Bisher wenige Heilig-Jahr-Pilger in Rom

VatikanDas Heilige Jahr der Barmherzigkeit läuft in Rom anders als vorhergesagt. Bisher sind deutlich weniger Pilger als vermutet gekommen. Das ist an sich kein schlechtes Zeichen und überdies erklärbar, sagt Monsignore Liberio Andreatta, der Leiter des römischen Pilgerwerkes ORP im Gespräch mit Radio Vatikan.

„Wir leben in einer Gesellschaft, in der alles schnell geht, in der man alles in kurzer Zeit konsumiert – und in der es einen sehr ausgeprägten Individualismus gibt, der leider auch unsere Gläubigen betrifft. Das Ganze wird befeuert von den technologischen Instrumenten, social Media, von Transportmitteln wie Hochgeschwindigkeitszügen und Billigflügen, und vom Internet. Jeder kann maßgeschneidert seine eigenen Wege zusammenstellen. Wir haben ein wenig den Gemeinschaftssinn verloren. Wir müssten zusammen mit den Priestern mehr daran arbeiten, damit die Gläubigen besser verstehen, dass man eine Pilgerfahrt nicht alleine macht, sondern in Gemeinschaft. Denn das Pilgern ist eine kirchliche Erfahrung. Es lehrt den einzelnen, gemeinsam unterwegs zu sein, miteinander zu leben, dem anderen, der neben einem hergeht, zu helfen, und so wird das Pilgern auch eine Erfahrung, die menschlich und christlich bildet.

Die Wirtschaftskrise und nicht zuletzt die Angst vor Terroranschlägen tun ihr Übriges, „auch wenn unsere Erfahrung zeigt, dass die Menschen ein kurzes Gedächtnis haben“, so Andreatta, der seit Jahrzehnten Pilger betreut. Und noch etwas: dass die Heilig-Jahr-Pilger derzeit nach Rom nur tröpfeln statt strömen, liegt auch am neuen Charakter, den Papst Franziskus dem Jubeljahr verliehen hat.

„Das Heilige Jahr wird in allen Bistümern und Wallfahrtsorten begangen. Das ist eine Neuheit, dass die Gläubigen es in ihren Gemeinschaften begehen, mit ihren Bischöfen und Priestern und in ihren Wallfahrtsorten zu Hause begehen. Zweiter Aspekt: es ist auch ein Moment, in dem die Ereignisse von Paris immer noch frisch sind und die Angst herrscht. Es ist auch nicht Reisezeit. Ich denke, gegen Ostern werden wir eine stärkere Teilnahme von Pilgern sehen.“

Der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Neuevangelisierung, Erzbischof Rino Fisichella, hatte kürzlich von einer Million Heilig-Jahr-Pilger im ersten Monat gesprochen. Anwohner, Händler und Restaurantbesitzer meinen, die Zahl sei deutlich zu hoch gegriffen. Sie sehen bisher sogar eher weniger Rom-Besucher als sonst im Dezember und Januar. (rv)

Hilfskirche für das Heilige Jahr: San Salvatore in Lauro

S. Salvatore in LauroDas Heilige Jahr ist drei Wochen alt, noch sind keine Massen in die Stadt gekommen und die Sicherheitsvorkehrungen sind nach den Anschlägen von Paris sehr streng. Und doch sind die Stadt und die Kirche auch geistlich vorbereitet auf die Pilger und Gläubigen, die Rom besuchen wollen. Sechs Heilige Pforten hat die Stadt, neben Sankt Peter die Bischofskirche San Giovanni in Lateran, dann Sankt Paul vor den Mauern und Santa Maria Maggiore, dazu der Wallfahrtsort Divino Amore und das Caritas-Zentrum am Hauptbahnhof von Rom. Das ist aber noch nicht alles, daneben gibt es weitere „Hilfskirchen“ für das Jahr der Barmherzigkeit, zum Beispiel San Salvatore in Lauro. Die Kirche hat keine eigene Heilige Pforte, hilft aber mit Gebets- und Beichtmöglichkeit aus, wo die Zugänge zu den Basiliken und vor allem in Sankt Peter nicht so einfach sind. Mit besonderen Angeboten und eine für Italien nicht üblichen ganztäglichen Öffnung will man zum Erfolg des Jahres der Barmherzigkeit beitragen.

Pater Pio

Pietro Bongiovanni, Pfarrer von San Salvatore, berichtet gegenüber Radio Vatikan, dass seine Kirche in den vergangenen Jahren immer mehr zu einem Zentrum des Gebets geworden sei, man sei also gut vorbereitet. „Vor allem kann man während des Jahres bei uns den ganzen Tag über beichten und einen Priester treffen. Darüber hinaus gibt es aber auch Anbetung, Gebetsstunden, und andere Initiativen. Das Ganze geht auf die Spiritualität von Pater Pio zurück, der in der Kirche besonders verehrt wird.“ Der Schrein mit den sterblichen Resten des italienischen heiligen Kapuziners Pio da Pietralcina wird im Februar in Sankt Peter zur Verehrung ausgestellt, auch nach San Salvatore werden die Reliquien kommen, berichtet der Pfarrer. „Der Papst wollte, dass Pater Pio nach Rom kommt, um den Menschen ein Beispiel eines heiligen Priesters vor Augen zu führen, der sein Priestertum ganz konkret ganz für die Versöhnung eingesetzt hat. Er war sozusagen ein großer Apostel der Beichte. Zu ihm sind tausende, wahrscheinlich sogar bis zu zwei Millionen Menschen, ins Sakrament der Beichte gekommen.“ Die Beichte gehört fest zum Bestandteil des Rituals des Durchschreitens der Heiligen Pforte, somit liegt die Kirche ideal für alle Pilger.

Von Sankt Peter aus ist es nur einen Steinwurf, bei der Engelsburg über den Tiber und dann einige Meter nach links. Damit liegt sie direkt an einem der Pilgerwege Roms, die für dieses Heilige Jahr besonders ausgebaut wurden und werden. (rv)

Kurz vor dem Start des Heiligen Jahres

VatikanplatzNein, keine Hammerschläge an die Heilige Pforte: Schon seit dem Heiligen Jahr 2000 ist das traditionelle Instrument der Päpste für diese Zwecke, das Hämmerchen, nicht mehr in Gebrauch. Stattdessen setzt die Papstliturgie auf Wort-Gesten. Am Dienstag gegen 10 Uhr werden in der Vorhalle von Sankt Peter zunächst einige Texte des Zweiten Vatikanischen Konzils verlesen, das vor genau fünfzig Jahren zu Ende gegangen ist. Dann öffnet der Papst, in Anwesenheit seines Vorgängers Benedikt, die bronzenen Türflügel der Porta Sancta in den Petersdom hinein und durchschreitet das Tor als erster Pilger. Das „Iubiliaeum Misericordiae“ beginnt – und dauert bis zum 20. November 2016.

Die Ewige Stadt erwartet früheren Schätzungen zufolge bis zu 33 Millionen Pilger; und das, obwohl das Heilige Jahr dezentral gefeiert wird, also nicht nur in Rom, sondern in jedem Bistum der Weltkirche. Rund um den Vatikan und an neuralgischen Punkten der Ewigen Stadt herrschen verschärfte Sicherheitsbedingungen, ein Zeichen dafür, dass wir das „erste Heilige Jahr in der Ära des Islamischen Staats“ begehen. Diese nicht ganz glückliche Formulierung stammt vom römischen Stadtpräfekt Franco Gabrielli. Er spricht im übrigen von 2.250 zusätzlichen Militärs und 1.000 Polizisten, die die ohnehin schon in der Stadt präsenten Sicherheitskräfte im Heiligen Jahr verstärken. 300 Betten zusätzlich würden „für Krisensituationen“ – das kann zum Beispiel ein Anschlag sein – in römischen Krankenhäusern freigehalten.

Noch zwei Details zum Thema Sicherheit: Seit Sonntag und noch bis Mittwochabend sind in Rom alle Waffen- und Munitionstransporte, ja sogar Feuerwerke verboten. Am Dienstag selbst darf das Stadtzentrum zwischen 6 und 22 Uhr nicht überflogen werden. (rv)

Heiliges Jahr: Lichtershow, Freiwillige und Pilgerurkunden

Heiliges Jahr 2015/16Das Heilige Jahr rückt näher und in Rom laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren: Straßen werden erneuert, Bäume gestutzt, unter den Brücken wird per Hand und Seileinsatz gereinigt und seit Mittwochabend ist sogar die Kuppel des Petersdoms dunkel – wegen Proben einer besonderen Lichtershow für die Eröffnung am 8.Dezember. Der Vatikan gab am Freitag bekannt, was in diesem Heiligen Jahr geschehen wird.

Die Öffnung der Heiligen Pforte des Petersdoms beginnt am kommenden Dienstag um 9:30 Uhr. Die Feier werde einfach gehalten, betonte der Präsident des Päpstlichen Rates für die Neuevangelisierung, Rino Fisichella bei der vatikanischen Pressekonferenz. Zur Einführung würden Ausschnitte aus den vier Konzilskonstitutionen vorgelesen (Dei Verbum, Lumen gentium, Sacrosanctum concilium und Gaudium et spes), sowie aus den Dekreten über die Ökumene Unitatis redintegratio und Dignitatis humanae über die Religionsfreiheit. Damit soll an das Ende des Zweiten Vatikanischen Konzils am 8. Dezember vor 50 Jahren erinnert werden.

Für die Eucharistiefeier hat der Jesuitenpater und Künstler Marko Ivan Rupnik ein Evangeliar [liturgisches Buch mit den Evangelien-Lesungen] vorbereitet. Der Papst werde die Öffnung ausrufen und dann die Pforte durchschreiten. Daran schließen sich die Kardinäle, Bischöfe, Priester und Laien an und werden in einer Prozession zum Grab des Apostels Petrus ziehen, wo die heilige Messe endet. Es folgt ein Angelus von Papst Franziskus aus dem Apostolischen Palast.

Lichtershow am Dienstagabend

Die Eröffnung des Heiligen Jahres endet am Dienstagabend um 19 Uhr mit einer großen Lichtershow auf dem Petersplatz. Sie trägt den Titel „Fiat lux: Illuminating Our Common Home“ und nimmt Bezug auf die Umwelt-Enzyklika „Laudato Si“ von Papst Franziskus. Es werden Bilder – passend zu den Themen Barmherzigkeit, Menschlichkeit und Umwelt – von renommierten Fotografen auf die Fassade und die Kuppel des Petersdoms projiziert. Somit nimmt die Show auch Bezug auf den Weltklimagipfel in Paris, der am 11. Dezember endet.

Am Sonntag, den 13. Dezember werden dann in allen Kathedralen der Welt die Heiligen Pforten geöffnet. Der Papst öffnet ebenfalls an diesem Tag die Pforte seiner römischen Lateranbasilika, am 18. Dezember die Pforte der Barmherzigkeit im Hostel “Don Luigi Di Liegro” der Caritas Rom.

Täglicher Rosenkranz am Petersplatz

Das ganze Heilige Jahr über wird der Rosenkranz jeden Abend um 18:00 vor der Statue des Hl. Petrus auf dem Petersplatz gebetet. Diese Andacht wird u.a. von Pfarreien, kirchlichen Schulen und Bruderschaften Roms organisiert.

Rund 33 Millionen Pilger werden für das Heilige Jahr erwartet. In den vier Papst-Basiliken wird ein Rettungsdienst stationiert sein. Hierfür wird der Malteserorden engagiert. Für Menschen mit Behinderung wurden Rampen in der Petersbasilika und anderen Kirchen angebracht sowie Material für Blinde und Hörgeschädigte zur Verfügung gestellt.

Täglich hundert Freiwillige

Täglich werden in der ganzen Stadt rund 100 freiwillige Helfer zur Verfügung stehen, bei großen Veranstaltungen können es zwischen 800 und 1.000 werden. Der Vatikan hat zudem einen Band zum Heiligen Jahr herausgegeben, der in circa 10 Sprachen übersetzt wurde und den Gläubigen spirituelle und praktische Anleitungen zum Jubiläum gibt.

Rund 800 Priester haben sich als Missionare der Barmherzigkeit beworben. Sie werden vom Papst mit besonderen Vollmachten ausgestattet. So können sie auch von den Sünden lossprechen, von denen normalerweise nur der Apostolische Stuhl freisprechen kann. Wer einen Missionar zu einem Gespräch, einer besonderen Veranstaltung oder einem wichtigen Ereignis einladen möchte, kann sich in eine Liste eintragen, die von den Bischöfen zur Verfügung gestellt wird.

Neues Pilgerzentrum: Via della Conciliazione 7

In dem bereits eröffneten neuen Pilgerzentrum in der Via della Conciliazione 7 in Rom erhalten die Besucher Informationen über das Programm des Heiligen Jahres, können Gratis-Tickets für Veranstaltungen und Gottesdienste abholen und sich für den Gang durch die Heilige Pforte registrieren.

Zwei unterschiedliche Pilger-Urkunden

Des Weiteren soll es zwei Arten von Pilger-Urkunden, „Testimonium“ genannt, geben: Eine für Pilger, die zu Fuß nach Rom gekommen sind, und eine für jene, die auf normalem Reiseweg per Flugzeug oder Bus angereist sind und ihre Teilnahme am Heiligen Jahr bestätigt haben wollen. Die Ausstellung der Urkunde ist nur über das neue Pilgerzentrum möglich, das sieben Tage die Woche von 7.30 bis 18.30 geöffnet hat.

Für weitere Informationen kann man die eigene Homepage des Heiligen Jahres besuchen unter www.im.va. (rv)

Das Heilige Jahr der Barmherzigkeit: Der Guide für die Pilger

Kardinal ValliniRom macht Wunder möglich. Das sagte der Kardinalvikar der Diözese Rom, Kardinal Agostino Vallini, in einer Pressekonferenz am Montag vor Journalisten, die auf den Rücktritt des Bürgermeisters Ignazio Marino aufgrund einer Spesen-Affäre anspielten. Der Vatikan sei nicht beunruhigt, dass die Stadt nicht auf einen Pilgeransturm beim Heiligen Jahr vorbereitet sei. Vallini präsentierte ein rund 80-seitiges Handbuch für bevorstehende außerordentliche Jubiläumsjahr der Barmherzigkeit, das Papst Franziskus am 8. Dezember eröffnet. Das Handbuch will ein theologischer und praktischer Leitfaden für Pilger und Interessierte sein, 5.000 Exemplare werden in der Ewigen Stadt verteilt.

Neben offiziellen Texten aus der pstlichen Bulle, die das Heilige Jahr einführte, finden die Pilger in dem schriftlichen Wegbegleiter alle Daten und Veranstaltungen, sowie Hintergrundinformationen rund um das Heilige Jahr. Das Buch soll die Pilger unterstützen, ihre Pilgerwege zu planen mit Hinweisen und Tipps des römischen Pilgerwerks. Das Heilige Jahr „Jubiläum der Barmherzigkeit“ beginnt mit der Öffnung der Heiligen Pforte im Petersdom am Hochfest der Unbefleckten Empfängnis Mariens 2015 (8. Dezember) und endet am 20. November 2016 mit dem Christkönigssonntag.

Die Heiligen Pforten offen für alle

Laut dem Aufruf des Papstes ist jede Diözese weltweit aufgerufen, eine „Pforte der Barmherzigkeit“ zu öffnen. In Rom sind es die Jubiläumspforten, die der päpstlichen Basiliken. Am dritten Advent, den 13. Dezember um 09:30, wird die Pforte in der päpstlichen Basilika San Giovanni in Laterano von Papst Franziskus geöffnet. Durch das „Heilige Tor“ zu schreiten, wird in dem Guide als der „Wunsch nach einer Umarmung mit Gott und nach Barmherzigkeit gegenüber unseren Brüdern und Schwestern“ beschrieben. Sie sollen für alle und jeden zugänglich und offen sein, zitiert der Guide den Papst.

Tor der Nächstenliebe

Eine Neuheit: Papst Franziskus wird am Nachmittag (16:30) des 18. Dezembers auch das „Tor der Nächstenliebe“ eröffnen in einer Caritas-Bleibe namens „Don Luigi Di Liegro“, sowie eine weitere in der Armen-Mensa San Giovanni Paolo II, nahe des Bahnhofs Termini. In dem Guide wird beschrieben, dass selbst Gefängnisinsassen, jedes Mal wenn sie ihre Zelle betreten oder verlassen, und beten, dieselbe Erfahrung wie beim Durchtreten des Heiligen Tors erleben werden.

Zusätzliche Generalaudienzen

Neben der Generalaudienz jeden Mittwoch werden zusätzlich zwölf Samstage außerordentliche Jubiläumsaudienzen gehalten. Der Guide zeigt nicht nur die vorgeschlagenen Pilgerwege zu den Toren, sondern auch die Infopoints des römischen Pilgerwerks, die den Pilgern mit Rat zur Seite stehen sollen. Neben Smartphone App und Shuttle-Service wird auch nochmals beschrieben, dass für den Durchgang durch die Heilige Pforte im Petersdom eine Online-Anmeldung unter www.im.va notwendig sei. Der Guide endet mit einem detaillierten Kalender und einer Übersicht der Events und Messen mit Papst Franziskus persönlich, die im Laufe des Heiligen Jahres stattfinden werden. (rv)

Bulle zum Heiligen Jahr: Die Zeremonie und die Bedeutung

Papst Johannes Paul II.Es wird eine feierliche Zeremonie sein: an diesem Samstag, um 17.30 Uhr, stellt der Papst die Bulle zum „Heiligen Jahr der Barmherzigkeit“ vor. Es werden einige Textstellen der Bulle vorgetragen. Titel der Bulle lautet „Misericordiae vultus“. Das Ganze findet vor der Heiligen Pforte beim Petersdom statt. Das ist das erste Tor von rechts gesehen, wenn man in die Basilika reingeht. Die Vesper findet zum Vorabend des „Sonntags der Barmherzigkeit“ statt. Dieser Feiertag wurde vom heiligen Papst Johannes Paul II. eingeführt, zu Ehren der polnischen Heiligen Faustina Kowalska. Und wenige Meter vom Petersdom entfernt, liegt die Kirche der Göttlichen Barmherzigkeit, die das spirituelle Erbe der polnischen Heiligen „bewahrt“, wie der Rektor der Kirche, Jozef Bart, im Gespräch mit Radio Vatikan sagt.

„Als Papst Franziskus verkündet hat, dass er ein Heiliges Jahr der Barmherzigkeit einberufen wird, habe ich sofort an das Pontifikat von Johannes Paul II. gedacht. … Johannes Paul II. hat uns ein großes Erbe in dieser Hinsicht hinterlassen. Er hatte am 17. August 2002 in Krakau das Heiligtum der Göttlichen Barmherzigkeit eingeweiht und allen Gläubigen weltweit darum gebeten, sich an dieser Barmherzigkeit zu beteiligen. Papst Franziskus hat nun eine konkrete Antwort auf diese Bitte gegeben.“

Bereits acht Jahre zuvor – also 1994 – hatte Johannes Paul II. der Kirche im römischen Quartier „Borgo Santo Spirito in Sassia“ den Kult der „Divina Misericordia“ (Göttlichen Barmherzigkeit) zugewiesen, die eben von der heiligen Faustina Kowalska verbreitet wurde. Die Kirche ist ein wichtiger Ort der Zusammenkunft für die polnischen Gläubigen in Italien. Ein wichtiges Anliegen ist es dem Rektor die Bedeutung des Bußsakraments – also der Beichte – zu fördern.

„Denn die Barmherzigkeit öffnet dem Menschen das Herz zur Versöhnung mit Gott. Wir können in der Beichte die Barmherzigkeit Gottes spüren und so kann jeder Sünder, auch jener, der sich am Rand fühlt, wieder aufstehen und auf dem Weg der Heiligkeit fortschreiten. Deshalb gibt es während des Heiligen Jahres auch den Ablass, eben als Zeichen der Versöhnung und als spürbares Wirken der Barmherzigkeit.“

Radio Vatikan überträgt die Verkündung der Bulle live und mit deutschem Kommentar, an diesem Samstagnachmittag, ab 17.25 Uhr. Man kann die Feier auf dem Vatican Player mitverfolgen. (rv)

Die Heilige Pforte im Vatikan: Eine Gabe aus der Schweiz

Papst Johannes  Paul II. PforteMit einer Bulle, einer feierlichen Urkunde, wird Papst Franziskus am Samstagnachmittag ein außerordentliches Heiliges Jahr ausrufen. Das letzte außerordentliche Heilige Jahr rief Johannes Paul II. zum Millennium 2000 aus. Am Heiligenabend 1999 kurz vor Mitternacht öffnete er die Heilige Pforte.

Heilige Pforten haben alle vier Papstbasiliken; neben dem Petersdom sind das Sankt Johannes im Lateran, Santa Maria Maggiore und Sankt Paul vor den Mauern. Diese Tore sind üblicherweise zugemauert und stehen nur zu Heiligen Jahren offen. Der Pforte von Sankt Peter kommt eine besondere Bedeutung zu, da sie vom Papst selbst geöffnet wird. Auf ihr ist eine Bilderreihe zu sehen, die den Weg Gottes mit den Menschen verdeutlicht – von der Vertreibung aus dem Paradies bis zur Bekehrung des Saulus zum Paulus. Die Bilderreihe wird abgeschlossen mit der Öffnung der Heiligen Pforte für das Jahr der großen Vergebung. Die 36 Wappenfelder zwischen den einzelnen Bildreihen zeigen die Wappen jener Päpste, die Jubiläumsjahre eröffnet haben; einige Felder sind noch leer.

Die Heilige Pforte des Petersdoms ist erst 65 Jahre alt. Papst Pius XII. ließ zum Heiligen Jahr 1950 eine neue anfertigen, da die frühere Pforte aus dem 18. Jahrhundert baufällig war. Dank persönlicher Kontakte des damaligen Leiters der Bauhütte von Sankt Peter, des deutschen Prälaten Ludwig Kaas, wurde die neue Pforte vom Bistum Basel gestiftet. Bischof Franziskus von Streng hatte zum Goldenen Priesterjubiläum von Papst Pius XII. die Jubiläumsgabe zugesagt, nachdem die Tür bereits gegossen wurde, daher ist der Stifter – also der Bischof von Basel – nur auf der Rückseite der Tür vermerkt. Auf der Inschrift der Vorderseite wird neben Papst Pius XII. der Auftraggeber Prälat Kaas genannt. Die gut dreieinhalb Meter hohe Bronze-Pforte wurde von dem italienischen Bildhauer Vico Consorti gestaltet.

Das diesjährige Jubeljahr beginnt am 8. Dezember mit dem Öffnen der Heiligen Pforten – der symbolischen Öffnung neuer Zugänge zu Gott – und endet mit deren Schließung am 20. November 2016. Papst Franziskus wird die Bulle kirchlichen Vertretern der Kontinente überreichen. Außerdem wird Kardinal Marc Ouellet als Präfekt der Bischofskongregation stellvertretend für alle Bischöfe die Bulle im Empfang nehmen. (rv)

Hintergrund: Was ist ein Heiliges Jahr?

Papst Johannes  Paul II. PforteEs war zunächst einmal ein Verkehrsproblem: Als Papst Bonifaz VIII., Nachfolger des zurück getretenen Papstes Coelestin, für das Jahr 1300 das erste Mal überhaupt ein Heiliges Jahr ausrief. Die alte leoninische Mauer Roms musste an einigen Stellen eingerissen werden und die damals einzige Brücke über den Tiber – die Engelsbrücke – bekam ein Einbahnstraßensystem, um der Pilgermengen Herr zu werden.

Bonifaz wollte damals genau das feiern, was Franziskus heute auch feiern will: Die Vergebung Gottes, Gottes Barmherzigkeit. Bis dahin war die einzige Möglichkeit, im Mittelalter eine vollständige Lossprechung zu bekommen, ein Kreuzzug oder eine lange Pilgerreise etwa nach Santiago zu machen. Nun ging das also auch in Rom, was eine Aufwertung des Zentrums der Kirche bedeutete und eben auch eine neue Institution, das Heilige Jahr.

Den italienischen Dichter Dante hat das so beeindruckt, dass er Teile seiner Göttlichen Komödie in der Osterwoche des Heiligen Jahres 1300 spielen lässt. Was ihn nicht davon abhielt, den Papst in den achten Ring der Hölle zu versetzen.

Das Heilige Jahr heißt ursprünglich Jubeljahr oder Jubiläum und geht zurück auf Levitikus 25:8, dort wird jedes 50. Jahr die Befreiung der Sklaven, Erlass von Schulden und Rückgabe von Grund und Boden angeordnet. Es soll der sich entwickelnden Tradition der Kirche nach der inneren Erneuerung der Gläubigen dienen. Immer wieder wurden diese Jahre auch für aufsehenerregende Gesten genutzt, die das Grundthema der Jahre – die Vergebung durch Gott – ausdrücken, zuletzt die großen Vergebungsbitten Papst Johannes Paul II., die er in einer Liturgie zum Heiligen Jahr 2000 aussprach.

Zunächst ließ man es alle 100 Jahre stattfinden, dann verkürzte man auf 50, später 33 und zuletzt 25 Jahre. So hat das letzte Jubeljahr 2000 stattgefunden. Immer wieder hat es aber auch außerordentliche Jahre gegeben, zuletzt 1983, so dass auch hier Papst Franziskus eine Tradition aufgreift.

Das Jahr beginnt mit dem Öffnen der Heiligen Pforten – der symbolischen Öffnung neuer Wege zum Heil – und endet mit deren Schließung. Die Pforten in Sankt Peter sowie in Johannes im Lateran, Santa Maria Maggiore und Sankt Paul vor den Mauern sind normalerweise zugemauert.

Seit Einführung der Heiligen Jahre ist die Vorbereitung auf die Pilgerströme auch ein Anlass für bauliche Maßnahmen in der Stadt. Wie gesagt, auch das Verkehrproblem wie bei Bonifaz VIII. ist eine Tradition geblieben. Rom ist von den Heiligen Jahren geprägt, brachten die Pilger doch immer Votivgaben mit, welche die vielen Kirchen der Stadt schmücken. Auch einige Brücken sind für Pilgermassen gebaut, Julius II. zum Beispiel war das Einbahnsystem der Engelsburg nicht geheuer, er ließ 1500 eine zweite Brücke bauen, die Ponte Sisto.

Aber abgesehen von den vielen äußeren Dingen wollen diese Jahre Zeiten der Neuentdeckung zentraler Glaubensinhalte sein und diese mit ganz konkreten Handlungen, eben einer Pilgerfahrt nach Rom, verbinden. Das nächste reguläre Heilige Jahr wird dann 2025 stattfinden. (rv)