Kardinal Koch: „Benedikts geistiges Erbe wird weitergehen“

Kard_Koch„Wir waren sehr überrascht.“ Dies sagte Kardinal Kurt Koch im Gespräch mit Radio Vatikan zur Rücktrittsankündigung Benedikt XVI. an diesem Montag. Der Präsident des Päpstlichen Einheitsrates war selbst beim Konsistorium anwesend und hörte die Worte Benedikt XVI. auf Latein. Mario Galgano fragte den Schweizer Kurienkardinal, was diesem bei der Ankündigung des Papstes durch den Kopf ging.

„Wir waren natürlich alle sehr überrascht. Es war ja ein normales Konsistorium angesagt zur Heiligsprechung von bestimmten Personen. Am Ende dieser Feier – das ist ja immer ein Gottesdienst – hat der Heilige Vater diese Erklärung abgegeben. Und das war für alle ein Schock.“

Wie geht es jetzt weiter? Was erwarten Sie sich von den nächsten Wochen und Monaten? Und wie wird die Arbeit in Punkto Ökumene weitergehen? Gab es schon Anfragen der verschiedenen Konfessionen?

„Die Arbeit geht weiter. Ich denke auch, dass der Heilige Vater sehr viel gewirkt hat in diesen acht Jahren und dass sein geistiges Erbe weitergehen wird. Auch die Ökumene, die ihm sehr am Herzen gelegen hat, die wird ganz sicher weiter gehen. Das ist ein Auftrag des Konzils und letztlich ein Auftrag des Herrn Jesus Christus, der darum gebetet hat, dass die Jünger eins sein sollen.“

Was steht Ihnen persönlich heute vom Menschen Benedikt XVI. vor Augen, nach so langer Zeit der Zusammenarbeit?

„Zunächst viel Dankbarkeit, weil es sehr schön ist, im Auftrag eines Papstes arbeiten zu können, der die Arbeit schätzt, der einen auch trägt und der einem auch viel Freiheit in der Ausübung dieses Amtes schenkt und immer ein gutes Wort für einen hat. Weiter bleibt auch das Wissen, dass ihm das Anliegen der Einheit sehr am Herzen gelegen hat. Dafür arbeiten zu können, war schön.“

Gab es von anderen Kirchen oder aus der jüdischen Welt Reaktionen und Kommentare, die an Sie herangetragen wurden?

„Nein, denn das ist ja erst seit kurzer Zeit bekannt. Jetzt kommen vor allem Anrufe von Journalisten. Ich nehme aber an, dass diese Reaktionen schon kommen werden, weil der Heilige Vater gerade bei den anderen Konfessionen, aber auch bei anderen Religionen – wie beispielsweise bei den Juden – hoch geschätzt wurde. Viele werden sicher diese Entscheidung mit Respekt entgegennehmen und dankbar sein für das, was der Heilige Vater getan hat.“

Was wünschen Sie Benedikt XVI. für seine persönliche Zukunft?

„Ich hoffe, dass er nun ein bisschen ruhen kann und dass er das Alter noch ein bisschen genießen kann. Und dass er das tun kann, was er noch gern tun möchte! Er wird sicher seine Liebe für die Theologie und seine Liebe für die Kirche weiter tragen, aber auf einer anderen Ebene.“ (rv)

Kardinal Sodano: Der Stern Ihres Pontifikats wird weiterstrahlen

Kardinal SodanoDie Rücktrittsankündigung von Benedikt XVI. kommt überraschend. Das Treffen mit Kardinälen – ein sogenanntes Konsistorium – galt eigentlich der Vorbereitung mehrerer Heiligsprechungen. Unmittelbar nach dem Papst ergriff Kardinal Angelo Sodano das Wort; der frühere Kardinalstaatssekretär ist der Dekan des Kardinalskollegiums.

„Heiliger Vater, geliebter und verehrter Nachfolger Petri, wie ein Blitz aus heiterem Himmel hat diese Versammlung Ihre bewegende Botschaft gehört. Wir haben sie mit Fassungslosigkeit und beinahe ungläubig gehört. In Ihren Worten haben wir die große Liebe bemerkt, die Sie immer für die heilige Kirche Gottes hatten, für diese Kirche, die Sie so geliebt hat. Jetzt erlauben Sie mir, Ihnen im Namen dieser apostolischen Versammlung, des Kardinalskollegiums, im Namen Ihrer werten Mitarbeiter, zu sagen, dass wir Ihnen näher sind denn je, wie wir es in diesen leuchtenden acht Jahren Ihres Pontifikates waren.“

Sodano erinnerte an den 19. April 2005, den Tag der Wahl von Kardinal Joseph Ratzinger zum Papst: Er habe ihn damals voller Emotion gefragt: Nimmt Du Deine kanonische Wahl zum Papst an?

„Und Sie haben, wenn auch in tiefer Bewegung, nicht gezögert, Ja zu sagen, indem Sie sich der Gnade des Herrn und der mütterlichen Fürsprache Mariens, der Mutter der Kirche, anvertraut haben. Wie Maria haben Sie damals Ihr Ja gesagt und Ihr leuchtendes Pontifikat im Zeichen der Kontinuität angetreten…, einer Kontinuität mit Ihren 265 Vorgängern auf dem Stuhl des Petrus… Heiliger Vater, bis zum 28. Februar, dem Tag, an dem Sie das Wort Ende unter Ihren Pontifikatsdienst setzen wollen, den Sie mit soviel Liebe und Demut geleistet haben, werden wir Gelegenheit haben, Ihnen unsere Gefühle noch besser auszudrücken. Auch viele Hirten und Gläubige in aller Welt werden das tun, so viele Menschen guten Willens…“

Es gebe noch „einige Gelegenheiten“ bis zum Monatsende, „um ihre väterliche Stimme zu hören“, fuhr Kardinal Sodano fort, u.a. die Aschermittwochsliturgie, die der Papst in zwei Tagen auf dem römischen Aventin feiern wird.

„Aber Ihre Mission wird weitergehen. Sie haben uns gesagt, dass Sie uns immer mit Ihrem Zeugnis und Ihrem Gebet nahe sein werden. Natürlich leuchten auch die Sterne am Himmel immer weiter, und so wird unter uns immer der Stern Ihres Pontifikats weiterstrahlen. Wir sind Ihnen nahe, Heiliger Vater – segnen Sie uns!“ (rv)