Kardinal Kurt Koch bleibt Präsident des Päpstlichen Einheitsrates

Kardinal KochPapst Franziskus hat den aus der Schweiz stammenden Kurienkardinal in seinem Amt bestätigt, wie der vatikanische Pressesaal an diesem Mittwoch bekannt gab. Daneben ernannte Franziskus mehrere Berater der Kommission für die Beziehungen mit dem Judentum, die beim Einheitsrat angesiedelt ist, so den Schweizer Priester und Jesuitenpater Christian Rutishauser und den deutschen Theologen Gregor Maria Hoff. Rutishauser gehört den jüdisch-katholischen Dialogkommissionen sowohl der Schweizer als auch der Deutschen Bischofskonferenz als Konsultor an. Er ist auch Provinzial der Jesuitenprovinz Schweiz. Hoff lehrt Fundamentaltheologie und Ökumene an der Universität Salzburg und ist ebenfalls Konsultor der Deutschen Bischofskonferenz. Sekretär der Kommission für die Beziehungen mit dem Judentum beim Päpstlichen Einheitsrat bleibt der deutsche Salesianerpater Norbert Hofmann. (rv)

Kardinal Koch will Theologie statt Mission

Kardinal KochÜber das Zueinander von Juden und Christen hat sich der Präsident des Päpstlichen Einheitsrates, Kardinal Kurt Koch, im Interview mit dem Nahost-Korrespondenten von „Kirche in Not" aus Jerusalem, Oliver Maksan, geäußert. Lesen Sie hier eine Zusammenfassung.

Weil das Neue Testament „ganz und gar auf Grundlage des Alten Testaments" entstanden sei, bedeute der christliche Glaube an das Heil im Neuen Bund Jesu Christi nicht etwas, das den Juden „völlig fremd" sei. Das dürfe aber nicht zu einer „Mission der Juden" führen, wie das bei bestimmten evangelischen Freikirchen zu beobachten sei, so Koch. Vielmehr sieht Koch die Theologie herausgefordert, „die ewige Gültigkeit des Alten Bundes mit dem Neuen Bund in Jesus Christus in Einklang zu bringen".

Das habe schon der Apostel Paulus versucht, indem er das theologisch heikle Zueinander von Juden und Christen, von Altem und Neuem Bund, vom Ende der Zeit her zu verstehen sucht. Demgemäß bedeute auch die Karfreitagsfürbitte, die durch Papst Benedikts Wiederzulassung des außerordentlichen Messritus teilweise missverstanden worden ist, „keinen Aufruf zur Mission der Juden". Sie greife vielmehr „die eschatologische Perspektive des Apostels Paulus" auf, erklärte der Kardinal. Daher sieht er den jüdisch-katholischen Dialog mit der wieder gebeteten Karfreitagsfürbitte nicht belastet. Ebenso wenig sei dieser Dialog durch das gesamte Pontifikat Benedikts XVI. belastet. Im Gegenteil seien nach der Amtszeit des deutschen Papstes nicht unerheblich viele jüdische Stimmen laut geworden, die die Beziehungen „als so gut wie nie zuvor" einstuften, so Koch. Damit reihe sich Benedikt in die Linie von Johannes XXIII. ein, der mit dem Konzilsdokument „Nostra Aetate" einen „neuen Start in der Beziehung zwischen katholischer Kirche und dem Judentum" ermöglicht habe.

Auch auf das neue Pontifikat von Papst Franziskus blickten eine Vielzahl von Juden mit Erwartungen und Hoffnungen, so Koch weiter. Das habe „definitiv auch mit den guten Beziehungen zu tun, die er als Erzbischof von Buenos Aires mit Rabbinern und jüdischen Gemeinden gepflegt hatte". (rv)

Kardinal Koch: „Benedikts geistiges Erbe wird weitergehen“

Kard_Koch„Wir waren sehr überrascht.“ Dies sagte Kardinal Kurt Koch im Gespräch mit Radio Vatikan zur Rücktrittsankündigung Benedikt XVI. an diesem Montag. Der Präsident des Päpstlichen Einheitsrates war selbst beim Konsistorium anwesend und hörte die Worte Benedikt XVI. auf Latein. Mario Galgano fragte den Schweizer Kurienkardinal, was diesem bei der Ankündigung des Papstes durch den Kopf ging.

„Wir waren natürlich alle sehr überrascht. Es war ja ein normales Konsistorium angesagt zur Heiligsprechung von bestimmten Personen. Am Ende dieser Feier – das ist ja immer ein Gottesdienst – hat der Heilige Vater diese Erklärung abgegeben. Und das war für alle ein Schock.“

Wie geht es jetzt weiter? Was erwarten Sie sich von den nächsten Wochen und Monaten? Und wie wird die Arbeit in Punkto Ökumene weitergehen? Gab es schon Anfragen der verschiedenen Konfessionen?

„Die Arbeit geht weiter. Ich denke auch, dass der Heilige Vater sehr viel gewirkt hat in diesen acht Jahren und dass sein geistiges Erbe weitergehen wird. Auch die Ökumene, die ihm sehr am Herzen gelegen hat, die wird ganz sicher weiter gehen. Das ist ein Auftrag des Konzils und letztlich ein Auftrag des Herrn Jesus Christus, der darum gebetet hat, dass die Jünger eins sein sollen.“

Was steht Ihnen persönlich heute vom Menschen Benedikt XVI. vor Augen, nach so langer Zeit der Zusammenarbeit?

„Zunächst viel Dankbarkeit, weil es sehr schön ist, im Auftrag eines Papstes arbeiten zu können, der die Arbeit schätzt, der einen auch trägt und der einem auch viel Freiheit in der Ausübung dieses Amtes schenkt und immer ein gutes Wort für einen hat. Weiter bleibt auch das Wissen, dass ihm das Anliegen der Einheit sehr am Herzen gelegen hat. Dafür arbeiten zu können, war schön.“

Gab es von anderen Kirchen oder aus der jüdischen Welt Reaktionen und Kommentare, die an Sie herangetragen wurden?

„Nein, denn das ist ja erst seit kurzer Zeit bekannt. Jetzt kommen vor allem Anrufe von Journalisten. Ich nehme aber an, dass diese Reaktionen schon kommen werden, weil der Heilige Vater gerade bei den anderen Konfessionen, aber auch bei anderen Religionen – wie beispielsweise bei den Juden – hoch geschätzt wurde. Viele werden sicher diese Entscheidung mit Respekt entgegennehmen und dankbar sein für das, was der Heilige Vater getan hat.“

Was wünschen Sie Benedikt XVI. für seine persönliche Zukunft?

„Ich hoffe, dass er nun ein bisschen ruhen kann und dass er das Alter noch ein bisschen genießen kann. Und dass er das tun kann, was er noch gern tun möchte! Er wird sicher seine Liebe für die Theologie und seine Liebe für die Kirche weiter tragen, aber auf einer anderen Ebene.“ (rv)

Kardinal Koch über die Herausforderungen der Ökumene

Eine Flugreise mit dem Heiligen Geist als Pilot, bei der man hofft, dass das Flugzeug sicher landet: So bezeichnet Kardinal Kurt Koch den ökumenischen Dialog. Der Präsident des Päpstlichen Einheitsrates hielt am Donnerstagabend bei einer Veranstaltung in Rom einen Vortrag über die Arbeit seines Rates. Der Schweizer Kurienkardinal sieht in den letzten Jahren viele Veränderungen und Herausforderungen in der Ökumene.

„Wir haben beispielsweise in verschiedenen Kirchen eine neue Rückbesinnung auf ihre eigene konfessionelle Identität. Das kann ein großer Vorteil sein, weil man eine klare Identität haben muss, um im Dialog zu sein. Es kann aber auch sein, dass man sich von der Ökumene ein bisschen entfernt. Eine zweite Herausforderung ist, dass das eigentliche Ziel der Ökumene immer undeutlicher wird. Wir haben verschiedene Konzeptionen von der Einheit, aber wie haben kein gemeinsames Ziel. Und das macht es schwierig. Wir können ja nicht nach dem Motto des Wiener Komikers Qualtinger handeln ‚Ich weiß zwar nicht wohin ich will, aber dafür bin ich schneller dort’, sondern wir müssen neu suchen, was das eigentliche Ziel ist. Und der Grund, weshalb wir kein gemeinsames Ziel haben, ist eigentlich weil jede Kirche ihre eigene Vorstellung von der Einheit ihrer Kirche hat und darum ist ein notwendig, dass wir uns darauf besinnen, was eigentlich das Wesen der Kirche ist."

Eine dritte Herausforderung seien die neuen Gesprächspartner der katholischen Kirche in der Ökumene, so Kardinal Koch.

„Wir haben ein ganz starkes Anwachsen von pentekostalischen Bewegungen. Das ist eine neue Realität in der ganzen Welt, die fast die zweitgrößte Bewegung nach der katholischen Kirche ist. Man muss eigentlich von einer Pentekostalisierung der Ökumene reden. Und das sind ganz neue Herausforderungen. Und eine vierte Veränderung ist, dass heute zwischen den Kirchen vor allem ethische Fragen kontrovers sind und dass man auch den Dialog über diese ethischen Fragen stellen muss. Und ich denke, die meisten ethischen Fragen haben es mit dem Menschenbild zu tun, sodass wir vor der Herausforderung stehen, eine gemeinsame ökumenische Anthropologie, also eine Lehre vom Menschen zu entwickeln."

Ökumenische Gespräche auf nationaler Ebene, wie beim jüngsten Besuch einer Delegation der Deutschen Bischofskonferenz in Moskau betrachtet Kardinal Koch positiv:

„Die sind sicher sehr gut, weil wir vom Einheitsrat nur Weltebene handeln können. Viele Fragen stellen sich aber regional und da ist es ganz gut, wenn Bischofskonferenzen oder Delegationen in intensiven Kontakt mit einzelnen anderen Kirchen stehen. Ich kann das nur begrüßen und befürworten."

Ebenso haben nach Ansicht des Schweizer Kardinals gemeinsame christliche Feiertage, wie das anstehende Weihnachtsfest, große Bedeutung für die Ökumene:

„Die Ökumene steht und fällt damit, dass wir und auf das Kerngeheimnis zurückbesinnen, das uns ja gemeinsam ist und das vertiefen. Und Weihnachten, die Menschwerdung Gottes, ist dieses Kerngeheimnis des christlichen Glaubens. Und je näher wir in der Mitte des Glaubens zusammenrücken und uns zusammenfinden, umso näher werden wir auch gemeinsam zu einander kommen." (rv)

Vatikan: Es ist offiziell – Kardinal Kasper verabschiedet sich in den Unruhestand

Eine außergewöhnliche Laufbahn kommt heute an ihr Ende: Papst Benedikt XVI. hat den Rücktritt Kardinal Walter Kaspers als Präsident des Päpstlichen Einheitsrates angenommen. Damit geht Kasper in den wohlverdienten Ruhestand – oder ihn kennend müssen wir wohl sagen: in den wohlverdienten Unruhestand. Er geht mit gemischten Gefühlen: Es sei normal, sich mit 77 Jahren in den Ruhestand zu verabschieden und auch irgendwie befreiend. Andererseits lege er eine Aufgabe nieder, die ihn immer erfüllt habe, so Kasper zum Abschied.
Seine Aufgabe war der Dialog, das Gespräch, und das gehe nicht im Hauruck-Verfahren, das geht allmählich. Im Gespräch mit uns zieht Kardinal Kasper eine Linie vom Beginn des Dialoges an:
„Nach dem Konzil war natürlich sehr viel und sehr enthusiastisch vom Dialog die Rede, da war vielleicht sogar mehr Enthusiasmus, als jetzt. Aber es ist doch so: Wenn man jung ist, hat man Enthusiasmus, da meint man, man kann Bäume ausreißen. Wenn man ein wenig älter wird, dann nimmt man die Realitäten besser wahr und auch die Schwierigkeiten, die da sind, dass man nicht alles so leicht verändern kann, und so ist auch der ökumenische Dialog nun älter und reifer geworden, aber er geht weiter. Unsere Welt ist so voller Konflikte, gefährlicher Konflikte, und da ist es einfach wichtig, dass die Christen, vor allem die praktizierenden Christen, zusammenstehen und zusammenarbeiten und gemeinsam Zeugnis geben. Wir können es uns einfach nicht mehr leisten, gegeneinander, oder auch einfach nur nebeneinander zu leben. Wir müssen zusammen arbeiten und – so weit es geht – zusammen kommen."
Als Kasper vor elf Jahren dieses Amt von Papst Johannes Paul II. übertragen bekam, war er bestens vorbereitet. Bereits mit 31 Jahren hatte er eine Professur für Theologie in Münster inne, später dozierte er in Tübingen, bevor er Bischof von Rottenburg-Stuttgart wurde. Bis heute ist er einer der angesehensten Theologen der katholischen Kirche. Das war die Basis für die Gespräche um die Einheit der Christen. Und wie er selbst sagt, Ökumene ist keine Option, sie ist Teil des Christseins überhaupt. Und Kasper kann auf Erreichtes zurück blicken:
„Das Allerwichtigste in den elf Jahren war für mich, ein Netz persönlicher Kontakte zu knüpfen, ein Netz des persönlichen Vertrauens, teilweise auch der Freundschaft, denn das ist die Grundlage des ökumenischen Dialogs. Und ich denke, das ist mir im ganz hohen Maße auch gelungen und dieses Netz wird auch standhalten, wenn einmal wieder etwas widrige Winde kommen. Das Zweite: Der Fortschritt, den wir mit den orthodoxen Kirchen gemacht haben. Als ich anfing, hatten wir eine ganz schlimme Zusammenkunft in Baltimore und ich habe dann fünf Jahre gebraucht, um den Faden wieder aufzunehmen. Und das läuft in der Zwischenzeit sehr gut und der Besuch des Papstes in Zypern jetzt hat auch gezeigt, dass da wirklich etwas dazugekommen ist, etwas gewachsen ist und dass es auf beiden Seiten den Willen gibt, diesen Weg weiter zu gehen."
Nicht zuletzt der ökumenische Kirchentag in Deutschland und andere Diskussionen haben aber auch gezeigt, dass es vor allem der Dialog mit den Kirchen der Reformation ist, der in deutschsprachigen Ländern wichtig ist. Nach der Unterzeichnung der gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre 2000 schien alles nur noch eine Frage der Zeit zu sein, aber dann kamen die Mühen der Umsetzung. Die letzten Fortschritte in diesem Dialog sind noch gar nicht so alt:
„Und dann am Schluss haben wir jetzt in den letzten zwei Jahren auch einen neuen Ansatz mit den evangelischen Kirchen gefunden, denn ich denke, da haben sich neue Gesprächsmöglichkeiten und Möglichkeiten der Zusammenarbeit auf internationaler Ebene gezeigt."
So beginnt für ihn also der Unruhestand. Er will weiter Theologie treiben, wir werden also weiterhin von Kardinal Walter Kasper hören, garantiert auch hier auf Radio Vatikan. (rv)