ZdK widerspricht Voderholzer-Kritik am Katholikentag

MÜNSTER – Die Veranstalter des Deutschen Katholikentags haben die Kritik des Regensburger Bischofs Rudolf Voderholzer zurückgewiesen. Wie Stefan Vesper, der Generalsekretär des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) am Freitag erklärte, werde auch weiterhin „selbstverständlich“ über theologische und kirchenpolitische Fragen diskutiert.

Vesper erhob den Anspruch, im Sinne von Papst Franziskus zu handeln, denn alles, was die Laien angehe, werde auch von ihnen diskutiert und besprochen: „Der Katholikentag wird all diese Fragen thematisieren, manches kritisieren und würdigen und Vorschläge dazu machen.“

In seiner Predigt am Mittwochabend zum Vorabend des Hochfestes Christi Himmelfahrt hatte Voderholzer davor gewarnt, den Katholikentag als Bühne für kirchenpolitische Agitation zu missbrauchen (CNA Deutsch hat berichtet).

Die politische Ausrichtung des Treffens sollte demnach nicht einseitig sein, sondern auch andere wichtige Themen berücksichtigen, „etwa beim Lebensschutz, in der Familienpolitik, beim Verständnis von Ehe als Verbindung von Mann und Frau, beim Einsatz für soziale Gerechtigkeit und vieles mehr.“ Außerdem warnte er davor, „jetzt aus aktuellem Anlass Druck aufzubauen in der Debatte um den Kommunionempfang für evangelische Ehepartner in konfessionsverschiedenen Ehen“.

Kritische Debatten über die Ausrichtung des vom ZdK ausgerichteten Katholikentages gibt es auch in den Medien. Vor allem die geplante Diskussion mit dem religionspolitischen AfD-Abgeordneten zum Abschluss der Veranstaltung erhitzte Gemüter. Man dürfe Populisten keine Bühne geben, sagen die einen. Man müsse den wenigstens Menschen zuhören, da sie auch in den Gemeinden vertreten seien, meinen die Veranstalter.

Oliver Maksan, Chefredakteur der katholischen Zeitung „Die Tagespost“, beurteilte die Wirkung des Katholikentags in der öffentlichen Wahrnehmung als „inszenierte Relevanz“. Die zu erwartenden Bilder vom „beeindruckenden Aufmarsch der Politprominenz“ können nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Christentum in Deutschland auf dem Rückmarsch sei.

Zudem könne das ZdK, das den Anspruch vermittelt, alle deutschen Katholiken zu vertreten, die politische Diskussion nur verstärken, jedoch nicht prägen. Auch bei theologischen Streitthemen verhalte sich der „beeindruckende Apparat“ problematisch: „Die Kommuniondebatte für Protestanten macht glauben, Sakramente würden zum Aktionspreis angeboten“, so Maksan.

„Von Münster werden derweil wieder Bilder einer mit sich selbst beschäftigten Kirche ausgehen“, resümierte der „Tagespost“-Chefredakteur. Der Verbandskatholizismus habe keine Zukunft, da aus Selbstbespiegelung kein Aufbruch erwachsen werde:

„Das Modell der Kirche, das sich dieser Tage in Münster mit Millionenmitteln feiert, hat keine Zukunft. Die Erneuerung des Katholischen wird von anderswoher kommen müssen. Und zwar unabhängig von Strukturreformen. Denn die Kirche hat von ihrem Herrn bereits alles, was sie auch in einer säkularen Umgebung braucht: die Wahrheit über Gott und den Menschen, die Sakramente, den Heiligen Geist.“

Unterdessen zeigten sich die Veranstalter des Katholikentags sehr zufrieden mit der Resonanz auf die Veranstaltungen. Auch die politischen Podien seien stark nachgefragt und die Hallen häufig überfüllt, sagte Katholikentagsgeschäftsführer Roland Vilsmaier. Das Interesse an inhaltlichen Fragen sei riesig. (CNA Deutsch)

USA: Gute Nachrichten für Genealogen

Quelle: NCR (Screenshot am 30. April)

Wer den Stammbaum der eigenen Familie erforschen will, kommt ohne Einsichtnahme der Kirchenbücher nicht zum Ziel.

Vaticanhistory – Martin Marker.

Aus den Vereinigten Staaten von Amerika kommt für Genealogen eine gute Nachricht. Das Erzbistum New York digitalisiert 8 Millionen kirchliche Aufzeichnungen. Hierzu berichtete „National Catholic Register“ (NCR) wichtige Details am Sonntag.

„Die Diözesanakten befinden sich derzeit auf Mikrofilm, in Datenbanken und auf Papierkopien in den Pfarreien und den Hauptarchiven. Alles in allem enthalten die veröffentlichten Indices 8 Millionen sakramentale Aufzeichnungen, die von 1785 bis 1918 reichen. Neue Aufzeichnungen werden jedes Jahr verfügbar sein, während eine Lücke von 100 Jahren aufrechterhalten wird, um die Privatsphäre von Menschen, die noch leben, zu respektieren.“

Kardinal Timothy Dolan, Erzbischof von New York, bemerkt in einer Erklärung:

„Es ist für uns äußerst wichtig, dass wir diese Offenheit mit einem Respekt für die Privatsphäre derer, deren Leben sich in diesen Aufzeichnungen widerspiegelt, ausbalancieren. Aus diesem Grund haben wir für alle von uns veröffentlichten Datensätze eine 100-jährige Datenschutzregel eingeführt.“

Der Index ist jetzt auf „Find My Past“ aktiv und kann nach Namen, Daten, Sakramenten und Pfarreien durchsucht werden. „Find My Past“ ist das größte genealogische Archiv für England und Irland. Es enthält 8,5 Milliarden Familiengeschichtsaufzeichnungen, darunter die größte Sammlung britischer Kirchenbücher, Wählerverzeichnisse, 24 Millionen Seiten britischer und irischer Zeitungen und viele katholische Kirchenbücher aus U.K. und den US.

Viele Ahnenforscher werden sicherlich die sogenannten „Mormonenfilme“ kennen. Forscher, deren Ahnen nicht in Deutschland sondern im Ausland gelebt haben, schätzen diese Filme der Mormonen „Kirche der Heiligen der Letzten Tage“ (wie Ancestry.com) besonders. Wie NCR berichtet wird jedoch mit der „Kirche der Heiligen der Letzten Tage“ keine Zusammenarbeit angestrebt. Im Jahr 2017 arbeitete „Find My Past“ mit der Erzdiözese von Philadelphia zusammen, um seine Aufzeichnungen online zu bringen. Cait Kokolus, Direktorin des Philadelphia Archdiocesan Historical Records Center, fand, dass die Zusammenarbeit mit dem Unternehmen einfach sei, und empfahl es anderen Diözesen. Das Genealogieunternehmen digitalisierte den Mikrofilm und übernahm die Kosten für den Versand und das Fotografieren von Aufzeichnungen, die während des ursprünglichen Mikrofilmverfahrens ausgelassen worden waren.

NCR berichtet ferner:

„Eine vertragliche Vereinbarung, die wir getroffen haben“, sagte sie, „war, dass die Information nicht mit irgendeiner mormonischen Organisation geteilt werden. Dies stand im Einklang mit einer Entscheidung des USCCB vor einigen Jahren, als sich viele Diözesen der Mormonen näherten, um freie Taufaufzeichnungen zu digitalisieren.

Alle Register der Pfarreien werden ins Archiv gebracht und in Farbe fotografiert. Vierzig Jahre sind vergangen, seit sie zum letzten Mal auf Mikrofilme aufgenommen wurden, und die Technologie ermöglicht jetzt eine viel höhere Bildqualität. Die Archivare werden neben den Bildern auch die in den Aufzeichnungen gefundenen Anmerkungen überprüfen. Zusätzlich werden Konservierungsarbeiten an älteren Registern durchführen. Gerade diese Konservierungsarbeiten sind besonders wichtig. Oftmals sind Kirchenbücher durch ihre lange Lagerung beschädigt und im Original bzw. auf Mikrofilmen kaum noch zu identifizieren. Die letzte Phase wird die Digitalisierung des gesamten Bestandes der Erzdiözese New York sein. (vh – mm)

Der Fall Pacelli: Ein Gespräch mit Autor Ingo Langner

Der in Deutschland nicht unbekannte Journalist Ingo Langner lebt seit einigen Jahren im Ruhestand. Zumindest arbeitet er nicht mehr für die deutschen Rundfunkanstalten, für die er viele Jahrzehnte Fernsehfilme und Dokumentationen produziert hat. Darunter etwa „Der Petersdom. Das Wunder von Rom“, „Manoppello. Das wahre Gesicht Christi?“ und „Benedikt XVI.“

Langner war einer der frühen Kritiker von Rolf Hochhuths „Der Stellvertreter“. In diesem Theaterstück behauptet Hochhuth, Papst Pius XII. sei verantwortlich für die Ermordung unzähliger Juden durch die Nazis gewesen. Obgleich heute die wahren Fakten auf dem Tisch liegen, wird immer wieder und gebetsmühlenartig die Unwahrheit behauptet. Verantwortlich sind die Medien und jene, die diese geschickt nutzen, um „ihre Wahrheit“ in die Köpfe der Menschen zu transportieren. Die Menschen nehmen dasjenige „für wahr“ an, das ihnen immer wieder als wahr eingetrichtert wird, solange, bis eine Mehrheit davon überzeugt ist. Dies nennen wir heute den Mainstream.

Ingo Langner hat mit dem literarischen Mittel des Kriminalromans versucht, den „Fall Pacelli“ von einer anderen Seite her anzugehen. Unter dem Pseudonym Julius Wintermanthel erschien 2012 sein Roman „Die schwarze Legende“. Inzwischen hat der Bernardus-Verlag Langners Auseinandersetzung mit Hochhuths ‚Stellvertreter‘ mit dem Titel „Der Fall Pacelli“ herausgegeben. Das 228 Seite starke Taschenbuch sei nicht nur dem Krimifans zum Lesen empfohlen.

Im Gespräch beantwortete Ingo Langner einige Fragen zu seinem Buch.

Herr Langner, Sie haben sich in Ihrem Leben als Journalist seit Jahrzehnten mehrfach mit Papst Pius XII. beschäftigt. Stets sind Sie Rolf Hochhuths „Stellvertreter“ entgegengetreten, wo dieser behauptet, Eugenio Pacelli sei als Papst für die Ermordung von Juden verantwortlich zu machen. Können Sie kurz skizzieren, warum und wie Sie sich des Themas angenommen haben?

Wer sich ohne ideologische Scheuklappen und jenseits von Verschwörungstheorien mit dem „Fall Pacelli“ beschäftigt, wird schnell merken, daß Hochhuth eine schwarze Legende in die Welt gesetzt hat. Inspiriert worden ist er vermutlich direkt oder indirekt von einem leicht zu durchschauenden politischen Manöver aus dem sowjetischen Politbüro in Moskau. Nicht von ungefähr ist sein Drama ja auch von dem Regisseur Erwin Piscator, einem lebenslang bekennenden Kommunisten, uraufgeführt worden. Ich habe mich mehrfach mit der Causa beschäftigt. Sehr ausführlich, als ich für Papst Benedikt XVI. und Kardinal Walter Brandmüller 2009 die Berliner Station der Pius XII.-Ausstellung im Schloss Charlottenburg produzieren durfte. Gerne hätte ich darüber auch eine große TV-Dokumentation gemacht. Doch für die historische Wahrheit habe ich keine deutsche Fernsehanstalt gewinnen können. Auch darum ist das Thema zu dem Kriminalroman „Der Fall Pacelli“ geworden.

Welche Quellen konnten Sie finden, zu welchen Dokumenten hatten sie Zugriff?

Meine Hauptquellen sind die einschlägigen Dokumente des Vatikans, Bücher zum Thema von Thomas Brechenmacher, der sich als Historiker intensiv mit diversen Aspekten der Causa befasst hat, das Piscator-Archiv in Berlin und verdeckte Recherchen Hochhuth-Archiv, das mir selbst naturgemäß nicht offen stand.

Warum kommen Sie jetzt mit einem Kriminalroman mit dem reißerischen Titel „Der Fall Pacelli“ an die Öffentlichkeit? Wäre nicht ein „seriöses“ Buch sinnvoller für die gute Sache?

Ist der Titel reißerisch? Seriöse Sachbücher zu dem Thema gibt es vermutlich ein Dutzend. Keines davon hat den journalistischen „Mainstream“ dazu gebracht, Hochhuths schwarze Legende auf den Müll zu werfen. Im Gegenteil: obwohl 80 Prozent der Presse über unsere Berliner Ausstellung geschrieben haben, dass Papst Pius XII. zum Völkermord an den europäischen Juden nicht geschwiegen habe, stand beim nächsten runden Hochhuth-Geburtstag wieder derselbe alte Unsinn in den Zeitungen. Nun habe ich es mit einem Krimi versucht. Vielleicht hilft er der Wahrheit auf die Sprünge.

Befürchten Sie nicht, dass mit Ihrem Roman noch mehr Zweifel an der Integrität Pius XII. entstehen könnte? Wie soll der unbedarfte Leser Wahrheit von Fiktion unterscheiden können?

Ich fürchte mich nur davor, nicht in den Himmel zu kommen. Und um es klar zu sagen: mein Kriminalroman ist keine lexikalischer Eintrag.

Kann es sein, dass Sie in Ihrem Kriminalroman autobiografische Szenen eingebaut haben? Wenn ja, warum das?

Alle Personen in meinen Roman sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit der wirklichen Wirklichkeit müssen die Leser sich selbst erschließen.

Erwarten Sie noch in diesen Zeiten der häufigeren Selig- und Heiligsprechungen von Päpsten – oder irgendwann – auch jene des Pacelli-Papstes?

Die Akte Pacelli lag fertig schon Papst Benedikt XVI. auf dem Tisch. Alles, was zur Seligsprechung von Eugenio Pacelli/Pius XII. noch fehlt, ist die Unterschrift des Papstes. Das wäre nach dem Amtsverzicht von Benedikt XVI. jetzt also Papst Franziskus. Am 5. November 2005 stand auf kath.net „Das Gebet für die Seligsprechung Papst Pius XII.“ Darin heißt es zu Schluß: „Deshalb beten wir zu Dir, wenn es für deine größere Glorie und für das Wohl unserer Seelen ist, Deinen Diener, Papst Pius XII, zu verherrlichen.“ Ich habe mir den Gebetstext damals ausgeruckt und bete ihn seitdem jeden Abend. Mehr kann ich in der Sache nicht tun.

Ingo Langner, Der Fall Pacelli, ist 2018 erschienen im Bernardus-Verlag und hat 228 Seiten. (CNA Deutsch)

Persönliches und Kostbares aus dem Nachlass von Kardinal Meisner kommt unter den Hammer

KÖLN – Wertvolle Kunst, aber auch ganz persönliche Erinnerungsstücke mit einem besonderen Bezug zu Kardinal Joachim Meisner kommen im Mai und September unter den Hammer: Sie werden zu einem guten Zweck versteigert.

Darunter auch ein Stück aus der Toskana, das besonderes Aufsehen erregt hat.

Die wertvollsten Kunstwerke, die am 16. Mai unter den Hammer kommen, stammen aus dem Nachlass der Bildhauerin Hildegard Domizlaff, der Kardinal Meisner aufgrund persönlicher Verbundenheit mit der Künstlerin zugefallen war.

Nachdem Meisner schon zu Lebzeiten die mit diesem Nachlass verbundenen Auflagen, damit Gutes zu tun, erfüllt hatte, wollte er, dass auch die übrigen Stücke nach seinem Tode einem guten Zweck zugeführt werden.

Der Erlös der Auktion geht zu 100 Prozent an die Kardinal-Meisner-Stiftung, so wie der gesamte Nachlass Meisners. Die Kardinal-Meisner-Stiftung hat als Zweck die Förderung der Seelsorge im Erzbistum Köln und in Mittel-, Ost- und Südosteuropa.

Dabei erweckt insbesondere ein Werk das Interesse der Fachwelt. Ein kleiner gotischer Altar aus der Toskana konnte im Rahmen einer aufwendigen Recherche durch die Experten von Lempertz neu zugeschrieben und eingeordnet werden. Kardinal Meisner wäre wohl selbst mehr als überrascht über den nun angesetzten Schätzpreis gewesen.

Weitere Kunstwerke des Nachlasses sind ihm – so die Pressestelle des Erzbistums Köln in einer Mitteilung – im Lauf eines langen Lebens von Freunden und Wohltätern geschenkt worden, etwa als Anerkennung für seinen hohen persönlichen Einsatz für die Kirche in den Ländern Mittel- und Osteuropas. Vieles hat er als Kunstliebhaber und -kenner auch selbst erworben, insbesondere zu Zeiten, als heute hoch gehandelte Kunst noch günstig zu erwerben war, so etwa Malerei des 19. Jahrhunderts.

Ein langjähriger Bekannter Meisners sagte, der Kardinal habe mit dem Auge Kunst gesammelt und nicht mit dem Ohr. Will sagen: Für ihn war das Dargestellte wichtig und wie es ihn ansprach, nicht der Sammlerwert oder die erwartete Wertentwicklung. Er besaß kunsthistorischen Sachverstand und konnte es doch gut haben, dass neben einer wertvollen Ikone ein Bild hing, dass mancher eher als „Kunsthandwerk“ qualifizieren würde.

Zum Nachlass von Kardinal Meisner gehören Gemälde, Ikonen, Skulpturen, Möbel und Porzellan. Darunter finden sich viele sakrale Stücke und auch Bilder mit Bezug zu seiner Heimat und seinen Lebensstationen.

Der überwiegende Teil des Nachlasses wird im Rahmen einer Ende September bei Lempertz stattfindenden Benefiz-Auktion versteigert werden. Dort wird es für eine breitere Öffentlichkeit die Möglichkeit geben, sich ein Erinnerungsstück an den Kardinal zu ersteigern. Der Erlös dieser Auktion geht ebenfalls zur Gänze an die Kardinal-Meisner-Stiftung.

Details zur Stiftung:

www.erzbistum-koeln.de/institutionen/
stiftungszentrum/stiftungen_und_fonds/kardinal-meisner-stiftung/

Die Vorbesichtigung findet vom 9. bis einschließlich 15. Mai bei „Lempertz“ statt; der Katalog ist online abrufbar unter www.lempertz.com. (CNA Deutsch)

 

Der Drache und der Papst

Offen gesagt: Dass der 23. April das Fest des heiligen Georg ist, hat bis vor ein paar Jahren noch niemanden im Vatikan groß interessiert. Doch inzwischen ist das anders.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Denn der Heilige aus Kappadozien, der gegen einen Drachen gekämpft und im vierten Jahrhundert als Märtyrer gestorben sein soll, hat in einer vatikaninternen Rangliste dem hl. Joseph den Rang abgelaufen. Nicht mehr der Josephstag ist Feiertag im Papststaat, sondern der Georgstag.

Das liegt daran, dass der weltliche Namenstag eines amtierenden Papstes im Vatikan ein arbeitsfreier Tag ist – und auf Joseph Ratzinger (Benedikt XVI.) ist vor fünf Jahren Jorge, also Georg, Bergoglio (Franziskus) gefolgt. Das heißt: An diesem Montag haben die meisten Vatikanbüros, aber auch die Post, der Supermarkt oder die Mensa des Vatikans geschlossen.

Nicht nur der Namenstag eines amtierenden Papstes ist Vatikan-Feiertag, sondern auch sein Geburtstag und der Tag seiner Wahl auf den Stuhl Petri.

Unser Video zeigt einige Darstellungen des hl. Georg. Sie entstammen verschiedenen Epochen und werden alle in der Pinakothek gezeigt, die zum Komplex der Vatikanischen Museen gehört. (vatican news)

Afrikaner helfen Afrikanern

Ein Rekord an Geldüberweisungen von Verwandten aus dem Ausland gelangt nach Afrika, auch wenn die Kosten für Finanztransfers auf den Kontinent die höchsten der Welt sind.

Die Geldtransfers der afrikanischen Diaspora auf den Kontinent haben im Jahr 2017 65 Milliarden Dollar erreicht. Das ist mehr als das Doppelte der 29 Milliarden Dollar öffentlicher Entwicklungshilfe, die die OECD-Länder im selben Jahr für Afrika zur Verfügung gestellt haben. Diese Daten wurden am Dienstag von der Afrikanischen Union (AU) veröffentlicht. Bei diesen Summen, die von Verwandten im Ausland kommen, entstehen jedoch so hohe Kosten für den Finanztransfer wie in keinem anderen Fall der Welt.

Laut dem technischen Komitee der AU stellt die riesige Summe, die durch die über dreißig Millionen afrikanische Migranten zusammenkommt, nur einen Teil des realen Geldflusses dar, da viele Zahlen über informelle Kanäle des Geldtransfers wandern.

Das Afrikanische Institut für Überweisungen (Air) weist in seinem jüngsten Bericht über die Fortschritte bei der Überwachung der von Migranten überwiesenen Mittel darauf hin, dass die Überweisungen von Migranten eine entscheidende Ressource für die Entwicklung Afrikas waren, und das insbesondere im vergangenen Jahr, in dem die Wirtschaftsleistung aufgrund gestiegener Rohstoffpreise empfindliche Einbußen verkraften musste.

In Ländern, in denen traditionelle Wohlfahrt nicht ankommt, ist eine große Anzahl von Familien von diesen Ressourcen abhängig, um Gesundheitsdienste, Bildung und Unterkunft zu bezahlen. Aus diesem Grund können Afrikaner, die einen Verwandten haben, der in Europa oder den Vereinigten Staaten arbeitet, besser die Ausgaben des täglichen Lebens bestreiten als andere. In diesem Sinne – unterstreicht die Afrikanische Union – nehmen die Überweisungen einen strategischen Wert an, sowohl für den einzelnen Migranten als auch für die Gemeinschaft, der er angehört. Wenn es einerseits dem Arbeitnehmer ermöglicht wird, Ersparnisse für zukünftige Ziele anzusammeln, sind sie andererseits eine Quelle des Wohlstands für das entsprechende Herkunftsland.

“ Chancen müssen besser genutzt werden ”

Im Wesentlichen tragen die Überweisungen von 30 Millionen afrikanischer Migranten dazu bei, dass die anderen 120 Millionen Afrikaner, die in ihren von Armut beherrschten Herkunftsländern geblieben sind, besser leben können.

Nichtsdestotrotz unterstreicht der Bericht die dringende Notwendigkeit, diese Überweisungen zu einer echten Entwicklungschance für die begünstigten Länder zu machen. Nur einige Regierungen des Kontinents, so die Diagnose, versuchten zielgerichtete Politiken einzuführen, um diese Ressourcen besser zu nutzen.

Der Bericht betont ebenso, dass zukünftige Ergebnisse von zwei Hauptfaktoren abhängen seien. Erstens müssten sich die Staaten besser organisieren, um diesen Geldfluss zu lenken, da ein großer Teil des Geldes informelle Transferkanäle durchläuft. Der zweite kritische Faktor seien die hohen Kosten von Finanztransfers nach Afrika, die trotz des jüngsten Rückgangs in keinem anderen Gebiet der Welt vergleichbar hoch sind. Tatsächlich sind die Kosten einer Geldtransaktion im Vergleich zu 12 Prozent im Jahr 2012 im vergangenen Jahr auf 8,7 gesunken, bleiben aber weit hinter dem Ziel von 3 Prozent zurück. (vatican news – nv)

Papst: Hochschulen sind Orte des Dialogs

Papst Franziskus hat die Verantwortlichen der US-Hochschule „Villanova University“ am Samstag im Vatikan empfangen. Es handelt sich um die älteste katholische Hochschule Pennsylvanias. Franziskus lud die Verantwortlichen ein, den Studenten die Werte der Familie und der Einheit zu vermitteln.

Mario Galgano – Vatikanstadt.

„Die Universität ist an sich ein Ort, der dazu berufen ist, ein Labor des Dialogs zu sein, wo man sich trifft, um die Wahrheit, die Gerechtigkeit und die Würde des Menschen zu suchen und zwar auf allen menschlichen Ebenen“, so der Papst am Samstagvormittag in der „Sala Clementina“ im Apostolischen Palast im Vatikan. Etwa 70 Mitarbeiter der US-Universität waren anwesend, die sich diese Woche in Rom versammelt haben.

Der Papst ging in seiner Rede auf die wichtigsten Anliegen einer katholischen Universität in der heutigen Zeit ein: Es gehe darum, eine „universale Vision der Einheit der Menschheitsfamilie“ zu vermitteln, so der Papst und erinnerte daran, dass die Villanova-Universität 1842 in einem Vorort von Philadelphia gegründet wurde. „Es ist wichtig, sich für die Solidarität einzusetzen, um die schlimmen Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten in der Welt anzugehen“, fügte Franziskus an.

Die Villanova-Universität stützt sich auf die Augustiner-Schule, die – wie der Papst betonte – „der Suche nach Weisheit“ anstrebe. So wie der junge heilige Augustinus müssten auch die heutigen Studenten immer auf der Suche „nach dem wahren Wert des Lebens“ nachgehen.

„Es ist meine Hoffnung, dass in jedem Aspekt des Lebens und der Mission, die Villanova-Universität immer ihren Einsatz für die intellektuellen, spirituellen und moralischen Werte hochhält, damit sie jungen Menschen dazu verleiten kann, eine bessere Zukunft und Gesellschaft mit aufzubauen“, lautete der Wunsch des Papstes. (vatican news)

Zuckerberg entschuldigt sich für Sperrung katholischer Inhalte auf Facebook

WASHINGTON – Der Vorstandsvorsitzende und Gründer von Facebook, Mark Zuckerberg, hat sich vor dem Senat der Vereinigten Staaten für den „Fehler“ entschuldigt, katholische Inhalte auf dem bekannten sozialen Netzwerk gesperrt zu haben. Zuckerberg, der gestern im Repräsentantenhaus angehört wurde, hatte bereits am 10. April den Senat besucht wegen des Skandals um die Verletzung der Privatsphäre von Millionen Facebook-Nutzern, was dazu verwendet worden sein soll, die amerikanischen Präsidentschaftswahlen 2016 zu beeinflussen.

In seinem mehr als fünfstündigen Auftritt entschuldigte sich Mark Zuckerberg und sagte auf eine diesbezügliche Frage der Kongressabgeordneten für Washington, Cathy McMorris Rodgers, dass Facebook „einen Fehler gemacht habe“, als es den Post einer franziskanischen Universität blockierte, der das Kreuz von San Damiano zeigte.

Nach dem Blockieren der Meldung der franziskanischen Universität von Steubenville entschuldigte sich Facebook und teilte mit, man hätte die Anzeige fälschlicherweise zensiert. Zuckerberg erklärte diesbezüglich, dass es viele Anzeigen gebe, die sein Team ständig überprüfe, somit „würde ich nicht von einigen Beispielen auf die Tatsache schließen, dass das ganze System tendenziös sei.“

Der Chef von Facebook bedauerte auch, dass „wir unsere Verantwortung nicht umfassend genug beachtet“ haben, um den Einsatz schädlicher Tools zu vermeiden, besonders in Bezug auf „falsche Nachrichten, ausländische Einflussnahme bei Wahlen und Hassreden, sowie bei Projektentwicklern und der Privatsphäre von Daten.“

Senator Ted Cruz stellte Zuckerberg die Frage über eine mögliche Voreingenommenheit gegenüber bestimmten religiösen und politischen Inhalten und präzisierte, dass Facebook konservative Inhalte und „mehr als zwei Dutzend katholische Seiten blockiert hat“ – nachdem festgelegt wurde, dass deren Inhalte, Cruz zitierte – „unsicher für die Gemeinschaft“.

Im Juli 2017 wurden 25 katholisch inspirierte Seiten von Facebook blockiert. Darunter mindestens 21 brasilianische und 4 englische Seiten, die von Personen aus den USA und Afrika verwaltet wurden und Millionen von Nutzern erreichten.

Cruz fragte Zuckerberg, ob irgendein Inhalt von Planned Parenthood – dem transnational größten Abtreibungskonzern der Welt – jemals entfernt worden sei. Der Gründer von Facebook gab an, dass er nicht wisse, ob so etwas passiert sei.

„Facebook befindet sich im Technologieindustriegebiet von Silicon Valley, einem extrem linken Standort“, sagte Zuckerberg und hob hervor, dass er „sicherstellen wolle, dass wir keinerlei tendenziöse Linie haben.“

Als Senator Ben Sasse ihn bat, den Begriff „Hassrede“ – Hate Speech – zu definieren, sagte Zuckerberg, dies sei „eine sehr schwierige Frage“ und bekräftigte, dass Facebook sein Bemühen fortsetzen werden, die Verbreitung von Hass und Gewalt zu verhindern.

„Heute gibt es einige leidenschaftliche Sichtweisen zum Thema Abtreibung. Können Sie sich eine Welt vorstellen, in der Sie entscheiden können, dass es den Lebensschützern verboten wird, auf ihrer Plattform über ihre Position zu Abtreibung zu sprechen?“ fragte Sasse Zuckerberg.

Auf die Frage antwortete der Geschäftsführer von Facebook: „Sicherlich will ich nicht, dass das passiert.“ Er fügte hinzu, dass eine Verlagerung hin zum Einsatz künstlicher Intelligenz bei der „proaktiven Überprüfung von Inhalten“ viele Fragen zu den Verpflichtungen, die Unternehmen erfüllen müssen, aufwerfen könnte.

Zuckerberg entschuldigte sich mehrmals für den Skandal um den Schutz der Privatsphäre von etwa 87 Millionen Nutzern, deren Daten „unangemessen weitergegeben“ und von Cambridge Analytica verwendet wurden, um die Wahlen 2016 zu beeinflussen.

Zum Thema Privatsphäre fragte Senator Dick Durbin Zuckerberg, ob er sich dabei wohl fühlen würde, den Namen des Hotels, in dem er vergangene Nacht geschlafen hatte, oder die Namen der Personen, denen er diese Woche Nachrichten geschickt hat, zu teilen.

Als der Chef von Facebook mit „Nein“ antwortete, sagte Durbin: „Ich denke, darum geht es hier. Um das Recht auf Privatsphäre, die Grenzen des Rechts auf Privatsphäre und wie viel man im modernen Amerika im Namen von – ich zitiere, ´die Menschen in der Welt verbinden´ – von sich preisgeben will.“

Übersetzt und redigiert von Walter Sanchez Silva und Susanne Finner. (CNA Deutsch)

Kardinal Filoni: Kirchliche Universitäten als „Labore“ missionarischen Aufbruchs

 

VATIKANSTADT – Katholische Hochschulen spielen eine wichtige Rolle für die Verkündung des Glaubens in einer von der Globalisierung betroffenen Welt: Daran hat der Kardinal Fernando Filoni erinnert. Der Präfekt der Kongregation für die Evangelisierung der Völker und Großkanzler der Päpstlichen Universität Urbaniana sprach anlässlich des Patroziniums der Universität am 10. April in Rom.

Wie die „Agenzia Fides“ berichtet, sprach Kardinal Filoni in seinem Vortrag zum Thema „Evangelisierung und Hochschulbildung. Aktualität der Gründungsintuition der Kongregation für die Evangelisierung der Völker“, über den gegenwärtigen Zustand der Kirche und der Welt an.

„Trotz der angekündigten Programme und der auf den Weg gebrachten Initiativen wächst in der Kirche das Bewusstsein für die großen Risiken von Pessimismus, Resignation und sogar Verzicht auf die Weitergabe des Evangeliums an die Völker, deren Kulturen und Traditionen wiederum unter der Last eines expansiven und allgegenwärtigen Wandels zu leiden scheinen, der sowohl durch neue Technologien als auch durch neue und komplexe wirtschaftliche und finanzielle Prozesse hervorgerufen wird.“

In der Welt herrsche heute eine Globalisierung der „menschlichen Dinge“. Die Widersprüche, die die heutige Welt kennzeichnen, erforderten deshalb eine sorgfältige Unterscheidung und die Konzentration auf praktikable Lösungen.

„Es gehört zu dieser Aufgabe“, so der Kardinal weiter „dass wir versuchen zu verstehen wie und warum Evangelisierung und Hochschulstudium sich gegenseitig befruchten können“.

Kardinal Filoni erinnert in diesem Zusammenhang an das Schreiben Ratio fundamentalis istitutionis sacerdotalis vom 8. Dezember 2016 von Papst Franziskus:

„Papst Franziskus ist entschlossen, das etablierte System der Priesterausbildung in den missionarischen Wandel einer Kirche im Aufbruch einzubeziehen … Konkret werden die kirchlichen Universitäten dazu aufgefordert, sich als ‚Labore‘ für den missionarischen Aufbruch der Kirche zu organisieren“.

Angesichts einer zerrissenen und verwirrten Welt sei es dringend notwendig, „angemessene Wege zu finden, um die missionarische Dynamik unter den Christusgläubigen neu zu beleben“.

Wie „Fides“ weiter berichtet, betonte Kardinal Filoni, dass die Zahl der Jugendlichen weltweit nie so hoch gewesen sei wie heute. Ihnen komme eine besondere Rolle in der Verbreitung des Glaubens zu.

Kardinal Filoni erinnert in diesem Zusammenhang auch daran, dass „die Verbindung zwischen Evangelisierung und Hochschulausbildung ausschlaggebend für die Entstehung der Kongregation de Propaganda Fide war“, die heute als Kongregation für die Evangelisierung der Völker bezeichnet wird. (CNA Deutsch)

Papstschreiben zur Heiligkeit – ein Kollegengespräch

An diesem Montag hat der Vatikan ein Lehrschreiben des Papstes über die Heiligkeit veröffentlicht. Wir sprachen darüber mit unserem Redaktionsmitglied Stefan von Kempis, der letztes Jahr bei Herder ein Buch über „Drei Päpste und ihre Lieblingsheiligen“ herausgegeben hat.

Warum gerade jetzt so ein grundlegender Text des Papstes über die Heiligkeit?

„Es stimmt schon – die Sache ist etwas überraschend. Denn die bisherigen Grundlagentexte von Franziskus (sogenannte „Apostolische Exhortationen“) handelten von sehr wichtigen Themen: Evangelii Gaudium von 2013 war die Programmschrift seines Pontifikats, da ging es um Neuevangelisierung, und Amoris Laetitia von 2016 drehte sich um Ehe und Familie. Vor allem aber waren beiden „Exhortationen“ – das Wort bedeutet „Aufruf“, „Ermunterung“ – große Bischofssynoden im Vatikan vorausgegangen, Amoris Laetitia war sogar der Endpunkt eines synodalen Prozesses aus zwei Synoden.

Also, eine Exhortation über Heiligkeit, ohne dass ihr eine Synode vorausging, bedeutet eine Überraschung. Ich hätte mir von der Form her eher eine Enzyklika zu diesem Thema vorstellen können, aber vielleicht war der Text dafür nicht lang genug…“

Aber das sind ja vor allem formale Gesichtspunkte. Was steckt inhaltlich noch dahinter?

„Also, von diesen formalen Gesichtspunkten abgesehen ist klar, dass Franziskus einfach das Wort Heiligkeit (neben dem Wort Barmherzigkeit, das bisher in den ersten fünf Jahren dieses Pontifikats prägend war, siehe das Heilige Jahr der Barmherzigkeit 2015-16) jetzt zu einem weiteren großen Thema seines Dienstes machen will.

Dieser Papst ist ausdrücklich als Reformer angetreten, und da ist es schon auffallend, dass er beim Thema Reformen immer wieder darauf zu sprechen kommt, dass er eigentlich nicht so sehr Strukturen als vielmehr die Herzen ändern will. Darum zählt Franziskus seine Frühmessen in der Casa Santa Marta oder die Fastenexerzitien mit der Römischen Kurie ausdrücklich zu seinem Reformprozess dazu.

„Heiligkeit“ ist also, auch wenn sich das erst einmal seltsam anhört, aus der Sicht dieses Papstes eines der wichtigsten, wenn nicht überhaupt das wichtigste Ziel seiner Vatikan- und Kirchenreform.“

Aber bei Heiligen denkt man doch zuerst an die Menschen, die von Päpsten heilig- oder selig gesprochen worden sind.

„Ja natürlich – vor allem Johannes Paul II., der mittlerweile selbst als Heiliger verehrt werden kann, hat eine richtiggehende Politik der Heilig- und Seligsprechungen betrieben. Er hat in einem Vierteljahrhundert Pontifikat auf seinen etwa hundert Auslandsreisen häufig große Persönlichkeiten einer jeweiligen Ortskirche im Land selbst „kanonisiert“, also in die offizielle Liste der Heiligen aufgenommen. Er hat also ein ganzes Netz von Heiligen hinterlassen, das sich über den Globus spannt: ganze Heerscharen von Heiligen. Und Benedikt XVI. hat das, mit etwas anderer Akzentsetzung, fortgesetzt – wie es ja auch Franziskus tut.

Aber mit „Gaudete et Exsultate“ geht es Franziskus gar nicht so sehr um diese Heiligsprechungen, diese pompösen Feiern, wie wir sie vom Petersplatz her kennen. Stattdessen will er auf eine – wie er sie nennt – „Mittelklasse der Heiligkeit“ hinweisen. Also auf ein im Alltag gelebtes Heiligsein ganz normaler Menschen, auf die keiner in Rom aufmerksam wird und die doch eine Leuchtspur des Heiligen in ihrer Umgebung hinterlassen.

Zu diesen unbekannten und nicht-kanonisierten Heiligen zählt Franziskus übrigens auch seine Großmutter. Das ist ein originelles Konzept, eine Demokratisierung des Heiligenbegriffs sozusagen.“

Bergoglios Großmutter? Eine Heilige?

„Ja – der Papst sieht das tatsächlich so. „In meinem Brevier habe ich das Testament meiner Großmutter Rosa“, hat er mal erzählt. „Ich lese es oft: Es ist für mich wie ein Gebet. Sie ist eine Heilige, die so viel gelitten hat…“

Franziskus ist davon überzeugt, dass nahezu jeder Mensch Heilige in seiner Umgebung hat, und mit seinem Schreiben will er den Menschen den Blick dafür schärfen. Heiligkeit eben nicht als etwas Exklusives, nur einigen wenigen Vorbehaltenes, sondern als etwas, wozu wir alle Zugang haben.

„Ich sehe die Heiligkeit im geduldigen Volk Gottes“, sagte er 2013 im Interview mit Jesuitenzeitschriften – und nannte dann gleich ein paar alltagstaugliche Beispiele. „Eine Frau, die ihre Kinder großzieht, ein Mann, der arbeitet, um Brot nach Hause zu bringen, die Kranken, die alten Priester, die so viele Verletzungen haben, aber auch ein Lächeln, weil sie dem Herrn gedient haben, die Schwestern, die so viel arbeiten und eine verborgene Heiligkeit leben. Das ist für mich die allgemeine Heiligkeit.“

Übrigens: Die Freude gehört ganz sicher auch zentral dazu, zu dieser Vorstellung von Heiligkeit. Und zu diesem Pontifikat überhaupt. Alle großen Schreiben des Papstes, auch das neueste, tragen die Freude im Titel: Gaudium, Laetitia, Laudato si‘, Gaudete!“

Lesetipp: Stefan von Kempis (Hg.), Drei Päpste und ihre Lieblingsheiligen. Persönliche Gedanken von Johannes Paul II., Benedikt XVI. und Franziskus. Herder Verlag Freiburg, 2017. (vatican news)