Rom bereitet sich auf Heiliges Jahr 2016 vor

Papst FranziskusNach der Bekanntgabe des Papstes, dass die Kirche 2016 ein „Jubiläum der Barmherzigkeit" begehen wird, sind die Reaktionen in der Weltkirche sehr positiv. Bischofskonferenzen weltweit begrüßen die Ankündigung. Auch die Stadt Rom freut sich auf den besonderen Anlass und dankt Franziskus für diese Verkündigung, wie der Bürgermeister der Stadt Ignazio Marino sagte. Es sei nun wichtig für die Hauptstadt Italiens, sich auf das Jahr rechtzeitig vorzubereiten und die Pilger so gut wie möglich zu empfangen.

Blicken wir zurück auf Freitagabend im Petersdom: Es war eine besinnliche Bußfeier, just am Tag, an dem Papst Franziskus seinen zweiten Jahrestag seiner Wahl feierte. Am Morgen fand keine Messe in der Kapelle Santa Marta statt und auch die Fastenpredigt von Pater Raniero Cantalamessa fiel aus. Freitag, der 13. März, war im gesamten Vatikan ein Feiertag. Die Bußfeier am Abend fand im Rahmen der Initiative „24 Stunden für den Herrn" statt, Papst Franziskus hörte wie im vergangenen Jahr auch schon mit vielen anderen Priestern Beichte. Dann hielt der Papst seine Ansprache und teilte mit, dass er für 2016 ein Heiliges Jahr einberufen wolle. Er erläuterte auch genauer, was damit gemeint sei: „Das ist die Zeit der Barmherzigkeit. Es ist wichtig, dass die Gläubigen sie leben und in alle Gesellschaftsbereiche hineintragen. Vorwärts!". Weiter fügte Franziskus an, dass er die Organisation dieses Jahres dem Päpstlichen Rat für die Förderung der Neuevangelisierung an vertraue, „auf dass es ein neuer Abschnitt auf dem Weg der Kirche in ihrer Mission wird, jedem Menschen die Frohe Botschaft der Barmherzigkeit zu bringen". Er sei davon überzeugt, „dass die ganze Kirche – welche die Barmherzigkeit so nötig hat denn wir sind alle Sünder – in diesem Jubiläumsjahr die Freude findet, die Barmherzigkeit Gottes neu zu entdecken und fruchtbar werden zu lassen".

Das Heilige Jahr wird zum 50. Jahrestag des Abschlusses des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65) begonnen. Es sei damit eine Einladung, das mit dem Konzil begonnene Werk fortzuführen, so der Vatikan in einer Pressemitteilung. Datum der Eröffnung ist der 8. Dezember 2015, das Fest der Unbefleckten Empfängnis Mariens und gleichzeitig Jahrestag des Endes des Konzils. Enden wird das Heilige Jahr am 20. November 2016 mit dem Christkönigsfest. (rv)

Hintergrund: Was ist ein Heiliges Jahr?

Papst Johannes  Paul II. PforteEs war zunächst einmal ein Verkehrsproblem: Als Papst Bonifaz VIII., Nachfolger des zurück getretenen Papstes Coelestin, für das Jahr 1300 das erste Mal überhaupt ein Heiliges Jahr ausrief. Die alte leoninische Mauer Roms musste an einigen Stellen eingerissen werden und die damals einzige Brücke über den Tiber – die Engelsbrücke – bekam ein Einbahnstraßensystem, um der Pilgermengen Herr zu werden.

Bonifaz wollte damals genau das feiern, was Franziskus heute auch feiern will: Die Vergebung Gottes, Gottes Barmherzigkeit. Bis dahin war die einzige Möglichkeit, im Mittelalter eine vollständige Lossprechung zu bekommen, ein Kreuzzug oder eine lange Pilgerreise etwa nach Santiago zu machen. Nun ging das also auch in Rom, was eine Aufwertung des Zentrums der Kirche bedeutete und eben auch eine neue Institution, das Heilige Jahr.

Den italienischen Dichter Dante hat das so beeindruckt, dass er Teile seiner Göttlichen Komödie in der Osterwoche des Heiligen Jahres 1300 spielen lässt. Was ihn nicht davon abhielt, den Papst in den achten Ring der Hölle zu versetzen.

Das Heilige Jahr heißt ursprünglich Jubeljahr oder Jubiläum und geht zurück auf Levitikus 25:8, dort wird jedes 50. Jahr die Befreiung der Sklaven, Erlass von Schulden und Rückgabe von Grund und Boden angeordnet. Es soll der sich entwickelnden Tradition der Kirche nach der inneren Erneuerung der Gläubigen dienen. Immer wieder wurden diese Jahre auch für aufsehenerregende Gesten genutzt, die das Grundthema der Jahre – die Vergebung durch Gott – ausdrücken, zuletzt die großen Vergebungsbitten Papst Johannes Paul II., die er in einer Liturgie zum Heiligen Jahr 2000 aussprach.

Zunächst ließ man es alle 100 Jahre stattfinden, dann verkürzte man auf 50, später 33 und zuletzt 25 Jahre. So hat das letzte Jubeljahr 2000 stattgefunden. Immer wieder hat es aber auch außerordentliche Jahre gegeben, zuletzt 1983, so dass auch hier Papst Franziskus eine Tradition aufgreift.

Das Jahr beginnt mit dem Öffnen der Heiligen Pforten – der symbolischen Öffnung neuer Wege zum Heil – und endet mit deren Schließung. Die Pforten in Sankt Peter sowie in Johannes im Lateran, Santa Maria Maggiore und Sankt Paul vor den Mauern sind normalerweise zugemauert.

Seit Einführung der Heiligen Jahre ist die Vorbereitung auf die Pilgerströme auch ein Anlass für bauliche Maßnahmen in der Stadt. Wie gesagt, auch das Verkehrproblem wie bei Bonifaz VIII. ist eine Tradition geblieben. Rom ist von den Heiligen Jahren geprägt, brachten die Pilger doch immer Votivgaben mit, welche die vielen Kirchen der Stadt schmücken. Auch einige Brücken sind für Pilgermassen gebaut, Julius II. zum Beispiel war das Einbahnsystem der Engelsburg nicht geheuer, er ließ 1500 eine zweite Brücke bauen, die Ponte Sisto.

Aber abgesehen von den vielen äußeren Dingen wollen diese Jahre Zeiten der Neuentdeckung zentraler Glaubensinhalte sein und diese mit ganz konkreten Handlungen, eben einer Pilgerfahrt nach Rom, verbinden. Das nächste reguläre Heilige Jahr wird dann 2025 stattfinden. (rv)