Was Kardinal Dolan zur Amtseinführung von Donald Trump zu sagen hat

WASHINGTON, D.C. – Eine sorgfältig ausgewählte Bibelstelle wird zur Amtseinführung von Donald Trump zum Präsidenten der USA am heutigen Freitag der Erzbischof von New York vorlesen.

Für die feierliche Zeremonie hat Kardinal Timothy Dolan das neunte Kapitel aus dem Buch der Weisheit gewählt.

Diese Wahl ist mehrfach bedeutungsträchtig. Einmal findet sich dieses Buch des Alten Testaments natürlich in der Bibel – aber nicht in protestantischen. Und Trump identifiziert sich als Presbyterianer.

Dann ist Kapitel 9 im Buch der Weisheit ein Gebet des Königs Salomon, in dem dieser Gott preist und Ihn um Weisheit bittet als Herrscher Israels.

Angesichts der tief gespaltenen Öffentlichkeit der USA hat Kardinal Dolan betont, dass seine Teilnahme an der Amtseinführung keine einseitige Unterstützung des zukünftigen Präsidenten darstelle. Wenn die Gegenspielerin Trumps gewonnen und ihn eingeladen hätte, wäre er genauso geehrt gewesen, teilzunehmen, sagte der New Yorker Erzbischof der Presse.

Unklar ist, ob der Kardinal das ganze neunte Kapitel vorlesen wird, oder nur eine Passage daraus.

Aber diese Stelle wird er voraussichtlich nicht auslassen wollen:

Mit dir ist die Weisheit, die deine Werke kennt / und die zugegen war, als du die Welt erschufst. Sie weiß, was dir gefällt / und was recht ist nach deinen Geboten.
Sende sie vom heiligen Himmel / und schick sie vom Thron deiner Herrlichkeit, damit sie bei mir sei und alle Mühe mit mir teile / und damit ich erkenne, was dir gefällt.
Denn sie weiß und versteht alles; / sie wird mich in meinem Tun besonnen leiten / und mich in ihrem Lichtglanz schützen.
Dann wird dir mein Handeln gefallen; / ich werde dein Volk gerecht regieren / und des Throns meines Vaters würdig sein. (Weish 9,9-12)

(CNA Deutsch)

Parolin in Davos: Wirtschaftliche Gerechtigkeit für Frieden

Vom diesjährigen World Economic Forum – kurz WEF – in Davos erwartet Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin sich konkrete Maßnahmen für eine gerechtere Wirtschaft. Denn nur wenn Gerechtigkeit herrsche, dann könne es auch Frieden in der Welt geben. Das sagte er an diesem Donnerstag im öffentlichen Gespräch mit dem ehemaligen deutschen Wirtschaftsminister und FDP-Politiker Philipp Rösler, Geschäftsführer der Stiftung Weltwirtschaftsforum. Die Nummer Zwei im Vatikan ist einer der 3.000 Besucher beim Gesprächsforum, an dem Wirtschaftsleute, Politiker, Staatschefs und Kulturschaffende aus über 100 Ländern teilnehmen. Unter Berufung auf den Wahlspruch von Papst Pius XII. betont Parolin:

„Opus iustitiae pax – das Werk der Gerechtigkeit ist der Frieden. Wenn es keine Gerechtigkeit gibt, dann gibt es keinen Frieden. Das ist genau das, was dieses Forum zu erreichen versuchen sollte, nämlich Gerechtigkeit im wirtschaftlichen Bereich und beim Handel, andernfalls wird es keinen Frieden geben.“

Mit Blick auf das atomare Wettrüsten der vergangenen Jahre unterstreicht er die Position des Heiligen Stuhls, der seit jeher auf die atomare Abrüstung drängt: „Ein Frieden, der auf Angst aufbaut, ist kein Frieden. Und atomare Waffen sind nur eine Art, den anderen Angst einzuflößen, um sie vom Handeln abzuhalten.“

Die Päpste hätten sich über die Jahre immer wieder entschlossen für Frieden auf der Welt eingesetzt, erinnert er insbesondere an Benedikt XV. und Pius XII., die die beiden Weltkriege des vergangenen Jahrhunderts erlebten. Der Dritte Weltkrieg, so betont Papst Franziskus es immer wieder, sei unterdessen just dieser Tage und unbemerkt von den meisten in vollem Gange.

Frieden sei hingegen auch für die Wirtschaft ein enorm wichtiger Faktor, erläutert Rösler in seiner Moderation: Im jüngsten Risk-Report für die Wirtschaft beispielsweise stand die Frage des Friedens unter allen genannten Risikofaktoren auf Platz 1.

Frieden sei auch der Grund, aus dem die vatikanische Diplomatie überhaupt bestehe, so der ranghöchste Vatikandiplomat, der in dem halbstündigen Gespräch auch auf die Rolle der Vatikandiplomatie, ihre Ziele und die Krise der Europäischen Union einging.

„Wir müssen anerkennen, dass die Europäische Union derzeit in einer Krise ist. Zunächst möchte ich hervorheben, dass die Europäische Union dem Europäischen Kontinent große Vorteile verschafft hat. Das dürfen wir nicht vergessen! Vielleicht ist es eines unserer heutigen Probleme, dass die junge Generation diese Vorteile nicht mehr erkennt. Denken wir beispielsweise an den Frieden: unser Kontinent hat 60 Jahre lang in Frieden gelebt, nach den zerstörerischen Erfahrungen des Ersten und Zweiten Weltkrieges.“

Auch die Freizügigkeit im Waren- und Personenverkehr nannte Kardinalsstaatssekretär Parolin in seinem Plädoyer für die Europäische Union. Gerade diese Freizügigkeit war jedoch mit ein entscheidender Grund für den Brexit, und wird auch von anderen Ländern als Gefahr für die eigene Identität gesehen:

„Da gibt es einen Konflikt, das müssen wir anerkennen. Beispielsweise die Tatsache, dass einige Länder entschieden haben, ihre Türen zu schließen, weil sie sich auf ihre spezifische Identität berufen. Sie haben Angst, dass diese Identität verloren gehen könnte durch die Einreise von Menschen anderer Kulturen und Religionen.“ Doch dazu gebe es zweierlei zu sagen, betont Parolin: Einerseits sei dies insgesamt kein neues Phänomen, sondern ziehe sich durch die Geschichte des Menschen, die eine Geschichte des fruchtbaren Austauschs von Kulturen sei. Neu sei höchstens die die Dimension dieses Phänomens insbesondere für Europa, auch wenn es dabei zu bedenken gebe, dass die meisten Migranten weltweit gar nicht erst dort einträfen.

„Und zweitens, und das ist genau das, was der Heilige Vater oft gesagt hat, ist das die Herausforderung, die vor uns liegt, nämlich wie man Verschiedenheiten nicht zu einer Ursache von Konflikt, Zusammenstößen und Trennungen werden lässt, sondern zu einer Quelle gegenseitiger Bereicherung und Fortschritt. Und heute, in unserer multipolaren Welt, in der es so viele Machtzentren und Interessensgruppen gibt, wird das immer wichtiger.“

Philipp Rösler ist seit 2014 Geschäftsführer der Stiftung, die das Weltwirtschaftsforum organisiert. Er ist bekennender Katholik und auch im Zentralkomitee der Deutschen Katholiken vertreten. (rv)

„Schiff der Ökumene wäre nie ausgelaufen ohne Gebetswoche“

Die Gebetswoche für die Einheit der Christen, die an diesem Mittwoch beginnt, steht in diesem Jahr im Zeichen des Gedenkens zu 500 Jahren Reformation. Die Texte und Meditationen hat die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) erarbeitet, im Auftrag des Heiligen Stuhls und des Ökumenischen Rates der Kirchen. Für den Ökumene-Verantwortlichen im Vatikan, Kardinal Kurt Koch, ist die Gebetswoche nicht nur eine der vielen ökumenischen Initiativen, die im Lauf des Jahres durchgeführt werden. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagt er, ohne die Gebetswoche gäbe es auch keine Ökumene im heutigen Sinn.

„Die Gebetswoche in sich ist etwas Besonderes. Die ganze ökumenische Bewegung hat mit der Einführung der Gebetswoche begonnen. Ich denke, das ökumenische Schiff wäre nie wirklich ausgelaufen, wenn es nicht von dieser Gebetsströmung getragen worden wäre.“

500 Jahre sind eine lange Zeit, und in den vergangenen 365 Tagen gab es ungewöhnlich viele bedeutende ökumenische Initiativen und Gesten: Der Papst traf den russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill auf Kuba, Franziskus reiste zum Reformationsgedenken nach Lund, das Panorthodoxe Konzil tagte auf Kreta.

„2016 war nicht nur ein Heiliges Jahr der Barmherzigkeit, es war ein ganz ökumenisches Jahr mit den vielen Ereignissen, die wir gehört haben. Diese sind ja nicht einfach punktuell geschehen und stehen einfach da, sondern die sind Eröffnungen weiterer Prozesse.“

Als biblisches Motto für die Gebetswoche-Texte dient diesmal eine Stelle aus dem zweiten Paulus-Brief an die Korinther: „Versöhnung: Die Liebe Christi drängt uns“ (2 Kor 5,14-20). Gerade das Stichwort „Versöhnung“ sei in der Ökumene heute wichtiger denn je, so Kardinal Koch.

„All die ökumenischen Ereignissen – auch das Reformationsgedenken – können nicht der Abschluss von irgendetwas sein, sondern das ist ein Neubeginn. All die ökumenischen Initiativen haben nicht einen Punkt, sondern einen Doppelpunkt gesetzt und warten auf die Fortsetzung auf das Ziel der Einheit hin.“

Abschluss mit Papst Franziskus

Die Gebetswoche endet am 25. Januar mit einer Vesper in der römischen Papstbasilika St. Paul vor den Mauern. Wir übertragen diese Feier live auf Deutsch ab 17.20 Uhr. Sie können die Feier auf Youtube oder unserem Vatikan Player mitverfolgen. (rv)

Amoris Laetitia: Kardinal Caffara erklärt Anliegen der „Dubia“

VATIKANSTADT – In die Diskussionen um die offenen Fragen zu Amoris Laetitia hat sich einer der Autoren des Bittbriefs an den Papst geäußert. Kardinal Carlo Caffarra ist einer der vier Unterzeichner der“Dubia“.

Der emeritierte Erzbischof von Bologna war von 1981 bis 1995 Leiter des Päpstlichen Instituts Johannes Paul II. für Studien zu Ehe und Familie. Er sprach mit Matteo Matzuzzi von „Il Foglio“.

Beweggründe für den Brief an Franziskus

In seinem Interview erklärt Kardinal Caffarra die Beweggründe für den Brief an Papst Franziskus, in dem er mit drei weiteren Unterzeichnern den Papst bittet, fünf Zweifel, lateinisch Dubia, „aufzulösen, welche die Ursache von Verunsicherung und Verwirrung sind“.

Der Brief wurde Mitte September an den Papst sowie den Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, geschickt, und zwei Monate später veröffentlicht.

Über den Brief und seine Dubia habe er „monatelang nachgedacht…und meines Teils waren sie auch Gegenstand langer Gebete vor dem Allerheiligesten Sakrament“, sagte Kardinal Caffarra gegenüber „Il Foglio“.

Die vier Kardinäle hätten sich verpflichtet gefühlt, die Dubia vorzulegen aufgrund ihrer Rolle als Berater des Papstes, und aufgrund „der Tatsache – die nur ein Blinder abstreiten könnte – dass in der Kirche eine große Verwirrung, Unklarheit, Unsicherheit herrscht aufgrund einiger Abschnitte in Amoris Laetitia.“

„In diesen Monaten haben, was die grundsätzlichen Fragen der sakramentalen Ökonomie (Heirat, Beichte und die Eucharistie) und den christlichen Lebensweg betrifft, einige Bischöfe ‚A‘ gesagt, während andere das Gegenteil von ‚A‘ gesagt haben in der Absicht, den gleichen Text zu interpretieren“, so Kardinal Caffara.

Der Ausweg aus diesem „Deutungskonflikt“ war, auf grundsätzliche theologische Interpretationskriterien zurückgreifen zu können, anhand derer seines Erachtens „einigermaßen nachgewiesen werden könnte, dass Amoris Laetitia nicht Familiaris Consortio widerspricht“.

Doch, so Kardinal Caffarra weiter, habe sich gezeigt, „dass dieser epistemologische Ansatz nicht ausreichen würde. Der Kontrast zwischen den beiden Interpretationen setzte sich fort“ – und daher sei die einzige Möglichkeit einer Klärung gewesen, den Autor von Amoris Laetitia zu bitten, dies zu klären.

„Lauter stumme Hunde“?

Aus Achtung vor dem Papst hätten die Kardinäle entschieden, den Brief als privates Schreiben zu verfassen, und sich nur entschieden, den Brief auch zu veröffentlichen, „als wir sicher waren, dass der Papst nicht antworten würde… Wir interpretierten sein Schweigen als Erlaubnis, die theologische Diskussion fortzusetzen. Zudem betrifft das Problem darüberhinaus sowohl das Magisterium der Bischöfe (die, was wir nicht vergessen sollten, dieses Lehramt nicht ausüben weil ihnen der Papst es an sie delegiert hat, sondern aufgrund des Sakramentes, dass sie empfangen haben), als auch das Leben der Gläubigen“.

In Anspielung auf die Stelle in Jesaja 56:10 – „Die Wächter des Volkes sind blind, / sie merken allesamt nichts. Es sind lauter stumme Hunde, / sie können nicht bellen. Träumend liegen sie da / und haben gern ihre Ruhe“, sagte Kardinal Caffarra weiter, dass die Skandalisierung der Gläubigen zudem zugenommen habe, „als hätten wir uns Verhalten wie die Hunde, die nicht bellen“.

Die Spaltung innerhalb der Kirche „ist der Anlass des Schreibens, nicht seine Folge“, so der italienische Purpurträger wörtlich.

Als Beispiel nannte der emeritierte Erzbischof das Schreiben eines Pfarrers, der nicht mehr wisse, was er in der geistlichen Begleitung und im Beichtstuhl tun solle wenn Gläubige zu ihm kämen und die Kommunion verlangten, trotz ihrer ehebrüchigen Situation, und zu ihrer Rechtfertigung den Papst zitierten.

„Das ist die Situation vieler Seelsorger, vor allem der Pfarrer“, so Kardinal Caffarra weiter. „Das ist eine Last, die sie nicht alleine schultern können“.

Trennung von Lehre und Praxis „eine Absurdität“

Ein schwerwiegendes Problem sei zudem, von einer zu großen Unterscheidung zwischen Lehre und pastoraler Praxis zu sprechen, sagte der Kardinal. Wer meine, pastorale Praxis sei nicht begründet in der Lehre tue so, als sei deren Ursprung beliebig. „Eine Kirche, die der Glaubenslehre wenig Aufmerksamkeit schenkt ist keine pastoralere Kirche, sondern eine ignorantere Kirche“.

Der Kardinal weiter: „Wenn ich höre, das sei nur eine pastorale Änderung, und keine doktrinäre, oder dass das Gebot, welches Ehebruch verbietet nur ein rein positives Gesetz sei, dass geändert werden könne (und ich glaube kein redlicher Mensch kann das meinen), dann heißt das, dass ja, ein Dreieick hat allgemein drei Seiten, aber es ist möglich, eines mit vier Seiten zu machen. Mit anderen Worten: Das ist eine Absurdität.“

„Weiterentwicklung der Lehre“ kann nicht widersprüchlich sein

Die Idee einer „Weiterentwicklung des Lehramtes“, mit der einige Interpreten von Amoris Laetitia die Zulassung geschiedener Wiederverheirateter zur Kommunion für möglich halten, stößt bei Kardinal Caffarra ebenfalls auf Kritik.

„Wenn etwas klar ist, dann, dass es keine Weiterentwicklung gibt wo es Widersprüchlichkeit gibt. Wenn ich von ‚S‘ sage, dass es ‚P‘ ist und dann sage, dass ‚S‘ nicht ‚P‘ ist, dann entwickelt sich die zweite These nicht aus der ersten, sondern widerspricht ihr. Bereits Aristoteles hat zurecht gelehrt: Wenn man ein allgemein affirmatives Prinzip hat (etwa, dass jeder Ehebruch schlecht ist) und gleichzeitig eine bestimmte negative Aussage mit dem gleichen Subjekt und Prädikat (etwa, dass mancher Ehebruch nicht schlecht ist), dann stellt das keine Ausnahme dar zum ersten Prinzip, sondern dann widerspricht es diesem.“

Die Dubia sollten klären, ob Amoris Laetitia eine Weiterentwicklung der bisherigen Glaubenslehre darstelle, oder dieser widerspreche – da es auf Seiten beider Interpretationen Bischöfe gebe, die die jeweilige Sichtweise vertreten, so Caffarra.

„Hat Amoris Laetitia gelehrt, dass unter bestimmten Umständen und nach Durchlaufen eines bestimmten Prozesses [geschiedene und wiederverheiratete] Gläubige die Eucharistie empfangen können ohne beschlossen zu haben, enthaltsam zu leben? Es gibt Bischöfe, die ausgesagt haben, dass dies möglich ist“, so der Kardinal. Es sei eine einfache logische Ableitung, dass man dann auch lehren müsse, dass Ehebruch nicht an sich ein Übel ist.“

Das Wertvolle an Amoris Laetitia sei, betonte Kardinal Caffarra, dass es Seelsorger auffordert, nicht einfach Menschen „Nein“ zu sagen, sondern sich dieser Gläubigen anzunehmen und um sie zu kümmern, ihre Situation prüfen und unterscheiden zu helfen.

Wichtig an den Dubia sei, dass sie Bischöfe und Priester daran erinnern, dass es an sich schlechte Handlungen [intrinsece malum, Anm.d.R.] gebe, welche durch Vernunft erkennbar seien, wie als erster im Westen Aristoteles erkannt habe.

Missverständnis der Rolle des Gewissens

Abschließend erklärte Kardinal Caffarra, dass der Begriff des Gewissens und seine Rolle nicht missverstanden werden dürfe.

Das Gewissen und seine Prüfung sei ein Akt der Vernunft, der nicht verwechselt werden dürfe mit einer Art unanfechtbaren Instanz, die über Gut und Böse des eigenen Handelns, der eigenen Subjektivität entscheide.

Daher sei das fünfte Dubium auch das wichtigste, so Kardinal Caffarra, weil es sich der Frage des Gewissens widme, und ob dieses „niemals dazu autorisiert ist, Ausnahmen von den absoluten moralischen Normen zu legitimieren, welche Handlungen verbieten, die durch ihr Objekt in sich schlecht sind“, wie es in der Frage an Kardinäle heißt.

Tatsächlich gebe es einen Abschnitt in Amoris Laetitia, der scheinbar „die Möglichkeit erlaubt, dass es eine wahre Gewissensentscheidung geben kann…im Widerspruch mit der Lehre der Kirche betreffend des Schatzes der göttlichen Offenbarung. Das ist der Eindruck. Deshalb haben wir dem Papst die Dubia gegeben“.

Abschließend erinnerte Kardinal Caffarra an den Seligen John Henry Newman. Dieser habe das Gewissen „in einleuchtendster Weise“ verstanden. Der englische Konvertit erkannte, dass eine privates Urteil nicht zum „höchsten Kriterium moralischer Wahrheit“ erhoben werden könne.

„Sage niemals einer Person: ‚Folge immer Deinem Gewissen‘, ohne sofort hinzu zu fügen: ‚liebe und suche die Wahrheit über das Gute‘. Sonst gibt man dieser Person die zerstörerischste Waffe seiner Menschlichkeit an die Hand“. (CNA Deutsch)

Panama: Bischöfe für Kinderschutz und gegen Korruption

Kinderschutz und der Kampf gegen Korruption waren die Hauptthemen der Vollversammlung der Bischöfe Panamas. In dem Abschlussdokument bekräftigen die Bischöfe an erster Stelle die Notwendigkeit, die Minderjährigen zu schützen. „Kinderarbeit, Sklaverei, Prostitution, Ausbeutung, Zwangsmigration, die Mafias und die Märkte des Todes“ seien Übel, die die Kinder besonders bedrückten. In Bezug auf den Missbrauch durch Priester sprachen die Bischöfe von einer „Null-Toleranz-Grenze“ und von „einer Sünde, für die die Kirche um Vergebung bittet“.

Die Korruption sei, so die Bischöfe, „eine Wunde, die durch das Fehlen von Ethik und Moral verursacht und auf allen Ebenen der Gesellschaft spürbar“ sei. Weitere Themen waren die Ausbildung junger Menschen, die Frage nach einem Gesetz über Sexualkunde, die Aufnahme von Migranten, die Entartung des Wohlfahrtsstaates, sowie Vorbereitungen für den nächsten Weltjugendtag, der im Frühjahr 2019 in Panama stattfinden soll. (rv)

Malteserorden: Untersuchungskommission soll weitermachen

Der Heilige Stuhl verwahrt sich gegen Versuche einer Diskreditierung der Untersuchungskommission, die dem Papst über die Leitungskrise des Malteserordens berichten soll. Das geht aus einer Mitteilung des vatikanischen Pressesaals von diesem Dienstag hervor. Der Papst drücke nochmals sein Vertrauen in die fünf Mitglieder der Kommission aus, die am vergangenen 21. Dezember eingesetzt wurden, heißt es darin. „Aufgrund der Dokumente, die sich in seinem Besitz befinden“, weise der Heilige Stuhl „jeden Versuch zurück, ihre Mitglieder sowie ihre Arbeit zu diskreditieren“. In dieser „delikaten“ Phase erwarte man sich die volle Mitarbeit aller. Nach Erhalt des Berichts der Kommission werde der Heilige Stuhl die „geeignetsten Entscheidungen für das Wohl des Souveränen Malteserordens sowie der Kirche“ treffen.

Gleichzeitig ermutige und unterstütze er weiterhin die unermüdliche Arbeit der vielen Freiwilligen, die die Mitglieder und Freiwilligen Helfer des Ordens in allen Teilen der Welt leisteten, betont das Statement.

Der Aufruhr nahm seinen Anfang mit der Entlassung des Großkanzlers der Malteser, dem Deutschen Albrecht von Boeselager. Der hatte seit 2014 das Amt inne, das einem Außenminister entspricht. Im Dezember wurde Boeselager des Amtes enthoben. Nun geht es um Gehorsam und Absetzung, um Souveränität und Ordensleben und im das komplexe Verhältnis zwischen Vatikan und Maltesern. (rv)

800 Jahre Dominikaner: Papstmesse am Samstag

Mit einer Papstmesse und einem internationalen Kongress findet das 800-Jahr-Jubiläum des Dominikanerordens in dieser Woche in Rom seinen Abschluss. Zur internationalen Tagung an der päpstlichen Thomas von Aquin-Universität sind über 600 Teilnehmer angereist, Laien wie Ordensbrüder und Ordensschwestern aus aller Welt. Im Zentrum der internationalen Begegnung, die an diesem Dienstagnachmittag startet, steht der missionarische Auftrag des Predigerordens, die Verkündigung des Evangeliums. Die Morgen- und Nachmittagsveranstaltungen werden über die Seite des Ordens www.op.org auf Französisch, Englisch und Spanisch als Live-Video im Internet übertragen. Darüber hinaus besteht über die Seite die Möglichkeit, den Relatoren Fragen zu stellen, gab der Orden in einer Pressemeldung bekannt.

Am kommenden Samstagnachmittag, dem letzten Tag des Jubiläumsjahres, findet für die Teilnehmer dann in der Lateranbasilika die Messe mit Papst Franziskus statt. Dieses Ereignis überträgt Radio Vatikan live und mit deutschem Kommentar.

Der Dominikanerorden wurde 1215 durch den heiligen Dominikus gegründet und im Folgejahr vom Papst bestätigt. Im Anschluss breitete er sich rasch in ganz Europa aus. Mit dem Bettel- und Predigerorden griff Dominikus Ideen der damaligen Armutsbewegung auf und wollte eine Generation von Predigern ausbilden, die die Glaubenslehre gut darlegen und Häresien die Stirn bieten konnten. (rv)

Cyber-Angriff auf den Vatikan: Geschwister festgenommen

VATIKANSTADT – Sie sollen eine Cyber-Attacke verübt haben, die auch den Vatikan zum Ziel hatte – nun wurden sie festgenomen: Die Geschwister Giulio Occhionero (45) und Francesca Maria Occhionero (49).

Die beiden sollen 18.000 Konten gehackt und sich Zugang zu vertraulichen Informationen und privaten Daten mehrerer prominenter italienischer Institutionen und Personen verschafft haben, darunter zu tausenden Emails sowie den Computern eines vatikanischen Gästehauses für ausländische Besucher und von Kardinal Giancarlo Ravasi vom Päpstlichen Kulturrat.

Die mutmaßlichen Täter arbeiteten Medienberichten zufolge als Ingenieure und haben Wohnsitze in London und Rom.

Der Vatikan hat sich zu den Vorfällen bislang nicht geäußert; unklar ist bislang unter anderem, wie groß der Schaden ist, den die Hacker anrichten konnten.

Italienische Behörden melden, dass die Cyber-Abteilung des FBI die Ermittlungen unterstütze, da sich einige der abgegriffenen Informationen auf Servern in den USA befanden.

Wie unter anderem die „New York Times“ berichtet, gehen die italienischen Autoritäten davon aus, dass die Occhioneros in Kontakt mit den Freimaurern stehen, da die Malware – die Software mit denen sich die Täter offenbar Zugang verschafften – „Eye Pyramid“ heiße: Eine Anspielung auf das Freimaurer-Symbol. Zudem hätten mehrere der betroffenen Konten Freimaurern gehört, so die Behörden.

Unabhängig von der Frage, ob es einen Bezug zur Freimaurerei gibt gehen Sicherheitsexperten davon aus, dass das Paar nicht alleine handelte – und möglicherweise einen gezielten Auftrag erfüllen sollte.

„Diese Art Information ist nutzlos, es sei denn, ein institutioneller oder finanzieller Kontakt hat daran Interesse“, erklärte Raffaele Marchetti, Studienleiter für Digitale Revolution und Cybersecurity an der Luiss Guido Carli Universität in Rom gegenüber der „New York Times“.

Die Occhioneros streiten jede Beteiligung an der Cyber-Attacke ab. (CNA Deutsch)

Kardinal Sean O’Malley zur Glaubenskongregation berufen

VATIKANSTADT , – Kardinal Sean O’Malley ist in die Kongregation für die Glaubenslehre berufen worden. Das gab der Heilige Stuhl am gestrigen Samstag bekannt.

Der 72 Jahre alte Erzbischof von Boston, der seinen Sitz nicht verlassen wird, ist bereits in zahlreichen weiteren Ämtern und Aufsichtsräten vertreten. So leitet er die Päpstliche Kommission für den Schutz Minderjähriger und ist Mitglied des „K9“-genannten Kardinalsrates, der Papst Franziskus berät.

„Neue Entschlossenheit im Kampf gegen Missbrauch“

Die Ernennung Kardinal O’Malleys „wird wahrscheinlich als Versuch von Papst Franziskus gewertet werden, Entschlossenheit zu demonstrieren im Kampf gegen sexuellen Missbrauch“, schreibt Vatikanistin Ines San Martin auf „Crux“. Der Erzbischof von Boston gilt als führender Reformer in Sachen Missbrauch in der katholischen Hierarchie.

Die von Kardinal Gerhard Ludwig Müller geleitete Glaubenskongregation hat den Auftrag, die Glaubens- und Sittenlehre der Kirche zu fördern und vor Häresien zu schützen; seit 2001 ist sie aber auch federführend in der Handhabung von Missbrauchsfällen.

Im vergangenen Juni ndigte Papst Franziskus an, dass die Kongregation eine neue Rechtsabteilung einrichten werde, um auch nachlässige Bischöfe zu bestrafen und andere, die Missbrauchsfällen nicht adequat nachgehen oder gar kaschieren.

Das Vorhaben harrt jedoch immer noch seiner vollständigen Umsetzung, und die Ernennung des angesehenen Kapuzinermönchs werten manche Beobachter als Versuch von Franziskus, den Prozess endlich in Gang zu bringen.

Der Kapuzinermönche und Kardinal O’Malley war, beziehungsweise ist unter anderem in der Kongregation für den Klerus, der Kongregation für die Institute geweihten Lebens und für die Gesellschaften apostolischen Lebens, im Aufsichtrat von „Catholic Relief Services“ und vielen weiteren Einrichtungen.

Medienberichten zufolge galt er als einer der möglichen Nachfolger von Papst Benedikt XVI. bei der Konklave im Jahr 2013. (CNA Deutsch)

Wochenkolumne: Der Kardinal und die maltesischen Falken und Tauben

 Warum Kardinal Müller die „Dubia“, aber auch Maltas Lösung nicht gefallen dürfte – und: Welche Optionen Papst Franziskus hat im Streit mit einem alten Ritter-Orden.

MÜNCHEN – Eiskalt und frostig mag der Himmel über dem Vatikan und vielen Teilen der Weltkirche sein; doch „wo die katholische Sonne scheint, gibt es immer Gelächter und guten Rotwein“, wußte schon Hilaire Belloc – und natürlich jede Menge Debatten, die, wenn man ehrlich ist, auch jede Menge heißer Luft produzieren. Fast schon eine eigene Klimazone an heißer Luft produzieren seit Monaten die Debatten um Amoris Laetitia. Von allen Seiten und auf jeder Flughöhe werden in deren Atmosphäre friedliche Tauben, kriegerische Falken und anderes Flügeltier geschickt – diese Woche vor allem durch die Bischöfe auf Malta; während der alten Ritterorden, der seinen Namen ihrer Insel verdankt, direkt Kurs auf den Vatikan genommen hat.

Wobei Uneinheit herrscht darüber, ob nun Maltas Bischöfe eine Taube kreisen lassen und die Malteser einen Falken, oder umgekehrt – und welche Art von Lufthoheit die jüngsten Aussagen von Kardinal Gerhard Ludwig Müller haben. Denn was der Präfekt der Glaubenskongregation einem italienischen TV-Sender sagte, das war nicht nur kritisch gegenüber den „Dubia“ der vier Kardinäle. Es flog auch einen anderen Kurs als die Bischöfe Maltas in Sachen Amoris Laetitia nun eingeschlagen haben.

Zusammenarbeit abgelehnt

Zuerst jedoch zu den Schlagzeilen, die ein uralter Ritterorden macht, eine Ordensgemeinschaft, die sonst eher für Werke der Nächstenliebe in aller Welt bekannt ist, und auch im deutschsprachigen Raum als Hilfsdienst eine wichtige, rühmenswerte Rolle spielt – die Malteser.

Eben diese Malteser wollen nicht mit der Untersuchungskommission des Vatikan kooperieren; das hat der Ritterorden auf seiner Webseite mitgeteilt. Die Nachricht ist die jüngste Meldung zur Auseinandersetzung zwischen der Ordensgemeinschaft und dem Vatikan über den Umgang mit dem ehemaligen Großkanzler, Freiherr Albrecht von Boeselager.

Diese Verweigerung einer Zusammenarbeit erfolge aus „rein rechtlichen Gründen“, betonte Presse-Sprecher Eugenio Ajroldi di Robbiate gegenüber CNA-Romkorrespondentin Elise Harris am 12. Januar.

Gleichzeitig unterstrich Robbiate, dass Freiherr von Boeselager nicht nur gebeten worden sei, von seinem Amt wegen des Skandals über die Verteilung von Verhütungsmitteln zurückzutreten: „Die Gründe für die Entlassung sind vertraulich“, so Robbiate; aber sie seien weitreichender und „komplexer“ als allein der Umgang mit einem Fall der Verteilung von Verhütungsmitteln.

Vielmehr habe Boeselager anfangs gar nicht gewußt, dass Kondome im Rahmen eines Projektes verteilt würden, und als er davon erfahren habe, „stoppte er sofort alle Programme“, so Robbiate zu CNA.

Dieser Vorfall habe somit zwar eine Rolle bei der Entscheidung gespielt, Boeselager um seinen Rücktritt zu bitten. Doch dessen zweimalige Weigerung, der Aufforderung Folge zu leisten und zurückzutreten: Das habe letztlich zu seiner Absetzung geführt, sagte Robbiate; denn damit habe Boeselager sein Gehorsamkeitsgelübde verletzt.

Wie der Ritter-Orden in seiner Mitteilung vom 13. Dezember zudem mitteilte, habe die „Verheimlichung (…) vor dem Großmagisterium“ von „schwerwiegenden Problemen, die sich während [seiner] Amtszeit als Großhospitaller des Ordens der Malteser ereigneten“ eine Rolle gespielt.

Wer verstehen will, warum das so ist, dem empfehlen die Malteser einen Blick in das Annuario Pontifico, das „Päpstliche Jahrbuch“. Dort finde man die Malteser nur einmal, und zwar unter den Staaten, die Botschafter am Heiligen Stuhl akkreditiert haben – nicht etwa unter Orden oder anderen religiösen Einrichtungen.

Der Orden ist bekanntlich nicht „nur ein Orden“. Vielmehr ist der bald tausend Jahre alte „Souveräne Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes von Jerusalem von Rhodos und von Malta – früher zu Jerusalem, genannt von Rhodos, genannt von Malta“, wie er mit vollem Titel heißt, ein souveränes Völkerrechtssubjekt.

Der Vatikanist Christopher Lamb schrieb im „Tablet“, dass der Papst vor diesem Hintergrund dennoch Handlungsspielräume hat. Er sieht fünf mögliche Optionen für Franziskus:

1. Freiherr von Boeselager wieder in sein Amt zu berufen und eine Art Mediation innerhalb des Ordens versuchen. Nachdem mehrere Medien berichten, der Papst habe vor der Entlassung Boeselagers den Großmeister Fra‘ Matthew Festing in einem Brief gebeten, diesen nicht abzusetzen, wäre dies möglicherweise die Lösung, die sich Franziskus am ehesten wünschen würde, weil er sich Einheit unter den Rittern wünschte, meint Lamb.

 2. Einen externen Bevollmächtigen einsetzen. Damit würden alle religiösen Aspekte des Ordens der Autorität des Vatikans unterstellt. Die diplomatischen Beziehungen und karitativen Tätigkeiten des Ordens wären davon nicht tangiert, schreibt Lamb. Dieses Szenario erfordere jedoch den Rücktritt des jetzigen Großmeisters, Fra‘ Festing.

 3. Den Großmeister und seine Verbündeten von ihren religiösen Gelübden entbinden. Sollte sich Festing weigern, zurück zu treten, könnte ihn der Papst von seinem Gelübde der Armut, Keuschheit und des Gehorsams entbinden. Damit könnte Festing nicht mehr in seinem Amt weiter fungieren. Doch nur etwa 50 Personen des 14.000 Mitglieder starken Ordens hätten diese Gelübde abgelegt, betont Lamb: Die Frage nach der Wirksamkeit eines solchen Schritts sei somit eine offene.

 4. Kardinal Burke versetzen. Zwar spielt dieser als Cardinalis Patronus, entgegen mancher Medien- und „Experten“-Kommentare, keinerlei direkte Rolle in Personalentscheidungen des Ordens. Papst Franziskus könnte den kritischen Kopf zwar mit der Begründung, dieser habe den päpstlichen Wunsch, Boeselager nicht abzusetzen, nicht richtig weitergegeben, meint Lamb. Doch erreichen würde Franziskus mit einer erneuten Degradierung Burkes nur, dass innerkirchliche Spannungen, etwa um Amoris Laetitia weiter eskalieren, warnt Lamb.

 5. Nichts tun. So könne der Papst weiterhin die Kommission arbeiten lassen, aber dann einfach nichts unternehmen, schreibt Lamb. Das Risiko dabei: Der Orden könnte dies als Sieg über den Vatikan sehen und darstellen.

Natürlich habe der Papst theoretisch auch „Atombomben“-Lösungen in der Hand, so Lamb weiter: Er könnte die diplomatischen Beziehungen abbrechen, den Orden aufheben. Doch damit scheint auch der Vatikanist des Tablet nicht zu rechnen, auch wenn er nicht darauf verweist, was Edward Pentin berichtet: Dass beide Seiten, Orden wie Vatikan, an einer schnellen, einvernehmlichen Lösung interessiert seien, und darauf hin arbeiteten.

Einer Lösung harrt auch diese Woche die seit Monaten andauernde Debatte um Amoris Laetitia (AL), zu der nun sowohl die Bischöfe Maltas – der Insel, die dem Ritterorden seinen jetzigen Namen gab – als auch der Leiter der Glaubenskongregation einen Beitrag leisteten.

Kardinal Müller über „Dubia“ und Amoris Laetitia

Der Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, erklärte in einem italienischen TV-Interview, es habe ihm „nicht gefallen“, dass die offenen Fragen zu AL veröffentlicht wurden, die mehrere Kardinäle an Papst Franziskus gestellt hatten. Ein solcher Schritt schade der Kirche, so der Kardinal.

Der deutsche Kardinal wiederholte, dass aus seiner Sicht „Die Freude der Liebe“, wie Amoris Laetitia auf deutsch heißt, weder die Lehre noch die pastorale Praxis ändere.

Sehr wohl ändert sich die Praxis dank „Freude der Liebe“ freilich auf Malta: Die Bischöfe der Insel-Nation haben am gestrigen Freitag neue Leitlinien veröffentlicht, die sich ausschließlich mit dem kontroversen achten Kapitel von Amoris Laetitia befassen.

Mit diesen neuen Leitlinien ist es geschiedenen Wiederverheirateten möglich, nach „ehrlicher Prüfung“ unter Umständen zur Kommunion zu gehen – wenn sie „im Frieden mit mit Gott“ sind. Eine Lösung für Malta mag dieser Beitrag der Bischöfe sein – auch ihr widersprechen dürften jedoch Theologen und Philosophen, darunter renommierte Denker wie Robert Spaemann, John Finnis und Germain Grisez: Sie sehen die grundsätzliche Gefahr einer Unvereinbarkeit von AL mit der katholischen Lehre; der Dogmatiker Helmut Hoping beschrieb umstrittene Passagen von AL gegenüber dem Kölner Domradio als „unseriös“ und warnte vor widersprüchlichen Auslegungen in verschiedenen Bistümern, wie es bereits in Philadelphia und Chicago der Fall sei.

Während in Chicago, auf Malta, aber auch im Erzbistum Freiburg in Deutschland etwa eine Kommunion für geschiedene Wiederverheiratete unter bestimmten Umständen möglich sein soll, ist dies in anderen Bistümern weiterhin nicht der Fall.

Unklar ist zudem die Frage, ob AL eine „Weiterentwicklung“ der Lehre des heiligen Papstes Johannes Paul II. darstellt, wie etwa Kardinal Christoph Schönborn oder Rocco Buttiglione argumentieren, oder eine Änderung der Lehre darstellt, wie andere Würdenträger meinen – und zwar sowohl Unterstützer einer solchen Änderung als auch Kritiker.

Genau eine Klärung solcher Fragen erbittet der bereits im September an den Papst geschickteBrief von Kardinal Walter Brandmüller, Kardinal Joachim Meisner, Kardinal Carlo Caffara und Kardinal Raymond Leo Burke; eine Abschrift ging auch an den Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller. Die Autoren schreiben:

Der Heilige Vater hat entschieden, nicht zu antworten. Wir haben diese seine souveräne Entscheidung als eine Einladung aufgefasst, das Nachdenken und die Diskussion fortzusetzen, friedlich und voller Respekt. Und daher informieren wir das ganze Volk Gottes von unserer Initiative und stellen sämtliche Dokumente zur Verfügung.

Die Kardinäle betonen, ihr Brief sei ein „Akt der Liebe: Wir wollen den Papst dabei unterstützen, Spaltungen und Entgegensetzungen vorzubeugen, indem wir ihn bitten, jede Mehrdeutigkeit zu zerstreuen“. Es sei zudem ein „Akt der Gerechtigkeit: Durch unsere Initiative bekennen wir, dass der Petrusdienst der Dienst der Einheit ist und dass Petrus – dem Papst – der Dienst zukommt, im Glauben zu stärken“.

Wie auch immer man zu Amoris Laetitia und der Debatte stehen mag: Klar ist, dass keine Klarheit oder Einheit herrscht – auch zehn Monate nach der Veröffentlichung über „die Freude der Liebe“; vielleicht muss der Heilige Geist auch hier noch eine Weile kräftig wehen, bevor Falken und Tauben, Spatzen und Möwen wissen, in welche Richtung zu fliegen ist. (CNA Deutsch)