Kardinal Koch bei Patriarch Kyrill: „Wir brauchen noch Zeit“

Kard_KochDen russisch-orthodoxen Patriarch Kyrill begeistert das Pontifikat von Papst Franziskus. Das sagte der Moskauer Patriarch dem vatikanischen Ökumeneverantwortlichen Kardinal Kurt Koch diese Woche in der russischen Hauptstadt. Der Schweizer Kurienkardinal traf am Mittwoch und Donnerstag bereits zum zweiten Mal das Oberhaupt der russischen Orthodoxie. Im Interview mit Mario Galgano geht Kardinal Koch auf die Themen ein, die er mit Patriarch Kyrill besprochen hat.

„Es ging vor allem natürlich um die allgemeine Beziehung zwischen der russisch-orthodoxen Kirche und der römisch-katholischen Kirche. Wir haben aber auch über die theologischen Gespräche beraten und wie es weitergehen kann. Ein weiteres Thema war die Herausforderung der heutigen Gesellschaft für die Christen. Der Patriarch und ich haben aber auch über die politische Weltsituation gesprochen. Hierbei hat uns vor allem die Lage in Syrien und allgemein im Nahen Osten sehr beschäftigt.“

Viele erwarten ja, dass bei einem offiziellen Gespräch zwischen einem Vertreter der katholischen und dem Patriarchen der russisch-orthodoxen Kirche ein mögliches Treffen mit dem Papst besprochen wird. Gab es dazu diesmal konkrete Pläne?

„Darüber wird immer wieder gesprochen. Der Verantwortliche für die ökumenischen Beziehungen der russisch-orthodoxen Kirche, Metropolit Hilarion, hat immer wieder betont, dass es etwas Wichtigeres gibt als das Datum des Treffens, und zwar ist dies die Vorbereitung. Und ich unterstütze diese Haltung. Dazu braucht man auch Zeit.“

Was hat den Patriarch Kyrill konkret über Papst Franziskus gesagt?

„Er ist sehr erfreut über dieses Pontifikat und hat das in seiner ersten Rede auch zum Ausdruck gebracht. Vor allem bewundert er, wie Papst Franziskus die Kirche leitet und seine Art, mit Menschen umzugehen. Kyrill nannte auch die besonderen Akzente, die Papst Franziskus in der Begegnung mit den Armen setzt. Ein weiterer Bereich ist die Haltung des Papstes gegenüber der Familie.“

In Osteuropa ist derzeit vor allem die Lage in der Ukraine sehr angespannt. Dort haben sich sowohl die katholische Kirche als auch die russisch-orthodoxe Kirche zu den politischen Auseinandersetzungen geäußert. War das auch ein Thema, dass Sie mit dem Patriarchen besprochen haben?

„Die Ukraine ist ein Thema, das die russisch-orthodoxe Kirche immer wieder beschäftigt. Vor allem geht es um ihre Sorgen rund um die mit Rom unierte griechisch-katholische Kirche in der Ukraine. Das wurde immer wieder angesprochen. Aber auch die politische Entwicklung in der Ukraine war ein Thema, denn das Land weist gefährlich auf eine Spaltung hin. Das ist eine sehr dringliche Herausforderung.“ (rv)