„Schiff der Ökumene wäre nie ausgelaufen ohne Gebetswoche“

Die Gebetswoche für die Einheit der Christen, die an diesem Mittwoch beginnt, steht in diesem Jahr im Zeichen des Gedenkens zu 500 Jahren Reformation. Die Texte und Meditationen hat die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) erarbeitet, im Auftrag des Heiligen Stuhls und des Ökumenischen Rates der Kirchen. Für den Ökumene-Verantwortlichen im Vatikan, Kardinal Kurt Koch, ist die Gebetswoche nicht nur eine der vielen ökumenischen Initiativen, die im Lauf des Jahres durchgeführt werden. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagt er, ohne die Gebetswoche gäbe es auch keine Ökumene im heutigen Sinn.

„Die Gebetswoche in sich ist etwas Besonderes. Die ganze ökumenische Bewegung hat mit der Einführung der Gebetswoche begonnen. Ich denke, das ökumenische Schiff wäre nie wirklich ausgelaufen, wenn es nicht von dieser Gebetsströmung getragen worden wäre.“

500 Jahre sind eine lange Zeit, und in den vergangenen 365 Tagen gab es ungewöhnlich viele bedeutende ökumenische Initiativen und Gesten: Der Papst traf den russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill auf Kuba, Franziskus reiste zum Reformationsgedenken nach Lund, das Panorthodoxe Konzil tagte auf Kreta.

„2016 war nicht nur ein Heiliges Jahr der Barmherzigkeit, es war ein ganz ökumenisches Jahr mit den vielen Ereignissen, die wir gehört haben. Diese sind ja nicht einfach punktuell geschehen und stehen einfach da, sondern die sind Eröffnungen weiterer Prozesse.“

Als biblisches Motto für die Gebetswoche-Texte dient diesmal eine Stelle aus dem zweiten Paulus-Brief an die Korinther: „Versöhnung: Die Liebe Christi drängt uns“ (2 Kor 5,14-20). Gerade das Stichwort „Versöhnung“ sei in der Ökumene heute wichtiger denn je, so Kardinal Koch.

„All die ökumenischen Ereignissen – auch das Reformationsgedenken – können nicht der Abschluss von irgendetwas sein, sondern das ist ein Neubeginn. All die ökumenischen Initiativen haben nicht einen Punkt, sondern einen Doppelpunkt gesetzt und warten auf die Fortsetzung auf das Ziel der Einheit hin.“

Abschluss mit Papst Franziskus

Die Gebetswoche endet am 25. Januar mit einer Vesper in der römischen Papstbasilika St. Paul vor den Mauern. Wir übertragen diese Feier live auf Deutsch ab 17.20 Uhr. Sie können die Feier auf Youtube oder unserem Vatikan Player mitverfolgen. (rv)

Ökumene-Kardinal Koch: „Papstreise ist symbolisch wichtig“

Kardinal KochSeit der Begegnung von Papst Paul VI. mit dem Ökumenischen Patriarchen Athenagoras vor 50 Jahren in Jerusalem ist sehr viel geschehen in der Ökumene. Das betont der vatikanische Ökumene-Verantwortliche, Kardinal Kurt Koch, im Gespräch mit Radio Vatikan. Der Schweizer Kurienkardinal wird Papst Franziskus bei der Heilig Land-Reise Ende Mai begleiten.

„Dass nun die heutigen Vertreter der beiden Kirchen, Papst Franziskus und Patriarch Bartholomaios, zusammenkommen, ist für mich Anlass zur Hoffnung, dass die guten Beziehungen, die wir in diesen 50 Jahren erleben durften, noch weiter vertieft werden und weitere Schritte in die Zukunft gemacht werden.“

Die Reise des Papstes sei vor allem als eine Pilger- und Dankesreise zu verstehen, so Koch.

„Ich glaube, da ist eher eine symbolische Ebene hervorzuheben. Aber symbolische Ebenen sind in der Ökumene sehr wichtig. Wir unterscheiden ja zwischen dem Dialog der Liebe und dem Dialog der Wahrheit. Beim letztgenannten Dialog geht es um theologische Fragen und der ist nicht ganz einfach. Doch dieser schwierige Dialog geht nicht ohne den Dialog der Liebe und der Begegnung. Deshalb ist das Treffen von Papst Franziskus mit Patriarch Bartholomaios ein ganz wichtiges Ereignis.“

Der Papst werde im Heiligen Land nicht nur in der Ökumene Akzente setzen, sondern mit einer Botschaft des Friedens und der Versöhnung zu den Israelis und Palästinensern gehen, sagt der Schweizer Kurienkardinal, der auch für den Dialog mit dem Judentum zuständig ist.

„Die Begegnungen mit den Juden und Repräsentanten von Israel sind auf zwei Ebenen zu unterscheiden: auf der einen Seite steht die Begegnung mit den israelischen staatlichen Vertretern, bei der es um die Verbesserung der diplomatischen Beziehungen zwischen dem Staat Israel und dem Heiligen Stuhl geht. Auf der anderen Seite steht die Begegnung mit den beiden Großrabbinern in Jerusalem. Und da geht es um die Gestaltung des Dialogs, den unsere Kommission für die religiösen Beziehungen mit dem Judentum pflegt. Das wird sicher auch zu einer Vertiefung dieser Beziehungen führen.“ (rv)