Altes und Neues Jahr aus Sicht des Päpstlichen Friedensrates

Religionsfreiheit war im zu Ende gehenden Jahr eines der konstantesten Themen. Das denkt die Untersekretärin des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden, Flaminia Giovanelli. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagte die „Nummer drei" des vatikanischen „Friedensministeriums":

„Es war ein dichtes, schweres Jahr. Wenn wir uns zurückerinnern, so hat es begonnen mit der Verletzung der Religionsfreiheit in Ägypten durch das Attentat gegen die Kopten. Papst Benedikt hatte gerade für dieses Jahr 2011 seine Botschaft zum Weltfriedenstag der Religionsfreiheit gewidmet. Wahrlich, das Thema hat eine tragende Rolle gespielt."

Politisch betrachtet, bestimmte – aus Sicht des päpstlichen Friedensrates – auf Weltebene besonders der arabische Frühling die Agenda.

„Dieser Wunsch nach politischer Teilhabe, den vor allem die jungen Menschen geäußert haben, massiv und offen – diesen Wunsch teilen auch die Jugendlichen in unseren Gesellschaften."

Weiterhin: die wirtschaftliche und soziale Krise, die uns auch im Neuen Jahr erhalten bleiben wird.

„Die Krise begann in den reichen westlichen Ländern und wirkte sich doch in erster Linie auf die Bevölkerung in den armen Staaten aus, viel schwerer, als man sich das gemeinhin vorstellt. Der Päpstliche Rat für Gerechtigkeit und Frieden hat dazu ein Dokument veröffentlicht, das mögliche Reformen des Wirtschafts- und Finanzsystems vorschlägt; ein wichtiger und gut aufgenommener Text aus unserer Sicht."

2012 wird sich das päpstliche „Friedensministerium" viel mit dem Thema Umwelt, Klimawandel und Wasser beschäftigen. Stichwort Rio plus 20: Nächstes Jahr findet eine große Konferenz zum 20. Jahrestag des Rio-Abkommens zum Schutz der Umwelt und Beginn der Nachhaltigkeitsdebatte von 1992 statt. Das sind Herausforderungen, die „energisch" anzugehen sind, findet Giovanelli.

„Ich bin aber auch sehr sensibel für das Thema ländliche Armut. Denn paradoxerweise sind es die Bauern, die am öftesten Hunger leiden. Man müsste so viel Energie wie möglich investieren, um die ländliche Welt mit den Instrumenten auszustatten, die es ihnen ermöglichen, genug Nahrungsmittel für sich selbst zu produzieren. Zu diesem Thema organisieren wir nächstes Jahr hier in Rom einen großen Kongress. Leider sehen wir heute, dass Ungleichgewicht und Ungleichheit verfestigte Merkmale unserer Zeit sind."

Neujahrswünsche für 2012 hat die päpstliche Friedensarbeiterin Flaminia Giovanelli natürlich auch:

„Dass man nicht den Mut verliert! Besonders die Jugendlichen. Wie der Heilige Vater in seiner Enzyklika „Caritas in veritate" erklärte, muss man aus dieser Krise eine Chance machen. Die Chance auf ein authentischeres Leben, damit der Menschheit aufgeht, dass es ohne Gott und ohne Jesus Christus keine wahre Entwicklung gibt."
(rv 31.12.2011 gs)