Franziskus empfängt neuen Präfekten der Glaubenskongregation

Papst Franziskus hat am Samstag den neuen Präfekten der Glaubenskongregation in Audienz empfangen. Erzbischof Luis Francisco Ladaria Ferrer leitet die wichtigste Kurienbehörde seit Anfang des Monats; Franziskus hatte entschieden, den Vertrag des bisherigen Präfekten Kardinal Gerhard Ludwig Müller nicht zu verlängern. Arbeitsgespräche im Juli sind unter Papst Franziskus selten, da er in diesem Monat Urlaub zu Hause macht. Der spanische Jesuit Ladaria Ferrer wirkte bereits zuvor seit 2008 als Sekretär der Glaubenskongregation und kennt die Abläufe der Behörde aus erster Hand. (rv)

Papst ernennt drei Untersekretäre für neue Großbehörde

Mit der Ernennung dreier Untersekretäre nimmt nun auch die neue vatikanische Behörde für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen Gestalt an. Wie der Pressesaal am Samstag bekannt gab, werden zwei Priester und eine bewährte Fachfrau als Untersekretäre des Dikasteriums wirken: der Spanier Segundo Tejado Muñoz, der italienische Franziskaner Nicola Riccardi sowie die Italienerin Flaminia Giovanelli. Sowohl Tejado Muñoz als auch Giovanelli wirkten bereits bisher als Untersekretäre an zwei päpstlichen Räten, die beide in der neuen Großbehörde aufgegangen sind. Riccardi hat einen Lehrstuhl für Gerechtigkeit und Frieden an der Päpstlichen Universität Antonianum in Rom.

Das „Dikasterium für den Dienst zugunsten der ganzheitlichen Entwicklung des Menschen“ nahm mit Jahresbeginn 2017 seine Tätigkeit auf. Präfekt ist der afrikanische Kardinal Peter A. Turkson, der davor den Päpstlichen Rat für Gerechtigkeit und Frieden leitete. Als Sekretär und damit zweiter Mann wirkt der französische Priester Bruno Marie Duffé. Den Statuten zufolge könnten die Positionen des Sekretär und der Untersekretäre auch mit Laien besetzt werden. Papst Franziskus leitet auf eigenen Wunsch die Unterabteilung für Flucht und Migration persönlich. Die Behörde ist für vielfältige soziale und Menschenrechtsfragen zuständig: Migration, Umwelt, Armut, Kranke, Gefangene, Arbeitslose, Opfer von Kriegen und Naturkatastrophen, von Sklaverei, Menschenhandel und Folter. (rv)

Italien: Kardinal Scola geht in den Ruhestand

Das größte Bistum Europas hat einen neuen Bischof: Wie der Vatikan an diesem Freitag mitteilt, hat Papst Franziskus den altersbedingten Rücktritt von Kardinal Angelo Scola angenommen und Weihbischof Mario Enrico Delpini zu seinem Nachfolger bestimmt. Delpini war bislang Generalvikar des Erzbistums.

Kardinal Scola gehört zu den profiliertesten kirchlichen Persönlichkeiten Italiens, bei vielen Journalisten wurde er bei der Papstwahl 2013 als einer der Favoriten für die Nachfolge Papst Benedikt XVI. gehandelt. Scola, der unter anderem auch in München und Freiburg (Schweiz) studierte, war in Rom Rektor der Lateranuniversität, bevor er zum Bischof und Patriarchen von Venedig berufen wurde. 2011 ernannte Papst Benedikt ihn zum Erzbischof von Mailand. (rv)

Ehemaliger Vatikansprecher Navarro-Valls gestorben

Der frühere Vatikansprecher Joaquin Navarro-Valls ist am Mittwochnachmittag nach langer Krankheit in Rom gestorben. Das teilte der vatikanische Pressesaal mit. Er war von 1984 bis 2006 Leiter des vatikanischen Presseamtes und enger Mitarbeiter von Papst Johannes Paul II. Navarro-Valls war Spanier und starb im Alter von 80 Jahren.

Der gelernte Arzt und Journalist, ein Mitglied des Opus Dei, übte auch im Pontifikat von Benedikt XVI. ein Jahr das Amt des Papstsprechers aus, bevor der Papst aus Deutschland ihn gegen den Jesuiten Federico Lombardi austauschte. Seinen letzten großen Auftritt hatte Navarro-Valls im April 2011, als er zur Seligsprechung von Johannes Paul II. vor rund 200.000 Menschen „seinen“ Pontifex würdigte.

Der Pressesprecher, der eigentlich keiner war

Der Nachfolger Navarros, Pater Federico Lombardi, würdigt im Gespräch mit Radio Vatikan den Verstorbenen. „Ich habe ihn zum ersten Mal kennen gelernt, als ich 1991 als Programmdirektor von Radio Vatikan nach Rom kam. Seitdem habe ich seine Arbeit im Pressesaal von ganz nahe mit verfolgt und gemerkt, wie wichtig diese Stelle als Informationsquelle ist und welche Rolle die Papstreisen spielen.“

Eigentlich war Navarro-Valls nicht „Pressesprecher des Papstes“, denn diese Bezeichnung gab es so nicht, erläutert Lombardi. Doch bei Navarro-Valls passte diese fiktive Bezeichnung irgendwie doch, so der Jesuitenpater. „Für ihn war es von Anfang an klar, dass es unabdingbar ist, als Vatikanmitarbeiter einen direkten Draht zum Papst zu haben. Auf diese Weise war für ihn jedes mal klar, wie der Heilige Vater über das denkt, was er als Sprecher den Medien erläutern musste. Er konnte sich ja nicht einfach auf Gerüchte stützen.“

Pater Lombardi erinnert auch daran, dass Navarro-Valls im Auftrag des Heiligen Stuhls auch für politische und diplomatische Missionen im Einsatz war. So gehörte er zur offiziellen Delegation des Heiligen Stuhls bei der UNO-Weltbevölkerungskonferenz 1994 in Kairo. Vor der Kuba-Reise 1998 führte er dort vor Ort klärende Gespräche.

„Gnade unter Druck“

Auch der jetzige Leiter des Vatikanischen Pressesaals, der Amerikaner Greg Burke, würdigt Navarro-Valls: Der Spanier habe „das verkörpert, was Hemingway Mut nannte, nämlich Gnade unter Druck“. Er sei nicht nur „ein Glaubender“, sondern auch „ein Meister erster Klasse“ gewesen.

Der langjährige Vize-Direktor des Pressesaals, Ciro Benedettini, streicht heraus, dass Navarro-Valls allen Mitarbeitern das Gefühl vermittelt habe, wichtig und Teil einer einzigen Mission zu sein. Der Verstorbene habe sich immer für die Ansichten und Meinungen seiner Mitarbeiter interessiert.

Die Totenmesse für Navarro-Valls wird am Freitag um elf Uhr in der Opus-Dei-Kirche Sant’Eugenio in der Nähe des Parks Villa Borghese zelebriert. (rv)

Papst Franziskus und seine fragwürdigen Personalentscheidungen

Der Papst hat Kraft seines Amtes in der Kirche höchste, volle, unmittelbare und universale ordentliche Gewalt (CIC Can. 331). Er ist also schlicht und einfach höchste Autorität der Kirche. Der Primat des Papstes verhindert so gar, das irgend eine Person gegen Urteile oder Dekrete des Papstes ein Beschwerdeverfahren einleiten oder in Berufung gehen könnte (CIC Can. 333, § 3). Oder anders gesagt, der Papst kann von keiner anderen Instanz zur Verantwortung gezogen werden „Prima Sedes a nemine iudicatus“ (CIC Can. 1404).

Papst Franziskus (80) ist in der Amtsausführung seines Primats in vielen Dingen anders als seine Vorgänger in den vielen Jahrhunderten zuvor, allerdings werfen seine Personalentscheidungen immer wieder Fragen auf, geben dem Beobachter unlösbare Rätsel zu knacken, oder stehen in eklatantem Widerspruch zu bestehenden Dekreten und Richtlinien.

Der jüngste Fall: Gerhard Ludwig Kardinal Müller (69)

Am letzten Freitag eröffnete Franziskus im Rahmen einer Privataudienz Kardinal Müller, dass seine fünfjährige Amtszeit als Präfekt der Kongregation für die Glaubensfragen nicht verlängert werde. Müller hatte dieses Amt seit 02. Juli 2012 inne, nach dem Papst Benedikt XVI. ihn vom Bischofsamt in Regensburg nach Rom geholt hatte. Ein gefundenes Fressen für so manchen Journalisten. Man titulierte Müller, wie so häufig, als Hardliner und Scharfmacher. Laut eigener Aussage war Müller vollkommen überrascht von seiner Abberufung.

„Differenzen zwischen mir und Papst Franziskus gab es nicht“, sagte Müller der Mainzer „Allgemeinen Zeitung“. Der Papst habe aber beschlossen, ab sofort nur noch Amtszeiten von fünf Jahren zuzulassen. „Ich war der Erste, bei dem er das umgesetzt hat.“

Müllers eigene Aussagen sind sicherlich nicht anzuzweifeln. Die Art und Weise dieser Personalentscheidung ist nicht nur einzigartig in der Kirchengeschichte, sondern stellt in mehrfacher Hinsicht einen Affront dar. Man stelle sich bitte einmal vor, man selbst sei in einer hohen beruflichen Position und man erfährt am Freitag von seinem Chef das man am Montag seinen Posten nicht mehr anzutreten braucht. Allein diese Tatsache beweist, welche Führungsqualitäten Franziskus in Personalentscheidungen praktiziert. Die Krönung der Nichtverlängerung der Amtszeit ist dann noch die Aussage, ab sofort werden nur noch Amtszeiten von fünf Jahren zugelassen. Natürlich kann der Papst die Amtszeiten restriktiv mit fünf Jahren handhaben. Leitende Kardinäle, höhere Prälaten sowie Mitglieder und Konsultoren werden vom Papst ernannt und grundsätzlich für fünf Jahre berufen. Diese Berufung gilt übrigens nicht für den Kardinalstaatssekretär und die Mitglieder des Staatssekretariats, die Apostolische Kammer, die Apostolische Signatur und die Rota Romana. Diese fünf Jahresregel geht zurück auf Papst Paul VI. und dessen Motu proprio „Pro Comperto“ aus dem Jahr 1967. Man findet sie auch in der Apostolische Konstitution „PASTOR BONUS “ über die Römische Kurie von Papst Johannes Paul II. von 1988. Bisher wurden die Amtszeiten der Dikasterienleiter stillschweigend oder durch Veröffentlichung im Bulletin des Presseamts des Heiligen Stuhls um weitere fünf Jahre verlängert.

Diese unbekannte und neue Regel scheint Franziskus im stillen Kämmerlein im Gästehaus Santa Marta gefasst zu haben. Weder der Papst noch sein Staatssekretariat hat bis zum Fall Müller derartiges auch nur im Ansatz publik gemacht. Ein verantwortlicher Personalentscheider gibt modifizierte Regeländerungen bekannt, bevor sie zur Anwendung kommen und nicht mit der ersten Personalentscheidung. Auch ein Kardinal Müller hat das Recht von seinem Papst zu erfahren warum er nicht mehr gebraucht wird. Die Aussage mit der „sofortigen fünfjährigen Amtszeit“ ist eine schwache und fadenscheinige Begründung. Ist dieser Papst nicht Manns genug, Müller die Wahrheit ins Gesicht zu sagen? Bezeichnend waren an diesem Freitag auch die Reaktionen des deutschen Episkopats. Es gab nämlich keine einzige Stellungnahme! Nicht mal der Leiter der Deutschen Bischofskonferenz Kardinal Marx hatte auch nur ein Wort zu sagen. Soviel zur Kollegialität des Deutschen Episkopats.

Die nahe Zukunft wird zeigen wie Ernst es dem Papst mit dieser neuen Regelung wirklich ist. Der nächste Amtsverlust droht dem Präsidenten des Päpstlichen Rates für die Kultur, Gianfranco Kardinal Ravasi (74) Anfang September diesen Jahres. Außer der Päpstliche Rat für die Kultur fällt vorher der Kurienreform zum Opfer.

Ernennung von Renato Raffaele Kardinal Martino (84) zum Kardinalprotodiakon

Der Kardinalprotodiakon ist der ranghöchste (d. h. dienstälteste) Kardinal im Ordo der Kardinaldiakone. Entscheidend ist hierbei, die Reihenfolge der Ernennung am Tag der Kreierung. Er ist somit „Primus inter Pares“ (Erster unter Gleichen) seiner Kardinalsklasse. Seine Aufgabe ist es, nach erfolgter Papstwahl von der Benediktionslogge der Peterskirche aus die Nachricht von der Wahl eines neuen Papstes der Öffentlichkeit mitzuteilen.

Am 21. Oktober 2013 endete die Amtszeit des damaligen Kardinalprotodiakons Kardinal Tauran. Die Geschichte dieses Kardinalsamtes reicht über 400 Jahre zurück und Päpste besetzten es immer zeitnah mit einem Nachfolger, nicht so Franziskus. Er lässt acht Monate verstreichen, bevor er einen Nachfolger ernennt und wirft die bis dato geltende Regelung kommentarlos über den Haufen. Er ernennt am 12. Juni 2014 Kardinal Martino, zum Zeitpunkt der Ernennung bereits 80 Jahre alt, zum Nachfolger von Kardinal Tauran. Martino konnte bereits bei seiner Ernennung die Aufgabe des Kardinalprotodikons überhaupt nicht wahrnehmen. Kardinäle über 80 Jahre haben kein Wahlrecht in einem Konklave und sind somit von der Papstwahl ausgeschlossen. Für den Fall eines Konklaves bestimmte Franziskus Kardinal Levada diese Aufgabe wahrzunehmen. Eigenartig war auch die Bekanntgabe des neuen Kardinalprotodiakons. Üblicherweise wird eine derartige Entscheidung des Papstes in einem Bulletin des Presseamtes des Vatikans veröffentlicht. Das ist aber unterblieben, lediglich Radio Vatikan hat am 12. Juni 2014 in einem Artikel mit der Überschrift „Konsistorium: Interne Kardinalsbeförderungen“ auf diese Veränderung im Kardinalskollegium hingewiesen. Die katholische Nachrichtenagentur kath.net bezeichnet einen Tag später in dem Artikel „Martino neuer Kardinal-Protodiakon“ Levada als Stellvertreter des Kardinalprotodiakons. Ein Stellvertreter für dieses Amt ist nirgends vorgesehen, weder im Kirchenrecht (CIC) noch in der Papstwahlordnung „Universi Dominici Gregis“ von 1996 und somit auch keine Erklärung für diese päpstliche Personalmaßnahme. Kardinal Levada wurde am 20.Juni 2016 zum Kardinalpriester (pro hac vice) erhoben und wurde selbst am 15. Juni 2016 80 Jahre alt. Dank dem Papst hat die Kirche bis zum heutigen Tag keinen Kardinalprotodiakon der die Aufgaben in einem künftigen Konklave wahrnehmen könnte.

Geschichte und Traditionen bedeuten Franziskus scheinbar nur wenig. Das ist nichts Neues. Kritiker bescheinigen ihm gerne, lieber dagegen zu sein, als sich an jahrhundertealte Traditionen zu binden. Beide Fälle, Kardinal Martino und Müller, bestätigen das eindrucksvoll. Der Primat des Papstes kann dafür aber keine Rechtfertigung sein.

Kardinal Müller hat sicherlich mehr als einmal dem Papst den Spiegel vorgehalten. Aber ist das nicht auch eine Aufgabe des Präfekten der Glaubenskongregation? Das Nachsynodale Apostolische Schreiben „Amoris laetitia“ ist seit seinem Erscheinen im März 2016 in aller Munde und auch in der Kritik. Selbst hohe Würdenträger der Kirche interpretieren es unterschiedlich. Müller hat mehrfach von „nicht überzeugenden“ Interpretationen gesprochen. So mancher Katholik hält die Zulassung zur Kommunion für Wiederverheiratete für einen nicht hinnehmbaren Verstoß gegen das Sakrament der Ehe. „Amoris laetitia“ sowie die Personalpolitik des Papstes so manchen Katholiken in Gewissenskonflikte gebracht und viele haben sich bereits von der Kirche abgewandt. Diese Entwicklungen hat an vorderster Front nicht der Priester in der Gemeinde, sondern Papst Franziskus zu verantworten. (vh)

Kardinal Joachim Meisner gestorben

Das Erzbistum Köln trauert um Kardinal Joachim Meisner. Der emeritierte Erzbischof von Köln ist an diesem Mittwoch mit 83 Jahren während eines Urlaubs in Bad Füssing gestorben. Das teilte das Erzbistum Köln mit. Geboren 1933 in Breslau, wurde er 1962 in Erfurt zum Priester geweiht, 1975 wurde er Weihbischof in Erfurt. 1980 ernannte Papst Johannes Paul II. ihn zum Erzbischof von Berlin, 1983 erhob er ihn zum Kardinal. Die Ernennung zum Erzbischof von Köln erfolgte am 20. Dezember 1988, seine Einführung in Köln am 12. Februar 1989. Bereits mit Erreichen des 75. Lebensjahres 2008 hatte Meisner der kirchlichen Ordnung entsprechend seinen Rücktritt angeboten, war aber von Papst Benedikt XVI. gebeten worden, bis auf weiteres im Amt zu bleiben.

„Er hatte keine Angst vor dem Tod, das hat er immer wieder verkündet“, so Meisners Nachfolger, Kardinal Rainer Maria Woelki, in einer ersten Reaktion gegenüber dem Domradio. „Für ihn stand Gott im Zentrum, nichts anderes galt eigentlich für ihn. Seine ganze Welt, sein Denken, sein Handeln, das politische und gesellschaftliche Deuten hat er immer von Christus her gedacht. Für ihn war der Tod einfach nur, wie er gesagt hat, der Hinübergang von der einen Hand Gottes in die andere Hand Gottes.“

„Mit innerer Anteilnahme“ habe er die Nachricht vom Tod Meisners aufgenommen, so Papst Franziskus in einem Beileidstelegramm an Kardinal Woelki. „Aus einem tiefen Glauben und einer aufrichtigen Liebe zur Kirche heraus ist Kardinal Meisner für die Frohe Botschaft eingetreten. Christus der Herr lohne ihm seinen treuen und unerschrockenen Einsatz für das Wohl der Menschen in Ost und West.“

25 Jahre in Köln

Kardinal Meisner war nie um klare und offene Worte verlegen, bis zuletzt meldete er sich in kirchlichen Debatten zu Wort. So war er einer der vier Kardinäle, die Papst Franziskus eine Reihe von „Dubia“, also Zweifeln, vorlegten, und die Beantwortung von Fragen zur Ehelehre im Papstschreiben Amoris Laetitia verlangten. Der Papst war aber auf diese Forderung nicht eingegangen.

Aber auch die Schwangerschaftskonfliktberatung in Deutschland, die Frage nach Zölibat oder nach dem Frauenpriestertum und nach Sterbehilfe forderten den Kardinal immer wieder zu öffentlichen Stellungnahmen heraus. Deutlich kritisierte er von Köln aus, wo er ein Vierteljahrhundert lang Erzbischof war, die Gottvergessenheit des Westens und die Konsumwelt.

„Er ist für mich ein Zeuge, der immer für die Wahrheit des Glaubens eingetreten ist, gelegen oder ungelegen“, so Kardinal Woelki in seiner ersten Würdigung. „Er hat gekämpft für den Schutz des Lebens am Beginn und am Ende, überall dort, wo die Würde des Menschen beeinträchtigt war, da hat er seine Stimme erhoben. Für mich ist ein bedeutender Mann der Kirche und der Zeitgeschichte von uns gegangen, der die bundesrepublikanische und die kirchliche Wirklichkeit nach 1989 entscheidend mit geprägt hat.“

2005 war das Erzbistum Gastgeber des Weltjugendtages, direkt nach Amtsantritt von Papst Benedikt XVI. Noch 2013 hatte der Kardinal in Köln einen nationalen Eucharistischen Kongress organisiert.

Im gleichen Jahr reagierte Kardinal Meisner erschüttert auf die Meldung, Papst Benedikt XVI. sei zurückgetreten. „Bis zum Tod – das habe ich nicht nur in Bezug auf Ehen so gesehen, sondern auch auf das Papstamt“, zitierte die Agentur KNA seine erste Reaktion damals. Später seien seine Zweifel aber angesichts der körperlichen Schwäche Benedikts „weggeschmolzen“.

Der vollständige Text des Papsttelegramms:

Mit innerer Anteilnahme habe ich die Nachricht aufgenommen, dass der barmherzige Gott Kardinal Joachim Meisner plötzlich und unerwartet von dieser Welt abberufen hat. Ich verbinde mich mit Ihnen und den Gläubigen des Erzbistums Köln im Gebet für den verstorbenen Hirten. Aus einem tiefen Glauben und einer aufrichtigen Liebe zur Kirche heraus ist Kardinal Meisner für die Frohe Botschaft eingetreten. Christus der Herr lohne ihm seinen treuen und unerschrockenen Einsatz für das Wohl der Menschen in Ost und West und schenke ihm Anteil an der Gemeinschaft der Heiligen im Himmel. Von Herzen erteile ich allen, die des Verstorbenen im Gebet und Opfer gedenken, den Apostolischen Segen.

Papst Franziskus (rv)

Kardinal von El Salvador will als Mittler in Konflikten auftreten

Der erste Kardinal von El Salvador, Weihbischof Gregorio Rosa Chávez, will seine Tätigkeit als Mittler in Konflikten auch in anderen Teilen der Weltkirche einbringen. Darum habe ihn der Papst mehrfach gebeten, sagte der Kardinal im Gespräch mit Radio Vatikan. „Ich kann diese erweiterte Perspektive schon sehen, so bekam ich kürzlich einen Brief aus Korea über ein Treffen zwischen den zwei getrennten Ländern, mit der Frage, was die Kirche in diesem Fall tun kann aus ihrer Erfahrung als Mittlerin in Konflikten heraus“, so Kardinal Rosa Chávez. Es gehe darum, das einzubringen, „was jemand als Erfahrung und Reflexion gelebt hat über die zentralen Motive der Welt heute: Gemeinschaft, Solidarität, Toleranz, Begegnung und Frieden, der aus einem erneuerten Herzen entsteht.“

Rosa Chávez will, wie er sagt, weiterhin als Pfarrer, als Caritaspräsident seines Landes sowie als Weihbischof wirken so wie zuvor. Er räumte ein, dass seine künftige Tätigkeit wegen der Eigenheiten seiner Erhebung in den Kardinalstand kirchenrechtlich kompliziert sei: Rosa Chávez war gewissermaßen am Erzbischof von San Salvador vorbei, der keinen Kardinalspurpur hat, Kardinal geworden. „So einen Fall gab es noch nie. Man muss sehen, was die Kirchenrechtler sagen“, so der Kardinal. „Im Moment will ich einfach  in mein geordnetes Leben zurück, mit viel Hoffnung und viel Verlangen danach, die Dinge so zu machen, wie sie sein müssen.“

„Der Papst hat viel Vertrauen und ist zufrieden mit seiner Entscheidung“

Über die Inhalte seines Kardinalswappens musste der Kirchenmann nicht lange nachdenken, wie er verrät: „die Jungfrau Maria, die Palme der Märtyrer, die Option für die Armen und Erzbischof Romero“. Rosa Chávez war ein persönlicher Weggefährte des seliggesprochenen Märtyrers Oscar Arnulfo Romero gewesen und sieht in dieser Verbindung einen der Gründe, warum Papst Franziskus ihn überraschend in den Kardinalstand erhob. „Es gibt aber auch ein persönliches Element, ich bin jetzt 35 Jahre Bischof, ein weiter Weg, den der Papst kennt. Auch damit hängt es also zusammen, das habe ich in diesen Tagen (in Rom, Anm.) erfahren, in denen ich die Dinge aus der Nähe sehen konnte. Der Papst hat viel Vertrauen und ist zufrieden mit seiner Entscheidung. Er sagte mir: Vorwärts, nur Mut!“

Was eine Heiligsprechung von Erzbischof Romero anlangt, darf sie aus der Sicht des neuen Kardinals auch noch etwas auf sich warten lassen. „Wir wollen, dass das Volks sich auf diese Gnade vorbereitet, es soll nichts Oberflächliches sein, sondern etwas Tiefes. Das Volk muss aufbrechen zu Romero hin, zu seiner Wiege, seinem Grab, dem Ort seines Martyriums. So etwas fängt gerade erst an, wir müssen diese Anstrengung des Volkes unterwegs unterstützen, mit Romero und zu Romero hin, damit die Welt das wird, was Romero träumte und wofür er sein Leben gab, wie es auch Jesus tat.“

Kardinal Rosa Chávez erlebte seinerzeit „harte Momente“ an der Seite des Erzbischofs von San Salvador. „Ich denke daran, wie er einer systematische Verfolgung stoisch gegenübertrat, einer Verfolgung auch innerhalb seiner eigenen Kirche. Ich denke auch an ihn, wie er mir vertraute, und dass er mich in schwierigen Momenten aufsuchte, damit ich an seiner Seite sei. Gemeinsam suchten wir zu verstehen, was wir Rom antworten sollten auf die Attacken, die dort gegen ihn eintrafen. Und ich sehe in ihm einen Freund, einen Bruder, ein Vorbild und einen Fürsprecher.“ (rv)

Amtszeit nicht verlängert: Kardinal Müller nicht mehr Präfekt der Glaubenskongregation

VATIKANSTADT – Für Kardinal Gerhard Ludwig Müller endet am morgigen Sonntag sein Amt als Präfekt der Glaubenskongregation: Papst Franziskus hat es abgelehnt, seine Amtszeit zu verlängern.

Warum Franziskus das fünfjährige Mandat des deutschen Würdenträgers nicht erneuert hat, teilte der Vatikan bislang nicht mit. Zu lesen war nur, der Papst danke dem scheidenden Kardinal.

Kardinal Müller selber erklärte dazu in einem Interview, der Papst wolle dazu übergehen, Amtszeiten nicht zu verlängern. Er sei der erste gewesen, bei dem dies umgesetzt wurde, so Kardinal Müller gegenüber der „Allgemeinen Zeitung“.

Differenzen habe es nicht gegeben, trotz unterschiedlicher Sichtweisen über manche Dinge, so der Kardinal weiter.

Sichtweise zu „Amoris Laetitia“

Tatsächlich betrifft die Frage der Sichtweise eine ganze Reihe hochbrisanter Themen, von der Frage über die Interpretation von „Amoris Laetitia“ bis zur vollen Versöhnung mit der Piusbruderschaft.

So hat Kardinal Müller etwa immer wieder betont, „Amoris Laetitia“ sei „klar“ verständlich und könne, ja, müsse im Licht der Tradition interpretiert werden. Das Schreiben, samt seines umstrittenen achten Kapitels, breche nicht mit der Lehre der Kirche.

Eine Haltung, die nicht nur die Fragen der Dubia offen ließ – welche Kardinal Müller begrüßte, gleichzeitig aber deren Autoren kritisierte, weil sie diese veröffentlichten. Müllers Haltung war auch eine zunehmend schwierige, weil Papst Franziskus selber Interpretationen von Amoris Laetitia begrüßt hat, die nicht mit Kardinal Müllers vereinbar sind. Was Kardinal Müller nicht davon abhielt, öffentlich solche Interpretationen zu kritisieren, welche der Lehre der Kirche widersprechen – ein klares Signal an die Deutsche Bischofskonferenz und die Maltesische, deren Interpretation etwa der Müllers und anderer Bischofskonferenzen widerspricht.

Das Schreiben über „Die Freude der Liebe“ und die bis heute unbeantworteten Dubia war jedoch nur ein Faktor von vielen, die dazu führten, dass Beobachter von einem klaren Mangel an Vertrauen sprachen, und einer zunehmenden Isolierung des Präfekten der Glaubenskongregation.

Zuletzt hatte Franziskus zudem unter anderem ohne Rücksprache drei Mitarbeiter der Glaubenskongregation entlassen – was Kardinal Müller im Interview „bedauert“.

Wie es für den deutschen Würdenträger weitergeht, ist noch unklar: Eine neue Aufgabe hat der ehemalige Bischof von Regensburg erst einmal nicht.

Als neuen Präfekt der Glaubenskongregation bestimmte Papst Franziskus deren bisherigen Sekretär, Erzbischof Luis Ladaria, ein spanischer Jesuitenpater. (CNA Deutsch)

Glaubenskongregation: Wer ist Erzbischof Luis Ladaria?

Der Präfekt der Glaubenskongregation ist eines der wichtigsten Ämter im Vatikan, Papst Franziskus hat es an diesem Samstag mit Erzbischof Luis Ladaria neu besetzt. Er sei ein „moderater Konservativer“, hatte er in einem Interview über sich selber gesagt. „Mir gefallen Extremistmen nicht, weder die progressistischen noch die traditionalistischen. Ich glaube, dass es einen Mittelweg gibt, dem es zu folgen gilt.“

Ladaria ist Jesuit, wie Papst Franziskus auch, und auch wie Pater Bernd Hagenkord, unser Redaktionsleiter. Deswegen unsere Frage: Wer ist Luis Ladaria?

Hagenkord: Luis Ladaria ist ein Theologieprofessor, der schon seit bald neun Jahren der zweite Mann in der Glaubenskongregation ist und damit zuständig für die Organisation und die inneren Abläufe. Ich kenne viele Leute, die ihn in dieser Arbeit schätzen gelernt haben. Er ist mit über siebzig Jahren nicht mehr der Jüngste, aber dafür ist er sehr erfahren und muss sich nicht erst einarbeiten.

Luis Ladaria ist Jesuit und ist auch nach seiner Bischofsweihe in seiner Jesuitenkommunität wohnen geblieben, regelmäßig begegnen wir uns auf der Straße vor dem Vatikan, auf dem Weg zur Arbeit. Da ist er ein wenig wie damals Kardinal Ratzinger, zu Fuß, Aktentasche unter dem Arm, irgendwie unauffällig auf der Straße. Unprätentiös würde ich ihn nennen. Aber er hat auch Energie, das habe ich in den Gesprächen bemerkt, in denen es um Missbrauchsfälle ging, deren Aufarbeitung fällt und fiel ja in seine Kompetenz, da wirkt er auf mich sehr konzentriert und ernsthaft. Was ich als gutes Zeichen werte.

Interessant ist vielleicht das Detail, dass Luis Ladaria sein Theologiestudium in Frankfurt am Main absolviert hat, er spricht also nicht nur gut Deutsch, sondern kennt auch die theologische Tradition bei uns gut, Rahner, Balthasar und so weiter.

RV: Damit bekommt jetzt ein zweiter Jesuit – nach Papst Franziskus – einen der wichtigsten Posten in der Weltkirche.

Hagenkord: Ich glaube, dass man das gelassen sehen sollte. Gerne werden ja Listen geführt, wer Nummer zwei, wer Nummer drei und so weiter sei. Der Posten ist wichtig, einflussreich weil er Disziplinfragen wie auch Lehrfragen betrifft, man darf das also nicht unterbewerten, aber auch eine Überbewertung tut dem nicht gut.

Und was den Jesuiten angeht: Die Ernennung zum Sekretär hat damals Papst Benedikt XVI. vorgenommen, das halte ich nicht für „Jesuit ernennt Jesuiten“. Wenn man auf all die Ernennungen des Papstes schaut, da sind sehr wenige Jesuiten dabei. Er hat einen erfahrenen Mann ernannt und der ist halt Jesuit, mehr ist da glaube ich nicht dabei.

RV: Steht nach Kardinal Pell, der in der vergangenen Woche sich hat beurlauben lassen, und jetzt Kardinal Müller jetzt eine größere Umorganisierung an der Spitze der Kurie an?

Hagenkord: Dass der Prozess in Australien, zu dem Kardinal Pell fährt, und das Ende der Amtszeit von Kardinal Müller zeitlich eng beieinander liegen, halte ich für Zufall. Es sieht natürlich nicht so schön aus, dass in einer Woche gleich zwei gehen, zumal unter nicht ganz einfachen Umständen. Pell will sich in einem Prozess verantworten und Kardinal Müller ist noch nicht an der Altersgrenze. Trotzdem hielte ich es für falsch, dahinter einen Zusammenhang zu vermuten. (rv)

Ladaria neuer Chef der Glaubenskongregation

  Erzbischof Luis Ladaria ist der neue Präfekt der Glaubenskongregation. Das gab der Vatikan an diesem Samstag bekannt. Der Jesuit und Theologe war bislang als Sekretär die Nummer Zwei des Dikasteriums, er rückt an die Stelle von Kardinal Gerhard Ludwig Müller, dessen Amtszeit an diesem Sonntag ausläuft.

Erzbischof Luis Francisco Ladaria Ferrer SJ stammt gebürtig aus Mallorca, ist Jurist und seit 1966 Mitglied im Jesuitenorden. Einen Teil seiner Studien absolvierte er an der Jesuitenhochschule in Sankt Georgen, Frankfurt am Main. Seit Mitte der 80er Jahre dozierte er Theologie an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom, bevor er 2008 als Nachfolger von Angelo Amato zum Sekretär der Glaubenskongregation ernannt und zum Bischof geweiht wurde. 2013 bestätigte ihn Papst Franziskus in seinem Amt.

An diesem Sonntag endet regulär die fünfjährige Amtszeit von Gerhard Ludwig Müller an der Spitze der Kongregation. Papst Franziskus hat entschieden, ihn nicht um weitere fünf Jahre zu verlängern. Kardinal Müller war 2012 von Papst Benedikt zum Nachfolger von Kardinal William Levada berufen worden, der in den Ruhestand ging. Bis zu seiner Wahl zum Papst war Benedikt – Joseph Ratzinger – selbst Präfekt der Glaubenskongregation gewesen.

Müller stammt aus Mainz, promovierte in Theologie bei Karl Lehmann und dozierte Dogmatik in München, bevor er zum Bischof von Regensburg ernannt wurde. (rv)