D: Fakultät für katholische Theologie in Berlin

Kardinal WoelkiDas Erzbistum Berlin will eine eigene theologische Fakultät. Man wolle die „Stimme des christlichen Glaubens stärken“, so zitiert die Frankfurter Allgemeine Zeitung den Bischof der Stadt, Kardinal Rainer Maria Woelki. Dafür soll nun in Zusammenarbeit mit der katholischen Hochschule Vallendar eine katholische akademische Präsenz in der deutschen Hauptstadt aufgebaut werden, erklärt im Interview mit Radio Vatikan der Generalvikar des Erzbistums, Tobias Przytarski.

„Auch wenn wir ein Diasporabistum sind: Wir sind das Bistum der deutschen Hauptstadt. Hier läuft alles zusammen, nicht nur im politischen Bereich, sondern auch im geisteswissenschaftlichen, gerade im universitären Bereich. Berlin ist eine riesige Universitätsmetropole mit etwa 160.000 Studenten insgesamt und über 3.000 Professoren. Und da ist die Stimme der katholischen Theologie bisher kaum vernehmbar. Uns ist sehr daran gelegen, dass wir hier satisfaktionsfähig werden.“

In Berlin gibt es ein Institut für Religionswissenschaft an der Freien Universität Berlin. Dieses sei aber nicht in dem Maße mit Personal ausgestattet, wie es ursprünglich mit dem Senat der Stadt vereinbart wurde. Weiter gebe es den katholischen Guardini-Lehrstuhl an der evangelischen Fakultät, der bedeutend sei, so Przytarski. Dabei handele es sich aber eben nur um einen einzelnen Lehrstuhl. Außerdem gebe es Institutionen der Dominikaner, die katholische Akademie und die katholische Hochschule für Sozialwesen, zählt der Generalvikar weiter auf. Mit einer eigenen Fakultät für katholische Theologie seien diese Einrichtungen aber nicht vergleichbar. Eine solche Fakultät sei „keine ganz neue Idee“, es habe sogar schon einen Beschluss der Bischofskonferenz dazu gegeben, der aber nie umgesetzt worden sei. Es habe einen neuen Impuls gebraucht, so Przytarski:

„Dieses Projekt jetzt ist ganz sicher darauf zurück zu führen, dass es Kardinal Woelki ein großes Anliegen ist, die Theologie hier zu stärken.“

Man wolle dieses Projekt aber auf keinen Fall alleine auf die Beine stellen, sondern werde mit umliegenden Fakultäten in Kontakt treten, so Przytarski. Angefragt hat das Erzbistum die Hochschule Vallendar in der Nähe von Koblenz, eine von den Pallottinern und Franziskanern getragenen katholische Hochschule.

„Zum einen war es uns wichtig, hier eine kirchliche Hochschule zu haben. Das andere ist, dass es angesichts der Anzahl der Fakultäten in Deutschland nicht ganz sinnvoll ist, noch eine mehr zu errichten. Hier ist eine schon bestehende Institution, die daran denkt, in Berlin eine Dependance in welcher Form auch immer zu errichten, und das ist ein Angebot, das ausgesprochen interessant klingt.“

Das Ganze ist in den Augen Przytarskis aber keine Kopfgeburt: Der Generalvikar sieht nicht nur Bedarf an katholischen Stimmen, er glaubt auch an eine ausreichende Nachfrage durch Studierende.

„Ich glaube schon, dass wir in der Metropole Berlin keine Probleme haben, ausreichend Studenten zusammen zu bekommen. Berlin zieht als Studienort an, viele kommen her, um hier zu studieren, und da ist es gut und sinnvoll, hier auch ein katholisches Angebot zu haben.“ (rv)

D: Streit um Missbrauchserforschung

DeutschlandEs sollte einer der Meilensteine bei der Aufarbeitung der Missbrauchsskandale sein: das Forschungsprojekt zu sexuellem Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige. Mitte Juli 2011, also ein Jahr nach Beginn der Aufdeckung der Missbrauchsskandale, stellten die deutschen Bischöfe das Projekt vor; es sollte vom Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen durchgeführt werden. Doch jetzt brechen die Bischöfe ihre Zusammenarbeit mit dem Institut „mit sofortiger Wirkung“ ab. Der Grund: Sie haben das Vertrauen zu dessen Leiter, dem Professor Christian Pfeiffer, verloren.

„Das Vertrauensverhältnis zwischen dem Direktor des Instituts und den deutschen Bischöfen ist zerrüttet.“ So heißt es unverblümt in einem Presse-Statement des Verbands der deutschen Bistümer an diesem Mittwoch. „Das Kommunikationsverhalten“ Pfeiffers „gegenüber den kirchlichen Verantwortungsträgern“ habe „leider einer weiteren konstruktiven Zusammenarbeit jede Vertrauensgrundlage entzogen“. Um eine „einvernehmliche Lösung“ habe man sich bemüht, doch leider vergebens. Die Bistümer suchen nun nach einem neuen Vertragspartner für eine kriminologische Erforschung des Themas Missbrauch und Kirche. Dazu werde es „in den kommenden Wochen die nötigen Gespräche geben“. Den Bischöfen liege weiterhin an einer „gründlichen und transparenten Aufarbeitung“ – das zeigten die Telefon-Hotline, die neuen Leitlinien zum Thema, Schadensersatzzahlungen und ein weiteres Gutachten, durchgeführt von Forschern der Uni Duisburg-Essen. Dieses Gutachten, bereits abgeschlossen, wurde im vergangenen Dezember der Öffentlichkeit vorgestellt.

Das Forschungsprojekt, das jetzt in schwieriges Fahrwasser geraten ist, war ehrgeizig: Akten in allen Bistümern sollten ausgewertet, Täter und Opfer befragt werden. Geplant war die global umfassendste Studie zum Thema Missbrauch im kirchlichen Raum seit 1945. Pfeiffer erhebt jetzt schwere Vorwürfe gegen die deutschen Bischöfe: Das Projekt sei „an den Zensur- und Kontrollwünschen der Kirche gescheitert“, sagte er der Süddeutschen Zeitung. Entgegen der ursprünglichen Vereinbarung habe die Kirche darauf beharrt, über die Veröffentlichung der Forschungsergebnisse sowie über die Auswahl der beteiligten Wissenschaftler bestimmen zu dürfen. Die Kirche wies diese Vorwürfe zurück.

Pfeiffer unterstrich im Deutschlandfunk, dass er sein Forschungsprojekt auf freiwilliger Basis fortsetzen werde. „Wir versuchen jetzt zu retten, was zu retten ist, indem wir bundesweit alle Opfer bitten, die wir sonst über die Kirche gebeten hätten.“ Bereits im vorletzten Jahr habe er im Auftrag der Bundesregierung 11.500 Menschen befragt, ob sie Opfer gewesen seien. Dadurch habe er Informationen zu 500 Personen erhalten, die Opfer von Lehrern, Eltern oder Familienangehörigen geworden seien. „Das möchten wir jetzt gerne vergleichen mit den Angaben derer, die Opfer von Priestern geworden sind, und hoffen, dass sich möglichst viele an dieser freiwilligen Untersuchung beteiligen.“

Pfeiffer sprach auch von Hinweisen, dass in mehreren Diözesen Missbrauchsakten vernichtet würden. Doch das weist der Vorsitzende des Verbands deutscher Diözesen, Hans Langendörfer, zurück. „Für eine Vernichtung von Täterakten habe ich keinerlei Anhaltspunkte“, so der Jesuitenpater. Das Projekt sei unter anderem an offenen Fragen des Datenschutzes gescheitert, etwa wie man personenbezogene Daten von Opfern und Tätern anonymisiere. Die Kirche habe sich beim Streitpunkt Veröffentlichung der Ergebnisse kompromissbereit gezeigt, betonte Langendörfer. Doch inzwischen sei das Vertrauensverhältnis zu Pfeiffer „zerrüttet“. (rv)

Neues Papamobil für den Papst

Papst Benedikt XVI. bekommt an diesem Freitagnachmittag ein neues Papamobil in zweifacher Ausführung überreicht. Das Fahrzeug der M-Klasse aus den Werkstätten des Stuttgarter Automobilherstellers Mercedes-Benz ist mit modernster Technologie ausgestattet und löst das mittlerweile weltweit bekannte Vorgängermodell ab, das zunächst Papst Johannes Paul II. und dann Papst Benedikt während der vergangenen zehn Jahre auf Reisen und dem Petersplatz begleitet hat. Bereits an diesem Samstagnachmittag wird das neue Fahrzeug bei Papst Benedikts traditionellem Besuch der Marienstatue auf der römischen Piazza di Spagna zur Feier der Unbefleckten Empfängnis Mariens erstmals in der Öffentlichkeit zu sehen sein. Wie beim Vorgängermodell handelt es sich bei dem Fahrzeug um eine weiße M-Klasse mit dem bekannten mit Panzerglas versehenen Kuppelaufbau, der es dem Papst in Sicherheit und Komfort ermöglicht, seine Umwelt zu sehen und zu begrüßen. Das neue Papamobil liegt um einige Zentimeter tiefer als sein Vorgänger, was praktischen Überlegungen im Zusammenhang mit dem Transport im Flugzeug geschuldet ist und verfügt über hochmoderne Systeme zur Klimatisierung, Innenraumnutzung und- beleuchtung sowie Kommunikation zwischen Fahrerkabine und den Passagieren. Die beiden älteren Fahrzeuge, die nun nicht mehr benötigt werden, werden jeweils in den vatikanischen Museen sowie im Mercedes-Benz-Museum in Stuttgart zu besichtigen sein. (rv)

Georg Gänswein neuer Präfekt des Päpstlichen Hauses

Georg Gänswein ist neuer Präfekt des Päpstlichen Hauses. Dazu hat ihn an diesem Freitag Papst Benedikt XVI. ernannt. Gänswein folgt auf den US-Amerikaner James Michael Harvey, der vor kurzem zum Kardinal und Erzpriester der Kirche Sankt Paul vor den Mauern ernannt wurde.
Prälat Gänswein wurde gleichzeitig zum Erzbischof erhoben und erhält das italienische Titularbistum Urbisaglia. Die Mitteilung des Pressesaales des Vatikans spricht nicht von der Ernennung eines neuen Sekretärs, Gänswein wird also weiterhin auch diese Position ausfüllen.
Die Präfektur des Päpstlichen Hauses ist unter anderem für Papstbesuche in- und außerhalb von Rom zuständig und organisiert die öffentlichen und privaten päpstlichen Audienzen.

Georg Gänswein wurde am 30. Juli 1956 in Waldshut (Baden-Württemberg) geboren. Am 31. Mai 1984 empfing er die Priesterweihe. Gänswein studierte Kirchenrecht in München und war später persönlicher Referent des Erzbischofs von Freiburg im Breisgau. Im Jahr 1995 wurde Georg Gänswein in die Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung berufen, ein Jahr später in die Glaubenskongregation. (rv)

D: „Nicht immer nur Nein sagen“

Die Präimplantationsdiagnostik PID wird wieder Thema der politischen Debatte: Das Bundeskabinett und der Bundesrat werden in den kommenden Wochen eine Rechtsverordnung beraten, die der deutsche Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr im Sommer erstellt hatte. Der Bundestag hatte nach langer Debatte ein Gesetz erlassen, dessen Ausführung nun ansteht, die PID kommt also Anfang 2013 in Gang.

„Da geht es ja darum, dass Gendefekte menschlicher Embryonen selektiert und verworfen werden. Es wird niemanden in Deutschland überraschen, dass die katholische Kirche das ablehnt", so kommentiert der Münchner Erzbischof, Kardinal Reinhard Marx, die aktuelle Gesetzgebungsdebatte zur PID. Die Herbstvollversammlung der bayrischen Bischöfe hatte dieses Thema beraten, Kardinal Marx fasste bei einer Pressekonferenz am Donnerstag die Überzeugung der Bischöfe zusammen. Man lehne die gesamte PID samt den geplanten Beratungszentren und Ethik-Kommissionen ab.

„Das ist eine eindeutige und klare Ablehnung, und deswegen werden wir uns auch nicht an den Ethik-Kommissionen beteiligen. Das geht nicht! Wir sind der Meinung, dass dies nicht akzeptabel ist, dass der Gedanke der Selektion jetzt sozusagen voranschreitet. Wir lehnen jegliche Tötung menschlicher Embryonen ab und wenden uns deshalb auch gegen eine Ausweitung der Zahl von Zentren in den Bundesländern, deren Beratung die Voraussetzung einer Anwendung von PID ist."

Die Gefahr liege aber nicht nur im Gedanken der Selektion menschlichen Lebens, in der Gesetzgebung lauere eine weitere Gefahr. Die Bischöfe glauben nämlich nicht, dass es bei Einzelfällen bleiben wird, sondern sehen eine Ausweitung: Wenn erst einmal die Infrastruktur dafür da sei, würden sicherlich marktwirtschaftliche Dynamiken greifen.

„Das Bundesgesetz hat ja ausdrücklich von Einzelfällen gesprochen. Durch eine solche Ausweitung sehen wir die Gefahr der Multiplizierung von Fällen und eines Wettbewerbs um Kunden für künftige PID-Beratung in diesen Ethik-Zentren."

Aber damit nicht genug: Die PID ist nicht das einzige gesellschaftlich-ethische Thema, zu dem sich die bayrischen Bischöfe in ihrer Versammlung positioniert haben. Sie wenden sich ebenfalls klar gegen die gewerbsmäßige Suizidbeihilfe, ebenfalls ein Thema, bei dem Marktwirtschaft und Ethik kollidieren.
Seit Mitte Oktober beräte der deusche Bundesrat ein Gesetz, das wegen mangelnder gesetzlicher Regelung in dieser Frage in die Kritik gekommen ist. So hatte der Deutsche Hospiz- und Palliativverband darauf hingewiesen, dass der Gesetzentwurf befördert, was er eigentlich verhindern will – weil durch die „völlig unzureichenden Regelungen" Anreize geschaffen würden für andere Formen der organisierten oder geschäftsmäßigen Beihilfe zum Suizid. Ähnlich sehen das auch die bayrischen Bischöfe. Kardinal Marx:

„Wir haben begrüßt, dass der Gesetzentwurf die gewerbsmäßige Suizidbeihilfe verbieten soll, aber wir kritisieren, dass das Verbot eines ärztlich assistierten Suizids in dem Entwurf nicht hinreichend geregelt ist."

Hier sehe er auch eine Gemeinsamkeit mit Ärzten, welche die Sterbehilfe nicht als Aufgabe eines Arztes ansähe. Die Kirche wende sich gegen jede Form von aktiver Sterbehilfe. Die Kirche sei aber nicht nur dagegen, sie setze sich gleichzeitig auch aktiv für einen anderen, menschlichen Umgang mit dem Sterben ein.

„Deswegen bemühen wir uns nach unseren Kräften, im Bereich der Palliativ- und Hospizarbeit unseren Beitrag zu leisten. Ich bin ziemlich froh, dass das in den letzten Jahren, ja Jahrzehnten ein ganz entscheidender Bereich geworden ist und dass sich die Kirchen – beide Kirchen – intensiv bemühen. Denn es geht darum, nicht immer nur Nein zu sagen und zu sagen, was man nicht will; man muss auch zeigen, was man positiv beitragen will. Da sind die Hospizbewegung und die Palliativversorgung ein ganz entscheidender Bereich, und da wollen wir auch weiterhin mithelfen. (rv)

Hildegard von Bingen ist Kirchenlehrerin

Die hl. Hildegard von Bingen ist zur Kirchenlehrerin erhoben. Der Papst proklamierte die Äbtissin und Visionärin des 12. Jahrhunderts sowie den hl. Johannes von Avila auf dem Petersplatz feierlich zu „Ecclesiae Universalis doctores". Er tat dies am Sonntag, umgeben von mehreren hundert Bischöfen, bei einer Messfeier zur Eröffnung einer vatikanischen Bischofssynode zum Thema Neuevangelisierung. Eine riesige Darstellung Hildegards – sie ist die erste deutsche Kirchenlehrerin – sowie eine weitere des Johannes von Avila, eines Priesters aus dem 16. Jahrhundert, hing während der Feier von der Fassade des Petersdomes herab. In seiner Predigt warb Benedikt XVI. für das christliche Bild von Ehe und Familie. Die rheinhessische Mystikerin und neue Kirchenlehrerin würdigte er als „eine Frau von lebhafter Intelligenz, tiefer Sensibilität und anerkannter geistlicher Autorität". Hildegard ist erst die vierte Frau, die zur Kirchenlehrerin erklärt wird. Insgesamt gibt es etwa drei Dutzend herausragende Christen, die den Titel Kirchenlehrer tragen.

„Laudes Regiae": Es ist eine Liturgie aus dem Frankenreich, mit der die Feier auf der „Piazza San Pietro" startet. Papst Benedikt und die über zweihundert Väter der Bischofssynode, darunter fast fünfzig Kardinäle und mehrere Patriarchen, tragen grüne Messgewänder; insgesamt konzelebrieren über vierhundert Priester. Die Bischofskonferenzen Deutschlands und Spaniens sind mit 75 Bischöfen vertreten, allerdings ist der Petersplatz nur halbvoll – wie oft im Oktober. Dabei sind aus Spanien und auch aus Deutschland viele Pilger eigens angereist. In der Litanei wird unter den Kirchenlehrerinnen erstmals auch die eigenwillige Hildegard von Bingen angerufen, die überhaupt erst im Frühjahr dieses Jahres, nach über achthundert Jahren Wartezeit, in die offizielle Heiligenliste aufgenommen worden ist.

Erste Kirchenlehrerin aus Deutschland

„Johannes von Avila und Hildegard von Bingen haben vor allem auf Gott gehört", erklärt der Präfekt der Heiligenkongregation, Kardinal Angelo Amato, in einer kurzen Ansprache. „Sie haben Gottes Wirken in der Geschichte der Welt in seiner Tiefe wahrgenommen und mit Leidenschaft und Intelligenz neue Horizonte der ewigen, geoffenbarten Schönheit erkundet." Zwei Frauen verlesen die Biografien der neuen Kirchenlehrer; Hildegard wird von der Äbtissin der Benediktinerinnenabtei St. Hildegard in Eibingen, Clementia Killewald, vorgestellt. Das Kloster ist 1165 von Hildegard gegründet worden.Dann erheben sich alle, und Papst Benedikt XVI. spricht – als einziger sitzend – die lateinische Formel der Proklamation von zwei Kirchenlehrern. Damit ist die Autorin des Visionsbuches „Scivias", die im 12. Jahrhundert Kaisern und Klerikern die Stirn bot, die erste Kirchenlehrerin aus Deutschland. Der einzige weitere deutsche Kirchenlehrer ist Albertus Magnus.

In seiner Predigt konzentriert sich der Heilige Vater vor allem auf das Thema Neuevangelisierung, dem sich die „XIII. Ordentliche Generalversammlung der Bischofssynode" verschrieben hat; die eigentlichen Arbeiten und Beratungen dazu starten am Montag im Vatikan. „Die Kirche existiert, um zu evangelisieren… Auch in unserer Zeit hat der Heilige Geist in der Kirche einen neuen Elan, die Frohe Botschaft zu verkündigen, erzeugt – eine geistliche und pastorale Dynamik, die ihren umfassendsten Ausdruck und ihren maßgeblichsten Impuls im Zweiten Vatikanischen Konzil gefunden hat." Das Konzil wurde am 11. Oktober vor genau fünfzig Jahren eröffnet; Benedikt will am exakten Jahrestag, der auf den Donnerstag fällt, von den Synodenvätern umgeben ein eigenes „Jahr des Glaubens" beginnen.

„Ehe ist in sich ein Evangelium"

„Die neue Evangelisierung richtet sich hauptsächlich an die Menschen, die zwar getauft sind, sich aber von der Kirche entfernt haben und in ihrem Leben keine Beziehung zur christlichen Praxis haben. Die Synodenversammlung (will) in jenen Menschen eine neue Begegnung mit dem Herrn begünstigen, der allein dem Leben einen tiefen Sinn verleiht und es mit Frieden erfüllt; um die Wiederentdeckung des Glaubens zu fördern, der eine Quelle der Gnade ist, die Freude und Hoffnung in das persönliche, familiäre und gesellschaftliche Leben trägt."

Etwas überraschend kommt der Papst in seiner Predigt auf das Thema Ehe und Familie zu sprechen. Er wolle eine „vielleicht nicht voll zur Geltung gebrachte Wahrheit deutlicher ins Bewußtsein rufen":

„Die Ehe ist in sich ein Evangelium, eine Frohe Botschaft für die Welt von heute und besonders für die entchristlichte Welt. Die Vereinigung von Mann und Frau, durch die sie „ein Fleisch" werden in der Liebe, in der fruchtbaren und unauflösbaren Liebe, ist ein Zeichen, das mit Nachdruck von Gott spricht, mit einer Beredsamkeit, die in unseren Tagen noch gewichtiger geworden ist, weil die Ehe leider gerade in den seit alten Zeiten evangelisierten Gebieten jetzt aus verschiedenen Gründen eine tiefe Krise durchmacht. Und das ist kein Zufall."

Die Ehe sei in tiefer Weise „an den Glauben gebunden", sie fuße auf einer vom dreifaltigen Gott kommenden Gnade. „Heute können wir im Kontrast zu der schmerzlichen Wirklichkeit so vieler Ehen, die leider schlecht ausgehen, die ganze Wahrheit dieser Aussage erfassen. Es besteht eine offenkundige Entsprechung zwischen der Krise des Glaubens und der Krise der Ehe. Und wie die Kirche seit langem behauptet und bezeugt, ist die Ehe berufen, nicht nur Objekt, sondern auch Subjekt der neuen Evangelisierung zu sein."

„Hildegard – Patronin des guten Rates"

Mit Verve erinnert der Papst auch an die vom Konzil neu in Erinnerung gerufene „allgemeine Berufung zur Heiligkeit". Die Heiligen seien „die wahren Protagonisten der Evangelisierung in all ihren Ausdrucksformen". Ihre Sprache – „die der Liebe und der Wahrheit" – sei „allen Menschen guten Willens verständlich". Benedikt würdigt zunächst den heiligen Johannes von Avila, einen Ordenspriester, der in Südspanien missionierte und übrigens auch unliebsame Bekanntschaft mit der Inquisition machte. Er sei „von einem brennenden missionarischen Geist erfüllt" gewesen. Dann kommt Benedikt auf die neue Kirchenlehrerin zu sprechen:

„Die heilige Hildegard von Bingen, eine bedeutende weibliche Gestalt des 12. Jahrhunderts, hat ihren wertvollen Beitrag zur Entwicklung der Kirche ihrer Zeit geleistet, indem sie ihre von Gott erhaltenen Gaben zur Geltung brachte, wobei sie sich als eine Frau von lebhafter Intelligenz, tiefer Sensibilität und anerkannter geistlicher Autorität erwies. Der Herr schenkte ihr einen prophetischen Geist und eine leidenschaftliche Fähigkeit, die Zeichen der Zeit zu unterscheiden. Hildegard besaß eine ausgeprägte Liebe zur Schöpfung und beschäftigte sich mit Medizin, Dichtung und Musik. Vor allem bewahrte sie immer eine große und treue Liebe zu Christus und seiner Kirche."

Eine Würdigung Hildegard aus dem Mund ihres Landsmannes auf dem Stuhl Petri gibt es später dann auch noch mal auf deutsch: als der Papst zum Abschluß der Messe den „Engel des Herrn" betet.

„Einen frohen Gruß richte ich an die vielen Gäste aus den Ländern deutscher Sprache. Mit der heiligen Messe heute morgen habe ich die 13. Ordentliche Generalversammlung der Bischofssynode mit dem Thema „Die neue Evangelisierung für die Weitergabe des christlichen Glaubens" eröffnet. Als Vorbilder für die Weitergabe des Glaubens begleiten uns die beiden neuen Kirchenlehrer: Johannes von Avila und Hildegard von Bingen. Johannes beschreibt die Nachfolge Christi als ein inneres Voranschreiten, das sich auf das persönliche Gebet und die Einübung der Tugenden stützt. Hildegard ist eine Patronin des guten Rates. Sie setzt ihr großes Wissen ein, um Menschen zu helfen, mehr im Einklang mit Gott, unserem Schöpfer und Erlöser, zu leben. Begleiten auch wir mit unserem Gebet diese Synodenversammlung und bitten wir, daß der Heilige Geist uns führe auf allen Wegen!"

Für das am Donnerstag startende Glaubensjahr empfahl Papst Benedikt in seiner Angelus-Ansprache ein häufigeres Beten des Rosenkranzes in den Familien. (rv)

D: Wenn das Geld für einen Fußball fehlt

Der Berliner Kardinal Rainer Maria Woelki macht auf die schwierige finanzielle Lage vieler Familien aufmerksam. Besonders Familien seien davon betroffen, dass „die Schere zwischen Arm und Reich" sich in Deutschland immer mehr öffne. Das schreibt Woelki, der bei den deutschen Bischöfen für Caritas zuständig ist, in einem Beitrag auf der Homepage des Erzbistums Berlin. Wörtlich schreibt er: „Die Kinderarmut steigt. In vielen Familien fehlt das Geld für einfachste Dinge – für einen neuen Fußball, den Musikunterricht oder fürs Taschengeld. Lehrer berichten immer öfter, dass Eltern die Kosten einer Klassenfahrt nicht tragen können." Der Kardinal rät zu „Fingerspitzengefühl, um die wirkliche Not zu erkennen und mit der gebotenen Diskretion zu helfen". Viele Menschen schämten sich für ihr Armsein: „Wenn sich Armut also versteckt, muss sie aufgedeckt werden, bevor man helfen kann." (rv)

Vatikansprecher rügt falsche Berichterstattung

Vatikansprecher Pater Lombardi findet harte Worte für die jüngste Berichterstattung in Deutschland und in Italien zum Thema Vatileaks, in einem Artikel für Radio Vatikan wendet er sich ausdrücklich gegen spekulative Berichterstattung.

Bei einem so komplexen Thema wie dem der Weitergabe vertraulicher Akten an die Öffentlichkeit hätten die Zeitungsleser ein Recht auf korrekte Berichterstattung. So äußerte sich Vatikansprecher Pater Federico Lombardi in einem Beitrag für Radio Vatikan. In einem Artikel, der in der vergangenen Woche in der deutschen Zeitung „Die Welt" erschienen war, waren als Verantwortliche für Vatileaks Mitarbeiter aus dem engeren Umfeld des Papstes mit Namen genannt worden. Diese Informationen hat an diesem Montag die italienische Zeitung „La Repubblica" übernommen und in einem längeren Artikel abgedruckt.

Pater Lombardi hatte den Bericht der „Welt" auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur bereits am Wochenende als „unkorrekt" und „unangebracht" bezeichnet. Es sei „unverantwortlich", ohne einen Beweise konkrete Namen zu nennen; man solle dem Beitrag keinen Glauben schenken. Zudem gebe es sachliche Fehler.

Auf diese Fehler wies Lombardi an diesem Montag noch einmal gesondert hin. Besonders in der italienischen Zeitung „La Repubblica" seien in der Vergangenheit immer wieder Behauptungen erschienen, die sich auf „Erfindungen" bezögen und jeder Grundlage entbehrten. So seien auch einige im jüngsten Bericht genannte Behauptungen nicht wahr, zumal die Zeitung selber über die Spekulationen keine Beweise anbiete.

Die Grundlosigkeit der Anschuldigungen gegen Mitarbeiter im Vatikan sei unter anderem auch daran abzulesen, dass der Ursprungsartikel in der Welt vom Großteil der deutschsprachigen Medien ignoriert worden sei. Ohne Nachweise zu führen Verdächtigungen zu äußern bringe eine schwere Verantwortung mit sich.

Die auch im „La Repubblica" geäußerte Ansicht, dass jeder Beschuldigte das Recht auf die Unschuldvermutung genieße, erscheine ihm deswegen als „heuchlerisch". (rv)

Vatikan/Deutschland: Bischof Müller in zwei Dikasterien als Mitglied berufen

Der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller wird Mitglied im vatikanischen Ökumene-Rat sowie in der Bildungskongregation. Dazu hat ihn Papst Benedikt XVI. an diesem Dienstag ernannt, wie der vatikanische Pressesaal bekannt gab. In der Bildungskongregation wird künftig auch der Schweizer Bischof Charles Morerod als Mitglied amtieren. Bischof Müller ist bei der Deutschen Bischofskonferenz Vorsitzender der Ökumenekommission. Der Regensburger Bischof ist bisher auch Mitglied der Glaubenskongregation und des Päpstlichen Rates für die Kultur. (rv)

Bald neue Heilige und Selige

Die Heiligsprechung zweier deutscher Ordensfrauen rückt näher. Es handelt sich um die Mystikerin Anna Schäffer und um die Missionarin Barbara Cope. Die vatikanische Heiligsprechungskongregation erkannte in beiden Fällen jeweils eine medizinisch nicht erklärbare Heilung als Wunder an, das auf ihre Fürsprache gewirkt wurde. Benedikt XVI. veröffentlichte an diesem Montag insgesamt 23 Dekrete über Wunder, die seine Anerkennung finden.

Die 1838 in Heppenheim geborene Barbara Cope hatte auf der Hawaii-Insel Molokai 35 Jahre lang Leprakranke gepflegt. Die Ordensfrau vom Dritten Orden des Heiligen Franziskus wuchs als Kind deutscher Auswanderer in New York auf und wurde später als „Mother Marianne of Molokai" bekannt. Cope wurde im April 2005 seliggesprochen.

Die im bayerischen Mindelstätten geborene Anna Schäffer war mehr als 20 Jahre lang schwer krank und litt an starken Schmerzen. Die Mystikerin führte mit zahlreichen Personen einen Briefwechsel über religiöse Fragen. Seit 1910 stellten sich an ihrem Körper Wundmale ein, die den Wundmalen Christi glichen.

Zum ersten Mal wird auch ein Priester aus dem vatikanischen Staatssekretariat selig gesprochen. Es ist Luigi Novarese aus dem nördlichen Piemont. Novarese kümmerte sich während des Zweiten Weltkriegs im Auftrag von Papst Pius XII. um Verfolgte. Nach seinem Ausscheiden aus dem Staatssekretariat widmete er sich ganz dem Einsatz für Kranke und Leidende; er starb 1984.

Erstmals wird auch erstmals die Heiligsprechung einer Indianerin aus den USA möglich. Es ist Caterina Tekakwitha, geboren in den heutigen USA, gestorben 1680 in Kanada. Die Entscheidung des Papstes sorgt dafür, dass bald auch weitere Opfer des Spanischen Bürgerkrieges selig gesprochen werden: Insgesamt wurden am Montag Wunder auf die Fürsprache von 63 Ordensleuten, einem Priester und einem Laien anerkannt, die allesamt 1936 im Erzbistum Madrid von antiklerikalen Milizen hingerichtet wurden.

Der Diözesanpriester Nicola Rusca, der 1563 im schweizerischen Thusis ermordet wurde, ist jetzt vom Papst als Märtyrer anerkannt; außerdem bestätigte Benedikt XVI. den „heroischen Tugendgrad" der deutschen Ordensfrau Maria Julitta, geboren 1882 in Uissigheim, gestorben 1966 in Würzburg. (rv)