell genötigt und missbraucht zu haben.

Wuerl, der 2006 die Nachfolge von McCarrick als Erzbischof von Washington antrat, berichtet, dass er keine Kenntnis bezüglich McCarrick hatte. Dieser lebte nach seiner Pensionierung weiterhin in der Erzdiözese Washington.

In den vergangenen Tagen wurde Kardinal Wuerl mehrfach zum Rücktritt aufgefordert. Tatsächlich hat der Kardinal im November 2015 altersbedingt ein Rücktrittsgesuch an Papst Franziskus gerichtet, als er 75 Jahre alt wurde – das Alter, in dem die Bischöfe üblicherweise Rücktrittsgesuche an den Papst richten.

Während viele Insider erwartet hatten, dass Wuerl bis zum Alter von 80 Jahren in seinem Amt bleibt, scheint es nun wahrscheinlich, dass sein Rücktritt früher akzeptiert wird.

Es gibt keine Hinweise aus dem Vatikan, wann Franziskus nun Wuerls Rücktritt akzeptiere könnte. Jedoch spekulieren Quellen aus dem Umfeld des Kardinals, dass er lange genug in seiner Position bleiben könnte, um an den ersten Diskussionen unter den US-Bischöfen teilzunehmen, während sie beginnen, die Folgen der monumentalen Krise des sexuellen Missbrauchs, mit der die Kirche jetzt konfrontiert ist, anzugehen.

Auch Kardinal Sean O’Malley aus Boston hat diese Woche seine Teilnahme am World Meeting of Families abgesagt. O’Malley zog sich von der Veranstaltung zurück, nachdem er eine Untersuchung der Vorwürfe sexueller Unregelmäßigkeiten in der Erzdiözese von Boston angekündigt hatte.

Das Weltfamilientreffen wird vom Vatikanischen „Dikasterium für Laien, Familie und Leben“ organisiert, das von Kardinal Kevin Farrell geleitet wird, dem ehemaligen Bischof von Dallas.

Farrell war Weihbischof unter McCarrick in der Erzdiözese Washington.

Das Welttreffen der Familien findet vom 21. bis 26. August statt. Papst Franziskus wird am 26. August eine Open-Air-Messe im Phoenix Park in Dublin feiern. (CNA Deutsch)

US-Bischöfe bitten Vatikan, den McCarrick-Skandal und weitere Fälle formal zu untersuchen

Apostolische Visitation soll auch weitere Zusammenhänge von Missbrauch, Vertuschung klären und Kriterien für den Umgang mit Bischöfen erarbeiten helfen.

WASHINGTON, D.C. – Die US-Bischofskonferenz möchte, dass der Vatikan die Vorwürfe sexuellen Missbrauchs und Vertuschung gegen Erzbischof Theodore McCarrick untersucht und neue Verfahren zur Meldung von Missbrauch sowie eine stärkere Einbeziehung von Laien bei der Bearbeitung von Missbrauchsfällen erarbeiten hilft.

„Wir befinden uns in einer geistlichen Krise, die nicht nur eine geistliche Bekehrung erfordert, sondern auch praktische Veränderungen, um die Sünden und Misserfolge der Vergangenheit zu vermeiden, die im jüngsten Bericht so offensichtlich sind“, sagte Kardinal Daniel DiNardo von Galveston-Houston, Vorsitzender der US-Bischofskonferenz, in einer Erklärung am 16. August.

Transparenz und Rechenschaftspflicht

„Stärkere Schutzmaßnahmen gegen Täter in der Kirche und jeden, der deren Verbrechen vertuschen würde“, sagte DiNardo.

Der Vorsitzende weiter: Es gehe um Schutzmaßnahmen, „die Bischöfe zu höchsten Standards der Transparenz und Rechenschaftspflicht verpflichten“.

Die Bischöfe laden den Vatikan formal zu einer offiziellen Apostolischen Visitation in den Vereinigten Staaten ein, um Fragen rund um Erzbischof McCarrick zu klären, in Absprache mit den Laien des Nationalen Prüfungsausschusses, betonte DiNardo.

In er Vergangenheit hätten die US-amerikanischen Bischöfe nicht „klargestellt, welchen Weg die Opfer selbst einschlagen sollten, wenn sie Missbrauch oder anderes sexuelles Fehlverhalten durch Bischöfe melden“, räumte DiNardo ein, der die Entwicklung von „zuverlässigen Mechanismen zur Berichterstattung durch Dritte“ forderte.

Zu den Zielen der Bischöfe gehöre es, die kirchenrechtlichen Verfahren für Beschwerden gegen Bischöfe „schneller, gerechter und transparenter“ zu gestalten und „festzulegen, welche Auflagen den Bischöfen in jeder Phase dieses Prozesses gemacht werden können“.

Kriterien für Umgang mit Bischöfen

DiNardo skizzierte drei Kriterien für den Umgang der Bischöfe mit vergangenem und zukünftigem Missbrauch: Unabhängigkeit von Voreingenommenheit oder unzulässiger Einflussnahme durch einen Bischof, substanzielle Beteiligung der Laien und Respekt vor der eigenen Autorität in der Kirche.

„Weil nur der Papst befugt ist, Bischöfe zu disziplinieren oder zu entfernen, werden wir sicherstellen, dass unsere Maßnahmen diese Autorität respektieren und die Schwachen vor dem Missbrauch der kirchlichen Macht schützen“, fügte die Erklärung hinzu.

Laien mit Fachkenntnissen in den Bereichen Strafverfolgung, Psychologie, Investigation und anderen relevanten Disziplinen sollen ebenfalls einbezogen werden.

In einer Sitzung Anfang dieser Woche skizzierte das Exekutivkomitee der US-Bischöfe „diese notwendigen Änderungen“ und sagte, dass sie ihre Ziele dem Vatikan und allen US-Bischöfen während der Herbsttagung der USCCB im November vorstellen werden.

DiNardo beendete die Erklärung der Bischöfe mit einer Entschuldigung:

„Ich entschuldige mich und bitte Sie demütig um Vergebung für das, was mein Bruder Bischöfe und ich getan haben und nicht getan haben. Was auch immer sich in Bezug auf Erzbischof McCarrick oder die vielen Missbräuche in Pennsylvania (oder anderswo) herausstellen mag: Wir wissen bereits, dass eine der Hauptursachen das Scheitern der bischöflichen Führung ist. Das Ergebnis war, dass viele geliebte Kinder Gottes zumindest einem Machtmissbrauch ausgesetzt wurden. Das ist eine moralische Katastrophe. Es ist auch Teil dieser Katastrophe, dass so viele treue Priester, die nach Heiligkeit streben und mit Integrität dienen, von diesem Scheitern befleckt werden.“

DiNardo weiter: „Wir sind fest entschlossen, es mit Hilfe der Gnade Gottes niemals zu wiederholen. Ich mache mir keine Illusionen darüber, wie sehr das Vertrauen in die Bischöfe durch diese vergangenen Sünden und Misserfolge beschädigt wurde. Es braucht Arbeit, um dieses Vertrauen wiederherzustellen. Was ich hier skizziert habe, ist nur der Anfang; weitere Schritte werden folgen.“

Übersetzt und redigiert aus dem Englischen von AC Wimmer. (CNA Deutsch)

Kardinal Burke: Wir befinden uns in einer schweren Krise, die das Herz der Kirche trifft

WASHINGTON, D.C. – Kardinal Raymond Burke hat gesagt, dass sich die katholische Kirche aufgrund des „schweren Versagens“ einiger Bischöfe in einer „sehr schweren Krise“ befindet.

Die Skandale um sexuellen Missbrauch und Vertuschung durch Priester und Bischöfe sind „ein schwerer Vertrauensverlust in unsere Hirten“, so Burke weiter.

„Wir befinden uns in einer sehr schweren Krise, die das Herz der Kirche trifft, denn Unser Lieber Herrgott handelt im Namen der Herde durch jene Hirten, die dazu bestimmt sind, in Seiner Person zu handeln, zu lehren, die Sakramente zu feiern und die Kirche zu leiten“, sagte Burke in einem Interview mit Raymond Arroyo in der EWTN-Sendung „World Over“ am 16. August.

Kardinal Burke, 70, ist unter anderem emeritierter Präfekt der Apostolischen Signatur und kehrte kürzlich nach einem fast einmonatigen Besuch in den Vereinigten Staaten nach Rom zurück. Er habe „noch nie so viel Wut, so viel Enttäuschung, so viel Frustration von guten, katholischen Gläubigen“ gehört wie während dieses Besuchs in den USA, so Burke.

„Wir haben es hier mit schwersten Sünden zu tun. Wir müssen unsere Aufmerksamkeit darauf lenken und das tun, was für alle Beteiligten gerecht ist.“

Der Kirchenrechtler und Kardinal betonte: „Für den Bischof, der in diesem Bereich schmerzlich versagt hat, sind die Strafrechtsmittel der Kirche auch Sühnemittel für sein Wohl“. Als Hirte sei das Wohl der Herde seine Verantwortung.

Burke weiter: „Dass ein Bischof die Herde ausnutzt und Todsünden begeht: Das ist einfach inakzeptabel und muss aufhören“.

Der einzige Weg, wie dieses Vertrauen wiederhergestellt werden kann, sei „der ganzen Sache auf den Grund zu gehen und für die Zukunft sicherzustellen, dass dies nicht geschieht“, unterstrich Burke: „Dies fällt in die Verantwortung des Heiligen Vaters“.

Rolle des Papstes

Dem Papst sei aufgetragen, Anschuldigungen gegen einen Bischof entgegenzunehmen und diese zu untersuchen, betonte er. Dafür sei nicht die Bischofskonferenz verantwortlich, so der Kardinal.

Der Kanoniker erinnerte daran, dass im Kirchenrecht seit Jahrhunderten bereits Instrumente für den Umgang mit diesen Fällen zur Verfügung stünden.

Das Problem? „Sie sind einfach, besonders in jüngster Zeit, nicht bekannt und wurden nicht befolgt“, so Burke.

„Die katholische Kirche in den Vereinigten Staaten befindet sich möglicherweise in einer der schlimmsten Krisen, die sie je erlebt hat“, sagte Burke. „Es muss anerkannt werden, und es muss in einer gründlichen Weise damit umgegangen werden, die dem moralischen Gesetz der Kirche, der Kirche selbst und dem Amt der Bischöfe treu ist.“

Burke sagte auch, daß der Untersuchungsbericht der Grand Jury in Pennsylvania sehr sorgfältig ausgewertet werden müsse.

„Es ist einfach eine Angelegenheit, die vernünftig und wahrheitsgetreu angepackt werden muss. Wenn wir feststellen, dass entsprechende Maßnahmen nicht ergriffen wurden, muss der jeweilige Bischof korrigiert werden“.

Wo sich herausstelle, dass ein Bischof „sehr schwer gescheitert“ sei, so Burke, müsse dieser „einfach entfernt werden“.

„Was wir jetzt in der Kirche sehen, zum schweren Schaden so vieler Seelen und wirklich auch zum Skandal der Welt im Allgemeinen, ist, dass die Kirche, die ein Leuchtfeuer des Lichts sein sollte, in eine solche Krise verwickelt ist“.

Kardinal Burke sprach auch über die Frage, welche Rolle die Apostasie – der Abfall vom Glauben – letztlich aus Ursache für den Missbrauch spielt, aber auch weit darüber hinaus.

„Ich denke, wir müssen einen Abfall vom Glauben konstatieren. Ich glaube, dass es einen praktischen Apostasie in Bezug auf alle Fragen der menschlichen Sexualität gegeben hat; diese beginnt vor allem mit der Vorstellung, dass es legitime sexuelle Aktivitäten außerhalb der Ehe geben kann, was natürlich falsch, völlig falsch ist“.

Seines Erachtens sei der Teufel sehr aktiv, so Kardinal Burke, „nicht nur mit Blick auf diese Krise, über die wir hier sprechen, sondern auch mit Blick auf eine Reihe anderer Situationen in der Kirche“.

Nun gehe es darum, wirklich alles zu tun, um der Wahrheit auf den Grund zu kommen und Gerechtigkeit in der Kirche wieder herzustellen – „aber gleichzeitig müssen wir alle immer inniger für die Kirche beten, und fasten, und andere Opfer zum Wohle der Kirche bringen. Wir brauchen wirklich ernsthafte Wiedergutmachungen für das Leid, das den Gläubigen, der Herde unseres Herrn, zugefügt wurde, und das ist unsere Verantwortung“, so Burke.

„Ich kann jeden nur auffordern, sich Unserem Lieben Herrgott, der uns führt und leitet, anzuvertrauen. Er wird uns nie im Stich lassen.“

Übersetzt aus dem Englischen von AC Wimmer. (CNA Deutsch)

Wie sich die Kirche der Kinder von Priestern annehmen sollte

Quelle: Coping International, (Screenshot am 16. August)

DUBLIN – Die von Skandalen in Chile, Honduras, Australien und nun den USA neu ausgelösten Diskussionen über sexuellen Missbrauch, Vertuschung, Scheinheiligkeit und unsittliches Verhalten durch Priester und Bischöfe sollte sich auch mit dem Anliegen einer anderen Gruppe befassen: Den von Priestern und Ordensleuten gezeugten Kindern.

Das fordert der Gründer einer Website zur Unterstützung der Betroffenen.

Die Kinder von Männern und Frauen, die trotz ihrer Berufung zum ehelosen Leben als Priester oder Ordensfrau eigenen Nachwuchs bekommen haben, stehen vor besonderen Herausforderungen, so Vincent Doyle.

Der Psychotherapeut gründete im Jahr 2014 das Portal „Coping International„, um Betroffenen Ressourcen und Unterstützung anzubieten.

„Ich wollte einen von der Kirche unterstützten Dienst auf globaler Ebene für Kinder von Priestern und Ordensleuten, männlich wie weiblich, haben“, sagte Doyle gegenüber CNA.

„Ich wollte mit der Kirche arbeiten, anstatt gegen die Kirche zu arbeiten“. Es sei ihm darum gegangen, Lösungen zu finden, aus der Gemeinschaft der Gläubigen heraus.

In der Praxis, so Doyle, sei er jedoch immer wieder abgespeist worden: Wenn er das Thema anspricht, werde er mit „vielen automatischen Standardantworten“ konfrontiert.

Die zuständigen Entscheider seien oft abweisend – nicht zuletzt weil man davon ausgehe, dass es gar keine – oder nur sehr wenige – Kinder von Priestern und Ordensleuten gibt.

Aber stimmt das? „Ich wollte einige qualitative und quantitative Daten haben“, so der Therapeut zu CNA. Er startete zwar die Website Children of Priests International im Dezember 2014. Somit war ab diesem Zeitpunkt die Seite www.copinginternational.com öffentlich zugänglich. Aber Doyle erzählte niemandem davon: Er wollte sehen, wie viele Leute danach suchen.

Zweieinhalb Jahre später – ohne Marketing, Medienaufmerksamkeit oder internationale Werbung – hatte die Seite mehr als 400.000 Zugriffe erhalten.

Bis heute, so Doyle, habe die Website fast 1 Million Besuche aus der ganzen Welt verzeichnet – insgesamt aus mehr als 175 Ländern.

Für den Psychotherapeuten ist dies ein klarer Hinweis darauf, dass es weit mehr Kinder von Priestern und Ordensleuten gibt, als viele Menschen annehmen.

Wie aber nimmt sich die Kirche dieser Tatsache an? Werden die Kinder, die laut Doyle oft im Verborgenen und in Scham leben, angenommen und anerkannt?

Doyle sagte, er habe den größten Erfolg in Irland erlebt, wo die nationale Bischofskonferenz im vergangenen Jahr ein Verfahren aufstellte, um damit umzugehen.

In dem Dokument der irischen Bischöfe heißt es, dass die einzelnen Situationen zwar unterschiedlich seien, aber immer „die Bedürfnisse des Kindes zuerst berücksichtigt werden sollten“. Der Priester und Vater solle seine Verantwortung anerkennen und die Mutter solle voll in die Entscheidungsfindung einbezogen werden.

Im Jahr 2015 erklärte der Generalsekretär der irischen Bischofskonferenz in einem Brief, dass Vertraulichkeitsvereinbarungen mit Priestern, die Kinder zeugen, ungerecht sind, wenn diese sich auf Mutter und Kind in irgendeiner Weise negativ auswirken.

Für Doyle ist klar: Das Vorgehen der irischen Bischöfe sollte Vorbild für andere Länder sein. Er wünscht sich weltweit mehr Anerkennung für die Kinder von Priestern und sagt, dass er sich deshalb bereits mehrfach an die Päpstliche Kommission für den Jugendschutz gewandt habe.

Im Oktober 2017 antwortete Bill Kilgallon, damals Mitglied der Kommission, auf die Schreiben von Doyle. Der Neuseeländer stellte darin fest, dass die Kommission weder einzelne Beschwerden behandle, noch die Befugnis habe, Anweisungen auf irgendeiner Ebene der Kirche zu geben. Die Kommission sei eben vielmehr ein beratendes Organ, das Papst Franziskus und die Bischofskonferenzen und Ordensoberen der Kirche berate.

Kilgallon sagte weiter, dass auf der jüngsten Sitzung der Kommission beschlossen worden sei, in der Arbeitsgruppe für Leitlinien, welcher er damals vorstand, auch die Erarbeitung solcher für den Umgang mit Kindern von Priestern in Betracht ziehen werde.

Das Kommissionsmitglied gegenüber Doyle weiter: Die bestehenden Richtlinien – wie die der irischen Bischöfe – würden geprüft werden.

Doch dann kam alles anders: Kilgallons Amtszeit in Kommission lief im Jahr 2017 aus und wurde nicht verlängert. Nun sei unklar, moniert Doyle, ob die Diskussion der Arbeitsgruppe zu diesem Thema noch fortgesetzt werde. Er habe an Kardinal Sean O’Malley, den Präsidenten der Kommission, geschrieben.

Der erschütternde Bericht aus Pennsylvania bestätigt indessen für den Psychotherapeuten, dass es Zusammenhänge gibt zwischen Fällen sexueller Gewalt gegenüber Minderjährigen und der Frage des Umgangs mit den Kindern von Priestern: Doyle verweist etwa auf den Fall eines Mädchens, dass infolge einer Vergewaltigung durch einen Priester schwanger wurde. Kinder, die durch sexuelle Übergriffe gezeugt werden sind ebenfalls Opfer von Missbrauch, betont der Therapeut.

Doyle sagt, er hoffe, dass die Päpstliche Kommission für den Jugendschutz ebenfalls den Zusammenhang nun endlich erkennt und sich unter anderem der Frage stellt:

„Wie viele Kinder sind als Folge von Vergewaltigung und sexuelle Gewalt gezeugt worden?“

Übersetzt und redigiert aus dem englischen Original von AC Wimmer. (CNA Deutsch)