Vatikan: „Jede rein technische Lösung ist machtlos“

Kardinal TurksonWissenschaft kann Realität erklären, für den Wandel braucht es aber Motivation, und hier kann Religion einen wesentlichen Beitrag leisten: Kardinal Peter Turkson sprach an diesem Montag in Stockholm über das Thema „Glaube und Entwicklung“, anlässlich des bevorstehenden Weltgebetstages für die Schöpfung an diesem Donnerstag ging er auf die Papstenzyklika Laudato Si’ ein und auf die Hilfen, die Religion im Allgemeinen und das Christentum im Besonderen beim aktiven Schutz für die Umwelt leisten können.

Warum sollten mich die negativen Nachrichten über Arbeitslosigkeit, Korruption, Wassermangel, Umweltschäden und Ähnliches betreffen? Wissenschaft allein könne darauf keine Antwort geben, „jede rein technische Lösung ist machtlos“, so der Kardinal, der im Vatikan für die Themen Gerechtigkeit und Frieden zuständig ist.

Wandel ist ohne die Motivation dazu unmöglich, und hierbei könne Glaube und Spiritualität eine große Rolle spielen, zeigt sich der Kardinal überzeugt. Glaube zeige eine komplexe Vision des Menschen, er betrachte ihn nicht nur als Konsumenten oder Humankapital. (rv)

Die Diplomatie des Heiligen Stuhles: ein Überblick

Kardinal ParolinWas ist ein Nuntius, was ist seine Aufgabe und was nicht, wo liegen die Stärken und die Grenzen seiner Mission? Die Diplomatie des Heiligen Stuhles ist eine sehr weit zurückreichende Form politischen Ausgleichs zwischen Rom und der Welt. Erst rzlich hat Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, der vatikanische Chefdiplomat, eine behutsame Akzentverschiebung in der Diplomatie angeregt: nicht mehr nur Streitparteien an einen Tisch bringen, sondern zugleich auch die Opfer eines Konflikts in den Blick nehmen. Die Nuntien, also die Botschafter des Papstes, könnten und sollten in einer solchen „Diplomatie der Barmherzigkeit“ (Parolin) vorangehen.

Über die Aufgaben und Funktionen der päpstlichen Diplomatie hat Gudrun Sailer mit dem jungen italienischen Jurist Matteo Cantori gesprochen, der eine vielbeachtete Diplomarbeit über kirchliche und kirchenrechtliche Aspekte der päpstlichen Diplomatie vorgelegt hat.

RV: Der Heilige Stuhl unterhält heute diplomatische Beziehungen mit nicht weniger als 180 Staaten. Die katholische Kirche hat eine Sendung der Verkündigung, der Evangelisierung. Wie verträgt es sich mit diesem Auftrag, gleichzeitig eine so artikulierte und ausgefaltete Diplomatie zu unterhalten?

Cantori: „Die erste Aufgabe der päpstlichen Diplomatie ist es, der Kirche in Einheit mit Petrus zu dienen. Der Nuntius muss sich in dem Land, in das er gesandt ist, zum Lautsprecher des Heiligen Vaters machen, muss wachen und informieren: Wachen über den Zustand der Kirchen und informieren über all das den Heiligen Stuhl. Zugleich ist die päpstliche Diplomatie eine Diplomatie „sui generis“, also eigener Art. Eine Diplomatie ohne Grenzen, keinen nationalen Wirkungsradius und Schluss, sie ist unbegrenzt. Sie zielt auf alle Menschen, nicht nur auf die Christgläubigen, sondern auf alle Männer und Frauen unserer Zeit, sie schaut auf die Entwicklung und das Wachstum und den Fortschritt aller, und sucht über ihre Missionarität und evangelisierendes Werk, alle Punkte des menschlichen Lebens zu berühren.“

RV: Der Nuntius ist der Botschafter des Papstes, doch was ihn auf den ersten Blick unterscheidet von einem Botschafter jedes anderen Staates, ist, dass er ein Priester ist, ein Erzbischof. Was heißt dieser Unterschied?

Cantori: „Der Nuntius steht auf derselben Ebene wie der Bischof von Rom, weil er Mitbruder im Bischofsamt ist. Juristisch gesagt ist er die Figur, über die der Heilige Stuhl die äußerliche Gesandtschaft und die innere Gesandtschaft ausübt. Das bedeutet, der Nuntius pflegt die Beziehungen einerseits mit dem Staat und andererseits mit seiner katholischen Bevölkerung. Zu seinen Aufgaben gehört es beispielsweise, neue Bischöfe vorzuschlagen. Er muss eine Unterstützung sein für den Klerus und die Ordensleute, für die örtlichen Bischofskonferenzen, wobei er sich ihr nicht überordnen darf. Er unterstützt, hilft und verbindet. Und er ist ein Vermittler, kein Bürokrat. Oft wird gesagt, der Nuntius macht eine bürokratische Arbeit. Nein: Der Nuntius ist in erster Linie Hirte.“

RV: Man hört oft, die päpstliche Diplomatie sei historisch betrachtet die erste gewesen. Stimmt das? Und wenn ja, welche Absichten hatten die Päpste zu Beginn der Kirchengeschichte?

Cantori: „Die päpstliche Diplomatie ist die erste. Sie kam zustande, um den Papst bei Konzilien und Synoden zu vertreten. Um aber Nuntiaturen zu sehen, die den heutigen ähneln, müssen wir in die frühe Neuzeit gehen, ins 15. Jahrhundert, wenn sich die großen Nationalstaaten herausbilden. Auch der Papst hat einen eigenen Staat, den Kirchenstaat, und auch er braucht Repräsentanten, etwa in Venedig oder in Polen, überall. So entstehen fixe Nuntiaturen, nicht fallweise Repräsentanten. Im Lauf der Jahrhunderte nimmt die Nuntiatur dann immer mehr eine evangelisierende Funktion an, sie erhält auch einen missionarischen Charakter.“

RV: Der Heilige Stuhl ist längst auch bei internationalen Organisationen mit seiner Diplomatie präsent und hat permanente Beobachter bei der UNO, bei der Atomenergiebehörde, dem Welternährungsprogramm und vielen anderen Organisationen. Aus welchem Grund?

Cantori: „Weil dem Heiligen Stuhl liegen die großen Fragen der Menschheit am Herzen. Auf internationaler Ebene hat die Kirche immer die Notwendigkeit verspürt, mit allen Staaten zusammenzuarbeiten, um sich den Herausforderungen der heutigen Welt zu stellen. Sicher, das Gewicht des Heiligen Stuhles ist moralisch, weniger politisch. Aber er ist ein anerkanntes Mitglied unter den Staaten, und er sieht ab von nationalen Interessen zugunsten universeller Werte: Recht auf Leben oder Verzicht auf Gewalt etwa. Die grundlegenden Menschenrechte, Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit.“

RV: Inwiefern verteidigen die Repräsentanten des Heiligen Stuhles auch die Rechte der anderen Religionen?

Cantori: „Der päpstliche Repräsentant ist nicht nur für die katholischen Gläubigen da. Es wird nicht gesagt: hier sind 1.000 Einwohner, 100 Getaufte, ich muss noch 100 dazugewinnen. Nein: Hier sind 1.000 Einwohner, mir liegen die 100 Getauften am Herzen, aber mir liegen auch die 900 Nichtgetauften am Herzen, die anderen Religionen oder gar keiner angehören. Ein weiteres Merkmal der päpstlichen Diplomatie ist ihre Unparteilichkeit. Sie lässt sich nicht leiten von Sympathien oder Antipathien. Der Heilige Stuhl begreift es als seine Pflicht, die Stimme der Vernunft zu Gehör zu bringen.“ (rv)

Bischof Timmerevers in Bistum Dresden-Meißen eingeführt

Bischof_TimmereversROM/DRESDEN – Bischof Heinrich Timmerevers ist am heutigen Samstag in sein Amt als Oberhirte des Bistums Dresden-Meißen eingeführt worden.

Zahlreiche Gläubige und Gäste, darunter 32 Bischöfe, kamen Medienberichten zufolge zur heiligen Messe im Dresdener Dom – der berühmten „Hofkirche“ – um an der Eucharistiefeier teilzunehmen und den 50. Bischof des Bistums zu begrüßen.

Papst Franziskus ernannte Bischof Timmerevers am 29. April 2016. Der 64-jährige, der 1980 in Münster zum Priester geweiht wurde, ist – wie so oft bei Priestern – Sohn einer kinderreichen Familie. Er stammt aus dem Landkreis Cloppenburg. Der heilige Papst Johannes Paul II. ernannte ihn 2001 zum Weihbischof in Münster. Seit 2011 ist er Kaplan des Ordens der Malteser in Deutschland.

Bischof Timmerevers gehört dem „Werk Mariens“ an, das besser bekannt ist unter der Bezeichnung „Fokolar-Bewegung“.

Gut 140.000 Katholiken leben unter 4 Millionen Menschen im Bistum Dresden-Meißen – eine Minderheit von 3,5 Prozent.

Neben der Diaspora katholischer Sachsen ist die reiche Tradition der 40.000 Sorben ein wichtiger Teil des Lebens der Kirche im Bistum. Die slawischsprachige Gruppe prägt im Bistum vor allem das das sogenannte „katholische Dreieck“ in der Oberlausitz, zwischen Bautzen, Kamenz und Hoyerswerda.

Schutzpatron der Diözese ist der heilige Benno von Meißen, der auch im Fisch und Schlüssel im neuen Wappen des Bischofs zu finden ist. Das Motto des neuen Bischofs von Dresden-Meißen ist „Suchet wo Christus ist“.

Die anderen Elemente verweisen unter anderem auf die Heimat von Bischof Timmerevers: Nikolausdorf im Landkreis Cloppenburg wird durch drei goldene Kugeln repräsentiert, nach der Legende um den heiligen Nikolaus; das Oldenburger Land wird durch die Flagge des gleichnamigen Großherzogtums, dem roten Kreuz auf blauem Grund, dargestellt.

Das Gotteslamm mit der Osterfahne stammt aus dem Wappen seines neuen Bistums – und erinnert natürlich an den Kern des Glaubens: Tod und Auferstehung des Heilands, Jesus Christus. (CNA Deutsch)

Buchtipp: Ulrich Nersinger, Gott ist barmherzig

Nersinger_Buch_Gott_ist_barmberzig„Gott ist barmherzig“ heißt das Büchlein, das der auf Kirche und Vatikan spezialisierte deutsche Historiker Ulrich Nersinger im Verlag media Maria vorgelegt hat. In acht Kapiteln durchläuft der geschichtlich hochversierte Journalist verschiedene Gegebenheiten der Heiligen Jahre, spricht über die Ursprünge, die Pilgerströme durch die Jahrhunderte, die Persönlichkeiten und die Heiligen der Jubeljahre. Beispiel: heilige Pforten. Woher und wozu? Und warum waren die heiligen Pforten beim ersten Heiligen Jahr 1300 noch nicht mit dabei? Ulrich Nersinger:

Nersinger: „Pforten haben in der Menschheitsgeschichte eine immense Bedeutung, in Mesopotamien, Ägypten, germanische Götterwelt. Pforten als Zugang zu den Göttern oder einer himmlischen Wirklichkeit, ein Zugang vom Diesseits zum Jenseits. Gerichtsurteile werden in der Regel in der Pforte gehalten, eine alte Tradition. Diesen Reichtum hat die Kirche 1300 noch nicht aufgenommen.“

RV: Woran lag das?

Nersinger: „In der Geschichte der Heiligen Jahre sieht man eine Entwicklung. 1300 ist eine spontane Sache gewesen. In der Welt tauchte die Nachricht auf, 1300 würde man in Rom einen vollkommenen Ablass bekommen, und das hat die Menschen der Zeit, die stark geprägt waren von einem Sündenbewusstsein, aufgerufen, nach Rom zu kommen. Ohne dass es irgendein Zutun des Papstes gab. Der Papst war überrascht, welche Menschenmengen auf einmal nach Rom strömten, und er wollte diese Menschenmengen anschauen, wovor er gewarnt wurde. Er ist dann doch hin geritten vom Lateran nach Sankt Peter, dann hat er in den Archiven geforscht und ein Konsistorium der Kardinäle einberufen, und hat dann mehr oder weniger spontan die Einrichtung der Heiligen Jahr in der Kirche geschaffen.

RV: Sie fanden zunächst alle 50 Jahre statt.

Nersinger: „Nein, sie fanden zunächst sogar nur alle 100 Jahre statt. Da kam eine andere römische Tradition mit hinein. Wir kennen aus der Antike die 100-JahrFeiern, die Säkularfeiern, die immer einen Neubeginn markieren sollen. Das wurde also auch in der heidnischen Tradition schon etwas vorweg genommen.“

RV: Es gab auch außerordentliche heilige Jahre, aus Sonderanlässen.

Nersinger: „Ja, und das ist eine Erscheinung des 20. Jahrhunderts. Das erste war 1933 ganz bewusst von Pius XI gesetzt, gegen die damaligen Diktatoren, vor allem den Faschismus. Als er gefragt wurde, warum dieses außerordentliche Jubiläum, sagte er, er wolle der Welt zeigen, wer der wirkliche, der wahre Messias sei. Das war eine deutliche Ansage gegen Nationalsozialismus und den Faschismus.“

RV: Das derzeit laufende außerordentliche Jahr legt den Fokus auf die Barmherzigkeit, aber ist die Barmherzigkeit nicht eigentlich den Heilige Jahren immer schon eingeschrieben gewesen?

Nersinger: „Im Grund wäre es gar nicht nötig gewesen, das jetzige Heilige Jahr mit dem Zusatz „Barmherzigkeit“ zu versehen, denn das ist eigentlich immer die Absicht eines Heiligen Jahres gewesen. Der jetzige Heilige Vater fand das aber wichtig es besonders herauszuheben, weil es ein Leitmotiv seines Pontifikates ist. Und das zu Recht, aber wenn man sich die Geschichte anschaut, jedes Heilige Jahr ist immer ein Zugehen der Kirche auf die Menschen. Und des sich-Erbarmens mit ihren Anliegen.“

Ulrich Nersinger: Gott ist barmherzig. Ein Streifzug durch die Feier der Heiligen Jahre der katholischen Kirche. Media Maria, 15 Euro. (rv)

Hilfsbereitschaft vor Ort: Italien nach dem Erdbeben

cna_ErdbebenROM – Während die Zahl der Opfer des schweren Erdbebens in Italien am frühen Mittwoch morgen weiter steigt, haben sich die Gesten spontaner Hilfsbereitschaft und Großzügigkeit vervielfacht.

Von den Maltesern bis Opus Dei – wie auch aus dem Vatikan – gab es Aufrufe zur Unterstützung und konkrete Hilfe.

Gegen 3:30 Uhr erschütterte ein Erdbeben der Stärke 6,2 auf der Richter-Skala die Regionen Umbrien, Latium und die Marken. Das Epizentrum lag offenbar zehn Kilometer südöstlich von Nursia. Rund 200 Nachbeben wurden in den Morgenstunden des 24. August registriert. Mehrere Städte wurden teilweise zerstört.

Die Zahl der Todesopfer liegt bereits über 240, berichten mehrere Medien. Betroffen waren vor allem Amatrice, Accumoli, Arquata del Tronto, und Pescara del Tronto – diese Gemeinden gleichen heute Trümmerhaufen.

Betroffen sind auch die Benediktiner von Nursia. Die Gebäuden wurden geschädigt, die Mönche selber überstanden das Beben aber unbeschadet, hieß es. Vorübergehend sind sie – als Vorsichtsmaßnahme – nach Rom gegangen; nur zwei Brüder sind zurück geblieben, um auf das Kloster aufzupassen, heißt es.

„Wir bemühen uns, die [benediktinische] Regel des Ordens auch unter den schwierigsten Umständen zu leben, und diese Übersiedlung, auch wenn sie eine Störung darstellt, ist eine Sicherheitsmaßnahme für unsere Mönche und schenkt uns allen den Frieden, unser klösterliches Leben weiter zu führen“, teilte der Orden mit.

Doch Hilfe kam sehr schnell: Ärzte-Teams, Pfleger und Rettungskräfte des Malteser-Ordens waren prompt vor Ort im Einsatz.

In Arquata del Tronto hilft eine Hundestaffel bei den Bergungsarbeiten. Medizinische Hilfe ist vor Ort in Amatrice, und unterstützt die Behörden des Zivilschutzes.

Die Malteser sind mit einer mobilen Einheit in Amatrice and Accumoli, um der betroffenen Bevölkerung zu helfen. Der Großmeister des Ordens, Fra Matthew Festing hatte wenige Stunden nach der Katastrophe bereits dem italienischen Präsidenten Sergio Mattarella eine Beileidsbekundung gesandt.

Wie in solchen Fällen üblich hat auch der Vatikan ausgeholfen. Sechs Feuerwehrbrigaden unterstützen den Zivilschutz. Ihre Pilgerfahrt nach Lourdes abgebrochen haben auch Wallfahrer der Gruppe Unitalsi; zusammen mit Bischof Domenico Pompili von Rieti wollen sie den Opfern in Amatrice helfen.

Der Prälat des Opus Dei, Bischof Javier Echevarría Rodriguez, hat Katholiken gebeten, „besonders die Gläubigen der Prälatur und unsere Freunde in der betroffenen Region, wo immer möglich vor Ort mitzuarbeiten, den für die Organisation Verantwortlichen zu helfen, und den Betroffenen Erleichterung zu bringen“.

In den Sozialen Medien bieten zahlreiche Menschen ihre Hilfe an, Obdach für Überlebende des Erdbebens und weitere Unterstützung. Aus dem ganzen Land sind Freiwillige in die betroffenen Regionen gekommen, um konkret vor Ort auszuhelfen. (CNA Deutsch)

Benedikt XVI.: Ich erhalte immer persönliche Briefe von Papst Franziskus

cna_Benedikt XVIVATIKANSTADT – „Der Gehorsam meinem Nachfolger gegenüber war nie in Frage gestellt. Aber darüber hinaus gibt es ein Gefühl tiefer Verbundenheit und Freundschaft.“

So antwortet in einem kurzen Interview, das der Ende August erscheinenden Biografie hinzugefügt werden wird, der emeritierte Papst Benedikt XVI. Elio Guerriero, einem Wissenschaftler, der Jahre lang die italienische Ausgabe von Communio geleitet, die von Joseph Ratzinger mit begründete nachkonziliare Zeitschrift.

Es handelt sich nicht um das von Peter Seewald in Buchform veröffentlichte Interview, aber einige Passagen geben Einblick ins tägliche Leben von Papst Benedikt und Papst Franziskus, der eine kleine Einleitung zum Buch von Guerriero verfasst hat.

„Ich bin von den ersten Momenten an tief persönlich berührt worden von der außerordentlichen menschlichen Zugänglichkeit Papst Franziskus´ mir gegenüber. Sofort nach seiner Wahl versuchte er, mich telefonisch zu erreichen. Da dies nicht gelang, rief er – direkt nach der Begegnung mit der gesamten Kirche vom Balkon des Petersdoms aus – erneut an und sprach mit großer Herzlichkeit mit mir. Seither hat er mir das Geschenk einer wunderbar väterlich-brüderlichen Beziehung geschenkt.

Oft erreichen mich hier unten kleine Geschenke, persönlich geschriebene Briefe. Vor großen Reisen versäumt es der Papst nie, mir einen Besuch abzustatten. Die menschliche Güte, mit der er mich behandelt, ist für mich eine besondere Gnade dieses letzten Abschnittes meines Lebens und ich kann nur dankbar dafür sein. Was er über die Verfügbarkeit für andere Menschen sagt, das sind nicht nur Worte. Er setzt es mir gegenüber in die Tat um. Der Herr möge ihn seinerseits jeden Tag seine Güte spüren lassen. Das erbitte ich vom Herrn für ihn.“ (CNA Deutsch)

Reliquie vom Heiligen Kreuz gestohlen

cna_ReliquieSAN FRANCISCO – Ein Fragment des Heiligen Kreuzes, von seinem Platz unterhalb eines Kunstwerks geraubt: Es klingt wie eine mittelalterliche Legende oder ein Dan-Brown-Schmöker.

Leider ist es aber ein wahres – und aktuell schwieriges – Ereignis einer katholischen Pfarrei in Kalifornien.

„Das erste, das wir mitteilen wollen ist dies: Sollte jemand es haben, oder etwas darüber haben – geben Sie es einfach zurück“, sagte Pater Michael Hurley gegenüber CNA. Der Dominikanerpater ist Pfarrer von Sankt Dominik in San Franzisko.

Bei der gestohlenen Reliquie handelt es sich um Fragment des Kreuzes, das als das Heilige Kreuz gilt – eine wichtige Reliquie deren Anbetung über 2.000 Jahre zur Kreuzigung zurückreicht. Der katholischen Tradition zufolge fand die Heilige Helena, die Mutter von Kaiser Konstantin, das Kreuz bei ihrem Besuch des Heiligen Landes im vierten Jahrhundert nach Christus.

Das nun gestohlene Fragment ist tatsächlich ein Splitter dieses von der heiligen Helena gefundenen Kreuzes: Das hat der Vatikan verifiziert.

Pater Hurley sagte CNA, dass sich die Reliquie unter einem Gemälde der Pieta befunden habe. Das Kunstwerk zeigt die weinende Muttergottes, gebeugt über den leblosen Körper Christi. „Für die Menschen von Sankt Dominik ist dies ein Ort der Tröstung und der Anbetung“, sagte Pater Hurley. Die Reliquie selber war das Geschenk eines Pfarrei-Mitglieds in Zeiten großer Schwierigkeit, und hat auch aus diesem Grund eine besondere spirituellen und emotionalen Bedeutung für die Gemeinde.

Die Reliquie wurde am 18. August gestohlen. Die Kirche hat keine Sicherheitskameras installiert, und es gab keine Zeugen des Verbrechens.

Erst als ein Gläubiger in die Kirche ging, um vor der Reliquie zu beten, wurde der Diebstahl bemerkt: Der Betende fragte nach, ob die Reliquie zur Reinigung aus dem Reliquiar genommen worden sei. „Als wir nachschauten, stellte sich heraus, dass das Schloss aufgebrochen wurde, und die Reliquie weg war“.

Pater Hurely erklärte, dass für Katholiken die physische Natur der Relique ein ganz besondere und unmittelbare Bedeutung hat: „Für uns als Katholiken glauben wir, dass Gott nicht einfach irgendeine entfernte Macht da oben im Himmel ist, sondern eine echte, lebendige Präsenz in unserem Leben.“

Diese intime und physische Wirklichkeit Christi gebe heiligen – physischen – Objekten, so Pater Hurley, ihre besondere Bedeutung. „Das Kreuz selbst ist nicht einfach ein Stück Holz, sondern das Symbol für Christi Liebe für uns, und wenn man so will, ein Sakramentale, das uns verbindet mit der Wirkmächtigkeit Christi und seiner Erlösung – wie es alle Sakramentalien tun.“

So könne auch das sakramentale Wesen der Kirche „ein Trost und Anknüpfungspunkt … für uns als menschliche Wesen sein“, fuhr er fort.

„Unser geistliches Leben hat sicherlich seinen Ursprung und seine Wurzeln in der menschlichen Erfahrung“, so der Pfarrer.

Er hoffe, dass der Dieb realisiere, was diese Reliquie wirklich der Pfarrei und ihren Gläubigen bedeute – und zurückgebe. Damit würde der Dieb letztlich, so der Pater, einen Beitrag zum Anbetungsleben der Kirche beitragen. (CNA Deutsch)

Ratzinger-Schüler denken über Europas geistliche Krise nach

Papst Benedikt XVI.Der emeritierte Papst Benedikt XVI. ist voller Sorge über Europa und lässt aus diesem Grund den Ratzinger-Schülerkreis in seiner bevorstehenden Jahrestagung über Auswege aus der spirituellen Krise des Kontinents debattieren. Das sagte Pater Stephan Otto Horn, der langjährige Koordinator des Theologenzirkels, im Gespräch mit Radio Vatikan. Die Angehörigen des Ratzinger-Schülerkreises kommen von 25. bis 28. August wie bereits seit 2005 in Castel Gandolfo zusammen.

„Wir wollen über Europa reden unter dem Aspekt, wie die innere Situation von Europa ist, und was das für Herausforderungen für uns Christen in sich trägt“, sagt der Salvatorianerpater. Zunächst gehe es um eine Diagnose, denn: „Papst Benedikt hat uns das sehr ans Herz gelegt, wenn wir von Europa sprechen, müssen wir sehr tief die Situation von Europa analysieren“. Die beiden Hauptreferenten der Tagung von früheren Studenten und Mitarbeitern des einstigen Theologieprofessors Joseph Ratzinger, nachmals Papst Benedikt XVI., sind der emeritierte Grazer Diözesanbischof Egon Kapellari sowie der Rektor des „Istituto Universitario Europeo“ in Florenz, Joseph Weiler. Der US-amerikanische Jurist wird eine Bestandsaufnahme der spirituellen Krise Europas vorlegen, so Pater Horn.

„Wir erwarten von ihm einen Beitrag von jemandem, der von außen kommt, der nicht Christ ist sondern Jude, aber doch in dieser jüdisch-christlichen Tradition sehr verwurzelt ist und die Werte des Christentums sehr schätzt.“ Bischof Kapellari hingegen werde „mehr noch die Therapie“ dieser europäischen Krise in den Blick nehmen: „Er will über die alten und die neuen Baustellen sprechen, die Europa für uns Christen bereit hält.“

Benedikt XVI. selbst nimmt seit seinem Amtsverzicht 2013 nicht mehr an der Jahresversammlung seiner theologischen Schüler teil, empfängt sie aber im Vatikan. In diesem Jahr feiert er erstmals nicht mehr die Heilige Messe mit ihnen, sondern begrüßt 15 von ihnen bei sich in den vatikanischen Gärten.

Der 89 Jahre alte emeritierte Papst hat als Theologe und Intellektueller viel über Europa geschrieben, erinnert Pater Horn.

„Das ist eines der Themen, die ihm sehr am Herzen liegen. Zugleich ist er voller Sorge über Europa. Und darin stimmt er offenbar mit Präsident Weiler sehr überein. Insofern war er fast ein wenig erschrocken [über den Themenvorschlag des Schülerkreises], er hat gesagt, Europa ist wirklich in einer Krise und muss neu zum Leben kommen. Deshalb muss man die jetzige Situation sehr tief analysieren und von da aus versuchen, neue Wege zu finden, Europa neu zu beleben.“

Der Schülerkreis geht auf das Jahr 1978 zurück. Der Dogmatikprofessor Joseph Ratzinger war 1977 zum Erzbischof von München ernannt worden und beendete seine Universitätslaufbahn. Seit 1978 trafen sich die Teilnehmer jeden Sommer mit ihrem Lehrer zu einer Studienwoche. Im Mittelpunkt stand und steht jeweils ein von Ratzinger benanntes Thema. Die Treffen wurden auf Wunsch Benedikts XVI. nach seiner Papstwahl fortgesetzt: sie verlagerten sich in die päpstliche Sommerresidenz Castel Gandolfo bei Rom, und Benedikt, der dort Sommerfrische machte, nahm bis 2012 daran teil.

Wie Pater Horn sagte, könne man nunmehr wieder von einem einzigen „Ratzinger-Schülerkreis“ sprechen, weil der ursprüngliche Zirkel und der 2008 gegründete „Neue Schülerkreis“ von jüngeren Theologen nun zusammenwachse. „Wir sind in einer Phase des Übergangs“, so der Salvatorianer. Er ist Jahrgang 1934 und plant eine behutsame Übergabe des Ratzinger-Schülerkreises in jüngere Hände.

„Ich selber kann mich noch nicht ganz zurückziehen, möchte ja Papst Benedikt auch nicht im Stich lassen, aber es ist gut, wenn es einen langsamen, allmählichen Übergang gibt. So möchte ich den jüngsten des ursprünglichen Schülerkreises stärker mit ins Boot holen, Josef Zöhrer, der in Freiburg im Breisgau tätig war und jetzt emeritiert ist, und dann können wir Älteren langsam etwas zurücktreten und die Jungen können vorangehen.“

Der bayerische Salvatorianerpater Horn wirkte von 1972 bis 1977 als Assistent Professor Ratzingers an der Universität Regensburg. Zu den Angehörigen des Schülerkreises gehört unter anderem der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn, während der Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch dem neuen Schülerkreis zugerechnet wird. Beide wollen im Kreis der rund 40 Theologen und Theologinnen an der Studientagung in Castel Gandolfo teilnehmen. (rv)

Kardiologie und Assisi im Terminkalender von Papst Franziskus für September

cna_Franziskus_St_PeterTIRANA – Der Terminkalender von Papst Franziskus für die nächsten Wochen wird gerade erstellt. Zwei Termine in der Zeit von August und September wurden den bereits veröffentlichten hinzugefügt.

Am 31. August wird sich Franziskus zum Messegelände von Rom begeben, um vor Kardiologen aus aller Welt, die sich zum ESC-Congress 2016 (Kongress der European Society of Cardiology) versammeln, einen Vortrag zu halten. Dieser Kongress findet erstmals in Italien und Rom statt und es werden 35.000 Kardiologen aus 144 Ländern erwartet.

Am Mittwoch, den 31. August um 12.15 Uhr wird Papst Franziskus von einem erhöhten Gang aus, der die zentralen Hallen des Messegeländes verbindet, seine Worte an die Kardiologen richten.

„Ein Ereignis, das mich zutiefst bewegt“ kommentiert Pietro Piccinetti, alleiniger Geschäftsführer der Messe Rom.

Im September wird der Papst – nach seinem Besuch von 4. August – am 20. September anlässlich des Jahres der Barmherzigkeit erneut in Assisi sein, der Stadt, in der das interreligiöse Treffen für den Frieden stattfinden wird, das von der Gemeinschaft Sant’Egidio zusammen mit der franziskanischen Familie und der CEU (Bischofskonferenz Umbriens) organisiert wird.

Der Kustos des Konvents von Assisi, Pater Mauro Gambettilo, hat bestätigt, dass auch der Präsident der Italienischen Republik, Sergio Mattarella, anwesend sein wird. Ebenso der Rektor der islamischen Azhar-Universität, der ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomäus, sowie der anglikanische Primas Justin Welby. Das internationale und interreligiöse Treffen für den Frieden wird, wie gewohnt, von der Gemeinschaft Sant’Egidio vorbereitet und kehrt dreißig Jahre nach der von Papst Johannes Paul II. gewollten, historischen Begegnung, in diesem Jahr wieder nach Assisi zurück.

Der Präsident der Gemeinschaft Sant’Egidio, Marco Impagliazzo, sprach von einer, vor allem heute „notwendigen Begegnung“. „Es wird eine Zusammenkunft religiöser und institutioneller Vertreter höchsten Ranges sein – um allen zu bekunden, dass die Religionen diesem Schrei der Völker nicht gleichgültig gegenüberstehen, um sich von Hasspredigern zu distanzieren, um zugunsten der Integration zu arbeiten, die der Schlüssel ist, unsere Gesellschaften gegen Gewalt zu verteidigen“ so Impagliazzo.

Am 4. September, im Rahmen des Jubiläums der Haupt- und Ehrenamtlichen, wird der Papst Mutter Teresa von Kalkutta heiligsprechen und am 30. September dann seine Reise nach Georgien und Aserbaidschan antreten. (CNA Deutsch)

Weltkonferenz der Säkularinistute in Rom: „Christliches Leben ist anziehend“

Erzbischof Joao Braz de AvizAn diesem Sonntag beginnt in Rom der Generalversammlung der Weltkonferenz der Säkularinistute. Über 140 Teilnehmer aus der ganzen Welt sind gekommen, um gemeinsam über die zwei wesentlichen Themen zu sprechen: Bildung und Identität. Der Präfekt der Kongregation für die Institute geweihten Lebens, der brasilianische Kardinal João Braz de Aviz, eröffnet das Treffen. Mit Radio Vatikan sprach er über die Ziele der Veranstaltung.

„Zunächst geht es uns um die Bildung, damit wir Jünger Jesu werden, es geht darum, wirklich an das Charisma zu glauben und in der zeitgenössischen Kultur eingegliedert zu sein. Das geht am besten, wenn wir uns an unsere erste Berufung durch Jesus erinnern. Der zweite Aspekt der Bildung ist das geschwisterliche Leben, das fundamental ist für die Gemeinschaft auch für jene, die nicht in einer Gemeinschaft leben wie im Fall der Säkularinstitute. Der dritte Aspekt der Bildung: Die Frage nach der Autorität und der Verwendung der Güter, was für uns vor allem dem Dienst und der Gemeinschaft zugutekommen soll. Neben der Bildung geht es auch stark um ein Wort, das Papst Franziskus häufig verwendet hat, die Frage nach der Identität der Säkularinstitute, denn hier geht es um ‚Geweihte in der Welt‘. Es ist eine Weihe, die mal gemeinsam geschieht, mal alleine, in der Besonderheit der einzelnen Berufungen, in der normalen Arbeit, aber inmitten der Welt. Es ist wie ein Gärmittel, wie etwas, das von Innen heraus den Samen des Evangeliums antreibt und die Gesellschaft wachsen lässt.“

Der Ort der Berufung dieser Laien sei eben keine kirchliche Struktur oder ein Orden, sondern im normalen Leben der Familien und in der Welt verankert. Bei der Versammlung solle es auch darum gehen, die evangelische Berufung nicht an der Sichtbarkeit und Effizienz festzumachen:

„Hier können wir uns an einige Worte der letzten Päpste erinnern, auch von Papst Franziskus: die Evangelisierung wird niemandem aufoktroyiert, wir können nur Zeugnis ablegen für das christliche Leben und das gelebte christliche Leben wird anziehend für die Menschen. Auch für die Säkularinstitute wird das der entscheidende Punkt sein, das echte Zeugnis der Nachfolge Christi und der eigenen Weihe.“

Die Versammlung, die noch bis Donnerstag andauert, erinnert auch an den 70. Jahrestag der Apostolischen Konstitution „Provida Mater Ecclesia“ der Säkularinstitute, die von Papst Pius XII. 1947 unterzeichnet wurde.

„Ich denke, dass vor allem die Neuheit dieser Berufung zu jener Zeit von Pius XII. als eine Form von Weihe für Laien in der Welt hervorgehoben wird. Diese Neuheit ist damals aufgekommen. Vorher waren einige Erfahrungen von Heiligen in eine ähnliche Richtung gegangen, aber erst dann hatte sich diese neue Form des geweihten Lebens verfestigt. Wenn wir also von Provida Mater Ecclesia ausgehen, können wir zu unserem aktuellen Kontext zurückkehren, der nach 70 vergangenen Jahren natürlich anders ist, und nun kann man diese säkulare Identität und die Nachfolge Christi in der Welt vertiefen.“ (rv)