Während gegen ihn wegen Missbrauchs ermittelt wurde, dienten Seminaristen bei McCarrick

WASHINGTON, D.C. – Die Erzdiözese Washington hat bestätigt, dass Seminaristen als persönliche Assistenten von Erzbischof Theodore McCarrick dienten, während gegen den Erzbischof wegen des Verdachtes auf sexuellen Missbrauchs eines Teenagers ermittelt wurde.

Im Jahr 2011 zog McCarrick aus einem Pfarrhaus in ein Haus neben dem Priesterseminar des Institute of the Incarnate Word (IVE), einem religiösen Orden, in Chillum (Maryland), innerhalb der Erzdiözese Washington.

Nach Angaben zweier ehemaliger Seminaristen, die zu diesem Zeitpunkt auf dem Campus lebten, McCarrick in einem separaten Haus auf dem Gelände. Dieses hat McCarrick offenbar selber bezahlt, oder zumindest einen Kauf für seine Person arrangiert.

Das IVE wies McCarrick zunächst einen Priester zu, der ihm als Sekretär dienen sollte, sobald er auf dem Grundstück lebte.

Quellen bestätigen, dass der Priester beauftragt wurde, mit McCarrick im Haus zu leben.

Unterlagen der Erzdiözese Washington bestätigen, dass Priester diese Aufgabe erhalten haben, und ein Sprecher sagte gegenüber CNA, die Erzdiözese habe diese Rolle finanziell unterstützt habe.

Ehemalige IVE-Seminaristen erklärten gegenüber CNA, dass McCarrick erhebliche Anforderungen an das Personal und Lehrer stellte. So wurde CNA gegenüber geschildert, wie McCarrick sich nicht um den strengen Lebensstil des Ordens bemühte, sondern sein eigenes VIP-Menü im Refektorium serviert bekam, unabhängig davon, was die Priester und Seminaristen aßen.

Das Lehrpersonal und Verantwortliche des IVE waren, so CNAs Quellen innerhalb des Ordens, unzufrieden mit dem Arrangement. Sie realisierten aber, dass der liberal gesinnte McCarrick als eine Art informeller Schirmherr für den Orden fungierte, obwohl das Institut eher traditionell orientiert ist. McCarrick weihte häufig die Priester des Ordens, in Washington wie im Ausland, und half ihnen im Management der Kritik durch südamerikanische Bischöfe, darunter die von Erzbischof Jorge Bergoglio, dem späteren Papst Franziskus.

Das „Institut des Fleischgewordenen Wortes“ wurde 1984 in Argentinien von Pater Carlos Miguel Buela gegründet. Buela ist 2010 wegen des Verdachts auf sexuelles Fehlverhalten in den Ruhestand getreten. Im Jahr 2016 bestätigte der Vatikan, dass Buela jahrzehntelanger sexueller Übergriffe gegenüber volljährigen Seminaristen seiner Gemeinschaft schuldig war. Dem Priester wurde vom Vatikan verboten, mit Mitgliedern des IVE in Kontakt zu treten und öffentlich aufzutreten.

McCarricks Hilfe war für den Orden besonders wichtig, heißt es, als die Anschuldigungen gegen Buela ans Licht kamen. Doch wie Quellen gegenüber CNA betonen, hatte dessen Hilfe einen Preis, nach dem Motto: „Wer dankbar ist, hält die Klappe.“

Nach einiger Zeit zog der Orden den Priestersekretär, der McCarrick zugeteilt war, wieder ab mit der Begründung, dass geweihte Priester aktiven Dienst versehen sollten. McCarrick arrangierte, dass an seiner Statt zwei IVE-Seminaristen ihm als Assistenten dienen sollten: Diese Seminaristen lebten mit McCarrick in seinem Haus auf dem Campus und waren unter anderem dafür verantwortlich, ihn mit dem Auto zu chauffieren und auf Reisen zu begleiten.

Begehrt war der Job des Assistenten für McCarrick nicht, so ehemalige Seminaristen gegenüber CNA. In der Regel wurden jedes Jahr zwei neue Seminaristen damit beauftragt.

Ein ehemaliger IVE-Seminarist sagte gegenüber CNA, dass es zu Beschwerden über die Anforderungen McCarricks kam – auch wenn diese nicht sexueller Art gewesen seien – und dass der Rektor die Seminaristen warnte, sich nicht von McCarricks „weltlichen“ Vorlieben anstecken zu lassen.

Einige der Seminaristen, so die Quellen weiter, begleiteten McCarrick auf Reisen zu Freunden, darunter zu einem Strandhaus, obwohl nicht klar ist, ob es sich dabei um das Haus in New Jersey handelte, in dem ehemaligen Opfern zufolge der ehemalige Kardinal wiederholt sexueller Übergriffe begangen haben soll.

Bei mindestens einer Gelegenheit zwang McCarrick seine Assistenten, ihn in ein Kasino zu begleiten. Der Vorfall löste scharfe Beschwerden seitens der Seminaristen selber wie ihrer Lehrer aus. Auch die Ordensleitung in Rom wurde darüber informiert.

Die Erzdiözese von Washington erklärte gegenüber CNA, man habe nicht regelmäßig McCarricks Reisevorbereitungen überwacht. Auch der Umfang, zu dem Seminaristen des IVE am Leben McCarricks beteiligt worden, sei nicht bekannt gewesen.

McCarrick zog schließlich vom Campus des Seminars in ein von Ordensschwestern geführtes Altersheim.

Bistumsprecher Ed McFadden sagte CNA, dass McCarrick vom Campus des IVE Anfang 2017 „aus gesundheitlichen Gründen“ weggezogen sei. Ein ehemaliger Leiter des IVE sagte gegenüber CNA jedoch, dass Kardinal Donald Wuerl im Sommer von 2016 dem IVE mitgeteilt habe, dass er wünsche, dass McCarrick sein Haus auf dem Campus verlasse. Diese habe die Erzdiözese Washington dem Seminarrektor und dem Provinzial des Ordens mitgeteilt, so die Quelle weiter, die selber Zeuge des Vorgehens war.

Bis zum Sommer 2016 habe Wuerl sich mit dem Wohn-Arrangement seines Vorgängers nur wenig befasst, so die Quelle. Doch dann sei das IVE informiert worden, Wuerl wünsche, dass McCarrick weniger Aufsehen erregen sollte, und eher pensioniert denn aktiv auftreten.

Die Erzdiözese von Washington bestätigte diese Darstellung nicht. Vielmehr hieß es, dass Gespräche im Sommer 2016 zwischen dem IVE und der Erzdiözese eher McCarricks schlechte Gesundheit zum Thema gehabt haben würden.

Eine Quelle, die mit dem Fall vertraut ist, erklärte gegenüber CNA am 25. August, dass Wuerl im Sommer 2017 informiert worden sei, dass gegen McCarrick in New York wegen des Vorwurfs sexuellen Missbrauchs ermittelt werde. Die Quelle sagte weiter, dass Wuerl damals direkt mit McCarrick kommunizierte und ihn ermutigte, sich aus dem öffentlichen Dienst zurückzuziehen. Wie McCarricks Reise-Unterlagen und öffentlichen Auftritte zeigen, wurde diese Bitte ignoriert.

Selbst nach dieser Information waren zwei IVE-Seminaristen McCarrick als Assistenten zugeteilt, mit Wissen der Erzdiözese Washington –bis Ende Juni 2018 die Erzdiözese New York öffentlich mitteilte, dass es „glaubwürdige“ Aussagen und Beweise gebe, dass McCarrick in den 1970er Jahren einen Teenager sexuell missbraucht hat. In der Folge tauchten weitere Berichte auf, dass McCarrick angeblich jahrzehntelang Seminaristen und Priester sexuell genötigt haben soll.

Während die IVE-Seminaristen nach seinem Umzug nicht mehr bei McCarrick lebten, waren sie immer noch dafür verantwortlich, seinen täglichen Personalbedarf zu decken und mit ihm zu reisen.

Die Erzdiözese von Washington erklärte CNA, dass das IVE über die Anschuldigung gegen McCarrick informiert worden sei, sobald diese für glaubwürdig gehalten wurde: im Juni 2018.

McCarricks Arrangement mit dem IVE, einschließlich der Zuweisung von zwei Seminaristen, die bei ihm im Haus lebten und als sein persönlicher Stab fungierten, erscheint angesichts der Sanktionen, die laut Erzbischof Carlo Vigano von Papst Benedikt XVI. verhängt wurden, höchst unregelmäßig.

Wie CNA berichtete, war McCarrick offenbar vom päpstlichen Nuntius Erzbischof Pietro Sambi bereits früher angewiesen worden, ein anderes Seminar zu verlassen, in dem er gelebt hatte. McCarrick zog anschließend in ein Pfarrhaus, und von dort zog er dann auf das Grundstück des IVE.

Trotz der Beweise, dass die Erzdiözese die Renovierung des Pfarrhauses für McCarrick genehmigte, und der Angaben seitens des IVE, dass Wuerl eingriff, um McCarrick von diesem Grundstück zu verlegen, wurde CNA wiederholt von der Erzdiözese Washington gesagt, dass „Erzbischof McCarrick in der Regel seine eigenen Wohnvorkehrungen getroffen und die Erzdiözese von Washington nicht direkt einbezogen hat“.

Kardinal Wuerl hat auch bestritten, über die Sanktionen informiert worden zu sein, die Papst Benedikt XVI. auferlegt haben soll; und noch im Juli 2018 hat Wuerl ebenfalls bestritten, dass von Gerüchten über McCarricks sexuelles Verhalten gewusst zu haben, bis die Erzdiözese New York ihre Ermittlungen aufnahm. (CNA Deutsch)

Papst an Seminaristen: „Erst Priester, dann Doktoren“

 

Papst Franziskus rät angehenden Priestern, das intellektuelle Lernen nicht über das geistliche zu stellen. „Akademismus“ und die Versuchung, „aus dem Studium einfach ein Mittel der Selbstbestätigung zu machen“, drohten am Ende den Glauben zu ersticken, sagte der Papst brasilianischen Seminaristen, die er am Samstag in Audienz empfing. Priester müssten auch menschlich gut miteinander umgehen, gerade Brasilien brauche angesichts seiner derzeitigen sozialen Probleme und „skandalösen Korruption“ einen „vereinten, brüderlichen und solidarischen Klerus“ und katholische Priester, die nicht auf Karriere aus sind. Er sei sicher, dass Brasilien seine Krise überwinde, sagte der Papst den in Rom studierenden Seminaristen, und er vertraue darauf, „dass ihr hier Protagonisten werdet“.

„Vergesst bitte nicht, dass ihr, bevor ihr Gelehrte und Doktoren seid, zuerst immer Priester und Hirten des Gottesvolkes seid und bleiben müsst“, so Franziskus. Als Gegenmittel für solche Versuchungen empfahl der Papst die priesterliche Brüderlichkeit. Durch die Weihe „haben wir alle Teil am einen Priestertum Christi, und wir bilden eine echte Familie.“ Die Gnade des Sakraments verändere auch die zwischenmenschlichen Beziehungen unter den Priestern. Franziskus empfahl den Seminaristen ganz praktisch: „Gemeinsam beten, die Freuden und die Herausforderungen des akademischen Lebens teilen; denen helfen, die an Heimweh leiden; miteinander spazieren gehen; wie eine Familie leben, als Brüder, ohne jemanden auszuschließen, auch nicht jene, die gerade in einer Krise sind oder vielleicht auch tadelnswertes Verhalten gezeigt haben, denn die priesterliche Brüderlichkeit schließt niemanden aus.“ (rv)

D/Italien: Priester mit Weltkircheerfahrung für die Heimat

Germanicum et Hungaricum726 – so viele Seminaristen gab es im vergangenen Jahr in Deutschlands Priesterkollegs. Um aber ein tatsächliches Bild vom Priesternachwuchs für das eigene Land erhalten zu können, darf man eines nicht vergessen: Nicht wenige junge Männer zieht es für die Priesterausbildung ins Ausland, wo die katholische Kirche ihnen die Möglichkeit gibt, sich zum Priester für das Heimatland ausbilden zu lassen. Nicht nur eine Kirche vor Ort also, sondern eine Weltkirche im Sinne des Wortes. Und wo wäre diese deutlicher zu erleben als in Rom?

„Rom ist aus der Perspektive der Kirche eine besonders spannende Stadt, weil sich hier Weltkirche auf eine Art und Weise erleben lässt, die unvergleichbar ist. Das Theologiestudium ist spannend, und das überall auf der Welt – aber man lernt in Rom durch den Zugang: Was bedeutet Kirche in Afrika, in Lateinamerika, in Ungarn, in Osteuropa? Beziehungsweise was heißt das für uns?"

Das sagt Mathias Bitsche, der seine Wiener Priesterausbildung im Priesterkolleg „Germanicum et Hungaricum" in Rom fortgesetzt hat. Schon der Name dieses Kollegs, das auf deutschsprachige und ungarische Seminaristen ausgerichtet ist, zeigt, dass Kirche über Ländergrenzen hinweg gedacht werden muss. Mihály Czapkó kam aus Ungarn hierher und erinnert an die geschichtsträchtige Vergangenheit des Kollegs:

„Das Germanicum, das Kolleg für das Römische Reich Deutscher Nation, wurde eigentlich schon 1552 gegründet. Der Grund war, nach der Reformation Priester auszubilden, die der Kirche, der katholischen Lehre treu sind und diese vertreten. Das Hungaricum, das ungarische Kolleg, kam 1580 dazu. Ein sehr großer Teil in Ungarn wurde vom Osmanischen Reich besetzt, in Siebenbürgen kam es auch zur Reformation. Nach der Befreiung von den Türken begann man, die Kirche wieder aufzubauen. Immer wenn ich an diese Situation denke, dann könnte ich sagen: Für die heutige kirchliche Situation ist es nicht so schlimm, wie es früher war."

Und das, obwohl es die Kirche in Ungarn immer noch schwer hat nach einem atheistischen System von fast fünfzig Jahren. Mihály Czapkó erzählt, dass sein Heimatland vor dem Kommunismus der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts ein sehr religiöses Land war. Heute sei das anders. Nach Rom ist er gekommen, um von den verschiedenen kirchlichen Situationen der Seminaristen, die aus aller Welt hierher kommen, zu lernen:

„Was vielleicht bei uns ein großes Problem ist, könnte aus Sicht von anderen Ländern ein viel kleineres Problem sein."

Voneinander lernen, sich austauschen über die jeweilige kirchliche Realität im eigenen Land, sehen, was woanders vielleicht besser läuft: Das wird den Seminaristen durch das besondere Ausbildungskonzept leichter gemacht, so der Seminarist Martin Reichert aus der Erzdiözese München-Freising:

„Das ,Germanicum et Hungaricum´ wird von den Jesuiten geleitet. Das Charakteristische an der Ausbildung durch Jesuiten ist, dass sehr viel Wert auf Eigenverantwortung und Eigeninitiative gelegt wird. Unsere Oberen sagen, es hat wenig Sinn, den Leuten einfach irgendetwas überzustülpen. Wir sollen da selbst hinein finden."

Und das geschieht besonders durch den lebendigen und internationalen Austausch, für den die Seminaristen deshalb so ausgiebig Zeit haben, weil ihre Ausbildung dem genügend Raum lässt. Aus derzeit elf verschiedenen Ländern kommen die jungen Priesteramtskandidaten, die hier studieren. Aber alle werden für den Dienst in ihrer Heimatdiözese ausgebildet. Wie die Seminaristen auf ihre Rückkehr vorbereitet werden, erklärt der Mathias Bitsche:

„Da ist einer der großen Vorteile bei uns im Haus, dass wir in Eigenverantwortung vorbereitet werden. Eine Priesterausbildung nach einem Schema kann heute nicht mehr funktionieren, weil die kirchliche Situation, die gesellschaftliche Lage im Wandel sind. Genau da ist es die Chance, hier an diesem Ort zu überlegen: Wie kann meine kirchliche Situation zu Hause von dem profitieren, was ich hier kennenlerne und natürlich auch faktisch lerne? Und da miteinander im Gespräch zu sein und mal zu hören: Wie geht’s denn der Kirche in Ungarn? Was kommt bei denen gut an? Was davon kann eine Chance für unsere kirchliche Situation sein?"

Wenn der gemeinsame Blick der beiden deutschsprachigen Seminaristen, Mathias Bitsche und Martin Reichert, von Rom aus auf die kirchliche Situation in ihren Heimatländern Österreich und Deutschland fällt, spricht der Österreicher Mathias Bitsche auch für seinen Mitseminaristen, wenn er über die Heimatsituation seiner Kirche sagt:

„Da entsteht eine gedrückte Stimmung, weil man fragt: Wie kann das weitergehen? Priestermangel? Der sonntägliche Kirchenbesuch? Diese Situation ist auch unseren Ausbildern, unseren Hausvorstehern bewusst. Das sind deutsche Jesuiten beziehungsweise ein österreichischer und ein ungarischer Jesuit, die mit uns gemeinsam diesen Weg in dieser Zeit hier in Rom gehen. Natürlich wird sich die Frage gestellt, wie die kirchliche Situation in den unterschiedlichen Ländern ist und was man daraus machen kann."

Für die gedrückte Stimmung, von der Mathias Bitsche spricht, macht Martin Reichert mit Blick auf Deutschland immer wieder laut werdende Forderungen mitverantwortlich. Seiner Einschätzung nach helfe es aber kaum, diesen Forderungen einfach nachzukommen.

„Abschaffung des Zölibats, Einführung des Frauenpriestertums – die Forderungen sind natürlich auch von außen, von der Gesellschaft in den Glauben hineingekommen. Es gibt da ein großes Unverständnis, und wir können den Leuten auch kaum vermitteln, dass es Menschen gibt, die ihre Sexualität in ihre Persönlichkeit integrieren, ohne sie auszuleben, oder dass wir keine Frauen an unseren „Spitzenpositionen" haben. Ich denke, was wir machen können, ist, die Leute auf das Wesentliche in unserem Glauben aufmerksam zu machen: Das ist die Botschaft des Glaubens selbst, das ist die Botschaft der Liebe, der Solidarität, der Gerechtigkeit. Und genau das soll die Kirche auch für die Welt, für die anderen Menschen offen machen. Wir glauben an einen Gott, der ein Gott für uns ist, der mit den Menschen sein will – und das müssen wir heute der Welt zeigen."

Und das ist nicht nur der priesterliche Auftrag, wie ihn Martin Reichert für seinen eigenen Beruf in Zukunft versteht. Für Mathias Bitsche ist das gleichzeitig auch ein möglicher Ansatzpunkt für einen innerkirchlichen Bewusstseinswandel, der zu einer veränderten – nämlich positiveren Wahrnehmung von Kirche in der Öffentlichkeit führen könne:

„Ich glaube, dass die Kirche im Moment sehr viel das Bild vermittelt: Entweder Du gehörst voll und ganz dazu – oder gar nicht. Ein problematisches Bild, aber lösen werden wir das nicht mit Äußerlichkeiten, lösen werden wir das mit einer einladenden Haltung: Zu uns darf man kommen, bei uns ist jeder Mensch willkommen, auch dann, wenn er vielleicht nicht zu hundert Prozent unserem Bild entspricht. (rv)

Eritrea: Regime will Priester mit Waffen ausstatten

Während die internationale Staatengemeinschaft mit Sorge auf Ägypten blickt, befindet sich ein weiteres afrikanisches Land in einer schlimmen Krise. Im westafrikanischen Eritrea leidet besonders die katholische Kirche an den politischen Wirren in dem Land. Stimmen aus der Kirche, die aus Sicherheitsgründen anonym bleiben müssen, haben gegenüber dem internationalen katholischen Hilfswerk „Kirche in Not" beklagt, die Kirche in Eritrea blute durch den erzwungenen Militärdienst personell aus. Das bestätigt gegenüber Radio Vatikan John Newton von dem katholischen Hilfswerk.

„Alle Einwohner Eritreas – auch Frauen – sind gezwungen, mindestens eine Waffe zu besitzen. Die Regierung schafft aber damit eine Atmosphäre der permanenten Kriegsbedrohung, um die Menschen gefügig zu halten. Auch Seminaristen sowohl von katholischen als auch von orthodoxen Einrichtungen mussten vor Kurzem gezwungenermaßen den Militärdienst absolvieren."

Kritik wird in kirchlichen Kreisen daran geäußert, dass die kommunistische Regierung sogar Priester mit Waffen ausstatten will, so Newton. Der Kirche sei zudem die karitative Tätigkeit verboten.

„Die Regierung will, dass sich Seelsorger zwar auf die Kirche und die Sakristei beschränken, aber gleichzeitig auch in ihrem Dienst stehen. Das hat nun dazu geführt, dass in vielen Pfarreien niemand mehr für die Gläubigen da ist. Es fehlen Katecheten oder Messdiener. Alle haben Angst. Und mit dem Militärzwang für Seminaristen wird auch die Ausbildung der künftigen Priester prekär."

Die Zeit des Militärdienstes sei nicht zeitlich begrenzt, so dass er oft viele Jahre dauere. Die Kriegsgefahr werde seitens der Regierung übertrieben, was als Vorwand dazu diene, Militärdienstleistende nicht gehen zu lassen. Manche von ihnen seien bereits seit 16 Jahren in der Armee.

„Generell führt der Militärdienst dazu, dass es in dem Land einen Mangel an qualifizierten Arbeitskräften gibt. Davon ist natürlich auch die katholische Kirche sehr betroffen. Dazu kommt, dass viele Eritreer das Land verlassen. Somit geht dem Land wertvolles Potential verloren. Auch Jugendliche, die in Eritrea bleiben, sind im Geiste schon im Ausland. Es gilt hier ein weit verbreiteter Grundsatz: Wer bleibt, ist dumm. Bereits eine Million Eritreer leben im Ausland. Zurzeit leben in dem nordostafrikanischen Land 5,2 Millionen Menschen."

Großbritannien: Mehr Seminaristen

In England und Wales zeigen die Zahlen der katholischen Priesteramtskandidaten nach oben: Dieses Jahr wurde mit 56 Eintritten ins Priesterseminar ein Rekord für die letzten zehn Jahre erreicht. Das meldet die Nachrichtenagentur ccn. Die Kirche führt die steigenden Zahlen u.a. auf eine stärkere Berufungspastoral in den Bistümern und auch an katholischen Schulen zurück. Ein erstes Festival mit dem Titel „Invocation", das im Juli junge Leute in Birmingham für das Ordens- bzw. Priesterleben interessieren sollte, wurde auf einer Konferenz in der Stadt jetzt als Erfolg gewertet; es solle im nächsten Sommer wiederholt werden. (rv)