Kardinal Wuerl sagt Teilnahme am Weltfamilientreffen ab

DUBLIN – Der Erzbischof von Washington hat seine geplante Teilnahme am Weltfamilientreffen in Irland abgesagt.

Wuerl wird seit einer Woche durch massive Vorwürfe belastet, was die Art und Weise betrifft, wie er mit Priester umging, die während seiner Amtszeit als Bischof von Pittsburgh von 1988 bis 2006 beschuldigt wurden, sexuellen Missbrauch verübt zu haben.

Am 14. August veröffentlichte eine Grand Jury aus Pennsylvania ihren Bericht über eine 18-monatige Untersuchung von sieben Jahrzehnten in sechs Diözesen in Pennsylvania, einschließlich Pittsburgh. Der Bericht dokumentiert tausendfachen Missbrauch durch rund 300 Kleriker, aber auch systematische Vertuschung durch Bischöfe. Unter anderem wirft der Untersuchungsbericht ernste Fragen über Wuerls Umgang mit Missbrauchsfällen auf, darunter einen, in dem Wuerl die Versetzung und weiteren Dienst eines Priesters genehmigte, der Jahre zuvor des sexuellen Missbrauchs beschuldigt worden war.

Kardinal Wuerl hat bestritten, von den Vorwürfen zum Zeitpunkt der Genehmigung der Verlegung Kenntnis gehabt zu haben, aber es bleiben noch Fragen offen, die sein Management dieses Falles und weiterer betreffen.

Der Kardinal hat sich auch vor kurzem Fragen gestellt, die sich auf das beziehen, was er über das Verhalten seines Vorgängers als Erzbischof von Washington wusste, des ehemaligen Kardinals Theodore McCarrick. Diesem wird unter anderem vorgeworfen, Buben und junge Männer, darunter Seminaristen und junge Priester über Jahrzehnte sexuell genötigt und missbraucht zu haben.

Wuerl, der 2006 die Nachfolge von McCarrick als Erzbischof von Washington antrat, berichtet, dass er keine Kenntnis bezüglich McCarrick hatte. Dieser lebte nach seiner Pensionierung weiterhin in der Erzdiözese Washington.

In den vergangenen Tagen wurde Kardinal Wuerl mehrfach zum Rücktritt aufgefordert. Tatsächlich hat der Kardinal im November 2015 altersbedingt ein Rücktrittsgesuch an Papst Franziskus gerichtet, als er 75 Jahre alt wurde – das Alter, in dem die Bischöfe üblicherweise Rücktrittsgesuche an den Papst richten.

Während viele Insider erwartet hatten, dass Wuerl bis zum Alter von 80 Jahren in seinem Amt bleibt, scheint es nun wahrscheinlich, dass sein Rücktritt früher akzeptiert wird.

Es gibt keine Hinweise aus dem Vatikan, wann Franziskus nun Wuerls Rücktritt akzeptiere könnte. Jedoch spekulieren Quellen aus dem Umfeld des Kardinals, dass er lange genug in seiner Position bleiben könnte, um an den ersten Diskussionen unter den US-Bischöfen teilzunehmen, während sie beginnen, die Folgen der monumentalen Krise des sexuellen Missbrauchs, mit der die Kirche jetzt konfrontiert ist, anzugehen.

Auch Kardinal Sean O’Malley aus Boston hat diese Woche seine Teilnahme am World Meeting of Families abgesagt. O’Malley zog sich von der Veranstaltung zurück, nachdem er eine Untersuchung der Vorwürfe sexueller Unregelmäßigkeiten in der Erzdiözese von Boston angekündigt hatte.

Das Weltfamilientreffen wird vom Vatikanischen „Dikasterium für Laien, Familie und Leben“ organisiert, das von Kardinal Kevin Farrell geleitet wird, dem ehemaligen Bischof von Dallas.

Farrell war Weihbischof unter McCarrick in der Erzdiözese Washington.

Das Welttreffen der Familien findet vom 21. bis 26. August statt. Papst Franziskus wird am 26. August eine Open-Air-Messe im Phoenix Park in Dublin feiern. (CNA Deutsch)

USA/Boston: Kardinal O‘Malley ordnet Untersuchung eines Priesterseminars an

Auslöser für die Untersuchung sind veröffentlichte Vorwürfe zweier ehemaliger Seminaristen des St. John´s Seminary Boston in sozialen Medien.

Vaticanhistory – Martin Marker

Kardinal Séan O‘Malley ist seit 30.Juli 2003 Erzbischof von Boston und seit 22.März 2014 Präsident der Päpstlichen Kommission für den Schutz von Minderjährigen. Somit steht Kardinal O‘Malley in doppelter Verantwortung zu den bekannt gewordenen Vorwürfen. Einerseits ist er leitender Erzbischof der Diözese Boston, andererseits verpflichtet ihn sein Amt im Vatikan zur Klärung der Vorwürfe.

National Catholic Register (NCR) berichtete am Freitag über die Einleitung einer großen Untersuchung des St. John´s Seminary in der Erzdiözese Boston durch Kardinal O‘Malley.

„Anfang dieser Woche wurde mir mitgeteilt, dass zwei ehemalige Seminaristen des St. John’s Seminary in der Erzdiözese Boston Behauptungen auf Social-Media-Sites einschließlich der Facebook-Seite des Erzbistums erhoben hatten, dass sie während ihrer Zeit im Seminar Zeuge von Aktivitäten gewesen seien, die direkt im Widerspruch zu den moralischen Standards und Anforderungen der Ausbildung für das katholische Priestertum stehen“, sagte O’Malley.

„Als Erzbischof von Boston, der für die Integrität des Seminars und die Einhaltung des Programms der Kirche für die Ausbildung der Priester verantwortlich ist, verpflichte ich mich zu sofortigen Maßnahmen, um diese ernsten Angelegenheiten anzugehen.“

Der Kardinal gab bekannt, dass der Rektor des Seminars Msgr. James Moroney, sofort von seinem Amt freigestellt wurde, um eine völlig unabhängige Untersuchung zu ermöglichen. Ferner gab er bekannt, dass Pater Stephen E. Salocks zum Interims-Rektor von St. John´s Seminary ernannt wurde. Salocks ist derzeit Professor am Seminar.

Die Untersuchung der Vorwürfe wird geleitet von Bischof Mark O’Connell, Weihbischof von Boston, Dr. Francisco Cesareo, Präsident des Assumption College und Präsident des USCCB National Review Board, das den USCCB in Fragen der Kinder- und Jugendschutzpolitik berät und Frau Kimberly Jones, CEO der Athena Legal Strategies Group. Die eigentliche Untersuchung wird von Mark Dunderdale, dem Direktor des Erzdiözeseamtes für berufliche Standards und Aufsicht, durchgeführt.

O‘Malley sagte, er habe das Untersuchungsteam angewiesen, ihm „so bald wie möglich“ mit seinen Ergebnissen und einer Reihe von Empfehlungen zu berichten, die angemessene Verhaltensstandards im Einklang mit der Lehre der Kirche auf allen Ebenen des Seminars gewährleisten.

„Die in dieser Woche erhobenen Anschuldigungen bereiten mir als Erzbischof von Boston große Sorgen, betonte der Kardinal. Das Amt des katholischen Priestertums erfordert eine Vertrauensbasis mit dem Volk der Kirche und der weiteren Gemeinschaft, in der unsere Priester dienen. Ich bin fest entschlossen, dass all unsere Seminare diesen Vertrauensstandard erfüllen und die notwendige Ausbildung für Priester schaffen, damit sie in unserer heutigen Gesellschaft eine anspruchsvolle Berufung des Dienstes erfüllen können.“

Nach dem Rücktritt von Kardinal Theodore McCarrick aus dem Kardinalskollegium wegen schwerer Vorwürfe des Missbrauchs und Fehlverhaltens vor wenigen Tagen ist Kardinal O‘Malley um Schadensbegrenzung bemüht. Das Bild der amerikanischen Kirche in der Öffentlichkeit könnte zusätzlichen Schaden nehmen. (vh)

Kardinal Sean O’Malley zur Glaubenskongregation berufen

VATIKANSTADT , – Kardinal Sean O’Malley ist in die Kongregation für die Glaubenslehre berufen worden. Das gab der Heilige Stuhl am gestrigen Samstag bekannt.

Der 72 Jahre alte Erzbischof von Boston, der seinen Sitz nicht verlassen wird, ist bereits in zahlreichen weiteren Ämtern und Aufsichtsräten vertreten. So leitet er die Päpstliche Kommission für den Schutz Minderjähriger und ist Mitglied des „K9“-genannten Kardinalsrates, der Papst Franziskus berät.

„Neue Entschlossenheit im Kampf gegen Missbrauch“

Die Ernennung Kardinal O’Malleys „wird wahrscheinlich als Versuch von Papst Franziskus gewertet werden, Entschlossenheit zu demonstrieren im Kampf gegen sexuellen Missbrauch“, schreibt Vatikanistin Ines San Martin auf „Crux“. Der Erzbischof von Boston gilt als führender Reformer in Sachen Missbrauch in der katholischen Hierarchie.

Die von Kardinal Gerhard Ludwig Müller geleitete Glaubenskongregation hat den Auftrag, die Glaubens- und Sittenlehre der Kirche zu fördern und vor Häresien zu schützen; seit 2001 ist sie aber auch federführend in der Handhabung von Missbrauchsfällen.

Im vergangenen Juni ndigte Papst Franziskus an, dass die Kongregation eine neue Rechtsabteilung einrichten werde, um auch nachlässige Bischöfe zu bestrafen und andere, die Missbrauchsfällen nicht adequat nachgehen oder gar kaschieren.

Das Vorhaben harrt jedoch immer noch seiner vollständigen Umsetzung, und die Ernennung des angesehenen Kapuzinermönchs werten manche Beobachter als Versuch von Franziskus, den Prozess endlich in Gang zu bringen.

Der Kapuzinermönche und Kardinal O’Malley war, beziehungsweise ist unter anderem in der Kongregation für den Klerus, der Kongregation für die Institute geweihten Lebens und für die Gesellschaften apostolischen Lebens, im Aufsichtrat von „Catholic Relief Services“ und vielen weiteren Einrichtungen.

Medienberichten zufolge galt er als einer der möglichen Nachfolger von Papst Benedikt XVI. bei der Konklave im Jahr 2013. (CNA Deutsch)

Kardinal O´Malley neues Mitglied der Glaubenskongregation

Die Wichtigkeit, die Papst Franziskus dem Thema Minderjährigenschutz einräumt, findet nun mit der Berufung des neuesten Mitglieds der Glaubenskongregation eine weitere personelle Bestätigung. Kardinal Sean Patrick O´Malley, Erzbischof von Boston und Präsident der Päpstlichen Kommission für den Schutz von Minderjährigen, wird ab sofort dem Heiligen Offizium angehören. Das gab der Vatikan an diesem Samstag bekannt.

O´Malley leitet seit Dezember 2013 die von Papst Franziskus persönlich gewollte Kommission, die ihre Arbeitsräume in der Casa Santa Marta und somit in der unmittelbaren Nähe zu Papst Franziskus hat. (rv)

USA: Kardinal warnt davor, Muslime zu Sündenböcken zu machen

Kardinal O´MalleyDie antimuslimische Rhetorik innerhalb der Republikanischen Partei in den USA wirkt zersetzend. Mit diesen Worten mahnt der Erzbischof von Boston, Kardinal Seán O’Malley, vor schlichten Schuldzuweisungen an einzelne Gruppen. Die Warnung kommt zu Beginn der Woche, in der die Partei Donald Trump offiziell zum Präsidentschaftskandidaten küren will, Trump hatte in der Vergangenheit wiederholt gefordert, allen Muslimen die Einreise in die USA zu verbieten.

Es brauche Gesetze, die Menschen nicht die Würde nähmen, so O’Malley. Sorge äußerte er auch darüber, dass die Morde von Nizza jetzt dazu führe, dass aus dem Islam ein Sündenbock gemacht würde. Er äußerte sich bei einer Reise nach Irland. (rv)

Vatikan-Kommission für Kinderschutz tagte: Bischöfe helfen

Kardinal O´MalleyBischöfe und Priester brauchen mehr Unterstützung bei der Einsetzung von Kinder- und Jugendschutzeinrichtung. Das war eines der Resultate der zweiten Vollversammlung der Päpstlichen Kinderschutzkommission, die am Wochenende im Vatikan tagte. An diesem Montag stellte die Kommission ihre Resultate in einer Medienmitteilung vor. Das nächste Treffen findet im Februar 2016 statt.

Papst Franziskus, der diese Kommission gründen ließ, liegt das Thema sehr zu Herzen, deshalb habe die Plenarversammlung mit der Frühmesse von Papst Franziskus in der Kapelle Santa Marta begonnen, so die Note der Kinderschutzkommission. Die Kommission wird vom US-amerikanischen Kardinal Sean O´Malley geleitet. Gemäß dem Kommuniqué haben die Teilnehmer der Versammlung die Richtlinien für den Schutz von Minderjährigen und Unterstützungsmaßnahmen für die Opfer erörtert. Die Mitglieder der Kinderschutzkommission hätten in den vergangenen Monaten an Tagungen und Konferenzen verschiedener Bischofskonferenzen teilgenommen, um auf ihre Arbeit aufmerksam zu machen. Die Tagungen fanden in Irland, Großbritannien, Frankreich, Neuseeland, Pazifische Inseln und auf den Philippinen statt, so die Medienmitteilung. Im kommenden Monat werden Mitglieder der Päpstlichen Kinderschutzkommission alle Bischöfe Zentralamerikas treffen, um Richtlinien mit ihnen zu erarbeiten. (rv)

Vatikan: Statuten der Kinderschutzkommission veröffentlicht

Kardinal O´MalleyEtwa ein Jahr nach der Gründung der päpstlichen Kinderschutzkommission hat der Heilige Stuhl an diesem Freitag die Statuten der Kommission veröffentlicht. Franziskus hatte das Gremium zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexuellem Missbrauch innerhalb der Kirche am 22. März 2014 eingerichtet. Es war das erste konkrete Arbeitsergebnis des neunköpfigen Kardinalsrates gewesen, der den Papst bei den Schritten zur Kurienreform berät.

Der Kinderschutz sei eine Frage „vorrangiger Bedeutung“, heißt es in den Statuten der Kinderschutzkommission. Das Gremium berate den Papst in Fragen des Kinderschutzes und schlage ihm diesbezüglich Maßnahmen und Initiativen vor, die Anwendung innerhalb der Weltkirche finden sollen. Die Kommission, die maximal 18 Mitglieder umfassen soll, habe die Form einer „unabhängigen Institution, die mit dem Heiligen Stuhl verbunden“ sei. Juristischer Sitz dieser Institution ist der Vatikanstaat, wo sich auch das Archiv der Kinderschutzkommission befindet. Wie die Kommission im Detail mit der Glaubenskongregation zusammenarbeiten soll, welche die Missbrauchsfälle aufarbeitet, und wie „unabhängig“ sie agieren kann, geht aus den Statuten nicht hervor. Bisher war immer von einer „engen Zusammenarbeit“ die Rede gewesen. Die Kompetenz der Glaubenskongregation in Fragen des Kindesmissbrauchs durch Kleriker werde durch die Kinderschutzkommission nicht beschnitten, hatte Kardinal Sean Patrick O´Malley, Leiter der Kommission, betont.

Bei der Erarbeitung der Vorschläge für den Kinderschutz beziehe die Kommission Ortskirchen, Bischofskonferenzen, Ordensinstitute sowie auch Instanzen der römischen Kurie mit ein, wird in den Statuten festgehalten. Die Kinderschutzkommission könne in diesem Kontext auch Berichte über die Effizienz der Maßnahmen zum Kinderschutz anfordern. Den Vorschlägen, die an den Papst gehen, müssten zuvor mindestens zwei Drittel des Gremiums zustimmen.

Die 18 Kommissionsmitglieder sind vom Papst zunächst die Dauer von drei Jahren ernannt. Das gilt auch für den Präsidenten und den Sekretär der Kommission, die – ebenso wie die einzelnen Mitglieder des Gremiums – ggf. im Amt wiederbestätigt werden können. Vorgesehen seien zwei Tagungen der Kommission pro Jahr, heißt es weiter. Arbeitssprachen seien Italienisch, Spanisch und Englisch.

Geballte Kompetenz aus allen Fachbereichen und Kontinenten

Geleitet wird das Gremium derzeit vom Bostoner Kardinal Sean Patrick O'Malley. Franziskus hatte Mitglieder aus allen Kontinenten berufen, unter anderen auch zwei frühere Opfer sexuellen Missbrauchs. Von den derzeit 17 Mitgliedern sind sieben Frauen, fünf Priester und fünf weitere männliche Laien. Die fachliche Bandbreite ist groß, so sind Psychotherapeuten, Sozialarbeiter, Theologen und Rechtsexperten vertreten. Aus Deutschland gehört der Kommission der Jesuit und Psychologe Hans Zollner an. Der aus Regensburg stammende Ordensmann leitet das Kinderschutzzentrum an der römischen Universität Gregoriana.

Getagt hatte das Gremium erstmals Anfang Februar diesen Jahres. Arbeitsfeld sei aktuell eine Verbesserung der Rechenschaftspflicht in der Kirche, hieß es im Abschlussbericht zu dieser Sitzung. Auch ein Gebetstag für Missbrauchsopfer sei in Planung. (rv)

Vatikan: Abschlussdokument der Kinderschutzkommission

Kardinal O´MalleyDie auf Anregung der "K9"-Gruppe im März 2014 entstandene vatikanische Kinderschutzkommission tagte erstmals Anfang Februar in voller Besatzung. Das internationale Gremium, welches aus 17 Mitgliedern – Geistlichen und Laien von allen Kontinenten der Erde – besteht, präsentiert in einem Abschlussdokument die Ergebnisse dieser ersten Sitzung. Ein Gebetstag für Missbrauchsopfer ist in Planung – sowie eine Verbesserung der Rechenschaftspflicht in der Kirche.

Die Hauptaufgabe der Kommission ist es laut dem Dokument, nach dem Wunsch von Papst Franziskus sich mit dem Schutz Minderjähriger vor sexuellem Missbrauch in der Kirche zu befassen. Im Zuge des Treffens wurden erste Resultate der unterschiedlichen Forschungen von Expertengruppen des vergangenen Jahres durch die jeweiligen Mitglieder präsentiert. Daraufhin wurde eine Vorschlagsliste für die formale Struktur der Kommission vorbereitet und diese auch Papst Franziskus vorgelegt.

Kirche als „sicheres Zuhause"

Ein wesentlicher Bestandteil der Kinderschutzkommission sind einzelne „Arbeitsgruppen", die in den kommenden Plenumssitzungen Forschungen und Projekte voranbringen sollen. Die Kirche als „sicheres Zuhause für Kinder, Jugendliche und hilfsbedürftige Erwachsene" zu gestalten, hat dabei die oberste Priorität. Dies beinhaltet das Erstellen internationaler Leitlinien zu vorbildlichen Praktiken für kirchliche Einrichtungen. Dabei sollen auch Antworten auf andere Fragen gegeben werden: Wie soll die Seelsorge für Geschädigte und ihre Familien gestaltet werden? Wie müssen Priester für das Thema sensibilisiert werden? Welche Prozeduren sind notwendig, wenn Bischöfe Pädophilievorwürfe gegen Priester nicht ernst nehmen? Welche weiteren kirchlichen und zivilrechtlichen Normen sind notwendig, um den Amtsmissbrauch zu kontrollieren?

Transparenz, Rechenschaftspflicht und Verantwortung

Eine entsprechende Rechenschaftspflicht auf allen Ebenen zu gewährleisten und Transparenz zu schaffen: Das deklariert die Kommission als einen der wichtigsten Punkte ihrer Arbeit. Nur wenn Transparenz geschaffen und jeder zur Reschenschaft gezogen werde, könne auch ein neues Bewusstsein in der Kirche enstehen. Die Prozessentwicklung für eine funktionierende Rechenschaftspflicht für alle – Klerus, Ordensleute und Laien –, die mit Minderjährigen arbeiten, sei dafür unumgänglich. Spezielle Seminare für Führungspersönlichkeiten in der Kirche sind bereits in Planung.

In Zukunft freut sich die Kommission bereits auf eine engere Zusammenarbeit mit Ortskirchen, um als erstes die geplanten Leitlinien genauer an einem Beispiel durchzusprechen. Ein weiteres Projekt der Kommission ist der geplante „Gebetstag" für alle Menschen, die sexuellen Missbrauch erleiden mussten. Dies solle zu einer „spirituellen Heilung der Wunden" beitragen und ein Bewusstsein in der kirchlichen Gemeinschaft für diese „Plage des Missbrauchs der Minderjährigen" schaffen. (rv)

Papst ernennt neue Mitglieder der „Päpstlichen Kommission f. d. Schutz von Minderjährigen“

Kardinal O´MalleyPapst Franziskus hat heute neue Mitglieder der Päpstlichen Kommission für den Schutz von Minderjährigen benannt. Bereits vor einem Jahr hatte er diese neue Kommission angekündigt. Die komplette Kommission besteht nun aus einem Präsidenten, einem Sekretär und 15 Mitgliedern aus verschiedenen Nationen:

  • Kardinal Seán O’MALLEY, OFM Cap., Präsident
  • Msgr. Robert OLIVER (United States), Sekretär
  • Rev. Luis Manuel ALI HERRERA (Kolombien)
  • Dr. Catherine BONNET (Frankreich)
  • Marie COLLINS (Ireland)
  • Dr. Gabriel DY-LIACCO (Philippinen)
  • Prof. Sheila the Baroness HOLLINS (England)
  • Bill KILGALLON (Neuseeland)
  • Sr. Kayula Gertrude LESA, R.S.C. (Sambia)
  • Sr. Hermenegild MAKORO, C.P.S. (Südafrika)
  • Kathleen McCORMACK A.M. (Australien)
  • Dr. Claudio PAPALE (Italien)
  • Peter SAUNDERS (England)
  • Hon. Hanna SUCHOCKA (Polen)
  • Dr. Krysten WINTER-GREEN (USA)
  • Rev. Dr. Humberto Miguel YÁÑEZ, S.J. (Argentinien)
  • Rev. Dr. Hans ZOLLNER, S.J. (Deutschland)

Die nächste Plenarsitzung der Kommission findet am 06. bis 08. Februar 2015 im Vatikan statt. (vh)

Papst hört drei Stunden lang Missbrauchsopfern zu

Kardinal O´Malley Papst Franziskus hat an diesem Montagmorgen drei Stunden lang Opfern von Missbrauch durch Kleriker zugehört. Sechs Personen waren von Kardinal Sean O´Malley, dem Koordinator der Vatikan-Kommission über Kindesmissbrauch, zu dem Treffen eingeladen worden, informierte Vatikansprecher Federico Lombardi. Bei den Missbrauchsopfern handelte es sich um je zwei aus Deutschland, Irland und England, je drei Frauen und drei Männer. Sie nahmen an der Morgenmesse mit dem Papst teil. Franziskus habe auf Spanisch eine Predigt gehalten, in der er das Problem des Missbrauchs durch Kirchenleute breit thematisierte, informierte Lombardi. Danach habe der Papst mit jedem der Opfer rund eine halbe Stunde lang gesprochen. Die Predigt des Papstes wurde ebenfalls an diesem Montag veröffentlicht. Es war das erste Treffen von Franziskus mit Missbrauchsopfern.

Die sechs Menschen waren am Sonntag in der Casa Santa Marta eingetroffen. Papst Franziskus begrüßte sie bereits beim Abendessen. Bei der Morgenmesse am Montag um sieben Uhr seien die Missbrauchsopfer und ihre jeweiligen Begleiter anwesend gewesen, ebenso die Angehörigen der päpstlichen Kommission, die in Franziskus´ Auftrag das Thema Missbrauch durch Kirchenangehörige breit aufarbeitet. Danach hätten alle gemeinsam ein Frühstück eingenommen. Die Einzelbegegnungen mit dem Papst dauerten nach Lombardis Angaben von neun bis fast halb ein Uhr, also je eine gute halbe Stunde lang. Lombardi:

„Ich habe kurz mit den sechs Menschen gesprochen und kann sagen, sie waren emotional berührt und voller Dankbarkeit für die Möglichkeit, mit dem Papst so ausführlich und so persönlich sprechen zu können. Sie hatten das Gefühl, mit großer Aufmerksamkeit und Offenheit angehört zu werden.“

Papst Franziskus habe unter Beweis gestellt, „dass Zuhören beim Verstehen hilft und einen Weg vorbereitet, um wieder Vertrauen zu fassen und die Wunden zu heilen“, sagte Lombardi. Über die Inhalte der Einzelgespräche habe er keine Informationen; Lombardi konnte nicht bestätigen, ob eines der beiden Opfer aus Irland einen schärferen Umgang mit dem irischen Kardinal Sean Brady gefordert habe, der Täter gedeckt haben soll. Wichtig sei, so Lombardi, dass die Begegnung von Papst Franziskus mit den Missbrauchsopfern „ein Beispiel werden kann“.

„Der Papst, der einen so breiten Raum des Zuhörens öffnet, gibt eine klare Botschaft an alle. Man muss zuhören und die nötige Zeit widmen, damit sich die Seele öffnet. Es geht darum, die Wunden zu heilen, eine Möglichkeit der Versöhnung mit Gott und der Kirche zu öffnen.“

Papst Franziskus habe nach den langen Begegnungen erschöpft und erschüttert auf ihn gewirkt, sagte Lombardi.

„Wäre es nur ein formales Treffen gewesen, hätte es wohl viel kürzer gedauert, wie viele sich das gedacht hätten. Aber es war ein ganzer Vormittag. Er war berührt, wie jeder Mensch, jeder Priester, der eine Begegnung dieser Art hat mit Menschen, die so schweres Leid erlitten haben und Wunden haben; so etwas ist immer eine extrem anstrengende Begegnung.“

Die Auswahl von nur sechs Menschen sei dem Umstand geschuldet, dass tiefgehende Gespräche gewünscht wurden, sagte Lombardi. Sie kämen aus drei Ländern, deren Ortskirchen Strukturen für den Umgang mit Missbrauchsopfern geschaffen hätten. Leider gebe es noch „viele andere Länder und Situationen“, in denen Missbrauch durch Kirchenleute aufgetreten sei. Das Thema sei heute „ein starkes Thema in der Kirche“.

Die päpstliche Kommission zur Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in der Kirche, die das Treffen der sechs Menschen mit dem Papst organisiert hatte, hatte am Sonntag zum zweiten Mal seit ihrer Gründung getagt, informierte Lombardi. Dabei sprach man unter anderem über die Statuten und mögliche neue Mitglieder. (rv)