Kardinal Koch: Mehr für verfolgte Christen eintreten

Kardinal Koch Kurienkardinal Kurt Koch hat ein mutigeres Eintreten aller Kirchen für verfolgte Christen in der Welt gefordert. „Ich glaube, wir schweigen zu viel“, sagte Koch, der am Heiligen Stuhl für die Ökumene verantwortlich ist, in einem Interview mit der Vatikanzeitung „L´Osservatore Romano“ von diesem Sonntag. Die „Ökumene des Leidens“, von der Papst Franziskus spreche, sei „das tiefste und geistlichste Fundament“ des gemeinsamen Eintretens der Kirchen gegen Christenverfolgung. Das gelte gerade für die Ursprungsländer des Christentums in Nahen Osten, „wo die Christen fliehen und in gezwungen werden, wegzugehen, weil sie ermordet werden, wenn sie bleiben“. Es sei „traurig zu sehen, wie nur die leeren Gebäude bleiben und nicht die Menschen“. In Syrien lasse sich aber auch beobachten, wie die Verfolgung die Christen vereine.

Als derzeit schwierigste Herausforderung der Ökumene mit der Orthodoxie benannte Koch die Lage in der Ukraine. Das orthodoxe Patriarchat in Moskau beschuldige die katholische Kirche, nicht klar zwischen Glaube und Politik zu unterscheiden, sagte der Kardinal. Eine Verständigung über die Vorrangstellung des Papstes unter den übrigen Bischöfen ist nach seiner Ansicht gegenwärtig die vordringlichste Aufgabe im katholisch-orthodoxen Dialog. „Wir müssen eine Ausübung des Primats wiederfinden, die auch für andere Kirchen gelten kann“, sagte der Ökumene-Chef des Heiligen Stuhles. Der Primat des Bischofs von Rom sei nach wie vor das größte Hindernis für die Ökumene. Als „großen Schritt nach vorne“ in dieser Frage wertete Koch das Abschlussdokument der Zusammenkunft der internationalen katholisch-orthodoxen Kommission 2007 im italienischen Ravenna. Darin werde auch von orthodoxer Seite festgehalten, dass die Kirche auf lokaler, regionaler und universaler Ebene einen „Ersten“ brauche.

Die katholische Kirche muss nach Kochs Ansicht verstärkt den Dialog mit Pfingstkirchen und evangelikalen Gruppen suchen. Als mittlerweile zweitgrößte christliche Gemeinschaft nach der katholischen Kirchen seien diese eine „wichtige Herausforderung für die Zukunft“. Pfingstkirchen bildeten neben Katholiken, Orthodoxen und Protestanten heute einen „vierten Typ“ innerhalb des Christentums. Koch äußerte sich überzeugt, dass Franziskus im Verhältnis zu Pfingstkirchen und Evangelikalen „manche Tür wird öffnen können, die bisher verschlossen ist“. (rv)

„In allen Beziehungen Frieden“: Die Bedeutung der Ökumene in der Papstreise

Kard_KochDank für die Vergangenheit und ein weiterer Schritt in die Zukunft: So bezeichnet der Ökumene-Verantwortliche des Vatikan, Kardinal Kurt Koch, die Begegnung von Jerusalem. Papst Franziskus hatte sich am Sonntag mit dem griechisch-orthodoxen Patriarchen getroffen. Die persönliche Unterhaltung der beiden dauerte länger als vorgesehen – ein Zeichen der Herzlichkeit und dafür, dass sich beide viel zu sagen haben. Im Gespräch mit unserem Korrespondenten Pater Bernd Hagenkord schätzt Kardinal Koch die Wirkungen ein, welche die Begegnung von Jerusalem für die Ökumene hat.

„Diese Begegnung ist ein neuer Schritt in die Zukunft, die Begegnung weiter anzugehen.“

Im Vorfeld ist immer wieder gesagt worden, dass die ökumenische Begegnung das Herzstück der Reise sei, nun hat aber der Papst mit dem Gang zur Mauer in Bethlehem und der Friedensinitiative noch andere Akzente gesetzt. Ist die Ökumene jetzt etwas in den Hintergrund geraten?

„Ich glaube nicht. Die Botschaft des Papstes ist ja ‚In allen Beziehungen Frieden‘. Dazu gehört die Versöhnung mit den Orthodoxen. Das Erreichen der Einheit und auch der eucharistischen Gemeinschaft und das andere hängen eng zusammen. Die Eucharistie ist die Feier der Versöhnung – und dass von da auch Impulse bis in die Politik hinein kommen, ist meines Erachtens nur logisch.“

Aus dem deutschen Sprachraum kommend bedeutet Ökumene vor allem Ökumene mit den Kirchen der Reformation. Was bedeutet das Treffen von Jerusalem für diese Ökumene, für ‚unsere‘ Ökumene?

„Ich glaube, nicht wenige Gründe, die zur Entfremdung zwischen Ost und West geführt haben, gehören auch zu den Vorbedingungen der Reformation in den westlichen Kirchen. Wenn wir hier im Dialog mit den Orthodoxen weiter kommen, bin ich überzeugt, dass wir auch im Dialog mit den aus der Reformation hervorgegangenen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften neue Perspektiven haben.“

Wie wird es im Dialog jetzt in den kommenden Monaten und Jahren weiter gehen?

„Wir unterscheiden ja immer zwischen dem Dialog der Liebe und dem Dialog der Wahrheit. Der Dialog der Liebe hat sich in den vergangenen fünfzig Jahren sehr verfestigt. Im Dialog der Wahrheit – also im theologischen Dialog – sind einige Probleme neu aufgetaucht. Wir haben die nächste Vollversammlung im kommenden September und ich hoffe, dass wir in den Schwierigkeiten, die jetzt aufgetreten sind, vor allem auch mit der Erklärung des russisch-orthodoxen Patriarchats zum Primat, einige Schritte voran gehen können.“ (rv)

Ökumene-Kardinal Koch: „Papstreise ist symbolisch wichtig“

Kardinal KochSeit der Begegnung von Papst Paul VI. mit dem Ökumenischen Patriarchen Athenagoras vor 50 Jahren in Jerusalem ist sehr viel geschehen in der Ökumene. Das betont der vatikanische Ökumene-Verantwortliche, Kardinal Kurt Koch, im Gespräch mit Radio Vatikan. Der Schweizer Kurienkardinal wird Papst Franziskus bei der Heilig Land-Reise Ende Mai begleiten.

„Dass nun die heutigen Vertreter der beiden Kirchen, Papst Franziskus und Patriarch Bartholomaios, zusammenkommen, ist für mich Anlass zur Hoffnung, dass die guten Beziehungen, die wir in diesen 50 Jahren erleben durften, noch weiter vertieft werden und weitere Schritte in die Zukunft gemacht werden.“

Die Reise des Papstes sei vor allem als eine Pilger- und Dankesreise zu verstehen, so Koch.

„Ich glaube, da ist eher eine symbolische Ebene hervorzuheben. Aber symbolische Ebenen sind in der Ökumene sehr wichtig. Wir unterscheiden ja zwischen dem Dialog der Liebe und dem Dialog der Wahrheit. Beim letztgenannten Dialog geht es um theologische Fragen und der ist nicht ganz einfach. Doch dieser schwierige Dialog geht nicht ohne den Dialog der Liebe und der Begegnung. Deshalb ist das Treffen von Papst Franziskus mit Patriarch Bartholomaios ein ganz wichtiges Ereignis.“

Der Papst werde im Heiligen Land nicht nur in der Ökumene Akzente setzen, sondern mit einer Botschaft des Friedens und der Versöhnung zu den Israelis und Palästinensern gehen, sagt der Schweizer Kurienkardinal, der auch für den Dialog mit dem Judentum zuständig ist.

„Die Begegnungen mit den Juden und Repräsentanten von Israel sind auf zwei Ebenen zu unterscheiden: auf der einen Seite steht die Begegnung mit den israelischen staatlichen Vertretern, bei der es um die Verbesserung der diplomatischen Beziehungen zwischen dem Staat Israel und dem Heiligen Stuhl geht. Auf der anderen Seite steht die Begegnung mit den beiden Großrabbinern in Jerusalem. Und da geht es um die Gestaltung des Dialogs, den unsere Kommission für die religiösen Beziehungen mit dem Judentum pflegt. Das wird sicher auch zu einer Vertiefung dieser Beziehungen führen.“ (rv)

Kardinal Kurt Koch bleibt Präsident des Päpstlichen Einheitsrates

Kardinal KochPapst Franziskus hat den aus der Schweiz stammenden Kurienkardinal in seinem Amt bestätigt, wie der vatikanische Pressesaal an diesem Mittwoch bekannt gab. Daneben ernannte Franziskus mehrere Berater der Kommission für die Beziehungen mit dem Judentum, die beim Einheitsrat angesiedelt ist, so den Schweizer Priester und Jesuitenpater Christian Rutishauser und den deutschen Theologen Gregor Maria Hoff. Rutishauser gehört den jüdisch-katholischen Dialogkommissionen sowohl der Schweizer als auch der Deutschen Bischofskonferenz als Konsultor an. Er ist auch Provinzial der Jesuitenprovinz Schweiz. Hoff lehrt Fundamentaltheologie und Ökumene an der Universität Salzburg und ist ebenfalls Konsultor der Deutschen Bischofskonferenz. Sekretär der Kommission für die Beziehungen mit dem Judentum beim Päpstlichen Einheitsrat bleibt der deutsche Salesianerpater Norbert Hofmann. (rv)

Kardinal Koch: „Den Leibrock Christi wieder zusammenfügen“

Kard_KochIst denn Christus zerteilt? Mit dieser Frage aus dem Ersten Korintherbrief beschäftigt sich die diesjährige Gebetswoche für die Einheit der Christen, die am Samstag beginnt. Es sei für alle Gläubigen eine Last, dass 2.000 Jahre nach dem Wirken Jesu die Christen nicht vereint seien, sagt im Gespräch mit Radio Vatikan der vatikanische Ökumeneverantwortliche, Kardinal Kurt Koch.

„Das Thema der Gebetswoche ist meiner Meinung nach eine große Herausforderung: Natürlich kann Christus nie geteilt sein. Das galt auch für sein Leib, doch trotzdem haben wir in der Geschichte viele Spaltungen und Trennungen. Die provozierende Frage, die die diesjährige Gebetswoche stellt, muss neu die Grundfrage der Ökumene sein, denn die Spaltungen entsprechen nicht dem Willen Christi. Dies müssen wir unbedingt überwinden.“

Dem Präsidenten des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen war schon immer von diesem Zustand enttäuscht.

„Mich hat als Kind schon immer die Tatsache berührt, dass die Römer in der Passionsgeschichte alles von Jesus untereinander verteilt haben, außer den Leibrock. Sie wollten ihn ganz lassen. Dieser Leibrock ist so in der ganzen Geschichte zum Zeichen der Einheit der Kirche geworden. Mich hat dann besonders berührt, dass wir Christen das gemacht haben, was nicht einmal die römischen Soldaten gemacht haben: diesen Leibrock haben wir zerfetzt. Wir haben nun viel Arbeit vor uns, um diesen Rock wieder zusammenzufügen.“

Der Papst wird voraussichtlich am kommenden Mittwoch bei der Generalaudienz und bei der Vesper in der Basilika St. Paul vor der Mauern zum Abschluss der Gebetswoche über Ökumene sprechen. Kardinal Koch selber war vor wenigen Wochen in Osteuropa und hat in der Ukraine, Rumänien und Russland Vertreter der Orthodoxie getroffen.

„Da müssen wir unterscheiden zwischen dem Dialog der Liebe – also den Beziehungen der Freundschaft und Brüderlichkeit – und dem theologischen Dialog. Da haben wir seit 2010 leider keine Vollversammlung der Gesprächskommission. Wir bereiten uns derzeit auf das nächste Treffen im Herbst in Serbien vor. Nun hat sich allerdings etwas ereignet, was diesen Dialog ein bisschen erschwert. Das russisch-orthodoxe Patriachat hat ein Dokument zur Frage des Primats [der Vorrangstellung des Papstes, Anm.] veröffentlicht. Es handelt sich um eine Stellungnahme zum Dialog, der eigentlich mit allen orthodoxen Kirchen geführt wird. Jetzt müssen wir also den Weg neu suchen in dieser Kommission.“

Doch immerhin hätten auch andere orthodoxe Metropoliten sich dazu öffentlich geäußert, und so könne dieser Alleingang Moskaus als Impuls verstanden werden, fügt Koch hinzu. Allerdings zeigen solche Vorkommnisse, wie „zerteilt“ die Orthodoxie sei. Koch sagte, er hoffe und bete deshalb darum, dass die orthodoxen Schwesterkirchen bald ein Panorthodoxes Konzil durchführen werden, damit die Einheit unter ihnen gestärkt werde.

Auf der anderen Seite das Gespräch mit den Gemeinschaften und Kirchen der Reformation, die sich derzeit auf das 500-Jahr-Jubiläum der Reformation in drei Jahren vorbereiten. Dazu sagt der Schweizer Kurienkardinal:

„Die Reformation ist ein vielfältiges Phänomen und hat sehr verschiedene Gesichter. Ich denke hierbei an die Reformation in der Schweiz, die etwas ganz anderes war als jene in Deutschland. Die Reformation in den nordischen Ländern waren etwas nochmals ganz anderes, weil dort die Könige die Kirchenzugehörigkeit bestimmten. Das alles unter dem Oberbegriff ,Reformation 2017´ zu bringen, ist nicht so ganz einfach. Immerhin wurde im vergangenen Herbst in Zürich ein Vorbereitungskongress durchgeführt.“

Der Päpstliche Rat für die Einheit der Christen ist auch für das Gespräch mit dem Judentum zuständig. Kardinal Koch findet es positiv, dass in vielen Ländern der Tag vor der Gebetswoche – also diesen Freitag – ein Gedenktag für den Dialog mit dem Judentum durchgeführt wird.

„Der große katholische Theologe Erich Przywara hat einmal gesagt, dass die erste Trennung im Christentum jene gewesen sei zwischen Synagoge und Kirche. Deshalb gehört die Versöhnung zwischen Christen und Juden mit zu den ökumenischen Bemühungen der katholischen Kirche.“

Die Texte zur internationalen Gebetswoche für die Einheit der Christen hat in diesem Jahr eine kanadische Gruppe vorbereitet. In dieser Gruppe sind Vertreter der verschiedenen Kirchen dabei. Bei den Texten handelt sich um Meditationen und Beiträge, die für ökumenische Gottesdienste verwendet werden können. (rv)

Kardinal Koch bei Patriarch Kyrill: „Wir brauchen noch Zeit“

Kard_KochDen russisch-orthodoxen Patriarch Kyrill begeistert das Pontifikat von Papst Franziskus. Das sagte der Moskauer Patriarch dem vatikanischen Ökumeneverantwortlichen Kardinal Kurt Koch diese Woche in der russischen Hauptstadt. Der Schweizer Kurienkardinal traf am Mittwoch und Donnerstag bereits zum zweiten Mal das Oberhaupt der russischen Orthodoxie. Im Interview mit Mario Galgano geht Kardinal Koch auf die Themen ein, die er mit Patriarch Kyrill besprochen hat.

„Es ging vor allem natürlich um die allgemeine Beziehung zwischen der russisch-orthodoxen Kirche und der römisch-katholischen Kirche. Wir haben aber auch über die theologischen Gespräche beraten und wie es weitergehen kann. Ein weiteres Thema war die Herausforderung der heutigen Gesellschaft für die Christen. Der Patriarch und ich haben aber auch über die politische Weltsituation gesprochen. Hierbei hat uns vor allem die Lage in Syrien und allgemein im Nahen Osten sehr beschäftigt.“

Viele erwarten ja, dass bei einem offiziellen Gespräch zwischen einem Vertreter der katholischen und dem Patriarchen der russisch-orthodoxen Kirche ein mögliches Treffen mit dem Papst besprochen wird. Gab es dazu diesmal konkrete Pläne?

„Darüber wird immer wieder gesprochen. Der Verantwortliche für die ökumenischen Beziehungen der russisch-orthodoxen Kirche, Metropolit Hilarion, hat immer wieder betont, dass es etwas Wichtigeres gibt als das Datum des Treffens, und zwar ist dies die Vorbereitung. Und ich unterstütze diese Haltung. Dazu braucht man auch Zeit.“

Was hat den Patriarch Kyrill konkret über Papst Franziskus gesagt?

„Er ist sehr erfreut über dieses Pontifikat und hat das in seiner ersten Rede auch zum Ausdruck gebracht. Vor allem bewundert er, wie Papst Franziskus die Kirche leitet und seine Art, mit Menschen umzugehen. Kyrill nannte auch die besonderen Akzente, die Papst Franziskus in der Begegnung mit den Armen setzt. Ein weiterer Bereich ist die Haltung des Papstes gegenüber der Familie.“

In Osteuropa ist derzeit vor allem die Lage in der Ukraine sehr angespannt. Dort haben sich sowohl die katholische Kirche als auch die russisch-orthodoxe Kirche zu den politischen Auseinandersetzungen geäußert. War das auch ein Thema, dass Sie mit dem Patriarchen besprochen haben?

„Die Ukraine ist ein Thema, das die russisch-orthodoxe Kirche immer wieder beschäftigt. Vor allem geht es um ihre Sorgen rund um die mit Rom unierte griechisch-katholische Kirche in der Ukraine. Das wurde immer wieder angesprochen. Aber auch die politische Entwicklung in der Ukraine war ein Thema, denn das Land weist gefährlich auf eine Spaltung hin. Das ist eine sehr dringliche Herausforderung.“ (rv)

Kardinal Koch in Korea: „Papst will Zusammenarbeit mit ÖRK vertiefen“

Kardinal KochPapst Franziskus will die Zusammenarbeit mit dem Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) vertiefen. Das kündigt der vatikanische Ökumene-Verantwortliche, Kurienkardinal Kurt Koch, bei der Vollversammlung des ÖRK in Südkorea an. Die katholische Kirche ist nicht Mitglied in dem Rat, ist aber seit Jahren bei den Versammlungen durch Papstgesandte vertreten. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagt Kardinal Koch, was sich bei der Zusammenarbeit zwischen der katholische Kirche und dem Kirchenrat ändern könnte.

„Der Heilige Vater hat betont, dass wir eine neue Vision der Ökumene – also der Einheit – brauchen. Er hat sich auch auf das Thema dieser Vollversammlung hier in Korea Bezug genommen: ,Gott des Lebens, leite uns zu Frieden und Gerechtigkeit´. Einen besonderen Wert legte Papst Franziskus auf die Würde des Menschen und zwar vom christlichen Glauben her. Dem Papst ist wichtig, dass wir uns alle für das Leben der Menschen einsetzen, insbesondere für jene, die am schwächsten, ärmsten oder krank sind. Dazu zählen auch die jüngsten und die ältesten sowie Migranten."

Die Gespräche zwischen den verschiedenen christlichen Konfessionen sind nicht überall auf der Welt gleich, räumt Kardinal Koch ein.

„Ich glaube, wir finden in allen Kirchen und Orten Leute, die sich für die Ökumene einsetzen aber auch solche, gleichgültig gegenüber der Ökumene sind. Hier in Korea war ich einen ganzen Tag lang in Seoul und dort habe ich eine große Sehnsucht und Hoffnung gespürt nach mehr Einheit. Sicher, hier muss man beachten, dass das koreanische Volk an sich auf Einheit in ihrem Land hofft. Diese Hoffnung der Einheit zwischen Nord- und Südkorea ist sehr groß. Da hoffen dann auch viele, dass die christliche Einheit vielleicht eine Hilfe diesbezüglich sein kann."

Eine Vollmitgliedschaft der katholischen Kirche im ÖRK ist zwar weiterhin kein Thema, doch der Austausch sei schon bisher sehr ergiebig, so der Schweizer Kurienkardinal.

„Ich glaube, wir sind auf einem guten Weg. Seit langer Zeit haben wir zwei Wege eingeschlagen, wie beispielsweise die Zusammenarbeit in der Kommission ,Faith and Order´, die sich vor allem mit Theologie, Glaube und Kirchenverfassung auseinandersetzt. Wir arbeiten aber auch in der Gruppe ,Joint Working´ zusammen. Das sind intensive Kooperationen zwischen dem Weltkirchenrat und der katholischen Kirche. Wir haben des Weiteren mit dem ÖRK-Generalsekretär gute und herzliche Beziehungen und ich hoffe, dass wir dies auch weiter vertiefen können."

Offizielle Vertreterin der katholischen Kirche beim ÖRK – mit Sitz in Genf – ist die Theologin Annemarie Mayer. Sie ist Professorin an der belgischen Universität von Löwen. Die Vollversammlung im koreanischen Busan zeige, dass sich niemand eine „Super-Kirche" sondern eine Zusammenarbeit zwischen den Kirchen wünsche, so Mayer gegenüber Radio Vatikan.

„Es war der Wunsch, ein möglichst breit angelegtes Thema zu finden und trotzdem nicht nur ,wischi-waschi´ zu sagen. Die Mitgliedskirchen des ÖRK wollen etwas aussagen, was für die heutige Situation vieler Kirchen in der Welt existentiell ist. Herauszufinden, in welcher Weise der ÖRK in diesen zum Teil sehr prekären Situationen – denken wir an Syrien und die dortigen orthodoxen Kirchen, die zum ÖRK gehören – zu unterstützen."

Bedrängten und bedrohten Christen zu helfen ist ein sichtbares Zeichen der Ökumene, so Mayer weiter.

„Ohne Praxis würde die theologische Suche nach Einheit hölzern bleiben und sich überhaupt nirgends im Leben der Kirchen niederschlagen. Andererseits wäre es aber gefährlich, nur in reinem Aktivismus zu verbleiben. Das würde dann vermutlich dazu führen, dass praktische Initiativen bei den ersten kritischen Gegenfragen sich im nichts auflösen würden, weil sie oft keinen theologischen standfähigen Fundament standhalten."

Die Präsenz der katholischen Kirche bei der Vollversammlung des ÖRK sei wichtig, so die Theologin Annemarie Mayer. (rv)

Vatikan/D: Kardinal Koch sieht Differenzen zwischen Katholiken und Lutheranern

Die sogenannte „Orientierungshilfe" zur Familie der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) stößt immer mehr auf Kritik, auch innerhalb der evangelischen Kirche selbst. So spricht der ehemalige evangelische Bischof Hartmut Löwe von einer „fatalen Desorientierung" und fordert die Leitung der EKD, den Rat, auf, den Text zu korrigieren. „Andernfalls werden immer mehr evangelische Christen in ihrer Kirche heimatlos", schreibt Löwe in einer Stellungnahme. Er war von 1980 bis 1992 Präsident im EKD-Kirchenamt. Das EKD-Papier vertritt ein erweitertes Familienbild, das unter anderem auch gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften mit Kindern einschließt.

Auf katholischer Seite wird das Familienpapier als „ökumenischer Stolperstein" betrachtet. So sieht der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer in der EKD-Schrift einen Kurswechsel und eine Abkehr von der biblischen Sicht von Mann und Frau. Voderholzer hatte die „evangelischen Mitchristen" am vergangenen Sonntag in einer Predigt gebeten: „Kehrt bitte auf den Boden der Heiligen Schrift zurück! Welchen Sinn soll Ökumene haben, wenn das gemeinsame Fundament der Heiligen Schrift nicht mehr ernst genommen wird?"

Für den vatikanischen Ökumene-Verantwortlichen, Kurienkardinal Kurt Koch, handelt es sich um ein Zeichen dafür, dass innerhalb des Luthertums heute verstärkt Meinungsverschiedenheiten feststellbar seien. Im Gespräch mit Radio Vatikan betont er, dass der unmittelbare Ansprechpartner in Deutschland nicht der Päpstliche Einheitsrat sondern die Deutsche Bischofskonferenz sei.

„Was natürlich eine besondere Herausforderung ist, ist die Feststellung, dass in der ökumenischen Situation zwischen Lutheranern und Katholiken in Deutschland auf ethischer Ebene immer mehr Differenzen auftreten. Der weitgehend vorhandene oder vorhanden gewesene Konsens in bioethischen Fragen zum Beispiel ist eigentlich nicht mehr da und jetzt ist zu diesem neuen Dokument zu sagen, dass zur Frage der Familie mit dem Katholischen kein Konsens da ist."
(rv)

Kardinal Koch will Theologie statt Mission

Kardinal KochÜber das Zueinander von Juden und Christen hat sich der Präsident des Päpstlichen Einheitsrates, Kardinal Kurt Koch, im Interview mit dem Nahost-Korrespondenten von „Kirche in Not" aus Jerusalem, Oliver Maksan, geäußert. Lesen Sie hier eine Zusammenfassung.

Weil das Neue Testament „ganz und gar auf Grundlage des Alten Testaments" entstanden sei, bedeute der christliche Glaube an das Heil im Neuen Bund Jesu Christi nicht etwas, das den Juden „völlig fremd" sei. Das dürfe aber nicht zu einer „Mission der Juden" führen, wie das bei bestimmten evangelischen Freikirchen zu beobachten sei, so Koch. Vielmehr sieht Koch die Theologie herausgefordert, „die ewige Gültigkeit des Alten Bundes mit dem Neuen Bund in Jesus Christus in Einklang zu bringen".

Das habe schon der Apostel Paulus versucht, indem er das theologisch heikle Zueinander von Juden und Christen, von Altem und Neuem Bund, vom Ende der Zeit her zu verstehen sucht. Demgemäß bedeute auch die Karfreitagsfürbitte, die durch Papst Benedikts Wiederzulassung des außerordentlichen Messritus teilweise missverstanden worden ist, „keinen Aufruf zur Mission der Juden". Sie greife vielmehr „die eschatologische Perspektive des Apostels Paulus" auf, erklärte der Kardinal. Daher sieht er den jüdisch-katholischen Dialog mit der wieder gebeteten Karfreitagsfürbitte nicht belastet. Ebenso wenig sei dieser Dialog durch das gesamte Pontifikat Benedikts XVI. belastet. Im Gegenteil seien nach der Amtszeit des deutschen Papstes nicht unerheblich viele jüdische Stimmen laut geworden, die die Beziehungen „als so gut wie nie zuvor" einstuften, so Koch. Damit reihe sich Benedikt in die Linie von Johannes XXIII. ein, der mit dem Konzilsdokument „Nostra Aetate" einen „neuen Start in der Beziehung zwischen katholischer Kirche und dem Judentum" ermöglicht habe.

Auch auf das neue Pontifikat von Papst Franziskus blickten eine Vielzahl von Juden mit Erwartungen und Hoffnungen, so Koch weiter. Das habe „definitiv auch mit den guten Beziehungen zu tun, die er als Erzbischof von Buenos Aires mit Rabbinern und jüdischen Gemeinden gepflegt hatte". (rv)

Kardinal Koch: „Zurück zur Quelle, um einander zu finden“

Kardinal Koch„Die Ökumene kann nur in die Breite wachsen, wenn sie in der Tiefe verwurzelt ist". Dies betonte Kardinal Kurt Koch am Freitagabend in der evangelischen Gemeinde in Rom. Der vatikanische Ökumenebeauftragte feierte dort zusammen mit dem evangelischen Pfarrer Jens-Martin Kruse einen ökumenischen Gottesdienst. In seiner Predigt betonte Koch die Gemeinschaft von Katholiken und Protestanten. Er beschrieb den Zustand der Ökumene mit einer Begebenheit aus dem Leben Franz von Assisis: Als dieser sich mit der Heiligen Klara treffen wollte, standen beide an einem Bach – allerdings an verschiedenen Ufern. Sie seien an ihren Ufern zurück zur Quelle gelaufen, um sich dort zu treffen. So sei es auch mit der Ökumene, so Kardinal Koch: Man stehe sich an einem breiten Bach gegenüber und müsse sich an Franz von Assisi und Klara erinnern – zurück zur Quelle gehen, um zueinander zu finden. (rv)