Kardinal Amato: „Am 30. September wissen wir, wann Johannes Paul II. heiliggesprochen wird“

Kardinal Amato, Präfekt der SeligsprechungskongregationDer Präfekt der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse, Kurienkardinal Angelo Amato, hat gegenüber Radio Vatikan bestätigt, dass am kommenden 30. September das genaue Datum der Heiligsprechungen der Päpste Johannes Paul II. und Johannes XXIII. bekanntgegeben werde. An diesem Tag wird der Papst ein Konsistorium, also eine Kardinalsversammlung, abhalten. Der Papst hatte bereits im Hinflug aus Rio Richtung Rom diese Ankündigung bekannt gegeben. Amato selber wisse nicht, wann die Heiligsprechungen der beiden verstorbenen Päpste durchgeführt werden. Das wisse nur der Papst selber, so Amato.

„Ich möchte nur eine Sache zu diesen beiden Kirchenmänner sagen: Johannes XXIII. war der große Prophet und Begründer des Konzils; Johannes Paul II. hat die Resultate dieses Konzils umgesetzt und weiter entwickelt. Deshalb handelt es sich um zwei Säulen nicht nur der christlichen Kultur sondern auch der christlichen Heiligkeit."

Der italienische Kurienkardinal besucht derzeit das 34. Meeting der katholischen Bewegung „Comunione e Liberazione" im norditalienischen Badeort Rimini. Dort hat er eine Ausstellung über den heiligen Giovanni Battista Piamarta eröffnet.

„Die Heiligsprechung fand unter Benedikt XVI. statt und hat eine wichtige Bedeutung für unsere Zeit der Krise. Piamarta kümmert sich um arme Jugendliche. Eine ähnliche Figur war Don Bosco. Es sind Heilige, die mit großer Aufmerksamkeit auf die Probleme der Jugend geschaut haben, insbesondere auf jene, die mittellos und ungebildet waren. Heute haben wir zwar Jugendliche, die ausgebildet sind, doch viele sind arbeitslos und gehören somit zu den Randgruppen. Es sollte Politikern bewusster werden, wie die heutige Realität der Jugend aussieht. Heilige wie Piamarta können dabei helfen." (rv)

Papst Johannes Paul II. und Johannes XXIII.: Zwei Wege zur Heiligsprechung

Slawomir OderAls Präzedenzfall wertet Monsignor Slawomir Oder, Postulator des Heiligsprechungsprozesses von Johannes Paul II., Papst Franziskus‘ Entscheidung, das Konsistorium für eine mögliche Heiligsprechung des Konzilspapstes Johannes XXIII. einzuberufen.

„Was die Figur des Papstes betrifft, ist diese Entscheidung in unser Zeit beispiellos", sagte Oder jetzt im Gespräch mit Radio Vatikan. Franziskus hatte die Causa Anfang Juli zusammen mit dem Dekret für eine mögliche Heiligsprechung von Johannes Paul II. unterschrieben. Der Schritt kam überraschend, denn ein für die Heiligsprechung notwendiges Wunder wurde bei Johannes XXIII. bislang nicht bestätigt. Für Monsignor Oder fällt die päpstliche Entscheidung dennoch nicht völlig aus dem Rahmen:

„Jeder Papst ist höchster Richter und Gesetzgeber in der Kirche, indem er der Stellvertreter Christi ist. Eine solche Entscheidung gehört also zu seinen Befugnissen. Sicher ist es keine leichtfertige Entscheidung gewesen. Es ist ja eine Entscheidung, die eine Heiligsprechung betrifft, die Proklamation einer heiligen Person, eines Papstes, der durch Ansehen und Unfehlbarkeit überzeugt. Uns mag der Schritt vielleicht überraschen, doch hinter ihm stehen die Reflektion und das Gebet des Papstes, die ihn zu dieser Entscheidung führten. Und diese Art von Entscheidung kann spirituellen Früchte tragen und zum Wohl der Seelen beitragen."

Ein Datum für das Konsistorium gab der Vatikan bislang nicht bekannt. Pater Federico Lombardi hatte betont, Franziskus‘ Entscheidung sei eine „Absichtserklärung" – ob der Papst also für die Heiligsprechung des Konzilspapstes von der Anerkennung eines Wunder absieht oder ob ein solches noch bestätigt wird, steht also offen. Der Papst würdigte Johannes XXIII. zuletzt anlässlich dessen Todestages am 3. Juni. Im „evangeliengemäßen Gehorsam" liege der „Schlüssel zur Güte und zum Frieden von Papst Johannes" und „die Wurzel seiner Heiligkeit", sagte Franziskus bei einer Gedenkmesse für den Konzilspapst im Petersdom. Das von Johannes einberufene Zweite Vatikanische Konzil sei „Markstein der Kirche des 20. Jahrhunderts" und ein „Leuchtturm" für die Zukunft der Kirche, so der Papst weiter. Dazu Slawomir Oder:

„Eine eventuelle, zeitgleiche Heiligsprechung von Johannes Paul II. und Johannes XXIII. ist klar im Lichte des Zweiten Vatikanischen Konzils zu lesen. Es ist offensichtlich: Johannes XXIII. ist der Papst, der den Mut hatte, die Kirche dem Ereignis des Konzils gegenüber zu öffnen, der Papst, der mit seinem ganzen Pontifikat die Wegweisungen und den Geist des Konzils empfangen und diese durch sein Amt realisiert hat."

Im Fall von Johannes Paul II. hatte der Papst am vergangenen 5. Juli ein Wunder per Dekret anerkannt, das sich in Lateinamerika ereignet hatte. Monsignor Oder verrät im Gespräch mit Radio Vatikan Details der Begebenheit:

„Der Fall trug sich am Tag der Seligsprechung von Johannes Paul II. in Costa Rica zu. Eine junge Frau, die unter einem Hirnaneurysma litt, bat um die Fürsprache Johannes Paul II. und schloss sich über Fernsehen dem Gebet der ganzen Kirche für ihn an. Am Ende der Seligsprechung ist sie eingeschlafen und dann, als sie am Morgen aufwachte, hat sie gespürt, dass die Symptome der Krankheit verschwunden waren. Und eine innere Stimme sagte ihr: ,Steh auf, hab keine Angst, nimm dein Leben wieder auf.‘"

Papst Johannes Paul war am 1. Mai 2011 selig gesprochen worden. Beobachter halten eine Heiligsprechung des polnischen Papstes im Kontext des Hochfestes für den Seligen am kommenden 22. Oktober für möglich, wenn auch ein offizielles Datum bislang nicht bekannt wurde. Slawomir Oder zeigt sich im Gespräch mit Radio Vatikan überzeugt davon, dass auf die Heiligsprechung von Johannes Paul II. nicht mehr lang gewartet werden muss. (rv)

Johannes XXIII. und Johannes Paul II. auf dem Weg zur Heiligsprechung

Papst Johannes XXIII.  Papst Johannes Paul II.Das für eine Heiligsprechung von Papst Johannes Paul II. notwendige Wunder ist von Papst Franziskus an diesem Freitag per Dekret anerkannt worden. Das teilte der Vatikan in einer Erklärung mit. In einer Audienz für den Präfekten der zuständigen Kongregation, Kardinal Angelo Amato, hatte der Papst insgesamt zwölf Dekrete unterzeichnet, die verschiedene Heiligsprechungsprozesse betreffen.
Gleichzeitig approbierte der Papst die Abstimmung der Mitglieder der Heiligsprechungskongregation betreffs einer Heiligsprechung von Papst Johannes XXIII. Papst Franziskus hat entschieden, so die Vatikannote weiter, dass das zur Entscheidung über eine Heiligsprechung der beiden Päpste notwendige Konsistorium einberufen werden soll. Ein Datum für die Kardinalsversammlung wurde noch nicht bekannt gegeben.

Mündlich fügte Vatikansprecher Pater Federico Lombardi an, dass es für die Heiligsprechung von Johannes XXIII. noch kein anerkanntes Wunder gebe, dass der Papst aber die Autorität habe, davon zu dispensieren. Die Entscheidung des heutigen Tages sei eine Absichtserklärung, so Lombardi.

Johannes XXIII.

Der am 25. November 1881 in der Lombardei geborene Angelo Giuseppe Roncalli war am 28. Oktober 1958 zum Papst gewählt worden. Am 25. Dezember 1961 hatte er das Zweite Vatikanische Konzil einberufen (1962-1965). Im Jahr 2000 wurde Johannes XXIII. seliggesprochen. Zu seinem 50. Todestag am 4. Juni dieses Jahres hatte Papst Franziskus ihn bei einer Messfeier gewürdigt:

„Der Petersplatz war damals zu einer Open-Air-Kirche geworden, Tag und Nacht kamen Gläubige aller Altersgruppen und sozialen Klassen hierhin, um für die Gesundheit des Papstes zu beten. Die ganze Welt hatte in Papst Johannes einen Hirten und einen Vater erkannt: Hirte, weil Vater."

Papst Roncalli sei ein „Mann gewesen, der Frieden ausstrahlte", so Franziskus. Ein „herzlicher Friede" sei das gewesen, gleichbedeutend mit Güte.

„Wie schön ist es, einen gütigen Priester zu finden! Das erinnert mich an etwas, das der heilige Ignatius von Loyola den Jesuiten einschärfte, als er von den Qualitäten sprach, die ein Vorgesetzter haben sollte. Er gab eine ganze Liste von Eigenschaften, und am Ende sagte er: „Und wenn er diese Tugenden nicht hat, dann möge er wenigstens gütig sein!" Das ist das Entscheidende. Vater sein. Ein Priester voller Güte. Das war zweifellos ein entscheidender Charakterzug von Papst Johannes."

Johannes Paul II.

Karol Józef Wojtyła wurde am 18. Mai 1920 in Wadowice in Polen geboren. Seit 1964 Erzbischof von Krakau nahm er unter anderem an den Beratungen des Zweiten Vatikanischen Konzils teil. 1978 zum Papst gewählt, war sein Pontifikat das zweitlängste der Geschichte. Er starb am 2. April 2005 und wurde am 1. Mai 2011 selig gesprochen. In seiner Predigt zur Seligsprechung bezog sich Papst Benedikt XVI. damals auf das Ende und den Beginn des Pontifikates seines direkten Vorgängers.

„Groß war der Schmerz über den Verlust, aber noch größer war die Erfahrung einer unendlichen Gnade, die Rom und die ganze Welt umfing: die Gnade, die wie die Frucht des ganzen Lebens meines geliebten Vorgängers und besonders seines Zeugnisses im Leiden war. Schon an jenem Tag spürten wir den Duft seiner Heiligkeit ausströmen, und das Volk Gottes hat auf viele Weisen seine Verehrung für ihn zum Ausdruck gebracht…. ’Habt keine Angst! Öffnet, ja reißt die Tore weit auf für Christus!’ Was der neugewählte Papst von allen erbat, das hat er selbst als erster vorgemacht: Er hat die Gesellschaft, die Kultur, die Bereiche der Politik und der Wirtschaft für Christus geöffnet. Mit der Kraft eines Riesen – die er von Gott erhalten hat – hat er eine Tendenz umgedreht, die unumkehrbar erscheinen mochte. Mit seinem Zeugnis des Glaubens, der Liebe und des apostolischen Mutes, das von einer großen Menschlichkeit begleitet wurde, hat dieser beispielhafte Sohn der polnischen Nation den Christen auf der ganzen Welt geholfen, keine Angst zu haben, sich Christen zu nennen, zur Kirche zu gehören und vom Evangelium zu sprechen." (rv)

Papst besucht zum Todestag Grab von Johannes Paul II

G_Johannes_Paul_II2Papst Franziskus hat am Dienstagabend anlässlich des achten Todestages von Papst Johannes Paul II. dessen Grab im Petersdom aufgesucht. Nach der abendlichen Schließung der Vatikan-Basilika begab er sich gegen 19.00 Uhr ins rechte Seitenschiff zum Gebet am Grabmonument des seligen Papstes, wie der Vatikan mitteilte. Lange verweilte Franziskus im stillen Gebet vor dem Grab Johannes Paul II. Anschließend besuchte er auch kurz die Grabstätten der beiden anderen seligen Päpste des 20. Jahrhunderts, die im Petersdom ihre letzte Ruhestätte gefunden haben: Pius X. und Johannes XXIII. Franziskus wurde von Kardinal Angelo Comastri, dem Erzpriester des Petersdoms, und seinem Privatsekretär Alfred Xuereb begleitet.

Papst Johannes Paul II. war am Abend des 2. April 2005 nach fast 27-jährigem Pontifikat im Alter von 84 Jahren gestorben. (rv)

„Ein treuer Zeuge“ – Zum achten Todestag von Johannes Paul II.

Papst Johannes Paul II.Am 2. April vor acht Jahren verstarb der selige Johannes Paul II. Die letzten Osterfeierlichkeiten, die der damalige Papst begleitet hatte, waren überschattet von seiner überdeutlichen physischen Schwäche, und nur wenige Tage nach Ostern wurde der Welt dann der Tod des geliebten Papstes mitgeteilt.
Dieses Jahr feierte bereits der zweite Nachfolger von Johannes Paul II., Papst Franziskus, Ostern in Rom. Der polnische Papst stand seinem jetzigen Nachfolger im Papstamt sehr nahe: im Jahr 1992 ernannte er ihn zum Bischof, im Jahr 2001 kreierte er ihn zum Kardinal. Wir stellen Ihnen im Anschluss einige Auszüge aus Predigten vor, die der damalige Erzbischof von Buenos Aires über Johannes Paul II. hielt:
Johannes Paul II. hat keine Angst gehabt, denn „er hat sein Leben in Betrachtung des auferstandenen Herrn verbracht". Diese Worte fand Mario Bergoglio am 1. Mai 2011 in der Kathedrale von Buenos Aires, um den verstorbenen Papst zu beschreiben. An diesem Tag wurde Karol Wojtyla in Rom selig gesprochen, doch auch in Argentinien und dem Rest der Welt lebte die Kirche einen Tag des Festes. „Johannes Paul II.", fuhr Bergoglio fort, „hatte keine Angst" und genau deshalb „schlug er die Diktaturen nieder". „Der Mut, die Standhaftigkeit, die uns die Auferstehung Christi gibt", so der Kardinal bei dieser Gelegenheit, „die Gewissheit, dass uns durch die Barmherzigkeit vergeben wird, nehmen die Angst von uns". Und er schloss mit dem Wunsch, dass die Worte des seligen Johannes Paul II. auch heute noch in unseren Herzen nachklingen mögen: „Habt keine Angst."

Sechs Jahre zuvor, am 4. April 2005, hatte der Erzbischof von Buenos Aires eine Messe im Gedenken an den verstorbenen Papst gefeiert, zwei Tage nach seinem Tod. Johannes Paul II., sagte er bei dieser Gelegenheit, sei ein kohärenter Zeuge des Herrn gewesen, der in Gemeinschaft mit seinem Volk war, „mit der Kohärenz eines Mannes Gottes". Mit der Kohärenz desjenigen, der jeden Morgen „viele Stunden in Anbetung verharrte" und sich dadurch „von der Kraft Gottes durchdringen ließ". Die Kohärenz, so der zukünftige Papst Franziskus in seiner Predigt, kauft man nicht, die Kohärenz studiert man nicht, sondern sie müsse „im Herzen mit der Anbetung kultiviert werden". In einer Zeit, so schloss der Kardinal, in der wir Zeugen nötiger als Lehrmeister haben, habe Johannes Paul II. bis zum Schluss gelebt, indem er genau das war: „Ein treuer Zeuge." (rv)

Vor sieben Jahren starb Johannes Paul II.

An diesem Montag jährt sich zum siebten Mal der Todestag von Papst Johannes Paul II. Im Mai letzten Jahres ist der Papst aus Polen selig gesprochen worden, jetzt hofft der Postulator für seine Heiligsprechung auf ein „Zeichen Gottes": „Ein solches Zeichen Gottes wäre ein neues Wunder" auf die Fürsprache Johannes Pauls. Das sagte der Postulator, Pater Stanislaw Oder, im Gespräch mit Radio Vatikan.

„Im Moment treffen aus vielen Teilen der Welt Hinweise auf Gnaden ein, die durch die Fürsprache von Johannes Paul II. erwirkt wurden, und einige Berichte sind sicher interessant. In einem bestimmten Fall warte ich gerade auf das Dossier mit den Belegen, um eine tiefergehende Untersuchung starten zu können, um zu einem guten Urteil zu gelangen."

Dass Johannes Paul II. „wirklich in unsere Herzen und Häuser eingetreten" ist, dafür sprechen aus Sicht von Pater Oder „die nicht abreißenden Besuche an seinem Grab im Petersdom".

„Ein anderes Phänomen, das in diesem ersten Jahr seit Johannes Pauls Seligsprechung aufgekommen ist, ist die Wallfahrt seiner Reliquien. Sie ist gewissermaßen spontan aufgekommen: Es fing an mit der Präsenz der Blutreliquie auf dem Weltjugendtag in Madrid, von da aus hat sich dann eine internationale Pilgerfahrt ergeben. Erste Etappe war Mexiko, wo die Reliquie durch alle Bistümer gereist ist, dann Kolumbien, und zur Zeit befindet sich das Reliquiar in Nigeria."

Die Reise von Johannes-Paul-Reliquien setzt gewissermaßen die zahlreichen Reisen fort, die den „Eiligen Vater" während seines Pontifikats von 1978 bis 2005 kreuz und quer über den Globus geführt haben. „Johannes Paul ist weiter präsent", sagt Stanislaw Oder: „Seine Ideen, seine Gefühle, die Liebe, die er ausgestrahlt hat", das sei alles noch da. (rv)

Polen: Katholiken feiern den „Papsttag“

Die Katholiken in dem Land feiern heute den sogenannten „Papsttag". Jedes Jahr wird am Sonntag vor dem 16. Oktober der Wahl Karol Wojtylas zum Papst gedacht. Die Wahl hatte am 16. Oktober 1978 stattgefunden. Neben geistlichen und kulturellen Initiativen gibt es an diesem Tag eine besondere Kollekte, mit der bedürftigen Studenten ein Stipendium finanziert wird. Dank dieser Initiative konnte bereits 2000 Jugendlichen weiterführende Studien ermöglicht werden. (rv)

Vatikan: Hommage an Johannes Paul II. mit Internetseite

Zur Seligsprechung von Johannes Paul II. hat der Vatikan eine eigene Webseite erstellt: Die Seite ist eine Hommage an Papst Johannes Paul II. und lässt einige der bedeutendsten Momente des Lebens und Pontifikats des polnischen Papstes Revue passieren. Man wolle vor allem die Bilder sprechen lassen, heißt es in einer Pressemeldung des Vatikans von diesem Freitag. Demnach sind auf der Seite 500 mit Bildunterschriften versehene Fotos und 30 Videos zu sehen, die nach Kategorien wie Papstwahl, Jugend, Jubiläum, Attentat usw. organisiert sind. Die den Pontifikatsjahren gewidmete Sektion besteht ausschließlich aus Videos. Eine der Sektionen ist den Gebeten Papst Wojtylas gewidmet. Dank der auf der Webseite verfügbaren Live-Streams können die Pilger die gesamten Seligsprechungsfeierlichkeiten live miterleben. Zudem eigne sich die Seite für jede Art von Technologie, heißt es – PC, Laptop, mobile Geräte, Smartphone, iPhone und iPad – so dass die Pilger überall und mit jedem Gerät auf die Seite zugreifen können. Beteiligt an dem Projekt sind neben dem Vatikanischen Internetbüro und der Direktion für Telekommunikation die Vatikanzeitung „L‘Osservatore Romano", Radio Vatikan, das Vatikanische Fernsehzentrum, das Amt für die Liturgischen Feiern des Papstes, die Vatikanische Verlagsbuchhandlung, das Presseamt des Heiligen Stuhls und der Päpstliche Rat für die sozialen Kommunikationsmittel, das Römische Pilgerwerk und die Kongregation für die Evangelisierung der Völker. (rv)

Der Papst und die Kamera – Johannes Paul II.

Ein Gespräch mit der Kommunikationswissenschaftlerin Petra Dorsch-Jungsberger.
Was von Papst Johannes Paul II. am meisten in Erinnerung bleiben wird, das sind die Fernsehbilder: Der Papst in der Öffentlichkeit, der Papst auf seinen Reisen, der Papst und die Symbolkraft dessen, was er tut.
„Sehr vieles, denke ich, ist inszeniert. Dieses Bild von Mutter Teresa und dem Papst, das ja sehr verbreitet worden ist, das ist natürlich inszeniert, weil es eine feststehende Geste ist.
Der Bodenkuss dagegen, das ist seine eigene „Erfindung". Keiner weiß, wie er darauf gekommen ist, den Bodenkuss zur Initialgeste eines jeden Besuches zu machen. An sich ist das ja eine ganz heidnische Szene. Die Geste enthält die antäische Magie; das entstammt dem Epos des Herkules, der sich als Gegener diesen Antäus ausgewählt hatte, weil er ihn um die Möglichkeit beneidete, seine körperlichen Kräfte jeweils dadurch zu aktivieren, dass er seine Mutter Gaia, die Erde, küsste. Ich habe mich immer darüber gewundert, dass er diese antäische Magie übernommen hat. Aber es ist ja sehr effektvoll, es ist ein großer Effekt.
Da schreitet jemand die Treppe in einem weißen Gewand herunter, dann ist da der rote Teppich, dann kniet er erst einmal nieder und küsst die Erde. Das ist eine sehr schöne Szene."
Sie sprechen in ihren Überlegungen zum Papst von so genannten ‚Schemabildern’, sie ab- und aufgerufen werden. Was meinen sie damit?
„Schemabilder – oder zumindest ein Teil dieser Schemabilder – sind archetypische Bilder, wie zum Beispiel die Mutter Gottes mit dem Kind oder das Abendmahl. Die Schemabilder sind daraus abgeleitet. Wenn ein weiß gekleideter Mann oben auf einer Gangway steht, dann ist auch das schon ein Schemabild.
Schemabilder sind natürlich auch die Kommunikationsbilder, wenn der Papst Kindern das Haupt streichelt, dann haben wir hier einen Archetypos: Jugend und Alter, Reife und Werden, Gegenwart und Zukunft. So lassen sich noch viele andere Bilder mit Hilfe dieser Instrumente analysieren."
Sie sprechen von Inszenieren, das ist ja auch eine Kommunikationsform, eine Art zu sprechen ohne Worte zu benutzen. Würden sie sagen, dass Johannes Paul die Bilder ganz bewusst als Kommunikation eingesetzt hat?
„Ganz bestimmt hat er das. Schon die Auswahl der Bilder spricht dafür, dass er sie auch als ein Instrument seiner Öffentlichkeitsarbeit betrachtet hatte, insofern als er sich in ganz bestimmten Bildern bei den Betrachtern vertraut machen wollte. Er wollte sympathisch erscheinen. Mit den Ski-Bildern wollte er die Brücke zum normalen Alltag eines Ski-fahrenden Menschen schaffen. Mit den Wander-Bildern wollte er die Brücke schlagen zu all denen, die auch wandern.
So entsteht eine Art sozialer Interaktion allein über die Bilder, um die Schwellen, die dazwischen liegen, zu beseitigen."
Also ist es nicht so, dass das Bild eine Oberfläche bietet, die man nicht durchdringen kann, sondern ein Beziehungsangebot, ein Gesprächsangebot.
„Genau. So sehe ich das. Vorher hatte es das ja nie gegeben. Haben Sie vorher schon einmal einen Papst in einem Ski-Outfit gesehen? Oder in Wanderkleidung?
Oder auch die Jugendbilder des Karol Wojtyla: Dieses wirklich sehr eindrucksvolle Bild, wo er als Minenarbeiter mit nacktem Oberkörper vollkommen lässig an irgendein Gerät gelehnt dasteht; nicht anders als James Dean seinerzeit, als Schema für die aufmüpfige Jugend, ein Bild, was bis heute kursiert. Ich denke, dass das Absicht war, das ist persönliche Bildpolitik gewesen. So wollte er erscheinen, so wollte er bekannt sein: Jemand, der Brücken schlägt.
Er wollte nicht, wie es in den vorhergehenden Pontifikaten überwiegend der Fall gewesen ist, von oben herab zu den Menschen sprechen, sondern er wollte ihnen das Zeichen geben, dass er sich in vieler Hinsicht auf ihrem Niveau bewegt und dass er sich mit ihnen in einen symbolischen Dialog begeben will. ‚Dialog’ war ein wichtiger Begriff, aber was darunter zu verstehen war, wurde eigentlich vom Papst bestimmt. Er bestimmte, was Dialog ist."
Einer der Grundsätze der Kommunikationswissenschaft sagt, dass das Medium schon die Botschaft ist. Gehört das auch in die Kommunikation von Johannes Paul II., dass in dem Bild, in dem Auftritt, allein schon die Botschaft liegt?
„Das Fernsehen ist in diesem Fall sicher ein großer Teil der Botschaft, weil ohne das Fernsehen diese Veranstaltungen ganz anders ausfallen würden. Mit dem Fernsehen sind die Dimensionen in jedem Fall andere. Von da her ist das, was durch das Fernsehen passiert, medienspezifisch und medienlogisch. Um auf ihre Frage zurück zu kommen würde ich auch sagen, dass das Fernsehen ein Teil der Botschaft ist. Denn ohne Fernsehen könnten sie so ein Gemeinschaftsgefühl, wie es sich ja aus den vielen Übertragungen aus den entferntesten Orten der Welt ergeben hat, gar nicht erzeugen. Man hat es genossen und man hat sich als Teil der Besucher empfunden."
Abgesehen von der Gemeinschaftsbildung: Was ist noch die Botschaft, die in den Bildern liegt?
„An erster Stelle symbolisiert er natürlich die Nachfolge Petri und den Stellvertreter Gottes auf Erden, den guten Hirten, aber natürlich auch den Lehrer. Er ist viele Rollen in einer Person. Je nach Situation wird dann die eine oder die andere Rolle verstärkt. Manchmal gibt es auch Rollen, die sich verbinden, zum Beispiel bei kirchlichen Gesten.
Man kann den transzendenten Hintergrund dieser Bilder, wenn man katholisch ist, wenn man gläubig ist, gar nicht beiseite schieben."
Der Vatikan funktioniert ja schon seit Jahrhunderten durch die Wiederholung des Immergleichen, Johannes Paul hat seine Akzente aber unter anderem dadurch gesetzt, dass er sich nicht daran gehalten hat. Beginnend mit der Ansprache nach dem ersten Segen vom Balkon von Sankt Peter, wo er von „unserer gemeinsamen italienischen Sprache" redet und die Worte „habt keine Angst" findet. Er hält sich nicht an die Regeln. Er spielt mit dem Charme und scheint zu sagen, dass er dem Vatikan etwas Menschliches bringen will. Ist das etwas Faszinierendes gewesen, dass er die Mauern sozusagen durchlässig gemacht hat?
„Das war das Allergrößte. Die vorhergehenden Päpste waren ja im Vergleich Statuen. Das Erfrischende war ja gerade, dass jetzt plötzlich ein Papst da war, der plötzlich ganz wichtige Dinge anders gemacht hat, der sich anders bewegt hat und der eine Mimik gezeigt hat, die jedem klar gemacht hat, dass da ein Mensch ist: Da lacht einer, da fabuliert jemand, da spielt jemand, da kommuniziert jemand mit allen möglichen Leuten, und zwar mit Händen und mit Ausdruck, mit immer wieder veränderten Kopfhaltungen, spitzbübisch oder auch traurig.
Es war dieser vielfältige menschliche Ausdruck, der sofort angesprochen hat. Er war ja auch gerichtet. Genau das ist dieses Charisma: Er strahlt etwas sehr menschliches aus. Das war ihm im Übermaß gegeben.
Das hat er sicher auch manchmal gezielt eingesetzt. Aber diese Ausstrahlung war etwas ganz Neues. Daran hat man sich gefreut und viele haben sich davon angesprochen gefühlt."
Papstspezialisten und Journalisten sagen, Papst Benedikt sei ein Papst zum Hören und Johannes Paul sei ein Papst zum sehen gewesen, sie bedienten zwei völlig verschiedene Medien. Johannes Paul hat ja auch nicht wenige Texte hinterlassen, auch kraftvolle Texte, zum Beispiel in den Enzykliken. Sind die Bilder stärker als das, was er gesagt hat?
„Ich denke, was als Faszinosum dieses Papstes Johannes Paul II. bleibt, das ist eben das Charismatische. Das verdeckt auch vieles, was man an Kritik vorbringen könnte.
Was nun Benedikt XVI. anbetrifft, es ist ja nicht so ganz einfach, seine Texte zu verstehen. Man muss schon bereit sein, sich darauf einzulassen. Ich denke, wenn man ihn hört, dann ist auch das keine leichte Aufgabe, denn man muss wirklich sehr genau zuhören. Es gibt viele Gedankenkonstruktionen, die einem Laien nicht vertraut sind. Da würde ich mir im Moment noch kein Urteil erlauben, was Papst Benedikt kommunikativ gesehen am Besten beschreibt." (rv)

Vatikan: Transferierung des Leichams von Papst Johannes Paul II.

Die sterblichen Überreste von Papst Johannes Paul II. werden nach seiner Seligsprechung in die Sebastianskapelle des Petersdoms umgebettet. Das hat der Vatikan jetzt bestätigt. Die Vorbereitungen in der Kapelle, die nahe am Eingang in die Basilika liegt, sind demnach abgeschlossen. Der Vatikan präzisiert, dass der Sarg Johannes Pauls am 1. Mai, dem Tag seiner Seligsprechung, in den Petersdom vor den Hauptaltar überführt wird. In den Stunden davor ist er in den Vatikanischen Grotten unweit der jetzigen Grabstätte des polnischen Papstes zu sehen. Am Tag der Seligsprechung können die Gläubigen in St. Peter am Sarg des neuen Seligen beten; später findet der Sarg dann in der Sebastianskapelle seinen endgültigen Platz. (rv)

Zum Thema   >>Transferierung der Grabstätte