Papst Franziskus besucht am 4. August Assisi

Papst FranziskusPapst Franziskus wird am kommenden 4. August die franziskanische Kirche Portiuncula zu Füßen der Stadt Assisi besuchen. Das gaben der Bischof von Assisi und die franziskanische Gemeinschaft der Stadt an diesem Montag bekannt. Anlass für den Besuch ist die 800-Jahrfeier des Portiuncula-Ablasses. Es sei eine glückliche Fügung, so die Ankündigung des Besuches, dass dieses wichtige Jubiläum mit dem Jahr der Barmherzigkeit zusammenfalle. Papst Franziskus werde als einfacher Pilger in der päpstlichen Basilika Santa Maria degli Angeli (die um die franziskanische Portiuncula-Kapelle herum erbaut worden ist) eintreffen und sich dort in stillem Gebet aufhalten. Anschließend werde er zu den Gläubigen sprechen, kündigen die lokalen Kirchenvertreter an. Papst Franziskus selbst hat erst vor wenigen Tagen die Portiuncula-Kapelle, die die Heimstatt seines heiligen Namenspatrons und Ausgangspunkt des heutigen weltweit operierenden Ordens war, in seiner Rede anlässlich des 65. Priesterjubiläums seines Vorgängers Benedikt XVI. erwähnt. Papst Franziskus war im Oktober 2013 das erste Mal in Assisi, dabei hatte er auch die Basilika und die Kapelle der Portiuncola besucht.

Der Portiuncula-Ablass geht auf den heiligen Franziskus selbst zurück. Beim Gebet in seiner kleinen Kirche sei ein Lichtstrahl erschienen, auf dem Altar habe er Christus und zu dessen Rechten die Gottesmutter Maria und Engel gesehen. Christus habe ihm aufgetragen, beim Papst um einen vollständigen Ablass für diejenigen zu bitten, die in die Kapelle als reuige Sünder kämen. Der damalige Papst Honorius III. gab der Bitte des Heiligen statt, allerdings verknüpfte er den Ablass mit einem engen Zeitfenster: nur am 2. August sollte dieser Ablass zu erhalten sein, unter der Bedingung, dass der Sünder ehrliche Reue zeige, gebeichtet habe, das Vaterunser und das Credo spreche, ein Gebet in der Intention des Papstes sage sowie einer Heiligen Messe beiwohne. Der Ablass kann in jeder franziskanischen Kirche der Welt gewonnen werden. (rv)

Gegen die Mafia: Es darf keine Kirche des Schweigens geben

MafiaMafia-Killer, die sich vor Heiligenbildchen bekreuzen. Mafia-Paten, die in sizilianischen Dorfkirchen auch den Tauf-Paten machen. Mafia und Kirche, das wird gern zusammengesehen, als gehe da eines ins andere über. Dabei passen die beiden Bereiche keineswegs zueinander: „Die Mafia ist das Anti-Evangelium“, titelt ein Buch, das die Bischöfe von Kalabrien jetzt veröffentlicht haben. Es präsentiert kirchliche Stellungnahmen aus hundert Jahren gegen die ’ndrangheta (wie die Mafia in dieser süditalienischen Provinz heißt). „Wir wollen unsere Religiösität reinigen“, schreibt der Erzbischof von Catanzaro, Vincenzo Bertolone, im Vorwort durchaus selbstkritisch; doch zugleich schlägt er auch einen selbstbewussten Ton an: „Die Kirche hat das Gegengift zum Gift der Mafia! Es reicht nicht, anzuzeigen oder zu bestrafen, wir müssen das Evangelium noch mal von vorne verkünden.“

„Die Männer und Frauen der Mafia, der Camorra oder ’ndrangheta stehen außerhalb der Kirche“, erklärt Bertolone, der auch Vorsitzender der Kalabrischen Bischofskonferenz ist, im Radio Vatikan Interview. „Aber gleichzeitig nehmen sie doch am Leben der christlichen Gemeinde teil, gehen bei Prozessionen mit, wollen Taufpaten sein, bitten für ihre Kinder um die Sakramente. Dadurch äffen sie den wahren Glauben nach und wirken innerhalb der Kirche wie ein Gift – wie Unkraut mitten im Weizenfeld… Die Kirche muss den Christen helfen, den Ansprüchen und Forderungen der Mafia niemals nachzugeben, sondern eher ihre Pseudoreligiösität und ihr heidnisches Handeln zu demaskieren.“

Es dürfe jetzt keine Kirche des Schweigens mehr geben, sondern nur noch eine Kirche, die den Mund aufmache. Und dazu gehöre das neue Handbuch. „Hundert Jahre Dokumente! Vor der Wende des Zweiten Vatikanums sprachen viele noch davon, dass die Kirche bestimmte Phänomene ignoriere. Aber nach dem Konzil lud die Kirche in aller Deutlichkeit zum Einhalten der menschlichen und göttlichen Gesetze ein, um das Evangelium leben zu können. 1991 forderte ein sehr schönes, starkes Dokument die „Erziehung zur Legalität“; das war ein Alarmschrei für Italien, und kurz darauf zeigte Tangentopoli, dass dieser Text recht hatte.“ Tangentopoli: Dieser italienische Begriff steht für die Aufdeckung eines parteiübergreifenden Geflechts von Schmiergeld und Korruption, die der jahrzehntelangen Vorherrschaft der Christdemokraten in Italiens Politik Mitte der neunziger Jahre ein Ende machte (und dem Aufsteiger Silvio Berlusconi den Weg freimachte).

Aus der Fastenzeit 1916 stammt das erste Dokument, welches das neue Buch anführt. „Dieser gemeinsame Hirtenbrief der Bischöfe Kalabriens ist genau hundert Jahre alt und legte die Grundlage für eine Katechese der Reinigung der Volksfrömmigkeit. Als Schwachpunkte wurden die Prozessionen, die Rolle der Paten, aber auch die unzureichende Ausbildung des Klerus benannt – Themen, die auch in den späteren Texten immer wieder auftauchen… Es ist interessant, zu sehen, wie die Geschichte dieses Einsatzes der Bischöfe uns die Herausbildung eines eigenen sozialen Lehramts der Bischöfe miterleben lässt. Natürlich – so viel ist gesagt und geschrieben worden, aber viel bleibt auch noch zu tun. Um Priesteramtskandidaten auszubilden, hat die Bischofskonferenz eigene Kurse eingerichtet, auch für den Klerus und die Gläubigen. Uns geht es um Menschen, die wirklich Zeugen Christi sind: gläubig, kohärent, glaubwürdig.“

Ein gewisses „mafiöses System“ hat es in Kalabrien „immer schon gegeben“, zumindest von den Jahren der italienischen Einigung an, sagt Don Giovanni Scarpino; der Geistliche leitet das Kultur- und Medienreferat der kalabrischen Bischöfe und hat die Texte des Buches mit ausgesucht. Die mafiösen Strukturen – „eine traurige, bittere Realität“ – bemühten sich immer um Anerkennung aus der Gesellschaft, darum bedienten sie sich gern kirchlicher Ereignisse und Feste. Die Antwort der Kirche darauf werde immer entschlossener: Auch das lasse sich im neuen Buch detailliert nachvollziehen. (rv)