Papst ernennt drei Untersekretäre für neue Großbehörde

Mit der Ernennung dreier Untersekretäre nimmt nun auch die neue vatikanische Behörde für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen Gestalt an. Wie der Pressesaal am Samstag bekannt gab, werden zwei Priester und eine bewährte Fachfrau als Untersekretäre des Dikasteriums wirken: der Spanier Segundo Tejado Muñoz, der italienische Franziskaner Nicola Riccardi sowie die Italienerin Flaminia Giovanelli. Sowohl Tejado Muñoz als auch Giovanelli wirkten bereits bisher als Untersekretäre an zwei päpstlichen Räten, die beide in der neuen Großbehörde aufgegangen sind. Riccardi hat einen Lehrstuhl für Gerechtigkeit und Frieden an der Päpstlichen Universität Antonianum in Rom.

Das „Dikasterium für den Dienst zugunsten der ganzheitlichen Entwicklung des Menschen“ nahm mit Jahresbeginn 2017 seine Tätigkeit auf. Präfekt ist der afrikanische Kardinal Peter A. Turkson, der davor den Päpstlichen Rat für Gerechtigkeit und Frieden leitete. Als Sekretär und damit zweiter Mann wirkt der französische Priester Bruno Marie Duffé. Den Statuten zufolge könnten die Positionen des Sekretär und der Untersekretäre auch mit Laien besetzt werden. Papst Franziskus leitet auf eigenen Wunsch die Unterabteilung für Flucht und Migration persönlich. Die Behörde ist für vielfältige soziale und Menschenrechtsfragen zuständig: Migration, Umwelt, Armut, Kranke, Gefangene, Arbeitslose, Opfer von Kriegen und Naturkatastrophen, von Sklaverei, Menschenhandel und Folter. (rv)

Neues Papstministerium: Theorie und Praxis des Menschen

Die Gründung der neuen vatikanischen Institution zur Förderung der ganzheitliche Entwicklung des Menschen entspricht dem Ansatz des Papstes, Theorie und Praxis zusammen zu bringen. Das sagte im Gespräch mit Radio Vatikan die delegierte Untersekretärin des Dikasteriums, Flaminia Giovanelli. Die Behörde ging am 1. Januar an den Start und entstand durch Zusammenlegung von vier päpstlichen Räten: jenem für Gerechtigkeit und Frieden, jenem der Seelsorge für die Migranten und Menschen unterwegs, jenem für die Pastoral im Krankendienst und schließlich „Cor Unum“, der eine Art Caritas-Rat für tätige Nächstenliebe war.

Giovanelli sagte, Papst Franziskus sehe allgemein „die Notwendigkeit, die Reflexion auf etwas Konkretes zu gründen, und umgekehrt“. Der päpstliche Rat für Gerechtigkeit und Frieden habe das Ziel verfolgt, über die Soziallehre der Kirche der Kirche nachzudenken und sie zu verbreiten. Von der Zusammenlegung mit den übrigen drei Behörden, „die eher pastoralen Zuschnitt hatten“, profitiere das neu entstandene Dikasterium. „Beispiel: das Thema Folter. Darüber kann man, wie wir das bei „Gerechtigkeit und Frieden“ getan haben, nachdenken, das betrifft die Soziallehre, die Menschenrechte. Unsere Kollegen vom Gesundheitsrat kennen Leute, die in den Krankenhäusern arbeiten und dort mitunter Folteropfer betreuen. Dasselbe gilt etwa beim Thema Migration, wo sich besonders viele Themen überschneiden, auch das der Folter.“

Nachdenken und handeln

Nun müssten die insgesamt rund 70 Mitarbeiter der bisherigen vier Behörden sehen, wie sie am besten zusammenarbeiten, so Giovanelli. Man habe sich seit August mehrmals getroffen, um diesen Übergang vorzubereiten. Die damalige Untersekretärin bei „Gerechtigkeit und Frieden“ ließ durchblicken, dass viele praktische, administrative und arbeitstechnische Fragen noch offen sind.

So bleiben die Mitarbeiter vorerst in ihren bisherigen, räumlich getrennten Büros, zwei davon liegen im Palazzo San Callisto in Trastevere, die übrigen in der Via della Conciliazione in der Nähe des Petersplatzes.

Sie selbst wurde, wie Giovanelli im Gespräch mit Radio Vatikan sagte, vom Präfekten des neuen Dikasteriums Kardinal Peter Turkson in ihrer Funktion gewissermaßen in die neue Einrichtung hinein verlängert, ist also „delegierter Untersekretär“. Als „delegierter Sekretär“ wirkt bis auf weiteres Erzbischof Silvano Maria Tomasi, ein früherer Diplomat des Heiligen Stuhles und ausgewiesener Migrationsfachmann. Ein „absolutes Novum“, so Giovanelli, sei auch die Tatsache, dass Papst Franziskus auf eigenen Wunsch eine Unterabteilung der neuen Behörde persönlich leite, nämlich jene für Flucht und Migration; zwei eigens ernannte Untersekretäre – Pater Michael Czerny SJ und Pater Fabio Baggio CS – werden ihm direkt Bericht erstatten. „Dem Papst obliegt es jetzt, Anweisungen zu geben“, sagte Giovanelli. „Er will die Bedeutung unterstreichen, die das Thema Flucht und Migration in seinem Pontifikat hat. Im Grunde ist das die Frage schlechthin unserer Zeit, denn Migration ist eine Frucht der Globalisierung und der damit verbundenen Entwicklungen. Da wird es für uns Anlass geben, den Willen des Papstes näher kennenzulernen.“ (rv)

Altes und Neues Jahr aus Sicht des Päpstlichen Friedensrates

Religionsfreiheit war im zu Ende gehenden Jahr eines der konstantesten Themen. Das denkt die Untersekretärin des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden, Flaminia Giovanelli. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagte die „Nummer drei" des vatikanischen „Friedensministeriums":

„Es war ein dichtes, schweres Jahr. Wenn wir uns zurückerinnern, so hat es begonnen mit der Verletzung der Religionsfreiheit in Ägypten durch das Attentat gegen die Kopten. Papst Benedikt hatte gerade für dieses Jahr 2011 seine Botschaft zum Weltfriedenstag der Religionsfreiheit gewidmet. Wahrlich, das Thema hat eine tragende Rolle gespielt."

Politisch betrachtet, bestimmte – aus Sicht des päpstlichen Friedensrates – auf Weltebene besonders der arabische Frühling die Agenda.

„Dieser Wunsch nach politischer Teilhabe, den vor allem die jungen Menschen geäußert haben, massiv und offen – diesen Wunsch teilen auch die Jugendlichen in unseren Gesellschaften."

Weiterhin: die wirtschaftliche und soziale Krise, die uns auch im Neuen Jahr erhalten bleiben wird.

„Die Krise begann in den reichen westlichen Ländern und wirkte sich doch in erster Linie auf die Bevölkerung in den armen Staaten aus, viel schwerer, als man sich das gemeinhin vorstellt. Der Päpstliche Rat für Gerechtigkeit und Frieden hat dazu ein Dokument veröffentlicht, das mögliche Reformen des Wirtschafts- und Finanzsystems vorschlägt; ein wichtiger und gut aufgenommener Text aus unserer Sicht."

2012 wird sich das päpstliche „Friedensministerium" viel mit dem Thema Umwelt, Klimawandel und Wasser beschäftigen. Stichwort Rio plus 20: Nächstes Jahr findet eine große Konferenz zum 20. Jahrestag des Rio-Abkommens zum Schutz der Umwelt und Beginn der Nachhaltigkeitsdebatte von 1992 statt. Das sind Herausforderungen, die „energisch" anzugehen sind, findet Giovanelli.

„Ich bin aber auch sehr sensibel für das Thema ländliche Armut. Denn paradoxerweise sind es die Bauern, die am öftesten Hunger leiden. Man müsste so viel Energie wie möglich investieren, um die ländliche Welt mit den Instrumenten auszustatten, die es ihnen ermöglichen, genug Nahrungsmittel für sich selbst zu produzieren. Zu diesem Thema organisieren wir nächstes Jahr hier in Rom einen großen Kongress. Leider sehen wir heute, dass Ungleichgewicht und Ungleichheit verfestigte Merkmale unserer Zeit sind."

Neujahrswünsche für 2012 hat die päpstliche Friedensarbeiterin Flaminia Giovanelli natürlich auch:

„Dass man nicht den Mut verliert! Besonders die Jugendlichen. Wie der Heilige Vater in seiner Enzyklika „Caritas in veritate" erklärte, muss man aus dieser Krise eine Chance machen. Die Chance auf ein authentischeres Leben, damit der Menschheit aufgeht, dass es ohne Gott und ohne Jesus Christus keine wahre Entwicklung gibt."
(rv 31.12.2011 gs)